Katholische Bildungsarbeit ohne akademische Freiheit?

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uli
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Katholische Bildungsarbeit ohne akademische Freiheit?

Beitrag von uli »

Aus dem Kölner Stadt-Anzeiger von heute (rote Hervorhebungen von mir):

Empörung über das Erzbistum
Mit Entrüstung haben international renommierte Theologen auf den Plan des Erzbistums Köln reagiert, der Karl-Rahner-Akademie sämtliche Zuschüsse zu streichen und der Bildungseinrichtung damit den Lebensnerv abzuschneiden. Besondere Bestürzung löst das Argument des Erzbistums aus, in einer „kirchlichen Bildungseinrichtung sei der Begriff »akademische Freiheit« fehl am Platze“. ...
Der Münsteraner Kirchengeschichtler Hubert Wolf, Träger des Leibnizpreises, sagte, er stehe „sprachlos“ vor einem solchen Bruch mit Jahrhunderten kirchlicher Tradition. „Das Grundprinzip akademischer Arbeit ist der Dialog. Und Dialog heißt: Kirche lernt von der Welt, und die Welt lernt von der Kirche“, sagte Wolf. Professor Thomas Stemberg vom Vorstand des katholischen Akademieleiterkreises sprach von einem „schlimmen Signal“. ... Statt geistiger Enge und Betondenkens brauche die kirchliche Bildungsarbeit „den frischen Wind des Geistes, der hilft, Positionen zu bestimmen und zu vermitteln“.
Der in Rom lehrende Theologie-und Philosophieprofessor Elmar Salmann warnte vor geistiger Verkümmerung. „Je mehr das Christentum zur Minderheit wird, desto weniger darf es Binnenmilieu, Getto oder Sekte sein, die nur um Selbstbehauptung oder Selbstbestätigung kreist.“ ... Im Umkreis der Akademie wird die komplette Streichung der Zuschüsse als „eindeutig politisch-ideologisch motiviert" gewertet. „Kardinal Meisner passt das Programm nicht, und dem Generalvikariat ist die Eigenständigkeit der Akademie seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge", hieß es in Kölner Kirchenkreisen.

Dazu der Kommentar von Joachim Frank (stellvertretender Chefredakteur, hat selbst Theologie mit Abschluss Dogmatik an der Gregoriana in Rom studiert):

Wer einen 90-Millionen-Sparhammer in der Hand hat, kann ein gefährlich-zerstörerisches Werkzeug schwingen. Viele kirchliche Einrichtungen im Kölner Raum hatten befürchtet, das Erzbistum Köln könnte die notwendigen Etatkürzungen dazu nutzen, missliebiges Engagement einfach wegzusparen. Im Fall der hoch verdienten „Karl-Rahner-Akademie“ bestätigt sich dieser Verdacht nun auf erschreckende Weise. Der Einrichtung wird rigoros der Geldhahn zugedreht.
Sie hat immer das Gespräch mit Andersdenkenden – ja, auch mit Kirchenkritikern – gesucht. Was das Selbstverständlichste sein sollte in einer redlichen Auseinandersetzung, nämlich das Hören auf Gegenmeinungen, untergräbt in den Augen Kardinal Meisners das Fundament des geschlossenen kirchlichen Lehrgebäudes. Nächteilig für die von Jesuiten geführte Akademie wirkt zudem Meisners Antipathie gegen diesen oft unbequemen Orden. ...
Wenn das Erzbistum dann zu allem Überfluss behauptet, Bildung und akademische Freiheit vertrügen sich nicht, verabschiedet es sich von einem Kultur- und Bildungsideal, von dem das Abendland seit den Zeiten des hl. Benedikt von Nursia (6. Jahrhundert n. Chr.) geprägt ist. ... Das Erzbistum Köln scheint diesem Anspruch ein Leben im geistigen Kohlenkeller vorzuziehen.

Uli

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Erich
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Beitrag von Erich »

Ich finde es prima und lobe den Herrn, dass dieser arianische Sumpf, der diese Akademie - besonders ihr Chef - war, trocken gelegt wird.

Lobet den Herrn ;D
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Alleluja!
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

uli
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Beitrag von uli »

Kirchlich-akademische Arbeit ohne geistige Freiheit? Na denn, verlassen wir die Welt, wandern wir ab ins (klein-)geistige Getto, betreiben wir nur noch fromme Nabelschau, hören wir nur nicht mehr auf andere Meinungen, bloß kein Dialog, kein Disput mehr, schmettern wir kritische Stimmen radikal ob (weil die ja sowieso grundverkehrt sind und wir allein im wahren, wahren, wahren Christentum sind!!) – schließen wir uns dem an, was Kardinal Meisner schon so oft vorgegeben hat, Beispiele:

- Keine Aufträge des Erzbistums mehr an die Herder-Buchhandlung in Köln (wegen mancher „kritischer“ Veranstaltungen dort), die daraufhin schließen musste
- In einem Fernsehinterview Meisers die bitterböse bis hämische Anmerkung Meisners über einen Bonner Theologieprofessor und Meisner-Kritiker, dass dieser ja nun – dem Himmel sei Dank – in den Ruhestand müsste
- An Kritiker bei der FAZ eine hochrangige Kölner Delegation senden mit einem Bulletin, in dem die „Vergehen“ der Kritiker gegen Meisner minutiös aufgelistet waren
- Den weltoffenen incl. kritischen Katholikentag verdammen (ohne dort aufzutauchen) und stattdessen die konservativ-brave Veranstaltung „Freude am Glauben“ hochjubeln (incl. dort aufzutauchen)
- Dem von einer Kirchengemeinde nahe Köln eingeladenen Bischof Gaillot „Kirchenverbot“ erteilen
- Keine Kölner Priesteramtskandidaten mehr ans deutsche Priesterseminar nach Rom schicken (weil offenbar zu „kritisch“, da von Jesuiten geleitet)

Da hinein reiht sich die drohende Schließung der Rahner-Akademie nahtlos ein. Bischof = Pontifex, Brückenbauer? Oder Bischof = Polarisierer? Ich jedenfalls ziehe eine Kirche, in der offene Diskussionen, Kritik und offenes Hören auf andere Meinungen möglich sind incl. der Tätigkeit der Rahner-Akademie (die natürlich kein „arianischer Sumpf“ ist, das ist schon fiese Diffamierung, gerade auch im Blick auf Pater Höfer), ganz klar einer Kirche vor, in der nur noch der Kongress „Freude am Glauben“, Radio Horeb, k-tv und Umfeld das Sagen haben – da würde ich glatt ersticken. Und ich denke mir, dass der von Meisner so hochgelobte „Heilige Vater“ diesbezüglich von größerer geistiger Weite und Offenheit ist und mit Kritikern sicher anders umgehen würde ...

Uli

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max72
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Beitrag von max72 »

uli hat geschrieben:Kirchlich-akademische Arbeit ohne geistige Freiheit? Na denn, verlassen wir die Welt, wandern wir ab ins (klein-)geistige Getto, betreiben wir nur noch fromme Nabelschau, hören wir nur nicht mehr auf andere Meinungen, bloß kein Dialog, kein Disput mehr, schmettern wir kritische Stimmen radikal ob (weil die ja sowieso grundverkehrt sind und wir allein im wahren, wahren, wahren Christentum sind!!) – schließen wir uns dem an, was Kardinal Meisner schon so oft vorgegeben hat,
Wo finden wir dann aber die Balance? Wenn auf dem Kirchentag Drewermann und Kueng oeffentlich gegen die Kirche schimpfen duerfen, dann verstehe ich das doch nicht. Und wenn ich sehe, dass in einem Gaestehaus eines Kloster ein Expriester Exerzitien leitet, der ganz klar sagt, dass er nichts mehr an der Kirche gut findet, dann verstehe ich das auch nicht. Da laesst man die in das eigene Haus, die es zerstoeren wollen.

Ich fand es interessant, dass zB Ratzinger in "Gott und die Welt" Kuengs Arbeit respektiert, aber meint, er solle eben nicht verlangen, dasd die Kirche das als katholische Ansicht absegnet. Man muesse ehrlich genug sein zu sagen, dass man sich mit etwas nicht mehr identifizieren kann und dann die Konsequenzen ziehen. Das scheint doch an sich logisch, oder? Ob Meisner hier uebers Ziel hinausschiesst kann ich nict beurteilen.


Andere Meinungen, gut. Aber wo ist die Grenze?

Gruss

Max

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Wenn man sich das Programm der Akademie anguckt, dann wird dort eine ganze Menge veranstaltet, was mit Theologie nur entfernt zu tun hat (wobei es allerdings auf den Theologie- bzw. Religionsbegriff ankommt, den man zugrunde legt). :/
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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schmitz-backes
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Beitrag von schmitz-backes »

In einem Fernsehinterview Meisers die bitterböse bis hämische Anmerkung Meisners über einen Bonner Theologieprofessor und Meisner-Kritiker, dass dieser ja nun – dem Himmel sei Dank – in den Ruhestand müsste
Wo erkennst Du in dem Interview mit unserem hochwst. Herrn Kardinal bitterböse und hämische Anmerkungen? Hatte der Herr Kardinal nicht Recht? Der Bonner Prof. B. polemisiert seit 15 Jahren gegen Meisner, und dies mit, meiner Meinung nach, unanständigen Mitteln, die einem Christ nicht gut anstehen. (Das hätte Dir eigentlich bei der Doku auffallen müssen)
- Dem von einer Kirchengemeinde nahe Köln eingeladenen Bischof Gaillot „Kirchenverbot“ erteile
Die besagte Kirchengemeinde, oder besser gesagt ihr Hochwürden, polemisiert seit Jahren gegen Meisner. Der Pfarrer, der sogar Dechant ist, hat seit Jahren nichts besseres zu tun als mit dem Bischof im Klinsch zu liegen("Euch. Gastfreundschaft" ..., das ganze Programm eben). Die Buchvorstellung hat da nur das Faß zum Überlaufen gebracht. Es handelte sich übrigens um: "Ein Katechismus der Freiheit atmet", er beschäftigt sich laut Rezensionen mit: Rassismus, Euthanasie, Bevölkerungsexplosion etc., nur am Rande mit dem katholischen Glauben, wobei ich jedoch nicht sagen kann, in wie weit man noch den Begriff "katholische" verwenden kann.

Aber ja, Hauptsache gegen Meisner, auf "Teufel komm raus"!
"Ihr seid nicht die letzte Nachhut des Mittelalters, sondern die Vorboten einer neuen Zeit!" Joachim Kardinal Meisner

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Erich
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Beitrag von Erich »

Lieber Uli,

ich habe letztes Jahr einen Kurs bei „Pater Höfer“ besucht = „Was lehrt die kath. Kirche“.
Also ehrlich, so einen reinen Arianer hab ich selten getroffen. Wie hat der gestottert und verlegen rumgeredet als ich ihn fragte ob Christus Verehrung wie z.B. Moses gebühre oder Anbetung – wie Gott. Er meinte jedenfalls dass Jesus nur verehrt werden sollte.

Auch den Prof. aus Bonn Bosseder (oder so ähnlich) habe ich auf einer Diskussionsveranstaltung über die Frage Eucharistie/Abendmahl erlebt. Neee, was hat der dafür gerungen Eucharistie und Abendmahl gleichzusetzen. Mich nannte er Hardliner, als ich ihm wiedersprach. Ich habe damals einen Groll auf den Meisner gehabt, weil er solch einen Prof noch nicht rausgeschmissen hat.

Gruß
Erich
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Juergen
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Re: Katholische Bildungsarbeit ohne akademische Freiheit?

Beitrag von Juergen »

uli hat geschrieben:Statt geistiger Enge und Betondenkens brauche die kirchliche Bildungsarbeit „den frischen Wind des Geistes, der hilft, Positionen zu bestimmen und zu vermitteln“.
Und den bekommt man durch solche Veranstaltungen, die jene:

- Der mündige Patient: Akuter Herzinfarkt, jede Minute zählt
- Der mündige Patient: Schlafstörungen, Wissenschaftliche Erkenntnisse
- Der mündige Patient: Das Immunsystem
- Polen: Ein halbes Jahr nach dem Beitritt zur EU
- Wider das Vergessen - Geschichte der DDR
- Die Geschichte Israels und die Geschichte der Welt
- Der Israel-Palästina-Konflikt von Deutschland aus gesehen
- Vom Stand der Dinge: Künstler - Orte - Inszenierungen
- Michelangelo - Malerei und Plastik
- Indien: Die Architektur eines Subkontinents

um nur mal einige zu nenne, die m.E. wohl nicht notwendigerweise als Veranstaltungen einer "katholischen Akademie" durchgeführt werden müssen.
Gruß Jürgen

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Ich finds isrgenwie Schlimm, aber aus dem Grund da man erst erkennt was falsche Lehren sind wenn man von ihnen Betroffen ist bzw. sich mit ihnen auseinandersetzt.

LG
Fiore

max72
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Beitrag von max72 »

Erich hat geschrieben:
Auch den Prof. aus Bonn Bosseder (oder so ähnlich) habe ich auf einer Diskussionsveranstaltung über die Frage Eucharistie/Abendmahl erlebt. Neee, was hat der dafür gerungen Eucharistie und Abendmahl gleichzusetzen. Mich nannte er Hardliner, als ich ihm wiedersprach.
Das sind ja genau die Probleme. Wenn die Kirche erlaubt, dass unter dem Namen "katholisch" Dinge verbreitet werden die nicht katholisch sind, dann ist das wie Unkraut, das man fast nicht mehr losbekommt.

In Deutschland ist man "Fundamentalist", wenn man nicht auf gemeinsamen Abendmahl pocht. In Norwegen wollen es Katholiken gar nicht glauben, dass in Deutschland Protestanten direkt zur Teilnahme an Eucharistie aufgefordert werden. Gerade vorgestern reagierte ein Pater mit Verwunderung als ich sowas erwaehnte.

Hier verweisen die Priester auf den Katechismus, in Deutschland ist jeder "erzkonservativ", der den Katechismus beachtet. Da haben dann doch schon viel zu viele ihre Privatmeinung als katholisch verkauft dass es soweit kommen kann....

Gruss

Max

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

max72 hat geschrieben:...In Deutschland ist man "Fundamentalist", wenn man nicht auf gemeinsamen Abendmahl pocht. ...
Ratzinger (Predigt: Beerdigungsmesse von Dyba) hat geschrieben:... Die Keule des Fundamentalismus steht jederzeit bereit. Und wenn sie auf jemanden geschlagen wird, dann ist er zum Schweigen gebracht. Wer es wagt, etwa nicht in bestimmten Situationen auf den Papst einzuschlagen, wer nicht bereit ist, Dogmen als altmodisch und längst überholt beiseite zu schieben, wer nicht bereit ist, für immer neue Verweltlichungen in der Liturgie einzutreten oder wer gar mit dem Papst sagt, die Kirche habe nicht das Recht zur Frauenpriesterweihe oder den Zölibat verteidigt, ist reformfeindlich und ein Fundamentalist und wird an den Pranger gestellt. Dabei wissen wir, dass mit diesem Typ von Reformen halbe Kirchenprovinzen und Ordensgemeinschaften zu Tode reformiert worden sind....
Quelle
Gruß Jürgen

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max72
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Beitrag von max72 »

Danke, Juergen, passt wunderbar.

Als ich noch in Deutschland wohnte habe ich nie Ratzinger gelesen, weil alle sagten, so einen kann man doch nicht lesen. Hier bekam ich ihn empfohlen und muss entdecken, wie wichtig das ist was er sagt. Wieviele andere hatte ich auch nur "wiederholt" dass Ratzinger nicht gut sein kann, ohne ihn gelesen zu haben. Und da haben solche, die untre katholischem Etikett nicht-katholisches verkaufen ihren Anteil dran...

Aber wie im anderen thread erwaehnt, auch im norwegischen dagbladet wurde Opus Dei als fundamentalistisch kritisiert, nicht wegen irgendwelcher Praktiken, sondern weil sie gegen Abtriebung und Homosexualitaet sind. Die Keule eben...

Wir alle nehmen ungepruefte Information auf und verbreiten sie weiter. Deswegen ist es so gefaehrlich, wenn man falsches verbreitet (und Katholiken gegen die Kirche predigen). gedanken, die sich wie im Wind durch die Welt verbreiten, unaufhaltbar bis sie zur "allgemeinen Meinung" geworden sind. Nur wie man selbst dieser Falle entgehen kann, wer irrt sich nicht einmal...

Gruss

Max

Cicero
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Re: Katholische Bildungsarbeit ohne akademische Freiheit?

Beitrag von Cicero »

Juergen hat geschrieben:
uli hat geschrieben:Statt geistiger Enge und Betondenkens brauche die kirchliche Bildungsarbeit „den frischen Wind des Geistes, der hilft, Positionen zu bestimmen und zu vermitteln“.
Und den bekommt man durch solche Veranstaltungen, die jene:

- Der mündige Patient: Akuter Herzinfarkt, jede Minute zählt
- Der mündige Patient: Schlafstörungen, Wissenschaftliche Erkenntnisse
- Der mündige Patient: Das Immunsystem
- Polen: Ein halbes Jahr nach dem Beitritt zur EU
- Wider das Vergessen - Geschichte der DDR
- Die Geschichte Israels und die Geschichte der Welt
- Der Israel-Palästina-Konflikt von Deutschland aus gesehen
- Vom Stand der Dinge: Künstler - Orte - Inszenierungen
- Michelangelo - Malerei und Plastik
- Indien: Die Architektur eines Subkontinents

um nur mal einige zu nenne, die m.E. wohl nicht notwendigerweise als Veranstaltungen einer "katholischen Akademie" durchgeführt werden müssen.
Die Veranstaltungstitel sagen erst einmal wenig über den Inhalt aus.
Die Themen können durchaus auch an einer katholischen Akademie Platz haben.

Die Kritik, die jetzt wohl bei den angekündigten Einsparungen die Schließung zur Folge haben wird, entzündet sich wohl eher an einer konsequent antikirchlichen Haltung der Akademieleitung.
Frage, warum so?
Warum wird nicht vorher gehandelt?
Warum ist der Umgang miteinander nicht ehrlicher?

Es wird bei schwindender Finanzkraft der Kirche wohl noch so manche Spreu, die bislang am kirchensteuerlockermitfinanzierten Tropf klebte im Sturm der Sparzwänge getrocknet und davon geweht.
Mal schauen, wieviel Weizen da ist.

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Heike
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Beitrag von Heike »

Juergen hat geschrieben:Wenn man sich das Programm der Akademie anguckt, dann wird dort eine ganze Menge veranstaltet, was mit Theologie nur entfernt zu tun hat (wobei es allerdings auf den Theologie- bzw. Religionsbegriff ankommt, den man zugrunde legt). :/
Immer noch mehr, als bei der evangelischen Melanchton-Akademie hier in Köln. Ich habe bei bei der Karl-Rahner-Akademie jedenfalls hervorragende Veranstaltungen besucht (übrigens auch Ignatianische Exerzitien). Jedenfalls nimmt man sich damit eine Möglichkeit, Menschen zu erreichen, die vielleicht nicht gleich zu den ganz frommen Zirkeln gehen würden.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Heike hat geschrieben:...Jedenfalls nimmt man sich damit eine Möglichkeit, Menschen zu erreichen, die vielleicht nicht gleich zu den ganz frommen Zirkeln gehen würden.
Ja, es gibt halt verschiedene Milieus. Aber dieses Thema hat hier niemanden interessiert, drum habe ich den Thread auch wieder - mangels Antworten - gelöscht :/
Gruß Jürgen

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

max72 hat geschrieben:Als ich noch in Deutschland wohnte habe ich nie Ratzinger gelesen, weil alle sagten, so einen kann man doch nicht lesen. Hier bekam ich ihn empfohlen und muss entdecken, wie wichtig das ist was er sagt.
Ratzinger zu lesen, ist immer ein Gewinn.

uli
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Beitrag von uli »

Heike hat geschrieben:Ich habe bei bei der Karl-Rahner-Akademie jedenfalls hervorragende Veranstaltungen besucht (übrigens auch Ignatianische Exerzitien). Jedenfalls nimmt man sich damit eine Möglichkeit, Menschen zu erreichen, die vielleicht nicht gleich zu den ganz frommen Zirkeln gehen würden.
Dem kann ich nur voll und ganz beipflichten – eine katholische Akademie ist nun mal kein fromm-erbaulicher Jungfrauen-Zirkel oder eine katholische Glaubensinformation oder ein Alpha-Kurs, sondern hat einen ganz eigenen Charakter: Da geht´s neben unmittelbar religiösen Themen auch um Gesellschaft, Kultur, Soziales, berufliche Weiterbildung etc. - und das immer auch für Leute, die sonst zu Kirche eher auf Distanz sind. Zum Hintergrund der Kölner Akademie:
Im Jahre 1969 löste sich das »Albertus Magnus Werk«, die Bildungseinrichtung des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, auf. Dessen Schwerpunkte Kunst, Literatur und Geistesgeschichte wurden in die nun so genannte »Akademie für Erwachsenenbildung Köln im Haus der Begegnung« übernommen.
Die neue Gesetzgebung in der Erwachsenenbildung erforderte 1975 eine Umstrukturierung der ganzen kirchlichen Bildungsarbeit. Die bisherigen Bildungsträger schlossen sich zusammen zum »Bildungswerk der Erzdiözese Köln«, dem die Akademie seitdem als Sonderinstitut angeschlossen ist. In der vielfältigen Weiterbildungslandschaft Kölns ist ein unverwechselbares Profil unverzichtbar. Leitbild der Arbeit ist der Jesuit Karl Rahner, nach dem die Akademie 1988 benannt wurde. In seinem Sinne kennzeichnend für die Akademie sind die Suche nach Wahrheit, die Offenheit des Fragens, Dialogbereitschaft und Dialogfähigkeit und das Bemühen, intensiv, fragend, nachdenklich und offen existentielle Zeitfragen zu thematisieren.

So sprach jüngst am 6. Oktober der ehemalige polnische Außenminister Prof. Wladyslaw Bartoszewski in der Rahner-Akademie über die große Weltpolitik, über das Verhältnis Polens und der Polen zu Europa und insbesondere zu Deutschland. Am Schluß bedankte er sich, für den anhaltenden Applaus seiner zahlreichen Zuhörer mit den Worten: „Ich mag Karl Rahner, ich mag deswegen auch die Akademie, ich mag auch Köln sehr, wegen des Papstbesuchs vor vielen Jahren und wegen Heinrich Böll. Ich mag die Einrichtungen der Katholischen Kirche. Als Landsmann des Papstes muß ich konsequent sein.“
Und natürlich kommen auch religiöse/christliche Themen nicht zu kurz, Beispiele (incl. Vortragstexten) unter:
http://www.kath.de/akademie/rahner/04Vo ... /alle.html

Noch zu Erich: Ich kenne den Akademieleiter P. Höfer vor allem aus den Samstagaben-Messen, die er in St. Peter feiert, und da kenn ich ihn (gerade auch von seinen Predigten) nur als frommen, gläubigen, einfühlsamen Mann – und nichts von dem, was du da schilderst.

Übrigens: Ich lese auch Ratzinger ganz gern – mir kommt´s nur darauf an, dass es sich in der Kirche bzw. unterm Kölner Bischofsstab noch frei durchatmen lässt (Frings und Höffner gelten dafür als prima Beispiele). Mir käme es niemals in den Sinn, etwa eine Schließung des konservativen „Privat“-Priesterseminars des Neokatechumenats zu fordern, das Kardinal Meisner vor Jahren in Bonn erlaubt hat - so, wie umgekehrt jetzt konservative Gemüter die Schließung der Rahner-Akademie betrieben haben bzw. dies mit Halleluja bejubeln. Nein, ich will buntes Leben in der Kirche: Ich will Neokatechumenen, Radio Horeb, Kardinal Meisner (von dem ich, Schmitz- Backes, nicht sage, dass ich grundsätzlich gegen ihn bin - ich kritisiere nur manches, und er ist nun mal, wie ich und du auch, hie und da kritikwürdig ;) ...) UND ich will zugleich Rahner-Akademie, Publik-Forum, Bischof Gaillot. Gäbe es nur das eine oder nur das andere – arme Kirche!


Uli

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Ralf

Beitrag von Ralf »

Ich habe auch nichts wirklich gegen Publik-Forum oder Bischof Gaillot (auch wenn besonders ersteres Magazin nur wenig vom christlichen Glauben - siehe Credo - für wahr hält). Problematisch finde ich es aber, wenn es quasi gefordert wird, für die eigenen "Gegner" (ich bitte das nicht zu militärisch zu sehen) auch noch Geld auszugeben. Wenn die Rahner Akademie so viel Zuspruch hat, dann wird sie auch anders weiterleben können.

Was glaubst Du denn, wie die meisten Neuen Geistlichen Bewegungen überleben? Durch Gelder der Diözese? Mitnichten! Da gibt jeder, was er kann.

Die Versorgungsmentalität gibt es eben nur noch in dem satten Teil der Kirche.

Da haben manche noch nicht gemerkt, welche Züge schon längst abgefahren sind.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Einziges Ziel der Kirche ist die Verkündigung Jesu als den Erlöser der Welt, die Verkündigung des Dreifaltigen Gottes. Das ist die Aufgabe, die der Herr der Kirche gegeben hat. Und die Sakramente sind ein wirkmächtiges Handeln Gottes in der Welt, ein großes Geschenk.

Die Verkündigung besteht aus Liturgie, Diakonie und Martyrium (Zeugnis geben).

Vielleicht kann mir mal jetzt jemand sagen, woe die von Jürgen genannten Themen der KRA da reingehören. Wenn sie Zeugnis sind, dann frage ich mich, warum dazu Kirchengeld dabei sein muss. Ich bekomme auch keins, wenn ich im Krankenhaus am Patientenbett Zeugnis über meinen Glauben abgebe.

uli
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Beitrag von uli »

Einverstanden, lieber Ralf - ich stimme dir im Prinzip zu. An Publik-Forum (bin Abonnent) hab ich wegen des theologischen Kurses schon oft genug Kritik geübt (als Leserbriefe gekobracht), und andere haben das auch gemacht, und inzwischen scheint sich der einseitige bibeljritische Kurs tatsächlich was zu ändern ... Andererseits ziehe ich gerade aus den Positionen, die mir auf Anhieb nicht so schmecken, häufig mehr raus als aus Artikeln, wo ich nur behäbig-zustimmend nicken kann und nicht herausgefordert werde ...

Und das mit der Versorgungsmentalität - völlig einverstanden! Nur: In diesem Fall geht´s ja um was anderes, nämlich ganz klar um eine ideologisch geprägte Auswahl - andere (konservativere) Institutionen behalten ja weiterhin ihre Bistums-Zuschüsse, aber ausgerechnet die Rahner-Akademie wird finanziell ausgetrocknet. Das ist der Knackspunkt - da sieht doch ein Blinder mit Krückstock, was Sache ist: nämlich die bewusst-gezielte Trockenlegung speziell dieser Einrichtung. Schade drum!

Uli

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Ralf

Beitrag von Ralf »

Uli, bist Du nicht auf einem Auge etwas sehschwach? Ist es etwa "konservativ", wenn das Gesamte Kleine Seminar für Priesteramtsaspiranten in Neuss, das Marianum, aufgegeben wird und ins Priesterseminar in Bonn integriert wird?

uli
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Beitrag von uli »

Nee, lieber Ralf, ich hab noch gar keine Brille (= Sehschwäche), und auch da ohne bin ich nicht sehschwach ;) , deshalb klar zur Sache: Das "Marianum" ist ein Spätberufenen-Seminar, und das wird ja auch nicht "aufgelöst", sondern ins - eh schwach besetzte - Bonner Priesterseminar integriert, was ok ist. Das ist absolut keine "ideologische", sondern eine nachvollziehbare praktische Entscheidung. Also ein völlig anderer Sachverhalt. Ich bleib dabei: Das mit der Rahner-Akademie hingegen ist - und das wird ja auch in (hoch-)klerikalen Kölner Insider-Kreisen so gesehen (die gar nicht so kardinals-unkritisch sind, wie man vermuten möchte) - eine ideologische Entscheidung. Man kann´s wie hier im Thread mit Halleluja begrüßen, mann kann´s (wie ich) miserabelig finden. That´s life ...
Aber ich will´s auch aus der Kölner Ecke rausbringen - was mir wichtig ist, als stinknormalem geborenem und (das ist jetzt uneitel gemeint!) frommem Katholiken, der weder Konvertit noch "Bekehrter" oder "Erweckter" ist: Ich möchte in meiner Kirche Buntheit und freies Durchatmen und fühle mich inzwischen immer häufiger (je mehr die "Normal"-Katholen dahinschwinden) von "Strenggläubigen" eingeengt, die wohl lieber geistliche Nabelschau im geistigen Kohlenkeller (siehe Stadt-Anzeiger-Kommentar) möchten.

Uli

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Erich
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Beitrag von Erich »

Aber ich will´s auch aus der Kölner Ecke rausbringen - was mir wichtig ist, als stinknormalem geborenem und (das ist jetzt uneitel gemeint!) frommem Katholiken, der weder Konvertit noch "Bekehrter" oder "Erweckter" ist:
Hey Alter, Du stehst mir auf den Füßen - auch ich steh in der Kölner Ecke und bin ein "stinknormal geborener (und frommer) Katholik, der weder Konvertit noch "Bekehrter" oder "Erweckter" ist"[Punkt]

Lieben Gruß
Erich
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Heike
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Beitrag von Heike »

Erich hat geschrieben:
Aber ich will´s auch aus der Kölner Ecke rausbringen - was mir wichtig ist, als stinknormalem geborenem und (das ist jetzt uneitel gemeint!) frommem Katholiken, der weder Konvertit noch "Bekehrter" oder "Erweckter" ist:
Hey Alter, Du stehst mir auf den Füßen - auch ich steh in der Kölner Ecke und bin ein "stinknormal geborener (und frommer) Katholik, der weder Konvertit noch "Bekehrter" oder "Erweckter" ist"[Punkt]

Lieben Gruß
Erich
Bei so vielen "Nicht-Erweckten" sollte man den Kreuzgang vielleicht in Dormitorium umbenennen ;D
Aber die Kategorisierung ist wirklich nicht immer zutreffend. Ich bin dann wohl das genaue Gegenteil von Erich: "Bekehrt", "erweckt" und nicht mehr katholisch. Ich schätze die Akademie aber trotzdem sehr. :ja:

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Das meiste Geld in den Bildungshäusern (Exerzitienhäusern, Tagungshäusern) des Erzbistums Köln kommt (von Kirchensteuergeldern abgesehen) sowieso von Esoterik- und Yoga-Kursen. Da sollte man sich nichts vormachen. Diese Kurse werden gut versteckt, aber sie füllen das Haus. Da darf dann auch schon mal die Jesus-Ikone den Raum verlassen und die Hl. Messe ersetzt man faktisch durch "meditatives Gehen im Freien"...

uli
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Beitrag von uli »

Mensch, lieber Erich, da kletter ich aber schnell wieder von deinen Füßen runter und stell mich solidarisch an deine Seite, besser so? ;)

Und zu Dirk: Es geht hier ja nicht allgemein um die Bildungshäuser, sondern um die Rahner-Akademie, die schon was Besonderes ist.

Aber noch mal allgemein: Die Kirche ist „Mater Ecclesia“ = „Mutter Kirche – da steckt schon in der Bezeichnung was von Weite, Weichheit, offenem Herzen, weiten Armen, eine Mutter vieler verschiedener und für viele verschiedene Kinder, eine bunte Kinderschar. Sie heißt eben nicht „Vater Kirche“ wie der gestrenge „Vater Staat“ ... So, als „Mutter Kirche“, kenn ich sie, lieb ich sie. In ihr gibt´s Leute, die mit dem KKK (Katechismus der Katholischen Kirche) unterm K (Kopfkissen) allnächtlich einschlafen und zwischen 150 und 100 Prozent linientreu sind (bis hin zu Fanatikern), in ihr gibt´s (und gab´s immer) aber noch mehr Leute, die nicht so strenggläubig sind (bis hin zu denen, die nur „den Gewandzipfel Jesu“ berühren). Und ich möchte, dass das so bleibt und die Kirche nicht zum sektenartigen, abgeschotteten Hort 150prozentig „Rechtgläubiger“ wird, die die weniger Rechtgläubigen aus dem Nest rausschmeißen möchten wie der junge Kuckuck im Vogelnest die anderen Vögel rauswirft. Und ich möchte, dass jeder Bischof diese Vielfalt zulässt und wirklich für alle da ist und als „Pontifex“, als Brückenbauer, zwischen den Verschiedenen agiert, von denen ihm persönlich natürlich manche mehr „passen“ als die anderen – dass er aber auch „die anderen“ nicht insofern „ungut“ behandelt, als er ihnen z. B. gezielt den Geldhahn zudreht, eben weil sie ihm nicht so passen. Denn das wäre ein Schritt in Richtung Gettoisierung der Kirche, weg von der katholischen Weite der „Mater Ecclesia“.

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

max72
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Beitrag von max72 »

uli hat geschrieben:was Besonderes ist.

Aber noch mal allgemein: Die Kirche ist „Mater Ecclesia“ = „Mutter Kirche – da steckt schon in der Bezeichnung was von Weite, Weichheit, offenem Herzen, weiten Armen, eine Mutter vieler verschiedener und für viele verschiedene Kinder, eine bunte Kinderschar. Sie heißt eben nicht „Vater Kirche“ wie der gestrenge „Vater Staat“ ... So, als „Mutter Kirche“, kenn ich sie, lieb ich sie. In ihr gibt´s Leute, die mit dem KKK (Katechismus der Katholischen Kirche) unterm K (Kopfkissen) allnächtlich einschlafen und zwischen 150 und 100 Prozent linientreu sind (bis hin zu Fanatikern), in ihr gibt´s (und gab´s immer) aber noch mehr Leute, die nicht so strenggläubig sind (bis hin zu denen, die nur „den Gewandzipfel Jesu“ berühren). Und ich möchte, dass das so bleibt und die Kirche nicht zum sektenartigen, abgeschotteten Hort 150prozentig „Rechtgläubiger“ wird
Hallo Uli,

das klingt wunderbar. Und es ist klar, dass die Kirche ein Querschnitt der Gesellschaft ist in gewissem Sinne. Aber wo ist dann bitteschoen die Grenze? In Daenemark hat sich einen Gemeinde ueber die Entlassung des Pfarrers aufgeregt, nur weil der meinte er glaube nicht mehr an Gott...

Wo ziehen wir die Grenze? Manche, die sich katholisch nennen und nur noch gegen die kirche schimpfen?

Ich habe weniger Bedenken, dass die Kirche ein Haufen fanatischer Rechtsglaeuboger wird. Ich habe eher Bedenken, dass das Gegenteil geschieht. Wenn man in der Gemeinde schief angesehen wird weil man den Papst gut findet, dann ist schon was falsch gelaufen. Aussprueche wie "was, da glaubst Du noch dran" bei einer katholischen Aussage...

Was ist die Basis, auf der wir unsere Vielfalt akzeptieren koennen? (Wer unterschreibt denn noch alles im Glaubensbekenntnis heute? Nicht mal das ist mehr Basis, viele Kirchen beten es ja gar nicht mehr am Sonntag)

Ein Beispiel: Jemand der sagt dass Jesus einfach ein besonders guter Mensch, eine besonders erleuchtete Person war (und manche Katholiken glauben das), der mag das gerne glauben, aber der kann sich nun wirklich nicht mehr katholisch nennen. So ehrlich muss man schon sein.

Gruss

Max

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo,
uli hat geschrieben:Aber noch mal allgemein: Die Kirche ist „Mater Ecclesia“ = „Mutter Kirche – da steckt schon in der Bezeichnung was von Weite, Weichheit, offenem Herzen, weiten Armen, eine Mutter vieler verschiedener und für viele verschiedene Kinder, eine bunte Kinderschar. (...)
So ist Kirche ... so soll Kirche sein. :)
Gut getroffen, Uli. Bild

max72 hat geschrieben:Aber wo ist dann bitteschoen die Grenze?
Beim Glaubensbekenntnis. Das ist die Basis für die Vielfalt.

max72 hat geschrieben:Wer unterschreibt denn noch alles im Glaubensbekenntnis heute?
Ich würde mal sagen, die allermeisten der gläubigen und praktizierenden Katholiken.

max72 hat geschrieben:Nicht mal das ist mehr Basis, viele Kirchen beten es ja gar nicht mehr am Sonntag
Ich weiß natürlich nicht, wie es in Norwegen ist. Aber hier in Deutschland habe ich es noch nie erlebt, dass das Glaubensbekenntnis in einer Sonntagsmesse weggelassen wurde. Die Aussage viele Kirchen halte ich daher für maßlos übertrieben.

Gruß
Angelika

uli
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Beitrag von uli »

@Max72:
Wirklich eine schwierige Frage, das mit den „Grenzen des Katholisch-Seins“. Wenn einer das Messopfer oder die Wandlung von Brot und Wein oder das Weihepriestertum ablehnt – ist er dann noch „katholisch“? Es gibt Leute, die das alles ablehnen und sich dennoch selbst als katholisch bezeichnen. Oder was ist mit Bischof Gaillot, der bestimmte Morallehren ablehnt bzw. die Frauenweihe bejaht? Der ist ja immerhin noch offizieller römisch-katholischer Bischof (wenn auch mittlerweile nur noch mit „virtuellem“ Bistum)! Ich bring unten mal ein paar Ausführungen zur Kirchenzugehörigkeit aus einer Einleitungsvorlesung zum Kirchenrecht von Urs Brosi:
http://www.unilu.ch/dokumente/dokus_tf/ ... nrecht.PDF
und etwas von der kgi.
Doch abgesehen davon: Selbst wenn ich von jemandem sagen könnte (!): „Der ist kein Katholik mehr!“ (was nach untenstehender Definition allerdings „eigentlich“ unmöglich ist) – selbst dann gilt: Man kann ihn durchaus trotzdem (wie andere nicht-katholische bzw. ggü. katholischen Positionen kritische bis ablehnende Köpfe) z. B. in die Rahner-Akademie einladen, im Rahmen einer „weiten“ Diskussion über die eigenen vier Wände hinaus, eines offenen, interessierten Dialogs und Disputs, einer beiderseitigen Lern- und Vertiefungsbereitschaft.

2.2.4 Kriterien der Kirchenzugehörigkeit (communio plena)
Auf den großen jesuitischen Kirchenmann und Kardinal Robert Bellarmin (1542-1621) geht die Lehre von den drei Bändern, den vincula, zurück, die für die Zugehörigkeit zur kath. Kirche bedeutsam sind:
- vinculum symbolicum Band des Glaubensbekenntnisses
- vinculum liturgicum Band der Sakramente
- vinculum hierarchicum Band der kirchlichen Leitung
c. 205 nimmt diese Lehre von den drei Bändern wieder auf und erklärt, dass wer durch alle drei Bänder sichtbar mit Christus verbunden ist, voll in der Gemeinschaft der kath. Kirche steht.
a) Band des Glaubensbekenntnisses
Erstes Kriterium der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ist der gemeinsame Glaube an den dreieinigen Gott. Grundlage dazu bilden seit alters her die Glaubensbekenntnisse, so v.a. das Apostolische und das Nicäno-konstantinopolitanische Credo (griech: symbolon).
Die (meisten?) anderen christlichen Gemeinschaften teilen mit uns das Band des Bekenntnisses. Insofern kann LG 15 von einer Verbundenheit (coniunctio) mit allen Getauften sprechen. Bei einer Konversion ist darauf zu achten, inwieweit der/die Konvertit/in im Verständnis der grundlegenden Glaubenselemente Unterstützung braucht. Im Weiteren soll ein/e Konvertit/in aber auch die Besonderheiten der katholischen Kirche kennen lernen (Sakramente, Kirchenverständnis).
b) Band der Sakramente
Das Band der Sakramente umfasst primär die so genannten Initiationssakramente, durch welche die Eingliederung in die Kirche Christi (nach kath. Auffassung) gekennzeichnet ist: Taufe, Firmung, Eucharistie.
Die orthodoxen ChristInnen und die ChristInnen der Utrechter Union (christkatholische, bzw. altkatholische Kirchen) teilen mit uns dieses liturgisch-sakramentale Band, da sie dieselben Sakramente feiern und ihre Priester gültig geweiht sind (die Bischöfe stehen in der apostolischen Sukzession). Die großen Gemeinsamkeiten haben es dem Konzil erlaubt, hinsichtlich der Orthodoxie von „Kirchen“ zu sprechen, während es hinsichtlich der Protestanten nur von „kirchlichen Gemeinschaften“ sprach.
c) Band der kirchlichen Leitung
Das dritte Kriterium meint, dass eine Person, die zur kath. Kirche gehören will, sich der kanonischen Leitungsgewalt des Papstes und des zuständigen Diözesanbischofs unterstellen muss. Diese Einfügung unter die kirchliche Hierarchie ist ein äußerlicher Ausdruck für die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, ist aber auch wichtig, um die Einheit der communio sicherzustellen.
Trotz Veränderungen im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils ist geblieben: Einmal katholisch, immer katholisch, auf lateinisch: semel catholicus, semper catholicus, d.h. es gibt weiterhin keine Austrittsmöglichkeit aus der katholischen Kirche. Das kann man einfach schlussfolgern: Die Taufe ist nach der Lehre von Augustinus und der ganzen späteren Kirche ein unauslöschliches Prägemal, ein character indelebilis. Die Taufgnade kann also nie und unter keinen Umständen verloren gehen.
C. 11 nennt die zwei Eintrittstore in die katholische Kirche: Einerseits die Taufe in der katholischen Kirche und andererseits die Aufnahme einer bereits getauften Person in die katholische Kirche. Von einer Form, dies rückgängig zu machen, d.h. auszutreten, ist nicht die Rede. Nur für das Eherecht ist der Kirchenaustritt vorgesehen, wenn nämlich ein/e Katholik/in „durch einen formalen Akt von der Kirche abgefallen ist“ (cc. 1117, 1124, 1086 § 1), untersteht er/sie nicht mehr der Formpflicht.

Von den drei Bändern ist nur das zweite „stabil“ (einmal getauft ist getauft), während der Glaube und die Bereitschaft, sich unter die Leitungsgewalt von Papst und Bischof zu stellen, sich im Laufe der Zeit ändern können. Im Zusammenhang mit der Taufe oder der Konversion eines Erwachsenen sind alle drei Bänder zu prüfen, später hingegen ist für die Frage der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche nur noch das (nach außen beweisbare) Faktum massgebend, dass jemand in der kath. Kirche getauft wurde oder als gültig getaufte Person in die kath. Kirche übergetreten ist.
Wer als Katholik/in zentrale Glaubenslehren (Glaubensbekenntnis und Dogmen) klar leugnet oder bezweifelt, ist Häretiker/in. Wer sich der kirchlichen Leitungsgewalt von Papst und Diözesanbischof entzieht, ist Schismatiker/in (c. 751). Beides hat die Exkommunikation zur Folge (c. 1364 § 1).

Nach Can. 1331 ist dem Exkommunizierten untersagt:
1. jeglicher Dienst bei der Feier des eucharistischen Opfers oder bei irgendwelchen anderen gottesdienstlichen Feiern
2. Sakramente oder Sakramentalien zu spenden und Sakramente zu empfangen
3. jedwede kirchlichen Ämter, Dienste oder Aufgaben auszuüben oder Akte der Leitungsgewalt zu setzen
Diese Strafe der Exkommunikation kann aber eben nicht die Kirchenmitgliedschaft beenden, so wie jemand auch seine Staatsbürgerschaft nicht verliert, selbst wenn er zu lebenslanger Haft verurteilt wurde oder ihm gar alle bürgerlichen Rechte aberkannt worden wären. Denn: Wer in der katholischen Kirche getauft oder nach dem gültigen Empfang der Taufe zu ihr übergetreten ist, bleibt eben nach deren Selbstverständnis für immer in untrennbarer Weise Glied der Kirche.
Weil aber die Erklärung des Kirchenaustrittes eine Verletzung der Grundpflicht eines katholischen Christen darstellt, „immer die Gemeinschaft mit der Kirche zu wahren“ (c. 209,1), betrachtet das katholische Kirchenrecht den Kirchenaustritt als einen formellen Akt des Abfalls von der katholischen Kirche, auch wenn er nur zum Zweck der Ersparnis der Kirchensteuer erfolgt ist.
Ein solcher Kirchenaustritt hat für einen Katholiken außer dem selbst gewählten Ausschluss von den Sakramenten folgende kirchenrechtliche Konsequenzen: die Unfähigkeit zur Übernahme eines kirchlichen Amtes oder zur Mitgliedschaft in einem kirchlichen Verein und zur Übernahme des Dienstes eines Tauf- und Firmpaten. Außerdem verwirkt er seinen Anspruch auf ein kirchliches Begräbnis.


Uli

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uli
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Beitrag von uli »

Als kleines Anhängsel noch ein Leserbrief aus der heutigen Ausgabe der „Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln“ (rote Hervorhebungen von mir)
"Der Kardinal nimmt selbst Stellung zu diesem Projekt der Kölner Kirche ... – das Projekt „Zukunft heute", das ein Sparprojekt ist, welches „lieber in Menschen als in Steine investieren“ will. Wer könnte dem Grundsatz nicht zustimmen? Nur etwas ist nicht einsichtig: Was bedeutet „Konzentration auf das Katholische“ als Forderung des Projektes? Was bedeutet es, dass Bildung in Kultur, Arbeit und Wirtschaft nicht oder viel weniger zum Katholischen gezählt wird? Gibt es wertfreie Kunst, Sozial- und Wirtschafts-Wissenschaften? Ist der Bildungsbegriff, der hauptsächlich Theologie als katholische Bildung zulässt, akzeptabel, so dass dies Argument ausreicht, einer Akademie hundertprozentig die bischöflichen Zuschüsse zu streichen, während der Höchstsatz der Streichungen sonst bei 20 Prozent liegt ? Die Karl-Rahner-Akademie in Köln soll es nicht mehr geben, falls sie nicht andere Unterstützung finden wird. Warum nicht? Die Menschen, die sich dort regelmäßig zu theologischen, philosophischen, literarischen, arbeitstheoretischen, wissenschaftstheoretischen Seminaren zusammenfinden, die Eucharistie zusammen feiern, an Exerzitien teilnehmen, stießen einen stummen Schrei aus, als sie diese Begründung hörten, die man nicht verstehen kann. Diese christliche Bildung, diese Befreiung von Ängsten, dieses Wissen um das Wirken des Heiligen Geistes in allen Menschen unserer Erde, das Wissen um „die Selbstmitteilung Gottes" (Karl Rahner SJ) an alle Menschen, alle diese Ziele sind nicht „Investition in Menschen“? „Zu wenig Theologie“? Zu wenig katholisch? Wo bleibt da die befreiende, frohe Botschaft? MARIE-LUISE HELFRICH-SCHÜRHOLZ, INES-MARIA MOMM, VERA MÜLHENS, Köln"

Uli

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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Kennt einer von diesen Verein hier:

http://www.wort-und-wissen.de/

Da wir gerade bei Bildungsarbeit sind... taugt das was?

Geronimo

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