Die Tradition

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Ansgar
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Die Tradition

Beitrag von Ansgar »

Hallo, ich bin neu hier
Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Katholischen Kirche, bin selber aber (noch) kein Katholik.
Ich habe eine Frage bezgl. Der katholischen Theologie:
Der katholische Glaube stützt sich ja auf drei gleichwertige Grundpfeiler: Die Heilige Schrift (Bibel), die Tradition und das Lehramt. Was die Heilige Schrift ist, ist klar. Auch unter Lehramt kann ich mir was vorstellen (Bestimmungen des Klerus bei Konzilen etc.?!). Aber was ist Tradition? Sind es nur die kirchlichen, post-biblischen Schriften oder gehört noch mehr zu dieser Kategorie?
Wäre sehr dankbar für alle Antworten.
Gruß, Ansgar

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Hallo Ansgar,

herzlich willkommen hier im Forum!

Du stellst eine interessante Frage, die in meinen Augen auch gar nicht leicht zu beantworten ist. Die RKK hat eine lange Tradition von Lehrentscheidungen, zu allen nur denkbaren Themen. Diese sind in enstprechenden Sammlungen (z.B. Neuner-Roos oder Denzinger/Hünermann) nachzulesen. Genau genommen ist aber dies schon ein Produkt des Lehramtes, da nur die Entscheidungen als verbindlich für die Zukunft gelten, die vom Lehramt getroffen wurden, auch wenn nicht alle davon als "unfehlbar" im engeren Sinne zu gelten haben.

In erster Linie bezeichnet der Begriff der "Tradition" das Corpus der Kirchenväter. Dieses ist allerdings nicht klar definiert. Nicht alle Werke der Kirchenväter können als traditionsbildend betrachtet werden, manche Einzelmeinung sonst wichtiger Väter wurde vom Lehramt verworfen, andere Aspekte angenommen. Auch wurden zu bestimmten Zeiten Traditionsstränger stärker betont, die zu anderen Zeiten in den Hintergrund traten. "Tradition" ist also kein starrer Begriff, kein monolithischer Block, sondern immer etwas Lebendiges, ein Dialog, in dem wir im Befragen der Väter und im Forschen Antworten für die Gegenwart finden.

Interessant ist ja auch, daß die Kirchen, die die Tradition als eine der zentralen Erkenntnisquellen angeben, zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was diese Tradition denn ist und welche Antworten sie gibt. Orthodoxe, Katholiken und Anglikaner berufen sich alle auf die gleichen altkirchlichen Konzilien und weitgehend auch die gleichen Väter, und kommen doch zu unterschiedlichen Schlüssen. Das hat auch damit zu tun, daß die Tradition innerhalb der Lehrbildungsprozesse wiederum unterschiedliche Funktionen einnimmt.

Für die Orthodoxen ist die Tradition in erster Linie etwas Unveränderliches, während die Katholiken die Tradition durch das Lehramt immer wieder neu auslegen. Ein Lehramt in diesem Sinne wiederum kennen die Anglikaner nicht, bei uns werden Schrift, Tradition und Vernunft immer wieder neu in Dialog gebracht, um Antworten für die Gegenwart zu gewinnen.

Soviel mal von mir zum Anfang. Ich bin gespannt auf die anderen Antworten.

Gruß
Stephen

Siehe dazu auch das Zitat von ++Rowan Williams.
If only closed minds came with closed mouths.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

S. Basilius Magnus (de Spiritu Sancto XXVII,66) hat geschrieben:»Unter den in der Kirche bewahrten Glaubenslehren und Verkündigungen besitzen wir die einen aus der schriftlich festgelegten Unterweisung, die anderen haben wir von der Tradition der Apostel auf dem Weg der Mysterien überliefert empfangen. Beide haben für den Glauben die gleiche Bedeutung. Dieser Feststellung wird niemand widersprechen, der auch nur die geringste Erfahrung mit den geheiligten Satzungen der Kirche hat. Denn wenn wir es betrieben, den ungeschriebenen Brauch als minder gültig abzulehnen, dann würden wir unvermerkt auch das Evangelium an Stellen treffen, die ihrerseits von grundlegender Bedeutung sind.

Mehr noch, wir beschränkten die Verkündigung auf bloße Namen. Welche Anweisung aus der Schrift gibt es, um zunächst das Gebräuchlichste zu nennen, daß die auf den Namen unseres Herrn Jesus Christus Hoffenden sich mit dem Kreuzeszeichen bezeichnen? Welcher Buchstabe hat uns gelehrt, uns beim Gebet nach Osten zu wenden? Die Worte der Epiklese bei der Konsekration des Brotes der Eucharistie und des Kelches der Segnung - wer von den Heiligen hat sie uns schriftlich hinterlassen? Wir begnügen uns ja nicht mit dem, was der Apostel oder das Evangelium anführen, sondern sprechen vorher und nachher noch andere Worte, die wir aus der nichtschriftlichen Lehre empfangen haben und die eine große Bedeutung für das Geheimnis haben.

Wir segnen auch das Taufwasser und das Öl der Salbung und außerdem den Täufling selbst. Aufgrund welcher Schrifttexte tun wir das? Nicht aufgrund der verborgenen und geheimnisvollen Überlieferung? Mehr noch, welches geschriebene Wort lehrte uns die Salbung mit Öl ihrerseits? Das dreifache Untertauchen des Täuflings, woher kommt es? Und all die anderen Dinge bei der Taufe, das dem Teufel und seinen Engeln Entsagen, aus welcher Schrift stammt das? Etwa nicht aus dieser nichtöffentlichen, verborgenen Lehre, die unsere Väter in unbekümmertem und schlichtem Schweigen bewahrt haben, wohl darüber belehrt, daß die Ehrwürdigkeit der Geheimnisse durch Schweigen bewahrt bleibt? Was die Nichteingeweihten noch nicht einmal sehen durften, wie sollte es vernünftig sein, das als Lehre schriftlich auszuposaunen?

[…]

Deshalb schauen wir alle zwar beim Gebet nach Osten, aber nur wenige von uns wissen, daß wir dabei die alte Heimat suchen, das Paradies, das Gott in Eden gegen Osten pflanzte (vgl. Gen 2,8). Aufrecht verrichten wir die Gebete am ersten Tag der Woche, aber nicht alle kennen den Grund. Denn nicht nur, weil wir mit Christus auferstehen und das, was droben ist, suchen sollen (vgl. Kol 3,1), erinnern wir uns am Auferstehungstag der uns geschenkten Gnade durch das Stehen beim Gebet, sondern weil dieser Tag gewissermaßen ein Bild des zukünftigen Äons zu sein scheint.

Deswegen nannte Moses den Anfang der Tage auch nicht "ersten" Tag, sondern "ein" Tag; er sagte nämlich: "Es ward Abend, und es ward Morgen, ein Tag" (Gen 1,5), als ob dieser Tag im Kreislauf wieder herbeigeführt werden sollte. Und fürwahr, er ist "ein" Tag und auch achter, weil er den "einen" und wahrhaft achten durch sich selbst offenbar macht, von dem der Psalmist in einigen Psalmüberschriften spricht (Ps 6; Ps 11 LXX), das heißt der Zustand nach dieser Weltzeit, der Tag, der nicht mehr aufhört, der Tag ohne Abend, der Tag, der keinen Nachfolger hat, der Äon, der kein Ende mehr hat und ewig jung bleibt. Notwendig hält die Kirche ihre Kinder dazu an, an diesem Tag ihre Gebete stehend zu verrichten, damit wir durch die ständige Erinnerung an das Leben, das kein Ende hat, die Reisezehrung für diese Veränderung unseres Wohnsitzes nicht vernachlässigen.

Jeder fünfzigste Tag seinerseits ist eine Erinnerung an die im zukünftigen Äon erwartete Auferstehung. Denn dieser eine und erste Tag vollendet, siebenmal versiebenfacht, die sieben Wochen der heiligen fünfzig Tage. Diese Zeit beginnt nämlich mit dem ersten und endigt mit demselben, in der Zwischenzeit sich fünfzigmal in ähnlichen Tagen entfaltend. Durch die Ähnlichkeit ahmt sie die Ewigkeit nach, fängt sie doch in einer Kreisbewegung bei den gleichen Zeichen an, wo sie aufhört. Die Gesetze der Kirche haben uns gelehrt, an diesem Tag die aufrechte Haltung beim Gebet vorzuziehen, sie wollen mit dieser deutlichen Erinnerung unseren Geist gewissermaßen aus der Gegenwart in die Zukunft versetzen. Bei jedem Beugen der Knie und bei jedem Aufstehen zeigen wir durch unser Tun an, daß wir durch die Sünde zur Erde fielen und durch die Menschenfreundlichkeit unseres Schöpfers zum Himmel zurückgerufen wurden.«
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Die katholische Auffassung von "Tradition" hat Papst Benedikt XVI. in einer kurzen lesenswerten Katechese ausgeführt.

Der große Fluss, der uns zum Hafen der Ewigkeit führt
Die Tradition besteht nicht in der Überlieferung von toten Dingen. Sie ist lebendige Richtschnur der Kirche: Katechese von Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 26. April.


Liebe Brüder und Schwestern,
danke für eure Zuneigung! In der neuen, vor kurzem begonnenen Katechesenreihe versuchen wir, den ursprünglichen Entwurf der Kirche, die von Gott gewollt ist, zu verstehen, um so auch besser unseren Ort, unser christliches Leben in der großen Gemeinschaft der Kirche zu erfassen. Bis jetzt haben wir verstanden, dass die kirchliche Gemeinschaft vom Heiligen Geist hervorgebracht worden ist, von ihm gestützt und vom apostolischen Dienst behütet und gefördert wird. Und diese Gemeinschaft, die wir Kirche nennen, erstreckt sich nicht nur auf die Gläubigen eines gegebenen historischen Moments, sondern umfasst zugleich auch alle Zeiten und Generationen.
Wir haben also eine zweifache Universalität vor uns: eine „synchronische“ Universalität – wir sind mit den Gläubigen in allen Teilen der Welt vereint – und auch eine so genannte „diachronische“ Universalität, das heißt: Alle Zeiten gehören zu uns; auch die Gläubigen der Vergangenheit und die der Zukunft bilden mit uns eine einzige große Gemeinschaft.
Der Heilige Geist erscheint als Garant der aktiven Gegenwart dieses Geheimnisses in der Geschichte; als derjenige, der ihre Verwirklichung im Lauf der Jahrhunderte sicherstellt. Dank dem Paraclitus kann die Erfahrung des Auferstandenen, die die apostolische Gemeinde machte, als die Kirche geboren wurde, immer wieder neu von den folgenden Generationen erlebt werden, insofern sie im Glauben, im Gottesdienst und in der Gemeinschaft des Gottesvolkes, das in der Zeit pilgert, überliefert und aktualisiert wird.
Und so erleben wir jetzt in der Osterzeit die Begegnung mit dem Auferstandenen nicht nur als etwas Vergangenes, sondern in der gegenwärtigen Gemeinschaft des Glaubens, der Liturgie, des Lebens der Kirche. In dieser Überlieferung der Heilsgüter, die aus der christlichen Gemeinde durch die Kraft des Heiligen Geistes eine kontinuierliche Aktualisierung der ursprünglichen Gemeinschaft macht, besteht die apostolische Tradition der Kirche.
Sie wird so genannt, weil sie aus dem Zeugnis der Apostel und der Gemeinde der Jünger zur Zeit der Ursprünge entstanden ist, weil sie unter der Leitung des Heiligen Geistes in den Schriften des Neuen Testaments und im sakramentalen Leben weitergegeben worden ist, und auch im Leben des Glaubens. Auf sie, auf diese Tradition, die die vollständige, allzeit aktuelle Wirklichkeit der Gabe Jesu ist, bezieht sich die Kirche ständig. Durch die ununterbrochene Sukzession des apostolischen Dienstes stellt sie ihre Grundlage und Richtschnur dar.
Jesus hat seine Sendung zu Lebzeiten noch auf das Haus Israel eingeschränkt. Er gab aber bereits zu verstehen, dass die Gabe nicht nur für das Volk Israel bestimmt war, sondern für die ganze Welt und alle Zeiten. Der Auferstandene vertraute dann ausdrücklich den Aposteln (vgl. Lk 6,13) die Aufgabe an, alle Nationen zu seinen Jüngern zu machen, und sicherte seine Gegenwart und seine Hilfe bis zum Ende der Zeiten zu (vgl. Mt 28,19f).
Der Universalismus des Heils erfordert des Weiteren, dass das Ostergedenken ohne historische Unterbrechung bis zur glorreichen Wiederkehr des Christus gefeiert wird (vgl. 1 Kor 11,26). Wer wird die Heil spendende Gegenwart des Herrn Jesus durch den Dienst der Apostel, die Häupter des eschatologischen Jerusalem (vgl. Mt 19,28), und durch das ganze Leben des Volkes des Neuen Bundes verwirklichen? Die Antwort ist klar: der Heilige Geist.
Die Apostelgeschichte zeigt– in Kontinuität mit dem Entwurf des Lukasevangeliums – auf lebendige Weise auf, wie der Heilige Geist die von Christus Berufenen und die Gemeinde, die von diesen zusammengeführt worden ist, durchdringt. Dank des Wirkens des Paraclitus können die Apostel und ihre Nachfolger die Sendung, die sie vom Auferstandenen erhalten haben, in der Zeit verwirklichen. „Ihr seid Zeugen dafür. Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herab senden“ (Lk 24,48f.).
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8). Und diese unglaubliche Verheißung zu Beginn verwirklichte sich bereits zu Lebzeiten der Apostel: „Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott allen verliehen hat, die ihm gehorchen“ (Apg 5,32).
Es ist also der Heilige Geist selbst, der vermittelst der Handauflegung und des Gebets der Apostel die neuen Missionare des Evangeliums weiht und entsendet (so zum Beispiel in Apg 13,3f. und 1 Tim 4,14).Während an einigen Stellen gesagt wird, dass Paulus die Presbyter in den Kirchen ernannte (vgl. Apg 14,23), wird an anderen Stellen bekräftigt, dass es der Heilige Geist ist, der die Hirten der Herde bestellt (vgl. Apg 20,28). Das Wirken des Heiligen Geistes und die Tätigkeit des Paulus ergeben sich so als völlig voneinander durchdrungen.
In der Stunde der feierlichen Entscheidungen im Leben der Kirche ist der Heilige Geist gegenwärtig, um sie zu führen. Diese leitende Anwesenheit des Heiligen Geistes ist besonders im Konzil von Jerusalem zu spüren, in dessen Schlussworten die Bekräftigung zu hören ist: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen…“ (Apg 15,28). Die Kirche wächst und schreitet voran „in der Furcht vor dem Herrn und durch die Hilfe des Heiligen Geistes“ (Apg 9,31).
Diese andauernde Aktualisierung der tätigen Gegenwart des Herrn Jesus in seinem Volk wird vom Heiligen Geist gewirkt und kommt in der Kirche durch den apostolischen Dienst und die brüderliche Gemeinschaft zum Ausdruck; sie ist das, was im theologischen Sinn mit dem Begriff „Tradition“ gemeint ist: Diese ist nicht die rein materielle Übermittlung dessen, was den Aposteln zu Beginn geschenkt worden war, sondern die wirksame Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus, der die von ihm gesammelte Gemeinde begleitet und im Heiligen Geist führt.
Die Tradition ist die Gemeinde, die sich im Lauf der Geschichte um die legitimen Hirten gesammelt hat – eine Gemeinschaft, die der Heilige Geist nährt. Und auf diese Weise stellt er die Verbindung zwischen der Erfahrung des apostolischen Glaubens, die in der ursprünglichen Gemeinde der Jünger gelebt wurde, mit der aktuellen Erfahrung Christi in seiner Kirche sicher.
Mit anderen Worten: Die Tradition ist die organische Kontinuität der Kirche, heiliger Tempel von Gott Vater, errichtet auf dem Fundament der Apostel und zusammengehalten vom Schlussstein, Christus, durch das Leben spendende Wirken des Heiligen Geistes: „Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut“ (Eph 2,19-22).
Dank der Tradition, die durch den Dienst der Apostel und ihrer Nachfolger gewährleistet ist, erreichen das Wasser des Lebens, das aus der Seite Christi fließt, und sein heilendes Blut die Frauen und Männer aller Zeiten. So ist die Tradition die andauernde Gegenwart des Heilands, der kommt, um uns zu begegnen, um uns im Heiligen Geist durch den Dienst seiner Kirche zur Ehre des Vaters zu erlösen und zu heiligen.
Zusammenfassend können wir zum Abschluss sagen: Die Tradition besteht nicht in der Weitergabe von Dingen oder Worten, in der Überlieferung von einer Ansammlung toter Dinge. Die Tradition ist der lebendige Fluss, der uns mit den Ursprüngen verbindet, jener lebendige Fluss, in dem die Ursprünge immer gegenwärtig sind: der große Fluss, der uns zum Hafen der Ewigkeit führt. Und weil das so ist, verwirklicht sich in diesem lebendigen Fluss immer neu das Wort des Herrn, das wir am Anfang gehört haben: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

Ansgar
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Beitrag von Ansgar »

Hallo Nochmal
Danke für eure Antworten. Eure Texte haben mir sehr geholfen, allerdings sind mir diese Definitionen noch nicht konkret genug. Was fällt denn alles unter die Kategorie der Tradition?
Wenn ich es richtig verstehe ist die hl. Schrift die Bibel, die Tradition ist die Gesamtheit der Theologischen Schriften aller Kirchen- und Glaubensvätern und Heiligen, und das Lehramt ist die Auslegung der Bibel und Tradition durch den Klerus (z.B. in Form von Konzilien). Ist das so richtig? Bitte korrigiert mich wenn das falsch war.
Ansgar

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Das nur in ein paar Sätzen zu sagen, ist -so finde ich- schwer, wobei m.M.n. Du das schon ganz richtig gesehen hast. Für mich sehr erhellend war das Buch von Yves Congar "Tradition und Kirche", welches nur noch antiquarisch erhältlich ist.

Falls Du Englisch kannst, ist der Artikel der katholischen Enzyklöpädie "New Advent" sehr lesenswert.

:)
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Irenaeus
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Beitrag von Irenaeus »

Hallo Ansgar!

Willkommen!

Du fragst nach der Tradition. Das ist sehr gut.

Wie ist Dein Gefühl, nachdem Du über die Tradition etwas efahren hast?

Grüße, Irenaeus
Per Deum omnia fieri possunt.
Benedicamus Domino!
PAX

Ansgar
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Beitrag von Ansgar »

Hallo Irenaeus
Mir gefällt das Konzept der Tradition ganz gut. Das Prinzip der sola scriptura spricht mich nicht an. Wieso sollte Gott eine Heilige Schrift offenbaren und dann ganz und gar zu schweigen anfangen? Das Prinzip der Tradition, der hl. Überlieferung, hingegen ist absolut lebendig, in ihr scheint sich die Offenbarung Gottes fortzusetzen.
Ich habe dabei also ein durchaus gutes Gefühl
Ansgar

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Morgenrot
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Beitrag von Morgenrot »

Ansgar hat geschrieben:Hallo Irenaeus
Mir gefällt das Konzept der Tradition ganz gut. Das Prinzip der sola scriptura spricht mich nicht an. Wieso sollte Gott eine Heilige Schrift offenbaren und dann ganz und gar zu schweigen anfangen? Das Prinzip der Tradition, der hl. Überlieferung, hingegen ist absolut lebendig, in ihr scheint sich die Offenbarung Gottes fortzusetzen.
Ich habe dabei also ein durchaus gutes Gefühl
Ansgar
Das Sola-Scriptura-Prinzip besagt eigentlich nur, dass alle weitergehenden christlichen Schriften, die je verfasst wurden, seien es die Didache oder Schriften des Augustinus oder.... sich an der Hl. Schrift überprüfbar und mit ihr kompatibel zu sein haben.
Alles andere ist Hokuspokus.
Ich bin immer bemüht, dass sich die Geister an mir scheiden.

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Peregrin
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Registriert: Donnerstag 12. Oktober 2006, 16:49

Beitrag von Peregrin »

Ansgar hat geschrieben:Das Prinzip der sola scriptura spricht mich nicht an.
Das Prinzip ist vor allem logisch unbefriedigend, da die Echtheit der Schrift ja eben erst durch die lebendige Tradition bezeugt wird. Wenn wir dieses Zeugnis nicht hätten, unterschiede sich die Bibel in nichts von den "Prophezeiungen von Celestine" und ähnlichem Quatsch.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Stephen Dedalus
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Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Ich bin gewiß kein Solascripturianer, aber man muß das etwas differenziert sehen. Was heute von vielen Evangelischen unter "sola scriptura" verstanden wird, hat mit dem Konzept der Reformatoren nicht mehr sehr viel gemein. Den Reformatoren kam es vor allem darauf an, daß nur die Bibel höchste Autorität für sich beanspruchen kann. Daß sie auch andere Elemente der Tradition gelten ließen, erkennt man u.a. daran, daß die altkirchlichen Bekenntnisse in allen Kirchen der Reformation weiterhin bindend blieben. Der Grundfehler besteht imho nicht darin, die Tradition ganz ignorieren zu wollen (das wollten die Reformatoren nicht), sondern zu beginnen, die Bibel als absolutum ohne oder zum Teil gegen die Tradition zu lesen.
If only closed minds came with closed mouths.

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FranzSales
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Registriert: Dienstag 14. Oktober 2003, 08:46

Beitrag von FranzSales »

Das Sola-Scriptura-Prinzip besagt eigentlich nur, dass alle weitergehenden christlichen Schriften, die je verfasst wurden, seien es die Didache oder Schriften des Augustinus oder.... sich an der Hl. Schrift überprüfbar und mit ihr kompatibel zu sein haben.
Das ist sehr interessant. Der Grund dafür, dass die die verschiedenen neutestamentlichen Schriften in den Kanon aufgenommen wurden, war auch der, dass sie u.a. mit der Überlieferung (Tradition) -der sog. "Regel des Glaubens" übereinstimmten. Die
Kanonskriterien sind hier kurz und prägnant ausgeführt.
Letzlich sind die Schriften des NT in Schriftform gegossene Tradition.

Das Sola-Scriptura-Prinzip ist weder biblisch noch historisch, sondern eine Erfindung des 16. Jhds.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Ich bin gewiß kein Solascripturianer, aber man muß das etwas differenziert sehen. Was heute von vielen Evangelischen unter "sola scriptura" verstanden wird, hat mit dem Konzept der Reformatoren nicht mehr sehr viel gemein.
Volle Zustimmung!

Nicht umsonst haben die Reformatoren Bekenntnisschriften aufgesetzt. Das Augsburger Bekenntnis legt die Auslegung der Bibel unter Berücksichtigung der Tradition fest.

Die "traditionslosen Sola-Scripturaner" können einen großen Teil der Bibel überhaupt nicht mehr auslegen. Unterschied zwischen Apostel und Jünger? Fehlanzeige. Was meint Paulus mit der Handauflegung (Ordination/Weihe)? Fehlanzeige. Die Antwort heißt dann immer: "Das kann man so alles nicht aus der Bibel herauslesen".

Ohne der kirchliche Überlieferung kann man die Bibel nicht auslegen.

TiLek
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Wohnort: Hannover

Beitrag von TiLek »

@Lutheraner:

Ich kann Dir hierauch voll zustimmen!

Gruß Timm
"Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag."
Dietrich Bonhoeffer

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Alexander
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Wohnort: Berlin

Beitrag von Alexander »

Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)

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