ad_hoc hat geschrieben:In diesem Forum kann zumindest auf gewisse Zeit hin jederman und jederfrau seinen/ihren Senf abgeben; wenn dieser nur nicht so fade wäre.
Ich bitte die Damen und Herren, die anderer Meinung sind als cantus planus, auf dessen Eröffnungsbeitrag bezogen doch mal ihre Ablehnung anhand der einzelnen von cp genannten Punkte zu begründen. Cantus planus hat seine Ablehnung der Seligsprechung des Papstes Johannes Paul II. im einzelnen mit Fakten begründet. Was haben die Senfausscheider an Argumenten, um diese Punkte zu widerlegen?
Ich weiß schon vorab, es wird nichts kommen, weil jegliche Gegenargumente fehlen. Aber was kommt ansonsten?
Gruß, ad_hoc
Gerne.
* Kein Papst hat je zuvor so doppeldeutige und schlimme Dinge getan, wie sich von heidnischen Priestern segnen zu lassen, einen Koran zu küssen oder den unkritischen Synkretismus der Gebetstreffen von Assisi zu fördern.
Ich gehöre damit sicher nicht zur Forums-Mehrheit, aber ich finde beide Assisi-Treffen nicht schlimm, auch wenn sie zu Mißverständnissen Anlaß geben und somit vielleicht deswegen falsch waren, weil sie das verursachen, was die Kirche ein "Ärgernis" nennt. Wer die Reden JPII während der Treffen liest, wird keinerlei Synkretismus finden. Auch das Küssen vom Qur'an finde ich nicht dramatisch, Franziskus von Assisi bspw. hat alle Schriften, egal welcher Herkunft, mit Ehrfurcht behandelt sehen wollen, weil sich ja evtl. der Name des Herrn aus den Buchstaben formen ließe. Ich bin eben Franziskus-Fan.
* Wohl kaum ein Papst (abgesehen vielleicht von Paul VI.) hat ganz ohne Not im ökumenischen Dialog so viele Zugeständnisse an andere Kirchen und Gemeinschaften gemacht, ohne auch nur die kleinste Gegenleistung zu erwarten. Der Ausverkauf der Glaubens ging munter weiter.
Solange es die zerrissene Christenheit gibt, gibt es in der Tat eine Not. Ein Ausverkauf des Glaubens ist aber m.E. nach in den päpstlichen Dokumenten ebensowenig nachzuweisen wie das oben genannte. Wer Behauptungen aufstellt, sollte sie nachweisen. Eines der nachhaltigsten Dokumente unter JPII ist der Katechismus der Katholischen Kirche. Wo findet da Ausverkauf statt?
* Die Personalpolitik dieses ganzen Pontifikats war einfach eine Katastrophe. Holland, Belgien, die Schweiz, Österreich und andere Länder werden noch Jahre brauchen, um sich von schlimmen Fehlbesetzungen zu erholen.
Bevor ich meine persönliche Meinung zu diesem Thema kundtue, bin ich der Auffassung, daß man, zumal wenn man anonym in einem Forum schreibt, den Nachfolgern der Apostel mit mehr Respekt gegenübertreten sollte. Es gibt Fehlverhalten, auch antikirchliche Theologie einiger Bischöfe, sicher (leider!), aber wie heißt es so schön: Verallgemeinerungen sind immer falsch. Wenn, dann Roß und Reiter nennen und konkret sagen warum.
* Unter Johannes Paul II. ging die Seuche los, dass regelmäßig Gemeinschaften auf Basis von Privatoffenbarungen anerkannt wurden, mit allen daraus resultierenden Problemen.
Kenne ich mich zuwenig mit aus, sehe aber auch nicht die Probleme.
* Johannes Paul II. hat keinen einzigen Schritt unternommen, um die - von ihm selbst klar erkannten - Interpretationsprobleme des II. Vatikanums zu beheben. Über zwei Jahrzehnte konnten Mißbrauch und Verwirrung ohne jegliche Reaktion um sich greifen und führten zu den hier schon hinlänglich diskutierten Problemen.
Ist das alles ein Papst-Job? War nicht u.a. auch die Glaubenskongregation dafür zuständig und vor allem, in den eigenen Reihen, die Bischöfe?
* Johannes Paul II. hat für eine derartige Inflation von Heiligen gesorgt, dass kein Mensch mehr den Überblick hat und eine geordnete gesamtkirchliche - denn das ist der Sinn der Heiligsprechung! - Verehrung gar nicht mehr möglich ist. Es wäre besser gewesen, beim Großteil der neuen Heiligen eine Seligsprechung vorzunehmen. Diese ist nämlich zu einer Heiligsprechung zweiter Klasse und gewissermaßen einer Vorstufe verkommen, was der Reihenfolge eigentlich diametral widerspricht. Benedikt XVI. hat eine der ersten Korrekturen genau an diesem Punkt vorgenommen.
Seit wann muß man den Überblick über Heiligsprechungen haben? Seit wann muß es eine "geordnete gesamtkirchliche Verehrung" geben? Wer sagt das?
* Johannes Paul II. hat klar erkannt, dass ein großer Teil der europäischen Katholiken latent dem Agnostizismus verfallen sind. Dennoch hat er keine inhaltliche Anstrengung unternommen, durch konkrete Maßnahmen dem totalen Zerfall der Kirche gegenüberzutreten.
Wie denn bitte? Und noch einmal: ist das ein Papst-Job? Hast Du Fides et Ratio und Veritatis Splendor gelesen? Was mehr willst Du?
* Das gesamte Pontifikat dieses Papstes war von liturgischer Zersetzung und vom Wildwuchs geprägt. Weder war der Papst willens, die Freigabe der Alten Messe tatsächlich in die Praxis umzusetzen, noch ließ er den Schreiben seiner eigenen Gottesdienstkongregation irgendwelche Taten folgen. Unter Piero Marini kamen Abscheulichkeiten in die Messe, die man sich früher nie hätte vorstellen können (siehe auch Punkt 1)
Mir war die theatralische Inszenierung des Papstamtes besonders unter JPII auch zuviel, aber erst, nachdem ich gläubig wurde. Das kann ich konzedieren.
* Unter Johannes Paul II. ist kein einziger Punkt der Konzilsdokumente zum Thema Liturgie und Kirchenmusik umgesetzt worden. Weder hat dieser Papst jemals größeren Gebrauch von der lateinischen Sprache gemacht, noch hat er irgendeine Förderung der Kirchenmusik erkennen lassen. Liturgie und Musik in den Papstmessen waren unerträglich.
Subjektiver Eindruck. M.E. wird das Schlachtfeld Liturgie innerkirchlich (und in diesem Forum) überschätzt - ich sehe die Problemfelder der (auch innerkirchlichen) Evangelisierung ganz woanders.
* Die theologisch vollkommen verheerenden Entschuldigung-Orgien haben die "political correctness" erfüllt, aber eben die Trennung zwischen der niemals zu beschädigenden Heiligkeit der Kirche und der Fehlbarkeit ihrer Glieder verwässert.
Das ist definitiv Unsinn und sollte doch bitte anhand päpstlicher Dokumente belegt werden.
* Der letzte Rest der funktionierden theologischen Disziplinen ist auch über den Jordan gegangen. Die Katechetik als Fach existiert nicht mehr, die Liturgik kann offensichtlich keine praktischen Fähigkeiten mehr vermitteln, die Mission ist de facto ausgesetzt, Sinn für kirchliche Kunst nicht mehr im Ansatz vorhanden.
Auch hier wieder: die Ortsbischöfe tragen die Verantwortung, ist ihnen in VatII nochmal eingehämmert worden.
Überhöht nicht zu sehr den Papst. Die Kirche ist keine Papstkirche.
Und: auch ich habe meine konkreten Kritikpunkte.