"Anfängerfragen"

Allgemein Katholisches.
AndreHW
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 27. März 2021, 22:12

"Anfängerfragen"

Beitrag von AndreHW »

Hallo,

Ich bin neu im Forum und auch neu im katholischen Glauben und habe so ein paar "Anfängerfragen". Vielleicht kann mir der eine oder andere ein paar Tipps geben?

In der letzten Woche war ich werktags das erste Mal in meinem Leben in einer Heiligen Messe. Nachdem ich mich zuerst nicht getraut habe, bin ich dann doch hingegangen und es hat auf mich trotz der Einschränkungen durch Corona einen großen Eindruck gemacht. Schon alleine beim Betreten der Kirche, diese Atmosphäre, die Stille hat mich ergriffen und ganz andächtig gemacht. Ich hatte richtiges Herzklopfen.

Um nicht irgendwie unangenehm aufzufallen, habe ich mich weit nach hinten gesetzt. Ich habe mich vorher zwar informiert über den Ablauf einer Heiligen Messe, aber als ich da in der Kirchenbank saß, hatte ich das alles schon nicht mehr so wirklich im Kopf. Darum habe ich versucht mich an den anderen Messbesuchern zu orientieren. Das "Vater unser" konnte ich auch mitbeten. Auch das Kreuzzeichen habe ich mitgemacht. An einigen Stellen haben die Gläubigen aber etwas mitgesprochen oder dem Priester geantwortet, was ich akutstisch schlecht verstehen konnte, vermutlich auch wegen der Masken, die alle dort trage mußten.

Heute war ich wieder in der Heiligen Messe. Der Ablauf war teilweise anders, wobei ich nicht weiß, ob das sonntags generell etwas anders ist als werkstags oder ob es daran liegt, daß heute Palmsonntag ist. In der "Werktagsmesse" wurde z.B. das Glaubensbekenntnis von allen gesprochen. Ich habe mich im Verlauf der Woche damit beschäftigt, um es heute in der Messe auch mitsprechen zu können. Aber heute kam das Glaubensbekenntnis in der Messe gar nicht vor.

Wie lernt man am besten sich in der Heiligen Messe richtig zu orientieren, d.h. genau zu wissen, wann man stehen, knien oder sitzen sollte oder wann man dem Priester wie antwortet? Kommt das automatisch, wenn man öfter an der Messe teilnimmt?

Mir ist aufgefallen, daß manche Gläubige einfach in die Kirche gehen und sich auf einen Platz in der Kirchenbank setzen, während andere im mittleren Gang eine Kniebeuge machen und dann erstmal einige Minuten knien, ehe sie sich in die Bank setzen. Ist das egal, wie man das macht?

Ähnliches ist mir aufgefallen während der Kommunion. Einige knien die ganze Zeit, bevor und nachdem sie die Kommunion empfangen, während andere überwiegend sitzen und gar nicht knien oder nur ganz kurz.

In der Messe an dem Werktag waren ca. 20 Gläubige in der Kirche und alle haben die Kommunion empfangen, außer mir natürlich. Das war mir irgendwie etwas unangenehm, weil ich der einzige war, der nicht nach vorne gegangen ist. Ich bin einfach knien geblieben bis alle fertig waren und habe nach vorne geschaut.

Was sollte ich da am besten machen, während die anderen die Kommunion empfangen? in Gedanken etwas beten oder einfach nur in Stille verharren und zuschauen?

Dann hätte ich noch eine Frage zum Beten im Alltag. Ich würde gerne regelmäßig beten und das irgendwie in mein Leben integrieren, zum Beispiel direkt am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Schlafengehen oder vor den Mahlzeiten. Aber außer dem "Vater unser" kann ich noch keine Gebete. Darum bete ich einfach hin und wieder am Tag, wenn ich einen Moment der Ruhe habe dieses Gebet.
Mich würde einfach mal interessieren, wie ihr das so macht. Habt ihr ein Gebetbuch oder habt ihr feste Gebete, die ich zu den Tageszeiten betet oder sprecht ihr einfach in eigenen Worten mit Gott, je nachdem was euch gerade bewegt?

Ich würde mich sehr freuen, ein paar Ratschläge zu bekommen und wünsche allen eine friedliche Karwoche. :hutab:

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Hallo,

Ich bin neu im Forum und auch neu im katholischen Glauben und habe so ein paar "Anfängerfragen". Vielleicht kann mir der eine oder andere ein paar Tipps geben?

In der letzten Woche war ich werktags das erste Mal in meinem Leben in einer Heiligen Messe. Nachdem ich mich zuerst nicht getraut habe, bin ich dann doch hingegangen und es hat auf mich trotz der Einschränkungen durch Corona einen großen Eindruck gemacht. Schon alleine beim Betreten der Kirche, diese Atmosphäre, die Stille hat mich ergriffen und ganz andächtig gemacht. Ich hatte richtiges Herzklopfen.

Um nicht irgendwie unangenehm aufzufallen, habe ich mich weit nach hinten gesetzt. Ich habe mich vorher zwar informiert über den Ablauf einer Heiligen Messe, aber als ich da in der Kirchenbank saß, hatte ich das alles schon nicht mehr so wirklich im Kopf. Darum habe ich versucht mich an den anderen Messbesuchern zu orientieren. Das "Vater unser" konnte ich auch mitbeten. Auch das Kreuzzeichen habe ich mitgemacht. An einigen Stellen haben die Gläubigen aber etwas mitgesprochen oder dem Priester geantwortet, was ich akutstisch schlecht verstehen konnte, vermutlich auch wegen der Masken, die alle dort trage mußten.

Heute war ich wieder in der Heiligen Messe. Der Ablauf war teilweise anders, wobei ich nicht weiß, ob das sonntags generell etwas anders ist als werkstags oder ob es daran liegt, daß heute Palmsonntag ist. In der "Werktagsmesse" wurde z.B. das Glaubensbekenntnis von allen gesprochen. Ich habe mich im Verlauf der Woche damit beschäftigt, um es heute in der Messe auch mitsprechen zu können. Aber heute kam das Glaubensbekenntnis in der Messe gar nicht vor.
Palmsonntag ist im Ablauf wegen der Palmweihe und -prozession in der Tat speziell. Das Glaubensbekenntnis wird an Sonntagen und Hochfesten gebetet, also bspw. am vergangenen Donnerstag am Hochfest der Verkündigung des Herrn; an normalen Werktagen kommt es in der Messe dagegen nicht vor. An Palmsonntag ist es wie an jedem Sonntag vorgesehen; als ich noch in Deutschland war, habe ich es allerdings durchaus erlebt, daß es an diesem Tag einfach ausgelassen wurde.
Wie lernt man am besten sich in der Heiligen Messe richtig zu orientieren, d.h. genau zu wissen, wann man stehen, knien oder sitzen sollte oder wann man dem Priester wie antwortet? Kommt das automatisch, wenn man öfter an der Messe teilnimmt?
Übung macht auch hier den Meister, aber eine gute Orientierung bietet der Ablauf der heiligen Messe im Gotteslob; ich befinde mich in Rußland und habe nur mein altes Gotteslob bei mir, daher kann ich leider nicht mit Nummern für das neue Gotteslob (seit 2014) weiterhelfen; den zu finden sollte aber mit dem Inhaltsverzeichnis kein Problem sein.
Mir ist aufgefallen, daß manche Gläubige einfach in die Kirche gehen und sich auf einen Platz in der Kirchenbank setzen, während andere im mittleren Gang eine Kniebeuge machen und dann erstmal einige Minuten knien, ehe sie sich in die Bank setzen. Ist das egal, wie man das macht?
Die für mich gewohnte Praxis ist eine Kniebeuge vor dem Altar, um mich dann in die Bank zu setzen; je nach den Umständen knie ich dann auch ggf. in privatem Gebet (in der Bank, nicht im Gang). Ohne ein Zeichen der Reverenz gegenüber dem Altar sich in die Bank zu setzen kenne ich nur von Leuten, die offenbar eher selten in der Kirche sind (besonders bei Hochzeiten oder Beerdigungen); selbst hochbetagte Gläubige mit Knieproblemen machen nach meiner Erfahrung zumindest eine Verbeugung.
Ähnliches ist mir aufgefallen während der Kommunion. Einige knien die ganze Zeit, bevor und nachdem sie die Kommunion empfangen, während andere überwiegend sitzen und gar nicht knien oder nur ganz kurz.
Wie lange jemand nach dem Kommunionempfang in stillem Gebet verharrt, ist nicht geregelt; als Organist und Kantor stehe ich häufig vor dem Problem, daß ich kaum Zeit dafür habe, weil meine Dienste direkt benötigt werden (ich bemühe mich dann, nach Ende der Messe etwas Zeit im stillen Gebet zu verbringen). Wie lange jemand kniet, kann auch damit zusammenhängen, wie es um die Gesundheit bestellt ist.
In der Messe an dem Werktag waren ca. 20 Gläubige in der Kirche und alle haben die Kommunion empfangen, außer mir natürlich. Das war mir irgendwie etwas unangenehm, weil ich der einzige war, der nicht nach vorne gegangen ist. Ich bin einfach knien geblieben bis alle fertig waren und habe nach vorne geschaut.

Was sollte ich da am besten machen, während die anderen die Kommunion empfangen? in Gedanken etwas beten oder einfach nur in Stille verharren und zuschauen?
Wenn ich aus irgendwelchen Gründen nicht kommuniziere, lese ich manchmal eine Andacht im Gesangbuch; stilles Gebet ist aber auch nie verkehrt, und in Stille zu verharren ist auch nicht falsch.
Dann hätte ich noch eine Frage zum Beten im Alltag. Ich würde gerne regelmäßig beten und das irgendwie in mein Leben integrieren, zum Beispiel direkt am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Schlafengehen oder vor den Mahlzeiten. Aber außer dem "Vater unser" kann ich noch keine Gebete. Darum bete ich einfach hin und wieder am Tag, wenn ich einen Moment der Ruhe habe dieses Gebet.
Mich würde einfach mal interessieren, wie ihr das so macht. Habt ihr ein Gebetbuch oder habt ihr feste Gebete, die ich zu den Tageszeiten betet oder sprecht ihr einfach in eigenen Worten mit Gott, je nachdem was euch gerade bewegt?

Ich würde mich sehr freuen, ein paar Ratschläge zu bekommen und wünsche allen eine friedliche Karwoche. :hutab:
Das Vater unser ist ein hervorragendes Gebet, und ich bete es auch selbst mehrmals täglich. Das Gebet in eigenen Worten ist aber auch nicht zu verachten. Das eine tun, und das andere nicht lassen.

Es gibt außerdem das sogenannte Stundenbuch mit Laudes, Vesper und den anderen Tagzeiten, aber das ist vllt. eher weniger geeignet für Anfänger; die gedruckten Bücher sind recht teuer und wegen des häufigen Blätterns ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber es gibt eine entsprechende App (kostenlos) vom Deutschen Liturgischen Institut.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Bruder Donald

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Bruder Donald »

AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Ich bin neu im Forum und auch neu im katholischen Glauben und habe so ein paar "Anfängerfragen".
Hallo erstmal hier im Forum und im katholischen Glauben. :huhu:
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Wie lernt man am besten sich in der Heiligen Messe richtig zu orientieren, d.h. genau zu wissen, wann man stehen, knien oder sitzen sollte oder wann man dem Priester wie antwortet? Kommt das automatisch, wenn man öfter an der Messe teilnimmt?
Ja, es kommt irgendwann automatisch, je mehr man teilnimmt und mitmacht. Vielleicht liegen in der Kirche, in welche du gehst, ja Heftchen zum Gottesdienstablauf aus (sowas z. B.)?
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Ist das egal, wie man das macht?
Eigentlich sollte man sich beim Eintritt mit Weihwasser bekreuzigen (fällt zur Zeit ja aber aus) und eine Kniebeuge machen. Manche machen es gleich beim Eintritt, manche erst wenn sie in die Bank gehen, manche beides. Ich denke, jeder hat so seine Formen, die man irgendwann gelernt hat. Jedennfalls sollte einem bewusst sein, dass man in einem Gotteshaus ist und somit eine gewisse Ehrfurcht haben, man ist schließlich nicht in einem Konzerthaus. Sich bekreuzigen, hinknien und still sein ist bestimmt ein (guter) Ausdruck solch einer Ehrfurcht, aber da gibt es eben Unterschiede, je nachdem wen man fragt.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Einige knien die ganze Zeit, bevor und nachdem sie die Kommunion empfangen, während andere überwiegend sitzen und gar nicht knien oder nur ganz kurz.
Nach der Kommunion "sollte" man sich hinknien und ein Dankesgebet sprechen. Auch hier: Ehrfurcht, aber es gibt eben Unterschiede in der Praxis. Ich finde jedenfalls, wenn man einfach nach vorne geht, sich den "Keks" abholt und wieder hinsetzt, dann gibt so ein Verhalten nicht wirklich diesen sehr spirituellen Moment wieder.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Ich bin einfach knien geblieben bis alle fertig waren und habe nach vorne geschaut.
Das war auch richtig so. Zur Kommunion sollte man gehen, wenn man im "Stand der Gnade" ist. Im "Stand der Gnade" ist man, wenn man keine Todsünden hat. Woher man das weiß? Eigentlich gar nicht, daher sollte man "sicherheitshalber" vor dem Empfang der Kommunion auch bei der Beichte gewesen sein. Das ist jedenfalls "offizelle" Lehre. Das Problem in unserer Zeit und besonders in Deutschland ist, dass viele sich nicht an die offizielle Lehre mehr halten und machen was sie wollen. Viele empfangen die Eucharestie sonntäglich, obwohl sie seit Jahren nicht mehr bei der Beichte wahren. So ein Verhalten empfehle ich dir ausdrücklich nicht.
Ich nehme an, dass du nicht getauft bist bzw. weder Erstkommunion noch (Erst-)Beichte hattest? Daher solltest du das zunächst nachholen, bis dahin ist es angebracht, die Kirchbank zu drücken. ;D Aber wen du das Bedürfnis hast, kannst du gerne nach vorne und dich segnen lassen. :)
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Was sollte ich da am besten machen, während die anderen die Kommunion empfangen?
Das ist natürlich dir überlassen. Ich z. B. knie mich hin und bete, wenn ich nicht zur Kommunion gehe. Wenn ich das Bedürfnis danach habe, gehe ich nach vorne und lasse mich segnen.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Dann hätte ich noch eine Frage zum Beten im Alltag.
Witzig, dass gerade heute im Gottesdienst der Pfarrer in seiner Predigt uns empfohlen hat, morgens, mittags, abends zu beten. Zum Einstieg würde ich persönlich empfehlen, sich einen Zeitpunkt auszuwählen und das zu praktizieren. Mit dem Lauf der Zeit kann man das ja ruhig ausweiten.
Die katholische Kirche greift natürlich auf einen reichen Schatz an Gebeten zurück, die Ausdruck des Glaubens sind und bedenkenlos von uns gesprochen werden können/sollen. Solche "Standard"-Gebeten findest du z. B. im Gotteslob*, oder in kleinen Gebetsbüchern, die in manchen Kirchen (für kleinen Preis) zum Mitnehmen ausliegen.
Natürlich ist es heute erlaubt freie Gebete zu sprechen. Manche beten die "Standard"-Gebete, mache beten frei, manche machen beides. Ich finde letzteres gut und empfehlenswert (man mixt quasi Tradition und Gegenwart), aber da wird auch jeder seine Meinung dazu haben. Am Ende musst du entscheiden, was dir mehr entspricht.

*Wenn du dir ein Gotteslob anschaffen willst, solltest du dir jenes für dein Bistum aussuchen.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Trisagion »

AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Ich bin neu im Forum und auch neu im katholischen Glauben und habe so ein paar "Anfängerfragen".
Na, dann doppelt willkommen! :hutab: Ich war vor über einem Jahrzehnt auch mal Konvertit.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Wie lernt man am besten sich in der Heiligen Messe richtig zu orientieren, d.h. genau zu wissen, wann man stehen, knien oder sitzen sollte oder wann man dem Priester wie antwortet? Kommt das automatisch, wenn man öfter an der Messe teilnimmt?
Ja, das wird schnell Routine, denn es ist im Wesentlichen immer dasselbe. Einfach nachmachen was die anderen so tun. Oder im Messbuch / Messheftchens mitlesen.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Mir ist aufgefallen, daß manche Gläubige einfach in die Kirche gehen und sich auf einen Platz in der Kirchenbank setzen, während andere im mittleren Gang eine Kniebeuge machen und dann erstmal einige Minuten knien, ehe sie sich in die Bank setzen. Ist das egal, wie man das macht?
Die einseitige Kniebeuge wird nach vorne hin zum Altar, eigentlich zum Tabernakel / der Realpräsenz Jesu, ausgeführt. Die Idee ist hier ganz schlicht die mittelalterliche Ehrbezeugung vor dem König, hier dem göttlichen König. Sie sollte sowohl beim in die Bank setzen als auch beim Heraustreten gemacht werden. Beim Heraustreten erst nach vorne Kniebeuge und dann wenden zum Gehen (man kniet "zum Gesicht" des Königs hin, nicht zum Ausgang). Im Prinzip sollte das Knie den Boden berühren, wenn man kann. Wenn das gesundheitlich garnicht geht, macht man stattdessen einen Diener. Knien mit beiden Knien in der Bank beim Beten ist schlicht eine Form des konzentrierten, demütigen Betens: optional für private Gebete, aber Teil des Messritus.

Wichtig ist noch, daß die Kniebeuge vor einem menschlichen Fürst mit dem linken Bein, aber nur vor Gott mit dem rechten Bein gemacht wird. In der heutigen Praxis, da wir keine Fürsten mehr haben, also immer rechts das Knie beugen. Außer man ist in traditionellen Kreisen unterwege und trifft auf einen Bischof, oder man trifft gar den Papst: diese Kirchenfürsten können dann mit einer linken Kniebeuge bedacht werden.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Ähnliches ist mir aufgefallen während der Kommunion. Einige knien die ganze Zeit, bevor und nachdem sie die Kommunion empfangen, während andere überwiegend sitzen und gar nicht knien oder nur ganz kurz.
Wichtiger als die äußere Form ist da die innere Andacht, und man kann nicht in andere Leute reinschauen. Manchmal hat man auch schlicht mehr oder weniger "zu sagen" (innerlich). Nach dem Empfang der Hostie ist es denke ich aber sicher gut zumindestens kurz beidseitig kniend zu beten.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
In der Messe an dem Werktag waren ca. 20 Gläubige in der Kirche und alle haben die Kommunion empfangen, außer mir natürlich. Das war mir irgendwie etwas unangenehm, weil ich der einzige war, der nicht nach vorne gegangen ist. Ich bin einfach knien geblieben bis alle fertig waren und habe nach vorne geschaut.
Ich bleibe öfter mal sitzen, weil nicht "ausreichend gebeichtet". Mach Dir keine Sorgen, es kümmert die Leute viel weniger als Du denkst. Wenn sie es bemerken, dann wohl eher weil du "im Wege sitzt". Es kann dann unter Umständen nützlich sein mit aus der Reihe zu rücken, dann zurückzutreten statt nach vorne zum Altar, und dann erst wieder hinsetzen wenn alle anderen raus sind.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Was sollte ich da am besten machen, während die anderen die Kommunion empfangen? in Gedanken etwas beten oder einfach nur in Stille verharren und zuschauen?
Beides sind gute Optionen geistig an der Kommunion teilzunehmen. Wenn Du möchtest kannst Du auch mit nach vorne gehen, aber die Arme über die Brust kreuzen. Das wird als Zeichen verstanden, daß Du einen Segen möchtest aber nicht an der Kommunion teilnehmen kannst. Ich persönlich finde es besser sitzend meinen Zustand zu bedenken, aber das mag bei Dir anders sein.
AndreHW hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 22:02
Dann hätte ich noch eine Frage zum Beten im Alltag. Ich würde gerne regelmäßig beten und das irgendwie in mein Leben integrieren, zum Beispiel direkt am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Schlafengehen oder vor den Mahlzeiten. Aber außer dem "Vater unser" kann ich noch keine Gebete. Darum bete ich einfach hin und wieder am Tag, wenn ich einen Moment der Ruhe habe dieses Gebet.
Mich würde einfach mal interessieren, wie ihr das so macht. Habt ihr ein Gebetbuch oder habt ihr feste Gebete, die ich zu den Tageszeiten betet oder sprecht ihr einfach in eigenen Worten mit Gott, je nachdem was euch gerade bewegt?
Ich persönlich bete entweder "still", kontemplativ (was man heutzutage gerne "meditieren" nennt, 15-45 Minuten), oder "frei" (in direkter, meist recht kurzer inner Rede zu Gott, ein paar Minuten), oder auch eins folgend dem anderen. Ich probiere gelegentlich mal das Stundengebet, oder andere "vorgefertigte" Gebete, aber mir persönlich ist das meist einfach zuviel Text... (andere Leute lieben das). Wenn ich mir Inspiration holen will, lese ich lieber ein paar Psalmen. Ich bete auch gelegentlich den Rosenkranz mit Einsetzungen (siehe z.b. hier), und mache auch ganz gerne die lectio divia nach alter Mönchsmanier.

Ich erkläre mal kurz die lectio divina, weil das oft etwas mysteriös wirken kann. Man wählt dazu ein Buch der Bibel aus (vielleicht mal mit dem Neuen Testament anfangen), und liest das von Anfang bis Ende durch - aber i.d.R. über mehre, vielleicht viele, Sitzungen von bestimmer Länge, z.B. 30 Minuten. Es empfiehlt sich halblaut vorzulesen (!) damit man nicht über die Zeilen huscht, und konzentriert bleibt. Wenn einen ein Vers interessiert, hält man inne, denkt über ihn nach, wiederholt ihn, "kaut ihn durch". Wenn nichts passiert, liest man einfach weiter. Aber vielleicht bringt er einen ans Beten. Dann betet man aus dem Vers / Text heraus. Wenn nichts passiert, liest man einfach weiter. Aber manchmal schenkt einem Gott beim Beten eine Einsicht, eine Inspiration, eine Verzückung. Dann genießt man die. Und anschließend liest man einfach weiter. Das ist eine gute Weise "Stoff" fürs Beten zu kriegen, und außerdem lernt man so die Bibel kennen.

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Lycobates »

Trisagion hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 03:28
[...]
In der heutigen Praxis, da wir keine Fürsten mehr haben [...]
Ist Er sich da ganz sicher?
:blinker:
Trisagion hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 03:28
Außer man ist in traditionellen Kreisen unterwege und trifft auf einen Bischof, oder man trifft gar den Papst: diese Kirchenfürsten können dann mit einer linken Kniebeuge bedacht werden.
Auch in rein profanen Kontexten kann das passieren.
Ein Offizier überreicht former First Lady Nancy Reagan eine Fahne:

Bild
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Trisagion »

Lycobates hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 08:52
Auch in rein profanen Kontexten kann das passieren.
Wohl wahrscheinlicher ist das hier (und die Mehrheit der Herren in den Bildern der Suchmaschine ist mit dem falschen Bein runter, wobei das vielleicht eine verzeihliche Vergöttlichung ist...):
Bild

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Lycobates »

Trisagion hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 11:06
Lycobates hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 08:52
Auch in rein profanen Kontexten kann das passieren.
Wohl wahrscheinlicher ist das hier (und die Mehrheit der Herren in den Bildern der Suchmaschine ist mit dem falschen Bein runter, wobei das vielleicht eine verzeihliche Vergöttlichung ist...):
Bild
Der schlecht angezogene junge Mann auf dem Bild wird ein Linkshänder sein.
:breitgrins:
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7875
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von holzi »

Trisagion hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 03:28
Wichtig ist noch, daß die Kniebeuge vor einem menschlichen Fürst mit dem linken Bein, aber nur vor Gott mit dem rechten Bein gemacht wird. In der heutigen Praxis, da wir keine Fürsten mehr haben, also immer rechts das Knie beugen. Außer man ist in traditionellen Kreisen unterwege und trifft auf einen Bischof, oder man trifft gar den Papst: diese Kirchenfürsten können dann mit einer linken Kniebeuge bedacht werden.
Da bin ich alt und grau, und lerne doch immer noch was dazu! "Again ebbs learned!" wie wir Lateiner sagen. :breitgrins:

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

holzi hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 11:24
Trisagion hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 03:28
Wichtig ist noch, daß die Kniebeuge vor einem menschlichen Fürst mit dem linken Bein, aber nur vor Gott mit dem rechten Bein gemacht wird. In der heutigen Praxis, da wir keine Fürsten mehr haben, also immer rechts das Knie beugen. Außer man ist in traditionellen Kreisen unterwege und trifft auf einen Bischof, oder man trifft gar den Papst: diese Kirchenfürsten können dann mit einer linken Kniebeuge bedacht werden.
Da bin ich alt und grau, und lerne doch immer noch was dazu! "Again ebbs learned!" wie wir Lateiner sagen. :breitgrins:
Ich frage mich immer, wo das mit dem rechten und linken Bein eigentlich herkommt. In den rubrizistischen Büchern, die ich normalerweise konsultiere, wird nichts dergleichen erwähnt; das Caeremoniale Episcoporum beschreibt in einem eigenen Kapitel, wann man zu genuflektieren hat, schweigt sicher aber darüber aus, mit welchem Knie das zu erfolgen habe. Bei Hartmann im Repertorium rituum wird bei der Beschreibung der Genuflexion nur die auf das rechte Knie beschrieben (und Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch genug weltliche wie geistliche Fürsten); Castaldo schreibt in der Praxis caeremoniarum kein Knie vor; Fortescue erwähnt gleichfalls nur die Kniebeuge auf das rechte Knie.

Kann es sein, daß die Verwendung des linken Knies eine Eigenheit des höfischen Zeremoniells ist?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Trisagion »

Protasius hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 13:38
Kann es sein, daß die Verwendung des linken Knies eine Eigenheit des höfischen Zeremoniells ist?
Die meisten Menschen sind Rechtshänder, und Schwertkämpfer (HEMA, Reenactment) ziehen ein langes Schwert immer überkreuz, also als Rechtshänder von der linken Seite. Vielleicht ging man also ursprünglich mit der Schwertseite in die Knie vor dem Fürst? Das könnte praktische Gründe haben, oder symbolische.

AndreHW
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 27. März 2021, 22:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von AndreHW »

Ich danke euch für die Antworten.
Protasius hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 23:18
Palmsonntag ist im Ablauf wegen der Palmweihe und -prozession in der Tat speziell. Das Glaubensbekenntnis wird an Sonntagen und Hochfesten gebetet, also bspw. am vergangenen Donnerstag am Hochfest der Verkündigung des Herrn; an normalen Werktagen kommt es in der Messe dagegen nicht vor. An Palmsonntag ist es wie an jedem Sonntag vorgesehen; als ich noch in Deutschland war, habe ich es allerdings durchaus erlebt, daß es an diesem Tag einfach ausgelassen wurde.
Danke für die Erklärung. Also gestern wurde das Glaubensbekenntnis am Palmsonntag nicht in der Messe gebetet. Es war allerdings auch die Messe am Abend, nicht die am Vormittag. Ob es daran lag? Palmzweige wurden ziemlich zu Beginn der Messe geweiht, ich habe mir nach der Messe auch einen mit nach Hause genommen.

Die Werktagsmesse, die ich besucht habe, war am vorletzten Freitag. Da wurde in der Messe das Glaubensbekenntnis gebetet. Da war auch der Josefstag. Vielleicht deshalb?
Bruder Donald hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 00:50
Das war auch richtig so. Zur Kommunion sollte man gehen, wenn man im "Stand der Gnade" ist. Im "Stand der Gnade" ist man, wenn man keine Todsünden hat. Woher man das weiß? Eigentlich gar nicht, daher sollte man "sicherheitshalber" vor dem Empfang der Kommunion auch bei der Beichte gewesen sein. Das ist jedenfalls "offizelle" Lehre. Das Problem in unserer Zeit und besonders in Deutschland ist, dass viele sich nicht an die offizielle Lehre mehr halten und machen was sie wollen. Viele empfangen die Eucharestie sonntäglich, obwohl sie seit Jahren nicht mehr bei der Beichte wahren. So ein Verhalten empfehle ich dir ausdrücklich nicht.
Ich nehme an, dass du nicht getauft bist bzw. weder Erstkommunion noch (Erst-)Beichte hattest? Daher solltest du das zunächst nachholen, bis dahin ist es angebracht, die Kirchbank zu drücken. ;D Aber wen du das Bedürfnis hast, kannst du gerne nach vorne und dich segnen lassen. :)
Ich bin als Kind getauft worden, allerdings von einem evangelischen Pastor. Vor vielen Jahren schon bin ich aber aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Ich bin natürlich noch weder gefirmt, noch habe ich jemals gebeichtet. Ich möchte nach Ostern mal den Pfarrer hier vor Ort ansprechen mit dem Wunsch in die Kirche einzutreten.

Ich verstehe schon, daß und warum ich die Kommunion aktuell noch nicht empfangen kann/darf und finde das auch nachvollziehbar. Es ist eben nur ein komisches Gefühl, wenn man von 20 Menschen in einer Messe der einzige ist, der nicht nach vorne geht, sondern knien bleibt. Obwohl die anderen Menschen sich dabei wahrscheinlich gar nichts denken werden, es ist nur so mein Gefühl gewesen.
Trisagion hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 03:28
Beides sind gute Optionen geistig an der Kommunion teilzunehmen. Wenn Du möchtest kannst Du auch mit nach vorne gehen, aber die Arme über die Brust kreuzen. Das wird als Zeichen verstanden, daß Du einen Segen möchtest aber nicht an der Kommunion teilnehmen kannst. Ich persönlich finde es besser sitzend meinen Zustand zu bedenken, aber das mag bei Dir anders sein
Ich glaube das würde eher etwas Vewrirrung stiften für den Priester. Er steht ja vor dem Altar und hat die Hostien in der Hand für die Gläubigen, die zur Kommunion gehen. Wie oft kommt es vor, dass da mal jemand während der Kommunionsspendung nach vorne geht und sich segnen lassen möchte?

Ich denke vorerst werde ich besser knien bleiben, wenn die anderen nach vorn gehen. ;)

Noch eine andere Frage:

Ich würde gerne auch an den Messen über Ostern teilnehmen. Für die Messen an den Wochenenden und an den Ostertagen muß man sich hier generell vorher im Pfarrbüro anmelden, eben weil die Kapazitäten wegen Abstandsgebot und Hygienekonzept begrenzt sind.

Die Kirche ist nicht so sehr groß und offiziell hat die Gemeinde mehrere tausend Mitglieder hier im Umkreis. Ich denke mal viele Katholiken, die sonst auch nie in die Messe gehen, werden das an Ostern aber tun.

Ich würde mich gerne anmelden für die Messen an Ostern, aber möchte auch keinem Katholiken einen Platz wegnehmen. Findet ihr es in Ordnung, wenn ich mich da einfach anmelde oder sollte ich dann besser erst nach Ostern wieder in die Messe gehen und an Ostern besser den Kirchenmitgliedern das begrenzten Platz lassen? Ich weiss leider nicht, wieviele Menschen sonst so an hohen Festen hier in die Kirche kommen. Am gestrigen Palmsonntag waren abends auch nicht so viele dort.

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

AndreHW hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 20:13
Ich danke euch für die Antworten.
Protasius hat geschrieben:
Sonntag 28. März 2021, 23:18
Palmsonntag ist im Ablauf wegen der Palmweihe und -prozession in der Tat speziell. Das Glaubensbekenntnis wird an Sonntagen und Hochfesten gebetet, also bspw. am vergangenen Donnerstag am Hochfest der Verkündigung des Herrn; an normalen Werktagen kommt es in der Messe dagegen nicht vor. An Palmsonntag ist es wie an jedem Sonntag vorgesehen; als ich noch in Deutschland war, habe ich es allerdings durchaus erlebt, daß es an diesem Tag einfach ausgelassen wurde.
Danke für die Erklärung. Also gestern wurde das Glaubensbekenntnis am Palmsonntag nicht in der Messe gebetet. Es war allerdings auch die Messe am Abend, nicht die am Vormittag. Ob es daran lag? Palmzweige wurden ziemlich zu Beginn der Messe geweiht, ich habe mir nach der Messe auch einen mit nach Hause genommen.

Die Werktagsmesse, die ich besucht habe, war am vorletzten Freitag. Da wurde in der Messe das Glaubensbekenntnis gebetet. Da war auch der Josefstag. Vielleicht deshalb?
Ja, ganz richtig, das ist auch ein Hochfest. Das Hochfest des hl. Joseph und Verkündigung des Herrn sind die einzigen Hochfeste auf dem Generalkalender, die in die Fastenzeit fallen können. (Bestimmte Gemeinschaften haben teilweise noch Eigenfeste im Rang von Hochfesten, bspw. die Benediktiner des Fest des hl. Benedikt am 21. März oder die Kirche in Irland den hl. Patrick am 17. März, die auch in die Fastenzeit fallen können.)
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7875
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von holzi »

AndreHW hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 20:13

Ich würde mich gerne anmelden für die Messen an Ostern, aber möchte auch keinem Katholiken einen Platz wegnehmen. Findet ihr es in Ordnung, wenn ich mich da einfach anmelde oder sollte ich dann besser erst nach Ostern wieder in die Messe gehen und an Ostern besser den Kirchenmitgliedern das begrenzten Platz lassen? Ich weiss leider nicht, wieviele Menschen sonst so an hohen Festen hier in die Kirche kommen. Am gestrigen Palmsonntag waren abends auch nicht so viele dort.
Nicht so viel denken, wenn es dir hilft, dann melde dich an. Nach den Erfahrungen von Weihnachten wahr ich die Prognose, dass sich die Anmeldungen in Grenzen halten. Zumindest in den normalen Gemeinden. Ich selbst bevorzuge die alte Form der römischen Messe, da ist die Lage etwas anderes, in meinem Fall sind die Messen jetzt schon gut gebucht. Aber es wäre noch was frei. In diesem Jahr feiern wir wieder nach den Riten vor 1955, der FSSP sei Dank.

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Lycobates »

holzi hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 22:27
[...] Ich selbst bevorzuge die alte Form der römischen Messe, da ist die Lage etwas anderes, in meinem Fall sind die Messen jetzt schon gut gebucht. Aber es wäre noch was frei. In diesem Jahr feiern wir wieder nach den Riten vor 1955, der FSSP sei Dank.
Aber nach dem Stundenplan von 1956 ff.
Wann ist derzeit denn Sonnenuntergang in Regensburg?
:hmm:
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Bruder Donald

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Bruder Donald »

AndreHW hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 20:13
Ich möchte nach Ostern mal den Pfarrer hier vor Ort ansprechen mit dem Wunsch in die Kirche einzutreten.
Super! :daumen-rauf: Wünsche dir frohe und gesegnete Aufnahme!
AndreHW hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 20:13
Obwohl die anderen Menschen sich dabei wahrscheinlich gar nichts denken werden, es ist nur so mein Gefühl gewesen.
Ja, doch, das Gefühl kann ich nachvollziehen. ^^ Aber egal, du wohnst wahrscheinlich nicht in einem katholischen Dorf, wo sich alle kennen und nach dem Gottesdienst das Mäulchen über den Neuen zerreißen, warum er wohl nicht zur Kommunion vorgetreten ist. ;)
AndreHW hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 20:13
Wie oft kommt es vor, dass da mal jemand während der Kommunionsspendung nach vorne geht und sich segnen lassen möchte?
Eher selten. Aber in meinen persönlichen Fällen und solchen die ich beobachtet habe, haben die Priester es immer souverän und wie selbstverständlich gemacht. Die Priester sind es wahrscheinlich auch zum Teil gewohnt, weil sie Kinder, die eben noch keine Erstkommunion hatten, immer segnen.
Aber ja, die meisten, die nicht zur Kommunion gehen, bleiben sitzen oder knien, beten usw.
AndreHW hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 20:13
Findet ihr es in Ordnung, wenn ich mich da einfach anmelde oder sollte ich dann besser erst nach Ostern wieder in die Messe gehen und an Ostern besser den Kirchenmitgliedern das begrenzten Platz lassen?
Ja, einfach anmelden, nur keine falsche Scheu. Meines Wissens hat jede Gemeinde unterschiedliche Auswahlsysteme, kann also z. B. sein, dass deine Gemeinde eh die "Alteingesessenen" bevorzugt. Sind für alle schwere Zeiten und wie heißt es so schön: "Die Kranken brauchen den Arzt, nicht die Gesunden".

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7875
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von holzi »

Lycobates hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 22:57
holzi hat geschrieben:
Montag 29. März 2021, 22:27
[...] Ich selbst bevorzuge die alte Form der römischen Messe, da ist die Lage etwas anderes, in meinem Fall sind die Messen jetzt schon gut gebucht. Aber es wäre noch was frei. In diesem Jahr feiern wir wieder nach den Riten vor 1955, der FSSP sei Dank.
Aber nach dem Stundenplan von 1956 ff.
Wann ist derzeit denn Sonnenuntergang in Regensburg?
:hmm:
Die Stunde ist dem Herrn Söder geschuldet: 18:00 Uhr, damit alle wieder bis 22:00 Uhr im Bettchen sind. :aergerlich:

AndreHW
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 27. März 2021, 22:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von AndreHW »

Ich wollte mich heute für die Gottesdienste über Ostern anmelden. Leider war fast alles schon voll. Durch das Hygienekonzept können eben nur wenige Menschen in die Kirche. Ich habe aber am Ostersonntag abends noch einen Platz in der Heiligen Messe bekommen und darauf freue ich mich schon.

Sind eigentlich die Messen am Sonntag abend im Prinzip gleich wie die am Sonntag morgen? Erfüllt man mit dem Besuch der abendlichen Messe auch die Sonntagspflicht?
Sollte man sich zu einer Heiligen Messe am Ostersonntag abend besonders kleiden oder tragen die meisten Gläubigen da auch normale Alltagskleidung?

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

AndreHW hat geschrieben:
Mittwoch 31. März 2021, 17:18
Ich wollte mich heute für die Gottesdienste über Ostern anmelden. Leider war fast alles schon voll. Durch das Hygienekonzept können eben nur wenige Menschen in die Kirche. Ich habe aber am Ostersonntag abends noch einen Platz in der Heiligen Messe bekommen und darauf freue ich mich schon.

Sind eigentlich die Messen am Sonntag abend im Prinzip gleich wie die am Sonntag morgen? Erfüllt man mit dem Besuch der abendlichen Messe auch die Sonntagspflicht?
Sollte man sich zu einer Heiligen Messe am Ostersonntag abend besonders kleiden oder tragen die meisten Gläubigen da auch normale Alltagskleidung?
In der Regel sind die Messen am Sonntagabend von den Texten die gleichen wie am Sonntagmorgen, und man erfüllt gemäß CIC die Sonn- bzw. Feiertagspflicht, wenn man am Feiertag selbst oder am Vorabend an einer Messe teilnimmt, die nach katholischem Ritus gefeiert wird; das Meßformular ist bei dieser Frage nicht entscheidend, es macht also bzgl. der Sonntagspflicht nichts aus, wenn ein Festtag den Sonntag liturgisch verdrängt.

[Es gibt Ausnahmen bzgl. des Meßformulars am Sonntagabend, bspw. wenn der vierte Adventssonntag auf den 24. Dezember fällt und abends entsprechend die Christmette gefeiert wird statt der Messe vom Tage; das sind aber eher seltene Fälle.]

Bzgl. der Kleidung lege ich an den allerhöchsten Festtagen wie Weihnachten und Ostern in der Regel meinen besten Anzug an. Wie häufig das ist, fällt mir allerdings schwer zu sagen; an normalen Sonntagen war ich mit Anzug und Krawatte in der Regel in der Minderheit, aber ich habe dem auch i.d.R. keine Beachtung geschenkt, weil ich als Organist meist anderes im Kopf habe als die Kleidung meiner Mitbrüder und -schwestern und auf der Orgelempore auch weiter weg von ihnen bin und es entsprechend gar nicht richtig sehen kann.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

AndreHW
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 27. März 2021, 22:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von AndreHW »

Protasius hat geschrieben:
Mittwoch 31. März 2021, 18:07
In der Regel sind die Messen am Sonntagabend von den Texten die gleichen wie am Sonntagmorgen, und man erfüllt gemäß CIC die Sonn- bzw. Feiertagspflicht, wenn man am Feiertag selbst oder am Vorabend an einer Messe teilnimmt, die nach katholischem Ritus gefeiert wird; das Meßformular ist bei dieser Frage nicht entscheidend, es macht also bzgl. der Sonntagspflicht nichts aus, wenn ein Festtag den Sonntag liturgisch verdrängt.
Dann erfüllt auch eine Teilnahme an der Messe am Samstag abend die Sonntagspflicht, wenn ich das richtig verstehe?

Ich habe mir mal das Gotteslob zugelegt und finde es sehr hilfsreich. Dort stehen auch viele Gebete drin. Sollte man Gebete auswendig sprechen oder ist es auch in Ordnung Gebete lesend zu sprechen?

In der Kirche gibt es hier rechts neben dem Altarraum einen kleineren, etwas abgegrenzten Bereich, wo eine große Statue von Maria steht, davor stehen brennende Kerzen und ein kleine Bank, auf der man aber nur knien kann. Ich habe leider keine Ahnung, wie man das nennt. Ist dieser Ort wohl dem Priester vorbehalten?

Einen Beichtstuhl habe ich in der Kirche noch nicht gesehen. Haben das nicht alle katholische Kirchen normalerweise?

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

AndreHW hat geschrieben:
Donnerstag 1. April 2021, 21:48
Protasius hat geschrieben:
Mittwoch 31. März 2021, 18:07
In der Regel sind die Messen am Sonntagabend von den Texten die gleichen wie am Sonntagmorgen, und man erfüllt gemäß CIC die Sonn- bzw. Feiertagspflicht, wenn man am Feiertag selbst oder am Vorabend an einer Messe teilnimmt, die nach katholischem Ritus gefeiert wird; das Meßformular ist bei dieser Frage nicht entscheidend, es macht also bzgl. der Sonntagspflicht nichts aus, wenn ein Festtag den Sonntag liturgisch verdrängt.
Dann erfüllt auch eine Teilnahme an der Messe am Samstag abend die Sonntagspflicht, wenn ich das richtig verstehe?
Korrekt. (Anmerkung: Neben dem kirchlichen Gebot der Sonntagspflicht im Sinne des verpflichtenden Meßbesuchs gibt es auch das göttliche Gebot den Sonntag heilig zu halten, also insbesondere keine knechtliche Arbeit zu verrichten [es gibt Ausnahmen, wenn es unumgänglich ist; bspw. Schichtdienst am Sonntag, oder die unaufschiebbaren Arbeiten wie das Kochen].)
Ich habe mir mal das Gotteslob zugelegt und finde es sehr hilfsreich. Dort stehen auch viele Gebete drin. Sollte man Gebete auswendig sprechen oder ist es auch in Ordnung Gebete lesend zu sprechen?
Solange du dich ehrlich darum bemühst mit dem Herzen dabei zu sein, ist es gleich gut ob du Gebete auswendig sprichst, aus einem Gebetbuch liest [der Priester macht das ja bspw. beim Tagesgebet immer] oder deine Bitten, deinen Dank, deine Fragen und Probleme in eigenen Worten vor Gott trägst. Die Gefahr mit den Gedanken abzuschweifen und ins Plappern zu geraten ist bei abgelesenen wie bei auswendigen Gebeten vorhanden; davor sollte man sich hüten, aber weder das eine noch das andere ist davor automatisch gefeit.
In der Kirche gibt es hier rechts neben dem Altarraum einen kleineren, etwas abgegrenzten Bereich, wo eine große Statue von Maria steht, davor stehen brennende Kerzen und ein kleine Bank, auf der man aber nur knien kann. Ich habe leider keine Ahnung, wie man das nennt. Ist dieser Ort wohl dem Priester vorbehalten?
Durchaus nicht; die Kerzen haben die Gläubigen (also sowohl Priester wie auch Nichtpriester) aufgestellt. In vielen Kirchen gibt es solche Heiligenbilder, an denen man um die Fürsprache der dargestellten Heiligen bittet (in meiner Heimatgemeinde bspw. gibt es außer dem Marienbild auch noch eine Darstellung der hl. Familie); die Kerzen heißen Votivlichter oder Opferkerzen und sind gewissermaßen ein Ausdruck des Gebets (nicht unähnlich dem Weihrauch, der ebenfalls wie das Gebet aufsteigt, Ps 141).
Einen Beichtstuhl habe ich in der Kirche noch nicht gesehen. Haben das nicht alle katholische Kirchen normalerweise?
In Pfarrkirchen herkömmlicherweise schon; in manchen Kirchen gibt es zusätzlich oder stattdessen Beichtzimmer, oder der Priester hört im Fall der Fälle die Beichte in der Sakristei (bspw. in der Kapelle meines ehemaligen Gymnasiums).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

AndreHW
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 27. März 2021, 22:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von AndreHW »

Protasius hat geschrieben:
Donnerstag 1. April 2021, 23:55
Solange du dich ehrlich darum bemühst mit dem Herzen dabei zu sein, ist es gleich gut ob du Gebete auswendig sprichst, aus einem Gebetbuch liest [der Priester macht das ja bspw. beim Tagesgebet immer] oder deine Bitten, deinen Dank, deine Fragen und Probleme in eigenen Worten vor Gott trägst. Die Gefahr mit den Gedanken abzuschweifen und ins Plappern zu geraten ist bei abgelesenen wie bei auswendigen Gebeten vorhanden; davor sollte man sich hüten, aber weder das eine noch das andere ist davor automatisch gefeit.
Wie kann man sich am besten davor hüten "ins Plappern" zu geraten?

Ich habe heute zum ersten Mal versucht einen Rosenkranz zu beten, den freudenreichen Rosenkranz. Je länger ich betete, merkte ich öfter, dass ich manchmal mit dem Kopf nicht mehr voll und ganz dabei war und meine Gedanken drohten abzuschweifen, während mein Mund das Ave Maria wiederholend gesprochen hat. Wenn ich das gemerkt habe, versuchte ich die Worte betont langsamer und dadurch bewußter zu sprechen und dann kam ich gedachlich auch wieder in das Gebet rein. Gibt es da noch Tipps, wie man es vermeiden kann in gedankenloses "Plappern" zu kommen?
Protasius hat geschrieben:
Donnerstag 1. April 2021, 23:55
In Pfarrkirchen herkömmlicherweise schon; in manchen Kirchen gibt es zusätzlich oder stattdessen Beichtzimmer, oder der Priester hört im Fall der Fälle die Beichte in der Sakristei (bspw. in der Kapelle meines ehemaligen Gymnasiums).
In einem Beichtstuhl stelle ich mir die Beichte irgendwie angenehmer vor.

Wie ist das eigentlich, wenn man als Erwachsener zum ersten Mal beichtet? Die Fülle der Sünden ist doch sehr groß, wenn ich mein ganzes bisheriges Leben rekapitulieren. Wie lange kann eine Beichte da dauern, bis man alle seine Sünden bekannt hat? Überfrachtet man einen Priester damit nicht? Und wie ist das mit Sünden, die man früher einmal begangen hat, die einem gedanklich aber nicht mehr wirklich präsent sind? Vergeben sind einem doch nur die Sünden, die man auch bekennt und bereut?
Wenn man regelmäßig beichtet, mag das überschaubarer sein, als eine Beichte nach vielen Jahren oder Jahrzehnten.

Wie lang ist so allgemein der Weg eines Menschen, bis man in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird und auch die Sakramente empfangen kann?

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

AndreHW hat geschrieben:
Montag 5. April 2021, 14:38
Protasius hat geschrieben:
Donnerstag 1. April 2021, 23:55
Solange du dich ehrlich darum bemühst mit dem Herzen dabei zu sein, ist es gleich gut ob du Gebete auswendig sprichst, aus einem Gebetbuch liest [der Priester macht das ja bspw. beim Tagesgebet immer] oder deine Bitten, deinen Dank, deine Fragen und Probleme in eigenen Worten vor Gott trägst. Die Gefahr mit den Gedanken abzuschweifen und ins Plappern zu geraten ist bei abgelesenen wie bei auswendigen Gebeten vorhanden; davor sollte man sich hüten, aber weder das eine noch das andere ist davor automatisch gefeit.
Wie kann man sich am besten davor hüten "ins Plappern" zu geraten?

Ich habe heute zum ersten Mal versucht einen Rosenkranz zu beten, den freudenreichen Rosenkranz. Je länger ich betete, merkte ich öfter, dass ich manchmal mit dem Kopf nicht mehr voll und ganz dabei war und meine Gedanken drohten abzuschweifen, während mein Mund das Ave Maria wiederholend gesprochen hat. Wenn ich das gemerkt habe, versuchte ich die Worte betont langsamer und dadurch bewußter zu sprechen und dann kam ich gedachlich auch wieder in das Gebet rein. Gibt es da noch Tipps, wie man es vermeiden kann in gedankenloses "Plappern" zu kommen?
Das wäre genau das, was ich empfohlen hätte, weil es das ist, was auch mir hilft, wenn ich mich dabei erwische mit den Gedanken abzuschweifen. Ein Beichtvater hat mir auch mal empfohlen sich das Geheimnis, das ich im entsprechenden Gesätz betrachte, bildlich vor Augen zu führen (bspw. wie hier); inwieweit das auch für andere ein guter Ratschlag ist, kann ich nicht sagen, mir hilft es mich zu konzentrieren.
Protasius hat geschrieben:
Donnerstag 1. April 2021, 23:55
In Pfarrkirchen herkömmlicherweise schon; in manchen Kirchen gibt es zusätzlich oder stattdessen Beichtzimmer, oder der Priester hört im Fall der Fälle die Beichte in der Sakristei (bspw. in der Kapelle meines ehemaligen Gymnasiums).
In einem Beichtstuhl stelle ich mir die Beichte irgendwie angenehmer vor.
Mir persönlich ist ein Beichtstuhl auch lieber, aber gerade bei einem langen Beichtgespräch oder im Falle betagter Pönitenten mit bspw. Knieproblem ist ein Beichtzimmer, bei dem Pönitent und Beichtvater beide sitzen, nicht verkehrt. Wenn ich wählen kann, nehme ich den Beichtstuhl, aber wenn der Priester bereits im Beichtzimmer sitzt (etwa von der vorherigen Beichte), stört mich das auch nicht sehr.
Wie ist das eigentlich, wenn man als Erwachsener zum ersten Mal beichtet? Die Fülle der Sünden ist doch sehr groß, wenn ich mein ganzes bisheriges Leben rekapitulieren. Wie lange kann eine Beichte da dauern, bis man alle seine Sünden bekannt hat? Überfrachtet man einen Priester damit nicht? Und wie ist das mit Sünden, die man früher einmal begangen hat, die einem gedanklich aber nicht mehr wirklich präsent sind? Vergeben sind einem doch nur die Sünden, die man auch bekennt und bereut?
Wenn man regelmäßig beichtet, mag das überschaubarer sein, als eine Beichte nach vielen Jahren oder Jahrzehnten.
Eine solche Beichte kann eine ziemliche Weile dauern, damit ist man nicht in fünf Minuten fertig; vergangenen Herbst wurde hier in Moskau vor der Messe ein orthodox getaufter (allerdings zuvor nicht praktizierender) junger Mann in die Kirche aufgenommen, der dann nach dem Abschwören von diversen Irrlehren und Bekenntnis des katholischen Glaubens dann seine erste Beichte ablegte, das dauert dann durchaus mal eine halbe Stunde. Sich dafür bei der Gewissenserforschung einen Zettel zu schreiben, ist keine Schande. Den Priester zu überfrachten, wäre eine Sorge, um die ich mir keine Gedanken machen würde; es gehört zu seinen Aufgaben Beichte zu hören. Wenn man weiß, daß man viel zu beichten hat, kann es aber natürlich sinnvoll sein einen Termin mit einem Priester zu vereinbaren.
Wie lang ist so allgemein der Weg eines Menschen, bis man in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird und auch die Sakramente empfangen kann?
Das kann man so allgemein schlecht sagen; das hängt bspw. auch davon ab, wie die Ausgangslage ist (Ungetaufter, getaufter Nichtkatholik, …). Zudem berührt diese Frage auch das Kirchenrecht; ich bin selbst kein Theologe und habe vom Kirchenrecht nicht die nötige Ahnung, um da qualifiziert Antwort geben zu können.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

philipp

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von philipp »

Servus Andre, erstmal herzliche Gratulation zu deinem motivierten Einstieg in die neue Kirche. Zur Beichte: Das ist ganz sicher kein Problem. Auch mir fallen immer und immer wieder alte Sünden ein. Eigentlich muss man die ja nicht beichten, meines Wissens, weil sie ja schon vergeben sind auch wenn ich sie nicht explizit genannt habe, aber es ist besser man macht das meiner Meinung nach. Also selbst wenn du innerhalb der nächsten Monate 5 Mal 40-minütige Beichten ablegst ist das kein Problem. Ich würde es halt dem Priester davor sagen, dann kann er sich drauf einstellen. Und falls du es doch ein wenig abkürzen willst (3 Stunden will man ja auch nicht rumfaseln), dann empfehle ich deine Sünden möglichst auf das wichtigste zu beschränken. Ich neige dazu "die ganze Geschichte" zu erzählen. Und am besten erzählst du im Zweifel alles so schlimm wie möglich... ich neige sonst dazu Sachen kleinzurden.

Für deine Messbesuche kann auch ich dir nur empfehlen den alten Ritus anzuschauen. Kenne mittlerweile 3 Nichtgläubige die wirklich berührt wurden vom alten Ritus. Das hat einfach was. Vielleicht gibt es ja FSSP, FSSPX, Oratorianer, ChristkönigInstitut oder sonst wen in deiner Nähe.

Das wars mit meinen Erfahrungen, viel Freude mit Beichte, Messe und Kirche.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Trisagion »

AndreHW hat geschrieben:
Donnerstag 1. April 2021, 21:48
In der Kirche gibt es hier rechts neben dem Altarraum einen kleineren, etwas abgegrenzten Bereich, wo eine große Statue von Maria steht, davor stehen brennende Kerzen und ein kleine Bank, auf der man aber nur knien kann. Ich habe leider keine Ahnung, wie man das nennt. Ist dieser Ort wohl dem Priester vorbehalten?
Fast eher umgekehrt, es ist ein typischer Sammelpunkt der Laien vor oder nach der Messe (oder auch zu anderen Zeiten, falls die Kirche offen ist). Das schnelle Anzünden einer Kerze ist aus offensichtlichen Gründen gerade bei jüngeren Kindern (und darum bei deren Eltern) beliebt. Oft empfiehlt es sich also erstmal die Familien ihr Ding machen zu lassen, damit man mehr Ruhe hat. Bei Erwachsenen ist nur Kerze m.E. so ein bißchen eine McDonalds Verehrung des Heiligen, quasi eine kurze Verbeugung im Vorbeilaufen... Kann man durchaus machen, wenn aus guten Gründen in Eile, aber für mich keine gute Dauereinrichtung. "Richtiger" m.E. ist eben die Kerze anzuzünden und dann auf der bereitgestellten Gebetsbank zu/mit/durch den Heiligen zu beten, mindestens für ein paar Minuten (eher nicht bis die Kerze abgebrannt ist, obwohl man gelegentlich Zwerg-Teelichter kriegt wo das machbar wäre). Die Kerze ist eigentlich sowas wie ein länger anhaltendes Zeichen für dieses Gebet. Nebenbei bemerkt ist das normalerweise mit einer kleinen Spende an die Kirche verbunden, meist kann man da irgendwo Geld einwerfen um die Kerze zu kaufen, und normalerweise steht die erwartete Summe irgendwo. (Es gibt eigentlich keinen Grund sich eine Kerze zu nehmen und nicht zu zahlen, schließlich kann man ja problemlos auch ohne Beten wenn man kein Geld dabei hat. Hingegen kann man natürlich immer mehr geben als vorgeschlagen...)
AndreHW hat geschrieben:
Donnerstag 1. April 2021, 21:48
Einen Beichtstuhl habe ich in der Kirche noch nicht gesehen. Haben das nicht alle katholische Kirchen normalerweise?
Jedenfalls sollte es eine Beichtgelegenheit geben. Das kann auch mal ein abgetrenntes Zimmer sein, oder derlei. Einfach nachfragen, wenn es nicht offensichtlich ist.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Trisagion »

AndreHW hat geschrieben:
Montag 5. April 2021, 14:38
Wie kann man sich am besten davor hüten "ins Plappern" zu geraten?
Es scheint mir Du fragst mehr nach "Erhalten der Konzentration, weniger Abschweifen im Geiste" als nach "Plappern"? Ist ja nicht so, als ob Du "geschwätzig" gebetet hättest.

Allgemein gesprochen kann man den Geist durch Konzentration auf köperliche Funktionen bei der geistigen Stange halten, wenn man mit Abschweifung im Geiste Probleme hat. Du hast da schon ganz richtig reagiert mit der Konzentration auf die gute Aussprache, denn "Sprachkontrolle" ist eine solche Möglichkeit. Beim Rosenkranz kannst Du Dich auch noch auf die "Prozedur am Gerät" konzentrieren. Statt ohne Aufmersamkeit nur zu "Zählen", kannst Du Dich visuell und/oder tastend darauf konzentrieren. Wenn Du einen Rosenkranz hast mit größeren und/oder abgesetzten "Vater Unser" Perlen, kannst Du z.B. darauf achten diese rein vom Gefühl her zu finden.

Ich weiß nicht, ob Du das Geheimnis sprechend einfügst, siehe z.B. die Wikipedia Liste, aber das finde ich hilft auch.

I
AndreHW hat geschrieben:
Montag 5. April 2021, 14:38
Wie ist das eigentlich, wenn man als Erwachsener zum ersten Mal beichtet? Die Fülle der Sünden ist doch sehr groß, wenn ich mein ganzes bisheriges Leben rekapitulieren. Wie lange kann eine Beichte da dauern, bis man alle seine Sünden bekannt hat? Überfrachtet man einen Priester damit nicht? Und wie ist das mit Sünden, die man früher einmal begangen hat, die einem gedanklich aber nicht mehr wirklich präsent sind? Vergeben sind einem doch nur die Sünden, die man auch bekennt und bereut? Wenn man regelmäßig beichtet, mag das überschaubarer sein, als eine Beichte nach vielen Jahren oder Jahrzehnten.
Also, gebeichtet werden müssen nur die Todsünden, nicht die läßlichen Sünden. Es ist zwar hilfreich die läßlichen Sünden zu beichten, aber ich denke für den ersten großen Aufwasch kann man sich das sparen wenn man sonst in Zeitnot kommt. Außerdem ist es nicht nötig dieselbe (Art von) Sünde nun quasi mit präzisen Daten und Details über Jahrzehnte zu protokollieren. Eine einfache Zusammenfassung nach Zahl / Frequenz über die Jahre hinweg tut es da auch. Wenn da irgendwo etwas Bemerkenswertes dabei war (etwa eine besonders schlimme Sache), kann man das ja erwähnen. Aber im Prinzip ist ja gerade bei so einem großen Rückblick eher von Interessen was die Dauerprobleme sind und wie die sich vielleicht über die Zeit hinweg entwickelt haben. Hier ist eine Art Überblick sicher für beide Seiten besser, und der Priester kann ja immer nachfragen wenn er etwas genauer wissen will. Ich denke wirklich, daß sich das für fast alle Menschen in unter einer Stunde abhandeln läßt, und der reine Sündenkatalog eher in so zwanzig bis dreißig Minuten. Ich rechne hier also schon die doppelte Zeit ein weil ich wirklich denke, daß dies eine gute Gelegenheit für eine mehr umfassende, qualitative Reflektion (wo hakt es generelll im Leben und Glauben) und ein dementsprechendes Gespräch mit dem Priester ist.

Es lohnt sich m.E. hier auf alle Fälle den Priester direkt anzusprechen, und ich erwarte normalerweise, daß der dann einen eigenen Termin vorschlagen wird außerhalb des normalen Beichtbetriebs, wo individuelle Zeit reserviert ist und nicht andere Leute darauf warten, daß sie an die Reihe kommen. Der normale Ablauf ist ein wenig zu effizient für diese Situation, würde ich sagen...
AndreHW hat geschrieben:
Montag 5. April 2021, 14:38
Wie lang ist so allgemein der Weg eines Menschen, bis man in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird und auch die Sakramente empfangen kann?
Keine Ahnung, um ehrlich zu sein, und es dürfte auch davon abhängen wann man anfängt - wenn da etwas bestimmte Programme in der Katechese laufen an denen man teilnehmen sollte. Aber ein Jahr scheint mir durchaus angebracht...

AndreHW
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 27. März 2021, 22:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von AndreHW »

Ich danke euch für die Antworten.

Heute war ich mal in der Vorabendmesse. Ich habe allerdings gelesen, daß man die Sonntagspflicht mit dieser Messe nur erfüllt, wenn man am Sonntag aus wichtigen Gründen verhindert ist an der Messe teilzunehmen. Stimmt das? Ich hatte mich jedenfalls für diese Messe vorab angemeldet, bevor ich das gelesen hatte.

Ich war von geschätzten 40 Gläubigen wieder die einzige Person, die bei der Kommunion nicht nach vorne gegangen ist. Ich bin einfach knien geblieben, bis alle fertig waren. Scheinbar bin ich dort immer der einzige in der Messe, der (noch) kein Mitglied der Kirche ist.

Mir ist leider bei mir selbst aufgefallen, daß ich mich während der Messe sehr darauf konzentriere, die Struktur und den Ablauf der Messe nachzuvollziehen, so gut ich kann. Es klappt auch inzwischen schon besser, allerdings bin ich in Gedanken dadurch oft weniger bei Christus und mehr damit beschäftigt in Gedanken durchzugehen, wann welches Gebet kommt, wann man kniet, wann man ein Kreuzzeichen macht etc. Manchmal komme ich durcheinander, setze zu spät ein, wenn alle schon ein Gebet sprechen oder gerade während der Eucharistiefeier versuche ich manchmal krampfhaft zu verstehen, was die anderen beten.
philipp hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 10:10
Für deine Messbesuche kann auch ich dir nur empfehlen den alten Ritus anzuschauen. Kenne mittlerweile 3 Nichtgläubige die wirklich berührt wurden vom alten Ritus. Das hat einfach was. Vielleicht gibt es ja FSSP, FSSPX, Oratorianer, ChristkönigInstitut oder sonst wen in deiner Nähe.
Danke für den Hinweis. Vorerst wäre ich schon froh, wenn ich mich erstmal mit dem ordentlichen Messritus gut zurechtfinde. Ich glaube auch nicht, daß es in meiner Nähe irgendwo den alten Ritus gibt. Ich komme aus einer Region, in der es in Relation zur Bevölkerung nur sehr wenige Katholiken gibt.
Trisagion hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 15:07
Beim Rosenkranz kannst Du Dich auch noch auf die "Prozedur am Gerät" konzentrieren. Statt ohne Aufmersamkeit nur zu "Zählen", kannst Du Dich visuell und/oder tastend darauf konzentrieren. Wenn Du einen Rosenkranz hast mit größeren und/oder abgesetzten "Vater Unser" Perlen, kannst Du z.B. darauf achten diese rein vom Gefühl her zu finden.

Ich weiß nicht, ob Du das Geheimnis sprechend einfügst, siehe z.B. die Wikipedia Liste, aber das finde ich hilft auch.
Also ich spreche das Geheimnis bei jedem Ave Maria, z.B. beim schmerzhaften Rosenkranz zehn Ave Mara jeweils mit "...Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat". Macht man das nicht so?

Und ich halte, während ich ein Ave Maria oder ein Vater Unser bete jeweils die dazugehörige Perle in den Fingern, während ich es spreche. Ist das richtig so?
Trisagion hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 15:07
Also, gebeichtet werden müssen nur die Todsünden, nicht die läßlichen Sünden. Es ist zwar hilfreich die läßlichen Sünden zu beichten, aber ich denke für den ersten großen Aufwasch kann man sich das sparen wenn man sonst in Zeitnot kommt. Außerdem ist es nicht nötig dieselbe (Art von) Sünde nun quasi mit präzisen Daten und Details über Jahrzehnte zu protokollieren. Eine einfache Zusammenfassung nach Zahl / Frequenz über die Jahre hinweg tut es da auch. Wenn da irgendwo etwas Bemerkenswertes dabei war (etwa eine besonders schlimme Sache), kann man das ja erwähnen. Aber im Prinzip ist ja gerade bei so einem großen Rückblick eher von Interessen was die Dauerprobleme sind und wie die sich vielleicht über die Zeit hinweg entwickelt haben. Hier ist eine Art Überblick sicher für beide Seiten besser, und der Priester kann ja immer nachfragen wenn er etwas genauer wissen will. Ich denke wirklich, daß sich das für fast alle Menschen in unter einer Stunde abhandeln läßt, und der reine Sündenkatalog eher in so zwanzig bis dreißig Minuten. Ich rechne hier also schon die doppelte Zeit ein weil ich wirklich denke, daß dies eine gute Gelegenheit für eine mehr umfassende, qualitative Reflektion (wo hakt es generelll im Leben und Glauben) und ein dementsprechendes Gespräch mit dem Priester ist.
In meinem Kompendium des Katechismus stehen hinten die sieben Hauptsünden drin. Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Überdruß. Ich denke zu jeder dieser Sünden hätte ich vieles zu beichten.

Muß ich mir die Beichte vorstellen wie ein Therapiegespräch mit dem Priester? Oder geht es primär um das Bekennen der eigenen Sünden und die Reue des Sünders, den der Priester im Namen Christis von den Sünden losspricht? Irgendwo habe ich mal gehört, daß man in der Beichte eigentlich Christus die Sünden beichtet und der Priester nur stellvertretend für Christus im Beichstuhl sitzt.
Trisagion hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 15:07
Keine Ahnung, um ehrlich zu sein, und es dürfte auch davon abhängen wann man anfängt - wenn da etwas bestimmte Programme in der Katechese laufen an denen man teilnehmen sollte. Aber ein Jahr scheint mir durchaus angebracht...
Ein Jahr? Das überrascht mich. Wie ist das dann mit dem Seelenheil, wenn man ein Jahr lang z.B. gar nicht beichten darf, obwohl man vieles zu beichten hätte und es auch gern tun würde?

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Ich danke euch für die Antworten.

Heute war ich mal in der Vorabendmesse. Ich habe allerdings gelesen, daß man die Sonntagspflicht mit dieser Messe nur erfüllt, wenn man am Sonntag aus wichtigen Gründen verhindert ist an der Messe teilzunehmen. Stimmt das? Ich hatte mich jedenfalls für diese Messe vorab angemeldet, bevor ich das gelesen hatte.
Das stimmt nicht.
Codex Iuris Canonici hat geschrieben:Can. 1248 — § 1. Dem Gebot zur Teilnahme an der Meßfeier genügt, wer an einer Messe teilnimmt, wo immer sie in katholischem Ritus am Feiertag selbst oder am Vorabend gefeiert wird.

§ 2. Wenn wegen Fehlens eines geistlichen Amtsträgers oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund die Teilnahme an einer Eucharistiefeier unmöglich ist, wird sehr empfohlen, daß die Gläubigen an einem Wortgottesdienst teilnehmen, wenn ein solcher in der Pfarrkirche oder an einem anderen heiligen Ort gemäß den Vorschriften des Diözesanbischofs gefeiert wird, oder daß sie sich eine entsprechende Zeit lang dem persönlichen Gebet oder dem Gebet in der Familie oder gegebenenfalls in Familienkreisen widmen.
Man kann das gut oder schlecht finden, aber die Rechtslage macht da keinen Unterschied, und man genügt in jedem Fall der Sonntagspflicht durch den Besuch einer Vorabendmesse.
Ich war von geschätzten 40 Gläubigen wieder die einzige Person, die bei der Kommunion nicht nach vorne gegangen ist. Ich bin einfach knien geblieben, bis alle fertig waren. Scheinbar bin ich dort immer der einzige in der Messe, der (noch) kein Mitglied der Kirche ist.
Mach dir da keine Gedanken, du machst damit erstmal alles richtig. Gemeinden in Deutschland sind da nicht gerade der Normalfall; hier in Rußland, wo ich mich derzeit aufhalte, gehen die Leute weitaus häufiger beichten (oftmals beginnen wir die Messe mit einer gewissen Verspätung aufgrund der Beichten vor der Messe, falls nicht mehrere Priester zugegen sind, sodaß einer weiter Beichte hören kann, wenn der Zelebrant in die Sakristei geht). Aber sprich den Pfarrer einfach an, wenn du Mitglied der Kirche werden möchtest; er wird mit dir dann ausgehend von deinen Umständen besprechen, was alles zu tun ist, damit du zu den Sakramenten zugelassen werden kannst.
Mir ist leider bei mir selbst aufgefallen, daß ich mich während der Messe sehr darauf konzentriere, die Struktur und den Ablauf der Messe nachzuvollziehen, so gut ich kann. Es klappt auch inzwischen schon besser, allerdings bin ich in Gedanken dadurch oft weniger bei Christus und mehr damit beschäftigt in Gedanken durchzugehen, wann welches Gebet kommt, wann man kniet, wann man ein Kreuzzeichen macht etc. Manchmal komme ich durcheinander, setze zu spät ein, wenn alle schon ein Gebet sprechen oder gerade während der Eucharistiefeier versuche ich manchmal krampfhaft zu verstehen, was die anderen beten.
philipp hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 10:10
Für deine Messbesuche kann auch ich dir nur empfehlen den alten Ritus anzuschauen. Kenne mittlerweile 3 Nichtgläubige die wirklich berührt wurden vom alten Ritus. Das hat einfach was. Vielleicht gibt es ja FSSP, FSSPX, Oratorianer, ChristkönigInstitut oder sonst wen in deiner Nähe.
Danke für den Hinweis. Vorerst wäre ich schon froh, wenn ich mich erstmal mit dem ordentlichen Messritus gut zurechtfinde. Ich glaube auch nicht, daß es in meiner Nähe irgendwo den alten Ritus gibt. Ich komme aus einer Region, in der es in Relation zur Bevölkerung nur sehr wenige Katholiken gibt.
Du würdest dich wundern, wo man das findet; ein relativ gutes Verzeichnis findet man unter https://wikkimissa.org/.
Trisagion hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 15:07
Beim Rosenkranz kannst Du Dich auch noch auf die "Prozedur am Gerät" konzentrieren. Statt ohne Aufmersamkeit nur zu "Zählen", kannst Du Dich visuell und/oder tastend darauf konzentrieren. Wenn Du einen Rosenkranz hast mit größeren und/oder abgesetzten "Vater Unser" Perlen, kannst Du z.B. darauf achten diese rein vom Gefühl her zu finden.

Ich weiß nicht, ob Du das Geheimnis sprechend einfügst, siehe z.B. die Wikipedia Liste, aber das finde ich hilft auch.
Also ich spreche das Geheimnis bei jedem Ave Maria, z.B. beim schmerzhaften Rosenkranz zehn Ave Mara jeweils mit "...Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat". Macht man das nicht so?

Und ich halte, während ich ein Ave Maria oder ein Vater Unser bete jeweils die dazugehörige Perle in den Fingern, während ich es spreche. Ist das richtig so?
Das ist die Art und Weise, die im deutschen Sprachraum allgemein üblich ist; in anderen Ländern wird das Geheimnis oft stattdessen vor dem jeweiligen Gesätz genannt, das hängt vom Ortsbrauch ab.
Trisagion hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 15:07
Also, gebeichtet werden müssen nur die Todsünden, nicht die läßlichen Sünden. Es ist zwar hilfreich die läßlichen Sünden zu beichten, aber ich denke für den ersten großen Aufwasch kann man sich das sparen wenn man sonst in Zeitnot kommt. Außerdem ist es nicht nötig dieselbe (Art von) Sünde nun quasi mit präzisen Daten und Details über Jahrzehnte zu protokollieren. Eine einfache Zusammenfassung nach Zahl / Frequenz über die Jahre hinweg tut es da auch. Wenn da irgendwo etwas Bemerkenswertes dabei war (etwa eine besonders schlimme Sache), kann man das ja erwähnen. Aber im Prinzip ist ja gerade bei so einem großen Rückblick eher von Interessen was die Dauerprobleme sind und wie die sich vielleicht über die Zeit hinweg entwickelt haben. Hier ist eine Art Überblick sicher für beide Seiten besser, und der Priester kann ja immer nachfragen wenn er etwas genauer wissen will. Ich denke wirklich, daß sich das für fast alle Menschen in unter einer Stunde abhandeln läßt, und der reine Sündenkatalog eher in so zwanzig bis dreißig Minuten. Ich rechne hier also schon die doppelte Zeit ein weil ich wirklich denke, daß dies eine gute Gelegenheit für eine mehr umfassende, qualitative Reflektion (wo hakt es generelll im Leben und Glauben) und ein dementsprechendes Gespräch mit dem Priester ist.
In meinem Kompendium des Katechismus stehen hinten die sieben Hauptsünden drin. Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Überdruß. Ich denke zu jeder dieser Sünden hätte ich vieles zu beichten.

Muß ich mir die Beichte vorstellen wie ein Therapiegespräch mit dem Priester? Oder geht es primär um das Bekennen der eigenen Sünden und die Reue des Sünders, den der Priester im Namen Christis von den Sünden losspricht? Irgendwo habe ich mal gehört, daß man in der Beichte eigentlich Christus die Sünden beichtet und der Priester nur stellvertretend für Christus im Beichstuhl sitzt.
Eine Beichte ist natürlich ein Mittel zur Besserung, aber ein Therapiegespräch ist es eigentlich nicht (jedenfalls nicht im modernen Sinne; das griechische Wort therapeuein heißt heilen, und genau das tut die Beichte natürlich mit der Seele); man kann den Priester um Rat fragen, er kann auch von sich aus Ratschläge erteilen, aber das ist nicht das wesentliche. Das hast du selbst korrekt zusammengefaßt: „das Bekennen der eigenen Sünden und die Reue des Sünders, den der Priester im Namen Christi von den Sünden losspricht.“

Vermutlich ein Tippfehler: Die Sünden beichten muß man schon selber, aber Christus ist derjenige, der durch den Priester als Werkzeug die Sünden vergibt. Ein Beichtvater hat mal etwas flapsig seine Rolle beim Sündenbekenntnis als die eines Telephonhörers beschrieben.
Trisagion hat geschrieben:
Freitag 9. April 2021, 15:07
Keine Ahnung, um ehrlich zu sein, und es dürfte auch davon abhängen wann man anfängt - wenn da etwas bestimmte Programme in der Katechese laufen an denen man teilnehmen sollte. Aber ein Jahr scheint mir durchaus angebracht...
Ein Jahr? Das überrascht mich. Wie ist das dann mit dem Seelenheil, wenn man ein Jahr lang z.B. gar nicht beichten darf, obwohl man vieles zu beichten hätte und es auch gern tun würde?
Wie oben erwähnt: Sprich mit dem Pfarrer deiner Gemeinde, wenn du Mitglied der Kirche werden möchtest; es hängt von einer Reihe von Umständen ab, über die wir hier nicht Bescheid wissen können (und die uns als Außenstehende letztlich auch eigentlich gar nichts angehen), was geschehen muß, wie das im Einzelnen abläuft und wie lange es dauert, damit du zu den Sakramenten zugelassen werden kannst.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Trisagion »

AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Heute war ich mal in der Vorabendmesse. Ich habe allerdings gelesen, daß man die Sonntagspflicht mit dieser Messe nur erfüllt, wenn man am Sonntag aus wichtigen Gründen verhindert ist an der Messe teilzunehmen. Stimmt das?
Nein, die Vorabendmesse ist gleichwertig. Der liturgische Tag fängt mit dem Vorabend an. Insoftern ist es vielmehr so, daß die Vorabendmesse am Sonntag nicht die Sonntagspflicht erfüllt (weil das schon eine Montagsmesse ist). Allerdings hast Du ja als (Noch-)Nicht-Katholik eh keine Sonntagspflicht, insofern kannst Du das ja durchaus etwas lockerer sehen.
AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Mir ist leider bei mir selbst aufgefallen, daß ich mich während der Messe sehr darauf konzentriere, die Struktur und den Ablauf der Messe nachzuvollziehen, so gut ich kann.
Daran ist nichts Übles, auch dies ist Dienst an Christus.
AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Also ich spreche das Geheimnis bei jedem Ave Maria, z.B. beim schmerzhaften Rosenkranz zehn Ave Mara jeweils mit "...Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat". Macht man das nicht so?
Es ist in Deutschland recht üblich, im Ausland gibt es das eher nicht...
AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Und ich halte, während ich ein Ave Maria oder ein Vater Unser bete jeweils die dazugehörige Perle in den Fingern, während ich es spreche. Ist das richtig so?
Sicher.
AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
In meinem Kompendium des Katechismus stehen hinten die sieben Hauptsünden drin. Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Überdruß. Ich denke zu jeder dieser Sünden hätte ich vieles zu beichten.
Das mag sein. Aber Hauptsünde ist nicht dasselbe wie Todsünde. Hauptsünden sind soetwas wie fundamentale Klassifizierungen, man kann im wesentlichen alle Sünden diesen Hauptsünden zuordnen, als direkten Ausdruck oder Folge. Todsünde meint hingegen ein Sünde die so schwer ist, daß sie unbereut aus sich alleine heraus zur Verdammung in der Hölle führt.

Der englischsprachige Wikipedia-Eintrag mortal sin scheint mir besser zu sein als der deutsche. Vor allem enthält er auch einen halbwegs kompletten Katalog von Dingen, die schwerwiegend genug sein können um zur Todsünde zu werden.

Es ist aber wichtig, daß die "schwerwiegende Materie" nur eine von drei Voraussetzungen für eine Todsünde ist. Zum Beispiel wird einem Jungendlichen der masturbiert meist die Unreife zugute gehalten, so daß die Sünde läßlich bleibt obwohl die Materie an sich schwerwiegend genug ist um zur Todsünde zu führen.

Es würde mich jedenfalls wundern, wenn Du wirklich Material fürs stundenlange Beichten von Todsünden hättest, insbesondere weil man eben Sünden nach (ungefährer) Zahl über die Zeit zusammengefässt beichten kann.
AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Muß ich mir die Beichte vorstellen wie ein Therapiegespräch mit dem Priester? Oder geht es primär um das Bekennen der eigenen Sünden und die Reue des Sünders, den der Priester im Namen Christis von den Sünden losspricht? Irgendwo habe ich mal gehört, daß man in der Beichte eigentlich Christus die Sünden beichtet und der Priester nur stellvertretend für Christus im Beichstuhl sitzt.
In der Tat, es geht um die Annahme der Reue des Sünders durch den Priester in der Person Jesus, wodurch die Sünde vergeben wird (aber die zeitliche Sündenstrafe verbleibt - wenn Du jemanden ermordest, kann Dich der Priester bei echter Reue von der Sünde frei sprechen, aber nicht von der gerechten Haftstrafe). Das Gespräch mit dem Priester kann durchaus darum gehen, wie man in Zukunft diese Sünden vermeiden kann und eventuell auch darum, ob es tiefere Gründe gibt. Das kann sich auch etwa in der aufgetragenen Buße ausdrücken (z.B. Gebete mit einem bestimmten Thema). Aber es sollte nicht in ein Therapiegespräch ausarten, daß ist nicht Zweck der Beichte. Das wäre eher was für ein informelles Gespräch mit einem spirituellen Begleiter. Im Alltag ist eine normale Beichte was den Zeitrahmen angeht so ziemlich wie der Besuch bei einem Kassenarzt. Der hat auch nicht Stunden Zeit für jeden Patienten, da wird freundlich aber effizient behandelt, und nach zehn bis fünfzehn Minuten ist schon der Nächste dran...
AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Ein Jahr? Das überrascht mich. Wie ist das dann mit dem Seelenheil, wenn man ein Jahr lang z.B. gar nicht beichten darf, obwohl man vieles zu beichten hätte und es auch gern tun würde?
Solange Du ehrlich willst und konsequent auf das Ziel zuarbeitest Katholik zu werden, ist Dein Seelenheil quasi aufgrund Dieses Willens geschützt. Würdest Du sterben bevor Du es geschafft hast, wärest Du vermutlich - ohne jetzt Gottes Urteil vorwegnehmen zu wollen - durch Deinen Wunsch weitgehend entschuldigt. Jedenfalls wenn Du bereits bereust, jedoch ohne eigenes Verschulden nicht beichten kannst, wegen entsprechender Regelungen des Kirchenrechts. Wobei Du als getaufter Christ in Todesgefahr übrigens Zugang zur Beichte hättest.

Benutzeravatar
Hubertus
Beiträge: 15221
Registriert: Montag 3. Mai 2010, 20:08

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Hubertus »

Trisagion hat geschrieben:
Sonntag 11. April 2021, 00:40
AndreHW hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 21:53
Heute war ich mal in der Vorabendmesse. Ich habe allerdings gelesen, daß man die Sonntagspflicht mit dieser Messe nur erfüllt, wenn man am Sonntag aus wichtigen Gründen verhindert ist an der Messe teilzunehmen. Stimmt das?
Nein, die Vorabendmesse ist gleichwertig. Der liturgische Tag fängt mit dem Vorabend an. Insoftern ist es vielmehr so, daß die Vorabendmesse am Sonntag nicht die Sonntagspflicht erfüllt (weil das schon eine Montagsmesse ist).
Das stimmt so allgemein nicht. Grundsätzlich geht der liturgische Tag von Mitternacht zu Mitternacht. In der Neuen Messe ist es allerdings so, daß an Sonn- und Feiertagen in der Messe nach der 1. Vesper (also am Vorabend des betreffenden Tages) bereits das Sonn-/Feiertagsformular verwendet wird und - darauf wurde bereits verwiesen - die Sonntagspflicht erfüllt wird. Am Sonntagabend ist aber selbstverständlich das Sonntagsformular zu verwenden (und auch die Sonntagspflicht wird erfüllt), keinesfalls das Formular eines folgenden Werktags.

Eine Ausnahme kann es nur da geben, wo bspw. ein Hochfest auf einen Montag fällt, welches den Sonntag im liturgischen Rang übertrifft (bspw. Allerheiligen). Da wäre dann am Sonntagabend bereits das liturgische Formular des entsprechenden Hochfestes zu nehmen.

Dennoch würde der Gläubige, welcher dieser hl. Messe beiwohnt, noch seine Sonntagspflicht erfüllen, falls er dieser noch nicht nachgekommen war, da in diesem Zusammenhang der kirchliche Gesetzgeber auf den Zeitpunkt der Feier, nicht auf das verwendete Formular, abstellt. Diese Inkonsistenzen können also dazu führen, daß manche Gläubige in derselben Meßfeier noch ihrer Sonntags-, die anderen (gesetzt den Fall, es handelt sich um einen gebotenen Feiertag) ihrer Feiertagspflicht nachkommen. Es wäre u.U. sogar zu argumentieren, daß man in diesem Falle gleichzeitig der Verpflichtung zum Meßbesuch an beiden Tagen nachkäme. :breitgrins:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Trisagion »

Hubertus hat geschrieben:
Sonntag 11. April 2021, 08:33
Das stimmt so allgemein nicht. Grundsätzlich geht der liturgische Tag von Mitternacht zu Mitternacht. In der Neuen Messe ist es allerdings so, daß an Sonn- und Feiertagen in der Messe nach der 1. Vesper (also am Vorabend des betreffenden Tages) bereits das Sonn-/Feiertagsformular verwendet wird und - darauf wurde bereits verwiesen - die Sonntagspflicht erfüllt wird. Am Sonntagabend ist aber selbstverständlich das Sonntagsformular zu verwenden (und auch die Sonntagspflicht wird erfüllt), keinesfalls das Formular eines folgenden Werktags.
OK, danke, für die Korrektur. Bzgl. Liturgie erweise ich mich wie immer als ziemlich ahnungslos... :glubsch: Aber mir wurde die Regel mal selber so erklärt, wenn ich recht entsinne mit Verweis auf alte jüdische Bräuche...

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7122
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von Protasius »

Trisagion hat geschrieben:
Sonntag 11. April 2021, 12:09
Hubertus hat geschrieben:
Sonntag 11. April 2021, 08:33
Das stimmt so allgemein nicht. Grundsätzlich geht der liturgische Tag von Mitternacht zu Mitternacht. In der Neuen Messe ist es allerdings so, daß an Sonn- und Feiertagen in der Messe nach der 1. Vesper (also am Vorabend des betreffenden Tages) bereits das Sonn-/Feiertagsformular verwendet wird und - darauf wurde bereits verwiesen - die Sonntagspflicht erfüllt wird. Am Sonntagabend ist aber selbstverständlich das Sonntagsformular zu verwenden (und auch die Sonntagspflicht wird erfüllt), keinesfalls das Formular eines folgenden Werktags.
OK, danke, für die Korrektur. Bzgl. Liturgie erweise ich mich wie immer als ziemlich ahnungslos... :glubsch: Aber mir wurde die Regel mal selber so erklärt, wenn ich recht entsinne mit Verweis auf alte jüdische Bräuche...
Das ist historisch gewachsen und damit etwas vertrackt; traditionell begann das Offizium eines Tages mit der ersten Vesper, wie auch im Judentum der Sabbat am Freitagabend beginnt. Im Laufe der Zeit bekamen in der Westkirche Sonntage und hohe Feste eine zweite Vesper dazu. Mit den vereinfachten Rubriken von 1955 hatten die Simplexfeste, die nur eine erste Vesper hatten, dann gar keine Vesper mehr (die wurden später zu Gedächtnissen IV. Klasse mit dem neuen Corpus von Rubriken Johannes' XXIII.) und alles unterhalb eines Sonntags hatte nur noch eine zweite Vesper. Das hat sich dann in der nachkonziliaren römischen Welt so erhalten, während die Ambrosianer bei der Reform ihres Stundengebets intelligenterweise die erste Vesper als Normalfall beibehalten haben (so wie die Ostkirchen, die gar keine zweite Vesper kennen).

Der liturgische Tag hingegen geht auch nach den Regeln des tridentinischen Missale von 1570 von Mitternacht bis Mitternacht; in dieser Zeit muß bspw. der brevierpflichtige Kleriker das Stundengebet des entsprechenden Tages verrichten. Eine Ausnahme machen dabei Matutin und Laudes, die am Vorabend antizipiert werden dürfen; gemäß den 1960er Rubriken darf man das nur noch mit der Matutin so machen, die Lesehore gemäß nachkonziliarer Liturgia Horarum kann zu jeder Zeit des Tages oder auch am Vorabend gefeiert werden.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

AndreHW
Beiträge: 15
Registriert: Samstag 27. März 2021, 22:12

Re: "Anfängerfragen"

Beitrag von AndreHW »

Protasius hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 22:43
Man kann das gut oder schlecht finden, aber die Rechtslage macht da keinen Unterschied, und man genügt in jedem Fall der Sonntagspflicht durch den Besuch einer Vorabendmesse.
Danke für die Klärung. Ich hatte es so gelesen, daß die Gläubigen eigentlich am Sonntag zur Messe kommen sollen und nur für den Fall, daß es einem Gläubigen aus gewichtigen Gründen unmöglich ist die Messe am Sonntag zu besuchen, erfülle ein Besuch der Vorabendmesse auch die Sonntagspflicht. Wer z.B. nur die Vorabendmesse besuche, um am Sonntag absichtlich nicht zur Messe gehen zu müssen, erfülle damit nicht die Sonntagspflicht. Aber nach dem was Du zitiert hast, scheint es sogar dann der Fall zu sein.

Ist eigentlich so allgemein die Vorabendmesse zahlenmäßig besser besucht als die Messe am Sonntag morgen oder ist es eher umgekehrt?
Protasius hat geschrieben:
Samstag 10. April 2021, 22:43
Aber sprich den Pfarrer einfach an, wenn du Mitglied der Kirche werden möchtest; er wird mit dir dann ausgehend von deinen Umständen besprechen, was alles zu tun ist, damit du zu den Sakramenten zugelassen werden kannst.
Das werde ich tun. Ich habe überlegt dem Pfarrer eine E-Mail zu schreiben, denn ich sehe den ihn sonst nur während der Messe. Vor der Messe möchte ich ihn nicht behelligen und nach der Messe geht er immer in die Sakristei und ich kann ihn auch nicht ansprechen.

Mal eine blöde Frage: Wie sollte man einen Priester korrekt ansprechen? Einfach mit dem Nachnamen oder "Herr Pfarrer"? Oder gibt es da eine besondere Ansprache?
Trisagion hat geschrieben:
Sonntag 11. April 2021, 00:40
Es ist aber wichtig, daß die "schwerwiegende Materie" nur eine von drei Voraussetzungen für eine Todsünde ist. Zum Beispiel wird einem Jungendlichen der masturbiert meist die Unreife zugute gehalten, so daß die Sünde läßlich bleibt obwohl die Materie an sich schwerwiegend genug ist um zur Todsünde zu führen.
Es würde doch Sinn machen am besten alle Sünden in der Beichte zu nennen, denen man sich bewußt ist. Es wäre doch fatal möglicherweise eine Todsünde begangen zu haben und diese subjektiv als "nicht so schlimm" anzusehen und sie deshalb nicht zu beichten, oder? Ob eine Todsünde vorliegt, kann doch besser der Priester entscheiden.

Was wäre eigentlich, wenn ein Gläubiger eine Todsünde begangen hat, diese jedoch nicht beichtet und trotzdem die Kommunion empfängt?

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema