Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

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Molly!
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Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Molly! »

Dies ist eine sehr offene Frage, da ich auf Antworten hoffe, die zusammen ein möglichst breites Spektrum abdecken.

Was bedeutet es wirklich, daß der Mensch nicht trennen darf, was Gott vereint?
Wann hat wirklich Gott vereint und nicht der Mensch?
Wann ist es wirklich Liebe und wann meint der Mensch es sei Liebe?

Was ist, wenn ein tiefgläubiger Katholik, dem die Sakramente sehr viel bedeuten, im Grunde seines Herzens unglücklich verheiratet ist?
Was bleibt für alle mehr oder weniger möglicherweise "Beteiligten" zu "tun"?
Was bedeutet dieses Unglücklichsein für die auf verschiedene Art Betroffenen jeweils?
Wie versuchen Geistliche i.d.R. zu helfen?
Wie kann man sich selbst helfen?
Wie soll man bis ans Ende seiner Tage mit diesem Zustand leben oder mit dem Wissen um diesen Zustand bei einer anderen Person?
Wie sollte man sich als jemand verhalten, der von dem Unglück weiß oder mitleidet?

Was darf ein Katholik dann oder was soll oder kann er tun?


Was bleibt ihm und anderen dann für jeweils ihr Leben?
Ich erhebe nicht Vollkommenheitsanspruch. Weiß ich mich nicht angemessen theologisch/gebildet zu benehmen, übt bitte Nachsicht. Liebe-& respektvolle Ergänzung, Information, Wissen, Glaube etc, gebe/erbitte ich zur Hilfe, nicht als Erziehung.

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Reinhard
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Re: von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet

Beitrag von Reinhard »

Hallo Molly,

erstmal herzlich willkommen hier im Kreuzgang !
Du schmeißt ja gleich eine Riesen-Liste auf den Markt ... :blinker:

Um das ein bisschen zu ordnen will ich einfach mal auf 2 oder 3 grundsätzliche Sachen eingehen:

* Du sprichst von "wirklich Liebe" ... das wichtigste dabei ist, zwischen Verliebtheit und Liebe zu unterscheiden.
Verliebtheit - das sind Gefühle, Hormone und all sowas, 'rauf und runter. Das ist zwar das, was den ersten Reiz aus macht, aber darauf kann man eine langjährige Ehe / Beziehung nicht bauen.
Liebe ist viel mehr, sie ist im Kern, dem Anderen gut zu sein. Und das kann man wollen, oder auch nicht. Es fällt also nicht über einen her. Das hat der Apostel Paulus sehr schön beschrieben. Und ja, diese Liebe ist nicht auf eine Zweierbeziehung beschränkt, aber ohne diese Liebe funktioniert eine gute Ehe / Beziehung nicht. (und das sage ich als jemand, der 20 Jahre+ verheiratet ist, und weiß, was sich in so vielen Jahren ansammelt und abspielt !)

* In diesem Licht ist eine "unglückliche Beziehung" auf einmal gar nicht mehr so schicksalhaft, wie es uns die einschlägigen Liebeslieder weis machen wollen. Da ist es sehr viel wichtiger, wie wir, also konkret zuerst ich, damit umgehen. Bei mir persönlich war es dabei entscheidend wichtig, das was bei mir abläuft, mal in Gottes Licht zu betrachten: in Exerzitien, im Gebet und mit geistlicher Begleitung meine Geschichte und meine Verhaltensweisen zu beleuchten und vor Gott zu bringen, zum Aufräumen. Ich kann Dir nur sagen: da hat sich in meiner Ehe so einiges geändert, es ist vieles jetzt schon heil geworden, und ich, genauer gesagt: wir sind weiter auf dem Weg.

Vorhin habe ich ein Interview mit Bischof Oster angesehen: darin sagt er zur Frage von Liebe und Beziehung aus seiner persönlichen Erfahrung auch nochmal einige wichtige Sachen. (guck es Dir einfach mal an)

Solche persönlichen Fragen sollte man eigentlich besser nicht in die Öffentlichkeit des Forums zerren, sondern sie per PN (persönlicher Nachricht) besprechen, oder noch besser: von Angesicht zu Angesicht mit einem geeigneten Seelsorger. (ich betone: einem geeigneten, dafür ist ganz sicher nicht jeder beliebige Priester geeignet.)

Was ein sehr guter Ansatz ist: ein Ehepaar-Kurs, z.B. Marriage Encounter. (Wenn Du möchtest, kann ich Dir per PN mehr dazu erzählen !)

Ach ja, eigentlich klar, aber ich sage es nochmal ausdrücklich: sowas wie Tratsch und Gerede haben bei so einer Geschichte nirgends etwas zu suchen.
Die machen nur alles kaputt. Hier kann man nicht über jemanden reden, sondern ausdrücklich nur mit den beteiligten Menschen !

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Hubertus
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Re: von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet

Beitrag von Hubertus »

Hallo Molly,

auch von mir willkommen,

auf Deine Fragen hat ja schon Reinhard einiges gesagt. Ich möchte vllt. noch ein paar Punkte ergänzen. Ich bin zwar noch nicht so lange "dabei" wie er, aber auch kein Neuling mehr ... :blinker:

Für uns Christen ist die Ehe ein Abbild der Liebe Gottes zu den Menschen bzw. Christi zu seiner Kirche: ein Liebesbund, der ewig besteht ("... bis daß der Tod uns scheidet"), unverbrüchlich und unbedingt ist. Daher versprechen sich die Ehegatten Treue "in guten und bösen Tagen". Das klingt sehr schön (und ist es ja auch). Das Problem ist aber nur, daß im Laufe eines Ehelebens die "bösen Tage" früher oder später auch auf einen lauern. Und daß sich dann der Spruch, der bei der Hochzeit sehr leicht von den Lippen geht, bewähren muß. Das Wagnis der Ehe, die echte Bereitschaft zu bedingungsloser Liebe, muß sich dann im Alltag bewähren, muß er-tragen werden. Niemand weiß bei der Eheschließung, wie das Verhältnis von guten und bösen Tagen sein wird. Jeder hofft, daß die guten Tage bei weitem überweigen werden. Aber das kann einem niemand garantieren und man selbst gibt das Versprechen, muß*) und will es ja versprechen, daß das Wort gilt, wie schlecht das Verhältnis von guten und bösen Tagen auch aussehen wird.

Ein Problem in diesem Zusammenhang ist, daß der Versucher genau in solchen Augenblicken an einen herantritt. Da mag dann eine neue Person ins Leben treten, die einem nach vielen Ehejahren plötzlich viel interessanter erscheint als der Ehepartner. Und wo dann das "Kopfkino" beginnt: Wäre das nicht viel angenehmer, reizvoller? Könntest Du nicht mit dieser Person viel glücklicher sein? Ein gesellschaftliches Umfeld, das auf eheliche Treue "in bösen Tagen" nichts mehr gibt und das nichts schlimmes mehr findet an Scheidung und Wiederheirat, macht die Sache oft nicht leichter.

Paulus beschreibt das Leben des Christen im Bild des (Wett-)Kampfes: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten." (" Tim 4,7; nach anderen übersetzungen: den Glauben bewahrt.). Als Christen leben wir unser Leben nicht zum Zwecke der Glücksmaximierung, des vordergründigen Erfolges oder gesellschaftlicher Anerkennung. Schon der Psalmist betet: „Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, deine Weisung trag ich im Herzen.“ (Ps 40,9). Das gehört wohl zum härtesten, was man als Christ begreifen muß. So betrachtet ist die Ehe ein Kreuzweg, gehört zum persönlichen Kreuz, das jeder zu tragen hat. Es gilt dann zu lernen, sein eigenes Leiden mit dem Leiden Christi zu vereinen, der sein Kreuz geduldig auf Kalvaria getragen hat und nicht vom Kreuz herabgestiegen ist. Übermenschliches muß man dabei aber auch nicht erdulden (s.u.)

Dabei darf man allerdings nicht vergessen, daß auch der Partner in der Pflicht ist. Immerhin hat der das gleiche versprochen. Ggf. muß auch der neu lernen, sich wieder auf den Weg zu machen. Das ist ja das entscheidende: nicht einfach in den bösen Tagen aufzugeben, aber auch nicht steckenzubleiben, sondern daran zu arbeiten, daß es wieder gute gemeinsame Tage gibt.
Freilich gilt es in diesem Zusammenhang auch darauf hinzuweisen, daß es Szenarien gibt, in denen vom Ehegatten nicht mehr verlangt werden kann, das gemeinschaftliche Eheleben aufrecht zu erhalten. Wenn ein gerechter Grund vorliegt, kennt sie die Trennung der Ehegatten bei bleibendem Eheband.

So, das war jetzt recht unzusammenhängend und bestimmt habe ich die Hälfte vergessen, aber vllt. waren ja paar Punkte dabei, die zur Diskussion anregen. :blinker:

*) um die Ehe eingehen können - nicht aus Furcht oder Zwang.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Molly!
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Molly! »

Vielen Dank für bisher!

Ich tratsche nicht, wie man befürchten könnte!
Die Thematik ist sehr offen und allgemein gehalten.
Und es muß auch niemand davon ausgehen, ich würde einer anderen Frau ihren Mann ausspannen wollen!

Die hohe Aufrufzahl zeigt, daß diese Thematik nicht nur mich interessiert.
Wie einige davon vermutlich ebenfalls würde ich mich freuen, wenn noch möglichst viele weitere hier Aspekte anführen werden, damit möglichst viele hier ihre Hilfe, Lösung oder Unterstützung finden!

Wer mir per pn etwas mitteilen kann und möchte, ist hiermit sehr eingeladen, dies bitte unbedingt zu tun!



Bzgl. Liebe:
Sehr viele auch gewissenhafte Menschen stellen häufig fest, daß nicht das Ziel das Ziel war, sondern der Weg dorthin.
Es ist somit nicht völlig aus der Luft gegriffen, daß auch ein Christ erst nach der Heirat feststellen kann, daß er selbst es war, der etwas zusammenführte, was jedoch so nicht von Gott auch gewollt war. Es haben auch schon katholisch Verheiratete erst in ihrer zweiten oder dritten Ehe die von Gott gewollte Partnerschaft gefunden. Das auch noch teils trotz daß aus einer Ehe davor Kinder hervorgingen.

Deshalb stellt sich mir nach wie vor mein Ausgangsthema und ob gilt: ist mitgegangen mitgefangen oder doch nicht? Falls ja, was ist das für ein Leben? Falls nein, wie nicht, warum nicht, wann nicht?
Was ist eine von Gott gewohllte Zusammenführung denn nun?
Ich erhebe nicht Vollkommenheitsanspruch. Weiß ich mich nicht angemessen theologisch/gebildet zu benehmen, übt bitte Nachsicht. Liebe-& respektvolle Ergänzung, Information, Wissen, Glaube etc, gebe/erbitte ich zur Hilfe, nicht als Erziehung.

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Reinhard
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Reinhard »

Molly! hat geschrieben:Es ist somit nicht völlig aus der Luft gegriffen, daß auch ein Christ erst nach der Heirat feststellen kann, daß er selbst es war, der etwas zusammenführte, was jedoch so nicht von Gott auch gewollt war. Es haben auch schon katholisch Verheiratete erst in ihrer zweiten oder dritten Ehe die von Gott gewollte Partnerschaft gefunden.
Wie soll das gehen, dass Gott erst die 3. Partnerschaft gewollt haben soll ??

Das klingt mir sehr nach einer frommen Variante von "Mr. Right", dem Richtigen, von dem vielleicht etliche Mädchen träumen.
Das Problem ist nur, dass der in Kitsch-Romanen und Liebensfilmen vorkommt, aber nicht im echten Leben. Das wirkliche Leben funktioniert anders. Ich finde nirgends in der Bibel oder im Katechismus, dass es "den (einen) Richtigen" geben würde, oder wir danach zu suchen hätten !

Die direkte Folgefrage wäre dann ja wohl sofort: woher weiß ich überhaupt, dass etwas "die von Gott gewollte Partnerschaft" ist ?
Soll ich da auf mein Gefühl hören, oder gibt es da klare Kriterien, oder was ??

Nein, das ganze klingt mir sehr nach kitschiger "Romantik", aber nicht nach dem wirklichen Leben.
Und für das wirkliche Leben spricht gerade die Bibel in sehr viel nüchterneren Tönen über die Ehe.

Sja, ... nicht so Roman-"romantisch", aber lebensecht ! Kleiner Tip: schau doch mal bei langjährig glücklich verheirateten Paaren, wie die das machen ! - frag sie doch mal.

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incarnata
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von incarnata »

Heutzutage,wo Menschen hierzulande nicht mehr aus rein gesellschaftlicher Konvention quasi zwangsweise verbandelt werden haben sich
die Eheleute zumindest anfangs vorstellen können ein Leben lang zusammen zu bleiben.Ehen,bei denen ein Partner von Anfang an nicht
ehewillig-oder fähig war gelten ja auch bei Katholiken als nicht wirklich vor Gott geschlossen und können deshalb von der rota wieder aufgehoben werden.Von allen anderen kann verlangt werden,dass sie mit der Kraft des Hl Geistes und bei Bedarf fachlicher Hilfe an ihren Krisen wachsen.Wenn ich von vorne herein weiss,dass es keine Scheidung gibt-dann bin ich bei der Auswahl des Ehepartners von Anfang an vorsichtiger und nicht nur triebgesteuert:dh. ich kläre vor der Hochzeit mit ihm was es für ihn bedeutet,dass die Ehe ein Sakrament ist:
z.B. im anderen wertschätzend das Antlitz Gottes zu sehen,sich gegenseitig zu heiligen-aber nicht alles vom anderen sondern nur von Gott zu
erwarten.Dann überlaste ich auch nicht die Beziehung mit unrealistischen Vorstellungen,wie der andere sein soll sondern lasse ihn so sein wie er ist.Klar es gibt schwere Situationen: z.B. eine Suchtkrankheit bei einem der Partner oder Gewalttätikeiten: dann ist Trennung manchmal die wichtigste therapeutische Maßnahme,um ihm zu helfen und nicht co-abhängig zu werden.Aber die Trennung sollte ein Ziel haben:nämlich das Wieder-Zusammenkommen nach Heilung bzw.wirklicher Reue- und nicht freie Bahn für andere Beziehungen sein.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Raphaela
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Raphaela »

Reinhard hat geschrieben: Wie soll das gehen, dass Gott erst die 3. Partnerschaft gewollt haben soll ??
Entweder: Zu früh geheiratet, noch nicht reif und die Eltern haben dazwischen geredet.
Oder: Torschlusspanik und lieber heiraten, als gar keinen Mann "abbekommen"

Wenn also jemand mit 18 heiratet, weil die Eltern sehr christlich sind und dann dann durchhalten will? Dann geht vielleicht vom Partner die Scheidung aus. Es wird nochmals geheiratet - mit Mitte 30, bevor man keinen Mann mehr abbekommt und hat dann nur aus Torschlusspanik geheiratet, aber nicht, weil man wirklich liebt.

So, dann ist man anschließend vielleicht wirklich von den von Gott gesuchten Partner reif.

Ist aber alles jetzt eine Vermutung, wie so etwas sein könnte.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Reinhard
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Reinhard »

Oh, den Gedankengang von Molly hatte ich schon richtig verstanden !

Meine Frage weist in eine andere Richtung:
1. Prämisse: "Was Gott zusammen gefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden."
2. Realität: - so wie Du sie beschreibst. -

Aber: was ist jetzt der "Wille Gottes" ?
a) - ist es, dass ER zu der überstürzten 1. Ehe steht, weil ER sie trotz allem menschlichen Murks als Sakrament gesegnet hat ?
b) - oder hat ER ("schon vor Ewigkeiten") einen Ideal-Partner ausgeguckt, den man aber leider erst beim 3. Anlauf getroffen hat ? - Und deshalb hat Gott erst diese 3. Partnerschaft gewollt. Den Rest davor kann man also getrost abhaken, Sakrament hin oder her ...?

Also: der vermeintliche "Wille Gottes" steht über dem Sakarament ??

Ich glaube sehr wohl, dass Gott hinter der 1. Ehe steht, auch wenn sie menschlich zusammengemurkst worden ist.
Dass Gott unsere eigenen, menschlichen Entscheidungen so hoch achtet und wertet, dass ER sich dahinter stellt mit Seiner Verheißung. Und dass es von daher keinerlei Rechtfertigung dafür gibt, solch eine Ehe zu verwerfen, weil sie ja "nicht von Gott gewollt" gewesen sei.

Deshalb habe ich oben den Denkansatz b) hinterfragt und als Romantik-gesteuert eingestuft.
Denn weder in der Bibel, noch in irgendwelchen Glaubensdokumenten finde ich solch eine Sichtweise.

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Juergen
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Juergen »

Molly! hat geschrieben:Dies ist eine sehr offene Frage, da ich auf Antworten hoffe, die zusammen ein möglichst breites Spektrum abdecken.

Was bedeutet es wirklich, daß der Mensch nicht trennen darf, was Gott vereint?
Es bedeutet, daß der Mensch nicht trennen darf, was Gott vereint hat.
Molly! hat geschrieben:Wann hat wirklich Gott vereint und nicht der Mensch?
Wenn zwei unverheiratete Katholiken vor der kirchlichen Autorität erlaubter Weise und ohne Hindernisse den Ehekonsens ablegen und anschließend die Ehe vollziehen.
Molly! hat geschrieben:Wann ist es wirklich Liebe und wann meint der Mensch es sei Liebe?
Wie schon gesagt wurde, muß man das Verliebt sein (Schmetterlinge im Bauch) von Liebe unterscheiden. Liebe wird aber überbewertet.
Molly! hat geschrieben:Was ist, wenn ein tiefgläubiger Katholik, dem die Sakramente sehr viel bedeuten, im Grunde seines Herzens unglücklich verheiratet ist?
Dann ist der tiefgläubige Katholik unglücklich verheiratet. Beim Ehekonsens wird ja nicht nur von „guten Tagen“ gesprochen, sondern auch von schlechten. Eine Ehe ist keine Garantie für Glück (wie immer man das definieren und oder gar messen will). Wir leben nicht in einer Teletubbie-Welt.
Molly! hat geschrieben:Was bleibt für alle mehr oder weniger möglicherweise "Beteiligten" zu "tun"?
Nichts.
Molly! hat geschrieben:Was bedeutet dieses Unglücklichsein für die auf verschiedene Art Betroffenen jeweils?
Es bedeutet, daß sie unglücklich sind.
Molly! hat geschrieben:Wie versuchen Geistliche i.d.R. zu helfen?
Durch Gespräche, Gebete und vor allem dem Spenden der Sakramente; insbesondere auch des Bußsakraments.
Molly! hat geschrieben:Wie kann man sich selbst helfen?
Beichten gehen.
Molly! hat geschrieben:Wie soll man bis ans Ende seiner Tage mit diesem Zustand leben oder mit dem Wissen um diesen Zustand bei einer anderen Person?
Unglücklich.
Molly! hat geschrieben:Wie sollte man sich als jemand verhalten, der von dem Unglück weiß oder mitleidet?
Mitleiden und Beten.
Molly! hat geschrieben:Was darf ein Katholik dann oder was soll oder kann er tun?
Beten.
Molly! hat geschrieben:Was bleibt ihm und anderen dann für jeweils ihr Leben?
Das Leben. Und das ist schonmal sehr viel mehr als gar nichts.


Da viele Fragen total nebulös und wischi-waschi sind, können sie auch nur wischi-waschi beantwortet werden.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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overkott
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von overkott »

Tatsächlich hat die Kirche gemäß Evangelium nicht nur die Binde-, sondern auch die Lösegewalt. Es wäre jedoch unvernünftig, was im Guten, also in Gott verbunden ist, zu lösen. Da Gott nicht in der Kirche eingesperrt ist, sondern als Schöpfer auch in der Natur wirkt, wie der heilige Paulus schon klar erkannt hat, gibt es auch von Gott gesegnete Naturehen. Diese zeichnen sich weniger durch geile Verbindungen aus, als vielmehr durch Treue, Frieden und gegenseitige Hilfe in gesunden und kranken Tagen. Gott als Liebe erfahren Ehepartner im Teilen von Freude und Leid.

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Pit
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Pit »

Raphaela hat geschrieben: Entweder: Zu früh geheiratet, noch nicht reif und die Eltern haben dazwischen geredet.
Oder: Torschlusspanik und lieber heiraten, als gar keinen Mann "abbekommen"
...
Nun,es muss nicht immer das christliche Denken sein,dass das Handeln beeinflusst.
Mir haben schon mehrfach--unabhängig voneinander -- in Gesprächen (in Taize) ehemalige DDR-Bürger erzählt,dass manches Mal junge Menschen recht jung geheiratet hätten,weil sie so die Hoffnung hatten schneller an eine Wohnung zu gelangen.
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overkott
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von overkott »

Pit hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben: Entweder: Zu früh geheiratet, noch nicht reif und die Eltern haben dazwischen geredet.
Oder: Torschlusspanik und lieber heiraten, als gar keinen Mann "abbekommen"
...
Nun,es muss nicht immer das christliche Denken sein,dass das Handeln beeinflusst.
Mir haben schon mehrfach--unabhängig voneinander -- in Gesprächen (in Taize) ehemalige DDR-Bürger erzählt,dass manches Mal junge Menschen recht jung geheiratet hätten,weil sie so die Hoffnung hatten schneller an eine Wohnung zu gelangen.
Und die waren alle katholisch?

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Reinhard
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Reinhard »

Juergen hat geschrieben:
Molly! hat geschrieben:Wie versuchen Geistliche i.d.R. zu helfen?
Durch Gespräche, Gebete und vor allem dem Spenden der Sakramente; insbesondere auch des Bußsakraments.
:!:
Kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Etwas mehr Konkretes hatte ich oben ja schon erzählt.
Juergen hat geschrieben:
Molly! hat geschrieben:Wie soll man bis ans Ende seiner Tage mit diesem Zustand leben oder mit dem Wissen um diesen Zustand bei einer anderen Person?
Unglücklich.
Nee, so endgültig ist das gar nicht !
Es kann sein, dass man sein Unglück aufopfern muss. Und auf diesem Wege eine Heilige wird.
Aber davor geht noch eine ganze Menge, durch Vergebung: geben und erbitten, und die eigene Bekehrung. Manchmal hilft auch eine Psychotherapie dabei, die eigenen Abgründe zu durchschauen ...

Da geht wirklich noch eine ganze Menge ! - Vor allem muss sich jeder bewusst sein: wenn ich jetzt aus einer Beziehung flüchte, dann nehme ich alle meine eigenen Abgründe immer mit in die nächste Beziehung.
Das ist also überhaupt kein Ausweg. Erst Vergebung und Bekehrung schaffen einen Ausweg aus diesem Teufelskreis ! - das darf man nie vergessen.
Juergen hat geschrieben:
Molly! hat geschrieben:Wie sollte man sich als jemand verhalten, der von dem Unglück weiß oder mitleidet?
Mitleiden und Beten.
:!:
Ja, das ist das wichtigste. - Und im Gespräch für diese Menschen da sein. Siehe oben.

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Pit
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Pit »

overkott hat geschrieben: Und die waren alle katholisch?
eben nicht!
carpe diem - Nutze den Tag !

Molly!
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Molly! »

Jeder, den das Thema interessiert, hält automatisch Augen und Ohren offen. Natürlich auch ich.
Aber meist wird die Thematik ironisch betrachtet oder leider ins Lächerliche gezogen. Besonders im Hinblick auf christlich und besonders katholisch geschlossene Ehen.
Nicht überall wird die Thematik sehr umfassend betrachtet. V.a. nicht auf liebevolle und verantwortungsvolle Art hinsichtlich biblischer, christlicher Aspekte oder in Bezug auf den Glauben. Nicht überall findet man jemanden, der sich vor dem Hintergrund der Erfahrung eines gläubigen Menschen dazu äußert weil er weiß, daß man sehr unromantisch leiden kann, nur weil man merkt, daß das Herz in einem sündigt, obwohl man es nicht will!

Mich wundert nicht, daß die meisten es nicht wagen, Vertrauen in Mitchristen zu haben, wenn sie sich ihrer selbst unsicher werden, weil sie geschockt sind, wie sie so etwas ihnen Wichtiges nicht eher klarer erkennen konnten, obwohl sie sich um nichts anderes extrem bemühten!

Daher schrieb ich hier nicht in der Hoffnung auf Antworten, die meine Fragen mit meinen eigenen Aussagen "beantworten".

Sondern ich hoffte vielmehr auf viele neue Ansatzpunkte. Sehr ähnlich auch einigen bisher genannten: vielen [Punkt]
Sie sind aufgrund meiner offenen Thematik für bestimmt viele sehr hilfreich!
Mir sind alle, wirklich alle Aspekte sehr willkommen! Ich möchte nichts vergessen zu bedenken!
Für mich als Themensteller sind viele Aspekte evtl. sogar neu oder sie eröffnen mir neue Zusammenhänge/Möglichkeiten/Chancen. V.a. ist mir hilfreich und ich schätze sehr die dennoch respektvolle Reaktion, wenn jemand erkennen ließ, daß es für mich nicht hilfreich ist, mich zu konkretisierenden Angaben zu provozieren, die völlig unnötig sind und die ich deshalb auch sowieso ließ und die ich auch weiterhin lassen werde!



Wenn man es gemäß manchen Aussagen und der Bibel nach dann ganz richtig sieht, geht man die Ehe in dem Moment ein, in dem man mit jemandem Sex hat? Denn die, die Sex miteinander hatten, sollen heiraten!
Dann aber ulala!
Die Person, mit der man das erste Mal erlebt ist der Partner, hinter dem Gott als Ehepartner steht? Ist das das, was Gott will? Oder ist das etwas, das Menschen wollen und von anderen erwarten, die meinen Gott und die Bibel richtig zu verstehen?

Das, was leider vorschnell aburteilend als romantische Märchenvorstellung abgetan werden kann, ist etwas, das leider viele sehr ernsthafte, durchaus erwachsene Menschen, teils sogar in reifem Alter, tatsächlich leider einholt! Obwohl sie nichts anderes als nach Gottes Geboten leben wollen. Was aber, wenn sie merken, daß sie es nicht können, weil irgendetwas trotz Hochzeit immer noch nicht stimmt, weil das Herz trotzdem unruhig ist oder es unruhig wird?
Und damit ist nicht gemeint, daß man von einer dritten Person verursacht Schmetterlinge im Bauch bekommt!
Unabhängig von Dritten kann man merken, daß man zwar getan hat, was man nach Prüfungen als richtig vor Gott dachte, aber daß es sich nicht richtig anfühlt! Wie kann es sein, daß es kein Problem ist, Ehepartner samt Kinder zu verlassen, um ins Kloster zu gehen, wenn man meint, daß dort das Herz ruhiger wird? Aber in selbem Zustand ohne Gang ins Kloster muß man bleiben wo man ist und hoffen, daß man es aushält?

Man kann sich um dem Auserwählten vor der Hochzeit ernsthaft die Sakramente und die Bedeutung von Liebe oder auch schlechte Zeiten sehr bewußt machen. Man kann sehr lieben und es auch ehrlich und bis zum Tod meinen oder auch schon unebene Wege gegangen sein. Genau deswegen kann man sich auch sehr eine gutgehende Ehe wünschen und zu sehr viel Ehearbeit bereit sein!
Dennoch ist es möglich und es passiert ja leider auch häufig, daß einem eine Ehe doch nicht den Ruhepol geben kann, den alle langjährig glücklich verheirateten Paare während ihrer Ehe trotz aller Krisen immer haben und hatten! Und das Herz soll doch bei Gott ruhig werden! Mit einer glücklichen Ehe ist nicht nur Glück gemäß Kitschroman gemeint! Sondern es ist auch eine glückliche Ehe, wenn man glücklich und dankbar war und ist, bei allem denjenigen als Ehepartner (gehabt) zu haben, den man geheiratet hat. Aber es gibt Menschen, die wären lieber doch ohne denjenigen, ob dann alleine oder irgendwann so Gott will mit jemand anderem.
Und wer will Ehepartner von jemandem sein, von dem er selbst oder gar andere merken, daß der eigene Partner im goldenen Käfig gefangen ist?

Das, was langjährige glücliche Ehen ausmacht, ist nämlich nicht, daß die Ehepartner durchhielten, obwohl sie unglücklich waren (weil z.B. jemand fremdging oder man einander nicht immer emotional gleich nahe war). Sondern daß nie insgeheim oder offen die Frage oder der Wunsch aufkam, doch besser ohne den anderen weiter zu arbeiten und zu beten und zu beichten. Es war immer die Freude da, an dem Gemeinsamen gemeinsam zu arbeiten.
Aber das hat nicht jeder Ehepartner, der dazu grundsätzlich bereit ist! So etwas ist etwas, das kann man sich nicht einreden oder herbeibeten. Wenn es nicht da ist und nicht kommt, wie soll man leben? Ist das nicht der Moment, in dem die Lüge einem selbst gegenüber und auch dem Ehepartner gegenüber beginnt, weil man immer sicherer wird, daß diese Ehe ein Fehler war? Wie ist das mit Fehlern und Gott dann?

Es ist eine viel zu wichtige Sache von Verantwortung und auch Liebe! In Bezug auf einen selbst, die Verheirateten, aber ganz besonders in Bezug auf eventuellen Nachwuchs oder aber bevor der Nachwuchs noch mehr wird!
Oder ist es von Gott gewollt, daß ein Kind oder mehr Kinder als nötig in einer "Familie" aufwachsen, in der die Ehe der Eltern eine sozusagen mechanische Pflichterfüllung ist, die nur ein kleiner Teil dessen ist, was Liebe alles ist und die aber auf Kosten von emotionaler und spiritueller Qualität geht? Ist so etwas von Gott gewollt oder ist das etwas, das Menschen im Namen Gottes beginnen und womöglich im schlimmsten Fall fortführen und für das dann aber Kinder die Leidtragenden werden, die dadurch für ihr Leben mit dieser Prägung belastet werden?
Ich erhebe nicht Vollkommenheitsanspruch. Weiß ich mich nicht angemessen theologisch/gebildet zu benehmen, übt bitte Nachsicht. Liebe-& respektvolle Ergänzung, Information, Wissen, Glaube etc, gebe/erbitte ich zur Hilfe, nicht als Erziehung.

Molly!
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Molly! »

Pit hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Und die waren alle katholisch?
eben nicht!
Waren sie überhaupt kirchlich getraut?
Ich erhebe nicht Vollkommenheitsanspruch. Weiß ich mich nicht angemessen theologisch/gebildet zu benehmen, übt bitte Nachsicht. Liebe-& respektvolle Ergänzung, Information, Wissen, Glaube etc, gebe/erbitte ich zur Hilfe, nicht als Erziehung.

Doro173
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Doro173 »

Zwar nicht von einem katholischen Theologen geschrieben, aber trotzdem hilfreich zu lesen fand ich folgendes Buch:

http://www.amazon.de/Ehe-Ehescheidung-W ... 392111366

Der Autor bringt hier sowohl Gottes klares Wort zum Thema Ehe, Scheidung und Wiederheirat als auch liebevolle, individuelle seelsorgerliche Praxis gut auf den Punkt. In einer Zeit, wo auch in christlichen Kreisen viel zu schnell geschieden wird, eine Wohltat zu lesen!

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Hubertus
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Hubertus »

Reinhard hat in diesem Strang ja schon sehr viel richtiges und wichtiges geschrieben. Daher beschränke ich mich nur noch mal auf eine Passage:
Molly! hat geschrieben: Unabhängig von Dritten kann man merken, daß man zwar getan hat, was man nach Prüfungen als richtig vor Gott dachte, aber daß es sich nicht richtig anfühlt! Wie kann es sein, daß es kein Problem ist, Ehepartner samt Kinder zu verlassen, um ins Kloster zu gehen, wenn man meint, daß dort das Herz ruhiger wird? Aber in selbem Zustand ohne Gang ins Kloster muß man bleiben wo man ist und hoffen, daß man es aushält?
Das mit dem Kloster würde heute ohnehin nicht mehr gehen.

Aber in diesem Passus scheint mir der Hund begraben: die Ehe ist ein Wagnis! Niemand hofft, derart von Gott auf die Probe gestellt zu werden, und dennoch zeigt sich gerade darin die Treue zum eingeschlagenen Weg, die Bewährung dessen, was man versprochen hat.
Das gibt es doch bei vielen Berufungen - denken wir nur z.B. an Mutter Theresa, von der wir es wissen (aber da gibt es bestimmt noch ganz viele andere) - daß wir dadurch geprüft werden, daß Gott uns das Hochgefühl des Anfangs nimmt und gewissermaßen in eine trockene Wegstrecke schickt. Eine Phase, in der wir scheinbar allein sind und die in uns die Zweifel am eingeschlagenen Weg wachsen läßt.
Gerade darin kann sich erst die Größe der Berufung zeigen. Wenn man trotz Prüfung unbeirrbar daran festhält. Wenn man sich nicht von seinem Posten vertreiben läßt.
Wer das nicht aushält, bei dem gibt es ja auch keine Garantie, daß er in der nächsten Verbindung nicht auch das Handtuch wirft, wenn das Hochgefühl mal weg ist.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Reinhard
cum angelis psallat Domino
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Reinhard »

Molly! hat geschrieben:Wenn man es gemäß manchen Aussagen und der Bibel nach dann ganz richtig sieht, geht man die Ehe in dem Moment ein, in dem man mit jemandem Sex hat? Denn die, die Sex miteinander hatten, sollen heiraten!
Diese Handhabung habe ich nur bei Mennoniten und anderen strengen Protestanten so erlebt. Katholisch ist diese Ansicht jedenfalls nicht. Bei uns gilt immer noch: erst das Sakrament der Ehe bindet bis zum Tod !
Molly! hat geschrieben:Die Person, mit der man das erste Mal erlebt ist der Partner, hinter dem Gott als Ehepartner steht? Ist das das, was Gott will? Oder ist das etwas, das Menschen wollen und von anderen erwarten, die meinen Gott und die Bibel richtig zu verstehen?
Rein gefühlsmäßig ist das natürlich für Viele eins der stärksten Erlebnisse. Aber darauf eine lebenslange Beziehung bauen ??? ... dazu ist es wohl doch nicht stark genug. Wer darauf seine Beziehung baut, überfordert die Kraft dieses Gefühls.
Molly! hat geschrieben:Das, was leider vorschnell aburteilend als romantische Märchenvorstellung abgetan werden kann, ist etwas, das leider viele sehr ernsthafte, durchaus erwachsene Menschen, teils sogar in reifem Alter, tatsächlich leider einholt! Obwohl sie nichts anderes als nach Gottes Geboten leben wollen.
... äh, nein, "vorschnell" war es ganz sicher nicht, dass ich es als "romantisch" bezeichnet habe. Ich habe es der Klarheit halber bewusst pointiert ausgedrückt.
Unser Problem, das der gesamten Generation, die Kinder der "Sexuellen Befreiung" sind, ist eine völlig maßlose Überbetonung der sexuellen Erfüllung um jeden Preis ! - dazu noch das Lustprinzip á la "ich habe ein Recht darauf, dass es mir gut geht", und fertig ist die Gemengelage, die uns in die Sackgassen führt, in denen wir uns jetzt wiederfinden.

Was meinst Du, warum PP. Franziskus mit solcher Dringlichkeit das Thema Ehe, Familie und Sexualität aufgegriffen hat ?? - doch gerade weil viele Menschen da in einer Sackgasse stecken !
Molly! hat geschrieben:Was aber, wenn sie merken, daß sie es nicht können, weil irgendetwas trotz Hochzeit immer noch nicht stimmt, weil das Herz trotzdem unruhig ist oder es unruhig wird?
Ja sicher, das sehe ich doch auch, rechts und links, und zum Teil bei mir selber !

Was meinst du wohl, was ich ganz oben schon andeuten wollte mit "... weiß, was sich in so vielen Jahren ansammelt und abspielt !" ?? :blinker:
Natürlich kenne das ich auch, die unrealistischen Erwartungen, die eine Ehe strapazieren und kaputt machen können. Aber die Antwort darauf ist doch gerade nicht, die Beziehung zu schmeißen und "was besseres" zu suchen !
Was heißt denn dieses "nicht mehr lieben", das man immer wieder als Begründung für die Trennung hört ? - doch typischerweise ein Abkühlen der Gefühle füreinander, und dass einen die Realität einholt. Aber das ist bei Licht betrachtet doch nur das Ende der Selbst-Täuschung. Und: das Verwechseln von Liebe mit romantischen Gefühlen !
Frag doch mal Eheleute, die 40, 50, 60 Jahre verheiratet sind, worauf sie ihre Ehe bauen ! - die romantischen Gefühle sind es jedenfalls nicht, was die Ehe so lange trägt. Das wäre doch die Nagelprobe, wenn Du es wirklich wissen willst.
Molly! hat geschrieben:Wie kann es sein, daß es kein Problem ist, Ehepartner samt Kinder zu verlassen, um ins Kloster zu gehen, wenn man meint, daß dort das Herz ruhiger wird? Aber in selbem Zustand ohne Gang ins Kloster muß man bleiben wo man ist und hoffen, daß man es aushält?
Ich habe in der Tat jemanden kennen gelernt, deren Berufung in diese Richtung ging. Aber das ist erst über Jahre des Gebets und der geistlichen Begleitung klar geworden, und Gott hat dann auch die Randbedingungen entsprechend gefügt.
Aber das ist so eine persönliche und differenzierte Frage, dass jede pauschale Antwort nur falsch sein kann.
Wenn also jemand so eine Idee hat, dann wird es Zeit, diese Frage vor Gott und mit Geistlicher Begleitung zu klären. Ohne geistliche Unterscheidung (konkret: hier) geht sowas nicht, und vor allem nicht allein.
Solche sehr speziellen Einzel-Berufungen bestätigen eher die Grundlinie Gottes, der die Ehe als unauflöslich angelegt hat.
Molly! hat geschrieben:Das, was langjährige glückliche Ehen ausmacht, ist nämlich nicht, daß ... . Sondern daß nie insgeheim oder offen die Frage oder der Wunsch aufkam, doch besser ohne den anderen weiter zu arbeiten und zu beten und zu beichten. Es war immer die Freude da, an dem Gemeinsamen gemeinsam zu arbeiten.
Aha. - und woher weißt Du das ?
Die guten Ehen, die ich gesehen habe, sind allesamt irgendwann durch Krisen hindurch gegangen. Was sie zusammen hielt, war das "Trotzdem !", zu dem anderen zu halten, ihm treu zu sein in guten und in bösen Tagen. Also absolut nix mit "immer Freude da, ..." oder so ! - im Gegenteil.

Durchweg habe ich keine einzige Ehe gesehen, bei der solche Gefühle als Grundlage länger als 5-7 Jahre gehalten hätten. Dann war einfach die Luft raus, aus den Gefühlen.
Das ist ja, was ich die ganze Zeit sage: da muss noch etwas anderes dazu kommen, echte Liebe, original nach Paulus, 1. Kor. 13 - - und das ist mehr als Gefühl, das ist vor allem dem Anderen "gut sein", mit all seinen Facetten.
Das kommt nicht automatisch, das muss man wollen und daran arbeiten !
(Hast Du Dir mal den oben verlinkten Prospekt von Marriage Encounter angesehen ? - da geht es genau darum, ganz konkret.
Molly! hat geschrieben:Aber das hat nicht jeder Ehepartner, der dazu grundsätzlich bereit ist! So etwas ist etwas, das kann man sich nicht einreden oder herbeibeten. Wenn es nicht da ist und nicht kommt, wie soll man leben? Ist das nicht der Moment, in dem die Lüge einem selbst gegenüber und auch dem Ehepartner gegenüber beginnt, weil man immer sicherer wird, daß diese Ehe ein Fehler war?
Da gilt es, gut zu unterscheiden.
Meistens war nämlich nicht die Ehe ein Fehler, sondern wie man damit umgegangen ist, miteinander. Da ist dann nicht der Mut zur Trennung gefragt, sondern Bekehrung !
Ein Fehler wird niemals dadurch behoben, dass man vor ihm wegläuft, sondern nur durch Umkehr: Schuld einzugestehen, bereuen, beichten, Vergebung. Alles andere kleistert das Problem zu, ist aber keine Lösung.
- Natürlich ist es unangenehmer und erstmal schwieriger, seine eigene Schuld vor Gott und ggf. dem Anderen einzugestehen, aber nur das ist heilsam !
Dazu könnte ich Dir eine Menge aus meiner eigenen Geschichte erzählen. Aber das tue ich natürlich nicht öffentlich hier auf dem Forum, sondern nur persönlich. :blinker:

Und natürlich kommt es vor, dass der Andere nicht mitzieht. Dann kommen die Qualitäten wahrer Liebe ins Spiel: Geduld, aller guter Wille und 1000 mal wieder vergeben !
Wer, wenn nicht der Ehepartner, ist uns in jeder Hinsicht der "Nächste" ? - so ist die Ehe auch darin eine Nagelprobe, ob das was wir "Liebe" nennen, echt ist.

Daraus ergeben sich jede Menge Hausaufgaben, aber die Ansichten der säkularen Welt, die das Heil in Trennung und einer neue Beziehung suchen, fahren den Karren definitiv vor die Wand.
Blinder "Zeitgeist" eben, aber nichts Solides. - da haben wir Besseres !

Molly!
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Molly! »

Danke bis hierher. Es muß öfter gründlich gelesen werden.


Frisch gelesen scheint es fast, es ist egal, wen man heiratet. Aber ist es das?

Jedenfalls würde das erklären, warum immer weniger gar nicht erst heiraten, selbst wenn sie jemanden haben, mit dem sie gute und schlechte Zeiten durchstehen.

Warum darf jemand katholisch Verheiratetes nicht zugeben und es auch leben, daß sein Eheleben für ihn nichts anderes als nur noch lästige, belastende oder frustrierende Pflichterfüllung ist? Warum dann nicht sich und dem anderen deshalb die Chance auf etwas Besseres geben? Sondern warum muß er sich und den anderen mit jedem Ehejahr weiter quälen? Anstatt daß man gemeinsam in der Ehe in den Formen der Liebe wächst wird die Ehe zur Strafe dafür, daß man sich traute weil man sie mit bester Absicht und (eingebildeten?) besten Voraussetzungen in Gottvertrauen wagte oder versuchte.
Krisen und auch freudlose Zeiten zu überstehen ist nicht allen gegeben! Eine schwere Zeit zu durchleben ist etwas anderes als mit leidender Seele etwas leben zu müssen, was man nicht ist und auch nicht mehr kann und will.
Einen trainierten Marathonläufer, der alles bestmöglich gab, jagt man auch nicht mehr auf die Füße, wenn er sich ungewollt blau gelaufen hat. Kommt niemand auf die Idee, daß manche Ansichten nicht immer richtig für die jeweilige Situation und den jeweiligen Menschen sind und daß man manchmal wie ein Ersthelfer bei einem Unfall nicht lange fackeln kann und sollte, sondern mitmenschlich so gut man dazu in der Lage ist, dem anderen helfen sollte, möglichst heil am Leben zu bleiben?

Es kann die von anderen erwähnten Formen der Liebe geben! Aber nicht bei allen Ehepaaren gibt es sie!
Und es ist doch keine Liebe, innerlich immer gereizter und unzufriedener zu werden, selbst wenn man versucht, dies zu unterdrücken. Das klappt nicht für immer und an irgendjemandem oder irgendetwas läßt man seinen Frust dann doch aus. Und sei es indem man sich selbst schadet. Es wird umso schlimmer, je aussichtsloser und sinnloser alles wird.

Menschen machen auch Fehler. Alle! Auch wenn sie sie nicht gerne oder unvorbereitet begehen!
Ist Gott selbst darin so ungnädig wie manche Menschen?
Ist das, was Menschen als von Gott zusammengeführt definieren, das, was tatsächlich damit gemeint ist? Oder fällt der Mensch mit seinen Definitionen ein verallgemeinerndes Urteil (über meistens andere) im Glauben, nach Gottes Willen zu handeln, aber irrt sich und will es aber nicht wahrhaben, daß Gott tatsächlich viel liebevoller und nachsichtiger und v.a. verständnisvoller mit uns umgeht, als wir miteinander?

Wenn ein katholischer Verheiratete so selbstkritisch ist, sogar darüber nachzudenken, einen Fehler gemacht zu haben, warum setzen das andere nicht grundsätzlich voraus, anstatt vorschnelles Handeln und zu wenig Einsatz zu vermuten? Warum tun die anderen inkl. der Ehepartner es ihm nicht gleich, anstatt von ihm einfach druckvoll zu erwarten, daß er sich an die Worte der Bibel zu halten hat? Wird nicht erst der im Glauben begründete Umgang miteinander in manchen Krisen erst zur Qual? Denn abgesehen von den Bibelstellen zur Ehe gibt es viele mit Hilfestellungen generell zum Umgang miteinander, die doch auch für Eheleute und auch den Umgang mit Eheleuten gelten sollten. Oder nicht?

Jeder katholisch Verheiratete weiß schon vor der Ehe wie es um die Möglichkeit von Scheidung bestellt ist. Gerade deshalb tut er sich über lange Zeit schwer, sich überhaupt selbst gründlich einzugestehen, wie es ihm wirklich geht! Hat er dann nicht um so nötiger Bedarf an Beistand und aber auch Nachsicht und nicht nur die "Aussicht" auf eine Sackgasse?
Ich erhebe nicht Vollkommenheitsanspruch. Weiß ich mich nicht angemessen theologisch/gebildet zu benehmen, übt bitte Nachsicht. Liebe-& respektvolle Ergänzung, Information, Wissen, Glaube etc, gebe/erbitte ich zur Hilfe, nicht als Erziehung.

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Reinhard
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Reinhard »

Molly! hat geschrieben:Frisch gelesen scheint es fast, es ist egal, wen man heiratet. Aber ist es das?

Jedenfalls würde das erklären, warum immer weniger gar nicht erst heiraten, selbst wenn sie jemanden haben, mit dem sie gute und schlechte Zeiten durchstehen.

...
Na ja, oberflächlich betrachtet, könnte man auf die Idee kommen ... ;D

Im Ernst: Hubertus hat ganz oben ja schon beschrieben, dass die Ehe im Grunde ein Wahnsinn ist, aber einer der sich lohnt. Und das trifft es schon ganz gut.

So ziemlich der wichtigste Unterschied ist, dass die profane Welt bei ernsten Problemen einfach weiter zieht, von einer Beziehung zur nächsten, immer auf der Suche nach "der Liebe".
Christen dagegen machen das Spiel nicht mit, sie binden sich (auch nicht blinder als Andere) an einen Partner, für ein ganzes Leben, und lösen das Problem mit der Liebe dann innerhalb dieser Ehe. Wie schon gesagt: vor Dir selber weglaufen kannst Du eh nicht, vorher nicht, und in der Ehe auch nicht, von daher bleibt nur der eine Ausweg: Erlösung aus den eigenen Fesseln. Vorher genau wie in der Ehe, da ändert sich nichts. Der Ehepartner hält einem nur viel intensiver den Spiegel vor als es vorher war.

Also das Thema: Heilwerden in der Ehe ...


Aber Du hast schon Recht: wir sollten das Thema erstmal sacken lassen und darüber schlafen, bevor wir weiter diskutieren !
- Dir also eine gute Nacht !

Doro173
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Doro173 »

Ich denke, für einen jeden Christen - ob römisch-katholisch, lutherisch oder anders geprägt - ist es sehr wichtig, das langfristige Ausharren in schwierigen Situationen zu LERNEN, EINZÜBEN! Nein, man KANN es NICHT von vornherein, man kann und mag es sich auch nicht vorstellen, aber GOTT will uns hier eben in Seine Schule nehmen, dass wir LERNEN, wie er auch in Römer 5, 3 - 5 ganz deutlich macht:

"...wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, da wir wissen, dass die Bedrängnis Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist."

Mit Bedrängnissen (=Trübsal) ist ganz sicher nicht nur das große traumatische Leid gemeint, das verfolgte Christen tagtäglich weltweit erdulden müssen. Ganz sicher ist auch das stille, langfristige, alltägliche Ertragen gemeint: in chronischer Krankheit von Leib und Seele, in einem unbefriedigenden Beruf, in ungewollter Partner- und Kinderlosigkeit - ja, und eben auch in einem vemeintlich unerfüllten Eheleben. Ausharren hat ja die große Verheißung der Hoffnung (siehe oben)! Und Ausharren ist ja nicht nur still passives Dulden, sondern kann auch aktives Anpacken sein, um evtl. Verbesserung zu erzielen - so wie auch viele Vorschreiber hier sich schon geäußert haben.

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taddeo
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von taddeo »

Doro173 hat geschrieben:Und Ausharren ist ja nicht nur still passives Dulden, sondern kann auch aktives Anpacken sein, um evtl. Verbesserung zu erzielen - so wie auch viele Vorschreiber hier sich schon geäußert haben.
Und genau das ist in vielen "unglücklichen" Ehen auf Dauer keine Lösung, auch nicht in katholischen Ehen. Das finale Scheitern kommt auch dort vor, und es ist richtig und legitim, dann entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Selbst das Kirchenrecht sieht diese Möglichkeit seit unvordenklichen Zeiten ausdrücklich vor.
Wie ich schon mehrmals hier gesagt habe: Verheiratet sein kann man nur zu zweit, niemals allein. Wenn ein Partner absolut nicht mehr bereit ist, an der Ehe aktiv mitzuwirken, dann ist alles Ausharren des anderen nur Masochismus und ohne menschlichen und geistlichen Wert.

Doro173
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Doro173 »

Taddeo schrieb:
Wenn ein Partner absolut nicht mehr bereit ist, an der Ehe aktiv mitzuwirken, dann ist alles Ausharren des anderen nur Masochismus und ohne menschlichen und geistlichen Wert.

Wenn ein Zusammenleben wirklich nicht mehr möglich ist, wäre der nächste seelsorgerliche Rat, dass sich beide Partner trennen - in der Hoffnung, dass sie wieder versöhnt zusammenfinden, nicht, dass sie immer weiter auseinanderdriften! Voraussetzung dafür ist, wenn beide zölibatär leben, also nicht mit neuen Partnern zusammenkommen. Das seelsorgerliche Gespräch muss hier eindeutig in diese Richtung gehen.

Wenn erst auf ein oder beiden Seiten ein neuer Partner im Spiel ist, dann liegt eindeutig Ehebruch vor. Die gesetzliche Scheidung wäre dann offzieller Ausdruck dessen, was bereits vollzogen ist. Die gesetzliche Scheidung muss trotzdem nicht immer die einzige Konsequenz des Ehebruchs sein. Auch hier gibt es den Weg der Versöhnung zurück in die Ehe.

Wichtig ist aber anzumerken: Trennung - Scheidung - Wiederheirat sind in allen Fällen große Übel, die Jesus nicht möchte. Jesus selbst hat den Weg der Versöhnung vorgelebt. Neuanfänge sind möglich - auch in schwierigen Fällen.

Lacrimosa
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Lacrimosa »

Wichtig ist aber auch anzumerken: Jesus meinte zwar bei Matthäus (Mt. 19,6): „Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“, aber er hat auch die Hartherzigkeit verurteilt und somit in gewisser Weise einen Horizont für das Misslingen einer Ehe gehabt: „Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt zu scheiden von euren Weibern wegen eures Herzens Härtigkeit; von Anbeginn aber ist’s nicht also gewesen.“

Abgesehen von der, in diesem Sinne „hartherzigen“ katholischen Position, zeigt sich hingegen Jesus im Evangelium realistisch bis weise, denn Hartherzigkeit ist auch bei Jesus keine Grundlage für eine Ehe bei Gott.
Lasst in eurem Miteinander Platz, dass der Hauch des Himmels zwischen euch spielen kann. (Khalil Gibran)

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Hubertus
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Hubertus »

Lacrimosa hat geschrieben:Abgesehen von der, in diesem Sinne „hartherzigen“ katholischen Position, zeigt sich hingegen Jesus im Evangelium realistisch bis weise, denn Hartherzigkeit ist auch bei Jesus keine Grundlage für eine Ehe bei Gott.
Äh, daß der Herr Herzenshärte jenen attestiert, die die Ehe scheiden wollen ist Dir aufgefallen? :hae?:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Lacrimosa
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Lacrimosa »

Hubertus hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Abgesehen von der, in diesem Sinne „hartherzigen“ katholischen Position, zeigt sich hingegen Jesus im Evangelium realistisch bis weise, denn Hartherzigkeit ist auch bei Jesus keine Grundlage für eine Ehe bei Gott.
Äh, daß der Herr Herzenshärte jenen attestiert, die die Ehe scheiden wollen ist Dir aufgefallen? :hae?:
Natürlich, die Aussage Jesu ist hochinteressant: Sie erkennt nicht nur den tieferen Grund für die Scheidung, nämlich die Hartherzigkeit, sie richtet gleichzeitig einen Vorwurf an jene, die sich – eben aus Hartherzigkeit – scheiden. Hartherzigkeit kann demnach kein Merkmal für eine Ehe bei Gott sein. (Und kein Merkmal für einen Christen, der Zeugnis für Jesus Christus abgibt.)
Lasst in eurem Miteinander Platz, dass der Hauch des Himmels zwischen euch spielen kann. (Khalil Gibran)

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taddeo
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von taddeo »

Doro173 hat geschrieben:Wenn ein Zusammenleben wirklich nicht mehr möglich ist, wäre der nächste seelsorgerliche Rat, dass sich beide Partner trennen - in der Hoffnung, dass sie wieder versöhnt zusammenfinden, nicht, dass sie immer weiter auseinanderdriften! Voraussetzung dafür ist, wenn beide zölibatär leben, also nicht mit neuen Partnern zusammenkommen. Das seelsorgerliche Gespräch muss hier eindeutig in diese Richtung gehen.
:roll: Grau ist alle Theorie ... glaubst Du im Ernst, daß sich einer, der partout nix mehr von seinem Partner wissen will, einen "seelsorglichen Rat" überhaupt noch anhört? Der hört maximal noch auf das, was die Anwälte sagen - wenn überhaupt. Und ich kenne keinen Priester, der sich in solchen Fällen von sich aus an die Kontrahenten wenden würde.

Molly!
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Molly! »

Sich scheiden lassen zu wollen ist bereits eine feststehende Entscheidung.
Davor passiert aber sehr viel und es kann eine lange Zeit sein, während der es einem Christen sehr schlecht geht.

Meine Thematik bezieht sich auf nicht nur den Hauptaspekt "Trennung oder nicht - und weil katholischer Christ ist Trennung nicht drin".
Es geht auch nicht darum, ständig mit einem Grinsen durch die Gegend laufen zu wollen. Das tun selbst die Ehepaare nicht, die niemals ohne ihren Ehepartner ihr Leben leben wollten!

Meine Thematik bezieht sich auf alles, was tangiert wird, wenn ein Ehepartner es nicht schaft, sich in seiner Ehe als am richtigen Platz und im richtigen Leben anzusehen oder wenn er innerlich stirbt, obwohl er gegen diesen Ehepartner eigentlich nichts schlechtes sagen kann oder möchte. Man kann zuvor mit diesem Partner die vermeintlich perfekte Partnerschaft trotz Belastungen erlebt haben und alleine durch den Aspekt "Scheidung gibt es von diesem Ehepartner nicht" können Dinge passierten, durch die dennoch jeder Atemzug zur Qual wird.

Meine Thematik bezieht sich auf die Phase ab dem Moment, ab dem man beginnt, darüber nachzudenken, daß man womöglich mit einen Fehler beging, weil man mit diesem Ehepartner die Ehe einging.
Und sie bezieht sich darauf, welche unumgänglichen Pflichten man generell als Christ auch unausgesprochen hat, wenn man darin immer mehr Gewißheit erlangt. Aber auch was alles man selbst deshalb aus vollem Herzen sowieso gewissenhaft versucht oder nicht unversucht lassen sollte.

Mein allgemein formuliertes Anliegen bezieht sich auch darauf, inwiefern man sich Geistlichen anvertraut und wodurch sie einem Hilfe sein können.
Aber es bezieht sich genauso auch darauf, daß es Geistliche gibt, die, wie hier sehr richtig erkannt und zu Recht vorsichtig erwähnt wurde, nicht geeignet und sogar die Falschen sein können. Weil sie einen in dieser Situation nicht wirklich, wie man es eigentlich erhofft und erwartet, in reiner Nächstenliebe beraten oder einem ohne Berechnung beistehen. Besonders nicht, wenn die Form der Glaubensausübung gewisser Gruppierungen und Verflechtungen in vielerlei Hinsicht sehr einflußnehmend und bevormundend, um nicht zu sagen zwanghaft sein kann. Ist man erst einmal in einer Ehe könnte sein, daß man mehr Umfeld als nur den Ehepartner heiratete. Mann könnte sich in sektenartigen Verhältnissen wiederfinden, in die man nie hineingeraten wäre, wäre man nicht von echter Liebe für diesen Ehepartner ausgegangen. Stattdessen könnte man realisieren, wie man in vermeintlicher Liebe als Ehepartner nur gegängelt, emotional und finanziell ausgenutzt und fremdgesteuert wird! Besonders mit idealistischen Menschen, die sehr empfindsam und liebevoll sind, die aber auch sehr vom Leben geschunden wurden kann das sehr leicht möglich sein, wenn es richtig angestellt wird. Somit könnte sein, daß jemand, der genau das tut, was katholische Mitchristen von ihm erwarten, indem er Halt und Hilfe im Umfeld sucht, dort genau das Gegenteil findet. In solchem Fall können z.B. von der Situation unabhängige Ansichten und Aspekte wie in diesem Portal extrem wichtig sein.

Meine Thematik bezieht sich einerseits auf den Fall, daß man sich demütig und resigniert vermeintlich auf Gott hörend in sein Eheschicksal ergibt. Aber auch darauf, daß man sich aber in Hoffnung und Vertrauen auf den Vater doch trennt und die Scheidung vollzieht, wenn man es sogar dann doch nicht so annehmen kann, wie es viele fordern und erwarten.

Sie bezieht sich auf einen selbst aber auch in Bezug auf den Ehepartner, auch auf womöglich vorhandene gemeinsame Kinder.
Im für manche trotz aller geistlichen, seelischen und sonstigen aktiven und wahrhaftigen Bemühungen leider eintretenden Scheidungsfall bezieht sich meine Thematik auch auf einen eventuell neuen Partner und wie man es bei und mit dem hoffentlich schafft, ein weiteres Scheitern einer Partnerschaft zu vermeiden.

Wie kann man damit umgehen, in dem, was einem am wichtigsten ist, nämlich in seinem Glauben, ein großes Versagen zu ertragen und gleichzeitig Angst zu haben, einem nächsten Menschen und sich selbst wieder diese Qual anzutun.
Und sie bezieht sich auch darauf, wie einem ein hoffentlich neuer Partner, der um alles weiß, was zutiefst erschütternd für einen war, in christlicher und partnerschaftlicher Liebe und mit Glauben einem und der Beziehung helfen könnte.

Es wäre schön, wenn sich hierzu einige mit Ihrer Ansicht, ihrer Erfahrung oder ihrem Wissen dazu oder zu Teilen äußern würden.
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overkott
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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von overkott »

Molly! hat geschrieben:Sich scheiden lassen zu wollen ist bereits eine feststehende Entscheidung.
Ende der Debatte.

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Re: Von Gott vereint oder unglücklich katholisch verheiratet?

Beitrag von Molly! »

Bevor man etwas mißversteht wäre es vielleicht besser nachzufragen!

Jemand anderes redete von Scheidung, die meiner Ansicht nach nicht von Anfang an feststehen oder erwägt werden sollte!
Das zu unterstellen und als Anlaß zu nehmen meine Thematik zu beenden bzw. anderen nett formuliert nahezulegen, keine Antworten darauf zu geben, ist ein starkes Stück!

Was ist das hier? Etwas, wo man sich austauscht und frei sein Thema äußern darf, oder etwas, wo man nur schreiben darf, was anderen paßt?

Genau diese Art, manchen Themen zu begegnen, ist es, wie sich und ihrer Kirche Katholiken von selbst ohne das Zutun anderer schaden!
Anstatt daß man wie ich Chancen wie diese nutzt, zu zeigen, was wirkliches und menschliches Christsein bedeutet!

Alleine die Tatsache, daß diese Thematik eine hohe Anzahl täglicher Zugriffe verzeichnet und sich aber tendenziell nur einige wenige trauen zu antworten, zeigt auf, wie viele um die Problematik an sich und aber auch um die Erwartungen um nicht zu sagen Druck von Mitchristen wissen! Oder warum trauen sich nur einige wenige zu antworten und das auf eine Art, die von niemandem als politisch unkorrekt angesehen werden kann? Obwohl viele hier anonym registriert sind?
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