taddeo hat geschrieben:"Eine sorgfältige und gut organisierte Stimmabgabe des Volkes" ist keineswegs ein Anhaltspunkt für eine gerechte Entscheidung. Musterbeispiel dafür sind etwa Pfarrgemeinderats- oder Kirchenverwaltungswahlen.
Das möchte ich nicht beurteilen, sondern wissen, welchen Schluss du aus dieser deiner Kritik der Volksbeteiligung bezüglich der Wahl des Erzbischofs mit Blick auf die Struktur der Kirche ziehst.
Der Einwand gegen die herkömmlichen, jahrhundertealten Verfahren zur Bischofswahl ist der, dass sie zu einer allzu absolutistischen und zentralistischen Stellung des Papstes geführt haben, zur "Entmannung" der Episkopate zugunsten des Papstes. So zB das Argument von Robert Ketelhohn.
Schließt man sich dieser Kritik an, dann ist die Frage, ob ein Aufstand im Wasserglas einen Fortschritt bringt, wie der der sog. Kölner Kircheninitiative, einer winzigen Gruppe, die da mit einer von ihr höchstselbst manipulativ und/ oder dilettantisch organisierten Umfrage vorgeprescht ist.
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Das, was von dieser als Reparatur der vermeintlichen Entmannung des Kölner Episkopats ausgegeben wird, würde mE vielmehr nur zu einer Entmannung des Episkopats zugunsten dieser Manipulanten führen.
Meine Annahme ist die, dass die Vordrängelei dieser Zulehner/zu-Eltz-Initiative bezüglich der Nachfolge Meisner nichts bringen kann, da die Motivation bei diesen Leuten allzu durchsichtig ist und von der nötigen Sorgfalt nichts hat, da eine Wahl auf breiterer Basis des Erzbistums zumindest einer gründlichen Vorbereitung bedürfte, für die diese Leute nicht einmal die nötige Zeit ins Auge gefasst, geschweige denn eingeplant haben (wobei sie gleichzeitig von einer Spekulation über das Rücktritts-Datum Meisners ausgehen).
Das Verfahren müsste im Gegenteil so gestaltet werden, dass es auf die Zustimmung aller Beteiligten (Volk, Domkapitel, denkbare Kandidaten, Papst) rechnen kann; von all diesen müsste zuvor eine Meinung eingeholt werden. Alles andere kann ja nur zu Chaos bzw zu unwürdigem Aktionismus führen.
Somit kann die Regelung der eventuellen Nachfolge Meisner zum Unterschied von der provokanten Aktion der Kircheninitiative wenigstens diesmal in keiner neuartigen Form ablaufen.
Diese Bischofswahl sollte wieder in der für Köln üblichen Form vollzogen werden, dh anders als es im Falle Meisners selber war. (Der Erzbischof Meisner ist ja seinerzeit von JP II. am Kölner Domkapitel vorbei installiert worden, völlig im Gegensatz zu der örtlichen, sehr selbständigen Tradition und der üblicherweise bedeutenden Rolle des Kölner Domkapitels bei der Bischofswahl. Die von den Kölnern ungeliebte autoritäre Besetzung des Kölner Bischofsstuhls erklärt denn auch den größten Teil der schlechten Presse, die Meisner seither in Köln gehabt hat.)
Man sollte jetzt, sobald es ansteht (wann, wissen wir ja nicht einmal), wieder in der älteren Methode verfahren, die bereits dem Domkapitel mit seiner Kennerschaft der Kölner Stimmung ein größeres Gewicht bei der Auswahl gibt als es in vielen andern Bistümern der Fall ist.
Mittlerweile könnte man sich für das nächste Mal ein besseres Verfahren überlegen, ggf mit offizieller Beteiligung des ganzen Kirchenvolks.
Ich könnte jedoch ebenfalls damit leben, wenn du überhaupt eine Stimmabgabe des Kirchenvolks nicht guthießest, sondern alles bei der traditionellen Form der Bischofswahl belassen möchtest.
Der Klarheit der Fragestellung zuliebe wäre diesbezüglich aber an diesem Punkt der Debatte eine Entscheidung erforderlich.
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*NB: Demokratie besteht nicht darin, dass jeder über alles zu sagen hat, wie sich die Promotern der Kircheninitiative anscheinend einbilden, sondern in den rechtsstaatlichen Regularien, die von allen anerkannt sind. Auch Stimmenthaltung wäre ggf eine Wahl-Aussage. Wer sich jedoch nicht an solch einer Wahl beteiligte, der dürfte sich anschließend über deren Ergebnis nicht beklagen, wie es ja auch bei den Volksabstimmungen in der Schweiz gehandhabt wird.