Die Ressourcen wiederentdecken

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Die Ressourcen wiederentdecken

Beitrag von Niels »

Die Ressourcen wiederentdecken

Der folgende Beitrag von Dr. Manfred Lütz, seines Zeichens Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Theologe, ist eine Zusammenfassung seines Buches: „Der blockierte Riese. Psycho-Analyse der katholischen Kirche“, 270 Seiten, Verlag Knaur, 2003, 8,90 Euro
Manfred Lütz hat geschrieben:Ein blockierter Riese scheint die katholische Kirche zu sein. Diese älteste noch bestehende Großinstitution der Welt erinnert den Psychotherapeuten in unseren Breiten penetrant an die klassische Situation von Alkoholikerfamilien: Depressionen, wechselseitige Abwertungen, Spaltungen, Überverantwortlichkeit, Überlastung aller Beteiligten. Und aus dem ganzen Trubel kommt, obwohl alle wirklich besten Willens sind, nichts Fruchtbares mehr heraus.

Dabei ist die Stimmung in beiden Lagern völlig identisch: Es wird nur noch gejammert. Zwar sagt die Psychologie, dass Jammern gesellig mache, aber man kann es mit solcher Geselligkeit weiß Gott übertreiben. Auch die Analyse der Misere ist in beiden Lagern formal gleich: Schuld ist die andere Fraktion. Bei derart starren Fronten kann dem systemisch-lösungsorientierten Familientherapeuten geradezu das therapeutische Wasser im Munde zusammenlaufen. Denn die Lösung, die beide Fraktionen vorschlagen, ist irritierenderweise auch identisch: Die „Konservativen“ sind der Überzeugung, alles würde besser, wenn die „Progressiven“ endlich ein bisschen konservativ würden, und die „Progressiven“ erträumen sich das Umgekehrte. Dass das in zweitausendjähriger Kirchengeschichte noch nie so funktioniert hat und dass das mithin auch nicht eintreten wird, zeigt an, dass hier die angezielte Lösung das eigentliche Problem ist. Das Szenario erinnert an eskalierte Ehekonflikte, deren Zielchaos Paul Watzlawick, der amüsante Gründungsvater der Familientherapie, in die Worte fasst: „Nun bist du mit dem Kopf durch die Wand – und was wirst du in der Nachbarzelle tun?“

An solchen scheinbar unlösbaren Familienkonstellationen hat die moderne Psychotherapie gezeigt, was in ihr steckt. Paul Watzlawick („Anleitung zum Unglücklichsein“) und seine Palo-Alto-Gruppe, der geniale Psychotherapeut Milton Erickson, der radikale Neuerer Steve de Shazer mit der Milwaukee-Gruppe, in Deutschland die Heidelberger Gruppe um Helm Stierlin, sie alle haben den Blick vor allem auf die Ressourcen, das heißt auf die Kräfte des Patienten, und auf ungewöhnliche Lösungen gerichtet, so dass diese Orientierung heute schulübergreifend zum „Megatrend der Psychotherapie“ geworden ist. Warum also soll man solche Methoden dann aber nicht einmal analog auf die katholische Kirche anwenden?

Und da fällt dann bereits auf, dass die üblichen Kontroversthemen nicht gerade die entscheidenden Ressourcen dieser Kirche betreffen. Während der alte Max Horkheimer den modernen Ethiken aus dem Baumarkt den Satz entgegenschleuderte: „Warum soll ich gut sein, wenn es keinen Gott gibt?“, fällt auf, dass die üblichen kirchlichen Kontroversthemen allesamt die Sterbebettprüfung nicht bestehen. Kaum jemand wird sich auf seinem Sterbebett noch für die katholische Sexualmoral, den Zölibat, das Frauenpriestertum oder den Papst interessieren. Auf dem Sterbebett werden sie wohl alle, Konservative wie Progressive, Katholiken wie Protestanten die Frage Luthers haben: Wie finde ich einen gnädigen Gott? Dass nachdenkliche Vertreter aus beiden Lagern die Dringlichkeit der Gottesfrage inzwischen erkannt haben und dass andererseits alle möglichen esoterischen Plastikreligionen den großen spirituellen Hunger vieler Menschen mit schnell verderblichen pseudospirituellen Fast-food-Produkten vergebens zu stillen versuchen, hindert das beidseitige kirchliche Fußvolk nicht daran, sich weiterhin ausdauernd über zweitwichtige Themen lärmende Schlachten zu liefern.

Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft
Gutwillige Christen beider Seiten leiden unter dieser erstarrten Situation. Aus diesem Grunde ist es nützlich, über den katholischen Tellerrand hinauszublicken und die soziologischen Zwänge ins Auge zu fassen, die der Kirche machtvoll, aber kaum bemerkt, eine Rolle und eine Thematik aufdrängen, die ihr im Grunde fremd sind, denen sie sich aber kaum zu erwehren vermag.

Die traditionelle „Mutter Kirche“ hat heute das Geschlecht gewechselt und wird gesellschaftlich in eine verhängnisvolle Vaterrolle gedrängt. Was Alexander Mitscherlich vor vierzig Jahren in seinem ideenreichen Werk „Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“ voraussah, ist heute eingetreten. Die Pädagogik spricht von der äußeren und inneren Abwesenheit der Väter. Was noch Sigmund Freud als Aufgabe des Vaters deklarierte, das Einführen in die Moral, in die Normen und die kulturellen Traditionen, das wird heute von familienflüchtigen oder sich selbst dementierenden Vätern nicht mehr geleistet, so dass der pubertäre Protest der Kinder kein Objekt mehr findet. Auch Ersatzobjekte stehen nicht mehr zur Verfügung. Es gibt – Gott sei Dank – keinen „Vater“ Staat mehr, aber auch gegen Politiker kann man nicht mehr wirksam protestieren. Wo noch die achtundsechziger Studenten in Kurt-Georg Kiesinger einer veritablen Vatergestalt trotzen konnten, kann man heute nicht sicher sein, ob der Politiker, gegen den man protestieren will, bis zum Zeitpunkt der angemeldeten Demonstration einige Umfrageergebnisse gelesen hat, die ihn dazu bringen, sich der Demonstration anzuschließen.

So gibt es in dieser Gesellschaft weit und breit keine Institution, die imstande wäre, all den nichtgelebten Vaterprotest als zuverlässiges Objekt auszuhalten, außer einer einzigen, der katholischen Kirche. Und dass an der Spitze dieser Kirche auch noch Männer stehen und ganz an der Spitze ein „Heiliger Vater“, das kann jedem Psychoanalytiker auf der Suche nach den verlorenen Vätern geradezu Tränen der Rührung in die Augen treiben. Wen wundert es da noch, dass 1993 in einigen Gegenden folgende Gründe für den Austritt aus der evangelischen Kirche genannt wurden: erstens der Papst, zweitens der Zölibat, drittens der Umgang mit Eugen Drewermann. Wenn in dieser Gesellschaft alle nicht gelebten Vaterkisten im Rahmen einer kollektiven Pubertät an der katholischen Kirche ausgelebt werden, dann ist die im Kirchenaustritt oft mitschwingende Aggression gegen „die da oben“ schlechterdings nur mit den üblichen katholischen Protestthemen zu begründen, selbst wenn man nur sozusagen ersatzweise aus der evangelischen Kirche austreten kann.

Diese sozialpsychologische Rollenzuweisung der letzten Jahrzehnte kann auch ein Phänomen erklären, das für profunde Kenner der europäischen Sittengeschichte sonst völlig unverständlich bleiben muss. Ausgerechnet die katholische Kirche hat heute das Image einer Institution zur Verhinderung sexueller Freude. Max Weber, der jeglicher Katholikenfreundlichkeit völlig unverdächtige Begründer der modernen Soziologie, hätte gewiss einen Studenten, der solches behauptet hätte, mit Pauken und Trompeten durchfallen lassen. Freilich gibt es kein Thema, bei dem es so viel Spaß macht, gegen „Pappi“ zu pubertieren, wie die Sexualität, und so drängt die Öffentlichkeit der katholischen Kirche derlei Fragen beständig auf, obwohl sie in der Bibel kaum eine Rolle spielen und auch das kirchliche Lehramt sich dazu so gut wie gar nicht geäußert hat. Das führt dazu, dass mancher „Konservative“ sich fälschlicherweise für besonders katholisch hält, wenn er auf diesem Gebiet genauso „verbietend“ daherredet, wie es sich diese Gesellschaft zwecks Vaterersatz wünscht. So scheinen sich heute amüsanterweise „Progressive“ mit „Konservativen“ und sogar mit außenstehenden Kirchenkritikern völlig einig zu sein, dass strenge Sexualnormen das Markenzeichen wahrer Katholizität seien.

Das widerspricht nur leider den historischen Tatsachen: Noch bis tief ins achtzehnte Jahrhundert hinein hatte diese Religionsgemeinschaft eher mit dem Ruf der sexuellen Leichtlebigkeit zu kämpfen. Das Schimpfwort „Jesuitisch“ besagte, dass Katholiken gerade auch auf sexuellem Gebiet alles mögliche anstellten, das dann aber subtil wegerklärten oder mit dem Radiergummi der Beichte einfach aus der Welt schafften. Der Hauptstrom des Katholischen zeichnete sich gegenüber den „Irrlehrern“ seit der frühen Kirche durch Wertschätzung des Sexuellen aus. Der Kampf des Papsttums gegen die Jansenisten, innerkirchliche sexual- und leibfeindliche Rigoristen, brachte die Kirche im achtzehnten Jahrhundert geradezu an den Abgrund. Der katholische Barockstil ist ein Triumph der Sinnlichkeit. Die Darstellung des nackten menschlichen Körpers diente geradezu zum Lobpreis des Schöpfers, sogar in den Kirchenräumen, die schließlich keine Badezimmer waren.

Diesen „schlechten Ruf“, was das Sexuelle betrifft, schleppten die Katholiken noch mit ins neunzehnte Jahrhundert. Doch gerieten sie nun in die gesellschaftliche Defensive. Das puritanisch-leibfeindliche Bürgertum trug den Sieg über die „agrarischen“ Katholiken davon. In vielen Kulturkämpfen wurden die an den Rand abgedrängt. Ihr barockes Image war bloß noch peinlich. So war es die schwächliche Anpassung an einen verklemmten Zeitgeist, die dazu führte, dass die heutige katholische Großelterngeneration genauso leibfeindlich erzogen wurde wie die Protestanten.

Heute freilich führt die technische Trennung von Sex, Liebe und Kinderkriegen nach Auskunft führender Sexualwissenschaftler zur Krise gelebter Sexualität. Sex im Einzelpack als Mehrwegprodukt ist zwar markttauglich, aber glücksresistent. Da könnte die katholische ganzheitlich-ökologische Sichtweise der Sexualität frappante Aktualität gewinnen, wenn es gelingt, das pubertäre innerkirchliche und außerkirchliche Sexualitätsgejammere zu überwinden und den Blick wieder auf lustvolle „katholische Sexualität“ zu richten. „Entflamme die Sinne“ heißt es im uralten Gebet zum Heiligen Geist. Dass, wer nicht auf Sexualtät wenigstens zeitweilig verzichten kann, nicht ehefähig ist, sollte man freilich von modernen Feministinnen lernen, die mit Recht das Thema „Vergewaltigung in der Ehe“ öffentlich gemacht haben. Das Argument „Sex muss doch sein“ gegen den Zölibat ist ein Machoargument. Dagegen hat Mahatma Ghandi, der selbst ein Zölibatsgelübde abgelegt hat, aus voller Überzeugung erklärt: „Ein Volk, das keine solchen Männer besitzt, ist wegen dieses Mangels umso ärmer.“ Der Zölibat ist kein Dogma, aber wer über dieser Lebensform nur immer mit der Abriss-birne herumfuchtelt, der kann ihre Ressourcen nicht wahrnehmen. Der Glaube des Zölibatären ist in ganz besonderer Weise ein Lebensbekenntnis und nicht bloß ein Lippenbekenntnis.

Schließlich wäre ressourcenorientiert auch der Deutschen liebstes Thema, der Papst, anzugehen. Während man in romanischen Ländern mit diesem Thema traditionell recht gelassen umgeht, herrscht in Deutschland geradezu ein Papismus der Kirchenkritik. Dabei wird gerade bei den Papstkritikern die Rolle des Papstes in dieser Kirche gründlich verkannt. Das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes von 1870 ist nämlich in der katholischen Kirche wirksam im Sinne ihres traditionellen Unfehlbarkeitsverbots. Es besagt in der Praxis, dass in dieser Kirche von inzwischen über einer Milliarde Mitgliedern keine einzige Person unfehlbar ist, auch der Papst in der Regel nicht. Solche Askese gilt schon bei keinem deutschen Stammtisch. Vor allem dann, wenn irgendjemand auftritt und meint, er allein hätte die Wahrheit, tritt die kirchliche Autorität auf den Plan. Wenn zwei Gruppierungen in der Kirche sich gegenseitig verketzern, dann ist die klassische katholische Lösung, keine der Gruppierungen zu verurteilen, die Sache selbst gegebenenfalls unentschieden zu lassen, aber die gegenseitige Verketzerung zu verbieten, so geschehen im berühmten Gnadenstreit zwischen Dominikanern und Jesuiten Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. Das ist irritierend für Puristen, hat aber dieser Rieseninstitution das Überleben gesichert und ist eine Schule des Friedens durch Toleranz. Daher konnte nur derjenige, der die Kirchengeschichte nicht genügend kennt, von vatikanischen Entscheidungen unserer Tage wirklich überrascht sein.

„Ich bin katholisch, aber es soll nicht wieder vorkommen“
Ein ressourcenorientierter Blick auf die katholische Kirche kann in unseren Tagen natürlich am konkreten Papst Johannes Paul II. nicht vorbeisehen. Dieser polnische Papst erfreut sich international eines Ansehens, das kein Papst vor ihm jemals erreichte. Kein Mensch hat jemals direkt zu so vielen Menschen gesprochen, niemandem ist es je gelungen, so viele Jugendliche freiwillig zu versammeln wie dieser Papst etwa bei dem Weltjugendtag des Jahres 2000 in Rom mit zwei Millionen. Niemand bestreitet ihm das Verdienst an der Befreiung von hunderten Millionen Osteuropäern vom Joch des Kommunismus. Seine Soziallehre erfreut sich sogar bei sozialrevolutionären Linken in Lateinamerika und auch in Deutschland größter Anerkennung. Das alles wird auch ein redlicher Atheist nicht bestreiten. Es wäre hilfreich, wenn bei aller Kritik am Papst, die in der katholischen Kirche selbstverständlich erlaubt ist, diese Realitäten mit im Blick bleiben würden. Das hilft gegen das angestrengte Jammern und verhindert, dass das Bekenntnis des Katholiken in unseren Gegenden oft verdächtig danach klingt: Ich bin katholisch, aber es soll nicht wieder vorkommen.

Wichtiger als der Umgang mit den so genannten Reizthemen ist freilich der wertschätzende Umgang mit dieser Kirche und die Befähigung der Katholiken zum christlichen Bekenntnis. Vor allem die beiden kirchlichen Wesensvollzüge Bekenntnis und Caritas wurden in den letzten Jahren zunehmend an die Profis delegiert. Kein Katholik kann sich aber heute noch einem Muslim gegenüber, der ihm vorwirft, an drei Götter zu glauben, damit herausreden, da müsse der den Pfarrer fragen. Und wer bloß mit dem Müllwagen durch die Kirchengeschichte fährt, wird kaum einen jungen Menschen vom christlichen Glauben begeistern. Dabei könnte man aus der Kirchengeschichte durchaus auch für heute Nützliches lernen. Auch die Caritas müsste zunächst wieder von den Gemeinden her als die ganz normale Aufgabe von getauften und gefirmten Christen erlebt werden. Das geschieht da, wo Christen sich in der Hospizbewegung engagieren, für Aids-Kranke sorgen und Obdachlose bei sich aufnehmen. Angesichts eines jungen Menschen, der nach einem Selbstmordversuch nach dem Sinn des Lebens fragt und am Bett eines Sterbenden werden die üblichen Themen der Kirchenkritik ohnehin banal. Schließlich könnte die Kirche bei einer ressourcenorientierten Sichtweise auch ihre reichen spirituellen Schätze wiederentdecken und für heute fruchtbar machen. Vor allem in die neuen geistlichen Gemeinschaften strömen wieder junge Menschen, die ernsthaft Antwort suchen, die sich sozial engagieren und zum gemeinsamen Gebet treffen. Schon spricht man von einer „Wiederauferstehung der katholischen Kirche“. Überall finden Menschen, von denen man es nicht erwartet hätte, zum Glauben und zur Kirche zurück. Vom Rande der ver-fassten Christenheit her gibt es mystische Aufbrüche. Menschen, denen die Plastik-antworten der Esoterik nicht mehr reichen, machen sich auf die Suche nach einem Glauben, mit dem man leben und sterben kann, auf die Suche nach Gott.

Ein buntes Völkchen auf dem Weg zu Mutter Kirche
Es ist ein buntes Völkchen, das sich da wieder auf den Weg zu Mutter Kirche macht: Zynische Journalisten und übersättigte Jet-Set-Größen, philosophische Got-tessucher und libertinistische Genießer, vor allem aber ist es eine Fülle von ganz normalen Menschen, die oft von ihren orientierungslosen Eltern nichts über Religion erfahren haben und nun den Weg des Glaubens einschlagen. Das sind die Kräfte, die zusammen mit den wiedererwachten alteingesessenen Katholiken die Kirche prägen werden, vitale Menschen, die ernsthafte existenzielle Antworten suchen, finden und weitergeben.

Entscheidend wird dabei sein, dass das alte katholische Prinzip der Einheit in Vielfalt wiederentdeckt wird. Die Tatsache, dass es Katholiken mit anderen Auffassungen in der gleichen Kirche gibt, nicht als Defizit, sondern als Bereicherung zu erleben, das könnte dazu führen, dass die unterschiedlichen Kräfte in der Kirche sich nicht gegenseitig blockieren, sondern sich ergänzen und gegenseitig anregen. Als der heilige Philippus Neri, der Lieblingsheilige der Römer, aber auch Goethes, gefragt wurde, was er tun würde, wenn er ein ganz schwieriges Problem hätte, das er überhaupt nicht lösen könne, da antwortete er: „Wenn ich ein ganz schwieriges Problem habe, das ich überhaupt nicht lösen kann, dann überlege ich mir, was der heilige Ignatius von Loyola in dieser Situation tun würde – und dann tue ich das Gegenteil“. Beide sind heilig. Beide sind also im Himmel. Nichts spricht demnach dafür, dass es im Himmel langweilig wird.
DT Nr.67 vom 07.06.2003 www.die-tagespost.de
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Stefan

Beitrag von Stefan »

Genialer Beitrag, Niels.

Genau darum geht es:
Als der heilige Philippus Neri, der Lieblingsheilige der Römer, aber auch Goethes, gefragt wurde, was er tun würde, wenn er ein ganz schwieriges Problem hätte, das er überhaupt nicht lösen könne, da antwortete er: „Wenn ich ein ganz schwieriges Problem habe, das ich überhaupt nicht lösen kann, dann überlege ich mir, was der heilige Ignatius von Loyola in dieser Situation tun würde – und dann tue ich das Gegenteil“. Beide sind heilig. Beide sind also im Himmel. Nichts spricht demnach dafür, dass es im Himmel langweilig wird.

:mrgreen:

Cicero
Beiträge: 979
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26

Beitrag von Cicero »

Warum muß nur immer schmunzeln, wenn ich an Philip Neri denke
und warum werde ich immer ganz ernst, wenn ich an Ignatius denke?

Keine Ahnung, ist aber so.

Ich mag beide sehr.

Daß es im Himmel langweilig sein soll, kann ich mir nicht vorstellen, für mich jedenfalls nicht. Die ersten 1,7 Millionen Jahre werde ich schon allein dafür benötigen, alle die Leute zu besuchen, die ich immer schon kennenlernen wollte.... Naja und dann habe ich ja immer noch genug Zeit...

Cicero
Beiträge: 979
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26

Beitrag von Cicero »

Ein buntes Völkchen auf dem Weg zu Mutter Kirche
Es ist ein buntes Völkchen, das sich da wieder auf den Weg zu Mutter Kirche macht: Zynische Journalisten und übersättigte Jet-Set-Größen, philosophische Got- tessucher und libertinistische Genießer, vor allem aber ist es eine Fülle von ganz normalen Menschen, die oft von ihren orientierungslosen Eltern nichts über Religion erfahren haben und nun den Weg des Glaubens einschlagen. Das sind die Kräfte, die zusammen mit den wiedererwachten alteingesessenen Katholiken die Kirche prägen werden, vitale Menschen, die ernsthafte existenzielle Antworten suchen, finden und weitergeben.
Das entspricht eigentlich genau meiner Beobachtung, die aber nicht repräsentativ sein kann.
Besonders der letzte Satz ist Klasse. Wir haben die einfachmal "die Jungsenioren" genannt. Eine Gruppe am Übergang zum Ruhestand, die plötzlich wieder Zeit findet sich mit anderen Fragen, als denen die ihnen der Beruf stellt auseinanderzusetzen.
Die tauchen in jüngster Zeit vermehrt auf und werden wahrgenommen. Ich bin wahnsinnig gespannt, was daraus wächst.

Über die Frage, ob Jugendliche und junge Erwachsene für den Glauben der Kirche ansprechbar sind, ist auch noch vermehrt zu reden.
Eines halte ich für sicher: Jeder, der sich in dieser Zeit auf den Weg zur Kirche macht, sucht festes Futter und keine Babynahrung!

In dem Artikel steckt vieles, über das es sich nachzudenken lohnt.

Thanks a lot.

Jojo
Beiträge: 251
Registriert: Dienstag 11. November 2003, 19:12

Beitrag von Jojo »

Sichtweise auch ihre reichen spirituellen Schätze wiederentdecken und für heute fruchtbar machen. Vor allem in die neuen geistlichen Gemeinschaften strömen wieder junge Menschen, die ernsthaft Antwort suchen, die sich sozial engagieren und zum gemeinsamen Gebet treffen. Schon spricht man von einer „Wiederauferstehung der katholischen Kirche“.


Ist das nicht ein Phänomen, das gut fünfzehn, zwanzig Jahre zurückliegt?
Damals sprach schon der Mainzer Weihbischof und Anhänger der neuen geistliche Bewegungen von der Erneuerungskraft die von diesen Gemeinschaften auf die Kirche austrahlt.
Ich habe den Eindruck, dass dieses Phänomen übeschätzt wird, damals wie heute.

Die Anekdote von Philip Neri hat der Autor wortwörtlich von HansC.Zander geklaut ;-)

Biggi
Beiträge: 820
Registriert: Donnerstag 11. Dezember 2003, 16:46

Beitrag von Biggi »

Jojo hat geschrieben:Die Anekdote von Philip Neri hat der Autor wortwörtlich von HansC.Zander geklaut ;-)
Könnte es nicht auch sein, dass Lütz und Zander eine gemeinsame Quelle haben? Die Anekdote von Philip Neri habe ich jedenfalls schon vor vielen Jahren aus dem Munde von Manfred Lütz gehört, lange vor der Publikation des "blockierten Riesen".

Bernd
Beiträge: 96
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 12:01

Beitrag von Bernd »

Die Parole vom Dauergejammer der Katholiken kann ich inzwischen nicht mehr bestätigen. Sie scheint sich verselbständigt zu haben und selber zum Gejammer zu werden.
Zumindest diejenigen Katholiken, die sich in Gemeinden oder Verbänden engagieren, haben zum Jammern inzwischen längst keine Zeit mehr.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema