Vorhof der Völker

Allgemein Katholisches.
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Exilfranke
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Registriert: Samstag 23. Juni 2012, 07:23

Vorhof der Völker

Beitrag von Exilfranke »

Scheint ja laut Sponartikel eine total gelungenen Veranstaltung zu sein, jedenfalls in Berlin:

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 35843.html
Bei der Auftaktveranstaltung sollte nun also über Dostojewskis Satz über die allgemeine Zügellosigkeit ohne Gott gestritten werden, aber der Streit wollte sich nicht einstellen. Denn auch Schnädelbachs Gegenüber, der bekennende Katholik und renommierte Soziologe Hans Joas, wollte Dostojewski nicht gelten lassen: Dessen Aussage sei ebenso apodiktisch wie jene, die Religionen seien sowieso zum Aussterben verdammt. Selbstverständlich gebe es auch Moral und Werte ohne religiöse Begründung.
Auf dem Podium ging es derweil sanft hin und her, Joas forderte eine Art Allianz der gläubigen und ungläubigen Universalisten gegen die gläubigen und ungläubigen Partikularisten: Jene, die für die Allgemeingültigkeit der Werte eintreten, sollen den Ton angeben, ob sie das religiös oder rational begründen, ist demnach zweitrangig.
Überhaupt konnte man den Eindruck bekommen, dem Vatikan sei ein gepflegter Atheist lieber als einer, der sich seine Weltanschauung beliebig im Supermarkt der Religionen zusammensucht: Der Atheist weiß wenigstens genau, was er verleugnet.
Und natürlich geht es nicht ohne den altbekannten Stürmer-Stil:
"Schnädelbach, der sich selbst als "frommen Atheisten" bezeichnet, berichtete dann noch, dass er manchmal jemandem danken wolle oder sich beschweren - aber da sei niemand. Fast wirkte er ein wenig traurig dabei. Die zahlreichen Katholiken im Raum hätten ihn sicher gerne getröstet und in die Arme ihrer Kirche aufgenommen, was den Kardinal Ravasi dann wohl dazu veranlasst hätte, sich einmal mehr selbstzufrieden über das goldene Kreuz zu streichen, das vor seinem Bauch baumelte. Eine sehr gelungene Veranstaltung. Jedenfalls im Sinne des Vatikans.

"Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt"? Dass sich in der katholischen Priesterschaft manche auch mit Gott ziemlich vieles erlauben, darüber wurde leider überhaupt nicht gesprochen."
Fazit: :palaver: :palaver: :palaver:
„Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.“ - Aurelius Augustinus.

Bitt Gott für uns, Maria.

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PaceVeritas
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Re: Vorhof der Völker

Beitrag von PaceVeritas »

Kard. Ravasi überschlug sich in seiner Eröffnungsrede vor Begeisterung für Bertolt Brecht,
setzte ihn gar mit einem Engel gleich:
[...] wiederholte sich die Geschichte eines anderen ehemaligen Engels,
der ebenfalls in dieser Stadt vom Himmel stieg, welche ein
großes Sinnbild des künstlerischen und kulturellen, vor allem des Theaterlebens ist. An
diesem Ort kann man nicht umhin, an Bertolt Brecht zu erinnern, dessen Werke ich [...] kennenlernte.
Quelle (pdf)
(Beim ersten flüchtigen Hören der Rede dachte man zunächst, es sei von die Rede von Luzifer ...)

Dann zitierte er zustimmend (?) Henry Miller:
Henry Miller, der „anstößige“ Autor des Werkes Wendekreis des Krebses, behauptete in seinem Aufsatz Die Weisheit des Herzens, dass die Kunst wie die Religion, „nichts lehrt, es sei denn, den Sinn des Lebens zu offenbaren“. Und das ist sicherlich nicht wenig.
Schlusssatz:
Aus diesem Grund richten wir besondere Aufmerksamkeit auf den nun folgenden Dialog. Und
auch wenn sie umstritten und nicht frei von Gefahren ist, nehmen wir das Überspannte im
losen Spiel der Kunst entgegen. Wir erkennen das erneut bei Bertolt Brecht – an diesem Ort
kommt man ja nicht umhin, ihn zu zitieren. Er schreibt in seinem Kleinen Organon für das
Theater: „Seit jeher ist es das Geschäft des Theaters, wie aller andern Künste auch, die Leute
zu unterhalten. Dieses Geschäft verleiht ihm immer seine besondere Würde.“

Irgendwie zutiefst unpassend ... :/
» Sic enim dilexit Deus mundum ... «
(Joh. 3,16)
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