Ist Gott noch ein Thema?

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overkott
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:Nun, und Transsubstantiation meint eben, daß die Akzidentien gleich bleiben während die Substanz sich wandelt. Dies beinhaltet zugleich eine Überschreitung der aristotelischen Philosophie, weil dort die Substanz denknotwendigerweise als unwandelbar angesehen wird.
Die Lehre von der Transsubstantiation überschreitet aristotelische Kategorien. Man kann auch sagen, daß sie aus einer Synthese von aristotelischer und platonischer Philosophie entsteht. :)
Da muss man natürlich fragen, ob nicht auch Platon schon die Substanz denknotwendigerweise als unwandelbar angesehen hat, was im Hinblick auf die Substanz der Substanzen, also das Wort des Anfangs, mit Sicherheit zu bejahen ist.

Bei der Wandlung in der Eucharistie handelt es sich um einen Paradigmenwechsel.

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Juergen
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Juergen »

Raphael hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:In seinen 10 Kategorien ist die erste Kategorie die Substanz und die neuen weiteren Kategorien sind (vereinfacht gesagt) die Akzidenzien.
Genauer: Ein Akzidenz ist, was einem und demselben Gegenstand zukommen und nicht zukommen kann, wie Aristoteles in der Topik sagt.
Nun, und Transsubstantiation meint eben, daß die Akzidentien gleich bleiben während die Substanz sich wandelt. Dies beinhaltet zugleich eine Überschreitung der aristotelischen Philosophie, weil dort die Substanz denknotwendigerweise als unwandelbar angesehen wird.
Die Lehre von der Transsubstantiation überschreitet aristotelische Kategorien. Man kann auch sagen, daß sie aus einer Synthese von aristotelischer und platonischer Philosophie entsteht. :)
Richtig.
Das war schon immer die Stärke der katholischen Theologie. Sie greift ein philosophisches Denkschema oder Konstrukt auf und knüpft dort nicht in Parallele, sondern im Widerspruch an. So entsteht etwas Neues mit alten Begriffen. Dieses Neue widerspricht dann den alten Denkschemata.

Deswegen hat z.B. Harnack mit seinem Hellenismusvorwurf auch Unrecht.
Gruß Jürgen

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Niels
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben:Bei der Wandlung in der Eucharistie handelt es sich um einen Paradigmenwechsel.
Das ist wohl schon ansatzweise "richtig", aber zuwenig, um katholisch zu sein.
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Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Niels hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Bei der Wandlung in der Eucharistie handelt es sich um einen Paradigmenwechsel.
Das ist wohl schon ansatzweise "richtig", aber zuwenig, um katholisch zu sein.
Nein, das ist noch nicht einmal ansatzweise richtig, sondern ein - IMHO bewußt gesetzter - Kategorienfehler. :daumen-runter:

Eine Antwort auf die Frage, warum dieser Kategorienfehler gesetzt wurde, würde zu Motivationsspekulationen führen, derer ich mir hier enthalten will. :maske:

Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Juergen hat geschrieben:Deswegen hat z.B. Harnack mit seinem Hellenismusvorwurf auch Unrecht.
Harnack bleibt bei seinem Vorwurf ganz auf den protestantischen Schienen, die schon zum Beginn der Reformation gelegt worden sind.
Geistesgeschichtlich betrachtet war das, was heutzutage unter Reformation verstanden wird, ein gigantisches Enthellenisierungsprojekt, mit dem der katholische Glauben umgestaltet werden sollte. IMHO hat Luther zwar diese Tragweite nicht erfaßt und ist auch nicht alleine für die Dynamik des Prozesses verantwortlich zu machen, die erste Schwelle der Gleisanlage wurde dennoch von ihm gelegt.

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Jarom1
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Jarom1 »

Raphael hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Deswegen hat z.B. Harnack mit seinem Hellenismusvorwurf auch Unrecht.
Harnack bleibt bei seinem Vorwurf ganz auf den protestantischen Schienen, die schon zum Beginn der Reformation gelegt worden sind.
Geistesgeschichtlich betrachtet war das, was heutzutage unter Reformation verstanden wird, ein gigantisches Enthellenisierungsprojekt, mit dem der katholische Glauben umgestaltet werden sollte. IMHO hat Luther zwar diese Tragweite nicht erfaßt und ist auch nicht alleine für die Dynamik des Prozesses verantwortlich zu machen, die erste Schwelle der Gleisanlage wurde dennoch von ihm gelegt.
Ist die Idee einer Enthellenisierung des Christentums zu begrüßen oder abzulehnen?
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taddeo
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von taddeo »

Jarom1 hat geschrieben:Ist die Idee einer Enthellenisierung des Christentums zu begrüßen oder abzulehnen?
Das würde dem Christentum eines seiner beiden unerläßlichen Standbeine abschneiden. Ein Christentum ohne den Geist und die Sprache der griechischen Kultur wäre schlechterdings kein Christentum mehr, sondern höchstens noch eine irregeleitete jüdische Sekte.

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Jarom1
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Jarom1 »

taddeo hat geschrieben:
Jarom1 hat geschrieben:Ist die Idee einer Enthellenisierung des Christentums zu begrüßen oder abzulehnen?
Das würde dem Christentum eines seiner beiden unerläßlichen Standbeine abschneiden. Ein Christentum ohne den Geist und die Sprache der griechischen Kultur wäre schlechterdings kein Christentum mehr, sondern höchstens noch eine irregeleitete jüdische Sekte.
Das sehr empfehlenswerte Buch "Orthodoxes Christentum und Islam" (http://edition-hagia-sophia.de/index.ph ... wahre.html) enthält einen Artikel, in dem der Autor argumentiert, dass der Islam sich die griechische Philosophie erfolgreich "vom Leib gehalten" hat (insbesondere durch al-Ghazali https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Ghaz%C4%81l%C4%AB) und dass das Christentum ihm darin hätte folgen sollen, da durch die Vermischung - insbesondere mit aristotelischer Philosophie - eine Verwässerung der christlichen Wahrheit eingetreten sei.
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taddeo
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von taddeo »

Es mag sein, was du da vom Islam sagst. Aber den "Erfolg" sieht man ja seit Jahren. Der Islam ist anscheinend genau aus diesem Grund "dialogunfähig" in Bezug auf alles, was mit der jüdisch-christlich-hellenistischen Weltsicht zusammenhängt. Und ein Christentum ohne Hellenismus wäre vermutlich genauso dialogunfähig in Bezug auf eine säkulare Umgebung.

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offertorium
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von offertorium »

Der Islam müsste erstmal aufarbeiten, welche Kritik er am Christentum hat. Die verschiedenen Koranübersetzungen weichen teilweise derart voneinander ab, dass es nicht möglich ist, daraus eine kollektive Kritik abzuleiten. DIe meisten Muslime merken das aber nicht, weil ihnen die theologische Sachkenntnis fehlt. Auch sind viele Muslime ziemlich unreflektiert, wenn es um das Verhältnis "Wort Gottes" und "Gott" geht. Würden sie das mal aufarbeiten, müssten sie über eine islamische Binität/Trinität nachdenken.

Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Jarom1 hat geschrieben:Ist die Idee einer Enthellenisierung des Christentums zu begrüßen oder abzulehnen?
Genausogut könnte man die Frage stellen, ob es gut war, daß Jesus Christus unter den Menschen gelebt hat! :/

Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Jarom1 hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Jarom1 hat geschrieben:Ist die Idee einer Enthellenisierung des Christentums zu begrüßen oder abzulehnen?
Das würde dem Christentum eines seiner beiden unerläßlichen Standbeine abschneiden. Ein Christentum ohne den Geist und die Sprache der griechischen Kultur wäre schlechterdings kein Christentum mehr, sondern höchstens noch eine irregeleitete jüdische Sekte.
Das sehr empfehlenswerte Buch "Orthodoxes Christentum und Islam" (http://edition-hagia-sophia.de/index.ph ... wahre.html) enthält einen Artikel, in dem der Autor argumentiert, dass der Islam sich die griechische Philosophie erfolgreich "vom Leib gehalten" hat (insbesondere durch al-Ghazali https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Ghaz%C4%81l%C4%AB) und dass das Christentum ihm darin hätte folgen sollen, da durch die Vermischung - insbesondere mit aristotelischer Philosophie - eine Verwässerung der christlichen Wahrheit eingetreten sei.
Ein reformierter Protestant empfiehlt einen orthodoxen Author, der sich mit der innerislamischen Haltung zur griechischen Philosophie auseinandersetzt? :roll:

Nur Chuzpe, aber kein Inhalt! :huhu:

Weitere Fragen? :detektiv:

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taddeo
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von taddeo »

offertorium hat geschrieben:Der Islam müsste erstmal aufarbeiten, ...
Genau das kann er ja nicht. Anscheinend ist die Idee, irgendwas "aufarbeiten" zu können oder zu sollen, ein Spezifikum des hellenistischen Denkens. Ich habe bisher noch nie ernsthaft wo gehört oder gelesen, daß seitens "des Islams" (bzw. seiner Gelehrten) auch nur das geringste Bedürfnis bestehe, irgendetwas in seinem Verhältnis zur Außenwelt "aufzuarbeiten". Er soll unter den Ungläubigen verbreitet werden, nichts weiter. Und das mit allen Mitteln, wie es ausschaut. Und wer dann nicht mehr ungläubig ist, hat auch kein Bedürfnis mehr für irgendwelche "Aufarbeitungen".

Tinius
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Tinius »

Richtig [Punkt]
Wozu sollte man gegenüber den total irregeleiteten Christen etwas "aufarbeiten"?

Im Koran steht eindeutig in Sure 98, Vers 6:

http://www.islam.de/13827.php?sura=98

Gewiß, diejenigen unter den Leuten der Schrift und den Götzendienern, die ungläubig sind, werden im Feuer der Hölle sein, ewig darin zu bleiben. Das sind die schlechtesten Geschöpfe.


Sure 9, Vers 3 (Al-Masīḥ ist hier der Messias)

http://www.islam.de/13827.php?sura=9

....die Christen sagen: „Al-Masīḥ ist Allahs Sohn.“ Das sind ihre Worte aus ihren (eigenen) Mündern. Sie führen ähnliche Worte wie diejenigen, die zuvor ungläubig waren. Allah bekämpfe sie! Wie sie sich (doch) abwendig machen lassen!

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Jarom1
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Jarom1 »

Raphael hat geschrieben:
Jarom1 hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Jarom1 hat geschrieben:Ist die Idee einer Enthellenisierung des Christentums zu begrüßen oder abzulehnen?
Das würde dem Christentum eines seiner beiden unerläßlichen Standbeine abschneiden. Ein Christentum ohne den Geist und die Sprache der griechischen Kultur wäre schlechterdings kein Christentum mehr, sondern höchstens noch eine irregeleitete jüdische Sekte.
Das sehr empfehlenswerte Buch "Orthodoxes Christentum und Islam" (http://edition-hagia-sophia.de/index.ph ... wahre.html) enthält einen Artikel, in dem der Autor argumentiert, dass der Islam sich die griechische Philosophie erfolgreich "vom Leib gehalten" hat (insbesondere durch al-Ghazali https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Ghaz%C4%81l%C4%AB) und dass das Christentum ihm darin hätte folgen sollen, da durch die Vermischung - insbesondere mit aristotelischer Philosophie - eine Verwässerung der christlichen Wahrheit eingetreten sei.
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Weitere Fragen? :detektiv:
Keine Fragen, Euer Ehren. :)

Das Thema des griechischen Erbes im Christentum beschäftigt mich schon lange. Ich habe den orthodoxen Autor nicht empfohlen, sondern nur darauf hingewiesen, dass es zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen gibt (spätestens seit Tertullian). Für mich sind Glaube und Rationalität nicht trennbar. Ebenso hat die griechische Philosophie wesentlich zur Formulierung der christlichen Lehre beigetragen. Ich beobachte aber in den Kirchen eine zunehmende antirationale Tendenz. Daher sollte die christliche Lehre auf der Grundlage der Katechismen stärker in den Vordergrund gerückt werden.
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Siard
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Siard »

Was die Tilgung uralter Einflüße auf das Christentum angeht, ist die römische Kirche sehr offen.
Sie hat dies teilweise auch schon in den letzten Jahrzehnten umgesetzt – und der Prozess wird weitergehen.

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offertorium
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von offertorium »

taddeo hat geschrieben: Genau das kann er ja nicht. Anscheinend ist die Idee, irgendwas "aufarbeiten" zu können oder zu sollen, ein Spezifikum des hellenistischen Denkens. Ich habe bisher noch nie ernsthaft wo gehört oder gelesen, daß seitens "des Islams" (bzw. seiner Gelehrten) auch nur das geringste Bedürfnis bestehe, irgendetwas in seinem Verhältnis zur Außenwelt "aufzuarbeiten". Er soll unter den Ungläubigen verbreitet werden, nichts weiter. Und das mit allen Mitteln, wie es ausschaut. Und wer dann nicht mehr ungläubig ist, hat auch kein Bedürfnis mehr für irgendwelche "Aufarbeitungen".
Recht gut auf den Punkt gebracht. Genau deshalb finde ich es sehr fragwürdig, wenn ein Christ die steile These vertritt, das Christentum hätte in irgendeinem Punkt dem Islam folgen müssen.

Was der Autor als die große Stärke des Islam sieht - nämlich sich Sachen vom Leib halten zu können - ist im Grunde dessen größte Schwäche. Ihm fehlt die Fähigkeit, in die Welt hineinzuhorchen. Damit verbleibt er bei dem, was Mohammed behauptet von Gott erhalten zu haben, ist aber nicht offen für die Glaubenserfahrungen des Einzelnen, weil er eine Gotteserfahrung per se ausschließt.
Tinius hat geschrieben:Gewiß, diejenigen unter den Leuten der Schrift und den Götzendienern, die ungläubig sind, werden im Feuer der Hölle sein, ewig darin zu bleiben. Das sind die schlechtesten Geschöpfe.
Es ist wenig sinnvoll, solche Steinbruchexegese zu betreiben. Nur weil der Islam zu den alten Gesetzesreligionen gehört, muss man ja nicht den eigenen exegetischen Anspruch aufgeben. Das ist auch nichts anderes als dem Islam zu folgen.

In Mk 16,16 findest Du eine ähnliche Passage: "Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden."

Außerdem könnten wir jetzt über den Sinn und Unsinn deutscher Übersetzungen des Koran sprechen. Die Frage: Welche Koranübersetzung benutzt Du und warum keine andere, würde ich Dir genauso stellen wie jedem deutschen Muslim, der den Quran nicht im Original liest. Ironischerweise ist die Schriftverfälschung des Quran das größte Problem deutscher Muslime, auch wenn das paradoxerweise immer uns Christen vorwerfen.

Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Siard hat geschrieben:Was die Tilgung uralter Einflüße auf das Christentum angeht, ist die römische Kirche sehr offen.
Sie hat dies teilweise auch schon in den letzten Jahrzehnten umgesetzt – und der Prozess wird weitergehen.
Wer so pauschal und unspezifisch seine Kritik an der Kirche äußert, zeigt daß er entweder keine Ahnung von der Materie oder kein Interesse am Wohlergehen der Kirche hat. :daumen-runter:

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offertorium
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von offertorium »

Siard hat geschrieben:Was die Tilgung uralter Einflüße auf das Christentum angeht, ist die römische Kirche sehr offen.
Sie hat dies teilweise auch schon in den letzten Jahrzehnten umgesetzt – und der Prozess wird weitergehen.
Was genau ist denn die römische Kirche?

Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Jarom1 hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Jarom1 hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Jarom1 hat geschrieben:Ist die Idee einer Enthellenisierung des Christentums zu begrüßen oder abzulehnen?
Das würde dem Christentum eines seiner beiden unerläßlichen Standbeine abschneiden. Ein Christentum ohne den Geist und die Sprache der griechischen Kultur wäre schlechterdings kein Christentum mehr, sondern höchstens noch eine irregeleitete jüdische Sekte.
Das sehr empfehlenswerte Buch "Orthodoxes Christentum und Islam" (http://edition-hagia-sophia.de/index.ph ... wahre.html) enthält einen Artikel, in dem der Autor argumentiert, dass der Islam sich die griechische Philosophie erfolgreich "vom Leib gehalten" hat (insbesondere durch al-Ghazali https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Ghaz%C4%81l%C4%AB) und dass das Christentum ihm darin hätte folgen sollen, da durch die Vermischung - insbesondere mit aristotelischer Philosophie - eine Verwässerung der christlichen Wahrheit eingetreten sei.
Ein reformierter Protestant empfiehlt einen orthodoxen Author, der sich mit der innerislamischen Haltung zur griechischen Philosophie auseinandersetzt? :roll:

Nur Chuzpe, aber kein Inhalt! :huhu:

Weitere Fragen? :detektiv:
Keine Fragen, Euer Ehren. :)

Das Thema des griechischen Erbes im Christentum beschäftigt mich schon lange.
Das ist auch gut so! :ja:
Jarom1 hat geschrieben:Ich habe den orthodoxen Autor nicht empfohlen, sondern nur darauf hingewiesen, dass es zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen gibt (spätestens seit Tertullian).
Du hattest geschrieben "Das sehr empfehlenswerte Buch ........"!
Ich lese daraus eine Empfehlung, weil der Kontext keine andere Deutung nahelegt. :hmm:
Jarom1 hat geschrieben:Für mich sind Glaube und Rationalität nicht trennbar. Ebenso hat die griechische Philosophie wesentlich zur Formulierung der christlichen Lehre beigetragen. Ich beobachte aber in den Kirchen eine zunehmende antirationale Tendenz. Daher sollte die christliche Lehre auf der Grundlage der Katechismen stärker in den Vordergrund gerückt werden.
IMHO gibt es keine Religion, die ihre Fundamente so sehr einer rationalen Überprüfung ausgesetzt hat wie die christliche. :ja:

Wenn man jedoch jenseits einer rationalen Überprüfung einfach 'mal davon ausgeht, daß Gott sich sehr wohl etwas dabei gedacht haben wird, seinen Sohn zu seinem Volk zu einer Zeit zu senden, in der das Land von den Römern besetzt war und die vorherrschenden philosophischen Strömungen aus Griechenland kamen, dann erledigt sich sehr schnell ein Kritzismus, der heutzutage gerne Platz greift.
Wobei dieser Kritzismus eher auf eine Selbstüberhöhung des Menschen mit einer impliziten Herabwürdigung Gottes hinausläuft .................

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Hubertus
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Hubertus »

Raphael hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:Was die Tilgung uralter Einflüße auf das Christentum angeht, ist die römische Kirche sehr offen.
Sie hat dies teilweise auch schon in den letzten Jahrzehnten umgesetzt – und der Prozess wird weitergehen.
Wer so pauschal und unspezifisch seine Kritik an der Kirche äußert, zeigt daß er entweder keine Ahnung von der Materie oder kein Interesse am Wohlergehen der Kirche hat. :daumen-runter:
Man muß nicht in jedem Beitrag die Problematik bis ins kleinste Detail durchsezieren - die Grundtendenz ist jedenfalls unverkennbar, gerade "von oben" her. Da scheint "DasKonzil™" geradezu die "Geburtsstunde" der Kirche in der heutigen Welt zu sein. Wer so pauschal und apodiktisch jede Kritik an dieser Entwicklung zurückweist, zeigt, daß er entweder hartnäckiger Realitätsverweigerer ist oder heimlich mit der Kursänderung einverstanden ist. :aergerlich:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Hubertus hat geschrieben:......... Wer so pauschal und apodiktisch jede Kritik an dieser Entwicklung zurückweist, zeigt, daß er entweder hartnäckiger Realitätsverweigerer ist oder heimlich mit der Kursänderung einverstanden ist. :aergerlich:
Nö! 8)

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Jarom1
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Jarom1 »

Raphael hat geschrieben:...
Jarom1 hat geschrieben: Das Thema des griechischen Erbes im Christentum beschäftigt mich schon lange.
Das ist auch gut so! :ja:
Wie ich schon früher geschrieben habe, habe ich quasi mit einem Umweg über das Mormonentum zurück zu Christus gefunden. Es gibt ein mormonisches Buch "How Greek Philosophy Corrupted the Christian Concept of God". Die Lektüre war einer der Gründe, warum ich erkannt habe, dass das Mormonentum nichts für mich ist.
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Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

Jarom1 hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:...
Jarom1 hat geschrieben: Das Thema des griechischen Erbes im Christentum beschäftigt mich schon lange.
Das ist auch gut so! :ja:
Wie ich schon früher geschrieben habe, habe ich quasi mit einem Umweg über das Mormonentum zurück zu Christus gefunden. Es gibt ein mormonisches Buch "How Greek Philosophy Corrupted the Christian Concept of God". Die Lektüre war einer der Gründe, warum ich erkannt habe, dass das Mormonentum nichts für mich ist.
Das Verhältnis von Vernunft und Glaube zu bestimmen ist ein natürlich mehr als abendfüllendes Thema. :ja:

Interessanterweise haben bereits die Kirchenväter erkannt, daß die griechische Philosophie mit ihrem Erkenntnisinteresse so völlig daneben nicht liegt. Und da - wie schon bereits dargelegt - die wesentliche Kritik an der christlichen Lehre auf den Vorgaben der griechischen Philosophie erfolgte, haben die Kirchenväter naturgemäß ihre Apologie des Christentums darauf ausgerichtet.

Nichtsdestoweniger legte die christliche Lehre aber auch schonungslos die Schwächen der griechischen Philosophie offen. Der Hl. Augustinus bspw. ist dem Platonismus nicht hinterhergehechelt, sondern hat dessen Mängel analysiert und in seinen Werken dargelegt.

Zwei Dinge kann man mit Sicherheit festhalten:
1. Die Vernunft kann sich nicht aus sich selbst heraus begründen; das wäre purer Rationalismus. IMHO kann sie sich auch nicht selbst ergründen.
2. Die Liebe ist ein die Vernunft übersteigendes Phänomen. Das und wie aus der Liebe heraus ein das Leben begründendes Konzept werden kann, hat Jesus Christus gezeigt und vorgelebt.

PascalBlaise
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von PascalBlaise »

Hubertus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:Was die Tilgung uralter Einflüße auf das Christentum angeht, ist die römische Kirche sehr offen.
Sie hat dies teilweise auch schon in den letzten Jahrzehnten umgesetzt – und der Prozess wird weitergehen.
Wer so pauschal und unspezifisch seine Kritik an der Kirche äußert, zeigt daß er entweder keine Ahnung von der Materie oder kein Interesse am Wohlergehen der Kirche hat. :daumen-runter:
Man muß nicht in jedem Beitrag die Problematik bis ins kleinste Detail durchsezieren - die Grundtendenz ist jedenfalls unverkennbar, gerade "von oben" her. Da scheint "DasKonzil™" geradezu die "Geburtsstunde" der Kirche in der heutigen Welt zu sein. Wer so pauschal und apodiktisch jede Kritik an dieser Entwicklung zurückweist, zeigt, daß er entweder hartnäckiger Realitätsverweigerer ist oder heimlich mit der Kursänderung einverstanden ist. :aergerlich:
Warum schreibst du immer DasKonzil mit dem Trademark Symbol? Mir ist schon klar, dass das irgendwie ironisierend sein soll, aber ich verstehe nicht ganz den Zusammenhang :achselzuck: Was soll das ausdrücken?
– et lux in tenebris lucet et tenebrae eam non comprehenderunt –

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Hubertus
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Hubertus »

PascalBlaise hat geschrieben:
Hubertus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:Was die Tilgung uralter Einflüße auf das Christentum angeht, ist die römische Kirche sehr offen.
Sie hat dies teilweise auch schon in den letzten Jahrzehnten umgesetzt – und der Prozess wird weitergehen.
Wer so pauschal und unspezifisch seine Kritik an der Kirche äußert, zeigt daß er entweder keine Ahnung von der Materie oder kein Interesse am Wohlergehen der Kirche hat. :daumen-runter:
Man muß nicht in jedem Beitrag die Problematik bis ins kleinste Detail durchsezieren - die Grundtendenz ist jedenfalls unverkennbar, gerade "von oben" her. Da scheint "DasKonzil™" geradezu die "Geburtsstunde" der Kirche in der heutigen Welt zu sein. Wer so pauschal und apodiktisch jede Kritik an dieser Entwicklung zurückweist, zeigt, daß er entweder hartnäckiger Realitätsverweigerer ist oder heimlich mit der Kursänderung einverstanden ist. :aergerlich:
Warum schreibst du immer DasKonzil mit dem Trademark Symbol? Mir ist schon klar, dass das irgendwie ironisierend sein soll, aber ich verstehe nicht ganz den Zusammenhang :achselzuck: Was soll das ausdrücken?
Wieso denn Trademark? :glubsch: Ich dachte immer, das steht für 'terror mundi' ... :glubsch:

:breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:

Nein, ernsthaft, das Trademark-Symbol ist v.a. aus der Werbung bekannt, wo das jeweils beworbene Produkt als das Nonplusultra hingestellt wird. Oft sogar dermaßen übersteigert, daß der Kult um eine Marke die Frage nach ihrem tatsächlichen Sinn, Vorteilen etc. völlig überstrahlt. Die Hinzufügung des ™ soll gewissermaßen (ironisierend, da hast Du völlig recht) analog auf die, teils inflationäre Verwendung der Phrase "das Konzil" hinweisen.

Wobei ich sagen muß, daß ich hier im Kreuzgang auf "Konzil™" nicht das ® habe ;D - weiß gar nicht mehr, wer das als erster verwendet hat ...
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von PascalBlaise »

@Hubertus: Danke, habe es verstanden.
– et lux in tenebris lucet et tenebrae eam non comprehenderunt –

Raphael

Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Raphael »

PascalBlaise hat geschrieben:@Hubertus: Danke, habe es verstanden.
Man darf sich das Vaticanum II als ein rotes Tuch für katholische Traditionalisten vorstellen. Wie der Stier in der Arena geht ein Tradi sofort und mit voller Wucht auf dieses rote Tuch los. Und gemeinhin ist der Stier ein außerordentlich kräftiges Tier! :pfeif:

Dieser Stier hat sich gewappnet mit dem Wort der Hl. Schrift und gestärkt mit den uralten Schriften der Kirche bis weit zurück zu den Zeiten der Kirchenväter. Bei solcher Speise ist es unmöglich geschwächt und ohne Mut zu bleiben. :ja:

Der Blick eines Stiers sollte allerdings nícht nur auf das rote Tuch gerichtet werden, denn bei aller symbolischen Übereinstimmung zwischen Stier und Tradi befindet sich in der Arena auch noch der Torero. Der Stier verhält sich dümmlich, wenn er ständig auf das rote Tuch zurennt und dabei den Torero außer acht läßt. :doktor:

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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von overkott »

Für das Selbstverständliche und Gute einzutreten, ist nicht immer leicht. Leichter scheint es manchem, für die Abweichung und das Schlechte Verständnis aufzubringen, Abweichung und Sünde wenigstens wie einen Wurm an den Haken der Pastoral zu hängen. Dieses vermeintlich Um-jeden-Preis-geliebt-werden-wollen kommt jedoch nicht selten als Barmherzigkeitspopulismus rüber.

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Juergen
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Re: Ist Gott noch ein Thema?

Beitrag von Juergen »

Hubertus hat geschrieben:Wobei ich sagen muß, daß ich hier im Kreuzgang auf "Konzil™" nicht das ® habe ;D - weiß gar nicht mehr, wer das als erster verwendet hat ...
Es gibt/gab verschiedene (Vor)Formen der Schreibweise, soweit ich sehe :detektiv:

»Daskonzil« taucht zum ersten Mal in in einem Zitat aus einem Blog einem Beitrag von mir auf: http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=3& ... 62#p776962 (13.9.215)
»Daskonzil (TM)« benutze zwei Tage später der Marcus mit dem c: http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=1& ... 87#p777187 (15.9.215)
»Konzil ©« schrieb dann weitere 1 Tage später Sirad: http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=777995#p777995 (25.9.215)

Darauf antwortete ich in Form der Schreibweise »DasKonzil™« noch am gleichen Tage: http://kreuzgang.org/viewtopic.php?f=24 ... 2#p7782 (25.9.215)
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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