Christliche Elternschaft?

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Robert Ketelhohn
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Christliche Elternschaft?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

P. Markus Prattes (kreuz.net, 2. Februar 2005) hat geschrieben:Christliche Mutter! Was bist du?

Wenn ich diese Frage an dich richte, so darfst du nicht meinen, ich tue es aus Neugier. Etwa um zu erfahren, wie es mit dir aussieht. Ich frage vielmehr deswegen, weil ich besorgt bin, daß du selber nicht genügend weißt, wie es um dich steht. Vielleicht wünscht du Dir, einige Aufklärung zu bekommen. Was sagt nicht alles das Wort: „Mutter“? und dann erst noch „christliche Mutter“? In einem Haus, wo keine Mutter mehr da ist, mangelt etwas Gewaltiges und Wichtiges. Es geht den Familiengliedern wie den Bewohnern eines Zimmers, wo bei großer Winterkälte nicht eingeheizt ist. Es ist dann im Zimmer so unheimlich frostig und kalt
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

kreuz.net hat geschrieben:Aus „Die Christliche Frau“. Ein Unterrichts- und Erbauungsbuch für christliche Ehefrauen und Mütter von P. Markus Prattes, Priester der Kongregation des allerheiligsten Erlösers. Mit Druckerlaubnis des fürstbischöflichen Seckauer Ordinariates und der Kongregations-Oberen. Herausgegeben im Jahre des Herrn 1901.
(Hervorhebung durch mich)

Stefan

Beitrag von Stefan »

Angelika hat geschrieben:
Herausgegeben im Jahre des Herrn 1901.
(Hervorhebung durch mich)
Durch das Christentum wurde die Frau wieder zu ihrer ursprünglichen Würde erhoben. Sie ist jetzt nicht mehr die Magd und Sklavin des Mannes, sondern seine Gefährtin und Gehilfin, mit welcher er sein Herz teilt.

Die Frau, früher ganz unterdrückt und ohne Rechte, bewegt sich jetzt ganz frei in der Familie. Die Kinder begegnen ihr als Mutter mit Liebe, Achtung und Ehrfurcht. Die sonstigen Hausgenossen erkennen sie als Frau, der sie Achtung und Gehorsam schulden. Ja selbst im öffentlichen Leben wird die Frau jetzt mit besonderer Rücksicht behandelt, und ihr selbst der Ehrenplatz vor dem Mann eingeräumt.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pfr. Robert Mäder (domus-ecclesiae.de) hat geschrieben:Der hl. Josef und Herodes

Wir beobachten im Volk eine zunehmende Verehrung für die patriarchale Gestalt des Vorstehers der Heiligen Familie. Wenn die Josefs-Andacht Natur, nicht angelernte Sache ist, dann liegt darin etwas wie Morgenröte. Sie zeigt, was wir denken und was wir wollen. Nur Gesinnungsverwandte und Nachahmer haben das Recht, sich Verehrer zu nennen. Wer die Grundsätze, die St. Josef in seinem Leben verkörpert, nicht zu den seinen machen und befolgen will, der streue seinen Weihrauch anderswo hin.

Der hl. Josef ist keine Berühmtheit im gewöhnlichen Sinn des Wortes. Er hat weder in der Wissenschaft und Kunst, noch in der Politik und Volkswirtschaft eine Rolle gespielt, die ihm das Anrecht gäbe, unter die Großen der Geschichte gezählt zu werden. Was ich von ihm weiß, seine ganze Biographie, läßt sich in den Satz fassen: Er war der heiligste Gatte und der beste Vater des Menschengeschlechtes. Neben diesem Verdienst aber verblaßt jedes andere, was man von großen Männern zu sagen und zu schreiben pflegt. Was nützt mir ein großer Mann, der als Vater klein ist? Das Umgekehrte wäre mir das Wichtigere.

Die Größe des besten Vaters leuchtet mir am besten hervor in seinem Kampf mit Herodes! Hier wird Josef [weiter]
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Heike
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Beitrag von Heike »

Stefan hat geschrieben:
Die Frau ... bewegt sich jetzt ganz frei in der Familie. ... Ja selbst im öffentlichen Leben wird die Frau jetzt mit besonderer Rücksicht behandelt
Einwände?
Ja, ganz entschieden! Hört sich ja an, als sei die Frau nicht ebenbürtiger Partner, sondern schwächelndes Geschöpf, dem man mit "Rücksicht" begegnet. Ausserdem wäre es ja nett, wenn sie sich auch ausserhalb der Familie ganz frei bewegen könnte. :hmm:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Heike hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:
Die Frau ... bewegt sich jetzt ganz frei in der Familie. ... Ja selbst im öffentlichen Leben wird die Frau jetzt mit besonderer Rücksicht behandelt
Einwände?
Ja, ganz entschieden! Hört sich ja an, als sei die Frau nicht ebenbürtiger Partner, sondern schwächelndes Geschöpf, dem man mit "Rücksicht" begegnet. Ausserdem wäre es ja nett, wenn sie sich auch ausserhalb der Familie ganz frei bewegen könnte. :hmm:
Findest, daß Rücksicht etwas Schlechtes ist, weil sich derjenige, auf den Rücksicht genommen wird, als schwächelndes Geschöpf vorkommen könnte?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das ist ’ne durchaus normale menschliche Empfindung. Ähnlich gelagert ist der nicht seltene Fall, daß einer Schwierigkeiten hat, im Bußsakrament die Versöhnung mit Gott wirklich anzunehmen: weil man doch selber gut sein will, aus eigener Kraft, nicht als Almosenempfänger …
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Stefan hat geschrieben:Findest, daß Rücksicht etwas Schlechtes ist, weil sich derjenige, auf den Rücksicht genommen wird, als schwächelndes Geschöpf vorkommen könnte?
Könnte es sein, dass Frauen als schwächelnde Geschöpfe wahrgenommen werden und daher Rücksicht auf sie genommen werden soll ?

Wäre gegenseitige Rücksichtnahme nicht angebrachter ?


Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ist ’ne durchaus normale menschliche Empfindung. Ähnlich gelagert ist der nicht seltene Fall, daß einer Schwierigkeiten hat, im Bußsakrament die Versöhnung mit Gott wirklich anzunehmen: weil man doch selber gut sein will, aus eigener Kraft, nicht als Almosenempfänger …
Rücksicht als Almosen ... ? :kratz:
Das würde ich falsch finden. Rücksicht sollte man doch aus Wertschätzung und aus Respekt nehmen, vielleicht noch aus Verantwortung, aber nicht als Almosen.

Gruß
Angelika

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spectator
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Beitrag von spectator »

Angelika hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Findest, daß Rücksicht etwas Schlechtes ist, weil sich derjenige, auf den Rücksicht genommen wird, als schwächelndes Geschöpf vorkommen könnte?
Könnte es sein, dass Frauen als schwächelnde Geschöpfe wahrgenommen werden und daher Rücksicht auf sie genommen werden soll ?
so ist es.
wenn dem nicht so wäre, müssten die arbeitslosen Frauen auch Stellenangebote des Arbeitsamtes annehmen z.B. beim einen Hochofen oder im Bergbau. Da diese Arbeit ist für Frauen nicht zumutbar, sind sie nicht verpflichtet solche Angebote anzunehmen.

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Heike
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Beitrag von Heike »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Das ist ’ne durchaus normale menschliche Empfindung. Ähnlich gelagert ist der nicht seltene Fall, daß einer Schwierigkeiten hat, im Bußsakrament die Versöhnung mit Gott wirklich anzunehmen: weil man doch selber gut sein will, aus eigener Kraft, nicht als Almosenempfänger …
Das sind zwei völlig unterschiedliche Bereiche. Das eine betrifft die Begegnung zwischen Mensch und Mensch, also auf Augenhöhe. Und da empfinde ich die Sprache in diesen Passagen als sehr herablassend. Wenn man von gegenseitiger Rücksichtnahme gesprochen hätte, sähe das schon anders aus.
Was meine Stellung vor Gott betrifft, dann bin ich zwar sein geliebtes Kind, aber auch "Almosenempfänger" bzw. Gnadenempfänger, gerade dann wenn ich gescheitert bin.
Zuletzt geändert von Heike am Mittwoch 2. März 2005, 11:28, insgesamt 1-mal geändert.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Angelika hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Findest, daß Rücksicht etwas Schlechtes ist, weil sich derjenige, auf den Rücksicht genommen wird, als schwächelndes Geschöpf vorkommen könnte?
Könnte es sein, dass Frauen als schwächelnde Geschöpfe wahrgenommen werden und daher Rücksicht auf sie genommen werden soll ?

Wäre gegenseitige Rücksichtnahme nicht angebrachter ?
Naja, ich hatte bisher das Bild, daß Frauen vor 1901 eh schon immer Rücksicht genommen haben - und nun auch die Männer in die Pflicht genommen werden. Aber wenn dem nicht so war, dann hättest Du natürlich Recht.

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

spectator hat geschrieben:wenn dem nicht so wäre, müssten die arbeitslosen Frauen auch Stellenangebote des Arbeitsamtes annehmen z.B. beim einen Hochofen oder im Bergbau. Da diese Arbeit ist für Frauen nicht zumutbar, sind sie nicht verpflichtet solche Angebote anzunehmen.
Es gibt genug Frauen, die würden auch eine Arbeit am Hochofen oder im Bergbau annehmen.

Die Rücksichtnahme sollte in einem solchen Fall doch nicht wegen des Geschlechts erfolgen, sondern wegen der fehlenden körperlichen Eignung für einen solchen Job. Und das kann auch bei Männern der Fall sein. Es gibt auch schwächelnde Männer, die am Hochofen zusammenbrechen würden. ;)

Gruß
Angelika

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Stefan hat geschrieben:Naja, ich hatte bisher das Bild, daß Frauen vor 1901 eh schon immer Rücksicht genommen haben - und nun auch die Männer in die Pflicht genommen werden.
Wenn das so war, dann ist es natürlich richtig. :)

Gruß
Angelika

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spectator
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Beitrag von spectator »

Angelika hat geschrieben:Es gibt auch schwächelnde Männer, die am Hochofen zusammenbrechen würden. ;)

Gruß
Angelika
ich war mehrere Jahren in einem Bereich der Technik beschäftigt (in mehreren Firmen), wo keine Frau sich traute, obwohl es sitzende Arbeit war. ;)



P.S. weißt du wer der Weltmeister im Schachspiel ist? ein Mann. ;)

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

spectator hat geschrieben:ich war mehrere Jahren in einem Bereich der Technik beschäftigt (in mehreren Firmen), wo keine Frau sich traute, obwohl es sitzende Arbeit war. ;)
Och ... für sowas gibt's auch Beispiele von Männern. :D


spectator hat geschrieben:weißt du wer der Weltmeister im Schachspiel ist? ein Mann. ;)
Der Weltmeister im Pauschalisieren auch ... ;D

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spectator
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Beitrag von spectator »

Angelika hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:ich war mehrere Jahren in einem Bereich der Technik beschäftigt (in mehreren Firmen), wo keine Frau sich traute, obwohl es sitzende Arbeit war. ;)
Och ... für sowas gibt's auch Beispiele von Männern. :D
bla bla bla....


Angelika hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:weißt du wer der Weltmeister im Schachspiel ist? ein Mann. ;)
Der Weltmeister im Pauschalisieren auch ... ;D
bla bla bla...

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

spectator hat geschrieben:
Angelika hat geschrieben:Der Weltmeister im Pauschalisieren auch ... ;D
bla bla bla...
Und der Weltmeister im Blubbern auch .... ;D

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Angelika hat geschrieben:»Rücksicht als Almosen ... ?
Das würde ich falsch finden. Rücksicht sollte man doch aus Wertschätzung und aus Respekt nehmen, vielleicht noch aus Verantwortung, aber nicht als Almosen.«
Das war ’ne Analogie, Angelika. Das tertium comparationis ist die Haltung dessen, der zu stolz ist, eine Wohltat ohne Verdienst oder Gegenleistung anzunehmen.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Heike hat geschrieben:»Das sind zwei völlig unterschiedliche Bereiche. Das eine betrifft die Begegnung zwischen Mensch und Mensch, also auf Augenhöhe. Und da empfinde ich die Sprache in diesen Passagen als sehr herablassend. Wenn man von gegenseitiger Rücksichtnahme gesprochen hätte, sähe das schon anders aus.«
Stell dir mal die Situation vor, wie du zu Kaisers kommst, und es sitzen ein paar Bettler vor der Tür. Du gehst vorbei. Beim Rauskommen, nach dem Einkauf, kramst du schnell etwas Kupfer aus der Tasche, läßt es in den Korb fallen und eilst weiter. Hinter dir hörst du noch einen leisen Dank.

Nun versetz dich einmal in die Position der Bettler. In welcher Haltung nehmen sie deine Wohltat entgegen? Haben sie sich etwa deine Gabe verdient? Sind sie »auf Augenhöhe« mit dir?

Ich sage dir, Heike: Wenn ich mit solcher Demut, wie sie diese Bettler mir gegenüber haben, auch meinerseits – nein, nicht Gott: der ist eh immer größer – nein, wenn ich mit solcher Demut meinem Nächsten gegenübertreten kann, dann werde ich dem Reich Gottes vielleicht ein Stück näher sein.

Und ganz ehrlich: Zieh dir diesen Schuh auch an. Aus deinen obigen Worten spricht gigantischer Hochmut.
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Beitrag von Heike »

Angelika hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:
Angelika hat geschrieben:Der Weltmeister im Pauschalisieren auch ... ;D
bla bla bla...
Und der Weltmeister im Blubbern auch .... ;D
Amen, Schwester, Amen! :D

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Heike
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Beitrag von Heike »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Stell dir mal die Situation vor, wie du zu Kaisers kommst, und es sitzen ein paar Bettler vor der Tür...
Es geht hier um die Einstellung Frauen gegenüber. Willst du die als Gesamtheit allen Ernstes mit Bettlern vergleichen? :nein: Die persönliche Demut ist die eine Sache, die Haltung einer gesamten Gesellschaft eine völlig andere.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Es geht nicht um irgend jemandes Einstellung dir oder sonst wem gegenüber, sondern um deine (und meine) Einstellung.

Will ich geachtet werden, weil ich es verdiene?
Oder kann ich es annehmen, als Dreck, der ich
bin, geliebt zu werden?
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Beitrag von Angelika »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Will ich geachtet werden, weil ich es verdiene?
Oder kann ich es annehmen, als Dreck, der ich
bin, geliebt zu werden?
Zwischen Achtung aufgrund der Verdienste und Achtung, obwohl ich ein Dreck bin, gibt's ja noch 'ne ganze Menge ... :roll:

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Beitrag von Robert Ketelhohn »

… aber das Heil kommt nicht aus der Grauzone.
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Re: Christliche Elternschaft?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pfarrer Robert Mäder hat geschrieben:Das Geheimnis der Erziehung

Entweder ist der Katholizismus, wie es schon das Wort sagt, das Ganze, oder der Katholizismus ist in Gefahr, nichts zu werden. Wie unser Gott, so unser Glaube. Unser Gott ist ein Allgegenwärtiger, ein Allwissender und Allmächtiger. Darum muß auch die Religion, welche nichts anderes ist als Gott mit uns und wir mit Gott, etwas Allgegenwärtiges sein. Immer und überall! Der Liberalismus hat die Religion, man möchte sagen lokalisiert und temporisiert, eingekerkert innerhalb der engen Grenzen gewisser Orte und Zeiten. Die Religion darf schöne Gottesdienste feiern und fromm im stillen Kämmerlein seufzen, aber über die Luft der Öffentlichkeit hat sich der Liberalismus das Hoheitsrecht vorbehalten.

Don Bosco reklamiert dem Liberalismus gegenüber im Namen des Gewissens und der Freiheit das Recht auf Luft und Licht. Das Recht auf katholisches Recht und katholische Energien als notwendige Voraussetzung zur Erziehung der katholischen Jugend. Und zwar immer und überall und bei allem. Mit anderen Worten: Don Bosco verlangt die Allgegenwart der Religion, das Christkönigtum im vollen Sinn des Wortes. Es ist wieder die Idee vom Milieu. Der junge Mensch soll, um zu starker Tugend heranzuwachsen, hineingestellt werden in eine Umgebung, wo das Maximum von guten und das Minimum von gefährlichen Einflüssen sich geltend machen kann. Don Bosco nennt diese Milieukultur das Präventiv- oder Vorbeugungssystem im Gegensatz zum modernen Erziehungssystem, das sagt: »Werft die Jugend hinaus ins Wasser, damit sie schwimmen lernt!«

Man muß den jungen Menschen einem Maximum von Licht aussetzen, um die moralische „Unmöglichkeit“ der Sünde zu erreichen. »Jeder, der Böses tut, haßt das Licht. Er kommt nicht an das Licht, damit er nicht seiner Taten überführt werde. Wer aber nach der Wahrheit handelt, kommt zum Licht, auf daß seine Werke offenbar werden. Denn sie sind in Gott getan« (Joh 3,20-21). Jede Sünde fängt mit einer gewissen moralischen Verfinsterung an. Das Licht wird ausgeschaltet. Man vergißt die Wahrheit oder man läßt sich umnebeln. Das kann aus Schwachheit, aus Leichtsinn oder aus grober Schuld geschehen. Aber, welches auch der Grund sein mag, die Finsternis ist der Anfang der Sünde.

Hier setzt Don Bosco ein. Er macht Licht um den Menschen. »Es war ein Mann. Von Gott gesandt. Sein Name war Johannes. Der kam zum Zeugnis. Zeugnis sollte er geben vom Licht. Er war nicht das Licht. Nur Zeugnis sollte er geben vom Licht. Das wahre Licht, das jedoch Menschen erleuchtet, kommt in die Welt« (Joh 1,6 ff.). Predigt und Religionsunterricht als Lichtquellen genügen nicht. Es ist Sache des Erziehers, immer wieder die ewigen Wahrheiten als Leuchtsignale an den Lebensweg des jungen Menschen aufzupflanzen.

Das verstand unser Heiliger unaufdringlich und doch eindringlich bei jeder sich darbietenden Gelegenheit zu tun. Charakteristisch ist nach der Richtung die in den salesianischen Häusern eingeführte Sitte der Zweiminutenansprache nach dem Nachtgebet. Ein paar liebe, ernste Worte. Wegweiser und Warnungstafel. Don Bosco nannte diese Gepflogenheit den Schlüssel der Moralität, des guten Fortgangs und Erfolges der Erziehung. Gebt der Jugend immer wieder große, übernatürliche Gedanken, Lichter am Weg.

Man muß den jungen Menschen einem Maximum von übernatürlichen Energien aussetzen, um die moralische „Unmöglichkeit“ der Sünde zu erreichen. Das tun die Sakramente. »Die häufige Beicht, die öftere Kommunion, die tägliche Messe sind die Säulen eines Erziehungsgebäudes, von dem man Drohung und Strafe fernhalten will. Kein Zwang zum öfteren Sakramentenempfang, aber Aufmunterung dazu und passende Gelegenheiten … So bekommen die Jünglinge Lust und Liebe zu den Übungen der Frömmigkeit. Sie machen spontan, gern, freudig mit.«

Don Bosco ist der Torläufer der Frühkommunionbewegung. Im Jahre 1880, 30 Jahre vor dem Erscheinen des berühmten Dekretes Pius X., schrieb der Heilige in seinem Sistema preventivo nella educazione della gioventù: »Man halte fern – wie eine Pest – die Meinung derjenigen, welche die erste Kommunion auf ein zu vorgerücktes Alter verschieben möchten, wo meistens der Teufel schon zum unberechenbaren Schaden der Unschuld vom Herzen eines Jünglings Besitz genommen hat. Nach der Disziplin der Urkirche pflegte man den Kleinen die konsekierten Hostien zu reichen, die bei der Osterkommunion übrigblieben. Das läßt uns erkennen, wie sehr die Kirche die frühzeitige Zulassung der Kinder zur heiligen Kommunion wünscht. Wenn ein Knabe zwischen Brot und Brot zu unterscheiden weiß und sich genügend unterrichtet zeigt, dann schaue man nicht mehr auf das Alter. Der König des Himmels komme und herrsche in dieser gebenedeiten Seele.«

Wir sehen: Das salesianische Präventivsystem in der Erziehung ist wesentlich eucharistisch. Man beugt vor, indem man stärkt. Man stärkt, indem man ißt. Man ißt übernatürlich, indem man kommuniziert. Die Kommunion ist die Seele der vorbeugenden Erziehung. Wir stehen voll Verwunderung vor dem Festungswerk der christlichen Jugendfürsorge gegen Gottlosigkeit und Sittenverderbnis. Allein Don Bosco könnte der heutigen Pädagogik den Vorwurf nicht ersparen, daß sie im allgemeinen ihre Festungen zu spät baut, nach der ersten schweren Sünde, nach der ersten verlorenen Schlacht. Sie beschränkt sich viel zu sehr auf den Dienst der Sanitäter auf dem Kriegsschauplatz, statt vor allem auf die Verhütung der ersten Niederlage zu achten. Denn der Verlust der ersten Schlacht ist sehr oft auch der Verlust des ganzen Jugendfeldzuges. Die Ablehnung der Frühkommunionidee Don Boscos und des zehnten Pius war darum der große Sündenfall der modernen Pädagogik.

Daß das nicht bloß Theorie ist, beweist der bekannte Vorfall mit Lord Palmerston. Es war 1877. Der Minister Englands besuchte ein salesianisches Institut in Turin. Er betrat einen Studiensaal mit 500 Knaben. Kein Laut im ganzen ungeheuren Raum. Trotzdem kein einziger Aufseher da war. Der englische Lord erstaunte aufs höchste, als man ihm sagte, daß vielleicht das ganze Jahr keine Störung zu beklagen oder zu ahnden sei.

»Wie ist das möglich, ein solches Stillschweigen, eine solche Disziplin?« »Mein Herr«, antwortete der Direktor des Hauses, »das kann man bei euch nicht nachmachen.« »Warum?« »Das ist katholisches Geheimnis!« »Was für ein Geheimnis?« »Die häufige Beichte, die öftere Kommunion, die andächtig angehörte tägliche Messe.« »Sie haben recht, diese mächtigen Erziehungsmittel fehlen uns. Gibt es keinen Ersatz dafür?« »Wenn man diese religiösen Mittel nicht gebraucht, dann muß man zum Stock greifen.« »Sie haben recht. Sie haben recht. Entweder die Religion oder der Stock! Ich will das in London erzählen.« Wir sehen: Man muß den jungen Menschen einem Maximum von übernatürlichen Energien aussetzen, um die moralische „Unmöglichkeit“ der Sünde zu erreichen.

Ein drittes Gesetz der salesianischen Präventivmethode: Man muß den jungen Menschen in ein Maximum von katholischer Luft hineinsetzen, um die moralische „Unmöglichkeit“ der Sünde zu erreichen. Ich verstehe unter katholischer Luft die einheitliche, übernatürliche Einstellung der ganzen Umgebung. Der Zögling Don Boscos findet weder Zeit noch Ort noch Gelegenheit zum Bösen. Er lebt sozusagen beständig unter den Augen der Autorität. Er fühlt sich nie allein, aber gerade darin findet er eine Förderung, keine Hemmung, weil die Autorität nicht etwas Polizeihaftes, sondern etwas Väterliches an sich trägt. Das Haus des Vaters hat nie den Charakter eines Gefängnisses.

Wenn die Pædagogia perennis, die Erziehungsweisheit der christlichen Jahrhunderte, nach katholischer Luft für katholische Jugend ruft, verlangt sie naturgemäß auch energische Abwehr gegen alles Unchristliche und Unkatholische, alles Luftvergiftende. Don Bosco nimmt jeden auf, der guten Willens ist, aber er ist unerbittlich gegen das Gemeine. »Man gebrauche die größte Wachsamkeit, um den Eintritt von schlechten Kameraden und Büchern in das Erziehungsinstitut zu verhindern. Hauptsache für ein Haus ist ein guter Portier.«

Es war ein verhängnisvoller Fehler, daß wir bei unsern katholischen Unternehmungen allzuoft den „Portier“, den Engel mit dem Flammenschwert, vergessen, Zugeständnisse gemacht an den Zeit- und Weltgeist, oder gar dem Interkonfessionalismus und der Konfessionslosigkeit Tür und Fester geöffnet haben. Don Bosco sagt uns: Hütet die Tore! Der beste Schutz gegen die Schwindsucht jugendlicher Charakterlosigkeit ist die reinkatholische Luft! Darum: Nicht hinaus in die Welt und mit der Welt, sondern zurück von der Welt!

Durch ein Maximum von göttlichem Licht, von Gnadenenergie und katholischer Luft zu einem Maximum von Christentum! Man sucht jetzt das Heil der Völker in der Rückkehr zur Rasse. Es gibt auch eine übernatürliche Rassenkultur. Wir sind durch die Taufe in Christus ein göttliches Geschlecht geworden. Das Wichtigste, was wir unserer katholischen Jugend zu sagen haben, heißt Wiedergeburt. Das höchste menschliche Lebensgesetz »sei, was du bist« lautet für sie: »Seid Christen!« Wiedergeburt besteht darin, daß man das wieder ganz wird, was man von Haus aus ist, daß man also zu seinem eigentlichen Wesen zurückkehrt.
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cantus planus
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Re: Christliche Elternschaft?

Beitrag von cantus planus »

Ein großartiger Beitrag! :ja:
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Niels
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Re: Christliche Elternschaft?

Beitrag von Niels »

:ja:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Epiklese
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Re: Christliche Elternschaft?

Beitrag von Epiklese »

Mir fällt da noch ein Text von Robert Mäder ein.
Auf dem Golgatha der Freiheit
(...)
Wir sind auf dem Wege von Jerusalem nach Jericho. Wir wurden überfallen, ausgeplündert und halbtot geschlagen und warten nun auf den barmherzigen Samariter. Wo sind die Räuber? Es sind ihrer viele. Ich nenne heute nur einen. Es ist der moderne Staat, der Feind der Freiheit der Völker.
(...)

Das Bild von der ausgeplünderten und gefesselten Freiheit zeigt sich ganz besonders in der Vergewaltigung der Elternrechte. Das erste Königreich die Familie! Der Vater geborener Herrscher darin, nach der Vernunft und nach der Bibel! Das wichtigste Departement in dieser von Gott selbst eingesetzten Regierung das der Erziehung und des Unterrichtes! Die Ehe das erste Lehrer- und Lehrerinnenseminar! Jeder Vater von Amtswegen ein Lehrer! Jede Mutter von Beruf eine Lehrerin! Als Gott die erste Familie schuf, gründete er die erste Primarschule. Das sind naturrechtliche ABC-Wahrheiten, das erste Schulgesetz.

Daraus folgt ein Zweites. Kann der Vater seinen Lehrberuf aus irgend einem Grunde nicht oder nicht genügend selber ausüben, so hat er für einen Stellvertreter zu sorgen. Jede außerhalb der Familie stehende staatliche Lehrperson hat naturrechtlich nur insofern und insoweit das Recht der Erziehung und des Unterrichtes, als es ihr von Seite des Vaters übertragen worden ist. Patent und Siegel zum Lehramt kommt vom Vater. Die Lehrer und Lehrerinnen haben nur als seine Vikare und Stellvertreter Gewalt über die Kinder. Sie sind die Angestellten der Familie.

Daraus ergibt sich ein Drittes. Das Lehrerwahlrecht ist ein unantastbares Familienrecht. Der Vater wählt. Der Lehrer muß der Mann seines Vertrauens sein, der alle Sicherheit bietet, daß die Erziehung im Geiste der Familie weitergeführt wird. Der Vater deswegen auch der geborene erste Schulinspektor. Das sind die Grundzüge allen Schulrechts. Seine Grundlage: das heiligste aller Elternrechte, die erhabenste aller Freiheiten neben der religiösen Freiheit, die Freiheit der Erziehung und des Unterrichtes.

Und nun, wo ist die Freiheit des Vaters?
(...)

Der Vater hat noch das Recht, vom Morgen bis am Abend zu verdienen, seine Kinder zu ernähren und zu kleiden, Steuern zu bezahlen und hundert Gesetze, Reglemete und Verordnungen zu befolgen. Aber er ist in Beziehung auf sein Kind vom 6. bis zum 14. Jahre so gut wie macht- und rechtlos. Er ist ein König ohne Regierung und eine Regierung ohne das allerwichtigste aller Departemente, das der Erziehung und des Unterrichtes. Das Kind ist Staatseigentum geworden, der Lehrer aus einem Angestellten der Familie ein solcher der Regierung. Die Familie fiel unter die Räuber. Man zog sie aus, schlug sie wund und ließ sie halbtot liegen.

Es ist noch schlimmer gekommen. Nachdem der Staat wie ein Gott geworden war, wollte er auch wie ein Gott Religionsgründer werden. Er war nicht zufrieden, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lehren. Er wollte auch Professor der Theologie sein. Er dozierte Dogmatik, Moral, Kirchengeschichte, Kirchenrecht. Er zwang die Kinder mit allen ihm zu Gebote stehenden Machtmitteln, Bücher zu lesen und Lehrer zu hören, die das Gewissen und den Glauben verletzten und unterdrückten. Er wurde Herodes und sein glaubensloser Schulbetrieb zum neuen bethlehemitischen Kindermorde, vor dem es wenigen Eltern vergönnt war, ihre Kleinen nach Aegypten zu flüchten.

So weit stieg die Tyrannei in vielen Staaten, daß das Gesetz jeden vor die Gerichte zitiert, der ohne Erlaubnis der Obrigkeit es wagen würde, einige Kinder Lesen, Schreiben, Rechnen und ein bißchen Katechismus zu lehren.

(...)

Es kommt noch schlimmer. Nicht Tyrannei und Sklaverei sind das Menschenunwürdigste, sondern jene allgemeine Teilnahmslosigkeit, wo ein Volk, an Händen und Füßen gebunden, seine Fesseln und Ketten nicht mehr spürt. Das ist der geistige Zustand, in dem sich zur Zeit die Völker Europas befinden. Sie sind die Kerkerluft so gewöhnt, daß sie nicht mehr nach Licht und Luft schreien.

Sie lassen sich durch die Phrase täuschen. Sie haben irgendwo einmal auf einem Fetzen Papier, den man Verfassung nennt, das Wort Freiheit gelesen. Sie haben es in großen Buchstaben auf den Plakatsäulen zu Zeiten der Wahlagitation wiedergefunden. Sie haben es mit Donnerstimme von den Rednertribünen herunterschreien gehört. Sie haben die Lieder von der Freiheit auf allen Bergen singen gehört. Diese guten Leute haben nicht gewußt, daß man trotz Verfassungen, Phrasen, Zeitungen und Liedern keine zwei Schritte machen kann, ohne durch zehn Paragraphen aufgehalten zu werden.

Die schlechtesten Regierungen und die unfreiheitlichsten Völker sind in jenen Ländern, wo die meisten Gesetzesparagraphen und Reglemente und Verordnungen sind. Das ist es, woran die Freiheit gestorben ist. Sie konnte nicht mehr atmen. Sie wurde erwürgt durch die Bürokratie des Polizeistaates, den der Liberalismus geschaffen hat. Sie hat an ihrem Hals die Spuren der Erdrosselung.

Man sagt uns, die Familienväter hätten wenigstens die Freiheit der Presse und der Wahl der Regierungen und Abgeordneten. Das ist nur zu einem sehr geringen Teile wahr. Die Pressefreiheit war nie ein Volksrecht und wird nie eines sein. Das Volk kann nicht in die Zeitung schreiben und so seine Überzeugung zur Herrschaft bringen. Das Zeitungsschreiben ist immer nur die Macht und die Fähigkeit von einigen wenigen.

Und dort, wo das Volk den Geist und die Zukunft eines Landes bestimmen könnte, bei der freien Wahl der Schule, der Lehrer und der Lehrmittel, dort wo es reden könnte, hat man ihm immer mehr den Mund verbunden. Da gibts gewöhnlich keine Demokratie und keine Volksrechte. Es hat die Freiheit des Unterrichtes, der Erziehung und des Gewissens, die wichtigsten aller Freiheiten nicht.

Auch das Recht, Regierungen zu wählen, ändert daran für uns Katholiken nicht viel. Die Regierungen, auch in den Republiken, suchen, einmal ernannt, ihre Macht zu vermehren und nicht die der Familien und des Volkes. Mögen die Politiker sagen, was sie wollen, einige Große in jedem Staate können machen, was sie wünschen. Das Volk ist gebunden. Die Familie hat ihre Herrschaft verloren. Muß das gesagt werden? Ja! Auf der Kanzel? Auf der Tribüne, in der Presse? Ja! Jetzt? Ja!

Alle Wetterzeichen deuten auf Sturm. Der Weltkulturkampf naht, wenn er noch nicht da ist. Es mag sein, daß diese neue Kirchenverfolgung nicht so sehr mit den Waffen der Grausamkeit dreinfährt. Wir wissen es nicht. Aber das wissen wir: Der Hauptkriegsschauplatz ist die Schule in allen Ländern. Die große Geisterschlacht der Zukunft wird vom 6. bis zum 14. Altersjahr entschieden im Kampf um das Kind. Das neue Losungswort: staasbürgerlicher Unterricht.

Des Unterrichtes und der Erziehung letztes Ziel der Staat! Das Kind wird Staatseigentum. Die Eltern verlieren die letzten Brosamen ihrer Rechte. Die Freiheit, schon längst halbtot geschlagen, wird es vollends. Wir werden Sklaven. Der Einzelne ist nichts mehr. Der Staat ist Alles.

Was ist zu tun? Alle, welche noch einen Funken Liebe zu Kind und Familie, zu Volk und Kirche haben, müssen Samariterdienste leisten. Wir müssen die erschlagene Freiheit wieder zum Leben erwecken. Wir müssen das Kind, das der Staat geraubt hat, wieder zurückerobern dem, dem es gehört, dem Vater, dem Gewissen, der Religion des Gekreuzigten.
(...)
http://immaculata.ch/Verlag/maeder/reak ... 2Freiheit

In Zeiten, in denen die "staatliche Lufthoheit über den Kinderbetten" gefordert wird, um sie antichristlich zu erziehen, aktueller denn je!
Orabo spiritu, orabo et mente; psallam spiritu, psallam et mente.

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