RU in öffentlichen Schulen

Allgemein Katholisches.

Hat Religionsunterricht noch eine Existenzberechtigung in der öffentlichen Schule?

Ja, und zwar sollte er konfessionnell gebunden bleiben.
14
52%
Ja, aber er sollte ökumenisch sein.
2
7%
Nein, er sollte durch einen Religionskunde-Ethik-Unterricht ersetzt werden.
1
4%
Nein, in der Schule soll überhaupt nicht von Religion gesprochen werden.
0
Keine Stimmen
Der schulische Religionsunterricht ist weithin wertlos geworden; da müssen Elternhaus und Kirche (endlich) wieder in ihre Verantwortung eintreten
10
37%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 27

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cathol01
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RU in öffentlichen Schulen

Beitrag von cathol01 »

Hat Religionsunterricht noch eine Existenzberechtigung in der öffentlichen Schule?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo cathol,

für mich ist diese Fragen zu undifferenziert. Ich habe bei meinen Kindern bisher sehr schlechte Erfahrungen mit dem Religions-Unterricht gemacht.

Aber ich weiß, dass mein Sohn (11) vor zwei Jahren ganz begeistert war, als er einmal von einem Priester (Aushilfe) Religionsunterricht hatte.

Ich glaube, es liegt am Unterricht. Und ich denke, auf Dauer haben es Religionslehrer sehr schwer, denn sie dürfen nicht mit der Kirchenlehre anecken, aber sie müssen auch Fragen beantworten, wenn z.B. Kinder geschiedener Wiederverheirateter in der Klasse sind. Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, die Religionslehrer müssen die Quadratur des Kreises erfinden.

Heraus kommt dann nach meinem Eindruck ein oberflächlicher, süßlicher Unterricht, der den Kindern das Gefühl vermittelt, Religion ist albern und steht für die scheinheilige Erwachsenenwelt.

Eigentlich bin ich für Relgionsunterricht, aber nicht so, wie ich ihn über meine Kinder kennengelernt habe.

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Eine Antwort fehlt noch:

Nein, religöse Unterweisung obliegt den Eltern und der Kirche.

Wenn die Kirche einen Platz in der Schule eingeräumt bekommt, um dort
religiöse Unterweisung im Rahmen von Schule geben zu können, dann ist das ok.

Wie Julia schreibt, sind die Erfahrungen eher schlecht.

Bei meinem Sohn steht z.B. im Stundenplan: Religion:
alle Kinder, auch diejenigen, die nicht teilnehmen, bleiben im Klassenraum.

Das Niveau des Unterrichts ist eher flach. :/

Ich hätte keine Probleme damit, wenn der Religionsunterricht in der
Schule zu Gunsten von Religionsunterricht in der Pfarrgemeinde
wegfallen würde.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Ich bin für einen Religionsunterricht, aber einen abseits der Schule. Wieviel erfährt man denn heute tatsächlich noch über den katholischen Glauben in der Schule? Wieviel wissen wir über unseren eigenen Glauben, unsere Traditionen, Symbole, Feste?

Vielleicht sollte die Kirche sich bei uns Gedanken darüber machen so eine Art Sonntagsschule oder dgl. anzubieten und dafür den normalen Religionsunterricht in den Wind schießen, die Mittel und den notwendigen Aufwand einfach einzusparen und statt dessen in den Unterricht neben der Schule zu stecken.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Erich Dumfarth hat geschrieben:Ich bin für einen Religionsunterricht, aber einen abseits der Schule. Wieviel erfährt man denn heute tatsächlich noch über den katholischen Glauben in der Schule? Wieviel wissen wir über unseren eigenen Glauben, unsere Traditionen, Symbole, Feste?

Vielleicht sollte die Kirche sich bei uns Gedanken darüber machen so eine Art Sonntagsschule oder dgl. anzubieten und dafür den normalen Religionsunterricht in den Wind schießen, die Mittel und den notwendigen Aufwand einfach einzusparen und statt dessen in den Unterricht neben der Schule zu stecken.
Dem schließe ich mich an. RU an Schulen erlebe ich seit acht Jahren mit - man kann es vergessen. Das Motto ist - langweile deine Schüler zu Tode, aber bring ihnen bloß nichts Ernsthaftes über den kath. Glauben bei.
Eine einzige Ausnahme - eine Pastoralreferentin, die wirklich tollen bibelorientieten Unterricht in der Grundschule machte - bekamen wir aber nur noch das letzte Jahr davon mit.

Geronimo

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Der Religionsunterricht steht ja sehr unter Beschuss. Ich bin selber insofern betroffen, als dass ich Religion in einer Realschule und in einem Gymnasium unterrichte. Ich versuche dort, einen Unterricht anzubieten, der
- die Schüler anspricht
- nicht zu häretisch ist
- der zentrale Glaubensinhalte nicht ausklammert
- in dem allerdings auch allgemein ethische Themen zur Sprache kommen

Es ist auch die Frage, was man unter Religionsunterricht versteht. Bei uns heisst das "Religions- und Ethikunterricht". Um Indoktrination soll es allerdings nicht geben. Die Zeiten sind, glaube ich, auch vorbei. Die kirchenpolitische Positionierung eines Religionslehrers (romtreu bis liberal) spielt in der Praxis sozusagen überhaupt keine Rolle. Die SchülerInnen sind von der Kirche soweit entfernt, dass sie auch eine Papstkritik o.ä. nicht mehr interessiert. Sie sind also sozusagen unbeschrieben Blätter.
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(Diogenes Laërcius)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Was verstehst Du unter "Indoktrination"? Der Physikunterricht ist ja auch keine Indoktrination, er vermittelt aber den Schülern (hoffentlich) den derzeitigen Wissensstand (Wissenschaft: Irrtum auf dem neuesten Stand!).

Und wenn katholischer RU den Schülern den katholischen Glauben vermittelt, also ihnen beibringt, was der katholische Glaube ist, nicht irgendein Privatglaube, dann ist das keine Indoktrination.

Petra
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Beitrag von Petra »

Es ist gut, dass es RU gibt. So bleibt Glaube ein Thema auch für Eltern die mit Kirche fast nichts am Hut haben. Und wenn die Glaubensunterweisung nur den Kirchen/Gemeinden überlassen bleibt, könnte es durchaus passieren, dass Schüler einer einzigen Klasse in einem "Quasi-Sedisvakantisten-Katholisizmus" unterrichtet werden und die anderen in "Buddha-Dalai-Jesus is our friend yeeah-Katholizismus".

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

cathol01 hat geschrieben:Der Religionsunterricht steht ja sehr unter Beschuss. Ich bin selber insofern betroffen, als dass ich Religion in einer Realschule und in einem Gymnasium unterrichte. Ich versuche dort, einen Unterricht anzubieten, der
- die Schüler anspricht
- nicht zu häretisch ist
- der zentrale Glaubensinhalte nicht ausklammert
- in dem allerdings auch allgemein ethische Themen zur Sprache kommen

Es ist auch die Frage, was man unter Religionsunterricht versteht. Bei uns heisst das "Religions- und Ethikunterricht". Um Indoktrination soll es allerdings nicht geben. Die Zeiten sind, glaube ich, auch vorbei. Die kirchenpolitische Positionierung eines Religionslehrers (romtreu bis liberal) spielt in der Praxis sozusagen überhaupt keine Rolle. Die SchülerInnen sind von der Kirche soweit entfernt, dass sie auch eine Papstkritik o.ä. nicht mehr interessiert. Sie sind also sozusagen unbeschrieben Blätter.
Ja, mein Lieber - und genau deshalb, weil die meisten :roll: so unterrichten, wie du deine Ansprüche gerade beschreibst, ist der Unterricht ja auch so bescheiden. Wie ist das - Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß?
Ich hab meinen Sohn sogar mal ein Jahr ganz abgemeldet. Schlimm ist ja, dass dieser Verschnitt auch noch benotet wird und dass Tests geschrieben werden. Religion als benotetes Fach ist sowieso vom Ansatz her ein Unding.
Und das Wort Ethik-Unterricht ist wirklich dazu geeignet, dass mir nachgerade speiübel wird. Bei uns sind schon zwei Ethiklehrer gefeuert worden ob des Schwachsinns, den sie verbraten haben.
Wie es momentan aussieht, haben die Eltern, die von Haus noch einige Ansprüche an Glaubensvermittlung im RU stellen, einfach ausgelitten - zum Schweigen gebracht mit dem Argument, dass ja die meisten anderen Elternhäuser das sowieso nicht mehr ernst nähmen.
Meine Meinung dazu - ohne uns! Wir haben halt noch Ansprüche ...
Die Kirche ist gefordert, da gibts kein Zweifel. Bibelunterricht für Kinder in der Gemeinde wäre wirklich fein!

Geronimo
(schwer schulgeschädigt)

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Ralf hat geschrieben:wenn katholischer RU den Schülern den katholischen Glauben vermittelt, also ihnen beibringt, was der katholische Glaube ist, nicht irgendein Privatglaube, dann ist das keine Indoktrination.
Sehe ich genau so.
Geronimo hat geschrieben:Ja, mein Lieber - und genau deshalb, weil die meisten :roll: so unterrichten, wie du deine Ansprüche gerade beschreibst, ist der Unterricht ja auch so bescheiden. Wie ist das - Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß?
Langsam, langsam. Ich wäre versucht, zu sagen: Geh erst mal selber in eine Real- oder Hauptschule unterrichten, dann reden wir weiter. Aber sei's drum.
Religion als benotetes Fach ist sowieso vom Ansatz her ein Unding.
In meinem Land war Religion bis vorletztes Jahr nicht prüfungs- und nicht versetzungsrelevant. Das wurde nun geändert, mit dem - durchaus nachzuvollziehenden Argument - dass, wenn es als ordentliches Lehrfach auf dem Programm steht, auch keine Ausnahme machen soll und prüufngsrelevant sein soll. Man kann durchaus da ja auch, wie im Geschichtsunterricht, Wissen vermitteln und das auch prüfen. Die grundsätzliche Frage, ob überhaupt das traditionelle Benotungssystem (das betrifft alle Fächer) immer so ideal ist, ist natürlich eine andere.
Und das Wort Ethik-Unterricht ist wirklich dazu geeignet, dass mir nachgerade speiübel wird. Bei uns sind schon zwei Ethiklehrer gefeuert worden ob des Schwachsinns, den sie verbraten haben.
Das tut mit Leid, dass du hier negative Erfahrungen gemacht hast, aber: schütten wir das Kind nicht mit dem Bade aus. Das Problem ist, dass der Ethikunterricht noch teilweise in den Kinderschuhen steckt und nicht immer ausgebildete Fachlehrkräfte zur Verfügung stehen. Deshalb mussen halt irgendwelche Lehrer (oft noch Praktikanten), die noch nicht nein sagen können, daran glauben.
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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Petra hat geschrieben:Es ist gut, dass es RU gibt. So bleibt Glaube ein Thema auch für Eltern die mit Kirche fast nichts am Hut haben. Und wenn die Glaubensunterweisung nur den Kirchen/Gemeinden überlassen bleibt, könnte es durchaus passieren, dass Schüler einer einzigen Klasse in einem "Quasi-Sedisvakantisten-Katholisizmus" unterrichtet werden und die anderen in "Buddha-Dalai-Jesus is our friend yeeah-Katholizismus".
Du bist halt eine Idealistin, Petra. Aus eigener Erfahrung früherer Jahre gesprochen: wenn die Eltern nicht glauben, ist der Glaube keinerlei Thema, mögen die Kinder auch den Religionsunterricht besuchen.

Wenn die Kirche den RU direkt übernimmt, also abseits der Schule, wo sie relativ wenig bis gar keinen Einfluss auf die Inhalte des RU hat, gerade dann kann sie sozusagen eine Art Qualitätskontrolle der vermittelten Inhalte durchführen, damit eben nicht "Quasi-Sedisvakantisten-Katholisizmus" auf der einen, "Buddha-Dalai-Jesus is our friend yeeah-Katholizismus" auf der anderen Seite vermittelt wird (eher passiert so etwas wohl - wenn ich die Signale richtig deute - jetzt in den Schulen: traditioneller Unterricht hier, "Ethikreligion" dort, "Buddha-Allah-Manitou-Shiva-allesistgut-Religion" andernorts usf.).

Ich habe nichts gegen einen Ethikunterricht an den Schulen, wenngleich ich dessen Wirksamkeit und Nützlichkeit eher skeptisch beurteile. Aber die Vermittlung der Religion über die Schule funktioniert in einer postchristlichen Gesellschaft einfach nicht mehr. Also raus mit dem Religionsunterricht von der Schule, die Kirche soll das selber übernehmen. Die Leute wissen doch heute gar nicht mehr was zb. in der Messe eigentlich passiert, was das besagt, was der Priester vorne am Altar tut, was das besagt, was sie selber während der Messe sagen. Das ist ein Armutszeugnis für den katholischen Religionsunterricht. Und wenn er das, die Inhalte der katholischen Religion, nicht mehr vermitteln kann oder will, dann ist er in etwa so notwenidg wie ein Kropf.
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Petra
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Beitrag von Petra »

Ein wenig klingen eure Beiträge danach, als ob die Kirchen heute so leer wären, nur weil in den letzten 20 Jahren so mieser RU Unterricht lief. Bestimmt gab es in den 50-zigern und 60- zigern bessere Unterweisungen, aber diese Generation hat sich auch vom Glauben abgewandt. Welche Erklärung habt ihr dafür?

Außerdem halte ich es für kontraproduktiv, wenn sich Christliches noch mehr aus dem öffentlichen Leben verabschiedet:
Politiker, die nicht mehr um den Beistand Gottes bitten bei ihrem Eid, (evangelische) Feiertage werden gestrichen, Trauerfeiern werden immer öfter „nichtreligiös“ abgehalten, die religiösen Sendungen im TV entwickeln sich zum panreligiösen oder anti-katholischen „Reklame“, wer Glaubensgründe für Haltungen oder Entscheidungen angibt wirkt suspekt usf.

Falls RU aus der Schule gedrängt wird (bzw. sich freiwillig zurückzieht), könnte das noch mehr den Eindruck erwecken, dass Christentum etwas ist, dass nicht staatskonform ist, so eine Art privates Hobby eben, dass im öffentlichen Leben nichts zu suchen hat. Wer sich selbst freiwillig unsichtbar macht, wird auch bald nicht mehr gehört.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Petra hat geschrieben:Ein wenig klingen eure Beiträge danach, als ob die Kirchen heute so leer wären, nur weil in den letzten 20 Jahren so mieser RU Unterricht lief. Bestimmt gab es in den 50-zigern und 60- zigern bessere Unterweisungen, aber diese Generation hat sich auch vom Glauben abgewandt. Welche Erklärung habt ihr dafür?

Außerdem halte ich es für kontraproduktiv, wenn sich Christliches noch mehr aus dem öffentlichen Leben verabschiedet:
Politiker, die nicht mehr um den Beistand Gottes bitten bei ihrem Eid, (evangelische) Feiertage werden gestrichen, Trauerfeiern werden immer öfter „nichtreligiös“ abgehalten, die religiösen Sendungen im TV entwickeln sich zum panreligiösen oder anti-katholischen „Reklame“, wer Glaubensgründe für Haltungen oder Entscheidungen angibt wirkt suspekt usf.

Falls RU aus der Schule gedrängt wird (bzw. sich freiwillig zurückzieht), könnte das noch mehr den Eindruck erwecken, dass Christentum etwas ist, dass nicht staatskonform ist, so eine Art privates Hobby eben, dass im öffentlichen Leben nichts zu suchen hat. Wer sich selbst freiwillig unsichtbar macht, wird auch bald nicht mehr gehört.
Petra,
ich bin der grundsätzlichen Ansicht, dass das Christentum tatsächlich nicht "staatskonform" ist. Der Staat, das ist für jeden Christen im besten Falle ein notwendiges Ding (wobei ich selber sogar von einem notwendigen Übel spreche). Deswegen ist aber Christentum noch lange nicht "privates Hobby", sondern persönliche Überzeugung, zutiefst Selbstverpflichtung. Im "öffentlichen Leben" hat trotzdem oder gerade deshalb, weil staatliche Garantien und Absicherungen wegfallen, jeder Christ die Möglichkeit, sogar die Pflicht!, als solcher zu agieren; es ist also nix mit "unsichtbar", so gerne man's vielleicht auch gelegentlich wäre. Die Identifikation von Staat und christlicher Glaube, ich frage mich oft, ob dies über den Lauf der Jahrhunderte hinweg unserem Glauben nicht mehr Schaden als Gutes zufügte. Ich nenn's die Konstantinische Versuchung, jene Versuchung, der Jesus widerstand: ... und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Es ist die fünfte Versuchung, jene, die nicht an Thomas Becket herantrat: das Falsche aus den rechten Gründen zu tun. Die Kirche ist ihr, wie ich glaube, allzu oft und allzu gerne erlegen ... wenngleich auch häufig eben deshalb, weil sie Rechte tun wollte; alleine das dafür gewählte Mittel, das Bündnis mit dem Staat, war falsch.

Aber das ist ein anderes Thema. Zurück zum RU. Nein, ich glaube nicht, dass die Kirchen heute so leer sind, weil der RU vor 30 oder 40 Jahren so schlecht war. Das hat andere, recht vielschichtige Gründe. Aber ich glaube, dass ein "Normalkatholik" heute sehr wenig über seinen Glauben weiß. Worüber man nicht viel weiß, das lohnt noch nicht einmal, es zu vergessen. Schau Dir einmal den Islam an. Nicht, dass ich diese Religion für ein Vorbild halte, aber seine Gläubigen wissen, so mein Eindruck, über ihren Glauben und seine Tradition wesentlich besser Bescheid als Christen hierzulande, die doch durch Jahre hinweg "Religion" in der Schule lernen. Wer in seiner Tradition verwurzelt ist, wird auch nicht so leicht von jedem Luftzug entwurzelt. Und dessen bin ich mir sicher: der Wind wird jenen, die in unseren Landen noch glauben, noch wesentlich rauher und stärker ins Antzlitz wehen. Wehe dem Glauben, der dann keine Wurzeln hat.
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Petra hat geschrieben:Es ist gut, dass es RU gibt. So bleibt Glaube ein Thema auch für Eltern die mit Kirche fast nichts am Hut haben. Und wenn die Glaubensunterweisung nur den Kirchen/Gemeinden überlassen bleibt, könnte es durchaus passieren, dass Schüler einer einzigen Klasse in einem "Quasi-Sedisvakantisten-Katholisizmus" unterrichtet werden und die anderen in "Buddha-Dalai-Jesus is our friend yeeah-Katholizismus".
*********
Petra, da irrst du. Für die Eltern, die mit Glauben nichts am Hut haben und ihre Kinder nur in den RU schicken, weil auf der Lohnsteuerkarte immer noch rk eingetragen ist, ist der RU völlig unwichtig; er ist ihnen egal.Zum Thema wird er bei ihnen auf keinen Fall.
Grämen tun sich nur die gläubigen Eltern (will mal sagen: praktizierende Katholiken, obwohl ich diesen Ausdruck scheußlich finde), weil die berechtigte Angst haben, dass den Kindern ein wirklich seltsames Bild vom kath. Glauben vermittelt wird bzw. dass sie völlig die Freude dran verlieren und ihr Glaube verflacht. Es wird nämlich automatisch angenommen, dass alle Kinder offenbar 1. eh keine Lust haben auf RU haben, 2. sie keine Ahnung mehr von Religion haben, 3. von Hause aus keinen Glauben mehr mitbringen. Die paar, die dann da hocken und von zu Haus aus mehr mitbringen, haben ausgelitten und fragen sich, ob sie im falschen Film sind.
Es gibt fähige Religionslehrer, ohne Zweifel, nur sind sie sehr rar gesät, weil die meisten heutzutage einfach enorm verschwammt daherkommen. Die Kinder interessiert kein "Ich hab dich lieb/Du hast mich lieb" - Gefasel oder Religionsvergleiche oder Besuche in Moscheen oder Vergleiche von Schöpfungsgeschichten aus verschiedenen Kulturbereichen. Die Bibel ist ein Abenteuer, das man mit ihnen erkunden kann. Der eigene Glaube des Lehrers (Diakons, Pfarrers, Pastoralreferent) überzeugt - nicht das vom Kultusministerium vorgegebene. Und wenn sie da keinen individuellen Glauben spüren, sondern mit einem Nichts konfrontiert werden, schalten sie ab und nehmen die Sache nicht mehr ernst. Was man ihnen nicht verdenken kann.

Geronimo

Edith
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Re: RU in öffentlichen Schulen

Beitrag von Edith »

cathol01 hat geschrieben:Hat Religionsunterricht noch eine Existenzberechtigung in der öffentlichen Schule?
Ich meine, der Staat sollte sich fragen, ob er möchte, daß die Kirchen einen staatspolitischen Auftrag in unserer Gesellschaft haben - mit allen Konsequenzen.

Edith
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Beitrag von Edith »

Petra hat geschrieben: "Buddha-Dalai-Jesus is our friend yeeah-Katholizismus".
:D Den kannte ich noch nicht... :D genial.... :mrgreen:

Edith
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Beitrag von Edith »

also... ich erinnere mich an unseren sehr unbeliebten Reli-Lehrer.
Der Unterricht hatte was von einem kath. Boot-Camp (ich war an einer kath. Schule)...... aber.... ich muß leider zugeben... daß ich tatsächlich etwas GlaubensWISSEN mitbekommen habe.
Er hat nie mit uns irgendeine Wohlfüh-Yeah Religion mit uns gemacht.

Leider vermisse ich elementarstes Glaubens "know-how" bei den meisten Leuten. Die wissen ja noch nicht mal, was sie glauben müssten, wenn sie glauben würden. :kratz:

Kann man eigentlich im Netz irgendwo nachlesen, was der Lehrplan in kath. Religion eigentlich so vorsieht?

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Wieso steckt der Ethikunterricht noch in den Kinderschuhen???

Ich war vor über 35 Jahren die erste am Gymnasium meiner Heimatstadt, die aus dem Religionsunterricht ausgetreten ist. Damals gab es noch keinen Ethikunterricht und ich war die einzige.

Das war in der 5. Klasse. Aber in der 10. Klasse waren wir zu viert und bekamen den ersten Ethikunterricht. Das ist jetzt 30 Jahre her. Und da soll, nach 30 Jahren der Ethikunterricht noch in den Kinderschuhen stecken? (Und ich war in einer sehr konservativen Kleinstadt, woanders gabs damals bestimmt mehr Schüler, die Ethik wählten).

Verwunderte Grüße
Julia Wolf
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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Entschuldigung!

Hab gedacht, der letzte Artikel auf Seite 1 dieses threads sei der neueste Beitrag. Hab jetzt erst gesehen, dass da noch viel mehr ist.
Meine Antwort bezieht sich auf cathols Aussage, dass der Ethikunterricht noch in den Kinderschuhen stecken soll.

Grüße
Julia
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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ich möchte mal ein Negativbeispiel von meinem Sohn (damals 9) aufzeigen.

Er brachte aus dem Religionsunterricht ein Papier mit, das war ein Freundschaftsvertrag mit einem anderen Mitschüler.

So wir er es erzählte, mussten alle Mitschüler finden, mit denen sie Freundschaftsverträge machten.

Das ist für mich der sicherste Weg Freundschaft und Liebe auszutreiben. Man kann sie doch nicht im Unterricht verordnen!

Aber das ist das typische abschreckende Bild vom Christentum, das viele Menschen haben. Ich muss nur wollen, dann liebe ich alle Menschen und bin nett zu ihnen. Gott brauche ich dafür eigentlich gar nicht, ich muß mich halt ein bißchen bemühen, ein paar nette Worte sagen, Weihnachten dem SOS Kinderdorf oder sonst wo spenden, dann ist doch alles in Ordnung.

Ich finde gut, dass die Kinder und Jugendlichen dann nicht alles in Ordnung finden. Und ich verstehe, wenn sie dann sich von mehr dunklen Mächten angezogen fühlen, wenn sie z.B. Gothic lieben, wo man so was jedenfalls nicht hört. Ich habe übrigens mal in einem Gothic Forum gelesen, da gibt es ein Unterforum für die, die wirklich verzweifelt sind (meist junge Leute), die sich mit Suizidgedanken herumschlagen usw. Ich war sehr bewegt von den Antworten, die andere Forumsleser diesen Verzweifelten gaben, wie sie sich sehr bemühten, ihnen ein bißchen Licht und Lebensmut zu geben. Wenn ich daneben das sehe, was ich vom RU-Unterricht höre...

Ich denke, viele von denen, die eigentlich sich einen tiefen Glauben wünschen, sind schon meilenweit weg vom Christentum und keiner zeigt ihnen, welch einen Schatz sie damit verloren haben. Sie haben nie die wirkliche Tiefe kennenlernen dürfen. Und der RU Unterricht behandelt meinem Eindruck nach die Schüler, als würden sie keine wirklichen Lebensprobleme kennen, kein Wunder, dass dann die Schüler das Christentum nicht mehr ernst nehmen, wenn sie auch nicht ernst genommen werden.

Herzliche Grüße
Julia
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T. Boesche-Zacharow

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Julia, du sprichst mir aus dem Herzen.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Edith hat geschrieben:Kann man eigentlich im Netz irgendwo nachlesen, was der Lehrplan in kath. Religion eigentlich so vorsieht?
Ja, hier (zumindest für Luxemburg): http://www.religionslehrer.lu

Macht euch bitte mal die Mühe und liest die Lehrpläne (unter "Programme") mal durch und sagt mir konkret, was daran nicht gut ist!
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Aber ich möchte doch noch mal die grundsätzliche Frage aufwerfen, worum es im schulischen Religionsunterricht gehen soll. In Bezug auf die Schule wird überall von der Förderung der Autonomie der SchülerInnen gesprochen. Nun ist die Frage: Fördern wir auch im RU die Autonomie, oder fördern wir die Heteronomie? Sollte letzteres der Fall sein - Stichwort Indoktrination -, dann hat der RU meines Erachtens in der Tat nichts mehr in der Schule zu suchen. Wobei jedoch anzumerken ist, dass man genau so gut im Geschichts- oder Sprachunterricht indoktrinieren kann als im RU.

Meines Erachtens soll es im schulischen RU nicht in erster Linie um Wissensvermittlung bzw. Glaubenswissensvermittlung gehen, sondern er sollte kompetenzorientiert sein, d.h. Kompetenzen vermitteln. Die SchülerInnen sollen selber denken lernen; sie sollen dazu befähigt werden, sich einen eigenen Standpunkt zu konstruieren, dies sowohl in Bezug Glaubenfragen wie auch auf allgemein ethische Fragen (obwohl man beide Bereich als Christ ja nicht trennen kann/soll). Glaubensunterweisung an sich (Katechese) ist, wie einige schon angemerkt haben, zunächst Aufgabe des Elternhauses und der Ortsgemeinde.
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Biggi
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Beitrag von Biggi »

Cathol01,
ich sehe das anders!
Natürlich muss ich im Religionsunterricht die unterschiedlichen Positionen der Schüler respektieren, auch wenn sie nicht "lehramtskonform" sind, und Sonntagsmesse oder Tischgebet sind ganz sicher keine Kriterien für die Notengebung. ;) Aber es geht im kath. RU um mehr als um bloße Religionskunde, auch um mehr als um bloße Wissensvermittlung über den christlichen resp. katholischen Glauben (wobei das schon viel wäre, und ich weiß nur allzu gut, wie selten der RU das leistet).
Ich möchte darüber hinaus - bei allem Respekt vor der Freiheit der Schülerinnen und Schüler - für den Glauben "werben" und dazu auch meine eigene Glaubensüberzeugung rüberbringen. Was die Jugendlichen dann draus machen, ist ihre persönliche Angelegenheit.

LG
Biggi

Stefan

Beitrag von Stefan »

cathol01 hat geschrieben: Meines Erachtens soll es im schulischen RU nicht in erster Linie um Wissensvermittlung bzw. Glaubenswissensvermittlung gehen, sondern er sollte kompetenzorientiert sein, d.h. Kompetenzen vermitteln. Die SchülerInnen sollen selber denken lernen;...

Mit anderen Worten: Glaubenslehre in der Schule vermittelt keine Kompetenzen und erst recht kein "selber denken lernen". Na prima.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Liebe Biggi.

Du schreibst, "Ich sehe das anders", und schreibst lauter Dinge, mit denen ich völlig einverstanden bin. Wahrscheinlich hast du mich ein wenig falsch verstanden. Ich bin völlig damit einverstanden, dass man im RU für den christlichen Glauben "werben" soll, was am besten gelingt, wenn man die SchülerInnen mit der eigenen Position konfrontiert. Das tue ich übrigens auch. Für das Christentum werben ist für mich noch keine Indoktrination. Umgekehrt ist Vermittlung von Glaubenswissen noch lange nicht unbedingt "für das Christentum werben"!
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Beitrag von cathol01 »

Stefan hat geschrieben:
cathol01 hat geschrieben: Meines Erachtens soll es im schulischen RU nicht in erster Linie um Wissensvermittlung bzw. Glaubenswissensvermittlung gehen, sondern er sollte kompetenzorientiert sein, d.h. Kompetenzen vermitteln. Die SchülerInnen sollen selber denken lernen;...

Mit anderen Worten: Glaubenslehre in der Schule vermittelt keine Kompetenzen und erst recht kein "selber denken lernen". Na prima.
Stefan, du hast mich falsch verstanden. Mir ging es zunächst um die grundsätzliche Frage, ob der RU eher wissensvermittlungsorientiert (etwa wie in Deutschland) oder kompetenzorientiert (etwa wie in Belgien) sein soll. Damit ist noch überhaupt nichts darüber gesagt, inwiefern christliche Glaubensinhalte zur Sprache kommen sollen/dürfen/müssen. Es handelt sich zunächst um eine didaktische Fragestellung.
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(Diogenes Laërcius)

Stefan

Beitrag von Stefan »

cathol01 hat geschrieben:...ob der RU eher wissensvermittlungsorientiert (etwa wie in Deutschland) oder kompetenzorientiert (etwa wie in Belgien) sein soll. Damit ist noch überhaupt nichts darüber gesagt, inwiefern christliche Glaubensinhalte zur Sprache kommen sollen/dürfen/müssen. Es handelt sich zunächst um eine didaktische Fragestellung.
Du meinst, die Vermittlung methodischen Denkens sollte vor der Vermittlung des Faktenwissens stehen?
Das ist im Prinzip nicht falsch (d.h. der Schüler lernt exegetisches Denken und nicht die Inhalte der Bibel). Aber ein ordentliches Fundament "gepaukten" Wissens ist Voraussetzung für methodisches Denken. Und ich glaube, daran fehlt es in Deutschland schon länger.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Gepauktes Wissen vergisst man wieder; das einzige, was meist davon bleibt, ist, dass man weiss, wo man es nachsuchen kann, wenn man es nochmals brauchte. Hat man jedoch mal gelernt, sich einen Gesichtspunkt zu konstruieren, so hat man eine Kompetenz erlangt, die einem nicht mehr so schnell abhanden kommt, denke ich mal.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

cathol01 hat geschrieben:Gepauktes Wissen vergisst man wieder; das einzige, was meist davon bleibt, ist, dass man weiss, wo man es nachsuchen kann, wenn man es nochmals brauchte. Hat man jedoch mal gelernt, sich einen Gesichtspunkt zu konstruieren, so hat man eine Kompetenz erlangt, die einem nicht mehr so schnell abhanden kommt, denke ich mal.
Nun stell Dir einmal vor, Du bringst den kleinen bei, dass sie unter zu Hilfenahme der 10 Finger addieren und subtrahieren lernen. Wenn sie das noch mit 30 machen (vorausgesetzt sie erlangen diese Kompetenz auf Dauer), werden sie nicht weit kommen. Nein, es ist besser und machbar, daß sie bestimmte Ergebnisse "als Fundament" einfach auswendig lernen, und zwar durch eintrainieren.

Nimm andere Disziplinen: Sprachen ohne gepaukte Vokabeln sind nicht vermittelbar. Musizieren ohne "Auswendiglernen" bestimmter Fingerhaltungen oder Noten geht nicht. Warum sollte es zufällig im Religionsunterrricht anders sein?

10 Gebote, Glaubensbekenntnisse und Gebetsformeln, geschichtliche Fakten, wesentliche Stellen der Bibel, Sündenregister, Struktur der Messe und bedeutende Kirchenväter, Unterschiede zu anderen Religionen etc - das sind Dinge, die zunächst gewußt, also gepaukt werden müssen. Danach kommt die Bewertung, also die Urteilfähigkeit oder auch das Methodische ins Spiel.

Ich denke, die Frage liegt im rechten Maß, aber warum sollte man brachliegende Talente nicht heben :ja:

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Mich würde nun mal interessieren, was ihr von den allgemeinen Zielen, die die Konferenz der Luxemburger Religionslehrer erstellt hat, haltet. Sie sind hier einzusehen:
Objectifs generaux_CN2002.pdf
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Stefan

Beitrag von Stefan »

Für welches Alter gelten denn die Leitlinien?

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