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Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Sonntag 29. März 2009, 22:16
von cantus planus
Wer von euch kennt das
Credo des Gottesvolkes, 1968 von Papst Paul VI. formuliert? Ein Text, über den die Zeit offenbar hinweggegangen ist, obwohl es laut
Wikipedia-Artikel u. a. von den Kardinälen "begeistert" aufgenommen wurde.
Hier auch der lateinische Text auf der Vatikan-Homepage:
http://www.vatican.va/holy_father/paul_ ... do_lt.html
Lohnt es sich, diesen Text wiederzuentdecken? Oder reichen die beiden heute verwendeten "klassischen" Bekenntnisse vollkommen aus?
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Sonntag 29. März 2009, 22:38
von anneke6
Ich habe den Eindruck, daß es ein ähnlicher Text ist wie das Tridentinische Glaubensbekenntnis…nur etwas, ehem, abgemildert, zum Beispiel im Bezug auf die Heilsnotwendigkeit der Kirche.
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Sonntag 29. März 2009, 22:56
von cantus planus
Für mich ist es eigentlich das Nicäno-Konstantinopolitanum, wortreich umschrieben, um nicht zu sagen: akademisierend verwurstet. Mir kam es heute zufällig einmal wieder vor die Linse, nachdem ich ungefähr einmal im Jahr einen Hinweis darauf finde, und es gleich wieder vergesse.
Meiner Meinung nach ein Text, der nicht unbedingt falsch, wohl aber nicht notwendig ist und daher nicht zu Unrecht vergessen wurde.
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Sonntag 29. März 2009, 23:09
von Robert Ketelhohn
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Sonntag 29. März 2009, 23:26
von cantus planus
Dat liecht dir wohl am Hätze, wat?
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Montag 30. März 2009, 07:33
von Pelikan
Wenn das Bekenntnis von Nizäa ausreichte, würden alle Christen, die es ehrlich sprechen, miteinander in Sakramentgemeinschaft stehen.
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Montag 30. März 2009, 15:13
von taddeo
Ich kann mir nicht helfen, aber beim Lesen des "Credo des Gottesvolkes" fühle ich mich ständig (und nicht unbedingt angenehm) an die Predigten von GeLu Müller erinnert, die ich bisher gehört habe: Ein sachlich überaus korrekter Parforceritt quer durch die gesamte Dogmatik, aber mit viel Theologenlyrik aufgebauscht, bis man es nicht mehr hören kann.
Ein Glaubensbekenntnis ist das eigentlich nicht, denn ein Bekenntnis muß kurz und prägnant sein - auch auf die Gefahr hin, nicht alles auszusagen. Ich finde, der Text sagt mehr über den Autor aus als über den Glauben.
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Dienstag 1. Februar 2011, 09:09
von cantus planus
In
diesem Artikel von Schwibach wurde am Rande auch das "Credo des Gottesvolkes" erwähnt, und die Umstände unter denen es entstand:
Fünf Jahre nach dem Ende des II. Vatikanischen Konzils wurde es erkennbar, dass sich die Kirche in einer großen Krise befand. Tausende von Priestern hatten den Papst um eine Rückversetzung in den Laienstand gebeten. Der durch das Konzilsereignis erzeugten Hoffung auf einen „neuen Frühling“ in der Kirche folgte eine bei weitem andere und bittere Realität. Die Priesterseminare begannen sich ebenso wie die Kirchen immer mehr zu leeren. Der Einbruch bei der Glaubenspraxis begann, dramatische Dimensionen anzunehmen.
1966 wurde der von den Bischöfen approbierte „Holländische Katechismus“ veröffentlicht, der auf Deutsch 1968 mit dem Titel „Glaubensverkündigung für Erwachsene“ erschien. Dieser Katechismus, der dann von einer eigens dafür eingesetzten Kardinalskommission verurteilt wurde, da er schwerwiegende doktrinelle Irrtümer enthielt, kann als Wendepunkt in der Geschichte der Nachkonzilszeit und radikaler expliziter Anfang einer schweren Glaubens- und Kirchenkrise gesehen werden.
Nicht zuletzt wegen dieser Ereignisse hatte sich Papst Paul VI. genötigt gesehen, am 30. Juni 1968 zum Abschluss des Glaubensjahres 1967/68 während der Feier der Heiligen Messe auf dem Petersplatz das „Credo des Gottesvolkes“ zu verkündigen. Mitten im Sturm war es die Absicht des Papstes, auf diese Weise der Kirche einen nicht hintergehbaren Orientierungspunkt zu geben. Das Ansinnen Pauls VI. wurde von der deutschen Theologie fast völlig ignoriert und zeitigte wenig Wirkung.
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Dienstag 1. Februar 2011, 09:49
von Robert Ketelhohn
Die nicht hintergehbare Formulierungskunst des Autors bereitet
mir einige transzendentale Probleme der Gegenstandskonstitution
hinsichtlich des Inhaltskontexts. – Was war eigentlich das „Glau-
bensjahr 1967/68“?
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Dienstag 1. Februar 2011, 09:53
von Gamaliel
Msgr. Lefebvre hat übrigens diesem "Credo" von Paul VI. immer viel Bedeutung beigemessen. Nachstehend - als Zeitzeugnis - ein Abschnitt aus einem Vortrag, den er 1969 in Paris gehalten hat:
Msgr. Lefebvre hat geschrieben:Der Heilige Vater hat sein Glaubensbekenntnis verkündet. Und das ist ein Akt, der vom dogmatischen Standpunkt aus wichtiger ist als das ganze Konzil! [...] Denn der Papst hat seine Absicht kundgetan es als Nachfolger Petri und allein, als Stellvertreter Christi, abzulegen. [...] Und er verkündete es mit den feierlichsten Worten, im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, vor den heiligen Engeln und vor der ganzen Kirche. Er hat daher hier einen Akt gesetzt, der für den Glauben der Kirche verpflichtend ist.
[Aus diesem Glaubensbekenntnis] kann man wahrhaft folgern, daß die Arche des Glaubens, die schon im ersten Vatikanischen Konzil einen sicheren Hafen gefunden hat, einen neuen im Glaubensbekenntnis von Paul VI. findet.
Re: Paul VI.: Credo des Gottesvolkes
Verfasst: Dienstag 1. Februar 2011, 09:55
von Gamaliel
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Aber was war eigentlich das
„Glaubensjahr 1967/68“?
Jahr des Glaubens
N.B. Der Entwurf des "Credos" soll übrigens von Jacques Maritain stammen (
Quelle).