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Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Mittwoch 8. Mai 2013, 16:51
von thomas12
Hallo Forumsgemeinde,

ich hätte da eine Frage, bei meinen bisherigen Recherchen habe ich dazu keine vernünftige Antwort erhalten.
(Kurzfassung)
Paulus verkündet Jesus Christus als den gekreuzigten, der durch seinen Tod die Menschheit erlöst hat.
Er bezeichet ihn als den Überwinder des seit Adam auf der ganzen Menschheit lastenden Todesschicksals.

Für mich ist die Feststellung dieser Erlösungstat eine zentrale Sicht meines Glaubens. (Natürlich neben anderen Sichtweisen)

Was meint Ihr dazu, wie ist die Bedeutung der Kreuzestheologie bei den heutigen Katholiken?

Gruß
Thomas

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Mittwoch 8. Mai 2013, 17:10
von Juergen
Die Theologia crucis gilt bei den Katholiken bis heute als zu lutherisch :pfeif:

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Mittwoch 8. Mai 2013, 17:20
von Reinhard
Ich verstehe nicht, warum der Kreuzestod Jesu aus katholischer Sicht problematisch sein sollte, immerhin hängt da ja tatsächlich unsere Erlösung dran. (-> vgl. Glaubensbekenntnis)

Oder gibt es da einen Unterton, den ich übersehe ? - im Zweifel könnte man unter dem Stichwort ja einfach im KKK nachforschen !
Siehe auch hier:
618 Der Kreuzestod ist das einmalige Opfer Christi, des „einzigen Mittlers zwischen Gott und den Menschen" (1 Tim 2,5). ...

679 Christus ist der Herr des ewigen Lebens. Als dem Erlöser der Welt kommt Christus das volle Recht zu, über die Werke und die Herzen der Menschen endgültig zu urteilen. Er hat durch seinen Kreuzestod dieses Recht „erworben" ...

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Mittwoch 8. Mai 2013, 17:25
von Juergen
Reinhard hat geschrieben:Oder gibt es da einen Unterton, den ich übersehe ?
:ja: ;)


Man muß das Heilswirken des Herrn im Gesamtzusammenhang sehen: wird eine Sache überbetont, dann bekommt man eine Schieflage.
Der Begriff der Kreuzestheologie wurde vor allem von Luther geprägt - Verkürzt könnte man sagen: Die Evangelischen feiern Karfreitag, die Katholiken feiern Ostern oder besser noch das ganze Jahr.


Es gehört alles zusammen, angefangen vom: Qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit de caelis…

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Mittwoch 8. Mai 2013, 17:31
von Reinhard
Juergen hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben:Oder gibt es da einen Unterton, den ich übersehe ?
:ja: ;)
Aber dann müsste man den Punkt oder die Punkte inhaltlich differenzieren ! - nur deshalb dagegen zu sein, weil Luther dafür war, ist ja wohl zu wenig.

Was wäre denn da der Knackpunkt ?
Als "gelernter Evangelikaler" habe ich nur die zentrale Heilswirkung des Opfers Christ am Kreuz kennen gelernt. - aber die finde ich im Katholischen in der Eucharistie genauso zentral wieder ! (Wo ist da der Unterschied ?)

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Mittwoch 8. Mai 2013, 19:03
von thomas12
Ich glaube, dass in beiden Standpunkten Wahrheit steckt.
Der Kreuzestod ist entscheidend für unsere Erlösung aber auch die Auferstehung.
Ich habe heute Morgen in unserer Pastoralbibiothek gestöbert. Auch hier war ein Teil der Autoren zum Thema Kreuzestheologie evangelisch.

Ich habe mir hauptsächlich die Frage gestellt, ob und wie die Kreuzestheologie heute im Glaubensverständnis eine Bedeutung hat.

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Freitag 10. Mai 2013, 14:14
von Pilgerer
Juergen hat geschrieben:Die Theologia crucis gilt bei den Katholiken bis heute als zu lutherisch :pfeif:
Warum gibt es dann so viele Kreuzwege?

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Freitag 10. Mai 2013, 14:20
von Juergen
Pilgerer hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Die Theologia crucis gilt bei den Katholiken bis heute als zu lutherisch :pfeif:
Warum gibt es dann so viele Kreuzwege?
Weden die Kreuzwege tagtäglich gebetet und gegangen und ist der einzige Blick auf Christus der Blick auf den Kreuzweg und das Kreuz?

Oder ist es eher so: Wenn Kreuzweg, dann Kreuzweg, wenn Rebhuhn, dann Truthahn oder so ähnlich.

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Freitag 10. Mai 2013, 16:24
von Reinhard
Im real existierenden Protestantismus ist mir eine tatsächlich einseitige "Kreuzeztheologie" nirgends begegnet. - deshalb reagierte ich ja auch so überrascht.

Könnte es sein, dass dies ohnehin nur ein Thema ist, das ausgehend von Luther irgendwo in lutherischen Seminaren bearbeitet wird, aber sonst nirgends in dieser Ausschließlichkeit ?

Oder anders: kann mir jemand zur begrifflichen Abgrenzung erklären, was zur Kreuzestheologie gehört und was nicht ?
Sonst habe ich den Eindruck, dass das ohnehin mehr ein "Schlagwort" (im Sinne von Kampfbegriff) einer längst vergangenen Epoche ist.

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Freitag 10. Mai 2013, 16:31
von Juergen
Die Kreuzestheologie durchzieht doch die komplette protestantische Gnadenlehre.

Der Blick auf's Kreuz als Rechtfertigung

Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Wie werde ich gerechtfertigt?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.





Ja, ich weiß… ist arg verkürzt. :tuete:

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Freitag 10. Mai 2013, 16:39
von Lilaimmerdieselbe
aber schon sehr arg.
Ich habe vor ungefähr 25 Jahren Moltmann:Der gekreuzigte Gott mit sehr viel Gewinn gelesen.

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Freitag 10. Mai 2013, 19:53
von Juergen
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich habe vor ungefähr 25 Jahren Moltmann:Der gekreuzigte Gott mit sehr viel Gewinn gelesen.
Dagegen gibt es sicher was von Ratiopharm

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Freitag 10. Mai 2013, 20:14
von San Marco
Juergen hat geschrieben:Die Kreuzestheologie durchzieht doch die komplette protestantische Gnadenlehre.

Der Blick auf's Kreuz als Rechtfertigung

Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Wie werde ich gerechtfertigt?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.





Ja, ich weiß… ist arg verkürzt. :tuete:
Reformierte mit dem strengen Bilderverbot blicken auf gar nichts. Auch nicht auf ein Kreuz.

Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Verfasst: Samstag 11. Mai 2013, 00:48
von ad_hoc
Ja, ich weiß… ist arg verkürzt.


....aber richtig.

Man muss etwas mehr über das Leben Martin Luthers wissen, als offiziell über ihn zitiert oder umdeutet wird. Dessen gern zitierte Aussagen haben die gleichen Quellen, wie diejenigen Aussagen, die eben nicht zitiert werden.

Luther brauchte einen Gott, der ihn von jeglicher eigener Verantwortung freispricht und ihm keine Lasten und dazu noch ein stetes schlechtes Gewissen auferlegt. Nur so und durch ständige wiederholte Angriffe gegen die katholische Lehre und insbesondere gegen das Amt des Papstes konnte er sein Gewissen zeitweise beruhigen und wohl schließlich ganz zum Verstummen bringen. Das war also einmal nur möglich durch die genannten steten Wiederholungen, aber vor allem durch das Verführen von Menschen in gleicher Lage, die ebenfalls einen Gott bevorzugten, welcher den Menschen keine Verantwortung und vor allem keine Gerechtigkeit sowohl im Guten als ganz besonders auch im Schlechten aufbürdete. Bei den Verführten, welche seine Vorstellungen annahmen, holte er sich schließlich die Scheingewissheit, dass er wohl doch in seiner theologischen Auslegung richtig liegen müsse.

Deshalb legte Luther keinen allzu großen Wert auf die Auferstehung Jesu, weil diese ja mit Bedingungen verbunden war, die Jesus denen auferlegte, die ihm nachfolgen wollten und sollten.
Die Übernahme von Verantwortung für eigenes unrechtes Denken, Handeln und Tun, das Einstehen für die daraus resultierenden Folgen, war Luthers Ding nicht.

Für die Katholiken sind sowohl der Kreuzestod Jesu Christi als auch seine Auferstehung in ihrer Bedeutung untrennbar miteinander verbunden.

Gruß, ad_hoc