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Film: "Der Priester"

Verfasst: Donnerstag 29. Januar 2004, 23:22
von Juergen
Heute lief auf 3Sat der Film "Der Priester"

Hat ihn jemand gesehen?
Wenn ja, welche Meinungen gibt es dazu?

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 07:56
von Edith
3Sat bekomm ich nicht rein......*knurr*

War das ein Spielfilm oder eine Doku?

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 10:55
von Juergen
Edith hat geschrieben:War das ein Spielfilm oder eine Doku?
Ein Spielfilm.

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 12:04
von Dr. Dirk
Ich kenne den Film nicht, aber lass mich raten: Der Priester zweifelt am Glauben, lernt ein hübsches Mädchen kennen, verliebt sich und nach einem langen Kampf mit den altmodischen und einengenden Moralvorstellungen der Kirche findet er schließlich in der Beziehung seine Lebensfreude wieder. :sleep:

Stimmt's? :roll: :kratz:

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 12:06
von Gast
Andere mögliche Variante: Er lernt einen hübschen jungen Mann kennen, verliebt sich in denselben, entdeckt dabei daß er selbst schwul ist...

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 12:32
von Juergen
Margarete G. hat geschrieben:Andere mögliche Variante: Er lernt einen hübschen jungen Mann kennen, verliebt sich in denselben, entdeckt dabei daß er selbst schwul ist...
Naja, der Film ist äußerst vielschichtig. Natürlich, das "Hauptthema" ist das von Dir beschriebene.

Doch auch die Priester, die er auf seinem Weg trifft, sind alles andere als "Musterpriester".

Einer hat etwas mit einer Frau, ist äußerst liberal einstellt; pocht auf die soziale Seite der Kirche, prangert der Reichtum der Kirche an und nennt die Priester und Bischöfe "Heuchler", worauf ihm der Bischof sein Auto wegnimmt und ihm deutlich macht, daß er selbst nicht besser ist, wenn er auf sowas wie ein Auto Wert legt.

Ein anderer ist sich seiner Berufung nicht sicher, dem Alkohol verfallen, er rät dem jungen Priester, aufzuhören, solange er noch jung ist. Der "kann" es nicht, da er sich seiner Berufung zum Priester sicher ist, aber eben den Zölibat nicht leben kann.

Ein dritter ist ein "verknöcherter" alter Mann, der in Anwesenheit der Haushälterin lieber latein mit seinem jungen Amtsbruder spricht. Der meint er wissen, was vorgefallen sei, und seinen Kollegen als Pestbeule an der Kirche und eiternde Geschwulst bezeichnet, die jederzeit platzen kann.

Der Bischof ist auch keine "Musterhirte", wenn er zu dem jungen Priester, nachdem die "Sache" mit dem jungen Mann aufgeflogen ist, zu ihm meint: "Das Beste ist, Sie verpissen sich aus meiner Diözese!"

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Der junge Priester hat Gewissensbisse wegen des Beichtgeheimnisses. Er erfährt in der Beichte, daß ein junges Mädchen von ihrem Vater mißbraucht wird, kann aber nicht darüber sprechen.
Sein Kollege rät ihm einen "Hinweis" zu geben. Er tut es (ohne das Beichtgeheimnis zu brechen) - es ist ein "Schuß in den Ofen".
Er schmeißt eine Gemeinderatssitzung, geht auf sein Zimmer und klagt Gott an, da er meint dieser sei untätig. Aufgrund seines Verhaltens endet die Sitzung früher, die Frau kommt früher nach hause, findet ihren Mann mit der Tocher im Bett. So hat der Priester - ohne es zu wissen und zu wollen - dennoch durch sein Verhalten - wenn auch spät - dem Kind geholfen. -- Die Wege des Herrn sind manchmal nicht so, wir wir sie uns vorstellen, aber sie führen doch zum Ziel.

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Der Film ist alles andere als eine einfache Story über einen Priester, der sich in einen Mann verliebt. Es ist gleichsam ein großer Blick auf das Priesteramt, die Gemeinde, die Gesellschaft und die Kirche. Auf Leute die scheitern; auf Priester, die die verschiedensten Probleme haben.

Als ich den Film vor Jahren zum erstenmal sah, hat er mir gar nicht gefallen. Damals dachte ich: alles überzeichnet, unrealistisch, so was gibt es nicht.

Inzwischen denke ich etwas anders.
Selbst wenn vieles überzeichnet ist, manches unrealistisch erscheint, so spiegelt es die Menschlichkeit (i.S.v. Unvollkommenheit) auch eines Priesters wieder.
Auch Priester sind Menschen mit Fehlern, Ecken und Kanten und "Macken". Das zu realisieren und nicht frühschnell zu urteilen; das täte vielleicht den Priestern, der Gesellschaft und der Kirche gut. --- Das Idealbild des Priester sind die dargestellten Charaktere nicht. Aber ob es das Idealbild in der Realität gibt ist eine andere Frage....

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 13:43
von Juergen
Edith hat geschrieben:War das ein Spielfilm oder eine Doku?
Die Geschichte eines jungen Priesters, der immer das Beste will, aber durch seine Homosexualität mit sich selbst und der Gesellschaft in Konflikt gerät. - Einfühlsamer britischer Spielfilm, der mit humorvollen Zwischentönen von Stolz und Vorurteil spricht und zeigt, wie man sie überwindet.

Der junge Priester Greg Pilkington tritt seine erste Stelle in einer armen Gemeinde in Schottland an. Schnell stößt er mit rigiden Ansichten von Sünde und Moralität andere vor den Kopf, so auch seinen älteren Amtsbruder Matthew Thomas. Dieser lebt mit seiner jungen exotischen Haushälterin in einer heimlichen Liebesbeziehung; Greg verurteilt ihn dafür, dass er sich dieser ehrlich empfundenen Leidenschaft hingibt. Doch schnell gerät der selbstsichere und souveräne Mann in einen Konflikt mit sich selbst: Scham und Schuldgefühl für seine homoerotischen Neigungen widersprechen seinem Verlangen und dem ebenfalls ehrlich empfundenen Bedürfnis nach Zweisamkeit mit Graham, dessen Bekanntschaft er in einem Club gemacht hat. Gregs elitäre Geisteshaltung bekommt schnell Risse. Als die 14-jährige Lisa ihm in der Beichte sexuellen Missbrauch durch ihren Vater anvertraut, wird er ein weiteres Mal mit der Frage nach Sünde konfrontiert und mit seiner Unfähigkeit zu helfen. Die seelische Belastung des Seelsorgers übersteigt schließlich seine Kräfte, als er beim Sex mit Graham in seinem Auto von der Polizei aufgegriffen wird. Alles so sorgfältig Verborgene wird ans Tageslicht gezerrt, und die Härte der öffentlichen Meinung trifft Greg hart. Doch als Lisa, der Greg nicht hat helfen können, sich öffentlich zu ihm bekennt und von ihm die Kommunion empfängt, ist der Weg frei für Gregs Selbstheilungsprozess.

Die britische Regisseurin Antonia Bird, geboren 1959, war bereits eine sehr erfolgreiche Theaterregisseurin, bevor sie Fernsehfilme für die BBC zu drehen begann. International bekannt wurde sie mit ihrem ausgezeichnet besetzten zweiten Spielfilm "Der Priester". Der Film ist ein Gesellschaftsdrama um existenzielle Probleme des menschlichen Miteinanders. Doch so gewichtig die Fragen um Schuld, Sünde und Vergebung sind: Die Geschichte um den jungen Mann durchziehen auch leise, humorvolle Untertöne.

Quelle

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 14:45
von Jojo
Juergen hat geschrieben: Als ich den Film vor Jahren zum erstenmal sah, hat er mir gar nicht gefallen. Damals dachte ich: alles überzeichnet, unrealistisch, so was gibt es nicht.

Inzwischen denke ich etwas anders.
So ging es mir auch schon. Zwar nicht mit diesem Film, den kenne ich nicht, aber das kenne ich gut: zuerst denkst du, es ist überzeichnet und unrealistisch. Ist es oft auch, und doch, auf eine eigentümliche Weise stimmen solche Filme dann letztlich doch.

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 14:50
von Gast

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 15:09
von cathol01
Dirk hat geschrieben:Ich kenne den Film nicht, aber lass mich raten: Der Priester zweifelt am Glauben, lernt ein hübsches Mädchen kennen, verliebt sich und nach einem langen Kampf mit den altmodischen und einengenden Moralvorstellungen der Kirche findet er schließlich in der Beziehung seine Lebensfreude wieder. :sleep:
So war es bei mir... Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht lange mit den "altmodischen Moralvorstellungen" gekämpft habe, sondern ihnen einfach den Rücken gekehrt habe und meiner Wege gegangen bin.

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 15:11
von Angelika
Mal 'ne Frage:

In dem Film hat das junge Mädchen dem Priester den sexuellen Missbrauch durch den Vater zwar im Beichtstuhl anvertraut, aber nach der Absolution. Die Beichte war beendet; der Priester hat dem Mädchen gesagt, dass es gehen könne.

Fallen die anschließenden Äußerungen des Mädchens denn überhaupt noch unter das Beichtgeheimnis? Oder handelt es sich hierbei nicht eher um ein vertrauliches Gespräch, dessen Inhalt man selbstverständlich ohne Einwilligung des anderen nicht nach außen trägt, welches aber nicht dem besonderen Schutz des Beichtgeheimnisses unterliegt.

:kratz:

Gruß
Angelika

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 15:55
von Juergen
Angelika hat geschrieben:In dem Film hat das junge Mädchen dem Priester den sexuellen Missbrauch durch den Vater zwar im Beichtstuhl anvertraut, aber nach der Absolution. Die Beichte war beendet; der Priester hat dem Mädchen gesagt, dass es gehen könne.
Ich sehe auch das in diesem Rahmen gesagte als durch das Beichtgeheimnis geschützt an.
Es passierte in unmittelbarem Anschluß an die Lossprechung noch innerhalb des Beichtstuhls. Für die Beichtende kann angenommen werden, daß diese von der Verschwiegenheit des Beichvaters und dem Schutz durch das Beichtgeheimnis ausgegangen ist.
Notfalls ist es gleichsam als neue oder zweite Beichte zu sehen. Selbst wenn im Anschluß keine Lossprechung erfolgte.
Das Beichtgeheimnis besteht auch dann, wenn keine Absolution erfolgt ist; Voraussetzung ist nur der Wille zu einer sakramentalen Beichte.
(Handbuch des kath. Kirchenrechts, 853)

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 17:52
von Angelika
Danke für die Antwort, Jürgen.

Gruß
Angelika

Verfasst: Freitag 30. Januar 2004, 18:02
von Erich_D
cathol01 hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:Ich kenne den Film nicht, aber lass mich raten: Der Priester zweifelt am Glauben, lernt ein hübsches Mädchen kennen, verliebt sich und nach einem langen Kampf mit den altmodischen und einengenden Moralvorstellungen der Kirche findet er schließlich in der Beziehung seine Lebensfreude wieder. :sleep:
So war es bei mir... Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht lange mit den "altmodischen Moralvorstellungen" gekämpft habe, sondern ihnen einfach den Rücken gekehrt habe und meiner Wege gegangen bin.
Dagegen ist auch nichts einzuwenden ... obgleich ich mit 47 Jahren und einem Leben, das ich, was 'altmodische und einengende Moralvorstellungen' betrifft, nur soweit einengte, als es mir die Umgebung aufzwang, nicht mehr glaube, dass diese Moralvorstellungen altmodisch und einengend sind .... zumindest nicht mehr, wie jede gesunde Mäßigung. Man kann sich auch zu Tode saufen, weil man sich seinen Alkoholgenuss nicht einengen lassen will.

Dagegen ist also nichts einzuwenden. Schwierig wird es nur immer dann, wenn man das eine will, ohne das andere zu lassen. Priester sein und leben wie ein Laie, das lässt sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Warum dann nicht die Konsequenzen ziehen und lieber ein engagierter Laie, als ein heimlichtuender Priester sein?

Verfasst: Samstag 31. Januar 2004, 07:49
von Dr. Dirk
cathol01 hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:Ich kenne den Film nicht, aber lass mich raten: Der Priester zweifelt am Glauben, lernt ein hübsches Mädchen kennen, verliebt sich und nach einem langen Kampf mit den altmodischen und einengenden Moralvorstellungen der Kirche findet er schließlich in der Beziehung seine Lebensfreude wieder. :sleep:
So war es bei mir... Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht lange mit den "altmodischen Moralvorstellungen" gekämpft habe, sondern ihnen einfach den Rücken gekehrt habe und meiner Wege gegangen bin.
Finde ich gut, dass Du die Konsequenzen gezogen hast, als Du gemerkt hast, dass das Priesteramt nicht Deine Berufung ist. Im Film möchte ich das aber nicht sehen - weil es dort ein Priesterbild suggeriert, das mehr das allgemeine Unverständnis der Filmemacher über Menschen widerspiegelt, die sich bewusst zu einem zölibatären Leben entscheiden, als die Realität.

Gottes Segen für Deinen weiteren Weg!
Dirk

Verfasst: Samstag 31. Januar 2004, 11:30
von Jojo
Dirk hat geschrieben:Im Film möchte ich das aber nicht sehen - weil es dort ein Priesterbild suggeriert, das mehr das allgemeine Unverständnis der Filmemacher über Menschen widerspiegelt, die sich bewusst zu einem zölibatären Leben entscheiden, als die Realität.
Hm, aber woher weißt du, was die Realität eines Priesters ist?