Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

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Jorge_
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Registriert: Freitag 20. Mai 2011, 17:13

Re: Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

Beitrag von Jorge_ »

Quellen (2)
Wiedergabe des Interviews auf den Seiten des Vatikan (wörtliche Wiedergabe, teils mit kurzen Auslassungen und kleinen Glättungen)

Den O-Ton langer, zusammenhängender Ausschnitte des Interviews, das insgesamt ca. anderthalb Stunden dauerte, kann man beispielsweise hier hören und sehen (Aufzeichnung einer Dokumentationssendung über das Interview aus dem italienischen Fernsehen).
Beginn der Ausschnitte ab Minute 17:40. Den O-Ton der Antwort zur Wiederverheiratetenfrage findet man von Minute 58:10 bis 1:03:20.

Eine ausführliche Mitschrift fast des gesamten italienischen O-Tons bringt der Blogger Il Sismografo. Ergänzend hierzu finden sich einige auf Spanisch geführte Gesprächsfetzen genauer in einer spanischen Mitschrift/Übersetzung von Teilen des Gesprächs dokumentiert.

Ich habe mir den O-Ton also im Video nochmal angehört und anhand dessen den Wortlaut der italienischen Mitschrift nochmal genau überprüft (es gab in dem betreffenden Absatz aber nur minimale Ungenauigkeiten und einen Verständnisfehler), und das Ergebnis dann ins Deutsche übersetzt (s. nächstes Posting).
"El humor obscurece la verdad, endurece el corazón, y entorpece el entendimiento."

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Jorge_
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Re: Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

Beitrag von Jorge_ »

Der Papst hat also in dem Pressegespräch im Flugzeug auf dem Rückflug aus Rio de Janeiro am 29. Juli 2013 zu der Frage nach den „wiederverheirateten Geschiedenen“ nach diesen Recherchen wörtlich Folgendes gesagt:
Gianguido Vecchi vom [i]Corriere della Sera[/i] hat geschrieben:Heiliger Vater, auch auf dieser Reise haben Sie mehrmals von Barmherzigkeit gesprochen. Besteht die Möglichkeit, dass sich für wiederverheiratete Geschiedene in Bezug auf die Zulassung zu den Sakramenten in der Disziplin der Kirche etwas ändert? Dass diese Sakramente eine Gelegenheit werden, um diese Menschen anzunähern, statt eine Barriere, die sie von den anderen Gläubigen trennt?
Papst Franziskus hat geschrieben:Das ist ein Thema, nach dem immer gefragt wird. Die Barmherzigkeit ist größer als der Fall, den Sie ansprechen. Ich glaube, dies ist die Zeit der Barmherzigkeit. Dieser Epochenwechsel, auch die ganzen Probleme der Kirche – wie etwa ein ungutes Zeugnis einiger Priester, auch Probleme mit Korruption in der Kirche, auch das Problem des Klerikalismus, um ein Beispiel zu nennen – haben so viele Wunden hinterlassen, so viele Verletzte. Und die Kirche ist Mutter: Sie muss hingehen und die Verletzten pflegen, nicht wahr? Mit Barmherzigkeit. Wenn aber der Herr nicht müde wird zu vergeben, haben wir keine andere Wahl als diese: vor allem anderen, die Verletzungen heilen, nicht wahr?
Sie ist eine Mama, die Kirche, und sie muss diesen Weg gehen: den der Barmherzigkeit. Und eine Barmherzigkeit* für alle finden, nicht wahr?

Ich denke, als der verschwenderische Sohn nach Hause kam, da hat der Vater nicht zu ihm gesagt: „Aber du, komm mal her, setz dich hin! Was hast du mit dem Geld gemacht?“ Nein! Er hat ein Fest gefeiert! Später vielleicht, als der Sohn reden wollte, da haben sie geredet. So muss es auch die Kirche machen. Wenn da einer ist ... nicht einfach nur warten: hingehen und ihn aufsuchen! Das ist Barmherzigkeit.
Und ich glaube, dies ist ein Kairos**: Diese Zeit ist ein Kairos der Barmherzigkeit. Da ist ja diese Vorahnung, die Johannes Paul II. hatte, als er mit Faustina Kowalska anfing, mit der Göttlichen Barmherzigkeit – er hatte da etwas [gespürt, entdeckt], er hat intuitiv erfasst, dass dies ein Bedürfnis war zu jener Zeit.

In Bezug auf das Problem der Kommunion für Personen in einer zweiten Verbindung – denn Geschiedene können ja die Kommunion empfangen, da gibt es kein Problem, nur wenn sie in einer zweiten Verbindung leben, dann können sie das nicht – ...
Ich glaube, das muss man im Gesamtkontext der Ehepastoral betrachten. Und deswegen ist es ein Problem. Dazu will ich in Klammern auch sagen: Die Orthodoxen haben da eine andere Praxis. Sie folgen der Theologie der Oikonomia – so nennen sie das – und geben eine zweite Möglichkeit, erlauben sie. Aber ich glaube, dieses Problem – Klammer zu – muss im Bereich der Ehepastoral untersucht werden. Und deswegen ist eines Themen ...
Also zwei Dinge, erstens: Eines der Themen, die mit diesen acht [Leuten] vom Rat der Kardinäle zu beraten sein werden, mit denen wir uns am 1., 2. und 3. Oktober zusammensetzen, ist [die Frage], wie wir in der Ehepastoral vorwärts kommen, und dieses Problem wird dort zur Sprache kommen. Und eine zweite Sache: Ich habe mich vor vierzehn Tagen mit dem Sekretär der Bischofssynode getroffen, um das Thema der kommenden Synode [zu besprechen]. Es war ein anthropologisches Thema; aber wie wir davon gesprochen haben und es immer wieder durchgesprochen haben und weiter eingedrungen sind usw. usf. ..., da haben wir gesehen, dass dieses anthropologische Thema – der Glaube als Hilfe für die Vollendung und Erfüllung der Person, aber in der Familie –, dass dies über die Ehepastoral laufen muss. Wir sind auf dem Weg zu einer Ehepastoral, die ein bisschen tiefer geht, wissen Sie?

Und hier haben wir ein Problemchen, das ist ... nein, ein Riesenproblem, also ein Problem aller, denn es sind ja so viele, nicht wahr?
Zum Beispiel, ich nenne Ihnen nur eins: Kardinal Quarracino, mein Vorgänger [als Ebf. von Bs. As.], der sagte immer, für ihn seien die Hälfte der Ehen nichtig. Das sagte er mir so. Warum? Darum: weil sie unreif heiraten; weil sie heiraten ohne die Überzeugung, dass es für das ganze Leben ist; oder sie heiraten, weil die Gesellschaft sagt, dass man eben heiraten muss. ... Und auch das gehört zur Ehepastoral.
Und auch das rechtliche Problem der [Feststellung der] Nichtigkeit einer Ehe, auch das muss überprüft werden, denn die kirchlichen Gerichte reichen dafür nicht aus. Das alles, es ist eine ... es ist komplex, das Problem der Ehepastoral. Danke.



Anmerkungen:
* Sinngemäß: eine barmherzige Lösung.
** Kairos ist in der grch. Mythologie der richtige Augenblick für eine Entscheidung, den man nicht ungenutzt verstreichen lassen sollte.
Die Pünktchen im Text markieren hier keine Auslassungen, sondern unvollendet gebliebene Satzanfänge, Stockungen oder syntaktische Brüche in der gesprochenen Rede. Auslassungen hätte ich mit Pünktchen in Klammern (...) markiert. Ergänzungen in eckigen Klammern sind mitzudenkende, aber nicht ausgesprochene Bestandteile der Aussage.
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umusungu
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Re: Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

Beitrag von umusungu »

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PigRace
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Re: Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

Beitrag von PigRace »

Jorge_ hat geschrieben:Ich habe mir den O-Ton also im Video nochmal angehört und anhand dessen den Wortlaut der italienischen Mitschrift nochmal genau überprüft (es gab in dem betreffenden Absatz aber nur minimale Ungenauigkeiten und einen Verständnisfehler), und das Ergebnis dann ins Deutsche übersetzt (s. nächstes Posting).
Sehr interessant, wirklich vielen Dank für Deine Mühen, Jorge!

PigRace, bis zum heutigen Tage von diesem Interview schwer irritiert...

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Athanasius0570
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Re: Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

Beitrag von Athanasius0570 »

PigRace hat geschrieben:PigRace, bis zum heutigen Tage von diesem Interview schwer irritiert...
Ist das das Interview, in dem sich Papst Franz als treuen Sohn der Kirche bezeichnet?
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

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Jorge_
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Re: Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

Beitrag von Jorge_ »

Ja, das hat er in dem Pressegespräch im Flugzeug gesagt, als er von bras. Journalisten auf seine Position zu Fragen wie Homoehe und Abtreibung angesprochen und gefragt wurde, warum er sich dazu nicht so pointiert geäußert habe, wie man es von katholischen Würdenträgern sonst kennt. Er hat diese Feststellung ("Ich bin ein Sohn der Kirche") später aber auch nochmal in dem Interview mit der Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica im September wiederholt, das gehört zu seinen Standardaussagen.
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Athanasius0570
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Re: Papst Franz I.: Bücher, Predigten, Aufsätze

Beitrag von Athanasius0570 »

Sehr schön zu hören, dass es eine Standardaussage ist, dann kann man nämlich viele andere Aussagen, die manche Leute verwirren, genau unter diesem Aspekt verstehen ...
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