ad-fontes hat geschrieben:Bernado hat geschrieben:Ich stütze mich wie im Text ausgesagt bei meiner Antwort auf Jungmann, dem ich bei der Darstellung von Fakten selbst da vertraue, wo ich gelegentlich an seinen Wertungen oder Interpretationen zweifle. Zu weitergehenden Studien oder Spekulationen sehe ich mich hier nicht im Stande.
Aber du lieferst ja nicht nur die "Fakten" (sprich OR II), sondern übernimmst in diesem Fall auch Jungmann Interpretation.
Wie wirkmächtig seine Deutungen (man könnte ja fast von Deutungshoheit sprechen) waren, sieht man an der heutzutage sehr - wie ich finde zurecht - in Zweifel gezogenen Theorie der "gespaltenen Epiklese".
Hier verrührst du aber ziemlich unvergleichliches in einen Brei. Seine Ausführungen zum Embolismus bleiben eng beim historischen Befund - die Überlegungen zur gepaltenen Epiklese greifen weit darüber hinaus. Als Materialkenner ist Jungmann nach wie vor schwer zu übertreffen, bei allem anderen sollte man vorsichtig sein.
Die Art von Liturgieforschung, die zur Ansicht von der "gespaltenen Epiklese" führt, halte ich übrigens für ähnlich problematisch wie die, die zur Widerlegung solcher Hypothesen motiviert: Beide verpassen das Wesentliche. Die Eucharistie ist der Kirche anvertraut, und die Kirche war nie in erster Linie eine philologisch-historische Anstalt zur Textanalyse. Dazu wollten sie erst einige bornierte Akademiker des 19. Jh. machen.
Wenn ich an die Kirche glaube und ihr vertraue, muß ich sehen, daß der Canon Romanus anderthalb Jahrtausende lang "funktioniert" hat. Und wenn ich mit meinen Messinstrumenten nicht in der Lage bin, herauszubringen und genau zu beschreiben, wie und wieso er "funktioniert" - dann liegt der Fehler bei den Messinstrumenten.
Sie versagen ja auch bei der Aufklärung anderer Geheimnisse um die Eucharistie.
Aus dem gleichen Grund muß ich übrigens auch annehmen, daß die modernen Hochgebete zumindest in der lateinischen und approbierten Form "funktionieren" - also geeignete Instrumente der Kirche sind, um durch Christus das Kreuzesopfer zu vergegenwärtigen und die materiellen und geistigen Opferfrüchte zu realisieren. Das heißt aber nicht, daß ich keine Zweifel an ihrer pastoralen Angemessenheit haben und auch äußern könnte.