Juergen hat geschrieben: ↑Samstag 7. September 2019, 21:21
Rahner wendet sich gegen den klassischen Personbegriff und vermeidet auch das moderne Verständnis von Person, indem er bei der immanenten Trinität gar nicht mehr von Personen spricht, sondern von „distinkten Subsistenzweisen“.
Soweit ich es verstanden habe, wollte Rahner die Trinität für den modernen Menschen verständlicher machen. Das kann man ihm ja ruhig im Positiven anerkennen, ob ihm das auch so gelungen ist, sei mal dahin gestellt.
Ich stimme Rahner darin zu, dass wenn man die Trinitätsformel beiseite schieben würde, es für das Glaubensleben des praktizierenden Otto-normal-Katholiken keine große Auswirkung hätte.
Juergen hat geschrieben: ↑Samstag 7. September 2019, 21:21
Blöderweise führt das letztlich bei Rahner dazu, daß seine immanente Trinität zu einem einzigen Subjekt wird, das eben nur aus drei „distinkten Subsistenzweisen“ besteht, die aber selbst nicht mehr eigenständig sein können, weil sie bei ihm zu einem einzigen realen Bewußtsein verschmelzen.
Inwieweit entfernt sich Rahner denn darin bitte von Augustinus oder Thomas v. Aquin? Wenn ich so darüber nachdenke, steht er in bester katholischer Tradition, bzw. in der Tradition der Lateiner, welche die Einheit Gottes mehr im Fokus hatten als die orthodoxen.
Aber genau das trifft mein persönliches Verständnisproblem: Ist die Trinität monosubjektiv zu denken, also nur mit einem Bewusstsein, oder ist jede Person ein individuelles Subjekt?
Du kannst gerne erneut auf Augustinus verweisen, aber worin unterscheidet er sich grundsätzlich darin, wenn er die Trinität mit dem menschlichen Geist als Erinnerung, Einsicht und Wille zu vergleichen/erklären versucht? In diesem Modell sind Erinnerung, Einsicht und Wille keine eigenständigen Individuen, sondern eben unterschiedliche Weisen des einen Geistes.
Juergen hat geschrieben: ↑Samstag 7. September 2019, 21:21
Will man wenigstens noch bei der ökonomischen Trinität von Personen reden, so hat man bei Rahner drei Personen, die keine Subjekte mehr...
Rahner will ja auch gar nicht von "Personen" reden. Er will ja gerade nicht, dass man sich die drei Personen als eigenständige Subjekte vorstellt. Die Frage ist, inwieweit entfernt er sich damit von den Kirchenvätern und -lehrern oder steht er doch in bester Tradition mit diesen?
Juergen hat geschrieben: ↑Samstag 7. September 2019, 21:21
...sind und ein Subjekt, das keine Person ist.
Da wir Christen von einem personalem Gott ausgehen, muss Gott ja Person, sprich Subjekt, sein. Nur sind die drei Hypostasen damit gemeint, oder liegt das Subjekt-Sein Gottes auf einer anderen Ebene?
Obwohl ich persönlich das monosubjektive Verständnis als einfacher bzw. verständlicher ansehe, bereiten mir mehr die daraus resultierenden Auswirkungen auf das praktische Glaubensleben Kopfschmerzen.
Wenn man die drei "Personen" nicht im modernen Sinn als freie, unabhängige und eigenständige Subjekte verstehe, sondern nur als "Weisen" eines Subjekts, warum sollte man dann zum Vater, zum Sohn oder zum Heiligen Geist seine Gebete verrichten? Ist doch im Grunde das selbe? Damit würde man mMn die gesamte Tradition auf den Kopf stellen. Aber das Problem liegt meines Erachtens dann nicht allein bei Rahner, sondern deutlich früher.
Juergen hat geschrieben: ↑Samstag 7. September 2019, 21:21
Letztlich hat er sich damit verrannt.
Rahners Denkweise ist nicht unumstritten, ja. Ich denke schon, dass er es als vereinfachte Handreichung verstanden wissen wolle, den Menschen die Trinität eben (verständlicher) zu erklären. Klar schwingt der Modalismus-Vorwurf bei Rahners Modell mit, aber ich denke, er hat es nicht so vermitteln wollen, noch ist sein Konzept so zu verstehen.
Jedenfalls, sein Versuch den Begriff "Person" zu ersetzen wäre eine definitive Verschlimmbesserung.
Lycobates hat geschrieben: ↑Samstag 7. September 2019, 23:10
Und das alles nur von der Eitelkeit her, mordicus nicht die herkömmlichen Begriffe verwenden zu wollen - eine Todsünde in der Theologie.
Dann versteht eben gar keiner die Trinität und keiner kann es erklären
Bringt keinem etwas, den Begriff "Person" zu verwenden, aber nicht in dem Sinne, wie er in der Antike benutzt wurde. Und inwieweit Hypostase = Person zu verstehen ist, darfst du dann gerne erklären. Wenn du schon nämlich auf die originalen Begriffe Wert legst, dann sei so Konsequent und benutze dann den begriff "Hypostasen", um die Dreifaltigkeit zu erklären und nicht die lateinische Übersetzung.
Das Wort "Gentleman" nimmst du dann wohl ja auch nicht in den Mund, oder?