Evangelisierung

Allgemein Katholisches.
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umusungu
cum angelis psallat Domino
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Beitrag von umusungu »

Juergen hat geschrieben:Mir hat mal ein Priester gesagt: Der Pfarrer ist der Erste Beter der Gemeinde!

Oder um es noch eindringlicher zu sagen:
Es sagte mir mal jemand (auf Malta) bezüglich der kontemplativen Orden: dies seien "the Powerstations of the church".

Unser ehemaliger Kardinal - Gott hab ihn selig - hat bei Errichtung des Klosters der "rosa Schwestern" (Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung - SSpSAP) - den genauen Wortlaut müßte ich raussuchen - sinngemäß gesagt, daß diese "Arbeit" durch nicht aber auch gar nichts zu ersetzen sei.
Ihre Aufgabe und Berufung ist die Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments 24 Stunden am Tag 365/366 Tage im Jahr.
Und was ist Deine Aufgabe?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

umusungu hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Mir hat mal ein Priester gesagt: Der Pfarrer ist der Erste Beter der Gemeinde!

Oder um es noch eindringlicher zu sagen:
Es sagte mir mal jemand (auf Malta) bezüglich der kontemplativen Orden: dies seien "the Powerstations of the church".

Unser ehemaliger Kardinal - Gott hab ihn selig - hat bei Errichtung des Klosters der "rosa Schwestern" (Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung - SSpSAP) - den genauen Wortlaut müßte ich raussuchen - sinngemäß gesagt, daß diese "Arbeit" durch nicht aber auch gar nichts zu ersetzen sei.
Ihre Aufgabe und Berufung ist die Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments 24 Stunden am Tag 365/366 Tage im Jahr.
Und was ist Deine Aufgabe?
Um mal aus einer Diplomarbeit - nicht meiner - zu zitieren:
Für die Erzdiözese Paderborn wäre als Beispiel eines solchen eucharistischen Anbetungsklosters das der Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung (SSpSAP) in Bad Driburg zu nennen, dem auch eine eucharistische Anbetungsgemeinschaft, von Erzbischof DDr. Johannes Joachim Degenhardt am 1.3.1979 gegründet, angeschlossen ist. Das rege Interesse der Gläubigen auch an einer solchen Anbetungsgemeinschaft zeigt die neue Statistik vom Februar 1997. Aus den 137 Personen, die sich bei der Gründung durch den Erzbischof eintrugen, sind bis zum Ende des Jahres 1996 2042 Mitglieder geworden, die aus allen Teilen Deutschlands kommen, aus Polen, Österreich, Holland, Liechtenstein, Italien und Frankreich. Auch, und das ist besonders erfreulich, fühlen sich, so die Statistik, nicht wenige evangelische Mitchristen dazu angeregt, dieser Gemeinschaft beizutreten. Eine erfreuliche Bilanz, die zeigt, daß eine solche betende Verbundenheit auch den Geist der Ökumene entscheidend zu fördern vermag.
Ich bin einer von denen!

Ich verrate nicht, wessen Diplomarbeit DAS ist, wer sie - oder den Autor - kennt, möge nichts weiter sagen.
Zuletzt geändert von Juergen am Mittwoch 11. Februar 2004, 01:01, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Um noch "eins d'rauf zu stetzen":

Mir erzählte mal jemand, daß er sich mit der Oberin eines Klarissenklosters unterhalten durfte.
Er fragte sie, ob sie (und die Schwestern) denn auch etwas "von der Welt" erfahren würden.
Sie antwortete ihm (sinngemäß): Wenn etwas interessantes in der Zeitung stünde, so wüde sie dies ausschneiden und den Schwestern zugänglich machen. Aber war sei schon von Interesse. Es wäre etwa völlig irrelevant wer z.B. gerade neu zum Präsidenten der USA gewählt worden sei....
Gruß Jürgen

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

umusungu hat geschrieben:
Julia Wolf hat geschrieben:Ich glaube es liegt zu allererst in Gottes Hand, ob die Evangelisation ankommt oder nicht.
Es liegt allein in Gottes Hand. Das darf uns aber nicht davon entbinden, ALLES in unseren Möglichkeiten stehende zu tun, und es sehr gut zu tun. "Gottes Hand" entbindet niemanden von allen Anstrengungen.

Ich sehe das nicht als Gegensatz, sondern als Miteinander. Es ist keine Alternative, alles in Gottes Hand zu wissen, oder selbst aktiv zu werden.

Es geht darum, aktiv zu werden und den Mut nicht zu verlieren, WEIL alles in Gottes Hand liegt.

Das Problem bei Veruchen der Annäherung ist meiner Ansicht nach, dass die Gräben und die Verständnislosigkeit beiderseits bereits sehr tief sind. Da kommt es dann regelmäßig auf beiden Seiten zu stark frustrierenden Erlebnissen.

Diese kann ich jedenfalls nur verkraften, wenn ich weiß, dass letzten Endes alles in Gottes Hand liegt. Dieses Vertrauen und auch die Möglichkeit, mich an ihn zu wenden in meinem Anliegen, gibt mir Kraft und Gelassenheit und Ideen, weiter zu machen. Ich habe auch das Gefühl, dass ich manchmal Unterstützung erhalte, aber das kann ich nicht beweisen.

Hätte ich diese Möglichkeit nicht, würde ich wie otto sagen: ich schüttle den Staub von meinen Schuhen, da ist alles nur noch regiert vom Bösen (und zwar würde ich persönlich das sowohl außerhalb der Kirche als auch in der Kirche so sehen - wenn ich nicht Gott vertrauen würde).

Den Staub von meinen Schuhen darf ich aber meines Erachtens erst schütteln, wenn ich ALLES, wirklich alles in meiner Kraft stehende versucht habe. Und nicht nur kühl abwartend versucht habe, sondern mit liebendem Interesse am anderen Menschen.

Habe ich das nicht (und in den meisten Fällen habe ich noch nicht wirklich alles versucht), steht mir kein Urteil zu, ob der andere selbstverschuldet oder durch die Umstände ohne Glauben ist, und somit darf ich ihn auch nicht als verloren ansehen.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

otto hat geschrieben: NEIN DER MENSCH ENTSCHEIDET, ER HAR EINEN FREIEN WILLEN, FÜR GOTT ODER GEGEN GOTT. [/b]

Entscheiden kann ich mich aber nur für oder gegen etwas, das ich verstanden habe, das mir entsprechend nahe gebracht wurde.

Viele haben aber Erfahrungen mit der Kirche gemacht, die ihnen beigebracht haben, dass die Lehre zwar schön und nett ist, aber dass sie nicht gelebt wird. Oder dass Dinge gefordert werden, die man nicht annehmen kann (z.B. früher die Ablehnung von Darwin oder von psychologischen Erkenntnissen, noch früher von der Vorstellung, dass die Erde um die Sonne kreist).

Ein anderes Beispiel:
Ein Mann, heute fast 80, wurde als Junge vom Priester sexuell belästigt. Gleichzeitig wurde er in der Beichte vom Priester detailliert über sexuelle Gedanken ausgefragt, auf die er überhaupt erst durch dieses Ausfragen kam.
Ist es verwunderlich, dass dieser Mann bereits in jungen Jahren dem Glauben den Rücken kehrte und bis heute nicht zurück gefunden hat? Ist es wirklich nur seine freie Entscheidung?

Es gibt viele Dinge, die den Menschen den Weg zum Glauben versperren können.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Dieser Beitrag wurde auf Julias Wunsch hierher verschoben un bezieht sich auf diesen Artikel von Otto. @Julia: Ich hoffe, daß ich das so richtig verstanden habe, wenn nicht PN an mich. Cicero
otto hat geschrieben:
8 Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt.
9 Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.[/color]
10 Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft:
11 Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe.
12 Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.

13 Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan.
14 Tyrus und Sidon wird es beim Gericht nicht so schlimm ergehen wie euch.
15 Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen.
16 Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.


Hat die Kirche in letzter Zeit viele Kranke geheilt, viele Wunder vollbracht? Wenn nicht, dann kann man nicht genauso vergleichen, denn hier wird ja kritisiert, dass nicht geglaubt wird trotz Heilung und Wunder.

Wie ginge es Dir otto, wenn Deine Eltern, Deine Frau oder Deine Kinder vom Glauben abfallen würden? Würdest Du den Staub von Deinen Schuhen schütteln?
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Juergen hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:Ein Priester ist nicht umsonst Seelsorger und kein Sozialarbeiter.
Harte Worte!
Aber wo Du Recht hast, da hast Du Recht! :ja:
Da tut sich dann die Frage auf, was Seelsorge denn genau ist. In einem der (Bochum) Stiepeler Auditorien wurde auch über diesen Bereich referiert und anschließend (leider nur ein wenig) diskutiert. Danach geht Seelsorge über den Glaubensbereich hinaus, umfaßt auch Dinge des persönlichen Lebens, sollte aber in einem anderen Kontext stattfinden, als es die (m.E. reformbedürftige) soziale und psychosoziale Arbeit tut.

Heinrich

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Julia Wolf hat geschrieben:
otto hat geschrieben: NEIN DER MENSCH ENTSCHEIDET, ER HAR EINEN FREIEN WILLEN, FÜR GOTT ODER GEGEN GOTT. [/b]
Viele haben aber Erfahrungen mit der Kirche gemacht, die ihnen beigebracht haben, dass die Lehre zwar schön und nett ist, aber dass sie nicht gelebt wird. Oder dass Dinge gefordert werden, die man nicht annehmen kann (z.B. früher die Ablehnung von Darwin oder von psychologischen Erkenntnissen, noch früher von der Vorstellung, dass die Erde um die Sonne kreist).

Es gibt viele Dinge, die den Menschen den Weg zum Glauben versperren können.
Du sprichst den Lebenskontext an, in dem Kirchenferne leben. Das ist m.E. ein wichtiger Aspekt.

Da sit dann -im Rahmen einer Evangelisierung- auch der Aspekt der Sünde in einem gotteslosen/gottesfernen Umfeld. Wenn ich meine (evangelische) Vergangenheit als Kind revue passieren lasse, wundere ich mich manchmal, dass ich überhaupt zum Glauben zurück gefunden habe.

Die Kindheit und damit der Konfirmandenunterricht ist geprägt durch Gehorsam (gegenüber einem wahrsch. alkoholkranken Pfarrer). Auswendiglernen von Psalmen ohne jeden Hintergrund. Sinninhalte wurden da überhaupt nicht vermittelt. Nachfragen wurde mit Aufsäßigkeit gleichgesetzt und in meinem Falle mit dem Ausschluss von der Konfirmation bedroht.
Danach Hinwendung zur politischen Arbeit und Beschäftigung zu Ideen und Konzepten wie Sartre, Habermass usw.

Junges Erwachsenenalter; Studium an einer Evang. FHS für Sozialwesen und wieder kaum Glaubenskontakte. Verblüffend, wie wenige Gottedienste man in einer konfessionellen FHS unterbringen kann und wie wenig Glaubensfragen und -antworten in das Wirken späterer Sozialarbeiter und -pädagogen integrieren kann. Dann später leises Herantasten an Glaubensinhalte in einer (für mich) politisierten evang. Kirche und dann immer stärkere Abwendung, weil ich Predigten, die eher einem Statement der Grünen ähnelten, nicht mehr ertragen konnte (wollte). Ein Gefühl des Geborgenseins, des Aufgehobenseins fehlt und ich weiß nicht einmal, dass es das ist.

Und dann konvertiert mein ältester Sohn mit 15 Jahren (sehr, sehr bewust) zur römisch katholischen Kirche. Alle Ablehnungsargumente brechen auf: die Inquisition, Kreuzzüge, Wissenschaftsfeindlichkeit, Fragen zur Verhütung usw. Heftigste Streitgespräche mit meinem Sohn, bei dem ich den Eindruck habe die katholische Kirche will ihn in ein konservativ, verstaubtes und letztlich menschenferne System einfangen. Die heftigen Auseinandersetzungen mit meinem Sohn und auch dem katholischen Gemeindepfarrer und dem Prior des Klosters, sowie das mehr oder weniger systematische Herumstöbern in Schriften des Heiligen Stuhles, die bekanntlich über eine Schalgzeile hinausgehen, setzen eine Veränderungsprozeß in Gang, den ich manchmal selbst mit Verwunderung betrachte. Vor 1 1/2 Jahren dann meine Firmung.
Glück gehabt? Sicher nicht! Von Gott gerufen (nicht berufen)? Eine Frage die mich sehr beschäftigt.

Und da bin ich nun. Mit der Sünde, mit einer geschiedenen evang. Frau glücklich verheiratet, mit zwei Söhnen im wahrsten Sinne gesegnet zu sein. Und nun?

Was ich sagen will ist, dass bei Gesprächen mit gottesfernen Menschen, der Kontext des bisherigen Lebens immer in den Blick genommen werden muss. Wirklich und ganz und gar in den Gesetzen Gottes zu leben, würde, wenn ich eine strenge Auslegung der Schrift ernst nehmen würde, eine Trennung oder ähnliches "erfordern"!? Wenn ich dass einem anderen und kirchenfernen antragen würde, könnte ich das Ergebniss -glaube ich- voraus sagen.

Sorry, für die Länge der Antwort/des Beitrages.

Heinrich

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Julia Wolf hat geschrieben:Viele haben aber Erfahrungen mit der Kirche gemacht, die ihnen beigebracht haben, dass die Lehre zwar schön und nett ist, aber dass sie nicht gelebt wird. Oder dass Dinge gefordert werden, die man nicht annehmen kann (z.B. früher die Ablehnung von Darwin oder von psychologischen Erkenntnissen, noch früher von der Vorstellung, dass die Erde um die Sonne kreist).
Ein anderes Beispiel:
Ein Mann, heute fast 80, wurde als Junge vom Priester sexuell belästigt. Gleichzeitig wurde er in der Beichte vom Priester detailliert über sexuelle Gedanken ausgefragt, auf die er überhaupt erst durch dieses Ausfragen kam.
Ist es verwunderlich, dass dieser Mann bereits in jungen Jahren dem Glauben den Rücken kehrte und bis heute nicht zurück gefunden hat? Ist es wirklich nur seine freie Entscheidung?
Es gibt viele Dinge, die den Menschen den Weg zum Glauben versperren können.
Menschliche Freiheit ist nie absolut, sondern immer begrenzt, und das weniger durch äußere, sondern viel mehr durch innere Grenzen. Wie groß oder klein meine Entscheidungs- und Handlungsfreiheit in einer konkreten Angelegenheit ist, kann ich schon für mich persönlich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Für andere Menschen schon gar nicht. Und ich finde es ungemein beruhigend, das ich das Maß an (Un-)Schuld eines bestimmten Menschen bei einer Entscheidung gegen Gott nicht nur nicht ausmachen muss, sondern auch nicht ausmachen darf! - Ich hoffe sehr darauf, dass Gott bei mir für das eine oder andere "mildernde Umstände" berücksichtigt, und das hoffe ich auch für andere.

Und da das so ist, kann ich mit dem Vorschlag von Otto, "den Staub von den Füßen zu schütteln", ehrlich gesagt nicht so viel anfangen. Zumindest was das Gebet angeht, dürfen wir das m.E. nie. Vielleicht - bis auf weiteres - nicht mehr über Glaubensfragen reden, wenn der/die andere das nicht will, aber ausdauernd beten und vor allem mit dem eigenen Leben unaufdringlich Zeugnis ablegen, das darf nicht achselzuckend aufgegeben werden. Was wäre wohl aus dem "unheiligen" Augustinus geworden, wenn seine Mutter bei seiner Volljährigkeit gesagt hätte: "Er will halt nicht. Pech gehabt. Muss selbst sehen, was er aus seinem Leben macht..."?

Und noch was anderes ging mir beim einen oder anderen Posting durch den Sinn (hab diesen Thread vorhin erst entdeckt und gelesen): Manchmal klingt so durch, dass "die Kirche" mehr für die Evangelisierung tun müsse. Wenn es stimmt, dass wir alle Kirche sind, dann richtet sich dieser Appell an jeden von uns, höchstpersönlich! Und auch wenn ich das Glück habe, immer wieder mit Menschen über Gott und Glauben und Kirche etc. sprechen zu können, so finde ich den Gedanken ziemlich beunruhigend, dass Gott mich mal nach den vielen Gleichgültigen, Kirchenfernen, Zweifelnden in meinem Umfeld fragt, bei denen er vielleicht mit meiner Mitarbeit gerechnet hätte - und ich war anderweitig beschäftigt.

LG
Biggi

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Biggi hat geschrieben: so finde ich den Gedanken ziemlich beunruhigend, dass Gott mich mal nach den vielen Gleichgültigen, Kirchenfernen, Zweifelnden in meinem Umfeld fragt, bei denen er vielleicht mit meiner Mitarbeit gerechnet hätte - und ich war anderweitig beschäftigt.
Es gibt diese kleine "Anekdote": an der Himmelspforte werde ich nicht gefragt, was ich in meinem Leben gemacht habe, sondern wen ich mitgebracht habe.

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otto
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Beitrag von otto »

Biggi hat geschrieben: ..., kann ich mit dem Vorschlag von Otto, "den Staub von den Füßen zu schütteln", ehrlich gesagt nicht so viel anfangen. ...
LG
Biggi
Also Biggi ob der Mensch die grenzenlose Freiheit die ihm von Gott gegeben wurde, innerhalb der verschiedenen Ideologien ausüben kann oder nicht, ist einer genaueren Betrachtung würdig.

Aber die Anweisung sich ""den Staub von den Füßen zu schütteln" wenn das Wort des "Evangeliums auf taube Ohren stößt"(...eure Worte nicht hören will) ist keinenfalls ein Vorschlag von mir.

Sondern die Anweisung des Jesus von Nazareth

Das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 10

Anweisung für die Mission

14 Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen.


Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 10

Die Aussendung der zweiundsiebzig Jünger

11 Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe.


Biggi Du siehst, auch wenn Dir diese Aufforderung mißfällt, es ist eine Anweisung von JESUS nicht von Otto.

LG Otto
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Biggi hat geschrieben: [Und noch was anderes ging mir beim einen oder anderen Posting durch den Sinn (hab diesen Thread vorhin erst entdeckt und gelesen): Manchmal klingt so durch, dass "die Kirche" mehr für die Evangelisierung tun müsse. Wenn es stimmt, dass wir alle Kirche sind, dann richtet sich dieser Appell an jeden von uns, höchstpersönlich! Und auch wenn ich das Glück habe, immer wieder mit Menschen über Gott und Glauben und Kirche etc. sprechen zu können, so finde ich den Gedanken ziemlich beunruhigend, dass Gott mich mal nach den vielen Gleichgültigen, Kirchenfernen, Zweifelnden in meinem Umfeld fragt, bei denen er vielleicht mit meiner Mitarbeit gerechnet hätte - und ich war anderweitig beschäftigt.

LG
Biggi
Schön, dass Du das schreibst. Nicht einfach Verkündigung, sondern gelebte Verkündigung. Jeder Einzelne als Beispiel für das Christsein. Das Bemühen um eine christliche Lebenshaltung, um Authentizität bemüht sein. Ich glaube, das ich eher durch ein Beispiel überzeugen kann als durch überzeugende Worte.

Heinrich

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

otto hat geschrieben:
Biggi hat geschrieben: ..., kann ich mit dem Vorschlag von Otto, "den Staub von den Füßen zu schütteln", ehrlich gesagt nicht so viel anfangen. ...
LG
Biggi
Also Biggi ob der Mensch die grenzenlose Freiheit die ihm von Gott gegeben wurde, innerhalb der verschiedenen Ideologien ausüben kann oder nicht, ist einer genaueren Betrachtung würdig.

Aber die Anweisung sich ""den Staub von den Füßen zu schütteln" wenn das Wort des "Evangeliums auf taube Ohren stößt"(...eure Worte nicht hören will) ist keinenfalls ein Vorschlag von mir.

Sondern die Anweisung des Jesus von Nazareth

Das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 10

Anweisung für die Mission

14 Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen.


Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 10

Die Aussendung der zweiundsiebzig Jünger

11 Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe.


Biggi Du siehst, auch wenn Dir diese Aufforderung mißfällt, es ist eine Anweisung von JESUS nicht von Otto.

LG Otto
Es steht aber nichts davon geschrieben, auf welche Art und Weise der Einzelne heute verkünden oder Evangelisieren soll und auch nicht, wann denn das "nicht hören wollen" erfüllt ist. Bei der ersten Zurückweisung? Bei der zweiten?

Heinrich

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

otto hat geschrieben:Biggi Du siehst, auch wenn Dir diese Aufforderung mißfällt, es ist eine Anweisung von JESUS nicht von Otto.
Und wie ist es mit den übrigen "Anweisungen"? .,,, keinen Geldbeutel, keine Vorratstasche, keine Schuhe?
Grüßt DU, wenn du in ein Haus kommst mit "Friede diesem Haus"?
"Heilst du die Kranken, die dort sind"?
Sagst du den Leuten "das Reich Gottes ist euch nahe"?
(siehe LK 10)

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Viele Menschen sehnen sich heute nach der Wahrheit, aber niemand ist da, der sie ihnen verkündet. Deshalb ist es besser, denen zu verkünden, die offen sind, als sich mit denen länger aufzuhalten, die es einfach nicht hören wollen. Tut man das nicht, kann man sich leicht verzetteln mit der möglichen Folge, dass diejenigen, die sich nach der Wahrheit sehnen, ewig darauf warten, dass man sie ihnen verkündet.

Man sollte allerdings nicht auf Äußerlichkeiten achten, oft sind es diejenigen, von denen man es nicht erwarten würde (die einen z.B. zunächst einmal ablehnen gegenüberstehen). Wichtig ist es deshalb, selbst im Gebet zu sein, den Hl. Geist anzurufen und sich führen zu lassen.

Durch Diskussionen kann man niemanden zum Glauben bringen - man sollte seine Kraft nicht dafür verschwenden. Ich kann also Otto nur zustimmen.

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Dirk hat geschrieben:Viele Menschen sehnen sich heute nach der Wahrheit, aber niemand ist da, der sie ihnen verkündet. Deshalb ist es besser, denen zu verkünden, die offen sind, als sich mit denen länger aufzuhalten, die es einfach nicht hören wollen.
Du willst also diejenigen, die "noch nicht offen sind" einfach beiseite lassen?

Heinrich

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Heinrich hat geschrieben: Du willst also diejenigen, die "noch nicht offen sind" einfach beiseite lassen?

Heinrich
Nicht unbedingt - zunächst mal nur, wenn man sich zwischen mehreren Optionen entscheiden muss. D.h. vereinfacht: wenn man die Möglichkeit hat, Menschen zu evangelisieren, die offen sind oder Menschen, die (noch) nicht offen sind, dann sollte man sich denen zuwenden, die offen sind.

Nichts anderes haben die Jünger im Evangelium getan. Wenn ein Dorf die Botschaft nicht hören wollten, sind sie ins nächste Dorf gegangen, denn sie hatte ja die Option, dort Menschen zu finden, die offen sind, weil sie den Auftrag hatten, in alle(!) Dörfer zu gehen. Diesen Auftrag hätten sie nicht erfüllen können, hätten sie sich zu lange mit Menschen aufgehalten, die die Verkündigung nicht hören wollten.

Diejenigen, die noch nicht offen sind, sind allerdings vielleicht später offen. Dann kann man zu ihnen zurückkehren oder auf Gott vertrauen, dass Er ihnen dann jemanden schickt, wenn sie offen sind.

Kann aber auch sein, dass man sich mit jemandem, der noch nicht offen ist, doch länger beschäftigen muss. Man kann Evangelisation halt nicht planen, deshalb ist es wichtig, zu beten und im Gebet zu bleiben. Man muss versuchen, herauszubekommen, was in der jeweiligen Situation der Wille Gottes ist. Das geht nicht ohne Gebet. Jemand, der viel Erfahrung mit Evangelisation hat, sagt in diesen Fällen immer: "Nicht denken, sondern beten". Darin steckt viel Wahrheit.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Heinrich hat geschrieben: Du willst also diejenigen, die "noch nicht offen sind" einfach beiseite lassen?

Heinrich
Noch ein Beispiel für die Optionen, die ich oben angesprochen habe.
Ein Pfarrer z.B., der in einer Gemeinde wirkt, wo es viele Menschen gibt, die nicht offen sind hat nicht die Option, sich statt um seine Gemeindemitglieder zu kümmern, diese beiseite zu lassen um sich anderen zuzuwenden indem er lieber in der Weltgeschichte herumzureist, um Menschen zu finden, die offen sind für den Glauben. Denn ein Pfarrer ist verantwortlich für die Schafe, die Gott ihm in seiner Pfarrei anvertraut hat.

Damit will ich nicht sagen, dass ein Pfarrer dauernd auf seine Gemeindemitglieder einreden muss, bzw. nie auch mal woanders wirken kann als in seiner Gemeinde. Er darf seine Gemeinde nur nicht vernachlässigen.

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