Margarete G. hat geschrieben:Andere mögliche Variante: Er lernt einen hübschen jungen Mann kennen, verliebt sich in denselben, entdeckt dabei daß er selbst schwul ist...
Naja, der Film ist äußerst vielschichtig. Natürlich, das "Hauptthema" ist das von Dir beschriebene.
Doch auch die Priester, die er auf seinem Weg trifft, sind alles andere als "Musterpriester".
Einer hat etwas mit einer Frau, ist äußerst liberal einstellt; pocht auf die soziale Seite der Kirche, prangert der Reichtum der Kirche an und nennt die Priester und Bischöfe "Heuchler", worauf ihm der Bischof sein Auto wegnimmt und ihm deutlich macht, daß er selbst nicht besser ist, wenn er auf sowas wie ein Auto Wert legt.
Ein anderer ist sich seiner Berufung nicht sicher, dem Alkohol verfallen, er rät dem jungen Priester, aufzuhören, solange er noch jung ist. Der "kann" es nicht, da er sich seiner Berufung zum Priester sicher ist, aber eben den Zölibat nicht leben kann.
Ein dritter ist ein "verknöcherter" alter Mann, der in Anwesenheit der Haushälterin lieber latein mit seinem jungen Amtsbruder spricht. Der meint er wissen, was vorgefallen sei, und seinen Kollegen als Pestbeule an der Kirche und eiternde Geschwulst bezeichnet, die jederzeit platzen kann.
Der Bischof ist auch keine "Musterhirte", wenn er zu dem jungen Priester, nachdem die "Sache" mit dem jungen Mann aufgeflogen ist, zu ihm meint: "Das Beste ist, Sie verpissen sich aus meiner Diözese!"
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Der junge Priester hat Gewissensbisse wegen des Beichtgeheimnisses. Er erfährt in der Beichte, daß ein junges Mädchen von ihrem Vater mißbraucht wird, kann aber nicht darüber sprechen.
Sein Kollege rät ihm einen "Hinweis" zu geben. Er tut es (ohne das Beichtgeheimnis zu brechen) - es ist ein "Schuß in den Ofen".
Er schmeißt eine Gemeinderatssitzung, geht auf sein Zimmer und klagt Gott an, da er meint dieser sei untätig. Aufgrund seines Verhaltens endet die Sitzung früher, die Frau kommt früher nach hause, findet ihren Mann mit der Tocher im Bett. So hat der Priester - ohne es zu wissen und zu wollen - dennoch durch sein Verhalten - wenn auch spät - dem Kind geholfen. -- Die Wege des Herrn sind manchmal nicht so, wir wir sie uns vorstellen, aber sie führen doch zum Ziel.
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Der Film ist alles andere als eine einfache Story über einen Priester, der sich in einen Mann verliebt. Es ist gleichsam ein großer Blick auf das Priesteramt, die Gemeinde, die Gesellschaft und die Kirche. Auf Leute die scheitern; auf Priester, die die verschiedensten Probleme haben.
Als ich den Film vor Jahren zum erstenmal sah, hat er mir gar nicht gefallen. Damals dachte ich: alles überzeichnet, unrealistisch, so was gibt es nicht.
Inzwischen denke ich etwas anders.
Selbst wenn vieles überzeichnet ist, manches unrealistisch erscheint, so spiegelt es die Menschlichkeit (i.S.v. Unvollkommenheit) auch eines Priesters wieder.
Auch Priester sind Menschen mit Fehlern, Ecken und Kanten und "Macken". Das zu realisieren und nicht frühschnell zu urteilen; das täte vielleicht den Priestern, der Gesellschaft und der Kirche gut. --- Das Idealbild des Priester sind die dargestellten Charaktere nicht. Aber ob es das Idealbild in der Realität gibt ist eine andere Frage....