Bruder Donald hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Oktober 2019, 12:48
Quasi: eine (gute) Katechese baut auf (einer guten) Dogmatik auf?
Genau!
Und es ist tragisch, wenn die Katechese auf dogmatischen Fehlern aufbaut ... Oder der Katechet bzw. Religionslehrer nicht in der Lage ist, die Qualität der Quellen zu beurteiilen, die er benutzt.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Oktober 2019, 12:48
Lauralarissa, soweit ich richtig verstanden habe, hast du ja Theologie studiert?
Hattest du ein bestimmtes Lehrbuch zur Dogmatik, a la Ott oder Müller?
Ich habe damals zu Beginn bzw. in der Mitte meines Studiums mit den Werken von Greshake gearbeitet. Die fand ich gut verständlich. Irgendwann hätte ich dann aber gerne mehr Hintergrundwissen, mehr Verständnis gehabt, fand sie fast zu seicht.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Oktober 2019, 12:48
Wie muss für dich persönlich ein gutes Lehrbuch zur Dogmatik sein? Soll es rein neutral-wissenschaftlich sein?
Ich persönlich möchte den Glauben der Kirche verstehen. Das bedeutet, dass ich wissen möchte, wie die Dogmen entstanden sind, wie die Dogmengeschichte war, warum man sich für genau diese Formulierungen entschieden hat. Ich fand das schon sehr spannend zu sehen, auf welche Konflikte bestimmte Entscheidungen zurückgehen, welche philosophischen und theologischen Strömungen dahinter stehen. Also Dogmen genauso in ihrer historischen Genese zu sehen wie biblischen Texte. Das ist schon sehr interessant...
Das Interessante ist ja, dass Theologie eben eine Wissenschaft ist und somit auch die eigenen Texte kritisch hinterfragen kann. Eben keine Katechese für Erwachsene.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Oktober 2019, 12:48
Kann ein Dogmatiklehrbuch zum persönlichen Wachsen im Glauben beitragen, soll es überhaupt so etwas leisten?
Meines Erachtens braucht es für ein Wachsen im Glauben immer zweierlei:
1. Das Glaubenswissen und damit die persönliche Entscheidung für den Glauben einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Nur wenn ich den katholischen Glauben in seinen zentralen Inhalten und in seiner Logik intellektuell erfasse, kann ich mich für ihn wirklich entscheiden. Und natürlich kann ich auch nur dann in irgendeiner Form der Vermittlung (Unterricht, Seelsorge etc.) arbeiten, wenn ich den Glauben wirklich verstanden habe und ihn - zumindest in Grundzügen - auch wissenschaftlich erfasst habe. Dafür sind Lehrbücher unerlässlich.
2. Das zweite sind die Glaubenserfahrungen, die persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Da muss ich im Laufe meines Lebens immer tiefer reinwachsen. Dafür können Kenntnisse helfen, aber sie sind nur ein kleiner Teil.
Hierfür gibt es übrigens an den Unis auch sehr gute Angebote - die meisten Unis haben Mentorate, die die Studierenden genau in diesem Prozess begleiten ...
Letztlich geht es im Studium darum, den katholischen Glauben intellektuell zu durchdringen, wissenschaftlich reflektieren zu können und mit (!) diesen Kenntnissen in einer lebendigen Christusbeziehung zu wachsen, die das Wissenschaftliche nicht ausblendet sondern integriert.
Wenn man nur in der Wissenschaft bleibt ohne die persönliche Gottesbeziehung besteht das Risiko, dass Theologie zum intellektuellen Gedankenspiel wird. Wenn man nur in der Gottesbeziehung bleibt, ohne die Wissenschaft zu integrieren (oder sie sogar ablehnt), besteht die Gefahr des Fundamentalismus. Beiden Problemen begegnet man an die Unis...
Laura
"Die römisch-katholische Kirche ignoriert Begabungen, verachtet Wissen und verbietet sich Visionen. Sie hat sich an Frauen versündigt und versündigt sich weiter. Diskriminierung ist ihr harter, aber hohler Markenkern." (Christiane Florin)