Imprimatur für kontroverse Schriften

Allgemein Katholisches.
maliems
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Beitrag von maliems »

Vor vielleicht 20 jahren habe ich im Süddeutschen im Urlaub einmal gelesen, dass es für das Gebet, das am Ende eines Rosenkranzgesetzes eingefügt werden soll (verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle und führe..) ähnliche Verheißungen gibt, die am Beginn des Stranges thematisiert werden.

Was ist eigentlich mit denen?

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

No zobacz!
Mein schlesischer Landmann ist wieder da:… :mrgreen:
Dieses Gebet wird auch als das "Fatima-Gebet" bezeichnet. Ad hoc ist hier der Fatima-Spezialist, aber auch ich glaube mich zu erinnern, daß dieses Gebet mit der "Höllenvision" der Fatima-Kinder zusammenhängt. Dieses Gebet wird, wie bereits erwähnt, an jedes Rosenkranzgesätz angehängt. Besondere Verheißungen sind damit nicht verbunden. Wohl aber dürfen wir darauf vertrauen, daß es, wie jedes ehrliche Gebet, nicht ohne Wirkung bleibt.
Die ursprünglichen Fatima-Erscheinungen beinhalten die Aufforderung zur Buße, zum täglichen Rosenkranzgebet, mit diesem Gebet nach jedem Gesätz.
"Verheißungen" gibt es erst für die Andacht der "Herz-Mariä-Sühnesamstage", die auf spätere Berichte von Lucia, dem ältesten der Fatima-Kinder zurückgehen. Diese Andacht ist so ähnlich für die Herz-Jesu-Freitage, nur daß diese sich über 5 Monate hinwegzieht und nicht 9.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Was diese scheinreligiösen Kettenbriefe anbelangt, so denke ich, dass diejenigen, die noch ihre traditionell katholische Einstellung über die Jahrzehnte hinweg bis heute gerettet haben, bzw. die diese Einstellung an ihre Kinder weitergegeben haben, dass diese mit der Verfassung und Weitergabe von Kettenbriefen (dumm-einfältige Leute mal ausgenommen) nichts zu tun haben.
Verantwortlich für die Kettenbriefe könnten also religiöse Esoteriker sein, wenn nicht sogar solche Kreise, die die Kirche diskriminieren und ihr auf lange Sicht Schaden zufügen wollen.

Was hier über die Verheißungen im Allgemeinen geäußert wird, scheint mir doch eher auf hinterfragungswürdige Einstellungen zumindest einiger Personen hinzuweisen, die wohl ansonsten keine Sorgen haben.
Vielen genügen die Verheißungen, die sich aus der Bibel ableiten lassen - und das ist keinesfalls verkehrt.
Scheinbar kennt der liebe Gott aber die Menschen doch besser, als es manche wahrhaben wollen. Warum hielte er es ansonsten für notwendig, über die abgeschlossene Offenbarung hinaus übernatürliche Zeichen zu setzen, beispielsweise durch Muttergottes-Erscheinungen, durch ihren Auftrag zu Gebet und Buße, weil Gott schon zu sehr beleidigt worden ist, weil so viele Menschen in die Hölle kommen, weil niemand da ist, der für diese betet?
Oder unter vielem anderen die Maßgabe zum Prägen der Wunderbaren Medaillen, mit denen ebenfalls verschiedene Verheißungen verbunden sind? Es gibt sehr viele Beispiele dieser Art.

Es ist richtig, sich mit dem Thema Verheißungen bei bestimmten Gebetsformen, die durch die unterschiedlichensten Muttergottes-Erscheinungen bei Privatpersonen gegeben worden sind, auseinander zu setzen.
Es ist aber nicht richtig, grundsätzlich Verheißungen dieser Art als Scharlatanerie, als zweifelhaft oder als sonstwas darzustellen, nur weil die eigene religiöse Vorstellungswelt keine Weite duldet, oder meinetwegen auch die neuerdings so benannte emotionale Intelligenz, ganz einfach überfordert ist.

Möglich, dass sich wiederum einige Leute an der Art meiner Schreibe stören. Es trifft - diese Störung also - ganz sicher die Richtigen, diejenigen, die sich angesprochen fühlen und angesprochen fühlen sollten.

Es gibt viele Schreiber in diesem Forum, die auf schöne Art und Weise etwas erklären, etwas richtig stellen, oder ganz einfach nur schön schreiben. Kann ich auch, wenn ich will.
Nur denke ich, es gibt sehr sehr viele Leute, und diese sind bedauerlicherweise auch in der Mehrheit, die damit nichts anfangen können, die glauben, das nicht ernst nehmen zu müssen, die sich vielleicht sogar darüber noch lustig machen können, die die Mühe, denen sich der intelligente und schöngeistige Schreiber unterzieht, nicht zu schätzen wissen. Genau für diejenigen Bedauernswerten ist meine Sprache gedacht, für diejenigen also, die mit der schönen, feinen, gefühl- und gehaltvollen Sprache schon nichts mehr anfangen können, so dass damit gewissermaßen auch der letzte Hornochse und das letzte Huhn noch verstehen, was gemeint ist und zwar so, dass keine Mißverständnisse mehr im Raum stehen bleiben, außer man stellt sich bewußt dumm oder ignoriert die Aussagen, weil man sich lieber selbst reden hört oder auch überwiegend nur das selbst Geschriebene liest.
Wie auch immer.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Hier noch eine Seite…über die 15 Gebete, mit verschiedenen alten Texten auf Latein, Deutsch und anderen Sprachen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Danke, Anneke. – Auch wenn die Umschriftversuche dieser Seite aus den lateinischen und deutschen Drucken recht mangelhaft sind, von der lateinischen Handschrift gar nicht zu reden, gewinnt man doch einen hinreichenden Eindruck. Eine Verbindung zu den echten revelationes der heiligen Brigitta ist nicht erkennbar, damit freilich auch noch nicht ausgeschlossen. Man müßte Brigittas Werk einmal daraufhin durchforsten. Wenn, dann wird man vermutlich eher einen losen Anknüfpungspunkt finden, auf welchem aufbauend ein phantasievoller religöser Neurotiker jene „Verheißungen“ formuliert haben mag, nicht die „Verheißungen“ selbst. Zumal Verbreiter der „Verheißungen“, die solche abgelegenen Drucke aufspüren, gewiß auch schon bei Brigitta selber gesucht haben und, wären sie fündig geworden, das kaum verschwiegen.

Viel wichtiger ist aber die Verlautbarung des Heiligen Offiziums vom 28. Januar 1954, die immerhin auch zitiert, aber inhaltlich ignoriert wird (während man sich auf eine angebliche Approbation durch Pius IX. von 1862 inhaltlich stützt, deren Datum man anzugeben vermag, ohne sie aber zitieren zu können: so daß ich annehme, daß das Dokument, wenn es existiert, inhaltlich zur Sache nichts hergibt). Die Verlautbarung des Heiligen Offiziums also verbietet kurzerhand die weitere Veröffentlichung der „Verheißungen“ und warnt alle Bischöfe davor.

Ich konstatiere, daß ich mit meiner spontanen Reaktion „glaubenswidrig“ den Nagel auf den Kopf getroffen habe.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Die Verlautbarung des Heiligen Offiziums also verbietet kurzerhand die weitere Veröffentlichung der „Verheißungen“ und warnt alle Bischöfe davor.
Selbstverständlich sind dann auch für mich die Grenzen gesetzt, d. h., dass ich diese Verlautbarung des Hl. Offiziums in Bezug auf die Brigitta-Gebete selbstverständlich akzeptiere.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

maliems
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Beitrag von maliems »

Ich konkretisiere zu den von mir damals gelesenen Verheißungen:

Bedingung war, an soundsovielen Herz-Mariä-Sühne-Samstagen (oder Herz-Jesu-Freitag? irgendsowie) zu hintereinander zu beichten und zu kommunizieren.

Das hat in Köln vor 10-15 Jahren einmal dazu geführt, dass Gläubige, als Karfreitag auf den ersten Freitag im Monat fiel, forderten, an diesem Karfreitag eine Votivmesse zum Herzen Jesu zu feiern.

Irrsinnig.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

maliems hat geschrieben: Das hat in Köln vor 10-15 Jahren einmal dazu geführt, dass Gläubige, als Karfreitag auf den ersten Freitag im Monat fiel, forderten, an diesem Karfreitag eine Votivmesse zum Herzen Jesu zu feiern.

Irrsinnig.
No wlasnie.
Das passiert, wenn die Gläubigen zu schlecht über Liturgie unterrichtet werden, und stattdessen nur noch Volksfrömmigkeit existiert.
Die Andacht der 9 Herz-Jesu-Freitage bereitet wegen des längeren Zeitrahmens tatsächlich gewisse Probleme. Ich habe das vor langer Zeit mal gemacht, und ein erster Freitag fiel auf Allerseelen. Dennoch: Nirgendwo steht in der Andacht, daß man die Kommunion im Rahmen einer Votivmesse empfangen muß.
Dann gibt es noch die Andacht der 5 Herz-Mariä-Sühnesamstage (uff, lange Wörter…)
Dazu wird an 5 aufeinanderfolgenden ersten Samstagen, bzw. Samstagen, die auf den Herz-Jesu-Freitag folgen (Der Herz-Mariä-Sühnesamstag kann nicht am 1. eines Monats gefeiert werden, wenn vorher kein Herz-Jesu-Freitag war) gebeichtet und die Kommunion ("Sühnekommunion") empfangen. Dazu wird jeweils ein Rosenkranz gebetet und danach mindestens 15 Minuten über die Rosenkranzgeheimnisse nachgedacht — es kann auch ein zweiter Rosenkranz gebetet werden. Diese fünf Samstage sollen die "5 Schmähungen" wiedergutmachen, die da sind: Lästerung gegen Unbefleckten Empfängnis Mariens, Lästerung gegen ihre immerwährenden Mutterschaft, Ablehnung Mariens als Gottesmutter, Zerstörung der Andacht zur Unbefleckten Muttergottes in den Herzen der Kinder, Verunehrung ihrer heiligen Bilder.
Diese Andacht habe ich nie praktiziert.

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Vinzenz Ferrer
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Re:

Beitrag von Vinzenz Ferrer »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Samstag 26. April 2008, 23:21
Nee, mein Bester, von protestantischen Relikten kann bei mir keine Rede sein, zumal ich als Protestant kaum irgend Glaubensunterweisung genoß noch Kenntnisse davon hatte, von eigenem Glauben ganz zu schweigen. Ich messe Dinge, die mir absonderlich erscheinen, am Maßstab der Tradition.

Konkret bezeichnete ich jene „Verheißungen“ als glaubenswidrig, nicht die Gebete, welche ich gar nicht kannte. Inzwischen habe ich sie gelesen, zumindest den deutschen Text der von Anneke nachträglich angegebenen (zwielichtigen) Quelle. An diesen Gebeten ist fast nichts auszusetzen. Lediglich jenes vom Trank von Essig und Galle beinhaltet ein leichtes Mißverständnis, und – nun ja, irgendwie fehlt doch, daß auf alle Leiden des Herrn die Höllenfahrt und dann die Auferstehung folgen. Aber es gibt ja auch den Brauch des Kreuzwegs.

Also, abgesehen von Kleinigkeiten, nichts gegen diese Gebete. Jene „Verheißungen“ aber sind abwegig. Bezüglich ihrer fragte ich nach der Quelle. Dazu fehlt weiter jede Angabe. Ich bestreite jeden ursprünglichen Zusammenhang mit der heiligen Brigitta von Schweden. Sogar ihr Zusammenhang mit den erwähnten fünfzehn Gebeten ist mir mittlerweile einigermaßen zweifelhaft, denn das älteste, worauf Annekes Quelle sich beruft, lautet „Toulouse 1740“. Einige Zeit nach Brigitta, und obendrein eine Zeit, welcher ich ganz besonders mißtraue, leider erst recht, wenn die Quelle sich der „Gesellschaft Jesu“ zu erfreuen angibt.

Auch die Angaben zu päpstlichen oder sonst kirchlichen Approbationen sind reine Sumpfblasen ohne jeden Quellenwert. Da erwarte ich schon Ort, Tag und Initium oder dergleichen, worunter Papst N.N. dies oder das approbiert habe. „Papst N. N. kannte das, fand’s gut und hat’s bestätigt“: damit kannste mich nicht abspeisen. Wenn’s belegbar ist, dann hätte ich gern genauere Angaben. Wenn nicht, dann schenke man sich die Ohrenbläserei.[/color]
Betet jemand hier im Forum die „15 Os“ der Heiligen Brigitta?
Glaube heißt Widerstand gegen die Schwerkraft. (Benedikt XVI.)

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Juergen
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Re: Imprimatur für kontroverse Schriften

Beitrag von Juergen »

anneke6 hat geschrieben:
Dienstag 22. April 2008, 10:59
Gute Frage, Robert!
Sowohl das "Pieta Prayer Book" — also das blaue Heft, was ich mir damals gekauft habe — als auch "Tajemnica Szczescia" geben als Quelle ein Buch an, das 1740 in Toulouse gedruckt wurde, von einem Pater Adrian Parvillier SJ, Missionar im Heiligen Land.
Wenn das Buch 1740 gedruckt wurde, dann hat der Autor den Druck nicht mehr erlebt, denn der starb schon 1678. Oder es handelt sich um eine spätere Auflage.

Vgl. https://data.bnf.fr/10669937/adrien_parvilliers/
Gruß Jürgen

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Herr v. Liliencron
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Re: Imprimatur für kontroverse Schriften

Beitrag von Herr v. Liliencron »

Ob der Schottnachdruck des Sarto-Verlags (Piusbruderschaft), dessen ergänzter Anhang ein Imprimatur von Bischof Vitus Huonder trägt, auch als eine "kontroverse Schrift" im Sinne dieses Themas zu betrachten ist? 8)

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