Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

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philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Trisagion hat geschrieben:
Freitag 8. Januar 2021, 23:44
]
Wenn Du schon dabei bist, lies halt noch Lamentabili sane exitu und die Eidesformel aus Sacrorum antistitum (insbesonder Punkt vier...).
Habe ich beides angesehen. Bei Lamentabili sane exitu konnte ich nichts finden, was ein Konzilsvater so nicht unterschreiben könnte. Der Vierte Satz in Sacrorum antistitum schaut in der Tat so aus, als würde er dem widersprechen, was du weiter unten mit der Entwicklung in der Naturwissenschaft aufzuzeigen versuchst.

Vielleicht ist es wirklich Zeit die Kirche als die immerzu wahre Lehrinstanz zu kippen. Die Kirche ist wahr. Die Lehre wird von Gott geleitet, aber von Menschen verbreitet und dadurch kommt sie nicht immer in ihrer wahren Reinform sofort zum Vorschein.

Anders kann ich mir die verzeitgeistlichten Formulierungen des 2. Vatikanums, aber auch die allzu radikalen Formulierungen eines Gregor xvi nicht erklären. Beide enthalten wohl viel wahres. Beide können es nicht so gut formulieren wie Gott das könnte. Vielleicht will Gott ja nicht einmal dass wir sofort die unzeitliche ganze Wahrheit erfahren, sondern hält diesen Weg für besser.

Wer nicht dieser Meinung ist, möge mir erklären, wie er die verschieden nuancierte Lehre über die verschiedenen Zeiten erklärt und wieso das überhaupt so wichtig ist, dass Gott uns immer die ganze Wahrheit sagt... Den Juden hat er sich schließlich auch nicht ganz offenbart sondern nur häppchenweise im Hinblick auf den kommenden Jesus.

Gott kann uns die ganze Wahrheit gar nicht ausformuliert und auf alle Zeiten angepasst offenbaren. Sonst nähme er uns uns ein gutes Stück Freiheit. Die ganze Wahrheit gibt´s dann im Himmel

Trisagion
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Trisagion »

philipp hat geschrieben:
Samstag 9. Januar 2021, 10:26
Vielleicht ist es wirklich Zeit die Kirche als die immerzu wahre Lehrinstanz zu kippen. Die Kirche ist wahr. Die Lehre wird von Gott geleitet, aber von Menschen verbreitet und dadurch kommt sie nicht immer in ihrer wahren Reinform sofort zum Vorschein.
Mit dem Denken bist Du ja nur etwa 500 Jahre hinter der Zeit...

Es geht nur halt nicht. Womit willst Du denn die Kirche ersetzen? Durch Dein eigenes Denken? Anhand von was? Was ist dann die Quelle Deiner Weisheit über Gott? Und wieso sollten Deine Gedanken jetzt irgendwie zuverlässiger sein als die der Bischofsfiguren, die das seit Jahrhunderten immer irgendwie knapp an der Wahrheit vorbeischrammeln?

Hinzu kommt dann noch der - von den Orthodoxen gerne zu Tode gerittene, aber trotzdem auch sehr wichtige - Punkt, daß es in der Religion ja nicht alleine um eine Art religiöse Denksportaufgabe geht. Wie bringst Du das jetzt alles zusammen mit tiefer Spiritualität, gelebtem Glauben, gar Mystik? Wenn vom Kopf her und vom Herzen her gesprochen wird, wer hat recht? In welchem Sinne "recht"? Sind das zwei Dinge? Oder ein Ding, und falls ein Ding, wie kriegen wir das zusammen?

Ich bin Naturwissenschaftler. Gott hätte alle Wahrheit über die Natur in dem für den Menschen bestmögliche Verständnis aufschreiben können, und uns geben können. Dann wäre ich kein Naturwissenschatler, sondern vermutlich Ingenieur, beschäftigt mit der Umsetzung. Aber Gott hat das nicht gemacht. Gott hat uns mit der Natur etwas gegeben, daß nicht nur existiert sondern "wahr" ist in dem Sinne, daß es mehr über die Natur zu sagen gibt als eine reine Beschreibung. Es gibt Naturgesetze, Naturkonstanten. Es gibt Muster, und wir können sie erkennen. Dauert halt was, wir sind so richtig aber erst seit ein paar Jahrhunderten am Ball und wir machen ganz gute Fortschritte.

Warum hat Gott das so gemacht? Keine Ahnung. Ich finde es aber nicht schlimm oder ungerecht. Ich finde es faszinierend, es ist mein Lebensinhalt.

Mit der Religion ist das ähnlich. Nur hat er da die Muster nicht in die Welt geschrieben, sondern in die Menschen. Er hat jedem Menschen sein Gesetz ins Herz geschrieben, und auch den Zug zum Transzendentalen. Darum gibt es überall Moral, Ethik, Gesetz und auch Lebensanschauung, Lebensphilosophie, Religion. Überall und zu allen Zeiten finden wir diese Verhaltensmuster bei den Menschen. Wenn man in der jüdischen Tradition steht, glaube man des weiteren, daß Gott Muster in die spezifische Geschichte und Überlieferung einer Gruppe Menschen geschrieben hat. Was ihnen passiert ist, und insbesondere auch was sie einander darüber erzählten, ist voller göttlicher Muster. Wenn man Christ ist, glaubt man dann auch noch, daß Gott selber zu einer bestimmten Zeit in die Welt getreten ist, um quasi den jüdischen Prozeß zu beschleunigen, bzgl. der ursprünglichen Gruppe zu vollenden, und dann auf eine sich schnell ausbreitende Gruppe von Menschen auszuweiten. Da gab es auf einmal eine große Ladung Muster in kurzer Zeit. Schließlich, wenn man orthodoxer Christ ist (katholisch, Orthodox, wohl die meisten der orientalischen Kirchen, ... jedoch nicht protestantisch), dann glaubt man das Gott eine Art menschliche Aufsicht für die so in die Welt gesetzten Muster installiert hat. Damit nichts Wichtiges in Vergessenheit gerät, damit etwas das in eine bestimmte Zeit gesetzt wurde auch für andere Zeiten verständlich bleibt, und nicht zuletzt auch um eine Art Gütesiegel für bestimmte erkannte Muster auszuhändigen.

Warum hat Gott das so gemacht? Keine Ahnung. Ich finde es aber nicht schlimm oder ungerecht. Ich finde es faszinierend, und ich hoffe es wird mein Lebensinhalt werden.

Jedoch ist es wichtig den Unterschied zu sehen. Religiöse Muster sind eben in den Menschen geschrieben, nicht in die Natur. Und der Mensch ist eben ein sehr eigenartiges Medium. Es ist niemals einfach etwas Göttliches aus dem Menschen auzulesen. Die meiste Zeit ist das ein unklarer Mischmasch. Und es kommt hinzu, daß es bei diesen Mustern weitgehend unklar ist wie man optimal an die Muster herankommt. In der Naturwissenschaft ist die "Objektivität" so ein Prinzip. Macht ja auch Sinn, das Muster ist in der Natur, also drängt man den Menschen zurück um es klar zu sehen. Aber in der Religion? Es gibt da durchaus die Meinung, daß alles Schall und Rauch außer durch den Menschen hindurch. Es ist wirklich schwierig. Komplizierte Datenlage, kompliziertes Medium, unklare Zugangswege...

Nun sagst Du mir also, einer der oben beschriebenen Musterquelle ist nicht so zuverlässig, offensichtlich mit menschlichem Kram gefüllt, gibt keine eindeutigen Antworten. Die Kirche ist also allzumenschlich. OK? Das stimmt alles. Was aber nicht stimmt, ist das irgendwas sonst im Spiel nicht genauso "menschlich kontaminiert" ist. Es ist selbstverständlich kein Argument für die Kirche zu sagen, daß alle anderen Musterquellen genauso schlecht sind. Aber er ist ein Argument gegen die naive Ansicht, daß man sich einfach irgendetwas anderem zuwenden kann und dann besser bedient ist. Wenn Du versuchst göttliche Muster aus dem Menschen abzulesen, wird Dir immer der Mensch in den Weg treten, egal wohin Du Dich wendest.

Ob Du die Kirche einreihst in die Musterquellen die Du benutzt, ist eine Entscheidung die Du treffen mußt. Nur solltest Du diese Entscheidung nicht aufgrund von überzogenen Erwartungen treffen. Die göttlichen Muster im Menschen zu finden ist eben die schwierigste Aufgabe des Menschen. Aber auch die schönste und erfüllenste.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Bei der Wissenschaft sagst du sie sei dein Lebensinhalt.
Beim Glauben hoffst du es würde dein Lebensinhalt werden.
Wieso?

Deinen Ausführungen kann ich zustimmen, ich habe ihnen aber auch nicht widersprochen. Ich sagte ja, die Kirche ist wahr. Aber eben nicht in dem strengen Sinn, den die meisten hier im Forum annehmen. Wie du sagst ist einiges -- wenngleich durch Gott gewollt -- menschlich verunreinigt. (Das würden die allerwenigsten Katholiken hier zugeben.)

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

"Verunreinigt" ist als Wort vielleicht auch nicht ganz richtig. Aber ich denke doch es ist klar was ich damit meine. So etwas wie "menschlich beeinflusst" und damit nicht ganz wahr. Aber doch ganz wahr in dem Sinn dass Gott es genau so gewollt hat.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Was vielleicht noch ganz gut in dieses "Thema" passt, ist folgende Frage:

Wie sind die einzelnen Lehraussagen der KK hierarchisch zu ordnen? Hat da die Wichtigkeit des Themas Vorrang (Fegefeuer>Zölibat) oder die Wichtigkeit der Verkündigung (Ap. Konstitution>Ap. Schreiben)?

Gibt es hierzu Einführungen, die einfach verständlich sind und die am besten vielleicht sogar zeigen, wie sich katholische Lehrhierarchie von orthodoxer Lehrhierarchie unterscheiden?

Trisagion
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Trisagion »

philipp hat geschrieben:
Samstag 9. Januar 2021, 14:16
Bei der Wissenschaft sagst du sie sei dein Lebensinhalt.
Beim Glauben hoffst du es würde dein Lebensinhalt werden.
Wieso?
Wieso nicht? Ich ziehe die Wissenschaft noch bis zur Rente durch, dann ist auch gut. 40 Jahre unter ständigem Druck geistig arbeiten lutscht einen ganz schön aus. Hoffentlich lebe ich dann aber noch ein wenig länger, und hoffentlich gibt es für mich noch einen gesicherten Ruhestand. Sollte ich also ein wenig Muße im Alter finden, werde ich die wohl zum großen Teil dem Glauben widmen. Hast Du was dagegen?

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Trisagion hat geschrieben:
Sonntag 10. Januar 2021, 03:06
Wieso nicht? Ich ziehe die Wissenschaft noch bis zur Rente durch, dann ist auch gut. 40 Jahre unter ständigem Druck geistig arbeiten lutscht einen ganz schön aus. Hoffentlich lebe ich dann aber noch ein wenig länger, und hoffentlich gibt es für mich noch einen gesicherten Ruhestand. Sollte ich also ein wenig Muße im Alter finden, werde ich die wohl zum großen Teil dem Glauben widmen. Hast Du was dagegen?
ich habe überhaupt nichts dagegen, ich habe nur nicht verstanden was du damit sagen willst. jetzt verstehe ich es

Aslan_3
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Aslan_3 »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 7. Januar 2021, 03:38
Das ist ja alles ganz nett, aber vermutlich irgendwie häretisch (sagst Du drei Worte über die Trinität, dann sind vier falsch). Mein Hauptproblem ist derzeit, daß mir nicht klar ist, wie man sich vorzustellen hat, daß z.B. der Sohn als Person über etwas nachdenkt. Wenn Gott (oder meinetwegen der Vater) über etwas nachdenkt, dann ist das der Sohn. Wenn der Sohn nachdenkt ist das ... der Sohn? Will sagen, mit ist klar wie man die Personen "erzeugt", mir ist nicht klar was die dann anschließend "machen" um das Attribut "Person" mit Leben zu füllen. Leider bin ich derzeit arbeitsmäßig schwer in Anspruch genommen, Zeit für Studium und Nachdenken im Hobby Theologie habe ich gerade nicht.
Unter den bereits genannten Prämissen (Ort- und Zeitlosigkeit Gottes sowie in dem Bewußtsein der analogen Gottesrede eines Menschen) kann man sich die Trinität in einem geometrischen Bild plausibel machen, nämlich als Linie.

Der eine Endpunkt der Linie ist hierbei der Vater, der andere Endpunkt der Sohn, die Verbindung der Punkte der Hl. Geist.

Insgesamt betrachtet bleibt Gott dabei (natürlich) eine einzige Linie, was dem einen (unerkennbaren) Wesen Gottes entsprechen würde.
Im Detail betrachtet "zerfällt" (=> Dreifaltigkeit) dieses eine Wesen in zwei Endpunkte und eine Verbindung. Keiner der Endpunkte (=> Vater und Sohn) und auch nicht die Verbindung (=> Hl. Geist) ist mehr Gott als der andere.

Aslan_3
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Aslan_3 »

Aslan_3 hat geschrieben:
Sonntag 24. Januar 2021, 13:29
Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 7. Januar 2021, 03:38
Das ist ja alles ganz nett, aber vermutlich irgendwie häretisch (sagst Du drei Worte über die Trinität, dann sind vier falsch). Mein Hauptproblem ist derzeit, daß mir nicht klar ist, wie man sich vorzustellen hat, daß z.B. der Sohn als Person über etwas nachdenkt. Wenn Gott (oder meinetwegen der Vater) über etwas nachdenkt, dann ist das der Sohn. Wenn der Sohn nachdenkt ist das ... der Sohn? Will sagen, mit ist klar wie man die Personen "erzeugt", mir ist nicht klar was die dann anschließend "machen" um das Attribut "Person" mit Leben zu füllen. Leider bin ich derzeit arbeitsmäßig schwer in Anspruch genommen, Zeit für Studium und Nachdenken im Hobby Theologie habe ich gerade nicht.
Unter den bereits genannten Prämissen (Ort- und Zeitlosigkeit Gottes sowie in dem Bewußtsein der analogen Gottesrede eines Menschen) kann man sich die Trinität in einem geometrischen Bild plausibel machen, nämlich als Linie.

Der eine Endpunkt der Linie ist hierbei der Vater, der andere Endpunkt der Sohn, die Verbindung der Punkte der Hl. Geist.

Insgesamt betrachtet bleibt Gott dabei (natürlich) eine einzige Linie, was dem einen (unerkennbaren) Wesen Gottes entsprechen würde.
Im Detail betrachtet "zerfällt" (=> Dreifaltigkeit) dieses eine Wesen in zwei Endpunkte und eine Verbindung. Keiner der Endpunkte (=> Vater und Sohn) und auch nicht die Verbindung (=> Hl. Geist) ist mehr Gott als der andere.
Eine weitere Möglichkeit, sich die Trinität geometrisch vorzustellen, ist das Tetraeder (Definition)!

Es sind hierbei jedoch ein paar Besonderheiten zu beachten:
  • Für den Menschen erkennbar ist nur eine einzige der Dreiecksflächen des Tetraeders. Die drei Ecken dieses sichtbaren Dreiecks stehen für die drei göttlichen Hypostasen Vater, Sohn und Hl. Geist.
  • Daraus folgt, daß die hintere Ecke des Tetraeders das Wesen Gottes repräsentiert. (Unerkennbarkeit von Gottes Wesen)
  • Daß dieses Wesen aber doch vorhanden ist, kann man sich so erschließen wie bei einem Würfel. Wenn man die Vorderseite kennt, weiß man auch, was auf der Rückseite steht, denn die Summe ist immer 7.
    7 ist passenderweise die Zahl des Göttlichen. (Erläuterung)
  • Die Seitenlinien des Tetraeders stehen für die Liebe zwischen den göttlichen Personen und repräsentieren damit die Relationen zwischen den Hypostasen.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Mal ganz praktisch gefragt: Worauf soll man sich genau stützen, wenn jedes Dogma möglicherweise noch nicht am Ende seiner Entwicklungsstufe angelangt sein könnte? Angenommen man nimmt zb an, dass es früher ein in der Praxis falsches Bild zur Heilsexklusivität gegeben hat, woher weiß ich dann noch, was ich mit der Dogmenlandschaft 2021 anfangen soll. Welches Dogma ist ganz richtig und welches hat nur den wahren Kern begriffen? Gibt sich Gott zufrieden wenn wir an die (teilweise) unvollständigen Annäherungen glauben, die wir momentan zur Verfügung haben? :hae?:

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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Trisagion »

philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 12:19
Mal ganz praktisch gefragt: Worauf soll man sich genau stützen, wenn jedes Dogma möglicherweise noch nicht am Ende seiner Entwicklungsstufe angelangt sein könnte? Angenommen man nimmt zb an, dass es früher ein in der Praxis falsches Bild zur Heilsexklusivität gegeben hat, woher weiß ich dann noch, was ich mit der Dogmenlandschaft 2021 anfangen soll.
Du fragst eben nicht "ganz praktisch", und machst Dir somit künstlich Probleme. Was Deine Praxis angeht, bedeutet dieses Dogma: 1. Laß Dich selber taufen, wenn Du noch nicht getauft bist. 2. Tue Dein möglichstes dafür, daß sich andere Erwachsene taufen lassen. 3. Unterstütze Eltern darin, ihre Kinder taufen zu lassen.

Das hat das Dogma immer schon bedeutet, und wird es immer weiter bedeuten, ganz praktisch. Deine Probleme treten mit der theoretischen Analyse auf. Wenn Dich solche Analyse in Deinem Glauben stört, dann sei Dir ganz praktisch geantwortet: theoretisch Denken ist wohl nicht Deine Berufung, bestehe nicht auf Dingen die Deinen Glauben zerstören. Denn das Dogma bedeutet auch: 4.Tue Gutes, sündige nicht und bleib dem Glauben treu, und bereue und beichte wo Du gefehlt hast, so daß Dir die Gnade der Taufe erhalten bleibt.

Aber stattdessen lieber darüber nachdenken ob Gott alle Hindus in die Hölle schmeisst, weil super-relevant für Dein eigenes Leben, gelle? Wenn man sich nicht bescheiden kann auf das worin man gut ist, kommt es meist zu bescheidenen Ergebnissen.

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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Lycobates »

Trisagion hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 12:52
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 12:19
Mal ganz praktisch gefragt: Worauf soll man sich genau stützen, wenn jedes Dogma möglicherweise noch nicht am Ende seiner Entwicklungsstufe angelangt sein könnte? Angenommen man nimmt zb an, dass es früher ein in der Praxis falsches Bild zur Heilsexklusivität gegeben hat, woher weiß ich dann noch, was ich mit der Dogmenlandschaft 2021 anfangen soll.
Du fragst eben nicht "ganz praktisch", und machst Dir somit künstlich Probleme. Was Deine Praxis angeht, bedeutet dieses Dogma: 1. Laß Dich selber taufen, wenn Du noch nicht getauft bist. 2. Tue Dein möglichstes dafür, daß sich andere Erwachsene taufen lassen. 3. Unterstütze Eltern darin, ihre Kinder taufen zu lassen.

Das hat das Dogma immer schon bedeutet, und wird es immer weiter bedeuten, ganz praktisch. Deine Probleme treten mit der theoretischen Analyse auf. Wenn Dich solche Analyse in Deinem Glauben stört, dann sei Dir ganz praktisch geantwortet: theoretisch Denken ist wohl nicht Deine Berufung, bestehe nicht auf Dingen die Deinen Glauben zerstören. Denn das Dogma bedeutet auch: 4.Tue Gutes, sündige nicht und bleib dem Glauben treu, und bereue und beichte wo Du gefehlt hast, so daß Dir die Gnade der Taufe erhalten bleibt.

Aber stattdessen lieber darüber nachdenken ob Gott alle Hindus in die Hölle schmeisst, weil super-relevant für Dein eigenes Leben, gelle? Wenn man sich nicht bescheiden kann auf das worin man gut ist, kommt es meist zu bescheidenen Ergebnissen.
Dazu ergänzend ein weises Wort des Völkerapostels:
non plus sapere quam oportet sapere, sed sapere ad sobrietatem: et unicuique sicut Deus divisit mensuram fidei
Rom. 12,3.
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Warum zitierst du nicht gleich auf deutsch Lycobates? Das ist nicht das erste Mal und ich weiss nicht was dh damit bezweckst.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Warum denkst du dass ich schlecht im theoretischen Denken bin Tris?

Du hast die Frage, was man damit anfangen soll dass manche Dogmen fertig sind und andere noch in der Entwicklung übrigens übergangen und dich stattdessen nur auf das eine Dogma geschmissen, dass ich jedoch gar nicht behandeln wollte sondern nur als Beispiel verwendet habe.

Vielleicht weil du keine gute Antwort darauf hast? An der Zeit kanns nicht liegen, einen Beitrag hast du ja verfasst (der nicht auf das eingeht was ich schrieb)
Trisagion hat geschrieben:Aber stattdessen lieber darüber nachdenken ob Gott alle Hindus in die Hölle schmeisst, weil super-relevant für Dein eigenes Leben, gelle?
Mit keinem Wort habe ich diese Frage hier in den Raum gestellt. Schäbig, mir das zu unterstellen um danach polemisch nachzutreten.

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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Jakobgutbewohner »

philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 12:19
Gibt sich Gott zufrieden wenn wir an die (teilweise) unvollständigen Annäherungen glauben, die wir momentan zur Verfügung haben?
"Jeglicher Baum, der nicht schöne Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Mt 7,19+20
"Selig sind ... die durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die "Pharmazeuten" und die Buhler und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut." Off 22,14+15

Trisagion
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Trisagion »

philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 15:01
Warum denkst du dass ich schlecht im theoretischen Denken bin Tris?
Wem bitte soll diese Diskussion etwas bringen?
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 15:01
Du hast die Frage, was man damit anfangen soll dass manche Dogmen fertig sind und andere noch in der Entwicklung übrigens übergangen und dich stattdessen nur auf das eine Dogma geschmissen, dass ich jedoch gar nicht behandeln wollte sondern nur als Beispiel verwendet habe.
Du hast ein Beispiel gebracht, ich habe an Deinem eigenen Beispiel vorgeführt warum Deine Bedenken ins Leere greifen. Wenn Du selber ein Beispiele anführst, aber eine Analyse desselben nicht verallgemeinern und daraus Schlußfolgerungen ziehen kannst, dann hast Du ja obige Frage schon mal teils beantwortet...

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Lycobates
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Lycobates »

philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 14:56
Warum zitierst du nicht gleich auf deutsch Lycobates? Das ist nicht das erste Mal und ich weiss nicht was dh damit bezweckst.
Ich halte mich an das Tridentinum (4. Sitzung, Decretum de usu), da wir hier eine publica disputatio haben, und so ist es in der katholischen Literatur traditionell üblich.
Nach meinem Dafürhalten sind Übersetzungen im Vernakel da nicht zitierfähig.
Übrigens ist die Vulgata klar und unmißverständlich, viel mehr als manche Übersetzung, und hat sie Jahrhunderte des Zitiertwerdens hinter sich, in deren Tradition der heute Zitierende sich stellt. Das Original hätte natürlich noch dazu zitiert werden können oder müssen.
Der locus ist ja angegeben, wer zusätzlich eine dt. Übersetzung nachschlagen will, kann das.
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philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Trisagion hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 17:42
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 15:01
Warum denkst du dass ich schlecht im theoretischen Denken bin Tris?
Wem bitte soll diese Diskussion etwas bringen?
Wo steht hier was von Diskussion? Du hast mir hier etwas unterstellt. Nach meinem Empfinden sollte man Aussagen über andere Personen begründen, wenn man sie einfach so im Gespräch einwirft. Wenn du nicht konkret werden willst, kannst du solche Aussagen ja sein lassen. Wo ist der Mehrwert?

Ah, ich sehe, du hast mir weiter unten schon eine Antwort geliefert, warum ich nicht theoretisch Denken kann:
Trisagion hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 17:42
Wenn Du selber ein Beispiele anführst, aber eine Analyse desselben nicht verallgemeinern und daraus Schlußfolgerungen ziehen kannst, dann hast Du ja obige Frage schon mal teils beantwortet...
Finde ich echt super, zuerst unterstellst du mir was und dann wenn man nachfragt hältst du alles schön vage. Andeuten und Zurückziehen :daumen-runter:
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Zum inhaltlichen Streitpunkt:
Trisagion hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 17:42
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 15:01
Du hast die Frage, was man damit anfangen soll dass manche Dogmen fertig sind und andere noch in der Entwicklung übrigens übergangen und dich stattdessen nur auf das eine Dogma geschmissen, dass ich jedoch gar nicht behandeln wollte sondern nur als Beispiel verwendet habe.
Du hast ein Beispiel gebracht, ich habe an Deinem eigenen Beispiel vorgeführt warum Deine Bedenken ins Leere greifen.

Wenn Du selber ein Beispiele anführst, aber eine Analyse desselben nicht verallgemeinern und daraus Schlußfolgerungen ziehen kannst, dann hast Du ja obige Frage schon mal teils beantwortet...

Was habe ich denn geschrieben:
Mal ganz praktisch gefragt: Worauf soll man sich genau stützen, wenn jedes Dogma möglicherweise noch nicht am Ende seiner Entwicklungsstufe angelangt sein könnte? Angenommen man nimmt zb an, dass es früher ein in der Praxis falsches Bild zur Heilsexklusivität gegeben hat, woher weiß ich dann noch, was ich mit der Dogmenlandschaft 2021 anfangen soll. Welches Dogma ist ganz richtig und welches hat nur den wahren Kern begriffen? Gibt sich Gott zufrieden wenn wir an die (teilweise) unvollständigen Annäherungen glauben, die wir momentan zur Verfügung haben? :hae?:
Wie aus dem Text hervorgeht, soll mein Beispiel veranschaulichen, dass Dogmen wenn sie sich weiterentwickeln, ihren praktischen Bedeutungsinhalt verändern können. Ich stelle die Frage, wie man mit den derzeit gültigen Dogmen praktisch umgehen soll, da man ja nie weiß, ob ein Dogma im Jahr 2021 nicht in seiner ganzen Klarheit ganz andere Handlungsanweisungen beinhaltet oder, ob das Dogma vielleicht doch schon in seiner ganzen Klarheit formuliert wurde.

Anstatt auf den Inhalt meines Beitrags einzugehen, stürzt du dich auf ein Beispiel das ich liefere. Dieses Beispiel steht aber nicht im luftleeren Raum. Es hatte den ganz bestimmten Zweck zu veranschaulichen, dass sich Dogmen leicht verändern können. Nicht mehr und nicht weniger. Darauf aufbauend meine Frage unter den Tisch zu kehren ist unlogisch. Das Beispiel hatte nicht den Zweck im großen und ganzen ein Objekt für meine darauffolgende Argumentation zu sein.

Falls du das nicht direkt herausliest drösel ich es dir auf:
"Angenommen man nimmt zb an, dass es früher ein in der Praxis falsches Bild zur Heilsexklusivität gegeben hat, woher weiß ich dann noch, was ich mit der Dogmenlandschaft 2021 anfangen soll."

Aus dem "falschen Bild der Heilsexklusivität" folgt, dass Dogmen sich prinzipiell verändern können. Und daraus folgt die allgemeine Problemstellung "woher weiß ich dann noch, was ich mit der Dogmenlandschaft 2021 anfangen soll" samt der Folgefragen.

Das was in rot geschrieben steht, habe ich den Leser mitdenken lassen. Es war vielleicht nicht superduper-eindeutig formuliert, aber jetzt sollte klar sein, dass mein Beispiel keine Funktion für die eigentliche Fragestellung hatte.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

@Lycobates, steht dir frei, aber da vermutlich die wenigsten hier so gut Latein können, dass sie das flott übersetzen können, fände ich deutsch angebrachter. insgeheim hab ich aber fast damit gerechnet dass du dich auf irgendeine tradition berufen wirst :D

Trisagion
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Trisagion »

philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 18:40
Wo steht hier was von Diskussion? Du hast mir hier etwas unterstellt.
Meine übrigens durchaus ernst gemeinte Antwort war im Konjunktiv gehalten was Deine Fähigkeiten angeht. Der eine sarkastische Kommentar der etwas deutlicher wurde, war schon zuviel. Belassen wir es also dabei.
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 18:40
Finde ich echt super, zuerst unterstellst du mir was und dann wenn man nachfragt hältst du alles schön vage. Andeuten und Zurückziehen :daumen-runter:
Wenn Du mit meiner konkreten und klaren Aussage nichts anfangen kannst, dann wende Dich doch einfach wieder anderen Dingen zu.
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 18:40
Es hatte den ganz bestimmten Zweck zu veranschaulichen, dass sich Dogmen leicht verändern können. Nicht mehr und nicht weniger.
Und ich habe Deine eigene Veranschaulichung benutzt um etwas bzgl. Deiner allgemeinen Behauptung klarzustellen.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Trisagion hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 20:16
Meine übrigens durchaus ernst gemeinte Antwort war im Konjunktiv gehalten was Deine Fähigkeiten angeht. Der eine sarkastische Kommentar der etwas deutlicher wurde, war schon zuviel. Belassen wir es also dabei.
Jeder der gelesen hat, was du schriebst sieht, dass der Konjunktiv keinen Unterschied in der Aussage macht, die du in deinem Beitrag mehrmals kommuniziert hast. Ich nehme gerne zu Kenntnis dass du die Aussage relativierst.

Du kannst mir auch gerne privat schreiben wieso du anzweifelst dass ich mich theoretischem Denken widmen sollte. Davon hätte ich wahrscheinlich etwas. Von bloßen Unterstellungen - - so ernst sie auch gemeint sind - - habe ich doch nix.
Trisagion hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 20:16
Wenn Du mit meiner konkreten und klaren Aussage nichts anfangen kannst, dann wende Dich doch einfach wieder anderen Dingen zu.
An der Aussage war gar nichts klar. Klar wäre wenn du direkt gesagt hättest wie du zu deinen Behauptungen kommst.
Trisagion hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 20:16
Und ich habe Deine eigene Veranschaulichung benutzt um etwas bzgl. Deiner allgemeinen Behauptung klarzustellen.
Ok. Nur erstens stimme ich dir in der Analyse nicht ganz zu. Ja, es gibt eine schnittmenge zwischen den handlungsanweisungen die aus dem alten Heilsverständnis und denen die aus dem neuen Heilsverständnis erwachsen. Das heisst aber noch lange nicht dass damit alle Handlungsanweisungen abgedeckt sind. Ein Beispiel: wenn ich damals einen protestantischen Freund am Sterbebett besucht hätte, hätte ich nochmal alles versucht ihn zum Katholizismus zu bekehren. Heute sähe das doch anders aus.

Zweitens gibt es sehr viele Dogmen. Und dementsprechend sehr viele weitere Kandidaten für eine Weiterentwicklung der Lehre.

Und genau wegen dieser zwei Punkte finde ich es besser gleich auf der allgemeinen Ebene zu starten und zu fragen, wie damit umzugehen ist, dass man nicht weiss wie sich die Lehre in welchen Gebieten weiterentwickeln wird. Nimmt Gott es uns übel wenn wir den unvollkommenen "Ist-Regeln" Folge leisten?

Trisagion
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Trisagion »

philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 21:38
Von bloßen Unterstellungen - - so ernst sie auch gemeint sind - - habe ich doch nix.
Unterstellt habe ich Dir überhaupt nichts. Man unterstellt Taten, nicht Fähigkeiten.
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 21:38
Das heisst aber noch lange nicht dass damit alle Handlungsanweisungen abgedeckt sind. Ein Beispiel: wenn ich damals einen protestantischen Freund am Sterbebett besucht hätte, hätte ich nochmal alles versucht ihn zum Katholizismus zu bekehren. Heute sähe das doch anders aus.
Erstens ist es selbstverständlich, daß echte Entwicklung von Dogmen guten Gründe hat. Insofern gibt es selbstverständlich Gelegenheiten wo diese Entwicklung Konsequenzen hat. Zweitens klingt Dein Beispiel nur solange interessant, bis man das halt mal praktisch aufdröselt. Wie stellst Du Dir denn "alles versuchen" konkret vor? Schreist Du den Sterbenden jetzt lauthals an, daß er konvertieren muß oder in die Hölle kommt? Und das ist effizient und funktioniert? Wenn ja, warum machst Du das denn jetzt nicht mehr? Ist ja nicht so als ob er inzwischen einen Freibrief für Häresie und Schisma erhalten hätte. Es ist möglich, daß ihm seine Todsünde nicht persönlich soweit angerechnet wird, daß er in die Hölle kommt. Sicher ist das aber keineswegs. Wenn nein, und Du sinnvollerweise einen Sterbenden sanft nochmal ansprichst und mit ihm über seine geistliche Verfassung sprichst, warum machst Du das jetzt nicht mehr? Glaubst Du irgendwie, daß er ja auch so "ganz in Ordnung" ist? Nun, das ist vielleicht der "Geist von V2", aber keineswegs das was bzgl. des Dogmas feststellbar von V2 entwickelt wurde.

Weißt Du wo diese Weiterentwicklung wirklich etwas ausmacht? Wenn Dein Freund dann doch als überzeugter Protestant gestorben ist, und Du für ihn beten willst. Denn nun kannst Du guten Gewissens Gott um Gnade für Deinen Freund bitten, und darum, ihm die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen. Wie ... das hättest Du sowieso getan, das sei doch ganz natürlich? Hmm. Interessant. Es hat sich da wohl das Dogma an ein tiefes Empfinden von richtigem, heiligem spirituellen Verhalten angepasst, bei Gläubigen wie Dir, und vielen, vielen anderen... Ob das wohl irgendetwas mit der Entwicklung des Dogma zu tun haben könnte? :hmm:
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 21:38
Zweitens gibt es sehr viele Dogmen. Und dementsprechend sehr viele weitere Kandidaten für eine Weiterentwicklung der Lehre.
Wohl wahr. Und für alle gilt, was ich Dir an einem Beispiel illustriert habe.
philipp hat geschrieben:
Samstag 13. Februar 2021, 21:38
Nimmt Gott es uns übel wenn wir den unvollkommenen "Ist-Regeln" Folge leisten?
Nein? Mußt Du das wirklich fragen? Gott ist gerecht und somit folgt hier ... Gut, geschenkt. "Nein" ist die Antwort.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Ich würde beide natürlich darauf ansprechen. Beim einen, bei dem ich mir fast sicher sein muss dass er in die Hölle kommt wenn er seinen Glauben nicht ändert werde ich es aber auf andere Art und Weise machen als beim anderen, der vielleicht ein gutes Leben geführt hat und an Jesus geglaubt hat. Zwingen kann ich ersteren natürlich auch nicht. Aber die Worte wären sicher anders und ich würde es bis zuletzt versuchen.

Beim anderen würde ich irgendwann abschließen und mit ihm gemeinsam betend die letzten Sekunden verbringen. Das ist durchaus sinnvoll wenn ich Hoffnung habe dass er in den Himmel kommt.
Tris hat geschrieben:Wohl wahr. Und für alle gilt, was ich Dir an einem Beispiel illustriert habe.
Du schreibst ja dass der Unterschied in diesem konkreten Beispiel der ist, dass man beten soll für die toten Seelen. Also besteht hier ein Unterschied darin, wie man praktisch handeln *soll*. Daraus leite ich ab dass es bei jedem Dogma möglich ist dass sich die Handlungsanweisungen ändern. Da stehen wir jetzt aber wieder dort wo meine Frage begonnen hat.

Trisagion
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Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von Trisagion »

philipp hat geschrieben:
Sonntag 14. Februar 2021, 00:10
Du schreibst ja dass der Unterschied in diesem konkreten Beispiel der ist, dass man beten soll für die toten Seelen. Also besteht hier ein Unterschied darin, wie man praktisch handeln *soll*. Daraus leite ich ab dass es bei jedem Dogma möglich ist dass sich die Handlungsanweisungen ändern. Da stehen wir jetzt aber wieder dort wo meine Frage begonnen hat.
Genauer habe ich gesagt, daß das was Du sowieso gemacht hättest jetzt mehr Sinn macht... aber lassen wir das. Es ist durchaus möglich, daß Verhaltensänderung nötig werden. Eine Entwicklung ist eine Form der Änderung und in Konsequenz können sich auch andere Dinge ändern. Das Entscheidende an einer Entwicklung (im Sinne des Katholizismus) ist, daß das Wesentliche unverändert bleibt. Was ist das "Wesentliche"? Dafür gibt es keine genaue Regel, nur Anhaltspunkte, insbesondere aus einer genauen Analyse von Tradition und Quellen. Aber nur weil etwas nicht einfach ist, ist es nicht einfach falsch. Wenn ich z.B. behaupten würde, daß es völlig unnötig ist Katholik zu werden, dann hätte ich auf jeden Fall das Wesentliche verändert. Man kann sich nicht legitim (katholisch) ins Gegenteil entwickeln.

Praktisch gesehen betreffen uns die meisten Dogmen nur selten, und wenn sie uns betreffen dann meist nur in ihren wesentlichen Teilen die nicht wirklich zur Diskussion stehen. Und sollte man nun tatsächlich mit einer Ungewissheit konfrontiert werden, dann heißt das einfach nur, daß man tun sollte was man für richtiger hält. Selbst wenn sich das später als falsch herausstellen würde, wäre man eben durch die Umstände entschuldigt. Es gibt sicherlich interessante Fragen der historischen Entwicklung, und der zukünftigen Theologie. Aber es gibt nur geringe Probleme auf der praktischen Handlungsebene des Alltags für einen Katholiken. Oder noch genauer, es gibt da schon große Probleme, aber einfach klassifizierbare (zB. liberal oder konservativ). Handlungsunfähig wegen doktrinärer Unsicherheit ist aber kein normaler Katholik.

philipp

Re: Wie geht ihr mit damit um dass die Kirche ihre Positionen ändert?

Beitrag von philipp »

Damit kann ich mal fürs erste ganz gut leben, danke für die Antwort!

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