Was erwartet ihr von einem katholischen (Diskussions-)Forum?

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Was erwartet ihr von einem katholischen (Diskussions-)Forum?

Beitrag von Niels »

Autorin: lara 01.10.2003 22:51:

Ihr könnt die Frage auch beantworten, ohne meinen elendiglangen Beitrag gelesen zu haben.

Hallo allerseits,

als ich vor zwei Jahren erstmals in die christlichen Foren reinguckte, hatte ich drei Hauptmotivationen.

Die Wichtigste war, zu lernen über den Glauben zu sprechen. In Worten, die von Nichtgläubigen verstanden werden. Im Real Life habe ich die Erfahrung gemacht, dass Worte wie Nachfolge, Gnade oder Anbetung von Kirchenfernen überhaupt nicht verstanden werden. Und dies sind nun mal die Ausdrücke, mit denen ich aufgewachsen bin und deren Inhalte ich zu leben versuche.

Dazu kam, dass ich außerhalb der Gemeinde kaum jemanden kenne, der Christ ist. An den Gesprächs-Angeboten der Pfarreien kann ich selten teilnehmen. (Diesen Umstand verdanke ich meinen Arbeitszeiten.) Das private Umfeld, naja, einige bezahlen noch Kirchensteuer und zu Weihnachten gehense, aber......Zum Reden hatte ich nur eine Ordenfrau als geistliche Begleitung, hin und wieder Exerzitien und gelegentlich mal einen Bibelkreis. Diese Bibelkreise, so sehr ich das Angebot auch schätze, waren eher für die interessant, die ein Glaubensleben führen, das sich von meinem sehr unterscheidet. Z.B. wenn ich mal über die kleine Therese ins Schwärmen kam, oder meinte, ein Buch von Nouwen hat meinem Glauben einen wesentlichen Impuls gegeben, musste ich erst genau erklären, wer diese Leute sind. Ähm, falls ihr es noch nicht bemerkt habt, ich lebe nicht an einem Ort, den man als Hochburg der katholischen Kirche bezeichnen könnte. Im deutschsprachigen Internet suchte ich Christen, deren Glaubensweg ähnlich wie meiner läuft, und ich fand. Mir hat eigentlich schon die Vergewisserung genügt, da draußen sind welche, die auf ähnlichen Straßen unterwegs sind.

Der dritte Grund war das Unchristlich-Werden von einigen Leuten aus dem Familien oder Freundeskreis. Damit ist gemeint, dass sie tatsächlich ausgetreten sind oder im Gespräch herauskam, dass sie nicht (mehr) glauben können. Die meisten gaben als Grund die allgemein bekannten Kritikpunkte an der Institution Kirche an. Kaum nachvollziehbar für mich, da sich mein Versuch der Nachfolge hauptsächlich im Alltag vollzieht und die Kirche eher eine zweitrangige Rolle spielt (außer feiertags natürlich!). Diese Entwicklung des Glaubenstodes meiner Angehörigen und Freunde mit anzusehen, ist für mich sehr schmerzhaft. Daher wollte ich ihnen erklären, was mir der Glaube bedeutet, aber dazu fehlten mir die Worte. (Siehe den Beginn dieses Beitrags.) Und ich suchte einen Ort, wo ich mit anderen Christen über diesen Schmerz reden kann und verstanden werde.

Meine Erwartungen an ein katholisches Forum waren also:
Die Gewissheit zu bekommen, dass da draußen noch andere gläubige Katholen sind. Mehr über den Glauben und die Kirche zu erfahren, damit ich im Real Life besser Zeugnis geben kann, in einer Sprache, die auch verstanden wird. Und Christen zu treffen, die es ebenfalls bedauern, wenn Deutschland zu einer Diaspora wird.

Tja, das war vor zwei Jahren mein Antrieb ins Netz. Mittlerweile sind für mich noch andere Erwartungen, oder besser Hoffnungen, hinzugekommen. Aber ich möchte dieses neue Forum ja nicht zutexten.

Lieben Gruß
Lara


--------------------------------------------------------------------------------

Editiert am 01.10.2003 23:08:37 von Lara
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Lea
Beiträge: 1131
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Re: Was erwartet ihr von einem katholischen (Diskussions-)Fo

Beitrag von Lea »

Meine Erwartungen an ein katholisches Forum waren also:
Die Gewissheit zu bekommen, dass da draußen noch andere gläubige Katholen sind. Mehr über den Glauben und die Kirche zu erfahren, damit ich im Real Life besser Zeugnis geben kann, in einer Sprache, die auch verstanden wird. Und Christen zu treffen, die es ebenfalls bedauern, wenn Deutschland zu einer Diaspora wird

Tja, das war vor zwei Jahren mein Antrieb ins Netz. Mittlerweile sind für mich noch andere Erwartungen, oder besser Hoffnungen, hinzugekommen
Liebe Lara

Dem kann ich aus meiner Perspektive nur beipflichten.
Mir geht es genauso.Ich habe aus verschiedenen Foren schon soviel dazu lernen können. (nicht nur Gutes)
Nur darf und sollte das Internet nicht Ersatz sein für das Gemeindeleben vor Ort.Aber leider ist es in vielen Gemeinden oft sehr schwierig Fuss zu fassen,und auch mit alltäglichen Fragen wird man sehr oft alleine gelassen.

Ich denke da,eine ausgewogene Mischung zwischen Internet-Foren,und aktivem Leben in der Gemeinde erfüllt sehr wohl den Zweck.
Zuletzt geändert von Lea am Sonntag 5. Oktober 2003, 18:31, insgesamt 5-mal geändert.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Was erwartet ihr von einem katholischen (Diskussions-)Fo

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Niels hat geschrieben:Autorin: lara 01.10.2003 22:51:

Ihr könnt die Frage auch beantworten, ohne meinen elendiglangen Beitrag gelesen zu haben.

Hallo allerseits,

als ich vor zwei Jahren erstmals in die christlichen Foren reinguckte, hatte ich drei Hauptmotivationen.

Die Wichtigste war, zu lernen über den Glauben zu sprechen. In Worten, die von Nichtgläubigen verstanden werden. Im Real Life habe ich die Erfahrung gemacht, dass Worte wie Nachfolge, Gnade oder Anbetung von Kirchenfernen überhaupt nicht verstanden werden. Und dies sind nun mal die Ausdrücke, mit denen ich aufgewachsen bin und deren Inhalte ich zu leben versuche.

Dazu kam, dass ich außerhalb der Gemeinde kaum jemanden kenne, der Christ ist. An den Gesprächs-Angeboten der Pfarreien kann ich selten teilnehmen. (Diesen Umstand verdanke ich meinen Arbeitszeiten.) Das private Umfeld, naja, einige bezahlen noch Kirchensteuer und zu Weihnachten gehense, aber......Zum Reden hatte ich nur eine Ordenfrau als geistliche Begleitung, hin und wieder Exerzitien und gelegentlich mal einen Bibelkreis. Diese Bibelkreise, so sehr ich das Angebot auch schätze, waren eher für die interessant, die ein Glaubensleben führen, das sich von meinem sehr unterscheidet. Z.B. wenn ich mal über die kleine Therese ins Schwärmen kam, oder meinte, ein Buch von Nouwen hat meinem Glauben einen wesentlichen Impuls gegeben, musste ich erst genau erklären, wer diese Leute sind. Ähm, falls ihr es noch nicht bemerkt habt, ich lebe nicht an einem Ort, den man als Hochburg der katholischen Kirche bezeichnen könnte. Im deutschsprachigen Internet suchte ich Christen, deren Glaubensweg ähnlich wie meiner läuft, und ich fand. Mir hat eigentlich schon die Vergewisserung genügt, da draußen sind welche, die auf ähnlichen Straßen unterwegs sind.

Der dritte Grund war das Unchristlich-Werden von einigen Leuten aus dem Familien oder Freundeskreis. Damit ist gemeint, dass sie tatsächlich ausgetreten sind oder im Gespräch herauskam, dass sie nicht (mehr) glauben können. Die meisten gaben als Grund die allgemein bekannten Kritikpunkte an der Institution Kirche an. Kaum nachvollziehbar für mich, da sich mein Versuch der Nachfolge hauptsächlich im Alltag vollzieht und die Kirche eher eine zweitrangige Rolle spielt (außer feiertags natürlich!). Diese Entwicklung des Glaubenstodes meiner Angehörigen und Freunde mit anzusehen, ist für mich sehr schmerzhaft. Daher wollte ich ihnen erklären, was mir der Glaube bedeutet, aber dazu fehlten mir die Worte. (Siehe den Beginn dieses Beitrags.) Und ich suchte einen Ort, wo ich mit anderen Christen über diesen Schmerz reden kann und verstanden werde.

Meine Erwartungen an ein katholisches Forum waren also:
Die Gewissheit zu bekommen, dass da draußen noch andere gläubige Katholen sind. Mehr über den Glauben und die Kirche zu erfahren, damit ich im Real Life besser Zeugnis geben kann, in einer Sprache, die auch verstanden wird. Und Christen zu treffen, die es ebenfalls bedauern, wenn Deutschland zu einer Diaspora wird.

Tja, das war vor zwei Jahren mein Antrieb ins Netz. Mittlerweile sind für mich noch andere Erwartungen, oder besser Hoffnungen, hinzugekommen. Aber ich möchte dieses neue Forum ja nicht zutexten.

Lieben Gruß
Lara


--------------------------------------------------------------------------------

Editiert am 01.10.2003 23:08:37 von Lara
Preisfrage: Was alles hat sich in den letzten fünf Jahren getan?
Und wie sehen die andern das?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

HeGe
Moderator
Beiträge: 15079
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 18:56

Beitrag von HeGe »

Als ich damals mein erstes Forum aufgesucht habe (Kath.de, den Kreuzgang gab es damals ja noch nicht), ging es mir v.a. um den Dialog mit anderen Katholiken, aber auch um Diskussionen mit Nichtkatholiken.

Ich habe dann festgestellt, dass ernsthafte Diskussionen in der eher glaubensfeindlichen Atmosphäre dieses Forums selten zustande kamen und habe mich daher auf das Mitlesen beschränkt.

Sehr froh war ich dann, als es zur Gründung des Kreugangs kam. Hier treiben sich zwar im Allgemeinen weniger glaubensfeindliche Leute rum, mit denen man diskutieren könnte, und wenn, dann nur für kurze Zeit. Dafür habe ich hier aus den Gesprächen viel über meinen Glauben gelernt, bzw. erstmal gelernt, wie wenig ich als durchschnittlicher Katholik aus der heute normalen Gemeindekatechese eigentlich über den Glauben weiß.

Insofern hat sich bei mir die Motivation etwas verschoben, dahingehend, dass ich weniger versuche, Leute überzeugen zu wollen, sondern dass ich primär erstmal Wissen erhalte.

Andererseits macht es aber auch manchmal Spaß, über aktuelle Themen zu schreiben und zu lesen, gerade auch wenn es manchmal nur ein gemeinsames Schimpfen ist.

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, was die Motivation derjenigen war, die das Forum zwischenzeitlich wieder verlassen haben. Wenn diejenigen aber gemerkt haben, dass sie hier ihren Glauben mehr und mehr verlieren, war das sicher die richtige Entscheidung. Bei mir ist aber der Effekt bisher eher umgekehrt.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Meine Forenzeit begann so vor 7 Jahren. Damals waren gerade die "Erscheinungen" in Marpingen und es gab ein sehr lebhaftes Forum dazu (das allerdings technisch mager war). Anschließend hat mich dann mehr die Diskussion mit Protestanten interessiert, v.a. um mehr über meinen Glauben zu lernen (war damals noch relativ frisch bekehrt). So bin ich ins amerikanische Internet ausgewandert und habe sowohl evangelikale Fundiforen, als auch katholische Foren besucht. Damals gab es ein richtiges Aufblühen solcher Foren und viele sehr kompetente Menschen, von denen man richtig was lernen konnte.

Das ständige Anrennen gegen Mauern in Diskussionen mit Fundis war ich dann irgendwann leid und 2002 kam ich zu kath.net, wo es endlich mal möglich war, dass man sich unter Katholiken austauscht, ohne dass es ständig zu immer denselben Grundsatzdiskussionen kam, wie z.B. auf kath.de.

Als der Kreuzgang eröffnet wurde, war ich auch dabei, auch hier waren viele kompetente Leute unterwegs. Anschließend bin ich auch mal gelegentlich auf katholon.net gewesen, aber inzwischen hatte ich eigentlich die Lust verloren, über den Glauben zu diskutierien.

Mein Eindruck der letzten Jahre ist, dass katholische Foren immer mehr zu Orten des Jammerns und des Klagens werden, wie schlecht doch die Welt ist und wie sehr es doch mit unserm Land und unserer Kirche bergab geht. Daneben stört mich auch das gegenseitige Misstrauen unter Katholiken, das inzwischen jedes Forum eingezogen ist.

Inzwischen halte ich mich mit meiner Beteiligung in katholischen Diskussionsforen eher zurück.

Benutzeravatar
Granuaile
Beiträge: 780
Registriert: Freitag 5. Mai 2006, 11:31
Wohnort: Zürich

Beitrag von Granuaile »

HeGe hat geschrieben: ... Hier treiben sich zwar im Allgemeinen weniger glaubensfeindliche Leute rum, ....
Wie definierst du "glaubensfeindlich"?

Benutzeravatar
Walter
Moderator
Beiträge: 1506
Registriert: Mittwoch 25. Januar 2006, 13:56

Beitrag von Walter »

Dirk hat geschrieben:Mein Eindruck der letzten Jahre ist, dass katholische Foren immer mehr zu Orten des Jammerns und des Klagens werden, wie schlecht doch die Welt ist und wie sehr es doch mit unserm Land und unserer Kirche bergab geht.
Den Eindruck habe ich auch. Der Kreuzgang ist da für mich eine erfreuliche Ausnahme! :freude:

Mit verursacht wird das aber auch durch private "katholische" Informationsseiten wie kath.net oder kreuz.net, bei denen viel mehr kritische als erfreuliche Meldungen gebracht (und somit auch diskutiert) werden. Das ist zwar allgemein so in der Presse üblich, aber anders als in Politik oder Wirtschaft trifft die Kritik durch den Fokus auf kirchliche Themen (gewollt* oder ungewollt) zumeist die "Eigenen".

Wenn die sich bei jeder rausgegebenen Meldung vorher überlegt hätten, ob das wirklich die Frohe Botschaft ist, die sie als Christen verkünden wollen, ergäbe sich vielleicht ein anderes Bild. Als "Vorbild" könnten sie sich Feuilleton-Redaktionen nehmen. Wenn die nur überkritisch herangehen würden, wären sie selbst längst arbeitslos, weil es als Resultat auch keine Kultur(förderung) mehr gäbe.
:ikb_rip:

*(das ist mein persönlicher Eindruck bei kreuz.net, aber auch ein anderes Thema ...)
γενηθήτω το θέλημά σου·

Cypher

Beitrag von Cypher »

Granuaile hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben: ... Hier treiben sich zwar im Allgemeinen weniger glaubensfeindliche Leute rum, ....
Wie definierst du "glaubensfeindlich"?
Vielleicht meint er damit "glaubensfreundlich". ;)

Dr. Dirk
Beiträge: 1433
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

Walter hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:Mein Eindruck der letzten Jahre ist, dass katholische Foren immer mehr zu Orten des Jammerns und des Klagens werden, wie schlecht doch die Welt ist und wie sehr es doch mit unserm Land und unserer Kirche bergab geht.
Den Eindruck habe ich auch. Der Kreuzgang ist da für mich eine erfreuliche Ausnahme! :freude:
Na ja, diese Einschätzung kann ich nicht so ganz teilen... :/

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dirk hat geschrieben:
Walter hat geschrieben:
Dirk hat geschrieben:Mein Eindruck der letzten Jahre ist, dass katholische Foren immer mehr zu Orten des Jammerns und des Klagens werden, wie schlecht doch die Welt ist und wie sehr es doch mit unserm Land und unserer Kirche bergab geht.
Den Eindruck habe ich auch. Der Kreuzgang ist da für mich eine erfreuliche Ausnahme! :freude:
Na ja, diese Einschätzung kann ich nicht so ganz teilen... :/
Hm. Die unterschiedliche Wahrnehmung hat vielleicht mit einem ge-
wissen katholisch-orthodoxen Gegensatz zu tun: Die Katholiken jam-
mern tatsächlich ziemlich viel, ganz anders die Orthodoxen.

Nicht, daß wir nichts zu jammern hätten. Aber wir kloppen uns ja
schon darüber, wo denn nun des Jammers Ursach’ liege. Den Betrüb-
ten Trost zu spenden und denen in der Finsternis das Licht zu brin-
gen: das vergessen wir nur zu oft.

Welch ein Jammer! ;D
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

HeGe
Moderator
Beiträge: 15079
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 18:56

Beitrag von HeGe »

Granuaile hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben: ... Hier treiben sich zwar im Allgemeinen weniger glaubensfeindliche Leute rum, ....
Wie definierst du "glaubensfeindlich"?
Atheisten, Agnostiker, Ex-Katholiken von "Wir sind Kirche", "HuK", etc., und alle weiteren "modernen" und "aufgeklärten" Menschen.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Benutzeravatar
FranzSales
Beiträge: 976
Registriert: Dienstag 14. Oktober 2003, 08:46

Beitrag von FranzSales »

Den Betrübten Trost zu spenden und denen in der Finsternis das Licht zu bringen: das vergessen wir nur zu oft.
Tun das denn die Orthodoxen? Deren missionarisches und diakonisches Engagement ist -vorsichtig gesagt- äußerst dürftig.
Nichts gegen tolle Liturgien und intensives Jesus-Gebet, aber das reicht allein auch nicht.

Das katholische Problem des "Jammerns" hat der Psychologe Lütz in seinem Buch "Der blockierte Riese" amüsant auf den Punkt gebracht.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

Benutzeravatar
Walter
Moderator
Beiträge: 1506
Registriert: Mittwoch 25. Januar 2006, 13:56

Beitrag von Walter »

Manfred Lütz (Auszug aus [i]"Der blockierte Riese"[/i]) hat geschrieben:Begeben wir uns also zum Anwärmen gleich einmal mitten in den katholischen Suppentopf: Tatort Deutschland, eine beliebige katholische Pfarrgemeinde. Der Bischof kommt. Insider nennen diesen Vorgang Visitation. Früher sah dabei der Bischof in einer Pfarrgemeinde nach dem rechten. Das ist heute anders.

Heute ist es eher die Pfarrgemeinde, die den Bischof visitiert. Und das geht dann so: Zeitig vor dem Ereignis trifft sich der Pfarrgemeinderat, bestehend aus engagierten katholischen Christen mittleren Alters, und berät: Was fragen wir den Bischof?

Nach monatelangen Debatten kommen völlig überraschenderweise unfehlbar folgende vier Themen zustande. Erstens, Sexualität und Kirche oder: der Papst und die Kondome; zweitens, der Zölibat als Problem oder: fällt er nicht, haben wir nicht mehr genug Priester; drittens, Frauen und Kirche oder: ohne Frauenpriestertum keine Gleichberechtigung, und schließlich viertens, der römische Zentralismus, die Unfehlbarkeit des Papstes, zu wenig Demokratie in der Kirche oder: Wir haben sowieso nichts zu sagen.

Analaysiert man diese Diskussionsthemen, so muß man zugeben, daß sie aus sehr unterschiedlichen Bereichen stammen. Strenggenommen haben sie lediglich eines gemeinsam: Der Bischof kann auf all das nur unbefriedgend antworten. ...

Nach der Visitation gehen die Mitglieder des Pfarrgemeinderates nachdenklich nach Hause, man redet noch miteinander über dies und das.

Schließlich sagt einer mit einem tiefen Seufzer: "Wir haben uns so große Mühe gemacht, aber er hat alle unsere Fragen unbefriedigend beantwortet."

Auch der Bischof fährt bedrückt nach Hause zurück. Seinem Fahrer sagt er: "Wissen Sie, das war wieder das gleiche wie in der vorigen Gemeinde, immer die gleichen Themen, aber über die Besonderheiten und Talente dieser Gemeinde habe ich wieder so gut wie nichts erfahren."

Psychologisch nennt man das eine sorgfältig geplante Frustration.
γενηθήτω το θέλημά σου·

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema