Umgang mit Abweichlern

Allgemein Katholisches.
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cathol01
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Umgang mit Abweichlern

Beitrag von cathol01 »

Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Kirche - auch konkret die kreuzgang-Gemeinde - gegenüber Mitgliedern anderer Religionen (z.B. dem Islam oder dem Judentum) viel toleranter und positiver gesinnt ist als sog. "Häretikern" innerhalb der katholischen Kirche, wobei Letztere doch viel näher an der katholischen Lehrmeinung sind als etwa Muslime. Woran liegt das?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Micha

Beitrag von Micha »

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Biggi
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Re: Umgang mit Abweichlern

Beitrag von Biggi »

cathol01 hat geschrieben:Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Kirche - auch konkret die kreuzgang-Gemeinde - gegenüber Mitgliedern anderer Religionen (z.B. dem Islam oder dem Judentum) viel toleranter und positiver gesinnt ist als sog. "Häretikern" innerhalb der katholischen Kirche, wobei Letztere doch viel näher an der katholischen Lehrmeinung sind als etwa Muslime. Woran liegt das?
Liegt doch auf der Hand:
1.) In der Regel kann man davon ausgehen - manchmal wohl allerdings zu unrecht -, dass Katholiken die katholische Lehre besser kennen müssten und könnten. Von Mitgliedern anderer Religionen kann man das nicht erwarten.
2.) Es geht auch darum, Etikettenschwindel zu vermeiden: Wo "katholisch" drauf steht, sollte auch "katholisch" drin sein. Wenn "jüdisch" oder "islamisch" drauf steht, ist es ja in Ordnung, wenn das dann auch drin steckt.

Biggi

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Nietenolaf
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Re: Umgang mit Abweichlern

Beitrag von Nietenolaf »

cathol01 hat geschrieben:... wobei Letztere (Häretiker - :N: ) doch viel näher an der katholischen Lehrmeinung sind als etwa Muslime. Woran liegt das?
Ich schätze, genau in der Nähe zur kirchlichen Wahrheit liegt die Gefahr. Das größere Übel ist immer die Lüge, die mit der Wahrheit vermischt wird. Und wahrscheinlich um so schlimmer, je näher an der Wahrheit der Kirche. Könnte ich mir so vorstellen.

Peter
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Beitrag von Peter »

Was meinst du mit «tolerant» und positiv? Und was ist deiner Auffassung nach ein «Abweichler»?

Was wäre für dich ein Beispiel der Intoleranz allhier? Und – kannst du dir vorstellen, dass auch dein Auftreten als beharrend empfunden wird, Abweichungen nicht zulassend?

Ich vermute nämlich, dass es manche bereits als intolerant empfinden, wenn man eine unpopuläre Auffassung vertritt.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich glaube eher, dass die vermeintliche Toleranz einfach nur genügend Abstand bedeutet. Es ist doch naheliegend, dass man sich über die eigenen Leute mehr aufregt, die Leute, mit denen mit den Glauben teilt. Was die tun, betrifft mich konkret und hat evtl. Auswirkungen in meiner Kirche.
Gespräche über andere Religionen haben für mich akademischen Charakter, so interessant sie auch sein mögen.

Da wir grad im Moment so viel von Küng und Drewermann reden - das würde mich alles nicht aus dem Sessel hauen (egal auf welcher Seite ;) der Diskussionspartner ich stehe), wenn es sich um einen innermoslemischen Disput handeln würde.

Weißt du, Toleranz hat in diesem Fall einfach mit weniger Gefühl zu tun, was ich für die Sache aufbringe. Ums mal so zu sagen : wenn die Frau von meinem Nachbarn fremdgeht, berührt es mich ja auch nicht so, als wenn's meine eigene Frau wäre ... (Achtung! Dies war ein Scherz!)

Geronimo

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Godjonga
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Beitrag von Godjonga »

Orginal von Geronimo
Es ist doch naheliegend, dass man sich über die eigenen Leute mehr aufregt, die Leute, mit denen mit den Glauben teilt. Was die tun, betrifft mich konkret und hat evtl. Auswirkungen in meiner Kirche.
Das sehe ich genauso; mit Dingen, bei denen ich mich persönlich angesprochen fühle, reagiere ich bei weitem stärker, als wenn mich das nicht berührt! Ist ja auch logisch (psycho-logisch ;))!
Weißt du, Toleranz hat in diesem Fall einfach mit weniger Gefühl zu tun, was ich für die Sache aufbringe. Ums mal so zu sagen : wenn die Frau von meinem Nachbarn fremdgeht, berührt es mich ja auch nicht so, als wenn's meine eigene Frau wäre ... (Achtung! Dies war ein Scherz!)
Toleranz heißt einfach manchmal nur: Mach Du Deinen "Kruscht", ich mach meinen ... :( :cry:

Herzliche Grüße

Mathias
MPHCEV: Mater perfectam habebit curam et victoriam

max72
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Re: Umgang mit Abweichlern

Beitrag von max72 »

Biggi hat geschrieben: 2.) Es geht auch darum, Etikettenschwindel zu vermeiden: Wo "katholisch" drauf steht, sollte auch "katholisch" drin sein. Wenn "jüdisch" oder "islamisch" drauf steht, ist es ja in Ordnung, wenn das dann auch drin steckt.

Biggi
Genau das ist das grosse Probleme. Keiner muss katholisch sein, aber warum muss einer alle anderen Zwingen den Glauben aufzugeben, nur weil er zur Erkenntnis kam dass all das nicht stimmt?

Warum bemueht sich ein Drewermann noch so um die Kirche, wenn er selbst meint dass man die Kirche aufgeben sollte? Wenn einer meint, dass katholizismus und Kirche bloedsind, warum zieht der dann nicht die Konsequenz und sucht eine Gemeinschaft, in die er besser passt?

Ich war eben in Ferien in Deutschland, und es erschreckt mich was in Buchhandlungen unter dem Bereich "Religion" zu finden ist. In einer Buchhandelung war die Haelfte der Kirchengeschicht gefuellt mit Deschner, Ranke-Heinemann lagg ganz vorne, Drewermann etc etc... Leute die sich katholisch nennen und kein gutes Wort mehr ueber die Kirche haben. Wenn man wenigstens das in eine Sparte "Kirchenkritiker" legen wuerde, nein, man praesentiert als als "katholisch" (Man sieht das auch; such mal "katholisch" in amazon.de oder "catholic" in amazon.com, in Deutschland tauchen an erster Stelle die kirchenkritischsten und religionsfeindlichsten Buecher auf... Was ist da eigentlich los?)

Das sind Woelfe im Schafspelz, nichts anderes.

Gruss

Max

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Angelika
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Re: Umgang mit Abweichlern

Beitrag von Angelika »

max72 hat geschrieben:In einer Buchhandelung war die Haelfte der Kirchengeschicht gefuellt mit Deschner, Ranke-Heinemann lagg ganz vorne, Drewermann etc etc... Leute die sich katholisch nennen und kein gutes Wort mehr ueber die Kirche haben.
Deschner nennt sich katholisch ? :shock:

max72
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Re: Umgang mit Abweichlern

Beitrag von max72 »

Angelika hat geschrieben:
max72 hat geschrieben:In einer Buchhandelung war die Haelfte der Kirchengeschicht gefuellt mit Deschner, Ranke-Heinemann lagg ganz vorne, Drewermann etc etc... Leute die sich katholisch nennen und kein gutes Wort mehr ueber die Kirche haben.
Deschner nennt sich katholisch ? :shock:
Nein, das nicht. Aber unter "Kirchengeschichte" gehoert der sicher nicht...

Aber Drewermann und Co nennen sich katholisch, obwohl sie an der Kirche kein gutes Haar lassen. Der redet davon "Die katholische Kirche hinter uns lassen" und will dann doch noch katholisch sein. (Oder nicht?)

Oder das (Ranke-Heinemann):
Was stört Sie eigentlich am meisten an der katholischen Kirche?
So viel Zeit haben Sie nicht. Kurz: Der Vatikan ist ein monosexuelles, frauenfeindliches Terrarium. Das ideale Biotop für Homosexuelle. Die Kirche ist sexualfeindlich, erwartet absolute Hörigkeit und propagiert Erlösung durch Foltertod am Kreuz und ritualisiertes Bluttrinken. Sonst wartet die Hölle - die grausamste Erfindung der Frohbotschaft. Wieso hört man nicht auf Jesus, predigt Feindesliebe und keine Rache?

Der Papst...
...ist der Höhepunkt einer 2000-jährigen Fehlentwicklung. Und das wird auch beim nächsten nicht besser werden. Johannes Paul II. hat sich inzwischen auf jedem freien Bischofsstuhl geklont.
http://www.stern.de/lifestyle/leute/?id=517521
Ranke-Heinemann: Ich bin dabei, das ganze Christentum in Frage zu stellen. Und wenn Sie mir jetzt mit Priestererziehung kommen, dann wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen soll, es auf den Sperrmüll zu stellen.

SPIEGEL ONLINE: Was würde sich ändern, wenn Frauen in der Männergesellschaft der Kirchenleitung mehr Macht hätten?

Ranke-Heinemann: Wahrscheinlich gar nichts. Ich kann gar nicht verstehen, warum Frauen Priester werden wollen. Das Bluttrinken in Abendmahl und Messe zum Beispiel ist einer heidnischen Menschenopferreligion nach Steinzeitmuster entlehnt. Das Christentum sitzt seit geraumer Zeit auf dem falschen Dampfer.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,193261,00.html

Im Internet zumindest wird sie in diversen Zeitungsartikeln immer als "katholische Theologin" bezeichnet.... Genau das ist Etikettenschwindel.

Warum laesst sie dann nicht Katholiken Katholiken sein und sucht sich was anderes?

Was soll das bitteschoen?

Max

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Warum umgang? Jesus hat seinen Jüngern gesagt, dass die weiterziehen sollen, wenn ihre Lehre keiner haben will und nicht nur das, die Jünger sollen auch den Staub abschütteln, den sie in diesem Ort, wo man ihre Lehre ablehnt. Somit hat Jesus alles andere als Umgang mit Menschen, die die Lehre Jesu ablehnen, geboten.

max72
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Beitrag von max72 »

Ein sehr interessante Darstellung zu "Haeretikern" gibt es in C S Lewis "the great divorce"/"die grosse Scheidung (ueberhaupt ein sehr interessantes Buch). In Kapitel 5 begegnet man da einem solchen, der den Himmel besucht und bleiben koennte wenn er nur wollte.

Ihm wird gesagt seine Suende sei "apostasy" (was ist das auf deutsch?)

"das ist nicht Dein ernst", sagt er.
"doch"
"das ist schlimmer als erwartet. Glaubst Dur wirklich dass Menschen fuer ihre ehrliche Meinungen bestraft werden? Selbst wenn wir mal annehmen dass die Meinungn falsch seien?"
"Glaubst Du wirklich es gaebe keine Suenden des Intellekts?"

Der letzte Satz trifft es ganz genau. Haeresie ist auch eine Suende des Intellekts. Weil sie unglaublichen Schaden anrichten kann. Ich moechte nicht wissen, wieviel Menschen durch die Buecher Deschners, Ranke-Heinemann's und anderer den Glauben verloren haben oder ihn nicht finden konnten. Eine Mitverantworung tragen sie dafuer.

Klar, jeder von uns ist hier gefragt. Wir reden den ganzen Tag vor uns hin ohne die Wirkung unserer Worte zu beachten.

Das Problem bei Kirchenkritikern finde ich nicht einmal so sehr deren Meinungen. Man kann ja ueber vieles diskutieren. Es ist der Tonfall und die Aggressivitaet, die wie bei dem zitierten Interview oben, klar hervortritt. Da ist keine Diskussion mehr moeglich, und es wird unsachlich und hasserfuellt.

Gruss

Max

Micha

Beitrag von Micha »

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Zuletzt geändert von Micha am Freitag 4. Februar 2005, 16:27, insgesamt 1-mal geändert.

max72
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Beitrag von max72 »

Micha hat geschrieben:
max72 hat geschrieben:Ihm wird gesagt seine Suende sei "apostasy" (was ist das auf deutsch?)
Apostasie = Abfall vom Glauben
(in aller Kürze, Gruß, Micha)
Danke, wusste schon was es ist, aber nicht ob man auch "Apostasie" auf deutsch sagt....

Gruss
Max

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Viel schlimmer als Deschner & Co. sind die "geheimen" Häretiker innerhalb der Kirche. Wölfe im Schafspelz, Apostaten in Soutane. Deschner, Drewermann, Ranke-Heinemann kommen immer noch von außen, damit haben sie nur begrenzte Wirkung auf die Gläubigen. (Die Kirche hat z.B. bei Drewermann rechtzeitig gesagt, daß er keiner von ihr ist, indem sie ihn aus dem Priesterstand entfernte und ihm die Lehrerlaubnis entzog. Die Gläubigen wissen das und können ihn so besser einordnen.) Wesentlich ärger sind amtierende Geistliche, die z.B. die Auferstehung als Allegorie sehen, und was es da inzwischen nicht noch alles gibt. Man bedenke, in welchem Umfeld die klassischen großen Häresien entstanden sind, z.B. der Arianismus - der kommt aus Alexandria, dem damaligen Zentrum der Theologie, wo man für die damalige Zeit am gebildetsten war. Soviel zur "Sünde des Intellekts"!

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

max72 hat geschrieben:
Das Problem bei Kirchenkritikern finde ich nicht einmal so sehr deren Meinungen. Man kann ja ueber vieles diskutieren. Es ist der Tonfall und die Aggressivitaet, die wie bei dem zitierten Interview oben, klar hervortritt. Da ist keine Diskussion mehr moeglich, und es wird unsachlich und hasserfuellt.

Gruss

Max

Sicher kann man diskutieren. Aber die sogenannten Kirchenkritiker verwechseln diskutieren mit ihre Meinung annhemn bzw. dies und jenes so zu ändern, wie die es wollen. Diskutieren heißt, über der Kirchenkritiker Meinung zu diskutieren, aber an Geboten nichts ändern und so belassen wie es ist bzw. es der Papst verordnet. Und damit haben die Kirchenkirtiker ein Problem. Weil die nicht diskutieren wollen, die nennen es nur so, sondern ihren Fetisch auf die Weltkirche übertragen wollen.

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