Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Allgemein Katholisches.
Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise

Beitrag von Bruder Petrus »

Komme aus Berlin und habe schon eine Gemeinde in der ich normalerweise zumindest größtenteils schöne, aussagekräftige Predigten hören kann, aber (es ist ein Kloster mit mehreren Patres) eben auch immer wieder dieses, ich sag mal, weichgespülte, leere, Gutmenschenzeug.......

Finds auch einfach schlimm, dass ich nichtmal jemanden in die Gemeinde/zum Glauben einladen kann ohne, wie Russisch Roulette dann bloß hoffen, dass man auch grad an dem Tag mal was vernünftiges zu hören bekommt in der Kirche.....

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Niels »

Willkommen im Forum! :huhu:
Wenn Du in Berlin wohnst, empfehle ich Dir einen Besuch beim Institut Philipp Neri. :ja:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Raphael

Re: Glaubenskrise

Beitrag von Raphael »

Kai hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Daher auch mit Vorsicht genießen.
So wie Sempres Beiträge.
Wo ist da der Genuß? :hmm:
Kai hat geschrieben:P.S.: Warum wurde der Strang in die Sakramentskapelle verschoben?
Damit er wieder ins Refektorium zurückverschoben werden konnte! :narr:

*duckundwech*

Benutzeravatar
Reinhard
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 2161
Registriert: Montag 30. Mai 2011, 11:06
Wohnort: in der ostdeutschen Diaspora

Re: Glaubenskrise

Beitrag von Reinhard »

Bruder Petrus hat geschrieben:Was ich sagen will, irgendwie für mich macht das den ganzen Glauben im Endeffekt dann so beliebig und dadurch total unglaubwürdig...... :hmm:
Du solltest zwischen dem Glaubenskern und den "Ausführungsbestimmungen" unterscheiden.

Der Glaubenskern, die Beziehung zu Gott, wie sie im Glaubensbekenntnis festgelegt ist, ist natürlich unantastbar.
Aber so wie jeder Mensch etwas anders ist, ist natürlich auch jede Kultur und Zeit etwas anders, und so haben sich auch die Messformulare in allen Zeiten (und z.T. abhängig vom kulturellen Hintergrund -> z.B. Ostkirche !) etwas geändert. Oder meinst Du allen Ernstes, Papst Pius XII hätte die Messe genau so wie die Christen im 1. Jahrhundert in Antiochien gefeiert ??

Was konstant und unantastbar bleibt, ist der Gott, um den es bei dem ganzen Glauben geht. Es geht um eine Beziehung zu Ihm, und die muss naturgemäß lebendig sein, sonst ist sie tot.
(Guck Dir nur all die verschiedenen Heiligen an, wie unterschiedlich die waren ! - so muss das auch sein, denn Gott selber ist sehr sehr lebendig.)

Lass Dich nicht von einem statisch gedachten Richtigkeitsglauben einfangen, sondern bleib bei dem Wichtigen:
lebe (!) mit dem Ewigen, pflege die Beziehung zu Ihm, im Lieben, im Gebet und allem, und Du wirst aus diesem Leben heraus erkennen, was dieser Beziehung dient. Darauf kommt es doch an, nicht wahr ?
"Liebe und tu, was du willst." sagt der Kirchenlehrer Augustinus von Hippo.
(oder mit den Worten Jesu (Mt. 22:37-40):
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot.
Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
)

Über die menschlichen Schwächen anderer Mitchristen, auch der Priester, magst Du dann weitgehend hinwegsehen. Von wegen "Schatz in irdenen Gefäßen" und so ...

obsculta
Beiträge: 2300
Registriert: Sonntag 7. September 2008, 22:16

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von obsculta »

Was konstant und unantastbar bleibt, ist der Gott, um den es bei dem ganzen Glauben geht. Es geht um eine Beziehung zu Ihm, und die muss naturgemäß lebendig sein, sonst ist sie tot.
(Guck Dir nur all die verschiedenen Heiligen an, wie unterschiedlich die waren ! - so muss das auch sein, denn Gott selber ist sehr sehr lebendig.)
Das ist genau das weichgespülte Geschwalle, das man landauf,landab von Kirchens
zu hören bekommt. Zum Weglaufen.

Raphael

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Raphael »

obsculta hat geschrieben:
Was konstant und unantastbar bleibt, ist der Gott, um den es bei dem ganzen Glauben geht. Es geht um eine Beziehung zu Ihm, und die muss naturgemäß lebendig sein, sonst ist sie tot.
(Guck Dir nur all die verschiedenen Heiligen an, wie unterschiedlich die waren ! - so muss das auch sein, denn Gott selber ist sehr sehr lebendig.)
Das ist genau das weichgespülte Geschwalle, das man landauf,landab von Kirchens
zu hören bekommt. Zum Weglaufen.
Was hast Du gegen einen lebendigen Gott? :hmm:
Ist der Dir zu anstrengend? :roll:

Benutzeravatar
Reinhard
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 2161
Registriert: Montag 30. Mai 2011, 11:06
Wohnort: in der ostdeutschen Diaspora

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Reinhard »

obsculta hat geschrieben:
Was konstant und unantastbar bleibt, ist der Gott, um den es bei dem ganzen Glauben geht. Es geht um eine Beziehung zu Ihm, und die muss naturgemäß lebendig sein, sonst ist sie tot.
(Guck Dir nur all die verschiedenen Heiligen an, wie unterschiedlich die waren ! - so muss das auch sein, denn Gott selber ist sehr sehr lebendig.)
Das ist genau das weichgespülte Geschwalle, das man landauf,landab von Kirchens
zu hören bekommt. Zum Weglaufen.
Mit Verlaub: das sind bei mir keine Wollweich-Worte, sondern es ist durchaus, was ich selber mühsam durchbuchstabiere, auf dem Weg der Nachfolge.

Du solltest nicht alles durch diese bescheuert-rosa Brille von WisiKi und wie sie alle heißen, sehen !
Diese Worte können durchaus auch noch das bedeuten, was sie bedeuten.
Anders ausgedrückt: Ohne die Innigkeit mit Gott, mit Jesus und Seiner Mutter werden wir wohl kaum heiligmäßig werden. Aber das ist Leben !

obsculta
Beiträge: 2300
Registriert: Sonntag 7. September 2008, 22:16

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von obsculta »

Nichts. :neinfreu:

Ich habe etwas gegen diese Sprache. :roll:

Mein Gott ist anstrengend. Deiner nicht? :hmm:

Benutzeravatar
Peti
Beiträge: 2566
Registriert: Donnerstag 4. Oktober 2007, 11:45
Wohnort: Landkreis München

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Peti »

"So brauche ich einen Gott,
der Mensch wird,
und mein Bruder wird
und leiden kann"

Therese von Lisieux, Gedichte 23,4.
1925 von Pius XI. heiliggesprochen
und 1997 von Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin erhoben.

Ist diese Sprache auch zu weich ?
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Benutzeravatar
Reinhard
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 2161
Registriert: Montag 30. Mai 2011, 11:06
Wohnort: in der ostdeutschen Diaspora

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Reinhard »

obsculta hat geschrieben:Mein Gott ist anstrengend. Deiner nicht? :hmm:
"Mein Gott" - "Dein Gott" - das ist nun wieder ein zeitgeistiges Gerede, das ich unerträglich finde, ein Ausbund an modernistischer Beliebigkeit.
(Ich verstehe sehr wohl, dass Du das wahrscheinlich nicht so meinst. Aber nichts desto trotz benutzt Du jenen Humanistensprech !)

Als wenn Gott nur unsere eigene Projektion wäre, gerade wie Feuerbach und Konsorten es gerne hätten !
Nein, Gott ist Einer, der Ewige, der immer und überall der selbe ist und bleibt.

Unsere Erkenntnis ist "Stückwerk" und subjektiv unterschiedlich, ja. - Aber Er ist doch immer der Er ist.

Ich erlebe den Ewigen übrigens nicht als anstrengend, sondern im Gegenteil: als liebenden Vater, der Klarheit in mein Leben bringt, und mich dadurch aus Krampf und Stress befreit. Der mich auf einem richtig guten Weg führt.
Mag sein, dass später auch noch andere Lebensphasen kommen, das weiß ich nicht ...

San Marco
Beiträge: 545
Registriert: Dienstag 7. August 2012, 10:43
Wohnort: Stuttgart

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von San Marco »


Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

Prinzipiell alles richtig soweit was du schreibst Reinhard, wobei mich diese Redensart (persönliche Beziehung zu Jesus) auch gerade etwas an evangelikale Gruppen erinnert hat, bei denen ich auch schon mehrfach in der Gemeinde war auf der Suche nach der Wahrheit....
Natürlich ist der Glaube an sich vorrangig, aber wir müssen doch eben wissen WAS wir glauben und das eben nicht nur so ungefähr.....

Aber eine Messform, die ausdrücklich für alle Zeiten angeordnet wurde (vom Papst!) einfach abzuschaffen, naja das ist doch einfach ein riesiger Wiederspruch......

Diese Sache an sich ist für mich erstmal auch gar nicht direkt so fundamental, aber das Prinzip einfach so etwas abzuändern was direkt verboten wurde zu ändern..... :hmm:

Und das geht ja dann in den anderen Bereichen weiter, wie das Judentum als Heilsweg anzuerkennen oder Sachen in diese Richtung....


Für mich ist die Sache auch einfach, ich habe diese göttliche Wahrheit im christlichen Glauben erkannt, die Einzigartigkeit und Reinheit durch die ich hier wirklich meinen Schöpfer erkennen kann, was es in keinem Islam oder sonstwas gibt......

Dann habe ich erkannt, dass die Bibel für den Glauben nicht ausreicht es gibt die verrücktesten Sekten, die sich auf die Bibel berufen und insgesammt sowieso tausende protestantische Gemeinden, nur mit der Bibel können wir nicht ein Leib sein und in Einheit das Volk Gottes sein, die Einheit, die Christus auch ganz klar von uns gefordert hat.....

So bin ich zur Kirche gekommen (für mich gab es bisher auch keinen Unterschied zwischen katholisch/orthodox, da ich vorm Lesen in diesem Forum da keine wirklichen Unterschiede kannte, bis auf das Oberflächlichste so).....

Zumindest ist der Protestantismus für mich weggefallen, weil mein Verstand mir auch einfach sagt, dass die Wahrheit eben von Gott durch seinen Leib offenbart sein muss sichtbar für alle Menschen und eben nicht, dass jeder für sich selbst die Wahrheit in der Bibel sucht und auch aus anderen Gründen noch, die jetzt hier nicht hin gehören....


Auf jeden Fall war die Klarheit der Lehre immer eine der wichtigsten Punkte, warum ich mich für, DIE Kirche entschieden habe und solche Unklarheiten lassen mich dann eben zweifeln....

Nochmal: Wenn die Kirche irrt (Und nicht nur ihre Glieder), wie kann sie noch die Kirche Gottes sein? :aengstlich:

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Maurus »

Bruder Petrus hat geschrieben:Aber eine Messform, die ausdrücklich für alle Zeiten angeordnet wurde (vom Papst!) einfach abzuschaffen, naja das ist doch einfach ein riesiger Wiederspruch......
Das ist eine sehr komplexe Sache. Man könnte zum einen sagen, dass das Motu proprio "Summorum pontificum" klargestellt hat, dass der alte Ritus niemals "abgeschafft" war. Man könnte aber auch "Quo primum" anders deuten, denn ein Verbot, irgendwelche Änderungen am Römischen Ritus vorzunehmen, war damit offensichtlich nicht gemeint (solche Änderungen hat es ja auch schon vor dem Konzil gegeben). Die Änderungen von 1969 wären dann bloß umfangreichere Reformen am Römischen Ritus.
Bruder Petrus hat geschrieben:Diese Sache an sich ist für mich erstmal auch gar nicht direkt so fundamental, aber das Prinzip einfach so etwas abzuändern was direkt verboten wurde zu ändern..... :hmm:
Vorsicht. Der zuständigen Autorität war nichts verboten. Ein Papst kann auch die Rechte seines Nachfolgers nicht einfach so einschränken.

Bruder Petrus hat geschrieben:Auf jeden Fall war die Klarheit der Lehre immer eine der wichtigsten Punkte, warum ich mich für, DIE Kirche entschieden habe und solche Unklarheiten lassen mich dann eben zweifeln...
Die Theologie kommt niemals an einen Endpunkt. Wenn sich in einem bestimmten Punkt eine Überzeugung gebildet hat, kann ein formelles Dogma verkündet werden. Aber solche Dogmen lassen immer auch Fragen offen. Zum Beispiel sparte das Dogma über die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel (1950) die Frage aus, ob Maria gestorben ist. Darüber können die Theologen also weiterstreiten. Der Glaube enthält so viele Fragen, dass man niemals alle beantworten kann.
Bruder Petrus hat geschrieben:Nochmal: Wenn die Kirche irrt (Und nicht nur ihre Glieder), wie kann sie noch die Kirche Gottes sein? :aengstlich:
"Die Kirche" irrt nicht. Und was den Sedisvakantismus angeht: Es ist ein von Papst Bonifaz VIII. verkündetes Dogma, dass die Unterwerfung unter den Papst heilsnotwendig ist (Unam Sanctam, 1302). Insofern sollte man sich gut überlegen, ob man sein Heil anderswo sucht. Man suchte umsonst...

Benutzeravatar
Sempre
Beiträge: 8891
Registriert: Sonntag 19. Juli 2009, 19:07

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Sempre »

Bruder Petrus hat geschrieben:Bei deinem Beispiel mit dem Arianismus, natürlich gab es das aber von der Kirche wurde halt im Endeffekt niemals diese Lehre vertreten und das ist ja der entscheidende Punkt...
Ja, und so ist es heute auch. Die Kirche lehrt keinen Sonderheilsweg der Juden. Das tun bloß viele, viele Irrlehrer, die Lehre der Kirche konterkarierend.

Bruder Petrus hat geschrieben:Nochmal: Wenn die Kirche irrt (Und nicht nur ihre Glieder), wie kann sie noch die Kirche Gottes sein? :aengstlich:
Die Kirche irrt ja nicht, sondern nur ihre Glieder bzw. das Lehramt. Das Lehramt ist nicht generell unfehlbar, auch das höchste Lehramt nicht. Die Dogmatiker klassifizieren Lehramt und Lehren nach verschiedenen Kriterien. So gibt es z.B. einerseits unfehlbare, unreformierbare Lehren und andererseits reformierbare Lehren, über die die Kirche (noch) nicht endgültig entschieden hat.

Die Texte des Vatikanum II zeigen an keiner Stelle den Willen der Konzilsväter an, eine Lehre zu definieren. Nirgendwo heißt es etwa "das Konzil legt Kraft seiner apostolischen Autorität der ganzen Kirche fest zu glauben vor, dass Götzenanbetung gottwohlgefällig ist, und wer das bezweifelt sei im Banne". Auf dem Vatikanum II hat sich das höchste Lehramt der Kirche versammelt und (angeblich) Lehre der Kirche (angeblich) zeitgemäß formuliert. Tatsächlich aber konterkarieren diverse Aussagen in den Konzilstexten unfehlbare Lehren der Kirche, den katholischen Glauben überhaupt, sowie den gesunden Menschenverstand überhaupt. Der theologische Gewissheitsgrad der Konzilstexte entspricht dem einer x-beliebigen Predigt der 1960er Jahre.

Bruder Petrus hat geschrieben:Nochmal: Wenn die Kirche irrt (Und nicht nur ihre Glieder), wie kann sie noch die Kirche Gottes sein? :aengstlich:
Würde etwa der Papst eine offensichtlich falsche Lehre als unfehlbar deklarieren, dann gäbe es grundsätzlich zwei Alternativen a) die Kirche irrt und ist folglich nicht die Kirche Gottes b) der Papst ist nicht der Papst. Für den Katholiken wäre klar: Fall b) ist der Fall.

Bruder Petrus hat geschrieben:Natürlich ist der Glaube an sich vorrangig, aber wir müssen doch eben wissen WAS wir glauben und das eben nicht nur so ungefähr.....
Genau. Wenige Hirten bekennen und lehren heutzutage den wahren Glauben, und meistenorts werden einem subtilere und weniger subtile Irrlehren untergejubelt. Wir müssen glauben, was die Kirche uns zu glauben vorlegt, aber wir können uns nicht einfach an die nächstbesten Hirten wenden, um herauszufinden, was wir nun glauben müssen.

Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

Sempre hat geschrieben:
Bruder Petrus hat geschrieben:Nochmal: Wenn die Kirche irrt (Und nicht nur ihre Glieder), wie kann sie noch die Kirche Gottes sein? :aengstlich:
Würde etwa der Papst eine offensichtlich falsche Lehre als unfehlbar deklarieren, dann gäbe es grundsätzlich zwei Alternativen a) die Kirche irrt und ist folglich nicht die Kirche Gottes b) der Papst ist nicht der Papst. Für den Katholiken wäre klar: Fall b) ist der Fall.



Aber das mit dem jüdischen Heilsweg kam doch vom Papst oder nicht? Dass heißt unser oberster Hirte verbreitet munter Unwahrheiten, aber solange er dass nicht ex Cathedra tut, bleibt er Papst?!........
Das ist schon eine sehr, sehr harte Situation für uns Gläubige.....

Raphael

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Raphael »

Bruder Petrus hat geschrieben:Aber das mit dem jüdischen Heilsweg kam doch vom Papst oder nicht?
Nee, echt jetzt? :achselzuck:

Wann und wo hat soll er das gesagt haben? :detektiv:

Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

Maurus hat geschrieben:
Bruder Petrus hat geschrieben:Aber eine Messform, die ausdrücklich für alle Zeiten angeordnet wurde (vom Papst!) einfach abzuschaffen, naja das ist doch einfach ein riesiger Wiederspruch......
Das ist eine sehr komplexe Sache. Man könnte zum einen sagen, dass das Motu proprio "Summorum pontificum" klargestellt hat, dass der alte Ritus niemals "abgeschafft" war. Man könnte aber auch "Quo primum" anders deuten, denn ein Verbot, irgendwelche Änderungen am Römischen Ritus vorzunehmen, war damit offensichtlich nicht gemeint (solche Änderungen hat es ja auch schon vor dem Konzil gegeben). Die Änderungen von 1969 wären dann bloß umfangreichere Reformen am Römischen Ritus.

„Von nun an soll in allen kommenden Zeiten auf dem christlichen Erdkreis nicht anders als nach dem von Uns herausgegebenen Missale gesungen oder gelesen werden. (...) Wir setzen fest und ordnen an, daß diesem Unserem gerade herausgegebenen Missale niemals etwas hinzugefügt, daraus etwas weggenommen oder an ihm etwas verändert werden darf.“

Aber der Ritus wurde in jedem Fall geändert, wie ganz klar verboten wurde meiner Meinung nach, gut dann kann man den Fehler eben auch schon vor dem Konzil suchen, aber auf jeden Fall handelt hier doch irgendwo ein Papst gegen den anderen.... :hmm:

Benutzeravatar
Florianklaus
Beiträge: 3493
Registriert: Donnerstag 20. November 2008, 12:28
Wohnort: Bistum Münster

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Florianklaus »

Bruder Petrus hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Bruder Petrus hat geschrieben:Aber eine Messform, die ausdrücklich für alle Zeiten angeordnet wurde (vom Papst!) einfach abzuschaffen, naja das ist doch einfach ein riesiger Wiederspruch......
Das ist eine sehr komplexe Sache. Man könnte zum einen sagen, dass das Motu proprio "Summorum pontificum" klargestellt hat, dass der alte Ritus niemals "abgeschafft" war. Man könnte aber auch "Quo primum" anders deuten, denn ein Verbot, irgendwelche Änderungen am Römischen Ritus vorzunehmen, war damit offensichtlich nicht gemeint (solche Änderungen hat es ja auch schon vor dem Konzil gegeben). Die Änderungen von 1969 wären dann bloß umfangreichere Reformen am Römischen Ritus.

„Von nun an soll in allen kommenden Zeiten auf dem christlichen Erdkreis nicht anders als nach dem von Uns herausgegebenen Missale gesungen oder gelesen werden. (...) Wir setzen fest und ordnen an, daß diesem Unserem gerade herausgegebenen Missale niemals etwas hinzugefügt, daraus etwas weggenommen oder an ihm etwas verändert werden darf.“

Aber der Ritus wurde in jedem Fall geändert, wie ganz klar verboten wurde meiner Meinung nach, gut dann kann man den Fehler eben auch schon vor dem Konzil suchen, aber auf jeden Fall handelt hier doch irgendwo ein Papst gegen den anderen.... :hmm:
Diesen Vorwurf müßtest Du dann auch schon Pius XII machen. Dieser hat die liturgische Ordnung der Karwoche einer gründlichen Revision unterzogen.

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7126
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Protasius »

Um Quo primum tempore mußt du dir keine so großen Sorgen machen; in fast gleichem Wortlaut hat sich ein späterer Papst ausgedrückt, als er die Jesuiten verboten hat. Und das wurde ja schon vor langem von einem Nachfolger wieder aufgehoben. Auf diese Art und Weise haben die Päpste sich ausgedrückt, wenn sie Gehorsam vom Kirchenvolk forderten, aber in Sachen der Disziplin kann ein Papst seine Nachfolger nicht auf ewig binden. Bereits kurz nach Quo primum wurden neue Feste eingeführt, Pius X. hat die Rangfolge von Festen, Sonntagen und Werktagen der Fastenzeit geändert und das Brevier beinahe so einschneidend reformiert, wie das später unter Paul VI. mit dem Missale passiert ist. Die wirklich großen Änderungen kamen dann unter Pius XII., der die Karwochenliturgie stark verändert hat (die Ähnlichkeiten zur NOM-Karwoche sind deutlich größer als zur alten Karliturgie) und unter Johannes XXIII., der den Kalender verändert und neue Generalrubriken eingeführt hat, sodaß nun das Schlußevangelium immer der Beginn des Johannesevangeliums ist (vorher konnte das auch von einem verdrängten Sonntag sein, oder in der dritten Weihnachtsmesse, wo In principio bereits als Evangelium gelesen wird, war das Schlußevangelium das Evangelium von Epiphanie) oder wegfällt.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

Raphael hat geschrieben:
Bruder Petrus hat geschrieben:Aber das mit dem jüdischen Heilsweg kam doch vom Papst oder nicht?
Nee, echt jetzt? :achselzuck:

Wann und wo hat soll er das gesagt haben? :detektiv:


http://de.radiovaticana.va/articolo.asp?c=52272

Ich weiß, dass „Das Heil kommt von den Juden“ ein Bibelvers ist, aber meiner Meinung nach hat der sich erfüllt und hat heute keine Gültigkeit mehr und wie diese Dinge hier an die Öffentlichkeit getragen werden, naja, das spottet einfach kirchlicher Lehre wie "Extra ecclesiam nulla salus" etc.....
Also der Papst hat das nicht so gesagt, aber was die meisten Leute hier lesen ist wohl genau das....
:hmm:

Und diese Überschrift kommt ja nicht von der Bildzeitung sondern direkt aus dem Vatikan....

Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

Protasius hat geschrieben:Um Quo primum tempore mußt du dir keine so großen Sorgen machen; in fast gleichem Wortlaut hat sich ein späterer Papst ausgedrückt, als er die Jesuiten verboten hat. Und das wurde ja schon vor langem von einem Nachfolger wieder aufgehoben. Auf diese Art und Weise haben die Päpste sich ausgedrückt, wenn sie Gehorsam vom Kirchenvolk forderten, aber in Sachen der Disziplin kann ein Papst seine Nachfolger nicht auf ewig binden. Bereits kurz nach Quo primum wurden neue Feste eingeführt, Pius X. hat die Rangfolge von Festen, Sonntagen und Werktagen der Fastenzeit geändert und das Brevier beinahe so einschneidend reformiert, wie das später unter Paul VI. mit dem Missale passiert ist. Die wirklich großen Änderungen kamen dann unter Pius XII., der die Karwochenliturgie stark verändert hat (die Ähnlichkeiten zur NOM-Karwoche sind deutlich größer als zur alten Karliturgie) und unter Johannes XXIII., der den Kalender verändert und neue Generalrubriken eingeführt hat, sodaß nun das Schlußevangelium immer der Beginn des Johannesevangeliums ist (vorher konnte das auch von einem verdrängten Sonntag sein, oder in der dritten Weihnachtsmesse, wo In principio bereits als Evangelium gelesen wird, war das Schlußevangelium das Evangelium von Epiphanie) oder wegfällt.

Hmmm das ist interessant....

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von overkott »

Eine Glaubenskrise kann nur durch konsequente Meditation der Heiligen Schrift überwunden werden. Christus begegnen wir vor allem in den Evangelien. Wie den Jüngern im Boot auf stürmischen Wellen kommt uns Christus entgegen und gibt uns die Hand: Habt Vertrauen. Glaube ist einfach. Gottes- und Nächstenliebe kann man sich merken. Wer wieder richtig beten möchte, sollte nach Christus mit dem Vaterunser beginnen. Wer danach ewig lebt, geht bei Gott nicht verloren. Jeder Sonntagsgottesdienst kann ein neuer Anfang sein.

Raphael

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Raphael »

Bruder Petrus hat geschrieben:Also der Papst hat das nicht so gesagt, aber was die meisten Leute hier lesen ist wohl genau das....
:hmm:
Halten wir also fest, daß der Papst nicht das gesagt hat, was ihm nachgesagt wird! :roll:

Wobei sich mir die Frage stellt, wieso Du Dich so verunsichern läßt, obwohl Du Dich unter anderem doch in einem vorgeblich so überaus glaubensstarken Umfeld wie der FSSPX bewegst?
Kann es sein, daß Du ein stückweit zum Hyperkritizismus neigst? :hmm:
Zuletzt geändert von Raphael am Freitag 5. Oktober 2012, 10:16, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Niels »

Geht's auch etwas konstruktiver? :blinker:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

Raphael hat geschrieben:
Bruder Petrus hat geschrieben:Also der Papst hat das nicht so gesagt, aber was die meisten Leute hier lesen ist wohl genau das....
:hmm:
Halten wir also fest, daß der Papst nicht das gesagt hat, was ihm nachgesagt wird! :roll:

Wobei sich mir die Frage stellt, wieso Du Dich so verunsichern läßt, obwohl Du Dich unter anderem doch in so einem vorgeblich so überaus glaubensstarken Umfeld wie der FSSPX bewegst?
Kann es sein, daß Du ein stückweit zum Hyperkritizismus neigst? :hmm:
Weiß ich nicht, wäre möglich... ;D Aber mit FSSPX habe ich nichts zu tun außer, dass ich dort einmal die Messe besucht habe und jetzt eben überlegt habe doch dort wieder den Kontakt zu suchen.....

Was ist negativ an den Piusbrüdern, ich meine sie repräsentieren doch den traditionellen katholischen Glauben recht gut, oder?....

Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

overkott hat geschrieben:Eine Glaubenskrise kann nur durch konsequente Meditation der Heiligen Schrift überwunden werden. Christus begegnen wir vor allem in den Evangelien. Wie den Jüngern im Boot auf stürmischen Wellen kommt uns Christus entgegen und gibt uns die Hand: Habt Vertrauen. Glaube ist einfach. Gottes- und Nächstenliebe kann man sich merken. Wer wieder richtig beten möchte, sollte nach Christus mit dem Vaterunser beginnen. Wer danach ewig lebt, geht bei Gott nicht verloren. Jeder Sonntagsgottesdienst kann ein neuer Anfang sein.

Das ist ein schöner Beitrag, danke Bruder....
Fühle mich jetzt sowieso nach viel Gebet und nachdenken.... :scheinheilig:

Raphael

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Raphael »

Niels hat geschrieben:Geht's auch etwas konstruktiver? :blinker:
Nun, ich neige nicht zum Konstruktivismus! :blinker:

Und IMHO sollte Bruder Petrus 'mal etwas "Butter bei die Fische tun", damit man mit Verona Pooth sagen kann: "Hier werden sie geholfen!" :pfeif:

Bislang kommen seine Anmerkungen so 'rüber, als hätte er etwas an der allgemeinen Glaubensbefindlichkeit zu mäkeln .............

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Niels »

Raphael hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:Geht's auch etwas konstruktiver? :blinker:
Nun, ich neige nicht zum Konstruktivismus! :blinker:
Achwas?! ;D
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Raphael

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Raphael »

Bruder Petrus hat geschrieben:Was ist negativ an den Piusbrüdern, ich meine sie repräsentieren doch den traditionellen katholischen Glauben recht gut, oder?....
Geht's noch ein bißchen suggestiver? 8)

Bevor hier Deinerseits Lobeshymnen auf die FSSPX angestimmt werden, schau Dir nicht nur die Pro's, sondern auch die Contra's an! :pfeif:

Das rechte Traditionsverständnis geht nämlich aus folgender Anmerkung hervor: "Tradition ist nicht die Aufbewahrung der Asche, sondern das Weitertragen des Feuers!"

Bruder Petrus
Beiträge: 56
Registriert: Dienstag 4. September 2012, 16:40

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Bruder Petrus »

Raphael hat geschrieben:
Und IMHO sollte Bruder Petrus 'mal etwas "Butter bei die Fische tun", damit man mit Verona Pooth sagen kann: "Hier werden sie geholfen!" :pfeif:

Bislang kommen seine Anmerkungen so 'rüber, als hätte er etwas an der allgemeinen Glaubensbefindlichkeit zu mäkeln .............

Was soll das jetzt heißen? :unbeteiligttu:
Ich glaube nur, dass die Wahrheit/unser Glaube logisch sein muss und wo sich für mich Widersprüche ergeben, probiere ich diese zu klären, ich kann ja dann nicht so tun als wär da nix.... :|
Ich möchte mit ganzem Herzen glauben, das hat damit sicher nichts zu tun, so ein leeres und hoffnungsloses Leben ohne Gott will ich nie wieder führen..... :(

Raphael

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Raphael »

Bruder Petrus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Und IMHO sollte Bruder Petrus 'mal etwas "Butter bei die Fische tun", damit man mit Verona Pooth sagen kann: "Hier werden sie geholfen!" :pfeif:

Bislang kommen seine Anmerkungen so 'rüber, als hätte er etwas an der allgemeinen Glaubensbefindlichkeit zu mäkeln .............

Was soll das jetzt heißen? :unbeteiligttu:
Das soll heißen, daß bislang (noch) nicht klar gestellt worden ist, worin denn genau Deine Glaubenskrise besteht ..........
Das es unterschiedliche Äußerungen zum katholischen Glauben in einer Kirche mit so vielen Mitgliedern wie der katholischen gibt, dürfte jedem denkenden Mitbürger in diesem unserem Lande im Laufe seines Erwachsenwerdens klar geworden sein.
Suchst Du jetzt nach konkretem und verbindlichem?
Bruder Petrus hat geschrieben:Ich glaube nur, dass die Wahrheit/unser Glaube logisch sein muss und wo sich für mich Widersprüche ergeben, probiere ich diese zu klären, ich kann ja dann nicht so tun als wär da nix.... :|
Welche der Logik widersprechenden Gedanken hast Du denn innerhalb des katholischen Lehrgebäudes entdeckt? :hmm:
Bruder Petrus hat geschrieben:Ich möchte mit ganzem Herzen glauben, das hat damit sicher nichts zu tun, so ein leeres und hoffnungsloses Leben ohne Gott will ich nie wieder führen..... :(
Wenn ich Dich richtig verstehe, dann gab es 'mal eine Zeit in Deinem Leben, die glaubensleer war.
Was hat Dich denn dann damals dazu gebracht, Daß Du Dich dem (katholischen) Glauben zugewendet hast?

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Glaubenskrise - oder: Wie finde ich meinen Weg?

Beitrag von Maurus »

Bruder Petrus hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Bruder Petrus hat geschrieben:Aber eine Messform, die ausdrücklich für alle Zeiten angeordnet wurde (vom Papst!) einfach abzuschaffen, naja das ist doch einfach ein riesiger Wiederspruch......
Das ist eine sehr komplexe Sache. Man könnte zum einen sagen, dass das Motu proprio "Summorum pontificum" klargestellt hat, dass der alte Ritus niemals "abgeschafft" war. Man könnte aber auch "Quo primum" anders deuten, denn ein Verbot, irgendwelche Änderungen am Römischen Ritus vorzunehmen, war damit offensichtlich nicht gemeint (solche Änderungen hat es ja auch schon vor dem Konzil gegeben). Die Änderungen von 1969 wären dann bloß umfangreichere Reformen am Römischen Ritus.

„Von nun an soll in allen kommenden Zeiten auf dem christlichen Erdkreis nicht anders als nach dem von Uns herausgegebenen Missale gesungen oder gelesen werden. (...) Wir setzen fest und ordnen an, daß diesem Unserem gerade herausgegebenen Missale niemals etwas hinzugefügt, daraus etwas weggenommen oder an ihm etwas verändert werden darf.“

Aber der Ritus wurde in jedem Fall geändert, wie ganz klar verboten wurde meiner Meinung nach, gut dann kann man den Fehler eben auch schon vor dem Konzil suchen, aber auf jeden Fall handelt hier doch irgendwo ein Papst gegen den anderen.... :hmm:
Wie ich schon andeutete, bindet Quo primum nicht den Papst. Ein Papst kann nicht die legitimen Kompetenzen seines Nachfolgers einschränken, sonst wäre eine schleichende Selbstabschaffung des Papsttums denkbar.

Wenn ich mir einen generellen Hinweis erlauben darf: Wenn man Glaubenszweifel, oder hier sind es wohl eher Zweifel an der Kirche hat, so bieten sich zunächst einmal als Grundlektüre eine Kirchengeschichte und ein einwandfreies ekklesiologisches Lehrbuch an. Davon ausgehend, kann man dann die einzelnen Fragen angehen - auch hier ist es wieder wichtig, an der Wurzel anzufangen. Wenn man gehört hat, dass der Papst irgendetwas zu einem angeblichen christusfreien Heilsweg gesagt hat, dann sollte man, bevor man darüber ins Grübeln kommt, erstmal erforschen, ob der Papst etwas dergleichen gesagt hat und was er gesagt hat. Von den Fundamenten auszugehen empfiehlt sich hierbei. Es nutzt nichts, sich ohne fundierte Kenntnisse als erstes an die kanonistische Exegese von Quo primum zu machen. Zunächst muss man fragen: Was ist Liturgie? Was Ritus? Wer ordnet den Ritus? Was ist göttlichen, was kirchlichen Rechts? Was sind die Kompetenzen des Papstes? Welche Entwicklungsstufen der Liturgie hat es gegeben? Was bedeuten die Klauseln in päpstlichen Dokumenten? Was war das Verständnis der Zeitgenossen? Was wollte der Papst regeln und worauf wollte er damit reagieren? Etc. pp.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema