Die Einrichtung von Weihbischöfen - was haltet Ihr davon?

Allgemein Katholisches.
Ralf

Die Einrichtung von Weihbischöfen - was haltet Ihr davon?

Beitrag von Ralf »

Hallo.

Ich persönlich finde die "Einrichtung" von Weihbischöfen schlecht, jenseits aller praktischen Bedeutung. Mir kommt es so vor, auch wenn es mehr psychologische Gründe sind, als wenn

1. eine Orts-Herde sich mehrere Hirten zu teilen hat mit einem Oberhirten.
2. dies auch innerhalb einer Diözese zu ernsthaften Problemem führen kann (man fragt bei manchen Sachen evtl. einen eher wohlgesonnenen Weihbischof denn den Ordinarius) - das öffnet die Tür für Streit und Hinter dem-Rücken-Handeln (kann auch hinter dem Rücken des Weihbischofs sein).
3. das Bischofsamt abgewertet wird, weil quasi, so kommt es mir wie gesagt vor, ein nicht mehr existentes Bistum aufgedrückt bekommt, damit er auch Bischof sein darf.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was hältst du denn von ostkirchlichen Chorbischöfen, zum Beispiel?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ach, und noch eins: Was hältst du von Paulus? Von dem Apostel, meine ich?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Hmmm, Deinen letzten Hinweis verstehe ich nicht. Und ostkirchliche Chorbischöfe kenne ich nicht, also komplette Wissenslücke.

Lucia

Beitrag von Lucia »

Weihbischöfe finde ich ganz brauchbar (zumal bei uns gerade der Bischofsstuhl leersteht, und ungewiss ist, wann Scheele einen Nachfolger bekommt) - wer sollte sonst im März zum Firmen kommen (ist mir schon wichtig, denn dieses Jahr ist mein "großer" mit dabei.)?

Und wenn man sich anschaut, wie der "Weihbischof" entstanden ist, ist doch klar, dass er der e2igentliche" Bischof ist. Denn die Fürstbischöfe, die in erster Linie dem Kaiser unterstanden, waren öfters nicht einmal Priester, sondern durch Ämterhandel oder ähnliche Unsitten in "Amt und Würden" gelangt. Da brauchte es dann schon jemanden, der die Sakramente spenden durfte.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Das war mal, Lucia. Ist aber heute nicht mehr so, insofern ist das als Begründung für den aktuellen status quo nicht zufriedenstellend.

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Juergen
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Re: Die Einrichtung von Weihbischöfen - was haltet Ihr davon

Beitrag von Juergen »

Ralf hat geschrieben:2. dies auch innerhalb einer Diözese zu ernsthaften Problemem führen kann (man fragt bei manchen Sachen evtl. einen eher wohlgesonnenen Weihbischof denn den Ordinarius) - das öffnet die Tür für Streit und Hinter dem-Rücken-Handeln (kann auch hinter dem Rücken des Weihbischofs sein).
Die Rechte dessen, was ein Weihbischof entscheiden kann, sind doch sehr begrenzt.
Gruß Jürgen

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ich finde, nichts schlechtes an dem Amt des Weihbischofs. In großen Diözesen ist es für den Ortsbischof kaum möglich, z.B. alle Firmungen selbst vorzunehmen. Da halte ich einen Weihbischof doch für angebrachter, als wenn die Spendung dieses Sakraments an andere deligiert wird.
(Weihbischöfe erkennt man immer an dem "dicken Daumen" - das kommt vom vielen firmen :lol:)
Gruß Jürgen

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Ralf

Beitrag von Ralf »

Warum bleiben die Diözesen eigentlich so groß, warum werden sie nicht geteilt? Das hätte vielleicht auch zur Folge, dass die Ortsbischöfe näher an den Leuten sind, wäre ja nicht nur schlecht.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Meinst Du eine Teilung so, daß jede Diözese etwa die gleiche Katholikenzahl hat.

Also Magdeburg (180.000) bleibt wie es ist.
Aus Köln (2.3 Mio) machen wir 10 Bistümer.

Naja, dann hätte Magdeburg weiterhin eine Fläche von 23.000 km²; jedes der neuen Kölner Bistümer 620 km² Fläche.

Nach der Fläche aufzuteilen wäre genau so unsinnig, dann hätte das ein oder andere Bistum nur einige 100 Katholiken.

Was/Wie willst Du da denn eine sinnvolle Aufteilung vornehmen? - Zudem sollte man Jahrhunderte alte Traditionen nicht so einfach über Bord werfen.
Gruß Jürgen

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Stefan

Beitrag von Stefan »

Juergen hat geschrieben: Also Magdeburg (180.000) bleibt wie es ist.
Aus Köln (2.3 Mio) machen wir 10 Bistümer.

Naja, dann hätte Magdeburg weiterhin eine Fläche von 23.000 km²; jedes der neuen Kölner Bistümer 620 km² Fläche.
Sollte man nicht besser Magdeburg mit Berlin zusammenlegen? So hätten wir ein paar Bischöfe weniger und mehr Geistliche mit mehr mit Zeit für die Gemeinden ;)

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Stefan hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben: Also Magdeburg (180.000) bleibt wie es ist.
Aus Köln (2.3 Mio) machen wir 10 Bistümer.

Naja, dann hätte Magdeburg weiterhin eine Fläche von 23.000 km²; jedes der neuen Kölner Bistümer 620 km² Fläche.
Sollte man nicht besser Magdeburg mit Berlin zusammenlegen? So hätten wir ein paar Bischöfe weniger und mehr Geistliche mit mehr mit Zeit für die Gemeinden ;)
Natürlich nicht!
Magdeburg ist schließlich Suffraganbistum von Paderborn :P
Gruß Jürgen

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Poldi
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Regionalbischöfe?

Beitrag von Poldi »

Rein theologisch auf das Schema "ein Bistum - ein Bischof" hin betrachtet sind Weihbischöfe sicher nicht ideal. Zumal es schwer einzusehen ist, weshalb man die Weihbischöfe zur Firmung benötigt, wenn auch andere Priester regulär in den Firmplan aufgenommen werden. Aber für die Leute scheint es halt nur eine Firmung "zweiter Klasse" zu sein, wenn der Firmspender keine Mitra trägt.

Mir wird in diesem Zusammenhang öfters die Frage nach der Rolle der Weihbischöfe in der Bischofskonferenz gestellt. Manche sagen, dass sie Entscheidungen der DBK sehr einseitig beeinflussen, weil sie volles Stimmrecht haben, aber genau wissen, dass sie sich ja nicht dafür verantworten müssen. Denn in der ersten Reihe (der Kritik) stehen ja nur die Diözesanbischöfe.

Stichwort "Aufteilung von Diözesen": Sicher kann man gewachsene Strukturen nicht einfach über Bord werfen. Aber die Einrichtung von "Regionalbischöfen" versucht da wohl einen Mittelweg. Es wäre ja zu befürchten, dass eine neue "Kleindiözese" gleich den ganzen Ordinariatsapparat aufbauen würde (müsste). Ob man statt dessen versuchen könnte, überregionale Verwaltungseinheiten aufzubauen, ohne eine regionale Jurisdiktion dadurch einzuschränken? Na ja, beim deutschen Hang zur individualisierten Bürokratie nur schwer vorstellbar. ;)

Poldi

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Ich sehe das ähnlich wie Poldi. Die Institution der Auxiliarbischöfe ist insofern problematisch, da sie sozusagen Bischöfe ohne Volk sind. Wenn man die Texte von LG liest, fragt man sich, ob das überhaupt geht. Neben der Einrichtung der Auxiliarbischöfe gibt es ja auch noch die Bischofsvikare. Manche von ihnen sind Bischöfe, es gibt jedoch auch in einigen Diozesen nichtbischöfliche Bischofsvikare - in der Diözese Brüssel gibt es sogar de facto weibliche Bischofsvikare, die allerdings offiziell anders genannt werden - wobei Kardinal Danneels allerdings gefragt hat, wieso man eine Frau nicht Bischofsvikarin nennen darf.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Werner001
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Beitrag von Werner001 »

Zumal es schwer einzusehen ist, weshalb man die Weihbischöfe zur Firmung benötigt, wenn auch andere Priester regulär in den Firmplan aufgenommen werden. Aber für die Leute scheint es halt nur eine Firmung "zweiter Klasse" zu sein, wenn der Firmspender keine Mitra trägt.
Ein einfacher Priester kann auch firmen? Ich dachte immer das muss ein Bischof machen.
Meine Schwester hat damals der Abt von Münsterschwarzach gefirmt, aber ein Abt hat ja den gleichen geistlichen Rang wie ein Bischof. Die Mitra hab aber ich getragen (als Ministrant, bei der eigentlichen Firmung hat er sie natürlich aufgehabt ;) )

Werner

Edith
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Beitrag von Edith »

Ich bin von Abt Odilo Lechner OSB (München-Andechs) gefirmt worden.
:mrgreen: Da waren wir noch jünger..... beide..... 8)

Über Weihbischöfe habe ich so noch nie nachgedacht. Wir haben die Erzdiözese München-Freising in drei "Seelsorge-Regionen" aufgeteilt.

Region Nord (Bischofsvikar WB Bernhard Haßlberger)
Region Süd (Bischofsvikar WB Franz Dietl)
Region München-Stadt (Bischofsvikar WB Engelbert Siebler)

Kardinal Wetter hat also drei "Regionalbischöfe" (=Weihbischöfe)
Und diese Aufteilung finde ich sehr sinnvoll. So gesehen, sind unsere Weihbischöfe keine "Bischöfe ohne Volk"

Quelle

Katholik2003

Beitrag von Katholik2003 »

Werner001 hat geschrieben: Ein einfacher Priester kann auch firmen? Ich dachte immer das muss ein Bischof machen.
Meine Schwester hat damals der Abt von Münsterschwarzach gefirmt, aber ein Abt hat ja den gleichen geistlichen Rang wie ein Bischof.
Werner
Firmen kann prinzipiell jeder Priester, der vom Bischof die Firmvollmacht übertragen bekommt. Der eigentliche Spender ist aber trotzdem der Bischof und deshalb ist es sicher auch sinnvoll, dass er selbst firmt. Bei uns im Bistum ist es übliche Prxis, dass auch einige Domkapitulare bei den Firmungen helfen.
Ein Abt hat meines Wissens nicht automatisch die gleichen befugnisse, wie ein Bischof (und auch nicht den gleichen Rang???), aber meistens bekommen Äbte eine dauerhafte Firmvollmacht und helfen dann auch desöfteren aus.

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