City-Pastoral, Kirchenumbau und liturgische Neugestaltung

Allgemein Katholisches.
Stefan

City-Pastoral, Kirchenumbau und liturgische Neugestaltung

Beitrag von Stefan »

Am Beispiel der Kirche St.-Marien in Mönchengladbach-Rheydt möchte ich Entwicklungen vorstellen, die in einzelnen Pfarrgemeinden stattfinden.

Neben anderen baulichen Maßnahmen außerhalb der Kirche soll die Stadtkirche von MG-Rheydt zu pastoralen Zwecken wie folgt umgestaltet werden:
Im Zentrum (im Längsschiff der bisherigen Kirche) entsteht das Forum, ein 200 Quadratmeter großer multifunktionaler Raum. Erfahrungen anderer Citykirchen zeigen, dass derzeit besonders über Kunst und Kultur ein Kontakt zu Besucher/innen herzustellen ist. Ob durch Kunst, Musik, Theater, Podiumsveranstaltungen, Diskussionen, Feste und Feiern: Es geht im Hinblick auf die Besucher stets um eine Bereicherung des eigenen Lebens, um die Möglichkeit des Ausruhens und Entspannens oder darum, sich interessieren und überraschen zu lassen, um thematische Orientierung und um Kommunikation.
Hier könnte sich z. B. auch die Gemeinde nach Gottesdiensten oder zum Neujahrsempfang etc. treffen, Familien könnten nach Taufe oder Hochzeit zu einem Empfang ins nebenan liegende Forum einladen.

Ein ‚Raum der Stille und des Gebetes könnte für Gottsuchende aller Religionen zu Verfügung stehen und z.B. für ein tägliches ‚Gebet für die Stadt genutzt werden.
Nach dem 11.9.2001 ist mehr denn je der Dialog der Religionen und Kulturen gefragt: wir könnten im Herzen von Rheydt im christlich-jüdisch-muslimischen Gespräch durch eine Besinnung auf Abraham als unseren gemeinsamen Vater des Glaubens in einem ‚Abrahamshaus nach ähnlichen Vorbildern in anderen multireligiös geprägten Zentren so etwas wie ‚spirituelle Gastfreundschaft anbieten und miteinander leben. Hier könnte z.B. auch das rege genutzte Fürbittbuch, das dem großen Bedürfnis vieler Menschen entspricht, Lasten abzuladen und ein Gebetszeichen zu setzen, einen guten Platz finden
Folgende Argumente werden zu Grunde gelegt:
„Citypastoral orientiert sich u. a. an folgende Kriterien:

- Zentral: Ort ist die City, das Zentrum, die 1-A-Lage im Herzen der Stadt. Auf dem Marktplatz der Interessen, Aktivitäten und Angebote ist die Kirche präsent und antreffbar.

- Niederschwellig: Passanten, Sinn- und Hilfesuchende, Interessierte finden einen leichten Zugang durch einladende, attraktive und offene Räume und Angebote.

- Offen: Menschen in der Stadt sind in Bewegung und flanieren durchs Leben. Besucher/innen können spontan und unverbindlich “en passant“ vorbeischauen. Es werden keine Erwartungen an sie gestellt, sie müssen keine Standards einhalten, Kontakte sind oft Momentaufnahmen.

- Anonym: Besucher/innen werden freundlich und aufmerksam empfangen, ohne dass sie sich vorstellen müssen. Die Arbeit rechnet mit einmaligen Kurzkontakten.

- Ansprechbar: Der einzelne Mensch mit seiner individuellen Biografie findet in der Citypastoral einen Haltepunkt und Orientierungshilfe. Er trifft auf Menschen, die ihn in einem offenen Prozess bei seiner (religiösen) Suche punktuell begleiten.

- Überraschend: Die Kirche ist mit einem unerwarteten pastoralen Angebot bei Ereignissen, an Orten und mit Aktivitäten erlebbar. Spontane und ungeplante Begegnungen und Erfahrungen werden möglich („aha-Pastoral“).

- Professionell, aber kostenfrei: Die Citypastoral steht im Wettbewerb mit anderen Anbietern und präsentiert Kirche zeitgemäß und interessant. Jeder/m Interessierten sind ihre Angebote zugänglich („kulturelle Diakonie“, K.H. Paulus, Domforum Köln).

- Ansprechend: Die Ästhetik der Räume und des Auftretens der Citypastoral muß zur Modernität der City und den Adressaten passen, damit auch die „Szenen“ (früher: Milieus) einen Zugang zu ihren Angeboten finden können. · Öffentlichkeitswirksam: Citypastoral ist Verkündigung durch Präsenz und Gesprächsbereitschaft. Durch Werbung und Außendarstellung bringt sie sich ins Gespräch und schafft so gezielt Öffentlichkeit.

- Innovativ: Die Arbeit ist experimentell in Bezug auf ihre Ausdrucksweise und Angebote. Nach dem Prinzip „try + error“ wird hier ein Lernfeld des Glaubens eröffnet, das auch für die Kirche ein Lernfeld sein kann.

- Kommunikativ: Die Citypastoral stößt das Gespräch an und ist gesprächsbereit. Sie signalisiert aktive Zeitgenossenschaft der Kirchen, in dem sie seismografisch aktuelle Themen aufgreift und behandelt.
Heute stand in der Regionalpresse, daß das Konzept wohl zur Umsetzung kommt.
Am besten schaut ihr Euch die Planungen einmal an (inkl. Architektenbilder)

Umbau Konzept MG-Rheydt

Was haltet ihr von solchen Plänen?

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Erich
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Beitrag von Erich »

Lieber Stefan,

ich meine: Es bringt absolut nix, wenn man Gebäude verändert, aber die Bewohner beibehält. Die Gemeinde sollte lieber hinausgehen und re-missionieren, dann wäre die Kirche wieder gefüllt.

Lieben Gruß
Erich

PS: Ein Zitat von Helmut Echternach

Wenn die Kirche ihrer Umwelt entgegenkommt, wenn sie ihre Botschaft, ihre Forderungen oder gar die Form ihrer Gottesdienste dem Geschmack der Zeit anpaßt, wenn sie es dem Herrn Jedermann so bequem wie möglich macht, wenn sie so recht modern, zeitnah und weltoffen sein möchte, dann verfällt sie der - wohlverdienten - Verachtung. Der Mensch außerhalb der Kirche merkt instinktiv, daß er da nur seine eigenen Stimme zu hören bekommt, und deren ist er im Geheimen immer überdrüssig.
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Stefan

Beitrag von Stefan »

Zur Veranschaulichung

Vorher

Bild


Nachher
(leider nur als Planzeichnung)

Bild

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Niels
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Re: City-Pastoral, Kirchenumbau und liturgische Neugestaltun

Beitrag von Niels »

Stefan hat geschrieben: Was haltet ihr von solchen Plänen?
Gar nichts. Schließe mich da Erich (und dem verstorbenen hochkirchlichen Bischof Helmut Echternach) an.
Falls die Renovierung doch kommt, werden künftige Generationen werden eine solche Verunstaltung später sehr bedauern.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ich kenne einen solche Umbau, d.h. das eiförmige Umgeben von Ambo und Altar aus einer Kirche in Bonn - auch ohne Umweg über eine Citypastoral. Ich fand das sehr befremdlich, weil es von dem Geschehen auf dem Altar ablenkt. Aus Anlass des Umbaus wurde dann auch gleich auf Kniebänke verzichtet und der Tabernakel wurde zu einer einfachen Holzkiste gemacht, die hinter (!) einer Säule versteckt wurde, sodass man erstmal durch die ganze Kirche laufen und um die Säule herum gehen muss, um eine Kniebeuge machen zu können.

Der Umbau in Mönchengladbach scheint den gleichen ideologischen Hintergrund zu haben (Eucharistiefeier ist ausschließlich eine Mahlfeier und wenn man sich gegenübersitzt, kann man sich nicht aus dem Weg gehen, blablabla), deswegen wird das Konzept der Citypastoral auch nicht funktionieren, denn wie will ich den Glauben weitergeben, den ich selbst gar nicht habe?

Citypastoral mit den Ansprüchen, die hier aufgezählt wurden, wäre im Prinzip nicht schlecht - wenn diejenigen, die das tun, selbst im Glauben stehen würden. Aus Erfahrung weiß man allerdings, dass das nicht der Fall ist und die Umbaupläne unterstreichen das auch. Deshalb: reine Verschwendung von Ressourcen finanzieller und menschlicher Art.

Gottes Segen,
Dirk

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Mein Vorschlag: Ikonoklasmus als Bestandteil der Aha-Pastoral. Öffentliche Devotionalienverbrennungen zwecks Passantenbelustigung.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hallo Dirk,

auf die Kirche in Bonn wird ausdrücklich Bezug genommen. Ich zitiere auch die vorausgehende Passage, um den Zusammenhang sichtbar zu machen:

Die Liturgiereform des II. Vat. Konzils brachte für das Gottesdienstverständnis der katholischen Kirche einen entscheidenden Perspektivenwechsel mit sich: „Statt einer Klerusliturgie für die Gemeinde wird nunmehr unter Liturgie eine Feier der ganzen Gemeinde verstanden (wobei jeder all das tun soll, was ihm zukommt), und an die Stelle eines statischen Gottesdienstverständnisses tritt ein dynamisches (nicht mehr die statische Gegenwart Christi in den eucharistischen Gestalten in einem Tabernakel, sondern die Feier der Eucharistie als Begegnung mit Christus unter verschiedenen Zeichen und Handlungen steht im Mittelpunkt). Beides verlangt für den Gottesdienst einen offenen Handlungsraum.“ (Klemens Richter, Kirchenräume und Kirchenträume, Freiburg 1999, S.33f)

„Wenn die Feier der Liturgie als ein Handeln inmitten der Gemeinde verstanden wird, weil Jesus Christus im Geist Gottes eben inmitten der Versammlung zugegen ist, dann dürfte eigentlich nicht der Altar den Mittelpunkt des Raumes bilden, wie dies bislang als idealtypisch verstanden wird. Wünschenswert erscheint dann vielmehr ein Handlungsraum in der Mitte der Gemeinde. Diese Mitte ist dann weniger zum Kreis entfaltet, dessen Mittelpunkt alle Aufmerksamkeit auf einen Punkt lenkt, sondern eher zu einer Ellipse, die sowohl Brennpunkte als auch einen Schwerpunkt besitzt. Dies kann als konsequente Weiterentwicklung einer Raumkonzeption verstanden werden, die seit der Liturgischen Bewegung von der liturgiefeiernden Gemeinde her bestimmt wird oder doch wenigstens bestimmt werden sollte. Dabei ist dies durchaus keine kirchenbaugeschichtliche Neuschöpfung, sondern hat eine lange Tradition“ (Klemens Richter, S.77f)

Diese im Konzil angedachte Gestalt des Kirchenraumes ist bis heute kaum verwirklicht. Erst jetzt, da viele Gemeinden vor der Frage stehen, wie sie ihren viel zu groß gewordenen Kirchenraum neu gestalten können, greifen erste Gemeinden diese Möglichkeit der Umgestaltung des Kirchenraumes in bipolarer Form auf: in einem Brennpunkt der Ellipse steht der ‚Tisch des Wortes, das Ambo, im anderen Brennpunkt ihm gegenüberliegend der ‚Tisch des Mahles, der Altar.

„Da bei einer Raumgestaltung mit zwei Brennpunkten der Vorsteher der Gemeinde nicht mehr direkt gegenübersteht, ergibt sich für ihn eine Entlastung, da er nicht ständig den absoluten Gegenpart der Gemeinde bilden muß. Er ist dann wie alle anderen zunächst Erwartender und Beschenkter. Erst im Verlauf der Feier tritt er immer dann vor, wenn er seinen Vorsteherdienst wahrnehmen muß. Die Ellipse bietet dabei mehrere Möglichkeiten für seinen Standort. Da ein Vorsteher von allen gesehen werden soll, wäre am besten ein Ort jenseits der Brennpunkte, also in der Nähe von Ambo und Altar.“ (Richter, S.70)

Gewiß wird sich das Gespräch in St. Marien auch besonders um dieses angedachte Konzept drehen. Und es ist gut, wenn wir in den kommenden Wochen darüber ins Gespräch kommen!

Prof. Gerhards schreibt:

„Es ist klar, daß das hier vorgestellte Konzept nicht ohne Konsequenzen für das Leben der Gottesdienstgemeinde bleibt. Eine Gemeinde, die sich auf ein solches Raumkonzept einläßt, begibt sich auf einen Weg, der sie selbst verändern wird. Durch das Sichtbarmachen der verschiedenen Kommunikationssituationen werden die Rollen der einzelnen deutlicher zutage treten.....Der Gottesdienst wird zum Prüfstein der Beziehungen der einzelnen untereinander in dem Vertrauen auf Gottes heilende Gegenwart in der feiernden Kirche. Sich dafür zu entscheiden, erfordert Mut. Genau dieser Mut ist notwendig, wenn der Gottesdienst das Leben der Gemeinde prägen und das Leben der Gemeinde aus dem Gottesdienst Kraft schöpfen soll“

(A. Gerhards, In der Mitte der Versammlung, Deutsches Liturgisches Institut, Trier, 1999 S.57),

Die Pfarrkirche St. Franziskus in Bonn wurde inzwischen nach dem bipolaren Konzept zu einem Communio-Kirchenraum umgestaltet...

Stefan

Beitrag von Stefan »

Ich kann mein Unbehagen auch nicht verschweigen - eine darartige Kirche würde mich wahrscheinlich nicht als Besucher gewinnen können - auch nicht auf eine Tasse Kaffee.

Sollten nicht die Konsequenzen gezogen werden und auf eine liturgische Präsenz gänzlich verzichtet werden, wenn der Sakralort zum Bazar umgewidmet werden soll? Dieses Konzept verzögert die zwangläufige Entwicklung um einige Jahre, aber sie löst kein pastorales Problem.

(Und die Cafehausbesitzer in der Top-City-Lage wird es auch nicht freuen :roll:)

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

„Wenn die Feier der Liturgie als ein Handeln inmitten der Gemeinde verstanden wird, weil Jesus Christus im Geist Gottes eben inmitten der Versammlung zugegen ist, dann dürfte eigentlich nicht der Altar den Mittelpunkt des Raumes bilden, wie dies bislang als idealtypisch verstanden wird.
warum werden wir nicht gleich protestantisch, wenn die Gegenwart Jesu im Sakrament auf dem Altar nicht mehr das wichtigste ist?

warum nennen diese Leute den Tisch eigentlich noch "Altar", wo doch anscheinend ihrer Meinung nach gar kein Opfer mehr stattfindet?

Das mit dem Konzil zu begründen finde ziemlich unverschämt.

Gottes Segen,
Dirk

P.S.: Der Effekt dieses Umbaus wird sein, dass sich kein Gläubiger mehr in der Kirche blicken lässt. Dann sind die Mahl-Ideologen unter sich und können frei schalten und walten.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Stefan hat geschrieben:
...Klemens Richter, Kirchenräume und Kirchenträume, Freiburg 1999, S.33f...
Was soll vom Richter auch schon anderes kommen....
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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josef
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Beitrag von josef »

Hallo Stefan,

Was für eine Verirrung!

Bin immer wieder entsetzt über die Verwirrung in den Köpfen deutsche Katholiken.

Kann jemand den Verantwortlichen beibringen,
daß ein Kirchengebäude den Menschen stets nur das Haus GOTTES ist - und sonst nichts.

Die Menschen kommen in die Kirche nur und nur aus einem einzigen Beweggrund:
Zwiesprache zu halten mit GOTT.

Wer diesen Umbau zu verantworten hat der beleidigt und lästert den HEILIGEN GEIST GOTTES.



Gruß
josef

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Juergen
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Re: City-Pastoral, Kirchenumbau und liturgische Neugestaltun

Beitrag von Juergen »

„Citypastoral orientiert sich u. a. an folgende Kriterien:

- Zentral: Ort ist die City, das Zentrum, die 1-A-Lage im Herzen der Stadt. Auf dem Marktplatz der Interessen, Aktivitäten und Angebote ist die Kirche präsent und antreffbar.
Eine Kirche mitten in der Stadt - super !
- Niederschwellig: Passanten, Sinn- und Hilfesuchende, Interessierte finden einen leichten Zugang durch einladende, attraktive und offene Räume und Angebote.
Besser als abgeschlossene Kirchenräume.
- Offen: Menschen in der Stadt sind in Bewegung und flanieren durchs Leben. Besucher/innen können spontan und unverbindlich “en passant“ vorbeischauen. Es werden keine Erwartungen an sie gestellt, sie müssen keine Standards einhalten, Kontakte sind oft Momentaufnahmen.
Keine Standards?? Also rein in die Kirche mit Hund an der Leine, ein Eis in der Hand, kurzen Hosen etc.
- Anonym: Besucher/innen werden freundlich und aufmerksam empfangen, ohne dass sie sich vorstellen müssen. Die Arbeit rechnet mit einmaligen Kurzkontakten.
Ich habe mich noch nie jemandem vorgestellt, wenn ich in eine Kirche gehe; der mit dem ich reden will, der kennt mich.
- Ansprechbar: Der einzelne Mensch mit seiner individuellen Biografie findet in der Citypastoral einen Haltepunkt und Orientierungshilfe. Er trifft auf Menschen, die ihn in einem offenen Prozess bei seiner (religiösen) Suche punktuell begleiten.
Hey Du, was machst Du hier? Was macht das jetzt mir dir, so eine offene Kirche? Hey Du....
- Überraschend: Die Kirche ist mit einem unerwarteten pastoralen Angebot bei Ereignissen, an Orten und mit Aktivitäten erlebbar. Spontane und ungeplante Begegnungen und Erfahrungen werden möglich („aha-Pastoral“).
Es gibt nur einen Aha-Effekt, wenn der Herr zu mir spricht; das kann man aber nicht "machen"!
- Professionell, aber kostenfrei: Die Citypastoral steht im Wettbewerb mit anderen Anbietern und präsentiert Kirche zeitgemäß und interessant. Jeder/m Interessierten sind ihre Angebote zugänglich („kulturelle Diakonie“, K.H. Paulus, Domforum Köln).
Es lebe die freie Marktwirtschaft. Da verkommt zu Kirche zu einem "gleichwertigen" Angebot zwischen vielen: Heute geh' ich in die Kirche, morgen eine Zen Meditation, übermorgen Buddah ich mir noch einen etc.
- Ansprechend: Die Ästhetik der Räume und des Auftretens der Citypastoral muß zur Modernität der City und den Adressaten passen, damit auch die „Szenen“ (früher: Milieus) einen Zugang zu ihren Angeboten finden können. · Öffentlichkeitswirksam: Citypastoral ist Verkündigung durch Präsenz und Gesprächsbereitschaft. Durch Werbung und Außendarstellung bringt sie sich ins Gespräch und schafft so gezielt Öffentlichkeit.
"Ästhetik der Räume" -- Naja, über Geschmack läßt sich nicht streiten.
- Innovativ: Die Arbeit ist experimentell in Bezug auf ihre Ausdrucksweise und Angebote. Nach dem Prinzip „try + error“ wird hier ein Lernfeld des Glaubens eröffnet, das auch für die Kirche ein Lernfeld sein kann.
"try + error" in der Glauben ?!?? Wer ist denn der Weg, die Wahrheit und das Leben? Ist das nicht klar? Was gibt es da für ein "try + error"?
- Kommunikativ: Die Citypastoral stößt das Gespräch an und ist gesprächsbereit. Sie signalisiert aktive Zeitgenossenschaft der Kirchen, in dem sie seismografisch aktuelle Themen aufgreift und behandelt.
Jaja, man scheint schon viel gelernt zu haben - bei den anpassungsfähigen ev. Mitchristen.
Es gibt nur ein "aktuelles" Thema: Maranatha - Komm Herr Jesus!
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Erich
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Wohnort: Köln

Beitrag von Erich »

Also rein in die Kirche mit Hund an der Leine, ein Eis in der Hand, kurzen Hosen etc
Es stand an der Kathedrale:

"Der Domprobst heißt alle Touristen herzlich willkommen. Er möchte aber darauf hinweisen, daß in der Kirche keine Gelegenheit zum Schwimmen gegeben ist. Daher ist es völlig unnötig, die Kathedrale in Strandkleidung zu betreten."
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Gast

Beitrag von Gast »

Erich hat geschrieben:Es bringt absolut nix, wenn man Gebäude verändert, aber die Bewohner beibehält.
Stimmt. Während meiner Studienzeit wurde auf dem Campus eine neue Mensa mit allen Schikanen gebaut. Leider versäumte man, den Koch der alten Mensa zu entlassen. Das Essen in der neuen Mensa war also nicht weniger ungenießbar als in der alten mit der Folge, dass auch die neue Mensa von den Studenten gemieden wurde.

Margarete

Stefan

Beitrag von Stefan »

josef hat geschrieben:Hallo Stefan,

Was für eine Verirrung!

Bin immer wieder entsetzt über die Verwirrung in den Köpfen deutsche Katholiken.
josef,

wenn Du auf die verlinkte Seite schaust, dann wirst Du feststellen, daß das Vorhaben vom Bistum Aachen (S.E. Bischof H. Mussinghoff, stellvertr. Vorsitzender der DBK) nicht nur konzeptionell, sondern auch finanziell gefördert werden soll.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Hmmmm.

Ich finde es schon bedenklich, wenn von einigen hier den Gestaltern dieses Projektes mangelnder Glaube, falsches Eucharistieverständnis und Selbstdarstellungbeweggründe unterstellt werden. Könnt Ihr so ein Urteil sprechen?

Dies ist eben mal ein anderes Angebot als die anderen Kirchen, es wird ja schließlich nur die eine umgestaltet.

Ich gebe zu, dass mich der Wettbewerbsvergelich auf dem "religiösen Supermarkt" (das hört man ja auch öfters) auch extrem nervt. Es geht nicht im geringsten um Konkurrenzdenken oder so, aber genau dies suggeriert so eine oder so eine ähnliche Semantik.

Nichtsdestotrotz: es ist nicht abwegig, auf die Communio-Ekklesiologie zu verweisen, wenn man so eine Neugestaltung plant. Ob da letztendlich die Gemeinde sich selbst oder Gott feiert, das kann eine runde Bestuhlung um den Altar ebensowenig verursachen wie ein Hochaltar. Es kommt auf die Menschen an.

Und da bin ich auch mit Erich und Margarete vollkommen d'accord. So wie Kleider vielleicht Leute, aber eben keine Menschen machen, machen Kirchen vielleicht Eindruck, aber keine Kirche.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hallo Ralf,

ich denke auch nicht, daß die Frage der Rechtgläubigkeit der Gestalter zur Diskussion steht, sondern die Grundrichtung der angestrebten Konzeption. Und hier durchaus die äußere Erkennbarkeit der inhaltlichen Glaubensaussage.

Mich persönlich stört weniger der liturgische Bereich (er spricht mich auch nicht besonders an), sondern die Aufteilung der Kirche in ein Forum im vorderen Teil und dem eigentlich verkleinerten für kultische Zwecke gedachten Teil.

Ich weiß nicht, ob nicht weniger mehr ist. Wird denn damit nicht der Eindruck vermittelt, daß der Gottesdienst "out" ist, und die Kirche sich nunmehr nur noch als Sozialeinrichtung versteht? Ja, ich nehme die schwierige finanzielle Situation der Bistümer wahr, aber ist es dann nicht sinnvoller, sich etwas bescheidener (gerne mit einer schlichten Kirche, ruhig auch viereckig und mit Zeltdach) zu begnügen, aber deutlich zu machen, daß der Kirchenraum ein sakraler Ort für den Gottesdienst ist?

Foren und Treffpunkte können doch überall eingerichtet werden.

Nun ja, die Frage, was mit den herrlichen Kirchengebäuden in Deutschland passiert, ist schmerzlich, denn jeder ahnt worauf es hinausläuft. Aber was ist denn wichtiger? Gottesdienst oder Kulturdenkmal?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stefan hat geschrieben:»Sollten nicht die Konsequenzen gezogen werden und auf eine liturgische Präsenz gänzlich verzichtet werden, wenn der Sakralort zum Bazar umgewidmet werden soll?«
Hauptsache, sie vergessen daß Pissoir und die Automaten nicht.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Ketelhohn hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:»Sollten nicht die Konsequenzen gezogen werden und auf eine liturgische Präsenz gänzlich verzichtet werden, wenn der Sakralort zum Bazar umgewidmet werden soll?«
Hauptsache, sie vergessen daß Pissoir und die Automaten nicht.
Welchen Automaten?

*unschuldigdreinguckundpfeifendwegeh*

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Obwohl ich neuen Ansätzen in der Citypastoral grundsätzlich positiv gegenüber stehe,

Es ärgert mich,
  • - wenn alte Kirchen verhunzt werden
    - wenn auf der einen Seite über Geldmangel geklagt wird, dagegen solche Projekte großzügig finanziert werden
    - wenn Halbheiten produziert werden (Entweder profaniere ich einen Kirchengebäude und mache eine Begegnungsstätte daraus oder es bleibt eine Kirche und sieht dann gefälligst auch so aus.)
    - wenn bei mir das Gefühl bleibt, daß ein Aktionismus Hilflosigkeit überdecken soll
    - ...
In meiner früheren Heimatstadt Osnabrück gibt es eine kleine Anbetungskapelle, die übrigens auch gerade restauriert worden ist.
Diese dient keinem anderen Zweck als der eucharistischen Anbetung.
Noch nie (!) habe ich es erlebt, daß diese Kapelle leer war.

Auch das ist Großstadtpastoral. Und es gibt noch viele Ansätze
in eine Stadt pastoral wirksam zu sein, ohne gleich katholisches Profil zu verlieren.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

...Wenn ein Geschlecht keine echten religiösen Bilder für die Kirche zu schaffen vermag, soll es nicht sagen, leere Wände konzentrieren den Geist wirksamer auf das Wesentliche. Wenn wir kleine Leute geworden sind, sollten wir das Mysterium, das wir feiern, nicht auf unser Format zu reduzieren suchen. Und wenn wir weithin würdelos geworden sind, sollten wir durch unser Glaubensbekenntnis immerhin soviel Sinn für die Majestät Gottes behalten haben, daß wir dort, wo wir ihr begegnen, den Abstand noch fühlen - größere Zeitalter mögen ihn stärker gefühlt haben - und uns Gott gegenüber echt benehmen...
(H. U. v. Balthasar: Die Würde der Liturgie.)
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Grüß Gott!
Das ganze erscheint mir gräßlich und vor allem von wenig Erfolg gekrönt, weil im Kopf geplant. Fehlt nur die Sparte "Erlebniskirche".
Cityastoral kann man doch nicht einfach durch Umbauten etc. herstellen. In meiner Heimstadt gibt es eine große City-Kirche ,von den Kapuzinern geleitet. Dort gibt es das alles - Dialog der Religionen, Kunst, Musik, Veranstaltungen etc. - aber der Kirchenraum selber ist niemals Aktionsfläche und auch niemals umgestaltet werden. Es gibt eine tägliche Küche für Obdachenlose, die Kirche ist ganztags geöffnet und es wird täglich in acht Beichtstühlen die Beichte abgenommen. Und dann die vielen Gottesdienste, Vespern und Andachten ... Bei uns sitzt wirklich morgens um sieben der Banker neben dem Obdachlosen in der Kirchenbank.
Ich denke, sowas kann man nicht per Plan herstellen oder sich im Kopf ausdenken. Die Anziehungskraft unserer Kirche rührt daher, dass alle die dort hineinkommen, egal ob zum Gottesdienst oder tagsüber beladen mit Paketen aus der Einkaufsmeile und egal, an welchem Punkt ihrer geistlichen Entwicklung sie stehe, spüren, dass es sich um ein katholisches Gotteshaus handelt, das alle herzlich willkommen heißt, aber niemals Konzessionen macht. Diese Ernsthaftigkeit trotz aller Offenheit wirkt und bewirkt mehr als sämtliches Verbiegen nach allen Seiten.
Gruß
Geronimo

P.S. Verschweigen darf man natürlich nicht, dass außer den Patres noch viele viele ehrenamtliche Helfer dabei sind, sonst ginge es gar nicht.

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Hi Geronimo, ich glaub, ich kenn deine Heimatstadt. :lol: Aber du hast vollkommen recht. Diese Pfarrei ist wirklich ein Vorbild in Sachen Großstadtseelsorge. Besonders gut find ich auch das Angebot der eucharistischen Anbetung und häufige Beichtzeiten.
Da fällt mir noch was ein: Bei uns daheim planen sie zur Zeit, die alte 60er-Jahre-Kirche abzureißen und durch ein integratives Gemeindezentrum zu ersetzen. Da fragte eine Frau auf der Pfarrversammlung, ob denn auch eine Gebetsnische oder ähnliches eingeplant sei. Der Diözesanarchitekt meinte daraufhin, dass man von dieser introvertierten Spiritualität weggekommen sei. :roll:

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

:lol: das ist schon alles ziemlich skurril. Man könnte wirklich darüber lachen, wenn die Lage nicht so ernst wär... :roll:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Ich habe mir das zufällig gestern einmal an einem Düsseldorfer Referenzmodell angeschaut. Die zentrale evangelische Johanneskirche wurde bereits nach dem o.g. Modell umgebaut. man betritt die Kirche und steht in einem Cafe. Es war Mittagszeit, demzufolge starrten mich etwa 2 Dutzend "Besucher" an. Ich bin geradeaus durchmarschiert und den (menschenleeren) Innenraum der Kirche betreten. Eigentlich ein schöner, typisch protestantisch-nüchterner Kirchensaal mit Kreuz, Schrift und Altar.

Wenn da nicht eine künstlerische Inschrift gewesen wäre. Ich habs mit nicht ganz merken können, etwa so: "Ein rot markierter Kohl vergraben", naja eben etwas typsich unsinniges, was "zum Nachdenken anregen" soll.

Es hat mich auch zum Nachdenken gebracht. Mit dem Ergebnis, daß ich dort nicht mehr hin muß.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Stefan hat geschrieben:Ich habe mir das zufällig gestern einmal an einem Düsseldorfer Referenzmodell angeschaut. Die zentrale evangelische Johanneskirche wurde bereits nach dem o.g. Modell umgebaut. man betritt die Kirche und steht in einem Cafe. Es war Mittagszeit, demzufolge starrten mich etwa 2 Dutzend "Besucher" an. ...
...und die Kirche roch nach "Pommesbude" :roll:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Juergen hat geschrieben:...und die Kirche roch nach "Pommesbude" :roll:
Vielleicht nicht Pommesbude, aber nach Bistro. Und das ist wirklich kein Witz.

mk

Beitrag von mk »

Juergen hat folgendes geschrieben:
Was soll vom Richter auch schon anderes kommen....
...und bei DEM muß ich mal Prüfung machen... :shock:

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Stefan hat geschrieben:wenn Du auf die verlinkte Seite schaust, dann wirst Du feststellen, daß das Vorhaben vom Bistum Aachen (S.E. Bischof H. Mussinghoff, stellvertr. Vorsitzender der DBK) nicht nur konzeptionell, sondern auch finanziell gefördert werden soll.
Wie denn sonst?
Wenn Du Dich in den Möglichkeiten einer einzelnen Gemeinde, selbständig - also ohne Genehmigung und finanzielle Unterstützung durch das Bistum - in diesem Umfang etwas zu tun, auskennen würdest, hättest Du diesen überraschten Ausruf nicht tun können.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Natürlich mache ich mir Gedanken, wofür meine gezahlte Kirchensteuer ausgegeben wird. Oder findest Du, einen Katholiken sollte das nicht weiter kümmern?

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Stefan hat geschrieben:Natürlich mache ich mir Gedanken, wofür meine gezahlte Kirchensteuer ausgegeben wird. Oder findest Du, einen Katholiken sollte das nicht weiter kümmern?
Das solltest Du auch.......... Dann wende Dich bitte an Deinen Kirchenvorstand, der sich an den Diözesankirchensteuerrat (beides gewählte Gremien) wenden sollte.

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Niels
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Beitrag von Niels »

umusungu hat geschrieben:(beides gewählte Gremien)
Alles durch indirekte Wahl...Die (ca. von der Hälfte der "regelmäßigen" Kirchggänger einer Gemeinde gewählten) Kirchenvorstände der Pfarrgemeinden wählen Wahlmänner, diese wiederum dann den Diözesansteuerrat... :kratz:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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