Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Allgemein Katholisches.
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thomas12
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Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von thomas12 »

Hallo Forumsgemeinde,

ich hätte da eine Frage, bei meinen bisherigen Recherchen habe ich dazu keine vernünftige Antwort erhalten.
(Kurzfassung)
Paulus verkündet Jesus Christus als den gekreuzigten, der durch seinen Tod die Menschheit erlöst hat.
Er bezeichet ihn als den Überwinder des seit Adam auf der ganzen Menschheit lastenden Todesschicksals.

Für mich ist die Feststellung dieser Erlösungstat eine zentrale Sicht meines Glaubens. (Natürlich neben anderen Sichtweisen)

Was meint Ihr dazu, wie ist die Bedeutung der Kreuzestheologie bei den heutigen Katholiken?

Gruß
Thomas

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Juergen
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Juergen »

Die Theologia crucis gilt bei den Katholiken bis heute als zu lutherisch :pfeif:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Reinhard
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Reinhard »

Ich verstehe nicht, warum der Kreuzestod Jesu aus katholischer Sicht problematisch sein sollte, immerhin hängt da ja tatsächlich unsere Erlösung dran. (-> vgl. Glaubensbekenntnis)

Oder gibt es da einen Unterton, den ich übersehe ? - im Zweifel könnte man unter dem Stichwort ja einfach im KKK nachforschen !
Siehe auch hier:
618 Der Kreuzestod ist das einmalige Opfer Christi, des „einzigen Mittlers zwischen Gott und den Menschen" (1 Tim 2,5). ...

679 Christus ist der Herr des ewigen Lebens. Als dem Erlöser der Welt kommt Christus das volle Recht zu, über die Werke und die Herzen der Menschen endgültig zu urteilen. Er hat durch seinen Kreuzestod dieses Recht „erworben" ...
Zuletzt geändert von Reinhard am Mittwoch 8. Mai 2013, 17:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Juergen »

Reinhard hat geschrieben:Oder gibt es da einen Unterton, den ich übersehe ?
:ja: ;)


Man muß das Heilswirken des Herrn im Gesamtzusammenhang sehen: wird eine Sache überbetont, dann bekommt man eine Schieflage.
Der Begriff der Kreuzestheologie wurde vor allem von Luther geprägt - Verkürzt könnte man sagen: Die Evangelischen feiern Karfreitag, die Katholiken feiern Ostern oder besser noch das ganze Jahr.


Es gehört alles zusammen, angefangen vom: Qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit de caelis…
Gruß Jürgen

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Reinhard
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Reinhard »

Juergen hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben:Oder gibt es da einen Unterton, den ich übersehe ?
:ja: ;)
Aber dann müsste man den Punkt oder die Punkte inhaltlich differenzieren ! - nur deshalb dagegen zu sein, weil Luther dafür war, ist ja wohl zu wenig.

Was wäre denn da der Knackpunkt ?
Als "gelernter Evangelikaler" habe ich nur die zentrale Heilswirkung des Opfers Christ am Kreuz kennen gelernt. - aber die finde ich im Katholischen in der Eucharistie genauso zentral wieder ! (Wo ist da der Unterschied ?)

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thomas12
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von thomas12 »

Ich glaube, dass in beiden Standpunkten Wahrheit steckt.
Der Kreuzestod ist entscheidend für unsere Erlösung aber auch die Auferstehung.
Ich habe heute Morgen in unserer Pastoralbibiothek gestöbert. Auch hier war ein Teil der Autoren zum Thema Kreuzestheologie evangelisch.

Ich habe mir hauptsächlich die Frage gestellt, ob und wie die Kreuzestheologie heute im Glaubensverständnis eine Bedeutung hat.

Pilgerer
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Pilgerer »

Juergen hat geschrieben:Die Theologia crucis gilt bei den Katholiken bis heute als zu lutherisch :pfeif:
Warum gibt es dann so viele Kreuzwege?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Juergen
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Juergen »

Pilgerer hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Die Theologia crucis gilt bei den Katholiken bis heute als zu lutherisch :pfeif:
Warum gibt es dann so viele Kreuzwege?
Weden die Kreuzwege tagtäglich gebetet und gegangen und ist der einzige Blick auf Christus der Blick auf den Kreuzweg und das Kreuz?

Oder ist es eher so: Wenn Kreuzweg, dann Kreuzweg, wenn Rebhuhn, dann Truthahn oder so ähnlich.
Gruß Jürgen

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Reinhard
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Reinhard »

Im real existierenden Protestantismus ist mir eine tatsächlich einseitige "Kreuzeztheologie" nirgends begegnet. - deshalb reagierte ich ja auch so überrascht.

Könnte es sein, dass dies ohnehin nur ein Thema ist, das ausgehend von Luther irgendwo in lutherischen Seminaren bearbeitet wird, aber sonst nirgends in dieser Ausschließlichkeit ?

Oder anders: kann mir jemand zur begrifflichen Abgrenzung erklären, was zur Kreuzestheologie gehört und was nicht ?
Sonst habe ich den Eindruck, dass das ohnehin mehr ein "Schlagwort" (im Sinne von Kampfbegriff) einer längst vergangenen Epoche ist.

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Juergen
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Juergen »

Die Kreuzestheologie durchzieht doch die komplette protestantische Gnadenlehre.

Der Blick auf's Kreuz als Rechtfertigung

Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Wie werde ich gerechtfertigt?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.





Ja, ich weiß… ist arg verkürzt. :tuete:
Gruß Jürgen

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Lilaimmerdieselbe
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

aber schon sehr arg.
Ich habe vor ungefähr 25 Jahren Moltmann:Der gekreuzigte Gott mit sehr viel Gewinn gelesen.

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Juergen
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von Juergen »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich habe vor ungefähr 25 Jahren Moltmann:Der gekreuzigte Gott mit sehr viel Gewinn gelesen.
Dagegen gibt es sicher was von Ratiopharm
Gruß Jürgen

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San Marco
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von San Marco »

Juergen hat geschrieben:Die Kreuzestheologie durchzieht doch die komplette protestantische Gnadenlehre.

Der Blick auf's Kreuz als Rechtfertigung

Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Wie werde ich gerechtfertigt?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.

Dann wende ich meinen Blick zur Welt.
Sehe die Menschen, sehe in den Spiegel.
Da ist sie wieder! Da ist wieder die bohrende Frage.
Wie finde ich einen gnädigen Gott?
Ich blicke auf's Kreuz. Ich sehe ihn.
Ich Glaube.
In dem Moment… Allein aus Glaube bin ich gerechtfertigt.





Ja, ich weiß… ist arg verkürzt. :tuete:
Reformierte mit dem strengen Bilderverbot blicken auf gar nichts. Auch nicht auf ein Kreuz.

ad_hoc
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Re: Kreuzestheologie in der heutigen Zeit

Beitrag von ad_hoc »

Ja, ich weiß… ist arg verkürzt.


....aber richtig.

Man muss etwas mehr über das Leben Martin Luthers wissen, als offiziell über ihn zitiert oder umdeutet wird. Dessen gern zitierte Aussagen haben die gleichen Quellen, wie diejenigen Aussagen, die eben nicht zitiert werden.

Luther brauchte einen Gott, der ihn von jeglicher eigener Verantwortung freispricht und ihm keine Lasten und dazu noch ein stetes schlechtes Gewissen auferlegt. Nur so und durch ständige wiederholte Angriffe gegen die katholische Lehre und insbesondere gegen das Amt des Papstes konnte er sein Gewissen zeitweise beruhigen und wohl schließlich ganz zum Verstummen bringen. Das war also einmal nur möglich durch die genannten steten Wiederholungen, aber vor allem durch das Verführen von Menschen in gleicher Lage, die ebenfalls einen Gott bevorzugten, welcher den Menschen keine Verantwortung und vor allem keine Gerechtigkeit sowohl im Guten als ganz besonders auch im Schlechten aufbürdete. Bei den Verführten, welche seine Vorstellungen annahmen, holte er sich schließlich die Scheingewissheit, dass er wohl doch in seiner theologischen Auslegung richtig liegen müsse.

Deshalb legte Luther keinen allzu großen Wert auf die Auferstehung Jesu, weil diese ja mit Bedingungen verbunden war, die Jesus denen auferlegte, die ihm nachfolgen wollten und sollten.
Die Übernahme von Verantwortung für eigenes unrechtes Denken, Handeln und Tun, das Einstehen für die daraus resultierenden Folgen, war Luthers Ding nicht.

Für die Katholiken sind sowohl der Kreuzestod Jesu Christi als auch seine Auferstehung in ihrer Bedeutung untrennbar miteinander verbunden.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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