Angst, als verstaubt zu gelten?

Allgemein Katholisches.
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Jo
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Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von Jo »

Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Jo

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spectator
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Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von spectator »

Jo hat geschrieben:Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Jo
das siehst du nicht nur so, das ist so.

Stefan

Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von Stefan »

spectator hat geschrieben:
Jo hat geschrieben:Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Jo
das siehst du nicht nur so, das ist so.
Wer will dem widersprechen? Manche gibt es immer und überall.

Mancher Sozialdemokrat traut sich nicht die sozialdemokratische Lehre zu vertreten, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.

Konsequenz? Katholische Priester sind Sozialdemokraten.

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lumieredeux
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Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von lumieredeux »

Stefan hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:
Jo hat geschrieben:Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Jo
das siehst du nicht nur so, das ist so.
Wer will dem widersprechen? Manche gibt es immer und überall.

Mancher Sozialdemokrat traut sich nicht die sozialdemokratische Lehre zu vertreten, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.

Konsequenz? Katholische Priester sind Sozialdemokraten.
ah ja.,............

Uwe Schmidt
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Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von Uwe Schmidt »

Jo hat geschrieben:Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Jo


Das kann man wohl so sagen, aber es ist wohl auch viel "Klugheit" (eine der Tugenden, die jeder Christ haben sollte) dabei. Die deutschen Bischöfe haben ja schon Recht, wenn sie meinen, dass sie den größten Teil der Noch-Gläubigen nur verstören würden, wenn sie ihnen die ganze Wahrheit sagen würden. Ich würde von meinem Naturell her (vielleicht pflege ich aber auch nur nicht genug die Tugend der Klugheit) eher wie Meisner und Dyba vorgehen, wenn ich Bischof wäre (nicht zuletzt, weil auch unser Vorbild Jesus Christus nach dem Motto "friss oder stirb!" - übrigens im wahrsten Sinn des Wortes - handelte), werde mich aber hüten, die anderen Bischöfe deshalb zu verurteilen; jeder hat sein Naturell, und das ist auch gut so.
Übrigens beginnt der Wind sich langsam zu drehen - aufgrund der gegenwärtigen Lage in Deutschland (Ende der Spaßgesellschaft) glauben viele Bischöfe anscheinend, sich wieder deutlicher äußern zu dürfen.

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Jo
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Beitrag von Jo »

Sozialdemokraten und verstaubt?:ratlos: Anyway ...

So mancher Kirchenvertreter hat wohl Angst, sich vor den modernen Menschen offen zum Grund seiner Berufung zu bekennen. Dabei spricht die Schrift eine deutliche Sprache:
"Ja sei Ja, Nein sei Nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen. (Mt 5,36)
"Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel." (Mt 10,33)
"Du bist weder kalt noch warm. Wärest du doch kalt oder warm! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, so will ich dich aus meinem Munde ausspeien." (Offb 3,16f)
Jo

Stefan

Beitrag von Stefan »

Jo hat geschrieben:Sozialdemokraten und verstaubt?:ratlos: Anyway ...

So mancher Kirchenvertreter hat wohl Angst, sich vor den modernen Menschen offen zum Grund seiner Berufung zu bekennen. Dabei spricht die Schrift eine deutliche Sprache:
"Ja sei Ja, Nein sei Nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen. (Mt 5,36)
"Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel." (Mt 10,33)
"Du bist weder kalt noch warm. Wärest du doch kalt oder warm! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, so will ich dich aus meinem Munde ausspeien." (Offb 3,16f)
Jo
Schön, aber Klarheit im Denken, Reden und Handeln muß nichts Unmodernes oder Verstaubtes sein.
Natürlich sind unsere Pfarrer fehlerbehaftet, Biscöfe und Päpste auch; genau wie wir - das war schon immer so. Feigheit oder Lauheit gehören dazu. Aber ich kehre lieber vor meiner eigenen Türe.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Ich habe das Glück in einem Bistum zu leben, wo der Bischof sich nicht scheut, schon mal seine Meinung zu sagen und offensiv die katholische Lehre zu vertreten.

Und genauso müsste es überall sein. Mir geht es mittlerweile auf die Nerven, dass viele Bischöfe, offenbar aus Angst ein paar Millionen Scheinkatholiken zu vertreiben, die katholische Lehre relativieren. Ich sage: Und wenn schon! Lieber eine kleine Gemeinschaft mit Gläubigen, als noch für zehn Jahre eine sterbende Volkskirche, bis dann die obige Gruppe doch ausgetreten ist.

Vergesst die Kirchensteuereinnahmen, ich will lieber eine gläubige Kirche. Irgendwann muss der Umbruch kommen und dann lieber kurz und schmerzlos, als dieses langsame Dahinsiechen, was die letzten Jahre geschieht. Es wird Zeit für eine tabula rasa unter unseren Mitgliedern.

HeGe

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Jo
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Beitrag von Jo »

@HeGe
Genauso sehe ich das auch: Qualität statt Quantität. Christus fragte nach seiner Eucharistischen Rede auf die Bemerkung einiger seiner Jünger (!) "Diese Rede ist hart, wer kann sie hören?" seine Apostel "Wollt auch ihr gehen?" (Joh 6,60.67) und nicht etwa: oh nein, so war das nicht gemeint, bleibt doch lieber, wir können da einen Dialog anfangen und ich kann etwas von euch lernen ...
Daran sieht man eigentlich, wie absurd diese anbiedernde Haltung heute ist.

@Stefan
Kehren vor der eigenen Tür und Anstoß geben für andere schließen sich nicht aus. Zudem habe ich als Laie nicht die Möglichkeiten, die ein Priester oder Bischof mit der entsprechenden Autorität aufgrund seines Amtes hat.
Jo

Stefan

Beitrag von Stefan »

Jo hat geschrieben:@Stefan
Kehren vor der eigenen Tür und Anstoß geben für andere schließen sich nicht aus. Zudem habe ich als Laie nicht die Möglichkeiten, die ein Priester oder Bischof mit der entsprechenden Autorität aufgrund seines Amtes hat.
Jo
Sicher haben "Laien" nicht die Möglichkeit, aber ich meine, man sollte nicht den Priestern und Bischöfen Lauheit vorwerfen, sondern jenen Laien, die sie ganz massiv unter Druck setzen und mit ihren lauen Ansichten terrorisieren.
Die Priester und Bischöfe hingegen brauchen unsere Unterstützung, wenn die mutlos geworden sind.

Bei denen, deren Mutlosigkeit allerdings in Verleugnung und Häresie abgleitet ist mitunter gewiß auch mal ein klares Wort nötig. Ob es etwas nutzt, wage ich aber zu bezweifeln.

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Jo
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Beitrag von Jo »

Stefan hat geschrieben:Sicher haben "Laien" nicht die Möglichkeit, aber ich meine, man sollte nicht den Priestern und Bischöfen Lauheit vorwerfen, sondern jenen Laien, die sie ganz massiv unter Druck setzen und mit ihren lauen Ansichten terrorisieren.
Die Priester und Bischöfe hingegen brauchen unsere Unterstützung, wenn die mutlos geworden sind.
Bei denen, deren Mutlosigkeit allerdings in Verleugnung und Häresie abgleitet ist mitunter gewiß auch mal ein klares Wort nötig. Ob es etwas nutzt, wage ich aber zu bezweifeln.
*Unterschreib*
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

HeGe hat geschrieben:Ich habe das Glück in einem Bistum zu leben, wo der Bischof sich nicht scheut, schon mal seine Meinung zu sagen und offensiv die katholische Lehre zu vertreten.

Und genauso müsste es überall sein. Mir geht es mittlerweile auf die Nerven, dass viele Bischöfe, offenbar aus Angst ein paar Millionen Scheinkatholiken zu vertreiben, die katholische Lehre relativieren. Ich sage: Und wenn schon! Lieber eine kleine Gemeinschaft mit Gläubigen, als noch für zehn Jahre eine sterbende Volkskirche, bis dann die obige Gruppe doch ausgetreten ist.

Vergesst die Kirchensteuereinnahmen, ich will lieber eine gläubige Kirche. Irgendwann muss der Umbruch kommen und dann lieber kurz und schmerzlos, als dieses langsame Dahinsiechen, was die letzten Jahre geschieht. Es wird Zeit für eine tabula rasa unter unseren Mitgliedern.

HeGe

So habe ich bis vor kurzem auch gedacht. Aber es gibt ja jetzt wieder Chancen, dass die "deistischen Gläubigen" (die meisten Kirchenmitglieder in Deutschland würden wohl sagen: "ich glaube schon an Gott, aber nicht so, wie das die Kirche sagt") sich wieder mehr für Glaubensfragen interessieren. Das ist nämlich alles eine Frage des Wohlstandes...in armen Ländern hat die Kirche viel mehr Chancen. Ich denke doch, dass es mit der Kirche in den nächsten Jahren bei uns bergauf geht.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Uwe Schmidt hat geschrieben:So habe ich bis vor kurzem auch gedacht. Aber es gibt ja jetzt wieder Chancen, dass die "deistischen Gläubigen" (die meisten Kirchenmitglieder in Deutschland würden wohl sagen: "ich glaube schon an Gott, aber nicht so, wie das die Kirche sagt") sich wieder mehr für Glaubensfragen interessieren. Das ist nämlich alles eine Frage des Wohlstandes...in armen Ländern hat die Kirche viel mehr Chancen. Ich denke doch, dass es mit der Kirche in den nächsten Jahren bei uns bergauf geht.
Glaube mir, ich bin um jeden froh, der sich wieder der Kirche zuwendet. Aber es muss dann auch noch "die Kirche" geben, es darf nicht alles so stark verwässert sein, dass im Prinzip keine Umkehr mehr erforderlich ist.

Die Kirche muss eine klare Linie vertreten, einen klaren, einheitlichen Glauben, wie Christus ihn gewollt hat und will. Wer sich damit identifizieren kann und daran glauben kann, ist willkommen, alle anderen sind eben nicht katholisch und nicht Mitglieder der Kirche.

HeGe

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Jo
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Beitrag von Jo »

Genau! Und diese klare Sprache hat die Kirche immer gesprochen. Das verwässerte Reden hat erst mit der Umstürzlerei in den 60er Jahren angefangen.
Jo

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Am WELTBILD-Verlag kann man gut sehen, wie der deutsche Klerus vorgeht:
Der WELTBILD-Verlag (gehört ja der deutschen Bischofskonferenz) bietet (auch in seinen Shops) z.B. mehr Esoterik als Christentum. Das liegt eben daran, dass sich Esoterik zur Zeit noch besser verkauft; aber es kommen ja vielleicht bald bessere Zeiten. Als Einstieg ins Glaubensleben ist Esoterik sicher nicht ideal, aber wie viele sind von der Esoterik zum Glauben gekommen!
Der Trick besteht ja gerade darin, den Leuten ein bisschen Christentum unterzujubeln, ohne dass sie es merken...von daher wäre es sogar kontraproduktiv, wenn solche janusköpfigen Unternehmungen sich ein christliches Image geben würden. "Seid schlau wie die Schlangen!" hat Jesus gesagt.
Ganz ähnlich läuft es beim WORT ZUM SONNTAG oder bei der Morgenansprache im Radio - da ist doch oberstes Gebot, dass man in den ersten Minuten gar nicht merken darf, dass da ein Pfarrer spricht (denn dann würden die meisten sofort wegschalten); erst am Schluss wird dann die Katze aus dem Sack gelassen und vielleicht auch mit Erfolg. Für uns, die wir ohnehin schon glauben, sind solche Aktionen natürlich total peinlich, man fragt sich, was die Alltagsgeschichten, die dort behandelt werden, mit unserem Glauben zu tun haben sollen, aber für Leute, die so gar keine Ahnung vom Christentum haben, ist es vielleicht kein schlechter Anfang, diese niederschwelligen Angebote. Ich finde, wir brauchen beides, und das ist auch die Meinung der deutschen Bischöfe.
PS: Habt ihr bei bibel-tv den brasilianischen Fussballspieler PAULO SÉRGIO gesehen, wie der evangelisieren kann? Einfach super!

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Jo
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Beitrag von Jo »

Das ist sicher dikussionswürdig, ob man mit dieser Strategie der niederen Schwelle Menschen für den Glauben gewinnen kann. Wenn man sich aber die Entwicklung seit dem Konzil anschaut, d.h. den rapiden Glaubensabfall, kann im großen Stil diese Vorgehensweise nicht erfolgreich sein. (Erschütternd ist hier diese Statistik auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz.)
Und wenn man sich das Vorbild von Jesus im Evangelium vor Augen führt: ER hat auch nicht um den heißen Brei herumgeredet, sondern deutliche Worte gebraucht. Gerade auch in der Auseinandersetzung seiner Gegner (wie z.B.: "Ihr habt den Teufel zum Vater", Joh 8,44).
Jo

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Jo hat geschrieben:Das ist sicher dikussionswürdig, ob man mit dieser Strategie der niederen Schwelle Menschen für den Glauben gewinnen kann. Wenn man sich aber die Entwicklung seit dem Konzil anschaut, d.h. den rapiden Glaubensabfall, kann im großen Stil diese Vorgehensweise nicht erfolgreich sein.
Jo
Ganz genau. Es gibt doch mittlerweile wohl kaum ein niederschwelligeres Angebot als die norddeutschen lutheranischen Kirchen, wo man manchmal den Eindruck hat, man kann glauben, was man will. Haben die starken Zulauf? :nein:

Starken Zulauf haben aber weltweit die straff organisierten evangelikalen Sekten, die ihre Mitglieder bis in die Privatsphäre kontrollieren (was kein erstrebenswertes Ziel ist).

Lasche Angebote ziehen nicht.

HeGe

Poliven
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Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von Poliven »

Jo hat geschrieben:Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Jo
WoW.

Und wer das noch immer nicht erkannt hat ist blind !

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Ewald Mrnka
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Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von Ewald Mrnka »

Jo hat geschrieben:Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Jo
Sie biedern sich dem Zeitgeist an und versuchen aufgeklärter als die klassischen Aufkärer zu sein. Sie haben noch nicht gemerkt, daß die Aufklärung ein längst überholter Blödsinn (mit fatalen Folgen für die Gläubigen) ist, an den mittlerweile nur noch der halbgebildete Pöbel glaubt. Insofern sind die Kleriker in der Tat nicht auf der Höhe unserer Zeit. Es geht ihnen wie den alternden 68-ern, die keiner mehr richtig ernst nimmt, obwohl sie (noch) herrschen. Das schafft Unsicherheit.

josef
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Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von josef »

Hallo Jo,
Jo hat geschrieben:Ich habe häufig den Eindruck, daß sich so mancher Priester oder Bischof nicht konsequent die katholische Lehre zu vertreten traut, weil er in den Augen der Welt als unzeitgemäß, verstaubt und rückständig gelten könnte.
Seht Ihr das auch so?
Die Gründe haben eine lange Geschichte.

Seit der Zeit des Kaisers Konstantin gibt es den Pakt zwischen Thron und Altar. Da durften die Priester und Bischöfe nur sagen was den Fürsten und Königen gefallen hat. Luther übrigens auch. Die Orthodoxen Kleriker müssen heute noch vor den Machthabern ihrer Länder kuschen.

Der HEILIGE GEIST hat den Papst mühsam freigekämpft - beginnend mit dem Investiturstreit.

Nun ist es keine 100 Jahre her, daß der HEILIGE GEIST die Fürsten und Könige in die Mülltonne der Geschichte geworfen hat.
Die Trägheit des Denkens und ihre Unbeweglichkeit hat die Kleriker gehindert, die Neuen Zeiten zur Kenntnis zu nehmen und sich umzustellen.
Sie sehen wie auf einen mutigen Bischof wie Kardinal Meisner eingeprügelt wird und fürchten erschlagen zu werden.
Also schweigen sie weiter.
Die Outsider und Neuheiden stellen leider immer noch ganz zurecht fest:
"Die Kirche sagt mir nichts und gibt mir nichts".

Nicht mehr lange.
Der HEILIGE GEIST der Leiter der Christenheit ist dabei den Klerikern Beine zu machen.

Die Christen müssen lernen, sich den Angreifern entgegenzustellen und ihnen die richtigen Antworten zu geben.
Wenn wieder mal ein Atheist in den Gazetten gegen einen mutigen Bischof geifert, dann begegne ihm die Christenheit mit einer Flut von Leserbriefen.

Selbstverständlich ist Klugheit gefordert.
Die Taufe ist kein Freibrief für blauäugige Idiotie.
Der Christ halte sich an die Instruktion die JESUS CHRISTUS in Matthäus 10,16 gegeben hat:

·16 Siehe, ICH sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

Gruß
josef

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Ich glaube, wir können uns auf folgende Strategie einigen: wir lassen die offizielle Hierarchie weiterwursteln wie bisher, dafür können wir aber Laien Klartext reden.
Eigentlich bin ich so überhaupt dazu gekommen, im Internet zu schreiben und ich war extremst erstaunt, dass in den katholischen Foren soviele Leuten sind, die den Mund aufmachen; ich hätte das nie für möglich gehalten.
So ist doch alles in bester Ordnung. Ich finde jedenfalls, es geht aufwärts.

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Effata
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Beitrag von Effata »

HeGe hat geschrieben:Ich habe das Glück in einem Bistum zu leben, wo der Bischof sich nicht scheut, schon mal seine Meinung zu sagen und offensiv die katholische Lehre zu vertreten.

Und genauso müsste es überall sein. Mir geht es mittlerweile auf die Nerven, dass viele Bischöfe, offenbar aus Angst ein paar Millionen Scheinkatholiken zu vertreiben, die katholische Lehre relativieren. Ich sage: Und wenn schon! Lieber eine kleine Gemeinschaft mit Gläubigen, als noch für zehn Jahre eine sterbende Volkskirche, bis dann die obige Gruppe doch ausgetreten ist.

Vergesst die Kirchensteuereinnahmen, ich will lieber eine gläubige Kirche. Irgendwann muss der Umbruch kommen und dann lieber kurz und schmerzlos, als dieses langsame Dahinsiechen, was die letzten Jahre geschieht. Es wird Zeit für eine tabula rasa unter unseren Mitgliedern.

HeGe
Bravo HeGe, das ist gut gesagt. Jesus braucht in seinem Dienst zu allen Zeiten mutige Menschen, die sich zu IHM furchtlos bekennen. Es ist wirklich besser nur noch eine kleine Herde treuer, aber echter Katholiken zu haben, als ein paar Hunderttausend, die heute noch da sind, morgen aber sind sie draußen...
Die Botschaft Jesu muss in seiner ganzen Wahrheit verkündet werden. Die Bischöfe und Priester sind das Salz, was soll denn aus der Kirche werden, wenn das Salz nicht mehr seinen Dienst leistet...
Ohne Hirten, die sich nicht konsequent an die Leere Jesu halten, ist der Leib Christi in Gefahr... denn dann sind die Schafe voll und ganz den Wölfen ausgeliefert. Beten wir für unsere Bischöfe und Priester, damit sie sich ihrer Verantwortung vor Gott bewusst werden, damit sie mutig und entschlossen die Leere Jesu konsequent verkünden, auch wenn es diesem oder jenem in der Versammlung nicht ganz so recht ist. Den Leuten nach dem Mund zu sprechen, wäre der falsche Weg. Trotzdem kann man die Sache zielführend vortragen und gleichzeitig klug sein, ohne niemanden zu verletzen. Seid klug wie eine Schlange, aber ohne Hinterlist wie eine Taube, sagt. Jesus.
Effata

Bernd
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Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von Bernd »

Ewald Mrnka hat geschrieben:
Sie biedern sich dem Zeitgeist an und versuchen aufgeklärter als die klassischen Aufkärer zu sein. Sie haben noch nicht gemerkt, daß die Aufklärung ein längst überholter Blödsinn (mit fatalen Folgen für die Gläubigen) ist
Würdest Du allen Ernstes gerne in einer Gesellschaft leben, die keine Aufklärung durchgemacht hat? Dann könnte ich Saudi-Arabien empfehlen. Oder verfolge mal die Entwicklungen im Iran. Sehr lehrreich!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bernd hat geschrieben:Würdest Du allen Ernstes gerne in einer Gesellschaft leben, die keine Aufklärung durchgemacht hat?
Ja gewiß (wenn ich für mich antworten darf). Das ist ja meine Hoffnung auf droben, wo kein Illuminatentum sein, sondern das wahre Licht uns erleuchten wird.
Bernd hat geschrieben:Dann könnte ich Saudi-Arabien empfehlen. Oder verfolge mal die Entwicklungen im Iran. Sehr lehrreich!
Na, insbesondere Saudi-Arabiens Herrschaftsideologie ist ohne Vorgang von Aufklärung und britischem Puritanismus kaum denkbar. Der Iran ist damit kaum irgendwie vergleichbar, insofern verstehe ich die Schlußbemerkung nicht.
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Stefan

Re: Angst, als verstaubt zu gelten?

Beitrag von Stefan »

Bernd hat geschrieben:Würdest Du allen Ernstes gerne in einer Gesellschaft leben, die keine Aufklärung durchgemacht hat? Dann könnte ich Saudi-Arabien empfehlen. Oder verfolge mal die Entwicklungen im Iran. Sehr lehrreich!
Ist denn Aufklärung drin, wo Aufklärung draufsteht?

Stelle Dir einmal Menschen aus der Zeit vor 1789 vor, denen die Jahre nach 1789 geschildert werden: Industrielle Revolution, Stalinismus, Drittes Reich, 2 Weltkriege.
Glaubst Du im Ernst, sie würden Deine Frage mit "nein" beantworten? Ich bin sicher, daß die allermeisten niemals tauschen würden.

Petra
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Beitrag von Petra »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Bernd hat geschrieben:Dann könnte ich Saudi-Arabien empfehlen. Oder verfolge mal die Entwicklungen im Iran. Sehr lehrreich!
Na, insbesondere Saudi-Arabiens Herrschaftsideologie ist ohne Vorgang von Aufklärung und britischem Puritanismus kaum denkbar.
:kratz:

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Na, du hältst den Wahhabismus doch nicht etwa für traditionellen Islam?
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Petra
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Beitrag von Petra »

Die Verbindung mit Aufklärung und britischem Puritanismus raffe ich nicht.

Der Wahabismus gehört zu den Strömungen der "strengen Observanz", die es natürlich auch im Islam gibt, und die hier und dort eine größere Anhängerschaft fanden/finden. Durch das Ölgeld (hier kommen die Briten mit rein) hält sich das in Saudi-Arabien etwas länger und umfassender als andernorts.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Briten standen dem Wahhabismus im 18. Jht. sozusagen Pate, und der Staat Saudi-Arabien ist auch ihr Geschöpf. Der Wahhabismus ist nicht bloß oder eigentlich gar nicht wirklich „strikte Observanz“, sondern massiver Traditionsbruch unter Behauptung einer Rückkehr zur vermeintlichen reinen Lehre der Gründungszeit. Dies ebenso wie der moralistische Rigorismus lassen es berechtigt erscheinen, von einer Analogie oder Parallele zu protestantischen Puritanismen zu reden, wobei angesichts der Geschichte der Nedschd und dann der ganzen arabischen Halbinsel der Gedanke an die britische Spielart besonders naheliegt.

Die Aufklärung scheint mir bei der Entstehung solcher Puritanismen durchaus auch ihre Rolle gespielt zu haben. Mehr noch dachte ich beim Hinweis auf die Aufklärung allerdings an die absolutistische Herrschaftsform – eindeutig ein Kind der Aufklärung –, ebenfalls vom Hause Saud wider alle Tradition Arabiens eingeführt.
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Beitrag von Petra »

Du hast deinen Karl May aber sehr gut gelesen. :roll:

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Also wenn Aufklärung Primat der Vernunft (vor dem Glauben) heißt, kann sie mir gestohlen bleiben.

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spectator
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Beitrag von spectator »

Uwe Schmidt hat geschrieben:Also wenn Aufklärung Primat der Vernunft (vor dem Glauben) heißt, kann sie mir gestohlen bleiben.
auch dann, wenn Vernunft in letzter Konsequenz zum Glauben führt?

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