Libertas Ecclesiae hat geschrieben: ↑Mittwoch 20. Februar 2019, 18:34
Ich habe auch keinen
monokausalen Zusammenhang zwischen Liturgiereform und Rückgang der Gottesdienstbesucher behauptet. Die nüchternen Zahlen der DBK-Statistik belegen aber deutlich einen zeitlichen Zusammenhang (1968).
Interessant und berechtigt wäre umgekehrt die Frage, warum die Liturgiereform nicht zu dem erhofften „Aufbruch“ und einem entsprechenden Anstieg der Gottesdienstbesucher geführt hat.
Das wäre ja auch sicher zu enggeführt, daher behauptet das ja niemand. Sicher ist jedoch, daß das gewandelte konzilskirchliche Selbstverständnis sich insbesondere in der Liturgie Bahn bricht. Für den Durchschnittskatholiken ist nun einmal die hl. Messe die regelmäßigste und daher prägendste und nachhaltigste Art, mit der Kirche in Berührung zu kommen. Und da hat der Impetus "wir werfen das Alte über Bord" natürlich verheerend gewirkt. Ich würde hier gern noch einmal das Mosebach-Zitat bringen, der das am Beispiel des Kniens zu erklären versucht hat:
M. Mosebach, [i]Die Häresie der Formlosigkeit[/i] hat geschrieben:Nachdem sie tausend Jahre lang auf den Knien gelegen haben, erheben sich die Leute doch nicht in der Einsicht, die Urchristen hätten bei der Wandlung gestanden und man kehre nun zu dieser besonders authentischen Andachtsform zurück. Sie stehen vielmehr auf, klopfen sich den Staub von den Hosenbeinen und denken: Es ist wohl alles nicht so ernst gemeint. Jede Bewegung in solchen Kultfeiern spricht dieses: Ganz so ernst ist das alles nicht gemeint. Es ist anthropologisch vollkommen ausgeschlossen, daß unter solchen Umständen der kirchlich noch immer verkündigte und vielleicht mit Worten auch von Teilnehmern solcher Feiern gelegentlich noch bestätigte Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament irgendeine tiefere seelische Bedeutung besitzt.
Die hier vorgetragene Kritik betrifft aber durchaus den Umgang mit dem ganzen Ritus, das willkürliche "Herumdoktern", Ändern, Verschieben, Hinzufügen, aber vor allem Abschaffen (gewiß,
in nuce hatte das alles schon vorher begonnen). Ein solcher - unerhörter - Umgang mit dem geheiligten Erbe kann per se schon nicht folgenlos bleiben. Ratzinger hat den Gedanken exzellent auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt:
Ratzinger, zit. nach Quelle hat geschrieben:Es ist überhaupt nicht einzusehen, was (am alten Ritus) gefährlich oder unannehmbar sein sollte. Eine Gemeinschaft, die das, was ihr bisher das Heiligste und Höchste war, plötzlich als strikt verboten erklärt und das Verlangen danach geradezu als unanständig erscheinen lässt, stellt sich selbst in Frage. Denn was soll man ihr eigentlich noch glauben? Wird sie nicht morgen wieder verbieten, was sie heute vorschreibt?
Wie gesagt, das alles bezieht sich
primär auf die Liturgie, ist aber - in dem Maße, in dem die Liturgie gewissermaßen "Visitenkarte", Ausdruck des kirchlichen Glaubens ist - auch auf das grundsätzliche Verhältnis der Kirche zu ihrer eigenen Tradition anwendbar. Mit welchem Recht sollte eine Institution, die so nachlässig mit ihrem überkommenen Erbe umgeht, eine enge Bindung der Gläubigen an ihre derzeitige Gestalt noch einfordern können?
De facto ist ein protestantisierender Ritus entstanden, der wesentliche Kernforderungen Luthers (Wegfall des Offertoriums und des Kanons, Einführung der Landessprache, konsequente Unterdrückung des Opfercharakters) erfüllt und dem nichts mehr genuin Katholisches anhaftet.
Ein Einbruch der Kirchenbesuchszahlen als
empirisch belegbare Entfremdung der Katholiken mit der Kirche ist daher mehr als naheliegend.