Infallibilität - vermittelbare Begründung?

Allgemein Katholisches.
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Linus
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Beitrag von Linus »

ottaviani hat geschrieben:ein Dogma ist dein kein Dogma mehr das ist unmöglich dann hätten wir wirklich den fall des papa haeretikus
Könnte man das ganze aber umgehen, indem man sagt (vereinfachend ausgedrückt): "Wir haben uns geirrt, das was man hier wollte, kann man nicht dogmatisieren, da es keine Anhaltspunkte in der Tradition für ein Dogma gab und gibt".? (Jetzt unabhängig von einem spezifischen Dogma gefragt.) :hmm:
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

nein den dann steht jede dogmatische entscheidung eines Konzil zur disposituion das währe ketzterei in reinkultur

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Für die Kirche würde das sicherlich auch einen hohen Verlust an Glaubwürdigkeit mit sich bringen. Letztlich profitieren davon nur solche Gruppen wie die Piusbrüder, die sich dann als die einzig wahren römischen Katholiken profilieren können, aber auch die WSKler, weil das der Anstoß ist, die ganze römische Kirche grundlegend zu reformieren, da man letztlich alles in Frage stellen kann.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

ottaviani hat geschrieben:ein Dogma ist dein kein Dogma mehr das ist unmöglich dann hätten wir wirklich den fall des papa haeretikus
Gabs den nicht schon mal? Mit Papst Honorius I. ?

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Großinquisitor
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Re: @Stephen

Beitrag von Großinquisitor »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Der Vorrang Roms wird bereits in der Schrift bezeugt; nein‹,› ich meine nicht das Matthäusevangelium, sondern das erste Kapitel des Römerbriefes.

Hä?

Großinquisitor hat geschrieben:Und beantworte endlich meine Frage, ob Du Leo den Großen für katholisch häl‹t›st.

Wo hast du das gefragt?
Unser Robert ist schon ein Phänomen; er hat Zeit ein Internetforum zu betreiben, aber ist sich zu bequem, das erste Kapitel des Römerbriefes wirklich richtig zu lesen, anstatt nur oberflächlich.
Aber schauen wir uns an, was Leo der Große zum Papsttum zu sagen weiß. Sicherlich ist noch nicht die Meinung eines einzelnen Heiligen gleich eine vom Himmel gefallene Wahrheit. Man sollte aber dabei nicht vergessen, daß Leo als Verfasser seines berühmten Tomus eine Säule der Orthodoxie ist; er ist also nicht irgendwer. Ferner steht er mit seinen Ansichten keineswegs allein, aber darauf werde ich mal ein anderes Mal eingehen.
Leo der Große hat geschrieben:
Laßt uns, Geliebteste, dem Herrn ein Loblied singen! Laßt unsere Seele frohlocken, denn Jesus Christus, der eingeborene Sohn unseres göttlichen Vaters, ist es, der unsere Stadt in seiner Gnade im heiligen Petrus, dem ersten unter allen Aposteln, einen Oberhirten gab, um uns die Geheimnisse seines Erlösungswerkes und seiner Gottheit zu verkünden. Für die ganze Welt ist das heutige Fest, das uns den glorreichen Märtyrertod dieses Apostels aufs neue vor Augen führt, ein Tag des Ruhmes und der Ehre. Es ist dies, Geliebteste, der Lohn für den von Gott Vater dem Apostel ins Herz gesenkten Glauben, der sich über all die verkehrten Vermutungen der Menschen1 erhob und so stark wie ein Felsen wurde, der allen Stürmen trotzt. So erzählt uns das Evangelium, daß der Herr sämtliche Apostel fragt, welche Anschauung die Leute von ihm hätten2 . Soweit die nun berichten, was menschlicher Unverstand alles in ihm sieht, geben sie die gleiche Antwort. Kaum wird jedoch die Frage aufgeworfen, wofür ihn die Jünger halten, so bekennt der zuerst seinen Glauben an den Herrn, der den ersten Rang unter den Aposteln einnimmt. Gibt er doch die Antwort: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." Darauf entgegnete ihm Jesus: "Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas; denn nicht Fleisch und Blut hat die das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist." Das heißt: "Deshalb bist du selig, weil mein Vater dich belehrt hat, weil du dich nicht durch die Meinung der Welt täuschen ließest, sondern durch himmlische Erleuchtung unterwiesen wurdest, weil nicht Fleisch und Blut, sondern jener mich dir offenbart, dessen eingeborener Sohn ich bin." "Und ich", fuhr er fort, "sage dir." Das heißt: "Wie mein Vater dir meine Göttlichkeit deutlich zeigte, so mache ich dir deine Bevorzugung kund." "Denn du bist Petrus". Das heißt: "Wenn auch ich der unerschütterliche Felsen bin3 , ich der Eckstein4 , der aus beiden eines macht5 , so bist doch auch du ein Fels, da du durch meine Stärke gefestigt wirst, so daß du durch diese Gemeinschaft an meiner persönlichen Macht Anteil hast.
Und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen." "Auf diesem Grunde", sagt er, "will ich einen ewigen Tempel errichten, und der stolze Bau meiner Kirche, der bis zum Himmel ragen soll, wird sich auf dem Fundamente dieses Glaubens erheben." Dieses Bekenntnis1 werden die Pforten der Hölle nicht überwältigen und die Bande des Todes nicht umschlingen; denn dieses Wort ist ein Wort des Lebens. Wie es seine Anhänger zum Himmel erhebt, so stößt es seine Widersacher in die Hölle hinab. Um dieses Bekenntnisses willen sagt der Herr zum heiligen Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben, und alles, was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein. Und alles, was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöset sein"2 . Freilich ging auch auf die anderen Apostel das Recht über, von dieser Befugnis Gebrauch zu machen, allein nicht ohne Grund wird das, woran alle Anteil haben sollen, einem anvertraut. Wird ja gerade deshalb diese Vollmacht dem Petrus gesondert übertragen, weil über allen Leitern der Kirche die Person des Petrus steht. Dieses Vorrecht des heiligen Petrus gilt auch für seine Nachfolger, sooft sie, von seinem Gerechtigkeitssinn erfüllt, ein Urteil sprechen. Von allzu großer Strenge oder Milde kann aber da nicht die Rede sein, wo nichts vorbehalten oder nachgelassen wird, was nicht auch vom heiligen Petrus nachgelassen oder vorbehalten worden wäre.
(Sermo LXXXIII, 1f)

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Samuel
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Re: @Stephen

Beitrag von Samuel »

Danke für das interessante Leo-Zitat!
Großinquisitor hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Der Vorrang Roms wird bereits in der Schrift bezeugt; nein‹,› ich meine nicht das Matthäusevangelium, sondern das erste Kapitel des Römerbriefes.

Hä?
Unser Robert ist schon ein Phänomen; er hat Zeit ein Internetforum zu betreiben, aber ist sich zu bequem, das erste Kapitel des Römerbriefes wirklich richtig zu lesen, anstatt nur oberflächlich.
Könntest du mir bitte auf die Sprünge helfen: Ich komme auch nicht drauf, wo im ersten Kapitel des Römerbriefes der Vorrang Roms bezeugt wird.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)

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Großinquisitor
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Beitrag von Großinquisitor »

Um Dir auf die Sprünge zu helfen, ich bezog mich auf Röm 1,8.
Es scheint mir, daß Robert aus einem antiprotestantischen Affekt heraus die sola scriptura Häresie in eine sola traditio
Häresie verwandelt hat. Natürlich ist es nicht ganz falsch, das Neue Testament als schriftgewordene Tradition zu begreifen, nur es ist die halbe Wahrheit.
Denn die Heilige Schrift ist wahrhaft und wirklich das Wort Gottes; somit hätte der Heilige Geist nie so lobende Worte für die römische Kirche gebrauchen können, wenn sie doch später die Anführerin der bedeudendsten Häresie geworden wäre, wie die Gegner der katholischen Kirche behaupten.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Großinquisitor hat geschrieben:Um Dir auf die Sprünge zu helfen, ich bezog mich auf Röm 1,8.
...
Denn die Heilige Schrift ist wahrhaft und wirklich das Wort Gottes; somit hätte der Heilige Geist nie so lobende Worte für die römische Kirche gebrauchen können, wenn sie doch später die Anführerin der bedeudendsten Häresie geworden wäre, wie die Gegner der katholischen Kirche behaupten.
Aus Röm 1,8 kann man die Unfehlbarkeit des Römischen Bischofs nicht herauslesen. Dass der Missionsbefehl auch für die römische Gemeinde besteht, wundert ja nicht sehr.
Und ebenso wie die Gemeinde der Galater wieder zum Glauben zurückfinden kann (vgl Gal 1), so kann die römische Gemeinde abfallen. Daraus lässt sich die Unfehlbarkeit auch nicht begründen.
Wenn man sich schon auf den den Irrweg des sola scriptura bewegt, dann müsste man die Apostolizität des päpstlichen Primates eher aus Pauli "Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe" (1, Kor 15,3) herleiten denn aus Petri Auftrag aus Mt 16,18.

Eine Begründung aus der Schrift allein ist nicht möglich, nur zusammen mit der Überlieferung. Und da gibt es genügend hinweise, die allerdings nutzlos sind, wenn man sie anzweifelt. (Ebenso nutzlos wäre es dann aber auch die eigene Existenz zu behaupten, wenn man die Augen vor ihr verschließt, und sie gleichzeitig leugnet.)

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Hl. Papst Leo der Große (via Großinquisitor) hat geschrieben:Dieses Vorrecht des heiligen Petrus gilt auch für seine Nachfolger, sooft sie, von seinem Gerechtigkeitssinn erfüllt, ein Urteil sprechen.
Wer ist denn der bzw. wer sind denn die Nachfolger des heiligen Petrus? Und beantworte mal die Frage, ob Du den hl. Cyprian von Karthago für katholisch hältst. ;D

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Kurt hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:ein Dogma ist dein kein Dogma mehr das ist unmöglich dann hätten wir wirklich den fall des papa haeretikus
Gabs den nicht schon mal? Mit Papst Honorius I. ?
Der ist förmlich verurteilt worden. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Fälle, wenn auch ohne förmliches Konzilsurteil.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Großinquisitor hat geschrieben:Unser Robert ist schon ein Phänomen; er hat Zeit ein Internetforum zu betreiben, aber ist sich zu bequem, das erste Kapitel des Römerbriefes wirklich richtig zu lesen, anstatt nur oberflächlich.
Erst mal hast du damit meine Frage nicht beantwortet. Ich hoffe, sie hat dich intellektuell nicht überfordert. Sie lautete: »Hä?« – Na gut. Offenbar konnte Samuel dir auf die Sprünge helfen:
Samuel hat geschrieben:Könntest du mir bitte auf die Sprünge helfen: Ich komme auch nicht drauf, wo im ersten Kapitel des Römerbriefes der Vorrang Roms bezeugt wird.
Großinquisitor hat geschrieben:Um Dir auf die Sprünge zu helfen, ich bezog mich auf Röm 1,8.
Kurt hat geschrieben:Aus Röm 1,8 kann man die Unfehlbarkeit des Römischen Bischofs nicht herauslesen. Dass der Missionsbefehl auch für die römische Gemeinde besteht, wundert ja nicht sehr.
Und ebenso wie die Gemeinde der Galater wieder zum Glauben zurückfinden kann (vgl Gal 1), so kann die römische Gemeinde abfallen. Daraus läßt sich die Unfehlbarkeit auch nicht begründen.
Mehr brauche ich nicht zu antworten, als Kurt schon gesagt hat, außer daß vom römischen Bischof in jenem Brief Pauli überhaupt nicht die Rede ist, sondern von der Gemeinde und ihrem Glauben.

Großinquisitor hat geschrieben:Es scheint mir, daß Robert aus einem antiprotestantischen Affekt heraus die sola scriptura Häresie in eine sola-traditio-Häresie verwandelt hat. Natürlich ist es nicht ganz falsch, das Neue Testament als schriftgewordene Tradition zu begreifen, nur es ist die halbe Wahrheit.
Der Vorwurf ist unsinnig, sowohl generell als auch im konkreten Fall, denn die Schrift gibt für den Primat substantiell nichts her. Wenn, dann wird man ihn in der Tradition finden müssen. Und zwar jenseits der pseudoisidorischen Dekretalen.
Großinquisitor hat geschrieben:Denn die Heilige Schrift ist wahrhaft und wirklich das Wort Gottes; somit hätte der Heilige Geist nie so lobende Worte für die römische Kirche gebrauchen können, wenn sie doch später die Anführerin der bedeudendsten Häresie geworden wäre, wie die Gegner der katholischen Kirche behaupten.
Das ist rein logisch verfehlt. Dem Syllogismus fehlt der Untersatz. So hängt deine Folgerung in der Luft. (Du brauchst es aber nicht nachträglich zu versuchen: Es gibt keinen sinnvollen Untersatz, welcher zu deiner Schlußfolgerung führte.)
Kurt hat geschrieben:Eine Begründung aus der Schrift allein ist nicht möglich, nur zusammen mit der Überlieferung. Und da gibt es genügend Hinweise, die allerdings nutzlos sind, wenn man sie anzweifelt.
Nicht „anzweifeln“, sondern überprüfen sollte man. Und zwar alles. So gut und so viel man eben kann. Vorausgesetzt, man ist von Reife, Intellekt und Erudition her dazu prinzipiell befähigt. Das ist es, was ich im Sinn hatte, als ich hier kürzlich von historischer Forschung und intellektueller Redlichkeit schrieb.

Ich bin wohl bekannt dafür, daß ich stets die Angriffe der Kirchenfeinde strikt „historisch-kritisch“ zerpflücke. Zur besagten intellektuellen Redlichkeit gehört aber auch, daß ich Schwachpunkte in der Argumentation für etwas, was man in der Kirche für wahr hält, erkenne, benenne und vertieft untersuche. Mein derzeitiger Erkenntnisstand ist aber, daß es um die Begründung des römischen Primats, wie man ihn beim Vaticanum I im Sinn hatte, bescheiden steht – und um so bescheidener, je tiefer man in die geschichtlichen Details einsteigt.

Ich sehe mich dabei völlig eins mit der Absicht, die kein geringerer als ein Kardinal Ratzinger geäußert hat, als er als Ziel ein Verständnis des Primats beschrieb, wie er im ersten Jahrtausend allgemein anerkannt war. Daß der Weg noch lang und beschwerlich ist, zeigt leider die Entscheidung Benedikt VI., ausgerechnet den Patriarchentitel nicht mehr führen zu wollen: eine Entscheidung, die auf einem eklatanten historischen Fehlurteil beruht. Ich hoffe aber, daß das heilbar ist. Der gewiesene Weg jedenfalls ist der richtige, selbst wenn der Führer einmal von ihm abkommt.
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Kurt
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Beitrag von Kurt »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Dies weist den Weg: Nicht theologische Deduktion noch exegetische Interpretation helfen weiter, sondern allein historische Forschung und vor allem deren Kenntnisnahme durch die Gläubigen und die Hirten. Intellektuelle Redlichkeit ist dabei gefragt, zu meiden sind alle Reprojektionen a posteriori.
Also bestimmt die Wissenschaft, was zu glauben ist? Gegen intellektuelle Redlichkeit ist keineswegs etwas einzuwenden; leider finde ich immer seltener in sich selbst als "wissenschaftlich" bezeichnenden Erkenntnissen diese Redlichkeit, sondern verborgene Ziele, die einer wissenschaftlich akzeptablen Begründung bedürfen (vgl. Klimaschutz, Homoehen, hier Primat des Papstes).
Andersrum: Kann man mit dem Prinzip: "Allein historische Forschung" denn nicht so gut wie jede lehramtliche Aussage in Frage stellen und widerlegen?
Dazu gehört dann auch, den Berg an Fälschungen einzugestehen, auf welchem ein Großteil der Primatslehre aufgebaut ist, von Pseudoisidor über Bellarmin und Baronius bis hin zum Vaticanum I.
Ohne ausschließen zu wollen, daß es auch Fälschungen gab, erscheint mit das Urteil (Berg an Fälschungen) zu früh und im Widerspruch zu:
Robert hat geschrieben:Mein derzeitiger Erkenntnisstand ist aber, daß es um die Begründung des römischen Primats, wie man ihn beim Vaticanum I im Sinn hatte, bescheiden steht – und um so bescheidener, je tiefer man in die geschichtlichen Details einsteigt.
Die historische Aufarbeitung läßt m.E. nicht zu, das Vatikanum I zu verwerfen. Am Beispiel des 4. Konzils von Konstantinopel: Soweit ich es gelesen habe, ging es letztlich um eine Machtfrage. Dass man auf einem Konzil einen Patriarchen Photius absetzt ist das eine; das kann man zurücknehmen. Damit aber sind die dogmatischen Aussagen noch lange nicht außer Kraft gesetzt. Erst Recht gilt nicht das Gegenteil. Letztlich bestätigt das 4. Konzil von Konstantinopel auch nur den Libellus des Papstes Hormisdas, der ja auch von niemandem bezweifelt wurde. Es gibt aber kein Dokument, welches den Libellus bzw. diesen Teil des 4. Konzils v. Konst. in Frage stellt bzw. aufhebt. Mit ist zumindest nichts bekannt.

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Im Grunde teile ich Roberts Einschätzung. Die Aufgabe des Petrus ist die Schafe zu weiden. Dasselbe sollte auch der Papst tun. Wenn aber die römische Auffassung des Petrusdienstes aber eben dieses verhindert (was es derzeit tut), dann müssen andere Lösungen gefunden werden. Jedoch bin ich nicht so pessimistisch was den biblischen Befund des Primates angeht. Mehr oder weniger unstreitig (selbst bei protestantischen Exegeten) dürfte die Tatsache sein, dass Petrus eine Vorrangstellung hatte. Ebenso gibt es eine petrinische "Sonderfunktion", die Jesus eben diesem Petrus eingeräumt hat. Das kann man wunderbar in dem Buch "Petrus" von Oscar Cullmann nachlesen. Eine andere Frage ist, ob es "Nachfolger" in dieses Petrusamt gibt. Da gibt es in der Tat keine direkte Anweisung, m.E. kann man das aber aus dem allgemeinen Sukzessionsdenken der Bibel herleiten.
Eine wieder andere Frage ist, ob die Autoritätsfülle des Vat. I hier nicht übersteigert ist. Hier bin ich geneigt, die Frage zu bejahen.
Der Petrusdienst ist ein Dienst an der (Einheit) der Kirche und kein Pochen auf irgendwelche "Macht".
Ratzingers Vorschlag ist m.E. überdenkenswert und auch gangbar. Hier müßte aber auch die Orthodoxen über ihren Schatten springen, da dort eben nicht mehr die theologische Einschätzung des Petrusdienstes des 1. Jahrtausends vorhanden ist. Dort ist eine klare Protestantisierung festzustellen, was allerdings Angesichts gewissen römischen Verhaltens auch nicht wirklich verwunderlich ist.
Zum biblischen Befund möchte ich einige Anmerkungen eines Fremdverfassers reinstellen.

Vom Verfasser John-Paul (jesus.ch):

(I) Petrus hatte bereits in der Urkirche eine auf Jesus zurückgehende, herausgehobene Stellung.

1. Petrus erhält als Einzelperson die Vollmacht, zu lösen und zu binden (Mt 16:18); die gleiche Vollmacht erhalten zwar auch die anderen Apostel (wenn auch in ihrer Gesamtheit) (Mt 18:18); diese erhalten aber nicht die “Schlüssel des Himmelreichs” (Mt 16:18).

2. Petrus/Peter war bis zur damaligen Zeit kein Eigenname. Damit ist in Mt 16:18 Simon persönlich gemeint. Die Stelle ist also nicht lediglich eine Metapher für das Fundament, auf dem die Kirche beruht.

3. Er (und nur er) erhält in Joh 21:15-17 – gleich dreimal – den Auftrag Jesu, dessen Lämmer zu weiden.

4. In Lk 22,31-32 erhält er den Auftrag “stärke deine Brüder”.

5. Petrus ist auch der erste Jünger, dem der auferstandene Herr erschien (Lk 24,34; 1 Kor 15,5)

6. Petrus ist derjenige Jünger, der das erste Heilungswunder nach der Auferstehung wirkte (Apg 3,1-10).

7. Nachdem er von Herodes Agrippa I. gefangenengenommen worden war, wurde er durch ein Wunder befreit (Apg 12,1-17).

8. Petrus wird auffallend häufig im NT erwähnt. Er gehörte zu dem engeren Kreis von Jüngern, die bei so bedeutsamen Geschehnissen wie der Auferweckung der Tochter des Jairus (Mt 9,18-26), der Verklärung Jesu (Mt 17,1-8) und dem Gebet Christi vor dem Tod (Mt 26,37) zugegen waren.

Gibt es irgendeine andere Person, die von Jesus auch nur einen solchen besonderen apostolischen Auftrag erhalten hätte, wie ihn Petrus gleich mehrere Male erhielt?


(II) Petrus war die höchste respektierte Person in der Urkirche.

1. Der junge Mann der den Frauen von der Auferstehung Jesu berichtet, sagt: „Er ist auferstanden ... Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa ...“ (Mk 16,7) Er ist damit der einzige mit Namen genannte Empfänger der ersten Botschaft von der Auferstehung.

2. Als Johannes und Petrus zum Grab eilen, ist der jüngere Johannes zuerst da; dennoch wartet er, bis Petrus das Grab betreten hat und geht erst dann selbst hinein (Joh 20,3 ff.).


(III) Es gab eine formalisierte Organisation der Kirche mit festen Regeln und Ämtern.

1. Die Kirche verstand sich als festgefügte Einheit und nicht bloß als ein loser Zusammenschluß Gleichgesinnter (wie z.B. die Warnung des Paulus vor Spaltung in 1 Kor 1,10 ff. belegt).

2. Es gab feste sonntägliche Zusammenkünfte, an denen teilzunehmen ein Muß war (Heb 10,25).

3. Als Instanz zum verbindlichen Erlaß von Anweisungen und als allein zuständige Beschwerdestelle dient das Apostelkonzil (Apg 15).

4. Die Kirche autorisierte bestimmte Glaubenslehrer (Apg 15,24).

5. Es gab bereits eine feste Hierarchie mit Bischöfen und Diakonen (Phil 1,1).

6. Es gab die feste Regel, daß diese kirchlichen Ämter nicht von Frauen bekleidet werden dürfen (1 Tim 2,12, 1 Kor 14,33-35).

7. Es gab bereits eine verbindliche (dogmatische) Definition des Glaubensinhalts (z.B. Röm 12,6: „... rede er in Übereinstimmung mit dem Glauben“).

8. Die Kirche war verbindliche Auslegungsinstanz für die Hl. Schrift 2 Petr 1,20: „Keine Weissagung der Schrift darf eigenmächtig ausgelegt werden“).


(IV) Petrus hatte das Amt der Leitung dieser Kirche. In diesem Sinne war er der erste Papst.

1. Er veranlaßte die Auffüllung der ursprünglichen Zahl der Apostel, er redete zu den versammelten Jüngern, er leitete die Wahl des Matthias zum Nachfolger des Judas (Apg 1,15-26).

2. Er war es, bei dem die Steuerbevollmächtigten die Tempelsteuer einzuziehen suchen (Mt 17,24).

3. Er tat dem Volk die Bedeutung des Pfingstwunders kund (Apg 2,14-40).

4. Er gab vor der Kirche in Jerusalem den Rechenschaftsbericht (Apg 11,1 ff.).

5. Es war selbstverständlich, daß der „dreizehnte Apostel“ Paulus sich an das Oberhaupt des Apostelkollegiums, Petrus, wandte, um über das irdische Leben jesu Christi unterwiesen zu werden (Gal 1,18: „um Kephas kennenzulernen“).

6. Obwohl Paulus sich genötigt fühlte, Petrus seiner Heuchelei in Antiochia wegen zu tadeln (Gal 2,11-14), ist aus dem Kontext doch die hohe Achtung ersichtlich, die er Petrus gegenüber hatte.

7. Petrus wird in allen drei synoptischen Apostellisten (Mk 3,16; Mt 10,2; Lk 6,14) als erster genannt, während die nachfolgenden „Rangplätze“ bei Mk, Mt und Lk unterschiedlich dargestellt werden. Matthäus schreibt sogar: „an erster Stelle Simon, genannt Petrus“ (Mt 10,2).

8. Petrus hatte die Leitung der Kirche nicht nur als Person inne, sondern als ein Amt, für das er (im Einklang mit den anderen Aposteln) Nachfolger bestellen sollte. Die ihm übergebenen “Schlüssel des Himmelreichs” (Mt 16:18) sind offensichtlich eine Anspielung auf die davidischen “Schlüssel” (Jes 22:22) – das Recht zur Gründung einer Dynastie. Dieses Recht erhält nur Petrus für sein Amt: Das Petrusamt ist ein Amt mit dynastischer Nachfolgeregelung.


(V) Das Amt des Petrus bestand auch in der letztinstanzlichen (seit dem 1. Vatikanum „unfehlbar“ genannten) Entscheidung von Glaubensfragen.

1. Er führte eigenmächtig die umstrittene Taufe des Kornelius durch (Apg 10,23b ff.), die fortan von allen Christen ohne Wenn und Aber akzeptiert wurde. Damit öffnete er den Heiden die Kirche.

2. Er sprach über Ananias und Saphira das Urteil (Apg 5,1-11)

3. Er fungierte als letzte Auslegungsinstanz für die Hl. Schrift; so warnte er: „Keine Weissagung der Schrift darf eigenmächtig ausgelegt werden“ (2 Petr 1,20)

4. Er bestimmte, daß die Schriften des Paulus verbindlich sind (2 Petr 3,15-16).

5. Die Unfehlbarkeit des Petrus in Glaubensfragen wird auch in dem Wort Jesu deutlich: „Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder.“ (Lk 22,33)


(VI) Die Ämter der Apostel wurden durch den Auferstandenen eingerichtet.

Siehe Gal 1,1.12.16, 1. Kor 9,1; 1. Kor 15,7-10 u.a.


(VII) Die mit den (einmaligen) Apostelämtern verbundenen Aufgaben wurden auf Nachfolger, die nicht mehr Apostel genannt wurden, übertragen (apostolische Sukzession).

1. Apg 6 bezeugt eine frühe Amtsübertragung von den Aposteln an ein Siebenmännerkollegium.

2. In seiner Abschiedsrede in Milet spricht Paulus von Presbytern und Episkopen, die der Geist Gottes bestellt hat, um nach seinem Weggang als Hirten für die Herde zu sorgen (Apg 20,2) und damit Aufgaben wahrzunehmen, welche bisher der Apostel erfüllt hat.

3. Timotheus und Titus erhalten die Ermahnung, durch Gebet und Handauflegung geeignete Amtsträger einzusetzen (1. Tim 4,14; 2. Tim 1,6; Titus 1,5).

4. Diese apostolischen Ämter, die schon zu Lebzeiten der Apostel existierten und nach deren Tod deutlicher hervortreten, sind Geistcharismen und vom Heiligen Geist gewirkte und geschenkte Größen (Apg 20,28).

5. Sie werden durch Handauflegung und Gebet übertragen (Apg 14,23).

6. Insofern die Apostel sich als Vorbild ihrer Gemeinden verstehen (Phil 3,17; Tit 2,7; 1 Petr 5,3), folgen ihnen die Nachfolger in der Lehre und im Leben nach.

Bereits das NT kennt also eine Amtsweitergabe – sogar eine Reihe von Amtsträgern, welche vom Apostel Paulus über einen seiner Schüler (den Verfasser der Pastoralbriefe) zu Timotheus und Titus und von diesen zu weiteren von ihnen einzusetzenden Amtsträgern reicht.

EDIT: Einige Klammern wurden hier unbeabsichtigt zu Smileys. Habe daher Smileys deaktiviert. cp
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

8)
Die kannst Du abdrehen, indem Du im Editor unten "Smilies in diesem Beitrag deaktivieren" anklickst.
EDIT: Erledigt. cp, Mod.

Irgendwie zum Thema passend: Es geistert ja seit einiger Zeit die These durch die Welt, nicht Petrus, sondern Jakobus sei der Führer der ersten Christen gewesen. Ich habe das zB einmal in so einer "Dokumentation" von so einem englischsprachigen grinsenden weißhaarigen "Historiker" gehört. Weiß jemand, woher diese Idee eigentlich stammt und welche Belege konkret dafür angeführt werden?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Großinquisitor hat geschrieben:Um Dir auf die Sprünge zu helfen, ich bezog mich auf Röm 1,8.
Ach so. Begruendest Du so auch den Primat des Bischofs von Thessaloniki? Der Gemeinde dort wird schliesslich das gleiche gesagt... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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Großinquisitor
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Beitrag von Großinquisitor »

Kurt hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Um Dir auf die Sprünge zu helfen, ich bezog mich auf Röm 1,8.
...
Denn die Heilige Schrift ist wahrhaft und wirklich das Wort Gottes; somit hätte der Heilige Geist nie so lobende Worte für die römische Kirche gebrauchen können, wenn sie doch später die Anführerin der bedeudendsten Häresie geworden wäre, wie die Gegner der katholischen Kirche behaupten.
Aus Röm 1,8 kann man die Unfehlbarkeit des Römischen Bischofs nicht herauslesen. Dass der Missionsbefehl auch für die römische Gemeinde besteht, wundert ja nicht sehr.
Und ebenso wie die Gemeinde der Galater wieder zum Glauben zurückfinden kann (vgl Gal 1), so kann die römische Gemeinde abfallen.
Ich habe überhaupt nichts von der Unfehlbarkeit des Papstes gesagt. Ich wollte auf eine etwas andere Sache hinaus, nämlich auf eine Lehre, die mit dem Papsttum schon begrifflich zusammenhängt aber durchaus davon verschieden, leider aber in der heutigen Zeit in Vergessenheit geraten ist.

Vor einigen Jahren habe ich mal die eher beiläufige Bemerkung losgelassen, der Apostel Petrus habe die römische Kirche gegründet. Woraufhin eine etwas ältere Frau empört antwortete, nein Christus habe die römische Kirche gegründet.

Also wäre es zur Begriffsklärung erstmal hilfreich, was unter römischer Kirche zu verstehen ist. Ich verstehe darunter, und das ist eigentlich die Lehre der Väter, weder den Papst noch die katholische Kirche in ihrer Gesamtheit, sondern Volk und Klerus von Rom.

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Großinquisitor
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Beitrag von Großinquisitor »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Unser Robert ist schon ein Phänomen; er hat Zeit ein Internetforum zu betreiben, aber ist sich zu bequem, das erste Kapitel des Römerbriefes wirklich richtig zu lesen, anstatt nur oberflächlich.
Erst mal hast du damit meine Frage nicht beantwortet. Ich hoffe, sie hat dich intellektuell nicht überfordert. Sie lautete: »Hä?« – Na gut. Offenbar konnte Samuel dir auf die Sprünge helfen:
Samuel hat geschrieben:Könntest du mir bitte auf die Sprünge helfen: Ich komme auch nicht drauf, wo im ersten Kapitel des Römerbriefes der Vorrang Roms bezeugt wird.
Großinquisitor hat geschrieben:Um Dir auf die Sprünge zu helfen, ich bezog mich auf Röm 1,8.
Kurt hat geschrieben:Aus Röm 1,8 kann man die Unfehlbarkeit des Römischen Bischofs nicht herauslesen. Dass der Missionsbefehl auch für die römische Gemeinde besteht, wundert ja nicht sehr.
Und ebenso wie die Gemeinde der Galater wieder zum Glauben zurückfinden kann (vgl Gal 1), so kann die römische Gemeinde abfallen. Daraus läßt sich die Unfehlbarkeit auch nicht begründen.
Mehr brauche ich nicht zu antworten, als Kurt schon gesagt hat, außer daß vom römischen Bischof in jenem Brief Pauli überhaupt nicht die Rede ist, sondern von der Gemeinde und ihrem Glauben.

Großinquisitor hat geschrieben:Es scheint mir, daß Robert aus einem antiprotestantischen Affekt heraus die sola scriptura Häresie in eine sola-traditio-Häresie verwandelt hat. Natürlich ist es nicht ganz falsch, das Neue Testament als schriftgewordene Tradition zu begreifen, nur es ist die halbe Wahrheit.
Der Vorwurf ist unsinnig, sowohl generell als auch im konkreten Fall, denn die Schrift gibt für den Primat substantiell nichts her. Wenn, dann wird man ihn in der Tradition finden müssen. Und zwar jenseits der pseudoisidorischen Dekretalen.
Großinquisitor hat geschrieben:Denn die Heilige Schrift ist wahrhaft und wirklich das Wort Gottes; somit hätte der Heilige Geist nie so lobende Worte für die römische Kirche gebrauchen können, wenn sie doch später die Anführerin der bedeudendsten Häresie geworden wäre, wie die Gegner der katholischen Kirche behaupten.
Das ist rein logisch verfehlt. Dem Syllogismus fehlt der Untersatz. So hängt deine Folgerung in der Luft. (Du brauchst es aber nicht nachträglich zu versuchen: Es gibt keinen sinnvollen Untersatz, welcher zu deiner Schlußfolgerung führte.)
Du hast nichts begriffen. :sauer:

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Großinquisitor hat geschrieben:Also wäre es zur Begriffsklärung erstmal hilfreich, was unter römischer Kirche zu verstehen ist. Ich verstehe darunter, und das ist eigentlich die Lehre der Väter, weder den Papst noch die katholische Kirche in ihrer Gesamtheit, sondern Volk und Klerus von Rom.
Sehr gut. Da sind wir völlig einig. Und nun ist mir vor einiger Zeit aufgefallen, daß die Väter des Vaticanum I ausdrücklich schreiben, daß sie für die römische Kirche Festlegungen treffen. Da war ich erst einmal baff. Dann wurde mir einiges klar.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Dazähl! Was denn? :hmm:

Interessiert

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Großinquisitor
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Beitrag von Großinquisitor »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Also wäre es zur Begriffsklärung erstmal hilfreich, was unter römischer Kirche zu verstehen ist. Ich verstehe darunter, und das ist eigentlich die Lehre der Väter, weder den Papst noch die katholische Kirche in ihrer Gesamtheit, sondern Volk und Klerus von Rom.
Sehr gut. Da sind wir völlig einig. Und nun ist mir vor einiger Zeit aufgefallen, daß die Väter des Vaticanum I ausdrücklich schreiben, daß sie für die römische Kirche Festlegungen treffen. Da war ich erst einmal baff. Dann wurde mir einiges klar.

Eben; Konzilsdekrete sind keine vom Himmel gefallene Texte, das gilt selbst vom großen Glaubensbekenntnis (wo von der römischen Kirche gar nicht die Rede ist).
Und man sollte sich fragen, woher dieser irreführender Ausdruck gekommen ist.

Worauf ich hinauswollte, war folgendes:
durch die ganze Patristik zieht sich der Gedanke, daß die römische Kirche auch vor den anderen Apostelkirchen ausgezeichnet ist. Daß dort der Glaube durch ein spezielles Gnadenprivileg besonders rein bewahrt wird. Demzufolge fährt man im Zweifelsfalle gut, wenn man sich an den Römern orientiert, wie der hl. Cyprian sagt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Großinquisitor hat geschrieben:Du hast nichts begriffen. :sauer:
Tja. Nachdem ich landauf, landab für meine schnelle Auffassungsgabe bekannt bin ;D, sollte dir das zu denken geben. Vielleicht verstehst du’s nicht zu artikulieren, was du ausdrücken möchtest. Eben hast du erneut die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, zu erklären oder zu erwidern.
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Großinquisitor
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Beitrag von Großinquisitor »

War ich nicht klar genug, worauf ich hinauswollte?

Und was Du zum sog. 8. ökumenischen Konzil gegen Photius (ich meine das aus dem Jahre 869/70) zum besten gibst, ist nicht gerade Ausdruck besonders großer Auffasungsgabe.

Aber Geduld, ich muß ohnehin noch sehr vieles nachtragen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Großinquisitor hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Also wäre es zur Begriffsklärung erstmal hilfreich, was unter römischer Kirche zu verstehen ist. Ich verstehe darunter, und das ist eigentlich die Lehre der Väter, weder den Papst noch die katholische Kirche in ihrer Gesamtheit, sondern Volk und Klerus von Rom.
Sehr gut. Da sind wir völlig einig. Und nun ist mir vor einiger Zeit aufgefallen, daß die Väter des Vaticanum I ausdrücklich schreiben, daß sie für die römische Kirche Festlegungen treffen. Da war ich erst einmal baff. Dann wurde mir einiges klar.

Eben; Konzilsdekrete sind keine vom Himmel gefallene Texte, das gilt selbst vom großen Glaubensbekenntnis (wo von der römischen Kirche gar nicht die Rede ist).
Und man sollte sich fragen, woher dieser irreführender Ausdruck gekommen ist.

Worauf ich hinauswollte, war folgendes:
durch die ganze Patristik zieht sich der Gedanke, daß die römische Kirche auch vor den anderen Apostelkirchen ausgezeichnet ist. Daß dort der Glaube durch ein spezielles Gnadenprivileg besonders rein bewahrt wird. Demzufolge fährt man im Zweifelsfalle gut, wenn man sich an den Römern orientiert, wie der hl. Cyprian sagt.
Na schau. Siehste, wir finden doch wieder Gemeinsamkeiten. Den grundsätzlichen Vorrang Roms bestreitet doch auch niemand. Schon der Anspruch aber, den gelegentlich Nikolaus I. erhoben hat, war niemals außerhalb der lateinischen Kirche anerkannt, und auch da bis zum Tridentinum nur sehr partiell. Von Innozenz III. und gar Bonifaz VIII. ganz zu schweigen. Das Vaticanum I vollends wäre selbst für diese genannten Päpste ganz außerhalb des Vorstellbaren gewesen.

Nun sprichst auch du Cyprian an. Wie du weißt, hat er in Sachen Häretikertaufe dem römischen Bischof sehr entschieden widerstanden. Und er hatte unrecht. Rom hat ihm gegenüber aber keine unbedingte Weisungskompetenz geltend gemacht. Augustin hat ihn damit entschuldigt, daß es zu der Frage noch keine Konzilsentscheidung gab. Die Lehrmeinung Roms war nach Augustins Ansicht nicht verpflichtend. Und diese Meinung war in der Väterzeit allgemeiner Konsens.
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Petur
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Beitrag von Petur »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Die katholische Kirche ist aber überzeugt, daß bereits die Urkirche an die unbefleckte Empfängnis und die leibliche Himmelfahrt Marias geglaubt hat.
Nein, dieser Satz ist definitiv falsch. (Dafür haben wir aber eigene Themenstränge.)

Was die Unfehlbarkeit betrifft, würde ich nicht formulieren: »Er [der Bischof von Rom] kann einen Glaubensinhalt … für gewiß wahr erklären« – als gehe es darum, ihm hier ein besonderes Recht zuzuweisen –, sondern: »Wenn der Bischof von Rom einen Glaubensinhalt für gewiß wahr erklärt, dann können alle Gläubigen sich darauf verlassen, wenn … [und nun kommen die Voraussetzungen – das ist der kritische Punkt]«.

Die Infallibilität kann man mit einigem Hängen und Würgen im Einklang mit der Tradition deuten. Schwieriger – und das ist der eigentliche Knackpunkt jener Konstitution – ist es, die dort dem Wortlaut nach ausgesagte Ableitung des Bischofsamtes eines jeden einzelnen Ortsbischofs vom Amt des römischen Papstes zu verdauen.

Das bekomme ich mit der Tradition nur dann – nein, nicht einmal in Einklang, aber wenigstens ertragbar, wenn ich davon ausgehe, daß das Vaticanum I sich ausdrücklich als Synode der römischen Kirche bezeichnete, also kein Ökumenisches Konzils gewesen sein kann, sondern bloß eine Generalsynode des abendländischen Patriarchats, wie es deren mehrere gab; daß darum ferner die Superiorität des Papstes auch nur diejenige eines Patriarchen über die Metropoliten und Bischöfe seines Patriarchats betrifft; daß ferner die Entscheidung der Synode, weil es die Entscheidung nur eines einzigen Patriarchalverbands innerhalb der Kirche ist, auch keine Infallibilität beanspruchen kann.
In diesem Fall dürfte man aber die Unfehlbarkeit und das Jurisdiktionsprimat nicht als Dogmen betrachten. Die r.k. Kirche haelt sie jedoch für Dogmen.
Robert, erkennst Du also an, dass die Altkatholiken Recht hatten?

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Vielleicht ist das ein älteres, und sehr kräftiges Zeugnis für den Vorrang des Römischen Stuhles in der katholischen Kirche:
Konzil von Chalkedon hat geschrieben:Anfang November 451

Synodalbrief an Papst Leo I., Anfang Nov. 451

Der Vorrang des Römischen Stuhls

DH306
… Was nämlich verleiht mehr Freude als der Glaube? … Ihn hat uns der Erlöser selbst von alters her zum Heile überliefert, indem er sagte: “Gehet hin und lehrt alle Völker…” [Mt 28,19f], ihn hast Du selbst wie eine goldene Kette, die auf Geheiß des Gebieters bis auf uns herabgeführt wird, bewahrt, indem Du allen der Dolmetscher der Stimme des seligen Petrus warst und für alle die Seligpreisung seines Glaubens herbeiführtest. Indem daher auch wir uns Deiner als Führer zu diesem Gut mit Nutzen bedienten, zeigten wir den Kindern der Kirche das Erbe der Wahrheit… und taten in einhelliger Übereinstimmung und Eintracht das Bekenntnis des Glaubens kund. Und wir waren in gemeinsamem Chor, wie in kaiserlichem Festmahl in geistigen Speisen schwelgend, die Christus den Schmausenden durch Dein Schreiben zubereitete, und wir meinten, den himmlischen Bräutigam unter uns speisen zu sehen. Wenn nämlich, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, er dort, wie er sagt, in ihrer Mitte ist [vgl. Mt18,20], eine wie große Vertrautheit zeigte er dann mit den fünfhundertzwanzig Priestern, die das Verständnis des Bekenntnisses an ihn höher stellten als Heimat und Mühsal? Sie hast Du wie ein Haupt die Glieder in denen, die Deine Stelle einnahmen, angeleitet, indem Du Deinen trefflichen Rat kundgetan hast…

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Kurt hat geschrieben:Vielleicht ist das ein älteres, und sehr kräftiges Zeugnis für den Vorrang des Römischen Stuhles in der katholischen Kirche
Der erste Rang, Kurt, des römischen Bischofs ist doch unbestritten. Die Frage ist nur, um welche Art von Vorrang es geht. Das von dir zitierte Schreiben bezeugt nun aber gerade nicht, was man im neunzehnten Jahrhundert beschließen wollte. – Das in jenem Brief angesprochene Lehrschreiben Leos ist dasjenige, welches er – an Flavian von Constantinopel gerichtet – seinen Legaten zur vom Kaiser 449 nach Ephesus einberufenen Synode mitgegeben hatte, die den vom exkommunizierten Archimandriten Eutyches ausgelösten Monophysitismusstreit beilegen sollte.

Der monophysitische Patriarch Dioscur von Alexandrien aber sprengte diese Synode regelrecht und erreichte mit Gewalt und üblen Methoden einen monophysitischen Entscheid. Um es kurz zu machen, wurde diese Ephesiner Synode nicht anerkannt, 451 gab es eine neue in Chalcedon, wohin Leo wiederum Legaten entsandte. Parallel berichtete er den Bischöfen Galliens von der Sache, von seiner Hoffnung auf einen Entscheid im Sinne der gesunden Lehre – und brachte dabei zum Ausdruck, daß es genau eines solchen ökumenischen Konzilsbeschlusses bedurfte, damit, was er im Schreiben an Flavian dargelegt hatte, allgemein verbindliche Glaubensregel würde.

Tatsächlich kam es so. Die Synode von Chalcedon prüfte Leos Schreiben, befand es für gut und faßte auf dieser Grundlagen seine Beschlüsse. Leo berichtete hernach wiederum den gallischen Bischöfen von dem Erfolge, diesmal voller Freude.

So bezeugt dies Geschehen zwar in der Tat den besonderen Rang des Bischofs von Rom, zugleich aber auch, daß er nicht für die ganze Kirche entscheiden konnte. Das konnte nur ein Konzil. Daß das Konzil hier auf der Basis der vom Römer vorgetragenen Lehre entschied, war der Idealfall. Es gibt weitere vergleichbare Fälle, aber auch gegenteilige Beispiele.
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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Zur gesamten Thematik empfehle ich das exzellente Buch von Friedrich Heiler: Altkirchliche Autonomie und päpstlicher Zentralismus von 1941.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Großinquisitor
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Beitrag von Großinquisitor »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Du hast nichts begriffen. :sauer:
Tja. Nachdem ich landauf, landab für meine schnelle Auffassungsgabe bekannt bin ;D, sollte dir das zu denken geben. Vielleicht verstehst du’s nicht zu artikulieren, was du ausdrücken möchtest. Eben hast du erneut die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, zu erklären oder zu erwidern.
Meine verbalen Attacken sind nichts weiter als ein stummer Schrei nach Liebe; ich bin wirklich saudumm, alles muß man mir erklären...

aber vielleicht werden irgendwann gewisse Ärzte mir weiterhelfen... :mrgreen: :mrgreen: :D :D

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Du hast nichts begriffen. :sauer:
Tja. Nachdem ich landauf, landab für meine schnelle Auffassungsgabe bekannt bin ;D, sollte dir das zu denken geben. Vielleicht verstehst du’s nicht zu artikulieren, was du ausdrücken möchtest. Eben hast du erneut die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, zu erklären oder zu erwidern.
Man ist doch nicht verpflichtet, alles zu verstehen. Auch die Apostel haben vieles nicht verstanden....
ist also auch eine Art der Nachfolge ;D

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Auch die Apostel haben vieles nicht verstanden....
Später schon.....
;)
Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der erste Rang, Kurt, des römischen Bischofs ist doch unbestritten. Die Frage ist nur, um welche Art von Vorrang es geht. Das von dir zitierte Schreiben bezeugt nun aber gerade nicht, was man im neunzehnten Jahrhundert beschließen wollte.
Zum einen habe ich die ökumenische Diskussion immer so verstanden, dass der erste Rang durchaus von den meisten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaft bestritten wird. Hier wäre mal eine - thematisch nicht ganz passende Stellungnahmen interessant, die sich auf das Synodalschreiben bezieht.

Wenn es um die Ausprägung des ersten Ranges geht (Ehrenprimat vs. Unfehlbarkeit i.S.d. 1. Vatikanums), dann kann man darüber natürlich differenzierter nachdenken.

Aber ich verstehe auch nicht so ganz, inwiefern ein Ehrenprimat faktisch dem unfehlbaren Lehramt widersprechen sollte. Würde ein Papst oder ein Konzil offenkundig gegen die orthodoxe Überlieferung lehren, so nützte weder das 1. Vatikanum noch dessen Ablehnung etwas.

Alternativ landete man in der Annahme, es gebe kein unfehlbares Lehramt.

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Großinquisitor
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Beitrag von Großinquisitor »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Großinquisitor hat geschrieben:Also wäre es zur Begriffsklärung erstmal hilfreich, was unter römischer Kirche zu verstehen ist. Ich verstehe darunter, und das ist eigentlich die Lehre der Väter, weder den Papst noch die katholische Kirche in ihrer Gesamtheit, sondern Volk und Klerus von Rom.
Sehr gut. Da sind wir völlig einig. Und nun ist mir vor einiger Zeit aufgefallen, daß die Väter des Vaticanum I ausdrücklich schreiben, daß sie für die römische Kirche Festlegungen treffen. Da war ich erst einmal baff. Dann wurde mir einiges klar.

Eben; Konzilsdekrete sind keine vom Himmel gefallene Texte, das gilt selbst vom großen Glaubensbekenntnis (wo von der römischen Kirche gar nicht die Rede ist).
Und man sollte sich fragen, woher dieser irreführender Ausdruck gekommen ist.

Worauf ich hinauswollte, war folgendes:
durch die ganze Patristik zieht sich der Gedanke, daß die römische Kirche auch vor den anderen Apostelkirchen ausgezeichnet ist. Daß dort der Glaube durch ein spezielles Gnadenprivileg besonders rein bewahrt wird. Demzufolge fährt man im Zweifelsfalle gut, wenn man sich an den Römern orientiert, wie der hl. Cyprian sagt.
Na schau. Siehste, wir finden doch wieder Gemeinsamkeiten. Den grundsätzlichen Vorrang Roms bestreitet doch auch niemand. Schon der Anspruch aber, den gelegentlich Nikolaus I. erhoben hat, war niemals außerhalb der lateinischen Kirche anerkannt, und auch da bis zum Tridentinum nur sehr partiell. Von Innozenz III. und gar Bonifaz VIII. ganz zu schweigen. Das Vaticanum I vollends wäre selbst für diese genannten Päpste ganz außerhalb des Vorstellbaren gewesen.

Nun sprichst auch du Cyprian an. Wie du weißt, hat er in Sachen Häretikertaufe dem römischen Bischof sehr entschieden widerstanden. Und er hatte unrecht. Rom hat ihm gegenüber aber keine unbedingte Weisungskompetenz geltend gemacht. Augustin hat ihn damit entschuldigt, daß es zu der Frage noch keine Konzilsentscheidung gab. Die Lehrmeinung Roms war nach Augustins Ansicht nicht verpflichtend. Und diese Meinung war in der Väterzeit allgemeiner Konsens.
Die Gemeinsamkeiten sind wahrscheinlich viel größer, als Du denkst. :freude:

Allerdings habe ich den Eindruck, wenn die Väter den vorbildlichen Glaubenssinn der Römer rühmen, daß das mehr so gemeint ist, wie die Kirche die Lehre des Aquinaten empfiehlt. Das schließt keineswegs aus, daß an einzelnen Stellen sich in seinem Werk vereinzelt Irrtümer finden.

Worauf ich mit meinem Hinweis auf die Väterlehre über den Glaubenssinn der Römer hinauswollte, war folgendes:
wenn der Glaubensgehorsam der römischen Kirche dermaßen vorbildlich ist, bedeutet das, daß man den Anspruch ihres Bischofs, unfehlbare Lehrurteile dekretieren zu können, nicht einfach so vom Tisch fegen kann und sehr, sehr ernst nehmen sollte.

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