Franziskus von Assisi

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azs
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Franziskus von Assisi

Beitrag von azs »

Salvete,

ich suche Schriften von bzw. über Franz von Assisi und sein Kirchenbild, seine Idealvorstellungen von Kirche usw. Wie hat Franziskus die Kirche verstanden und gesehen, gerade vor dem Hintergrund des Auftrags: "Bau meine Kirche wieder auf, die dabei ist zu zerfallen"? Kann da jemand weiterhelfen?

Daanngeschöön :huhu:
ad te suspiramus in hac lacrimarum valle

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cantus planus
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Re: Franziskus und die Kirche

Beitrag von cantus planus »

Ein hübscher, kleiner Artikel in einem Blog: http://francescabloggt.blogspot.com/21 ... l?spref=fb

Wenn du etwas zur Lektüre suchst, empfehle ich folgende Schriften:
Thomas von Celano: Lebensbeschreibung des Hl. Franziskus,
dann die Biographie des Heiligen von St. Bonaventura (und zwar in genau dieser Reihenfolge!)
Ferner:
Anonym: Dreigefährtenlegende
Anonym: Die Blümlein des Hl. Franziskus (auch: Fioretti)

Darüberhinaus würde ich im Internet nach den Ordensregeln (bullierte, nichtbulliert und für die Einsiedeleien) sowie nach dem Testament des Heiligen suchen. Die gibt es mehrfach online.

Sein bedeutendstes überliefertes Werk darüberhinaus ist der Sonnengesang.
Mit diesen Schriften wirst du einen guten ersten Überblick über sein Denken und Handeln bekommen. :ja:

Dieses Bild aus Subiaco dürfte übrigens das einzige Bild sein, dass den Heiligen so darstellt, wie er wirklich aussah:
Bild
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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overkott
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War Franziskus unfähig?

Beitrag von overkott »

Offenbar war der heilige Franziskus ein Mensch, der seiner persönlichen Berufung gemäß Evangelium folgte. Gottes Wort wurde für ihn zur Quelle der Inspiration mit dem Heiligen Geist. Sein Freundeskreis wuchs und junge Menschen schlossen sich seiner Begeisterung von einem Leben in Einfachheit, Zölibat und Gehorsam an.

[Exkurs] Heute gibt es Franziskaner, die fein säuberlich zwischen Zölibat und Ehelosigkeit unterscheiden. [/Exkurs]

Unter diesen jungen Leuten waren einfache und gebildete, gutmütige und korrupte. Schon bald erkannte Franziskus seinen Freundeskreis nicht mehr wieder. Die Gemeinschaft mit Brüdern ohne persönlichen Bezug glitt ihm aus den Händen. Er wurde zur Marionette korrupter Machtmenschen, die blindes Vertrauen und Gehorsam bis in den Tod missbrauchten.

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Siard
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Re: War Franziskus unfähig?

Beitrag von Siard »

overkott hat geschrieben:[Exkurs] Heute gibt es Franziskaner, die fein säuberlich zwischen Zölibat und Ehelosigkeit unterscheiden. [/Exkurs]
Nicht nur da. Der Zölibat und die ehelose Keuschheit aller Ordensleute sind zwei Paar Schuhe. Für Ordenskleriker (im engeren Sinne) gilt beides.

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overkott
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Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von overkott »

Der Heilige wollte nichts weiter, als sein Leben gemäß Evangelium führen zu dürfen. Der Papst sollte die Ordensregel gewissermaßen als Schutzbrief bestätigen. Mehr wollte Franziskus vom Papst eigentlich nicht. Ihm ging es also nicht darum, den Papst zu belehren oder zu bekehren. Er interessierte sich schlicht nicht weiter für den Papst, sondern bat ihn als Diener der Diener Gottes demütig um geistlichen Beistand.

Zu den korrupten Gefährten des Heiligen gehörte Elias von Cortona. Dieser diente ihm, schon erblindet, auf einem legendären Pfingstkapitel, einer Vollversammlung der Brüder, als Dolmetscher. Dieser ließ ihm auch schließlich die Grabeskirche bauen. Dieser raffte Abgaben aus den entfernten Provinzen und lebte in Saus und Braus, bis Brüder in England und Deutschland aufstanden, Gericht über ihn hielten und durch den Papst absetzen ließen.

Dass Franziskus die Zügel aus den Händen entglitten, lag nicht zuletzt an seiner intensiven Reisetätigkeit, aufgrund derer er sich nicht mehr um die inneren Belange des Ordens kümmerte. Stellvertreter legten Brüdern im heiligen Gehorsam groteske Fastenregeln auf, während Franziskus selbst am Tisch des Herrn Platz nahm und aß, was ihm geboten wurde.

Lilaimmerdieselbe
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Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich hatte nicht den Eindruck gewonnen, dass Franziskus die Zügel in der Hand oder auch nur einen eigenen Orden wollte. Ich finde jetzt nicht wieder, wo ich gelesen habe, dass die Ordensgründung ihm aufs Auge gedrückt wurde, um seine Spiritualität und seine Gefährten wenigstens so halbwegs in geordneten Bahnen zu halten.

Ralf

Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von Ralf »

overkott hat geschrieben:Zu den korrupten Gefährten des Heiligen gehörte Elias von Cortona. Dieser diente ihm, schon erblindet, auf einem legendären Pfingstkapitel, einer Vollversammlung der Brüder, als Dolmetscher. Dieser ließ ihm auch schließlich die Grabeskirche bauen. Dieser raffte Abgaben aus den entfernten Provinzen und lebte in Saus und Braus, bis Brüder in England und Deutschland aufstanden, Gericht über ihn hielten und durch den Papst absetzen ließen.

Dass Franziskus die Zügel aus den Händen entglitten, lag nicht zuletzt an seiner intensiven Reisetätigkeit, aufgrund derer er sich nicht mehr um die inneren Belange des Ordens kümmerte. Stellvertreter legten Brüdern im heiligen Gehorsam groteske Fastenregeln auf, während Franziskus selbst am Tisch des Herrn Platz nahm und aß, was ihm geboten wurde.
Schon bald sechs Jahre her, und immer noch auf alten Ansichten beharrend. Nun gut. Zwar keine Qualifikation zum Franziskanertum, aber schön Behauptungen über die franziskanische Historie herausposaunen (selbstredend ohne Belege, das ist hier ja "in").

Wer's braucht.

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overkott
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Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von overkott »

Ralf hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Zu den korrupten Gefährten des Heiligen gehörte Elias von Cortona. Dieser diente ihm, schon erblindet, auf einem legendären Pfingstkapitel, einer Vollversammlung der Brüder, als Dolmetscher. Dieser ließ ihm auch schließlich die Grabeskirche bauen. Dieser raffte Abgaben aus den entfernten Provinzen und lebte in Saus und Braus, bis Brüder in England und Deutschland aufstanden, Gericht über ihn hielten und durch den Papst absetzen ließen.

Dass Franziskus die Zügel aus den Händen entglitten, lag nicht zuletzt an seiner intensiven Reisetätigkeit, aufgrund derer er sich nicht mehr um die inneren Belange des Ordens kümmerte. Stellvertreter legten Brüdern im heiligen Gehorsam groteske Fastenregeln auf, während Franziskus selbst am Tisch des Herrn Platz nahm und aß, was ihm geboten wurde.
Schon bald sechs Jahre her, und immer noch auf alten Ansichten beharrend. Nun gut. Zwar keine Qualifikation zum Franziskanertum, aber schön Behauptungen über die franziskanische Historie herausposaunen (selbstredend ohne Belege, das ist hier ja "in").

Wer's braucht.
Und ich dachte, inzwischen würde man auch Quellenschriften lesen. Es gibt außer Celano noch andere Chronisten, die ihn bestätigen und ergänzen. Wenn Braunröcke die Franziskanergeschichte umbiegen, dann ist es um die Franziskaner schlecht bestellt.

Ralf

Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von Ralf »

overkott hat geschrieben:Und ich dachte, inzwischen würde man auch Quellenschriften lesen. Es gibt außer Celano noch andere Chronisten, die ihn bestätigen und ergänzen. Wenn Braunröcke die Franziskanergeschichte umbiegen, dann ist es um die Franziskaner schlecht bestellt.
Du wirst lachen, aber man liest sie tatsächlich. Nur eben mit dem Hintergrund, wer da was warum geschrieben haben könnte. Also richtig. Welche anderen Chronisten "bestätigen" denn Celano? Sprich: nenn mir doch mal eine konkrete Quelle, ich kann dann in den Franziskus-Quellen nachschauen.

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overkott
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Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von overkott »

Ralf hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Und ich dachte, inzwischen würde man auch Quellenschriften lesen. Es gibt außer Celano noch andere Chronisten, die ihn bestätigen und ergänzen. Wenn Braunröcke die Franziskanergeschichte umbiegen, dann ist es um die Franziskaner schlecht bestellt.
Du wirst lachen, aber man liest sie tatsächlich. Nur eben mit dem Hintergrund, wer da was warum geschrieben haben könnte. Also richtig. Welche anderen Chronisten "bestätigen" denn Celano? Sprich: nenn mir doch mal eine konkrete Quelle, ich kann dann in den Franziskus-Quellen nachschauen.
Ja, das solltest du nach sechs Jahren tatsächlich mal tun. Du wüsstest sonst nämlich, wen ich mit den englischen und deutschen Brüdern meine.

Ralf

Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von Ralf »

Also keine Quelle. Dann eben nicht.

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overkott
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Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von overkott »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich hatte nicht den Eindruck gewonnen, dass Franziskus die Zügel in der Hand oder auch nur einen eigenen Orden wollte. Ich finde jetzt nicht wieder, wo ich gelesen habe, dass die Ordensgründung ihm aufs Auge gedrückt wurde, um seine Spiritualität und seine Gefährten wenigstens so halbwegs in geordneten Bahnen zu halten.
Ich glaube auch, dass dies der Orientierung am Evangelium als der Vorzeit der noch nicht organisierten Kirche entspricht. Sein Denken war offensichtlich von den neuen geistlichen Bewegungen sein Zeit beeinflusst, für die Kardinal Hugolino von Ostia an der Kurie Ansprechpartner war. Dieser bemühte sich, dem Franziskusleben in der Kirche eine vernünftige Form zu geben, ohne das Testament des Heiligen gegen dessen Intention zu einem justiziablen Instrument kirchlicher Disziplin zu machen.

Ich denke, dass der heilige Bonaventura für eine maßvolle Leitung seiner bis in die Mongolei tätigen Gemeinschaft die nötige Begabung mitbrachte.

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overkott
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Re: Franziskus von Assisi

Beitrag von overkott »

Ralf hat geschrieben:Also keine Quelle. Dann eben nicht.
Heli von Cortona war auf dem falschen Weg. Warum hast du die Quellen noch nicht studiert?

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