Evangelisierung

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umusungu
cum angelis psallat Domino
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Evangelisierung

Beitrag von umusungu »

Über das Lebenszeugnis hinaus ist die klare Verkündigung des Evangeliums notwendig, so der Heilige Vater, der erklärte: „Gewiss steht die Entscheidung für das Evangelium jedem Menschen frei. Doch damit er eine solche Entscheidung treffen kann, muss er das Evangelium kennen… die Entscheidung für die katholische Wahrheit schränkt die Freiheit des Menschen nicht ein, sondern sie hebt sie hervor und führt sie zur Vollendung, durch eine selbstlose und fürsorgende Liebe für alle Menschen“. Gerade dieser Horizont der Nächstenliebe bewegt die Neuevangelisierung, zu der der Papst die ganze Kirche wiederholt aufgerufen hat.
http://www.fides.org/deu/news/2004/0402/06_1342.html

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Wer ist gemeint mit Neuevangelisierung?

Die Menschen in den Missionsländern? Oder die Menschen der ehemaligen kommunistischen Länder? Oder die Menschen, die hier einfach nicht mehr den rechten Zugang finden? Oder die Kinder, die fast gänzlich ohne tiefere Kenntnisse der christlichen Religion in unseren Ländern aufwachsen?

Mir persönlich tut es schon sehr lange weh, dass die Kirche sich so sehr um die Christianisierung in allen Kontinenten kümmert, aber in unseren Ländern scheinbar gleichgültig zuschaut, wie die Menschen die Kirche verlassen und nicht erkennt, dass schon ein großer Teil dieser Menschen gar nicht mehr weiß, was diese Kirche, die sie verlassen, eigentlich ihrem Wesen nach ist (ich meine jetzt nicht mich, sondern die vielen Menschen, die die Kirche nur noch äußerlich kennen).

Mir ist klar, dass es nicht viel Personal für solche Aufgaben gibt. Aber das hält doch nicht davon ab, die Sorge um diese Menschen zum Ausdruck zu bringen, z.B. im Gebet, in Veröffentlichungen, in Äußerungen usw.

Ich habe mich nach meiner Wiederaufnahme bei Kardinal Wetter mit einem Brief bedankt und um das Gebet für unsere Kinder, die ohne weitere Kenntnisse des Glaubens aufwachsen und so unschuldig der Kirche fern sind. Erstaunlicherweise hat er mir persönlich geantwortet. Große Sorge für die Kinder scheint er aber nicht zu empfinden, denn er meinte tröstend, es werde schon eine Wende kommen.

Ich will das jetzt nicht kritisieren, fand es sehr freundlich, dass er mir überhaupt in herzlicher Weise geantwortet hat. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Gespür dafür, dass wir alle zusammen gehören, fehlt (allgemein in der Kirche). Mir persönlich wird das Getrenntsein sehr bewußt, dadurch dass meine Eltern, mein Mann und etliche Bekannte kirchenfeindlich sind.

Ich bin überzeugt, dass es für beide Seiten zu einer Heilung beitragen würde, wenn man seitens der Kirche eine liebevolle Sorge um die Menschen außerhalb der Kirche entwickeln würde. Der Graben zwischen den Menschen ist meiner Ansicht nach nicht Gottes Wille. Ich glaube, er wünscht sich ein aufeinander zugehen. Von Seiten der Kirche könnte der Beginn in der vorgetragenen Sorge um diese Menschen sein.

Das ist mir schon viele Jahre ein Anliegen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich damit fast alleine bin.

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
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T. Boesche-Zacharow

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Übrigens, was die wichtigste Erfahrung für mich war, zur Kirche zurückzukommen, war die Erfahrung, dass es einen Priester gab, dem dies wichtig war (ich hatte bis dahin den Eindruck, dass das allen in der Kirche mehr oder weniger schnurzpiepegal sei - besser eine lästige, anstrengende Kritikerin los werden).

Die Erfahrung, dass jemand daran interessiert ist, dass ich in der Kirche bin, war für mich eine gänzlich neue Kirchenerfahrung. Leider ist nicht vielen Menschen diese Erfahrung vergönnt.

Herzliche Grüße
Julia
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Julia, mit Neuevangelisierung ist vor allem das "alte Europa" gemeint. Du hast Recht, hierzulande wird für Mission und Katechese verglichen mit dem Pflegen des (noch!) Bestehenden nur wenig aufgewandt an Manpower und Kohle.
Das hat m.E. vor allem mit dem mangelnden Selbstbewusstsein einer großen Zahl an hierzulande lebender Katholiken zu tun. Natürlich nicht allen, das ist klar. Aber hier sind viele eben eher leider als gerne und überzeugt katholisch - selbst wenn sie darauf bestehen. Ist schon erstaunlich. Solches habe ich auch schon bei sehr ehrenamtlich Engagierten gefunden (à la "die können froh sein, dass ich hier überhaupt mitmache"), bei Hauptamtlichen nicht weniger.

Das "man ist halt katholisch" wird aussterben, weil viele zu Recht flache Selbstverständlichkeiten ablehnen.

Die Kirche in Frankreich hat bei all ihrer Armut und noch viel größerem Priestermangel mehr Erwachsenentaufen als wir, dazu kommen noch neue blühende Orden und Gemeinschaften jeglicher Couleur.
Die Kirche in den USA hat mittlerweile eine Menge an hervorragenden Apologeten (Verteidigern) des katholischen Glaubens, die vorher freikirchlich, nichtchristlich oder explizit atheistisch waren - viele sind im Netz aktiv, manche hauptberuflich!

Und hier? Mein katholischer blog (so eine Art Internettagebau) war ungefähr der fünfte im deutschsprachigen Raum über das katholische Leben, Erich D. war schon eher dabei.

"Wenn Du willst, dass einer Christ werde, lass ihn ein Jahr lang bei Dir wohnen", sagte Chrysostomus im 4. Jahrhundert (wenn ich mich noch recht an die Info erinnere). Und heute?

Gast

Beitrag von Gast »

Zuletzt geändert von Gast am Samstag 5. Februar 2005, 19:47, insgesamt 1-mal geändert.

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Ralf hat geschrieben:Mit Neuevangelisierung ist vor allem das "alte Europa" gemeint. Du hast Recht, hierzulande wird für Mission und Katechese verglichen mit dem Pflegen des (noch!) Bestehenden nur wenig aufgewandt an Manpower und Kohle.
Es werden die Löckchen der 19, die innen sind, onduliert .... und darüber die 81 außen vergessen. (In sehr freier Abwandlung des Gleichnisses vom verlorenen Schaf ...)
Beispiele hierfür lassen sich beliebig auch hier im Forum finden........

Ralf

Beitrag von Ralf »

Umusungu, ich (wie manch anderer hier im Forum) war lange genaug "draußen" um zu wissen, dass sich die meisten Leute meiner Generation (ich bin 28) bei einer "aufgeklärten" Version des Christentums nur gähnend zurücklehnen.
Dir mag es nicht so erscheinen, und natürlich is jeder Jeck anders, deswegen gilt meine Wahrnehmung nicht für alle, aber mich hat die Radikalität und die Kirchlichkeit der Heiligen überzeugt, die zeitgenössischen Reformer fand ich extrem wenig sexy, um das mal so zu sagen.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ich glaube, es geht erst mal gar nicht darum, WIE man sich um Außenstehende kümmert, es geht zu erst einmal darum, wahrzunehmen, dass da welche sind, um die man sich Sorgen machen könnte, die eigentlich dazu gehören sollten. Das kann geschehen im Gebet und im Aussprechen, dass man besorgt ist, dass einem an den anderen liegt. Das würde nicht mal viel Zeit und Kraft kosten, nur eine andere innere Einstellung.

Ich fände es sogar gar nicht schlecht, wenn man seine Ratlosigkeit angesichts der Situation offen eingesteht. Warum nicht offen sagen, dass man verletzt und traurig ist, dass so viele der Kirche den Rücken kehren, warum nicht offen sagen, dass man sich sehr wünscht, es wäre anders, dass man aber nicht weiß, wie man es ändern könnte, aber dass man Gott darin um Rat und Hilfe bittet. Ich glaube, allein das, wäre schon ein großer Schritt. Und ich persönlich glaube, Gott würde dann auch weiter helfen. Aber wenn ihn niemand ernsthaft bittet, niemand offen seine Sorgen eingesteht....

Herzliche Grüße
Julia
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Julia, ich kenne mehrere Schwestern in familiär sehr ähnlich gelagerter Situation wie du, auch etwa gleichen Alters. Ich kann mir deine Lage also ungefähr vorstellen. Laß nicht nach, für Mann und Kinder zu beten. Oft wird’s mühsam und schwer sein, vielleicht auch hoffnungslos scheinen. Ist es nicht. Schon daß du da bist, ist ein Segen. Und Gott ruft ganze Familien. Natürlich kann die Deinen keiner zwingen. Aber Jesus hat immer mehr Geduld als du.

Was die Kirche und ihre missionarische Aktivität betrifft, so hab’ ich da so meine Erfahrungen. Wir haben auf der Straße die Leute angesprochen – gesungen und musiziert, Einladungen verteilt, lange und kurze Gespräche geführt, Beschimpfungen und Schlimmere eingesteckt. Wir sind von Haus zu Haus gezogen, Blick für Block, Wohnung für Wohnung, das Gebiet ganzer Pfarreien – wo es einen Pfarrer gab, der sich traute. Manchmal wurden wir sogar eingelassen, und ich erinnere mich ein einige gute, tiefe Gespräche, an Verzweifelte und Verbitterte, denen wir ein Wort des Trostes oder der Liebe sagen konnten. Meist, allzumeist öffneten sich die Türen freilich nicht. Und wenn, dann nur, um uns fortzujagen, zu bedrohen oder sogar wirklich den Hund loszulassen.

In einer Pfarrei besuchten wir auch alle abständigen Katholiken. Die Erfahrungen waren ähnlich. – Was will ich damit sagen? Den „Erfolg“ der Neuevangelisierung können wir nicht machen. Was draus wächst, liegt allein beim Herrn. Wir können ein wenig Samen streuen. Uns auflösen im Boden dieses landes, wie das Salz in der Suppe. Was sich nach menschlichen Kriterien als Erfolg buchen ließe, das erwarte nicht. Vielleicht, wenn wirklich wieder das Blut neuer Märtyrer diesen heidnischen Boden düngt. Aber auch das wissen wir nicht.

Ich bin trotzdem froh um all diese Erfahrungen, die ich angedeutet habe. Vielleicht ist unter tausend, wie wir angesprochen haben, einer, der bleibt. Vielleicht ist weitere Saat aufgegangen, von der ich nichts ahne. Aber die übergroße Masse will das Wort nicht hören. Sie verweigert sich bewußt und willentlich. Das ist die Wirklichkeit, der wir ins Auge sehen müssen.

Darum kann ich die Hemmungen der Christen verstehen, den eigenen Glauben zu verkündigen. (Abgesehen davon, das viele ihren Glauben ohnehin kaum noch kennen: Das wäre ein weiteres Thema.) Aber du hast Recht: Verkündigen müssen wir. Caritas Christi urget nos – die Liebe Christi drängt uns. Eine Kirche, die nicht mehr verkündigt, kann bloß steril werden und absterben. Bloß dürfen wir uns von aller Verkündigung keinen menschlichen Erfolg erhoffen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

anselm
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Re: Evangelisierung

Beitrag von anselm »

umusungu hat geschrieben:.....,so der Heilige Vater, der erklärte: „Gewiss steht die Entscheidung für das Evangelium jedem Menschen frei. Doch damit er eine solche Entscheidung treffen kann, muss er das Evangelium kennen… die Entscheidung für die katholische Wahrheit schränkt die Freiheit des Menschen nicht ein, sondern sie hebt sie hervor und führt sie zur Vollendung, durch eine selbstlose und fürsorgende Liebe für alle Menschen“. ....
Hm, ja, ich kann mir aber durchaus eine rein weltliche Ethik vorstellen, die nichts mit christlichem Glauben zu tun hat, aber zu ähnlichen praktischen Folgerungen für den Umgang mit "dem Nächsten" führt wie eine christlich geprägte Ethik. Das soll nicht heissen, dass dadurch christl. Glaube entwertet wird, aber es bedeutet, dass christl. Ethik sicherlich keinen Alleinvertretungsanspruch in Bezug auf eine "selbstlose und fürsorgende Liebe für alle Menschen" hat.

Viele Gruesse
Anselm

Edith
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Beitrag von Edith »

Ralf hat geschrieben: "Wenn Du willst, dass einer Christ werde, lass ihn ein Jahr lang bei Dir wohnen", sagte Chrysostomus im 4. Jahrhundert (wenn ich mich noch recht an die Info erinnere). Und heute?
ja Leute... das isses.

Was ist ein Christ?
Komm und sieh.

Ein ungeheurer Anspruch.

was wird jemand lernen, der ein "Jahr bei mir wohnt"
Was wird derjenige von Cristus wissen...?

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otto
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Wahrheit bleibt Wahrheit, auch ohne Beifall!

Beitrag von otto »

Evangelisierung?

Heißt dass wir verkünden, das Evangelium so wie es geschrieben steht und laufen Gefahr dass wir bei den „Massen“ auf taube Ohren stoßen, oder wir verkünden das Evangelium so wie es den Beifall der „Masse“ findet?

Dürfen wir nur um Beifall von den „Massen“ zu erhalten, das Evangelium an den „Zeitgeist“ anpassen, oder müssen wir die Anpassung der „Massen“ an das Evangelium verkünden?

Ich glaube selbst wenn sich 95 % oder 99 % der Menschen von der wahren Lehre des Evangeliums abkehren und sie verleugnen, dürfen die 5 % oder 1% Gläubige die erkannte Wahrheit der Lehre des Evangeliums nicht preisgeben. Aber sie müssen die Wahrheit des Evangeliums – wie der Papst fordert - dennoch unermüdlich verkünden.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Gast

Re: Wahrheit bleibt Wahrheit, auch ohne Beifall!

Beitrag von Gast »

Zuletzt geändert von Gast am Samstag 5. Februar 2005, 19:44, insgesamt 1-mal geändert.

Geronimo

Re: Wahrheit bleibt Wahrheit, auch ohne Beifall!

Beitrag von Geronimo »

otto hat geschrieben:Evangelisierung?

Heißt dass wir verkünden, das Evangelium so wie es geschrieben steht und laufen Gefahr dass wir bei den „Massen“ auf taube Ohren stoßen, oder wir verkünden das Evangelium so wie es den Beifall der „Masse“ findet?

Dürfen wir nur um Beifall von den „Massen“ zu erhalten, das Evangelium an den „Zeitgeist“ anpassen, oder müssen wir die Anpassung der „Massen“ an das Evangelium verkünden?

Ich glaube selbst wenn sich 95 % oder 99 % der Menschen von der wahren Lehre des Evangeliums abkehren und sie verleugnen, dürfen die 5 % oder 1% Gläubige die erkannte Wahrheit der Lehre des Evangeliums nicht preisgeben. Aber sie müssen die Wahrheit des Evangeliums – wie der Papst fordert - dennoch unermüdlich verkünden.
Denk mal an den Apostel Paulus, Otto. Der hat nichts preisgegeben von den Evangelien und hat doch die unterschiedlichsten Menschen ansprechen können - es geht also. Bloß sind wir ziemlich weit weg von der Persönlichkeit eines Paulus. Aber auch Petrus hat das seine und das war nicht das Geringste(!) geleistet, obwohl er von anderem Schlag war. Beides hat Durchschlagskraft - die einen werden sich eher von der Feinsinnigkeit eines Paulus überzeugen lassen, die andern wiederum von em Eifer eines Petrus begeistern lassen.
. Man muss gradlinig bleiben, dann bleibt man glaubwürdig. Wir sprachen hier anderweitig vom Credo. Das muss die innere Richtschnur sein und bleiben, an der wir uns bei unsren Glaubensgesprächen mit anderen entlanghangeln. Sosnt fällt man in den Gesprächen rum wie ein Päckchen Imi.
Dann sind auch Abwege oder Anpassung ausgeschlossen.
Zu allervörderst müssen wir bei der Vermittlung des Glaubens uns selbst sicher sein und eine klare Position haben, was wir eigentlich sagen wollen.
Und am besten, wir fangen mal in unserer Umgebung an, uns unverkrampft und ungebrochen zu bekennen.

Geronimo

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Euren Einsatz für die Verkündigung schätze ich, z.B. von Ketelholm.

Aber wiederum ist keinem scheinbar bewußt, dass es daran fehlt, diese Sorge vor Gott zu tragen. Wie soll ich es noch ausdrücken?

Es entsteht immer der Eindruck, dass die Evangelistation eine Sache unter Menschen ist, wir müssen es gut machen oder nicht, die anderen müssen sich öffnen oder nicht.

Ich glaube es liegt zu allererst in Gottes Hand, ob die Evangelisation ankommt oder nicht.
Ich habe den Eindruck, dass die Sorgen um die Evangelisation viel zu wenig vor Gott gebracht werden.
Ich habe den Eindruck, dass man in meint, in der Kirche Stärke zeigen zu müssen, um glaubwürdig zu gelten.

Aber ich glaube, Schwäche und Verzweiflung angesichts der jetzigen Situation bei uns zuzugeben, wäre der richtige Weg.
Gott bestürmen, dass er diese Situation doch ändern möge, dass er wieder das gegenseitige Verständnis fördern möge.
Und auch öffentlich diese Sorgen eingestehen. Dann würden auch die Menschen außerhalb der Kirche hellhörig werden. Dann würden sie spüren, dass sie nicht von oben herab missioniert werden sollen: wir sind die Wissenden, ihr die Unwissenden. Sondern dass es unser gemeinsames Anliegen ist, sich wieder näher zu kommen, dass Christen unter der Abspaltung wirklich leiden.

Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich gemacht habe.
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T. Boesche-Zacharow

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Sagen:

Es tut mir weh, dass so viele gehen! Herr hilf uns, ich weiß nicht, wie wir es verändern können, aber ich leide sehr darunter - bitte hilf uns!
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

@ Julia:
Keine Frage - ob unsere Verkündigung ankommt, liegt nicht in unserer Macht und das sollten wir uns auch nicht einbilden.
Ich meinte auch keine Sturheit in der Argumentation. Warum soll ich nicht sagen, dass ich etwas nicht erklären kann bzw. noch lange selbst nicht verstanden? Gelindes Grauen :mrgreen: überfällt mich bei Fragen nach der Auferstehung des Fleisches z.B. ...
Es gibt aber Grenzen im Gespräch und die hängen damit zusammen, dass eben nur Gott handeln kann, und jedes Gespräch unter Menschen notwendigerweise an seine Grenzen stößt. Deshalb fand ich Robert Bemerkung im Jungfrauenthread "Frage Maria" sehr gut. Wenn man wirklich etwas erfahren will, kann man das nur bedingt von Menschen, sondern man muss sich letzlich an die wenden, die es einem sagen können. Menschen können einem anderen den Glauben nicht auf dem Tablett servieren. Allein das klarzumachen, ist in Gesprächen schon schwierig.

Geronimo

Ralf

Beitrag von Ralf »

Julia Wolf hat geschrieben:Sagen:

Es tut mir weh, dass so viele gehen! Herr hilf uns, ich weiß nicht, wie wir es verändern können, aber ich leide sehr darunter - bitte hilf uns!
Ja, damit hast Du sehr Recht. Wie oft finde ich mich selbst bei dem Gedanken wieder: nicht schade drum!

Ich habe mal darüber eine wunderschöne Predigt gehört. Aus dem Evangelium hörten wir die Stelle, bei der sich viele von Jesus abwendeten. "Wollt auch ihr gehen"
Er hinderte sie nicht, er machte aber auch vorher an seiner Verkündigung sicher keinerlei Abstriche mit all ihrer Radikalität und Unglaubwürdigkeit. Doch es scheint mir, der Tonfall dieser Frage legt es nahe, dass auch der Herr unter der Ablehnung litt. "Auch ihr"? Wer bleibt noch? Ich will Euch das Leben schenken und ihr geht.

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich glaube es liegt zu allererst in Gottes Hand, ob die Evangelisation ankommt oder nicht.
Es liegt allein in Gottes Hand. Das darf uns aber nicht davon entbinden, ALLES in unseren Möglichkeiten stehende zu tun, und es sehr gut zu tun. "Gottes Hand" entbindet niemanden von allen Anstrengungen.

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otto
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Beitrag von otto »

umusungu hat geschrieben:Es liegt allein in Gottes Hand. Das darf uns aber nicht davon entbinden, ALLES in unseren Möglichkeiten stehende zu tun, und es sehr gut zu tun. "Gottes Hand" entbindet niemanden von allen Anstrengungen.
Nein, umusungu die "Annahme oder die Befolgung" des Evangeliums, liegt mit nichten in der Hand Gottes, ob ein Mensch das Evangelium annimmt oder nicht liegt alleine in seiner (des Menschen) freien Entscheidung die ihn von Gott gegeben wurde. Der Mensch entscheidet ob er die Botschaft Gottes annimmt oder nicht! Wie an anderer Stelle schon mehrfach erwähnt, wir müssen nicht ALLES in unseren Möglichkeiten stehende tun, wir müssen nur Verkünden wenn die Verkündigung von den Menschen nicht angenommen wird, müssen wir den Staub von unseren Füßen schütteln und weiter ziehen.

Gottes Wort und Gott zwingt nicht, ich weiß wie schwer es manchen fällt den freien Willen der Menschen anzuerkennen, viele schieben die Verantwortung dann lieber auf die "Gottes Hand"

NEIN DER MENSCH ENTSCHEIDET, ER HAR EINEN FREIEN WILLEN, FÜR GOTT ODER GEGEN GOTT.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich glaube es liegt zu allererst in Gottes Hand, ob die Evangelisation ankommt oder nicht.
Ich habe den Eindruck, dass die Sorgen um die Evangelisation viel zu wenig vor Gott gebracht werden.
Ich habe den Eindruck, dass man in meint, in der Kirche Stärke zeigen zu müssen, um glaubwürdig zu gelten.

Aber ich glaube, Schwäche und Verzweiflung angesichts der jetzigen Situation bei uns zuzugeben, wäre der richtige Weg.
Gott bestürmen, dass er diese Situation doch ändern möge, dass er wieder das gegenseitige Verständnis fördern möge.
Ich weiß nicht, ob ich Dich richtig verstanden habe aber ich verstehe aus dem, was Du schreibst den Wunsch, dass Gott es "für uns richten soll" und dann können wir uns besser fühlen. Ich kenne für mich die Bitte im Gebet, mir Kraft zu geben, mir zu helfen, geduldig zu sein und andere nicht mit verbalen Bekehrungsattacken zu malträtieren. Und ich spüre, dass er mir genau an diesem Punkt hilft. Ich habe im Sport des öfteren mit jungen Menschen zu tun. Ich weiß noch, wie oft ich belächelt wurde, wenn ich gesagt habe, dass ich an Gott glaube. Das ist inzwischen bei vielen nicht mehr so. Nicht weil ich mit ihnen Glaubensfragen diskutiert habe, sondern weil ich mein Handeln als gelebte Verkündigung auszurichten versuche.
Und auch öffentlich diese Sorgen eingestehen. Dann würden auch die Menschen außerhalb der Kirche hellhörig werden. Dann würden sie spüren, dass sie nicht von oben herab missioniert werden sollen: wir sind die Wissenden, ihr die Unwissenden. Sondern dass es unser gemeinsames Anliegen ist, sich wieder näher zu kommen, dass Christen unter der Abspaltung wirklich leiden.
Ich kann dass für mich in dem Maße nicht nachvollziehen. Ich leide weniger wegen denen, die gehen, sondern eher an denen, die da sind und nur reden statt den Glauben in Taten zu leben. Wenn ich das wenige, was ich im NT gelesen habe (inzwischen wird das häufiger), erlebe ich Jesus Christus häufiger handelnd, als predigend. Und wenn er handelt, dann nicht um etwas zu beweisen, sondern um ein Beispiel für Nächstenliebe zu sein.

Heinrich

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

otto hat geschrieben: NEIN DER MENSCH ENTSCHEIDET, ER HAT EINEN FREIEN WILLEN, FÜR GOTT ODER GEGEN GOTT.
Dann müssen wir alles tun, um dem Menschen eine echte Entscheidung zu ermöglichen.
Alles tun, um dem Menschen einen Zugang zum Glauben zu ermöglichen.
Alles tun, um überzeugend zu sein.
Alles tun, unseren Glauben in verständlichen Worten auszudrücken.
Alles tun, um den Glauben an Jesus Christus als heilsam erfahrbar werden zu lassen.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ich glaube, man muss erst einmal eine persönliche Erfahrung mit der Liebe Gottes machen, bevor man sich für den Glauben entscheiden kann. Wie diese persönliche Erfahrung aussieht, ist für jeden Menschen unterschiedlich. Der eine macht diese persönliche Erfahrung mit der Liebe Gottes ganz unspektakulär durch ein liebevolles, christliches Elternhaus, ein anderer durch irgendein Ereignis, das ihn plötzlich trifft.

Ich glaube nicht, dass man sich dauerhaft für den Glauben entscheiden kann, wenn man diese Erfahrung nicht in irgendeiner Form gemacht hat. Schließlich ist auch der Glaube ein Geschenk. Dieses Geschenk muss aber angenommen werden. Evangelisation ist also, den Menschen für den Empfang dieses Gnadengeschenkes zu öffnen.

Evangelisation nach meinem Verständnis besteht jetzt darin, einen Rahmen zu schaffen (vor allem durch eine "Gebetsatmospäre"), in der sich die Menschen für diese persönliche Erfahrung öffnen können, die Gott schenken möchte.

Bei mir persönlich ist es bei einer Beichte passiert. Ich war ein typischer Naturwissenschaftler, der weder die Auferstehung noch irgendein anderes Wunder der Bibel glauben konnte und war mehr als 15 Jahre nicht mehr beichten und auf der Wallfahrt, wohin es mich ungeplant verschlagen hat, wurde durch Gebet, Lobpreis und persönlicher Glaubenszeugnisse anderer Menschen dieser Rahmen geschaffen, der mich dazu gebracht hat, beichten zu gehen und dort die Barmherzigkeit Gottes persönlich zu erfahren.

Gottes Segen,
Dirk

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Was gar nicht funktioniert, ist die Sozialarbeitermethode. Ich kenne Priester, die sich wirklich bemühen, durch persönliche Gespräche, durch allerlei Aktionen und Sonstiges die Menschen zu Gott zu führen. Das kann man knicken - diese Aktionen sind dazu verurteilt, dass die Menschen sich mit sich selbst beschäftigen, zu einer Begegnung mit Gott kann es da nicht kommen, weil man ihm garkeine Chance dazu gibt.

Ein Priester ist nicht umsonst Seelsorger und kein Sozialarbeiter.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Heinrich hat geschrieben:Ich kann dass für mich in dem Maße nicht nachvollziehen. Ich leide weniger wegen denen, die gehen, sondern eher an denen, die da sind und nur reden statt den Glauben in Taten zu leben. Wenn ich das wenige, was ich im NT gelesen habe (inzwischen wird das häufiger), erlebe ich Jesus Christus häufiger handelnd, als predigend. Und wenn er handelt, dann nicht um etwas zu beweisen, sondern um ein Beispiel für Nächstenliebe zu sein.

Heinrich
Nicht zu vergessen, dass er oft genug die Nächte im Gebet verbracht hat, bevor er gehandelt hat...

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Dirk hat geschrieben:Ein Priester ist nicht umsonst Seelsorger und kein Sozialarbeiter.
Harte Worte!
Aber wo Du Recht hast, da hast Du Recht! :ja:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Priester ist zuerst Liturge.
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Beitrag von umusungu »

Ketelhohn hat geschrieben:Der Priester ist zuerst Liturge.
Dann hätten unsere Pfarrer aber einen lauen Lenz. Und würden sich vom Leben Jesu ordentlich abkoppeln.

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Beitrag von umusungu »

Juergen hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:Ein Priester ist nicht umsonst Seelsorger und kein Sozialarbeiter.
Harte Worte!
Aber wo Du Recht hast, da hast Du Recht! :ja:
Wie unterscheidest Du das begrifflich und praktisch?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

umusungu hat geschrieben:
Ketelhohn hat geschrieben:Der Priester ist zuerst Liturge.
Dann hätten unsere Pfarrer aber einen lauen Lenz. Und würden sich vom Leben Jesu ordentlich abkoppeln.
Was macht Herr Kamm denn den ganzen Tag über?
Gruß Jürgen

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Beitrag von Juergen »

umusungu hat geschrieben:Dann hätten unsere Pfarrer aber einen lauen Lenz. Und würden sich vom Leben Jesu ordentlich abkoppeln.
Inwieweit und in welcher Beziehung ist Deine Pfarrer und sein Tun im allgemeinen und besonderen mit dem Leben Jesu verbunden oder in Übereinstimmung mit Ihm?
Gruß Jürgen

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Beitrag von Juergen »

Ketelhohn hat geschrieben:Der Priester ist zuerst Liturge.
100%ige Zustimmung.

Mir hat mal ein Priester gesagt: Der Pfarrer ist der Erste Beter der Gemeinde!

Oder um es noch eindringlicher zu sagen:
Es sagte mir mal jemand (auf Malta) bezüglich der kontemplativen Orden: dies seien "the Powerstations of the church".

Unser ehemaliger Kardinal - Gott hab ihn selig - hat bei Errichtung des Klosters der "rosa Schwestern" (Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung - SSpSAP) - den genauen Wortlaut müßte ich raussuchen - sinngemäß gesagt, daß diese "Arbeit" durch nicht aber auch gar nichts zu ersetzen sei.
Ihre Aufgabe und Berufung ist die Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments 24 Stunden am Tag 365/366 Tage im Jahr.
Gruß Jürgen

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