Liturgische Mißbräuche und kein Ende (2)

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baculifer
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von baculifer »

mombasa hat geschrieben:
baculifer hat geschrieben:da hat einer aber auch gar nix verstanden!
das hast du recht..
ich habe noch nie verstanden, warum manche Menschen einen solchen Wert auf eine barocke Kleidung in der Liturgie legen....
warum es wichtig sein soll, dass ein Kardinal eine lange Schleppe tragen soll ...
warum ein Bischof eine Dalmatik unter dem Messgewand tragen soll ..
warum in traditionellen Hochämtern so viele Kleriker einen assistierenden Dienst haben, den Messdiener genausu ausführen könnten..
ja, warum "Drei-Herren-Ämter" ein Höhepunkt der Liturgie sein soll, obwohl nur ein Priester wirklich priesterliche Dienste verrichtet....

Du siehst, ich habe wirklich nichts verstanden.
Verstehen kann man das auch nur, wenn man sich vom Hl. Geist leiten lässt und seinen Glauben oder Unglauben in Gottes Hände gibt.
Ausserdem geht´s beim Gottesdienst nicht ums Verstehen sondern ums Glauben!
Wenn es in einer Familie Tradition ist und die Liebe der Kinder zur Mutter sehr stark ausgeprägt, dann machen sie sich für den Muttertag fein, machen Frühstück, basteln ihr was schönes, schenken schöne Blumen und es wird mehr oder weniger prächtig gefeiert.

Verstehen Sie dann eigentlich, warum die Buddhisten z.B. in ihren Klöstern eine "liturgische" Prachtentfaltung pflegen, wie sie die katholische Kirche früher nicht hatte?

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umusungu
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von umusungu »

baculifer hat geschrieben:Verstehen kann man das auch nur, wenn man sich vom Hl. Geist leiten lässt und seinen Glauben oder Unglauben in Gottes Hände gibt.
Ausserdem geht´s beim Gottesdienst nicht ums Verstehen sondern ums Glauben!
die Liturgiewisschenschaft sagt uns, warum was und wann in die Liturige eingeführt wurde.
Keine Liturgie ist vom Himmel gefallen ..
macht euch bitte mal frei von dieser Vorstellung

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baculifer
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von baculifer »

mombasa hat geschrieben:
baculifer hat geschrieben:Verstehen kann man das auch nur, wenn man sich vom Hl. Geist leiten lässt und seinen Glauben oder Unglauben in Gottes Hände gibt.
Ausserdem geht´s beim Gottesdienst nicht ums Verstehen sondern ums Glauben!
die Liturgiewisschenschaft sagt uns, warum was und wann in die Liturige eingeführt wurde.
Keine Liturgie ist vom Himmel gefallen ..
macht euch bitte mal frei von dieser Vorstellung
Behauptet doch auch Keiner!
Aber lex orandi - lex credendi!

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umusungu
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von umusungu »

baculifer hat geschrieben:Behauptet doch auch Keiner!
Aber lex orandi - lex credendi!
ich spreche vor allem von der Choreographie der Liturgie

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Maurus
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Maurus »

mombasa hat geschrieben:
baculifer hat geschrieben:Behauptet doch auch Keiner!
Aber lex orandi - lex credendi!
ich spreche vor allem von der Choreographie der Liturgie
Jo. Aber irgendwelche Laserschwert-Einlagen sind definitiv paraliturgisch. Da hilft einem auch die Liturgiewissenschaft und das Wissen um die Genese liturgischer Riten nicht weiter. Es handelt sich um ein kultfremdes Element, das zu Popularisierung eingesetzt wird, ohne irgendeine Beziehung zum religiösen Vollzug. Genausogut könnte man Freibier ausschenken, die Kirche wäre garantiert voll.

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umusungu
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von umusungu »

Maurus hat geschrieben:Aber irgendwelche Laserschwert-Einlagen sind definitiv paraliturgisch. Da hilft einem auch die Liturgiewissenschaft und das Wissen um die Genese liturgischer Riten nicht weiter. Es handelt sich um ein kultfremdes Element, das zu Popularisierung eingesetzt wird, ohne irgendeine Beziehung zum religiösen Vollzug. Genausogut könnte man Freibier ausschenken, die Kirche wäre garantiert voll.
Zustimmung ... doch manche paraliturgischen Dinge werden immer wieder eingesetzt. Ist auch nicht schlimm.

Ich möchte ja nicht wissen, welch paraliturigischen Dinge in die Luturgie einführt wurden im Barock und durch die fürstliche Hofhaltung der Bischöfe und Päpste .. heute für den alten Ritus gewohnt ... aber irgendwann auch paraliturgisch....

iustus
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von iustus »

Also beim nächsten Ma(h)l bitte Freibier! :vogel: http
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

iustus
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von iustus »

mombasa hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Aber irgendwelche Laserschwert-Einlagen sind definitiv paraliturgisch. Da hilft einem auch die Liturgiewissenschaft und das Wissen um die Genese liturgischer Riten nicht weiter. Es handelt sich um ein kultfremdes Element, das zu Popularisierung eingesetzt wird, ohne irgendeine Beziehung zum religiösen Vollzug. Genausogut könnte man Freibier ausschenken, die Kirche wäre garantiert voll.
Zustimmung ... doch manche paraliturgischen Dinge werden immer wieder eingesetzt. Ist auch nicht schlimm..
Grundsätzlich nicht. Aber das muss erstens passen (was beim Laserschwert zum Segen nicht der Fall ist) und zweitens steht das nach Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht in der Entscheidungskompetenz der zelebrierenden Priester.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

Raphael

Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Raphael »

mombasa hat geschrieben:Ich möchte ja nicht wissen, welch paraliturigischen Dinge in die Luturgie einführt wurden im Barock und durch die fürstliche Hofhaltung der Bischöfe und Päpste .. heute für den alten Ritus gewohnt ... aber irgendwann auch paraliturgisch....
Nun, die Lutherologie hat sicherlich vielfach Schlimmeres bewirkt als das barocke Gepränge in der katholischen Liturgie! 8)

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baculifer
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von baculifer »

Raphael hat geschrieben:
mombasa hat geschrieben:Ich möchte ja nicht wissen, welch paraliturigischen Dinge in die Luturgie einführt wurden im Barock und durch die fürstliche Hofhaltung der Bischöfe und Päpste .. heute für den alten Ritus gewohnt ... aber irgendwann auch paraliturgisch....
Nun, die Lutherologie hat sicherlich vielfach Schlimmeres bewirkt als das barocke Gepränge in der katholischen Liturgie! 8)
:klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:

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Firmian
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Firmian »

Die echten Lutheraner sind traditioneller als durchschnittliche deutsche Katholiken.

Fahrt zB mal nach Schweden und schaut dort, wie viele Volksaltäre ihr in den dortigen lutheranischen Kirchen findet. Ich habe keinen gesehen. Dafür aber Kommunionbänke vor dem Hochaltar.

Und die deutsche SELK (Selbständige evangelisch-lutherische Kirche) ist aus Sicht der Katholiken wohl kirchlich "rechts".

Kilianus
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Kilianus »

Firmian hat geschrieben:Die echten Lutheraner sind traditioneller als durchschnittliche deutsche Katholiken.

Fahrt zB mal nach Schweden und schaut dort, wie viele Volksaltäre ihr in den dortigen lutheranischen Kirchen findet. Ich habe keinen gesehen. Dafür aber Kommunionbänke vor dem Hochaltar.

Und die deutsche SELK (Selbständige evangelisch-lutherische Kirche) ist aus Sicht der Katholiken wohl kirchlich "rechts".
Es geht an dieser Stelle doch nicht darum, inwieweit - löblicherweise - Versatzstücke bewahrt worden sind. Luther und Luthertum sind Musterbeispiele dafür, was bei allzu forschem theologischem und liturgischem Basteln schiefgeht. Das läuft wieder und wieder darauf hinaus, daß man (vermeintliche oder reale) Fehlentwicklungen registriert, sie (im Sinne einer Re-Form) korrigieren will, dabei die eigene Problemlösungskompetenz überschätzt, sich verheddert und am Ende jene Fehlentwicklungen noch verschlimmert, die man doch eigentlich bekämpfen wollte.

Ekklesiologisch wäre im Fall des Luthertums beispielsweise die Abschaffung des Bischofsamts zu nennen. Und liturgisch die Eliminierung des Canon missae, die mit dem (eigentlich angezielten) altkirchlichen Eucharistieverständnis so gar nicht vereinbar ist, vom (eigentlich bekämpften) mittelalterlich-scholastischen Denken her aber eher möglich wurde.

Genau diese Effekte treten bei unseren heutigen Modernisten (oder 70er-Jahre-Traditionialisten) genauso auf, und zwar mit frappierender Ähnlichkeit. Ich denke da beispielsweise an das Eingeständnis Umusungus, daß er Kinder Teile des Hochgebets vortragen ließ. Wenn ich voraussetze, daß er die Herrenworte sich selbst vorbehalten hatte (und im Kern auf dem Boden der kirchlichen Eucharistielehre steht), dann offenbart diese vermeintliche Weltoffenheit ein theologisches Denken, das von alt- und ostkirchlichem Denken so gut wie unberührt einer gegenreformatorisch noch einmal vereinseitigten Scholastik frönt und an der Grenze zu magischem Sakramentenverständnis entlangschrammt.

Kilianus
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Kilianus »

mombasa hat geschrieben: das ist aber ein sehr schnelles Urteil - ohne jegliche Hintergründe und ohne inhaltliche Angaben.
Dieses "Schwert" ist doch wohl zur Veranschaulichung in der Kateches verwendet worden .. warum deshalb keinerlei Spuren von Gott, Jesus Christus etc vorhanden sein sollten, entzieht sich meiner Erkenntnis.
Was genau soll denn da veranschaulicht worden sein? Niemand, auch nicht die anwesenden Kinder, schreibt einem Plastiklaserschwert tatsächlich eine segnende Wirkung zu. Die Herren am Altar unstreichen dieses Wissen übrigens noch einmal nachdrücklich durch ihr Lachen. Mithin wird - ungeheuer eindrücklich - veranschaulicht, daß es die im Segen zugesprochene Zuwendung Gottes in Wirklichkeit gar nicht gibt, und daß das auch allen Beteiligten bewußt ist. Etwas allgemeiner formuliert: Die Kinder erfahren, daß die in der Liturgie behauptete Realität ebenso fiktiv ist wie jene der Star-Wars-Filme. Bildhaft ausgedrückt: Wir sehen hier Ärzte, die wissen, daß ihre Tabletten nur Placebos sind - und die das den Patienten auch spüren lassen. Der Glaube wird als nützliche Illusion entlarvt. Was eine entlarvte Illusion nützt, scheint sich niemand gefragt zu haben.

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Firmian
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Firmian »

Kilianus hat geschrieben:
Es geht an dieser Stelle doch nicht darum, inwieweit - löblicherweise - Versatzstücke bewahrt worden sind. Luther und Luthertum sind Musterbeispiele dafür, was bei allzu forschem theologischem und liturgischem Basteln schiefgeht.
Ich bin sicherlich unverdächtig, hier lutherische Thesen zu vertreten. Ich meine nur, die Schuld an liturgischem Wildwuchs bei uns Katholiken ist nicht bei denen zu suchen.

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Firmian
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Firmian »

Der Einfluß der Abazungu wird überschätzt.

Das kommt von innen, machen wir uns da nichts vor.

Fragesteller
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Fragesteller »

mombasa hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Aber irgendwelche Laserschwert-Einlagen sind definitiv paraliturgisch. Da hilft einem auch die Liturgiewissenschaft und das Wissen um die Genese liturgischer Riten nicht weiter. Es handelt sich um ein kultfremdes Element, das zu Popularisierung eingesetzt wird, ohne irgendeine Beziehung zum religiösen Vollzug. Genausogut könnte man Freibier ausschenken, die Kirche wäre garantiert voll.
Zustimmung ... doch manche paraliturgischen Dinge werden immer wieder eingesetzt. Ist auch nicht schlimm.

Ich möchte ja nicht wissen, welch paraliturigischen Dinge in die Luturgie einführt wurden im Barock und durch die fürstliche Hofhaltung der Bischöfe und Päpste .. heute für den alten Ritus gewohnt ... aber irgendwann auch paraliturgisch....
Worauf beziehst Du Dich konkret? Ich wüsste jetzt nur den Handkuss für den Zelebranten ... der wird allerdings m. W. nicht überall praktiziert und lässt sich trotz einer evtl. höfischen Herkunft (wurde hier glaube ich mal diskutiert) ja durchaus auch geistlich deuten. Das wäre aber auch das einzige, was mir einfällt.

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umusungu
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von umusungu »

Fragesteller hat geschrieben:Worauf beziehst Du Dich konkret? Ich wüsste jetzt nur den Handkuss für den Zelebranten ... der wird allerdings m. W. nicht überall praktiziert und lässt sich trotz einer evtl. höfischen Herkunft (wurde hier glaube ich mal diskutiert) ja durchaus auch geistlich deuten. Das wäre aber auch das einzige, was mir einfällt.
schau Dir doch bitte mal die gesamte Paramentik der tridentinischen Liturgie an ....... da ist nicht viel geistlich zu deuten .. barocker fürstlicher Stil der Fürstbischöfe ............

sehe ich heute Bilder von Pontifikalämtern im außerordenltichen Ritus kommt mir das Grausen ... großes Paramenten-Theater .....
ich muss immer Lächeln bei Bildern nach solchen Feiern .. großes Hofkabinett um den "Hochwürdigsten Herrn Bischof" ... das stehen dann Kleiderständer über Kleiderständer und Hutträger über Hutträger .... gerade diese Bilder bezeugen das große Paramenten-Theater ... losgelöst von jeder Liturgie .... dort ist dieses Paramentik überbordent ... eben großes barockes fürstliches Bischofs-Theater.

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Protasius
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Protasius »

Sämtliche Gewänder der tridentinischen Liturgie haben eine geistliche Bedeutung (auf Wunsch kann ich die geistliche Deutung mit Ankleidegebet für jeden Ornatteil angeben). Die Gewänder, die der Bischof im Pontifikalamt trägt, sind weit vor dem Barock so üblich gewesen, beim Papst und den Kardinalbischöfen kann man da bereits ins WIMRE 12. Jahrhundert gehen (ich müßte das mit Pontifikaldalmatik und -tunicella nachgucken, der Rest ist noch älter).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Pit
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Pit »

Nun, es gab gerade im Barock sicher hier und dort Übertreibungen, aber ansonsten gebe ich Protasius Recht,denn gerade in der Liturgie im ausserordentlichen Ritus,der sogenannten Tridentinischen Liturgie hat jedes Detail der liturgischen Kleidung eine bestimmte geistlich-theologische Bedeutung--was im Buch "Die Messe aller Zeiten" von Matthias Gaudron sehr schön erläutert wird.
carpe diem - Nutze den Tag !

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Maurus
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Maurus »

mombasa hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Worauf beziehst Du Dich konkret? Ich wüsste jetzt nur den Handkuss für den Zelebranten ... der wird allerdings m. W. nicht überall praktiziert und lässt sich trotz einer evtl. höfischen Herkunft (wurde hier glaube ich mal diskutiert) ja durchaus auch geistlich deuten. Das wäre aber auch das einzige, was mir einfällt.
schau Dir doch bitte mal die gesamte Paramentik der tridentinischen Liturgie an ....... da ist nicht viel geistlich zu deuten .. barocker fürstlicher Stil der Fürstbischöfe ............

sehe ich heute Bilder von Pontifikalämtern im außerordenltichen Ritus kommt mir das Grausen ... großes Paramenten-Theater .....
ich muss immer Lächeln bei Bildern nach solchen Feiern .. großes Hofkabinett um den "Hochwürdigsten Herrn Bischof" ... das stehen dann Kleiderständer über Kleiderständer und Hutträger über Hutträger .... gerade diese Bilder bezeugen das große Paramenten-Theater ... losgelöst von jeder Liturgie .... dort ist dieses Paramentik überbordent ... eben großes barockes fürstliches Bischofs-Theater.
Entschuldige, aber aber Vergleich eines bestimmten Stils von Paramenten mit einem Laserschwert ist doch absurd. Paramente haben einen genuinen Platz in der Liturgie, ein Laserschwert dagegen ist völlig liturgiefremd. Während Paramente durch ihren Stil unpassend sein können (was auf moderne Gewänder leider öfter zutrifft als auf barocke), ist ein Laserschwert der Liturgie an sich fremd. Egal wie es aussieht.

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holzi
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von holzi »

mombasa hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Worauf beziehst Du Dich konkret? Ich wüsste jetzt nur den Handkuss für den Zelebranten ... der wird allerdings m. W. nicht überall praktiziert und lässt sich trotz einer evtl. höfischen Herkunft (wurde hier glaube ich mal diskutiert) ja durchaus auch geistlich deuten. Das wäre aber auch das einzige, was mir einfällt.
schau Dir doch bitte mal die gesamte Paramentik der tridentinischen Liturgie an ....... da ist nicht viel geistlich zu deuten .. barocker fürstlicher Stil der Fürstbischöfe ............

sehe ich heute Bilder von Pontifikalämtern im außerordenltichen Ritus kommt mir das Grausen ... großes Paramenten-Theater .....
ich muss immer Lächeln bei Bildern nach solchen Feiern .. großes Hofkabinett um den "Hochwürdigsten Herrn Bischof" ... das stehen dann Kleiderständer über Kleiderständer und Hutträger über Hutträger .... gerade diese Bilder bezeugen das große Paramenten-Theater ... losgelöst von jeder Liturgie .... dort ist dieses Paramentik überbordent ... eben großes barockes fürstliches Bischofs-Theater.
Mag ja sein, dass es mancherorts Exzesse geben mag. Ich selbst habe solche in den letzten Jahren noch nie erlebt. Und wenn man sich so ansieht, für wie wenig Geld man schöne alte Gewänder kaufen und aufbereiten kann - und die modernen Priester dann wesentlich mehr Geld für Pferdedecken ausgeben, dann frage ich noch einmal nach der Verhältnismäßigkeit. Dieser moderne Minimalismus ist eben auf der anderen Seite vom Pferd gefallen wie übermäßige Prunksucht. Wenn denn die Mantelalben und Häkel-/Batikstolen wenigstens in ihrer Schlichtheit schön wären, aber nicht mal das sind sie. Du musst einfach etwas toleranter werden, mit der Zeit gehen, denn die würdige Liturgie wird sich auf Dauer durchsetzen. Wenn ich mein Opfer des Lobes vor Gott tragen will, dann ziehe ich auch die Festgewänder an. Ich denke hier an Mt. 22,11-13! Wenn ich schon als Mesner und Messdiener bemüht bin, sauber, würdig und ordentlich zum Altar zu treten, so gilt das noch viel mehr für den Priester. Hier wird's nun interessant: für wen kleidet der Priester sich an? Für Gott oder für die Menschen? Worum geht's denn im Messopfer? Um die Feier des Opfers Christi oder um eine besinnliche und lehrsame halbe Stunde für die Anwesenden?

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taddeo
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von taddeo »

holzi hat geschrieben:... eine besinnliche und lehrsame halbe Stunde für die Anwesenden?
Wenn es das wenigstens wäre *seufz* ... :roll: sowas kriegt man meistens nur dort, wo auch das Opfer Christi betont wird.

Kilianus
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Kilianus »

mombasa hat geschrieben: schau Dir doch bitte mal die gesamte Paramentik der tridentinischen Liturgie an ....... da ist nicht viel geistlich zu deuten .. barocker fürstlicher Stil der Fürstbischöfe ............

sehe ich heute Bilder von Pontifikalämtern im außerordenltichen Ritus kommt mir das Grausen ... großes Paramenten-Theater .....
ich muss immer Lächeln bei Bildern nach solchen Feiern .. großes Hofkabinett um den "Hochwürdigsten Herrn Bischof" ... das stehen dann Kleiderständer über Kleiderständer und Hutträger über Hutträger .... gerade diese Bilder bezeugen das große Paramenten-Theater ... losgelöst von jeder Liturgie .... dort ist dieses Paramentik überbordent ... eben großes barockes fürstliches Bischofs-Theater.
Da müssen sich wohl beide Seiten an die Nase fassen. In der Tat gibt es in traditionsorientierten bis traditionalistischen Kreisen die unsinnige Tendenz, (neo-)barocke Ausdrucksformen zur einzig wahren und alleinseligmachenden Stilform zu deklarieren. Umgekehrt scheinen mir aber jene Kreise noch verhärteter und vor allem intoleranter, die bestimmte liturgische Moden der 1970er und 1980er Jahre als einzig akzeptabel dogmatisieren wollen und auf jede "Baßgeige" mit mit "Grausen" reagieren.

Vor allem neigen jene Kreise in der Verabsolutierung ihres eigenen, im gescheiterten Versuch einer halbherzigen Anpassung an die außerkirlichen Umgebung geprägten Geschmacks dazu, die mittlerweile wirklich unhintergehbare Fremdheit jeder liturgischen Ausdrucksform zu verkennen.

Wer nicht mehr in die mit Mantelalben, Überstolen und Beige-Grau-Farbtönen experimentierende Restvolkskirche jener Zeit sozialisiert worden ist, macht seine wesentliche Fremdheitserfahrung nicht an Spitzenbesatz, Mitrenhöhe oder floraler Stickerei fest, sondern an der Tatsache, daß überhaupt irgendwelche langen Gewänder getragen werden. Ich verweise nur auf all die Journalisten, die noch bei der Beisetzung Johannes Pauls II. oder bei der Amtseinführung Franzens die Topoi von der auch so prunkvollen katholischen Prachtentfaltung bedienten.

Raphael

Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Raphael »

Firmian hat geschrieben:
Kilianus hat geschrieben:Es geht an dieser Stelle doch nicht darum, inwieweit - löblicherweise - Versatzstücke bewahrt worden sind. Luther und Luthertum sind Musterbeispiele dafür, was bei allzu forschem theologischem und liturgischem Basteln schiefgeht.
Ich bin sicherlich unverdächtig, hier lutherische Thesen zu vertreten. Ich meine nur, die Schuld an liturgischem Wildwuchs bei uns Katholiken ist nicht bei denen zu suchen.
Ich meine, daß Du da irrst und zwar in zweierlei Hinsicht!

Zum Einen geht es hier nicht um eine Schuldzuweisung, sondern um eine Ursachenforschung.

Zum Anderen ist die Ursache für die Verflachung in Teilen der katholischen Liturgie durchaus auch außerhalb der Liturgie zu finden. Die Protestanten führen sozusagen seit fünf Jahrhunderten vor, wie man eine Gemeinschaft mit christlichen Wurzeln seit ca. 500 Jahren durch die Zeit führt. Da kommen manche Menschen, die sich der katholischen Glaubensgemeinschaft zurechnen, ins Grübeln und sagen sich, so falsch kann das alles ja doch eigentlich gar nicht sein, was "die da" machen.
Die biblische Parallele findet sich in der Anbetung des goldenen Kalbes, nachdem Moses eine zeitlang abwesend gewesen war. Da orientierte sich das Volk plötzlich auch an den Riten, von denen es umgeben war.
Hinzu kommt noch, daß manche Menschen, die sich der katholischen Glaubensgemeinschaft zurechnen, Schuldgefühle ob der Spaltung innerhalb der Christenheit entwickeln und eine Verflachung der Liturgie als Weg zur Überwindung dieser Spaltung ansehen. Mathematisch gesprochen findet man gleichsam auf dem "kleinsten gemeinsamen Nenner" wieder zusammen.

Diese verführerische Denke wird nicht immer offen ausgesprochen, schwebt aber häufig so halbbewußt mit, wenn man denn von "eucharistischer Gastfreundschaft" und ähnlichem spricht. Manche hängen ja gar der Interkommunion an, wie diverse Experimente auf Kirchentagen gezeigt haben.

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Firmian
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Firmian »

Natürlich schaut man, wie's "der Nachbar" macht, gar keine Frage.

Man müßte sich aber mal in eine Zeitmaschine setzen und sich lutherische Gottesdienste der 50er oder frühen 60er Jahre anschauen, ob da so viel vorkam, was sich dann bei uns als "liturgischer Mißbrauch" offenbarte. (Wir reden jetzt nicht über Volkssprache im Gottesdienst, die gab es zweifellos, sondern Dinge, die hier im Strang angeprangert werden wie Laserschwerte, Harlem Shuffle und Pappnasen.)

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Knecht Ruprecht
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Laserschwert-Segen bei Kommunionsfeier
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenc ... 5268.html

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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Firmian »

Daß neunjährige Kinder das megacool finden, daran habe ich keinen Zweifel.

Nur überlegt sich der Pfarrer da auch, daß die Kinder bei aller Begeisterung wissen, daß das ganze Star Wars Fiktion ist und ihn dann auf eine Stufe damit stellen?

Naja, wem erzähl' ich das....

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Juergen
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Juergen »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Laserschwert-Segen bei Kommunionsfeier
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenc ... 5268.html
viewtopic.php?p=675578#p675578
Gruß Jürgen

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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Fragesteller »

mombasa hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Worauf beziehst Du Dich konkret? Ich wüsste jetzt nur den Handkuss für den Zelebranten ... der wird allerdings m. W. nicht überall praktiziert und lässt sich trotz einer evtl. höfischen Herkunft (wurde hier glaube ich mal diskutiert) ja durchaus auch geistlich deuten. Das wäre aber auch das einzige, was mir einfällt.
schau Dir doch bitte mal die gesamte Paramentik der tridentinischen Liturgie an ....... da ist nicht viel geistlich zu deuten .. barocker fürstlicher Stil der Fürstbischöfe ............

sehe ich heute Bilder von Pontifikalämtern im außerordenltichen Ritus kommt mir das Grausen ... großes Paramenten-Theater .....
ich muss immer Lächeln bei Bildern nach solchen Feiern .. großes Hofkabinett um den "Hochwürdigsten Herrn Bischof" ... das stehen dann Kleiderständer über Kleiderständer und Hutträger über Hutträger .... gerade diese Bilder bezeugen das große Paramenten-Theater ... losgelöst von jeder Liturgie .... dort ist dieses Paramentik überbordent ... eben großes barockes fürstliches Bischofs-Theater.
Natürlich ist es ein geistliches Prinzip, "die Pracht und den Reichtum der Völker" in das Neue Jerusalem zu bringen (Offb. 21,26) und alles, was es irgend an Schönheit gibt, auf Christus in Seiner Liturgie hinzuordnen (die Schönheit der Gewänder kannst Du evtl. bestreiten, aber das wäre ja eine ganz andere Fragestellung auf wesentlich weniger prinzipieller Ebene). Problematisch wird es da, wo die Paramente Selbstzweck werden. Wo siehst Du Beispiele dafür? Setzen sich die Tridentinerbischöfe im golddurchwirkten Chormantel zu Tisch? Ich glaube nicht. Sie stehen in diesen Gewändern am Altar, und dort gehören sie hin. Ein Erinnerungsfoto zum Schluss wird ja wohl erlaubt sein; solche Erinnerungsfotos gibt es für viele Veranstaltungen, ob geistlicher oder weltlicher Art, und niemand kommt auf den Gedanken, die Veranstaltung habe nur um des Fotos willen stattgefunden.

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Protasius
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Protasius »

Ich hatte heute Familiengottesdienst zum Thema "Zachäus - der große Tag eines kleinen Mannes". Lesung und Glaubensbekenntnis sind offenbar überflüssig, das Evangelium kann man durch ein Theaterspiel des Kindergartens über Zachäus ersetzen. Und alle klatschen begeistert.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Ecce Homo
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Ecce Homo »

Protasius hat geschrieben:Ich hatte heute Familiengottesdienst zum Thema "Zachäus - der große Tag eines kleinen Mannes". Lesung und Glaubensbekenntnis sind offenbar überflüssig, das Evangelium kann man durch ein Theaterspiel des Kindergartens über Zachäus ersetzen. Und alle klatschen begeistert.
Eh, Du bist schon ein Masochist, freiwillig hinzugehen... :unbeteiligttu:
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Protasius
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Re: Liturgische Mißbräuche und kein Ende (neu)

Beitrag von Protasius »

Ecce Homo hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Ich hatte heute Familiengottesdienst zum Thema "Zachäus - der große Tag eines kleinen Mannes". Lesung und Glaubensbekenntnis sind offenbar überflüssig, das Evangelium kann man durch ein Theaterspiel des Kindergartens über Zachäus ersetzen. Und alle klatschen begeistert.
Eh, Du bist schon ein Masochist, freiwillig hinzugehen... :unbeteiligttu:
Wenn man das Keyboard zu spielen hat, ist der freie Wille doch eher eingeschränkt.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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