Afrikanische Missionare nach Europa?

Allgemein Katholisches.
Miserere Nobis Domine
Beiträge: 1846
Registriert: Samstag 4. April 2009, 22:17

Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Liebe Kreuzgänger,

In Afrika wird der christliche Glaube oft viel ernster genommen als in Europa, es herrscht auch eine bei uns unbekannte Begeisterung für die Religion. Das gilt auch für die römisch-katholische Kirche. Wäre es angesichts des Priestermangels in der jungen Generation, sowie auch dem geringen Interesse an Gott in der deutschen Bevölkerung eine mögliche Lösung, afrikanische Missionare nach Europa zu schicken? Was meint ihr?

Benutzeravatar
Teutonius
Beiträge: 972
Registriert: Donnerstag 6. Mai 2004, 23:30
Wohnort: Berlin SO

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Teutonius »

Also Missionare werden wohl nicht so gut ankommen, aber Pfarrer (Priester aus Indien und Afrika) gibts ja schon länger!

Miserere Nobis Domine
Beiträge: 1846
Registriert: Samstag 4. April 2009, 22:17

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Aber nur als "Lückenbüsser". Wäre es nicht an der Zeit, Reevangelisierungskampagnen in Europa durchzuführen?

Benutzeravatar
Florianklaus
Beiträge: 3493
Registriert: Donnerstag 20. November 2008, 12:28
Wohnort: Bistum Münster

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Florianklaus »

Sicher ist das an der Zeit!

Solange aber das kirchliche Establishment in Mitteleuropa den massenhaften Glaubensabfall als "gesundschrumpfen" ansieht und den Priestermangel als willkommenen Vorwand benutzt, um seine Vorstellungen von Gemeindepastoral und kooperativer Leitung unter Beteiligung von Laien durchzudrücken, hat eine Reevangelisierung nur wenig Chancen.

Übrigens könnte m.E. eine Reevangelisierung bei entsprechender Mobilisierung und Ausstattung auch von einheimischen Kräften durchgeführt werden. Es ist ja nicht so, als ob es hierzulande überhaupt keine glaubenstreuen Priester (und Laien) mehr geben würde.

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Raimund J. »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Reevangelisierungskampagnen
Wie soll eine solche Kampagne konkret aussehen?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Benutzeravatar
Teutonius
Beiträge: 972
Registriert: Donnerstag 6. Mai 2004, 23:30
Wohnort: Berlin SO

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Teutonius »

Mein Vorschläge dazu: erstmal die (staatliche) De-Evangelisierung stoppen! Völlige Entstaatlichung der Kirche, Kirchensteuer (in der) an die eigene Gemeinde entrichten. Reli-Unterricht in der Gemeinde, Ethik/Leb.kunde u.ä. bewußt fernbleiben! Das staatlich unterwanderte ZdK [Punkt] Beziehungsweide auf Ehrenamtsbasis umstellen, dann gehen nur noch wirklich Überzeugte hin, und das Postengeschacher hat ein Ende!

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11378
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Edi »

Ich habe im letzten Jahr einige Exerzitien von indischen Priestern besucht. Deren Ausführungen waren klarer und konkreter und praxisnäher als die von Bischof Zollitsch beispielsweise.
Leirder waren nur wenige Leute von der Ortskirche dabei, die meisten von auswärts.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von taddeo »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Wäre es angesichts des Priestermangels in der jungen Generation, sowie auch dem geringen Interesse an Gott in der deutschen Bevölkerung eine mögliche Lösung, afrikanische Missionare nach Europa zu schicken? Was meint ihr?
Mission hat immer nur einen Sinn, wenn sie als "Hilfe zur Selbsthilfe" betrachtet wird. So, wie die früher europäischen Missionare in Afrika und anderswo inzwischen weithin durch einheimische Kräfte abgelöst wurden, müßte es umgekehrt auch sein, wenn heute afrikanische Missionare nach Europa kämen.

Und genau an diesem Punkt würde eine derartige Mission scheitern, noch bevor sie richtig begonnen hat: Erstens würde man sich hierzulande automatisch darauf berufen, daß ja Europa jahrhundertealte "christliche Wurzeln" hat und deswegen gar keiner "Mission" im eigentlichen Sinn bedarf; und zweitens würde sich das christliche Establishment jedweder Couleur mit Händen und Füßen dagegen wehren, von "außen" hinterfragt zu werden. Oder glaubst Du, ein Zollitsch oder ein Müller würden tatenlos zusehen, wie ein afrikanischer Priester in ihren Diözesen predigt "kehrt um und glaubt an das Evangelium" anstatt "macht weiter so und glaubt, was euch eure Bischöfe erzählen"?

Miserere Nobis Domine
Beiträge: 1846
Registriert: Samstag 4. April 2009, 22:17

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Der Papst ist doch in der RKK überall Ortsbischof, oder? (Darum finde ich auch die Bezeichnung "Bistum Rom" für die RKK nichgt schlecht.) Der müsste den Afrikanern nur einen Sonderstatus geben und die Ortsbischöfe zum Schweigen verpflichten. Oder eben überall Leute wie Meisner einsetzen, die selbst den Glauben ernst nehmen...
Natürlich müssten sich die Missionare vor allem um die Leute kümmern, die von der Amtskirche gar nicht mehr erreicht werden. (Also alle unter 50... im Ernst, ein Schwerpunkt könnte zum Beispiel in den neuen Bundesländern liegen).

Und ist es eigentlich gesagt, dass die Funktionäre rebellieren? Die EKD zum Beispiel hält sich gegenüber den Jesus Freaks sehr zurück, beim Christival war sogar Wolfgang Huber.

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11378
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Edi »

taddeo hat geschrieben: Oder glaubst Du, ein Zollitsch oder ein Müller würden tatenlos zusehen, wie ein afrikanischer Priester in ihren Diözesen predigt "kehrt um und glaubt an das Evangelium" anstatt "macht weiter so und glaubt, was euch eure Bischöfe erzählen"?
Dazu möchte ich etwas sagen: In der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat ein indischer Priester (Vinzentiner) von Bischof Fürst die Erlaubnis bekommen, ein Exerzitienhaus einzurichten. Auch der zuständige Dekan ist der Sache wohl gesonnen. Irgendein Kirchenoffizieller war schon einmal in Indien (Kerala) und hat sich dort die innerindische Mission angesehen und war wohl davon angetan.
Ich war auch etwas verwundert, dass ein Bischof die Sache ideell unterstützt. Vielleicht merken manche doch insgeheim, dass die Kirche hier in Deutschland missionarisch etwas mehr tun muss, selbst wenn man hierzu ausländiche Priester braucht.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Pit »

Teutonius hat geschrieben:Also Missionare werden wohl nicht so gut ankommen, aber Pfarrer (Priester aus Indien und Afrika) gibts ja schon länger!
...und ich kenne mehrere Gemeinden, die damit hervorragend klargekommen sind, nicht im Sinne, daß die Afrikaner die Deutschen missionierten, sondern in der Art, daß die Afrikaner den Deutschen mehr Freude am Glauben vermittelten.
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von taddeo »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Der Papst ist doch in der RKK überall Ortsbischof, oder? (Darum finde ich auch die Bezeichnung "Bistum Rom" für die RKK nichgt schlecht.) Der müsste den Afrikanern nur einen Sonderstatus geben und die Ortsbischöfe zum Schweigen verpflichten. Oder eben überall Leute wie Meisner einsetzen, die selbst den Glauben ernst nehmen...
Moment mal, soweit sind wir noch nicht. Der Papst ist Ortsbischof nur in seinem eigenen Bistum Rom, und das umfaßt keineswegs den ganzen römisch-katholischen Erdkreis. Da hast Du etwas gründlich mißverstanden.

Der Papst kann nicht einfach "den Afrikanern einen Sonderstatus geben und die Ortsbischöfe zum Schweigen verpflichten". Wie kommst Du denn auf sowas? Der Papst ist kein absolutistischer Monarch über den orbis catholicus, auch wenn er eine Jurisdiktionsvollmacht über alle seine Bischöfe hat. Aber die Entscheidungen des Papstes müssen sich am Lehramt und an der Heiligen Schrift messen lassen, und danach könnte er nicht einfach rechtmäßig amtierende Ortsbischöfe kaltstellen. Damit würde er die ganze Ekklesiologie desavouieren.

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von cantus planus »

Ich habe in meiner Wiener Zeit mehrere Pfarreien mit ausländischen Pfarrern kennengelernt. Ich kann nur eindringlich davor warnen, ausländische Priester als Patentlösung für unsere Berufungskrise zu sehen.

Die Mentalitätsunterschiede sind teilweise gewaltig, und auch die lokalen Frömmigkeitsformen anderer Länder liegen uns mitunter gar nicht. Umgekehrt bringt das natürlich auch Probleme mit sich.

Das ist stark vom Einzelfall abhängig, und ich würde es keinesfalls - KEINESFALLS! - als ernsthafte Alternative in Erwägung ziehen. Eine Ortskirche, die keine eigenen Berufungen mehr hervorbringt, verkommt zu Wirtschaftsunternehmen und Sozialträger. Wenn das Salz schal geworden ist, wer soll ihm Schärfe zurückgeben?
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Peregrin
Beiträge: 5422
Registriert: Donnerstag 12. Oktober 2006, 16:49

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Peregrin »

taddeo hat geschrieben:Der Papst ist kein absolutistischer Monarch über den orbis catholicus, auch wenn er eine Jurisdiktionsvollmacht über alle seine Bischöfe hat. Aber die Entscheidungen des Papstes müssen sich am Lehramt und an der Heiligen Schrift messen lassen, und danach könnte er nicht einfach rechtmäßig amtierende Ortsbischöfe kaltstellen.
Ist das jetzt ein Witz oder was macht ein rechmäßig amtierender Ortsbischof zB, wenn er als Vertreter des ordentlichen Lehramts nach Studium von Schrift, Kirchenvätern und Konzilstexten aus 1000 Jahren etwa zur Meinung gelangt, daß er nicht mit 75 vom Papst kaltgestellt werden will?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Raimund J. »

cantus planus hat geschrieben:Ich habe in meiner Wiener Zeit mehrere Pfarreien mit ausländischen Pfarrern kennengelernt. Ich kann nur eindringlich davor warnen, ausländische Priester als Patentlösung für unsere Berufungskrise zu sehen.
Ja, das ist so, leider. Trotz allem Bemühens entsteht da oft Frust auf beiden Seiten.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Kilianus
Beiträge: 2797
Registriert: Freitag 27. Juni 2008, 20:38

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Kilianus »

Peregrin hat geschrieben: Ist das jetzt ein Witz oder was macht ein rechmäßig amtierender Ortsbischof zB, wenn er als Vertreter des ordentlichen Lehramts nach Studium von Schrift, Kirchenvätern und Konzilstexten aus 1000 Jahren etwa zur Meinung gelangt, daß er nicht mit 75 vom Papst kaltgestellt werden will?
Man kann die automatische Emeritierung der Diözesanbischöfe mit guten ekklesiologischen Gründen kritisieren, ich habe im anderen Strang dazu ja auch ein paar Anfragen formuliert. Aber man sollte dabei auf dem Teppich bleiben.

Daß Bischöfe offiziell für irgendwelche Stein- und Sandhaufen geweiht werden, dann aber fest einer anderen Diözese zugeordnet werden (Weihbischöfe), dort als Quasi-Regionalbischöfe gar zu einer Art Unter-Oberhaupt für bestimmte Regionen werden (siehe Köln) oder das Amt des Diözesanbischofs de facto ausüben (Koadjutoren), ist ekklesiologisch auch nicht viel näher dran am ekklesiologischen Ideal.

Außerdem könnte besagter Bischof nach Studium von Schrift, Kirchenvätern und Konzilstexten auch zu dem Ergebnis kommen, daß es den Bischof von Rom einen feuchten Kehricht angeht, wie in seiner Diözese im Detail die Liturgie gefeiert wird. Und ob er zum Beispiel eine Ao. Form des römischen Ritus zuläßt oder nicht.

Benutzeravatar
Peregrin
Beiträge: 5422
Registriert: Donnerstag 12. Oktober 2006, 16:49

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Peregrin »

Kilianus hat geschrieben: Außerdem könnte besagter Bischof nach Studium von Schrift, Kirchenvätern und Konzilstexten auch zu dem Ergebnis kommen, daß es den Bischof von Rom einen feuchten Kehricht angeht, wie in seiner Diözese im Detail die Liturgie gefeiert wird. Und ob er zum Beispiel eine Ao. Form des römischen Ritus zuläßt oder nicht.
In der Tat, in Taddeos Feststellung steckt Einiges drin.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von taddeo »

Peregrin hat geschrieben:
Kilianus hat geschrieben: Außerdem könnte besagter Bischof nach Studium von Schrift, Kirchenvätern und Konzilstexten auch zu dem Ergebnis kommen, daß es den Bischof von Rom einen feuchten Kehricht angeht, wie in seiner Diözese im Detail die Liturgie gefeiert wird. Und ob er zum Beispiel eine Ao. Form des römischen Ritus zuläßt oder nicht.
In der Tat, in Taddeos Feststellung steckt Einiges drin.
Ihr interpretiert mir in meinen Satz Dinge rein, die ich gar nicht gesagt habe. :dudu:

Was ich meinte, war, daß der Papst nicht hergehen kann und einen von ihm rechtmäßig eingesetzten Bischof einfach so mir nichts, dir nichts in der Ausübung seiner kanonischen Rechte beschneiden, wenn der sich nichts Gravierendes gegen die Glaubenslehre oder Disziplin der Kirche zu schulden kommen läßt.

Fragen wie das Emeritierungsalter oder die Aufsicht über die Liturgie (die ein Bischof tatsächlich in seiner Diözese hat) sind aber eindeutig durch allgemeines Kirchenrecht geregelt, dem der Bischof genauso wie der Papst verpflichtet ist. So löblich es wäre, wenn ein Bischof "Schrift, Kirchenväter und Konzilstexte" studiert, so wenig kann er seine privaten Ergebnisse dieses Studiums verallgemeinern und durchsetzen, wenn sie nicht im Einklang mit dem Lehramt "sub et cum Petro" stehen.

Benutzeravatar
Peregrin
Beiträge: 5422
Registriert: Donnerstag 12. Oktober 2006, 16:49

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von Peregrin »

taddeo hat geschrieben: Was ich meinte, war, daß der Papst nicht hergehen kann und einen von ihm rechtmäßig eingesetzten Bischof einfach so mir nichts, dir nichts in der Ausübung seiner kanonischen Rechte beschneiden, wenn der sich nichts Gravierendes gegen die Glaubenslehre oder Disziplin der Kirche zu schulden kommen läßt.
Faktisch kann er das eben schon, kommt mir vor. Wo könnte denn ein Bischof berufen, wenn ihm der Papst seine "kanonischen Rechte" beschneiden wollte? Nirgends. Wenn er trotzdem Widerstand leistet, ist er draußen, und im Nachhinein wird das dann natürlich so dargestellt, als ob er sich "Gravierendes gegen Glaubenslehre oder Disziplin" zuschulden kommen lassen hätte. So schaut's aus.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von taddeo »

So einfach wäre das nicht, denke ich. Jedem Gläubigen steht das Recht eines "hierarchischen Rekurses" zu. Das heißt, wenn er meint, in seinen kanonischen Rechten beschnitten zu werden, kann er sich direkt an den Heiligen Stuhl wenden, damit die dortigen Behörden seinen Fall untersuchen. Und ich halte es für ausgeschlossen, daß ein Papst eine Entscheidung trifft, die nicht einer solchen Überprüfung standhalten würde. Im Zweifelsfall ist natürlich der Papst in persona die letzte Instanz dieses Rekurses und insofern steht er über dem Urteil seiner Behörden; aber über dem Recht steht er auch nicht. Man muß sich nur mal - als Beispiel - anschauen, wie detailliert im CIC geregelt ist, wie bei der Amtsenthebung eines rechtmäßig installierten Pfarrers zu verfahren ist. Daran sieht man unschwer die Grundregel des kanonischen Rechts, daß bei einer Beschneidung von Rechten die Gründe abschließend im Kirchenrecht geregelt sein müssen. Was da nicht als rechtmäßiger Grund drinsteht, das gibt es auch nicht.

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Afrikanische Missionare nach Europa?

Beitrag von cantus planus »

Kreuz.net berichtet von Mißständen in der afrikanischen Kirche: http://www.kreuz.net/article.9247.html
Abgesehn vom typischen Kreuz.net-Jargon kann ich diese Zustände nur bestätigen, da sich mehrere afrikanische Priester in Wien mir gegenüber einmal darüber beklagten. Auch warne ich nochmals, den Import von Priestern zum Auffüllen der hiesigen Personaldecke unkritisch als gangbaren Weg zu sehen.
cantus planus hat geschrieben:Ich habe in meiner Wiener Zeit mehrere Pfarreien mit ausländischen Pfarrern kennengelernt. Ich kann nur eindringlich davor warnen, ausländische Priester als Patentlösung für unsere Berufungskrise zu sehen.

Die Mentalitätsunterschiede sind teilweise gewaltig, und auch die lokalen Frömmigkeitsformen anderer Länder liegen uns mitunter gar nicht. Umgekehrt bringt das natürlich auch Probleme mit sich.

Das ist stark vom Einzelfall abhängig, und ich würde es keinesfalls - KEINESFALLS! - als ernsthafte Alternative in Erwägung ziehen. Eine Ortskirche, die keine eigenen Berufungen mehr hervorbringt, verkommt zu Wirtschaftsunternehmen und Sozialträger. Wenn das Salz schal geworden ist, wer soll ihm Schärfe zurückgeben?
cantus planus [i](in einem gelöschten Thread)[/i] hat geschrieben:Mit "starkem Wachstum" wäre ich in Afrika [...] immer vorsichtig. Einige afrikanische Priester haben mir in Wien einmal erklärt, warum und aus welcher Motivation man in Afrika ins Seminar geht, wie der Umgang mit der traditionellen Stammesreligion ist, etc.

Seitdem sehe ich die angeblich blühende afrikanische Kirche mit Vorsicht. Aber Ähnliches hatten wir ja schon im Südamerikathread thematisiert.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema