Wer - oder was - ist evangelikal ?

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Wer - oder was - ist evangelikal ?

Beitrag von Pit »

Hallo !

Ich habe da eine Frage:
Im "Kreuzgang" wird immer mal wieder über "die Evangelikalen" geschrieben und debattiert.
Wer ist eurer Meinung nach evangelikal, wann und warum ?
Ich beziehe das nicht auf User des Forums, sondern auf die Christen der Bundesrepublik im Allgemeinen.

Gruß, Pit
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Es gibt auch noch „klerikal“ und „ratzekahl“. :)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Martin O
Beiträge: 192
Registriert: Dienstag 7. Oktober 2003, 21:53

Beitrag von Martin O »

Hallo Pit,

Hier gibt es imho eine ganz gute Definition. Kritikpunkte würde ich höchstens in folgender Hinsicht anbringen:

Evangelikale und Charismatiker sind ursprünglich verschiedene Richtungen. Evangelikale lehnen den Anspruch mancher Charismatiker, dass Gott in Visionen direkt zu ihnen spricht, in der Regel ab. Für sie ist Gottes Wille ausschließlich aus der Bibel zu ersehen, ihr Gottesdienst ist in erster Linie Belehrung über Aussagen der Bibel und deren Umsetzung für die heutige Zeit.

Gruß
Martin

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11339
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Martin O hat geschrieben:Hallo Pit,

Hier gibt es imho eine ganz gute Definition. Kritikpunkte würde ich höchstens in folgender Hinsicht anbringen:

Evangelikale und Charismatiker sind ursprünglich verschiedene Richtungen. Evangelikale lehnen den Anspruch mancher Charismatiker, dass Gott in Visionen direkt zu ihnen spricht, in der Regel ab. Für sie ist Gottes Wille ausschließlich aus der Bibel zu ersehen, ihr Gottesdienst ist in erster Linie Belehrung über Aussagen der Bibel und deren Umsetzung für die heutige Zeit.

Gruß
Martin
Charismatiker beziehen sich ebenfalls ausschliesslich auf die Bibel, legen jedoch einige Bibelstellen anders aus. Ganz strenge Evangelikale sind der Meinung, dass alle geistlichen Gaben nur für das frühe Christentum der Apostel galten und begründen das mit einer eigensinnigen Auslegung von 1.Kor.13, 8, wo es heisst dass "das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird" und das "Vollkommene kommen wird". Unter dem Vollkommenen verstehen sie aber das geschriebene Wort Gottes, die Bibel. Dass so eine Auslegung mehr als hahnebüchen ist, braucht man nicht zu erklären.
Ergänzen will ich noch, dass längst nicht alles echte Charismen sind, was man heute in der charismatischen Szenerie findet. Viele sog. Charismen bzw. Prophetien sind lediglich selbsterfunden. Dafür gibt es reichlich Beispiele, denn oft ist genau das Gegenteil eingetreten von dem, was geweissagt war.

Benutzeravatar
FranzSales
Beiträge: 976
Registriert: Dienstag 14. Oktober 2003, 08:46

Beitrag von FranzSales »

Wer ist eurer Meinung nach evangelikal, wann und warum ?
Guckst Du hier.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Edi,

man sollte aber nicht vergessen, daß es neben radikalen Charismatikern - bei denen ich manchmal den Zweifel hege, ob sie wirklich chrarismatisch sind -, es ja auch innerhalb der evangelisch-lutherischen Landeskirchen als auch auf römisch-katholischer Seite Charismatiker gibt.
Da wären z.B. :
- die Geistliche Gemeinde-Erneuerung,
- die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche,
- die Gemeinschaft Emmanuel,
- die Gemeinschaft Imanuel,

usw.

Und bei den oben genannten glaube ich kaum, daß es sich um radikale, biblizistische Fanatiker handelt, oder ?

Gruß, Pit
carpe diem - Nutze den Tag !

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11339
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Pit hat geschrieben:Hallo Edi,

man sollte aber nicht vergessen, daß es neben radikalen Charismatikern - bei denen ich manchmal den Zweifel hege, ob sie wirklich chrarismatisch sind -, es ja auch innerhalb der evangelisch-lutherischen Landeskirchen als auch auf römisch-katholischer Seite Charismatiker gibt.
Da wären z.B. :
- die Geistliche Gemeinde-Erneuerung,
- die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche,
- die Gemeinschaft Emmanuel,
- die Gemeinschaft Imanuel,

usw.

Und bei den oben genannten glaube ich kaum, daß es sich um radikale, biblizistische Fanatiker handelt, oder ?

Gruß, Pit
Die beiden letzteren kenne ich nur dem Namen nach, die andern scheinen solider zu sein, weil bei ihnen doch noch ein gewisser kirchlicher Einfluß da ist. Aber die CE hat schon einiges aus Freikirchen angenommen, was man nicht mehr unbedingt als katholisch bezeichnen kann. Wobei die CE, wie Eingeweihte sagen, keine einheitliche Organisation sein soll.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Die CE in der kath. Kirche würde ich so sehen, wie manche in Dachverbänden zusammengeschlosseneFreikirchen (etwa die Evangelische Allianz): Jeder hat den Heiligen Geist, doch letzlich ist es nur sein eigener Vogel. ;)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Kermit
Beiträge: 106
Registriert: Dienstag 4. Oktober 2005, 11:54
Wohnort: Bistum Aachen
Kontaktdaten:

Beitrag von Kermit »

Zur Charismatischen Erneuerung in der Katholischen Kirche

Hi, allein der Begriff »Eingeweiht« ist schon äußerst mißverständlich. In einer kleinen »Narrenrede« könnte ich mich, um mich zu empfehlen, als felssoliden Charismatiker bezeichnen, denn immerhin ist mein Gemeindepfarrer und geistlicher Begleiter Sprecher der Charismatischen Erneuerung gewesen, gehörte ich in den Achtzigern einer charismatischen gruppe in Düsseldorf an und kenne ich die (der Charismatischen Erneuerung verbundene) Gemeinschaft der Seligpreisungen seit ihrem Beginn in Deutschland. Ihr seid charismatisch — ich bin es noch mehr.

Es geht letztlich um die Frage, die Edi anriß: Handelt Gott heute noch (oder überhaupt je) durch die Charismen? enn jemand wie ich die Frage mit »ja« beantwortet, ergeben sich vielleicht einige Folgerungen, oder Anmerkungen.

Das Charismatische zu verwalten (etwa, indem man eine Organisation gründet und die dann »charismatisch« nennt) dürfte schwer sein. (Um das Wort »unmöglich« nett zu umschreiben.)

Geistesgaben sind wahrhaft ökumenisch. Ich darf daran erinnern, daß Edith Stein (unter anderem) durch das Zeugnis eines evangelischen Ehepaares zum Glauben gefunden hat. Es kann daher nicht wundern, daß das »Charismatische« eine Erneuerung ist, die auch die kirchlichen Gemeinschaften der Reformation erfaßt hat – ja, im wesentlichen sogar von ihnen ausgegangen ist. (Wenn man alles Evangelische verteufelt, wird man sich daran mit Sicherheit stoßen. Kann man aber nix dran machen: dann muß man halt zum Schluß kommen: Charismatisch gibt’s nicht.)

Wo Menschen »Erfahrung« machen, sind sie in der Gefahr, ihre Erfahrung zu verabsolutieren. Der »Wert« einer charismatischen Gruppe bemißt sich für mich an der Treue zum kirchlichen (Lehr-)amt und an den gelebten Grundvollzügen der Kirche.

Es gibt einen Rat der Charismatischen Erneuerung, der sich weniger als ein zusätzliches Gremium einer homogenen Bewegung denn als Koordinationsgruppe versteht.

Grundlagentexte

Stefan

Beitrag von Stefan »

Es gibt den USA übrigens den Begriff des Catholicals, also der Katholikalen.

Gemeint ist damit in aller Regel die traditionsverbundene Strömung im Katholizismus, wie man sie z.B. in der Petrusbruderschaft wiederfindet; also solche, die das Credo der Kirche in ihrer Gänze ernstnehmen, bisweilen auch als Fundamentalisten diskreditiert.

Mariette
Beiträge: 20
Registriert: Dienstag 18. Oktober 2005, 20:03

Beitrag von Mariette »

Edi hat geschrieben:
Die beiden letzteren kenne ich nur dem Namen nach, die andern scheinen solider zu sein, weil bei ihnen doch noch ein gewisser kirchlicher Einfluß da ist. Aber die CE hat schon einiges aus Freikirchen angenommen, was man nicht mehr unbedingt als katholisch bezeichnen kann. Wobei die CE, wie Eingeweihte sagen, keine einheitliche Organisation sein soll.
Oh, das nimmt mich aber jetzt wunder. Du kannst sicher zu der von mir hervorgehobenen Stelle auch Beispiele bringen, ja?

Mariette

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11339
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Mariette hat geschrieben:
Edi hat geschrieben:
Die beiden letzteren kenne ich nur dem Namen nach, die andern scheinen solider zu sein, weil bei ihnen doch noch ein gewisser kirchlicher Einfluß da ist. Aber die CE hat schon einiges aus Freikirchen angenommen, was man nicht mehr unbedingt als katholisch bezeichnen kann. Wobei die CE, wie Eingeweihte sagen, keine einheitliche Organisation sein soll.
Oh, das nimmt mich aber jetzt wunder. Du kannst sicher zu der von mir hervorgehobenen Stelle auch Beispiele bringen, ja?

Mariette
Mindestens etliche Gruppen aus der CE haben so einiges Neumodisches aus Freikirchen übernommen wie z.B. ganzheitliche Anbetung und ganzheitlicher Lobpreis, als ob alles was bisher bekannt war, nichts mehr gelte und überholt sei. Gewisse Sänger und Geschäftemacher, die selber eine Stimme wie ein Huhn haben, wollen das andern noch beibringen. Ich beziehe das auf ein Seminar, das in Süddeutschland in einer Freikirche war und wo auch die CE eingeladen hatte und auch kath. Musikgruppen mitmachen.

Anososnten weiß ich jetzt auch nicht mehr viel darüber, da das schon längere Zeit her ist. Es war auch etwas in der Richtung des Psychologisierens dabei. Im Forum von kath.net war da mal vor längerer Zeit eine Diskussion. Auch etwas, was in die Richtung der Anhimmelei Israels geht, war dabei. Im Rundbrief der CE aus Baden-Württemberg konnte man das lesen, auch die Begriffe sind da teilweise Slang der Freikirchen. Marienverehrung scheint auch bei manchen aus der CE fragwürdig zu sein, natürlich nicht bei allen.
Aber einige aus der CE-Richtung sagen einem dann immer dazu, aber bei unserer Gruppe war das nicht. Sie mögen ja Recht haben, denn die CE ist nur eine lockere Organisation.
Ich meine ohnehin, dass es das Wort CE gar nicht geben dürfte, denn die Charismen sind nicht einfach beliebig vorhanden, sondern nur wenige haben diese und laut Bibel soll die Gemeinde diese auch noch prüfen. Es gibt in Freikirchen genug charismatische Richtungen, aber echte Charismen sind nicht so weit verbreitet, auch wenn manche meinen die Hände hochhalten sei schon ein Zeichen dafür.

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

CE-Gemeinschaften

Beitrag von Yeti »

In juengeren Jahren war ich mal fast drauf und dran einer CE-Gemeinschaft "beizutreten" (wenn das ueberhaupt der richtige Ausdruck ist); mein aelterer Bruder war dabei und so zog ich mit (sog. "Cursillo"; gehoert das schon zur CE?). Spaeter hab ich begonnen Theologie zu studieren und mied den Kontakt mit solchen Gruppierungen (vor allem dank meinem Wahlfach-Prof, der als bekennender Neuscholastiker zu groesster Vorsicht diesbezueglich mahnte). Spaeter bekam ich dann Kontakt mit einigen Mitgliedern der verschiedensten Gemeinschaften. Einer, der mir ein guter Freund wurde, erzaehlte mir u.a. auch leider die abstrusesten Dinge, z.B. dass er jemanden "gefirmt" habe. Ein Problem der CE`s scheint leider zu sein, dass sie von der Gemeinde-Pastoral ausgesehen oft eine "zentrifugale" Tendenz zu haben scheinen, d.h. sie haben mit der Gemeinde als solcher oft ueberhaupt nichts mehr zu tun, sind nicht nur von ihr losgeloest (und dadurch von der Ortskirche, das muesste man auch bedenken), sondern huldigen auch oftmals Praktiken, die mitunter in ihrer Verwendungsart als synkretistisch anzusehen sind; in einem mir bekannten Beispiel (was die erwaehnte "Anhimmelung Israels" betreffen koennte) wird das Pascha-Mahl gefeiert. Nun draengt sich die Frage auf, warum man das tut. Zwar wird oft betont, dass die Bedeutung der Eucharistie damit nicht geschmaelert werden solle, faktisch aber wissen die meisten Teilnehmer (bzw. diejenigen Teilnehmer aus meinem Bekanntenkreis) nichts mit der Unterscheidung anzufangen, auch wohl oftmals deshalb, weil das Paschamahl selbst nicht mehr viel Aehnlichkeit mit dem juedischen Mahlhalten gemeinsam hat, aus welchem sich unsere Feier der Eucharistie entwickelte, sondern verschiedene Elemente dritter Religionen (ausserhalb des Juden- und Christentums) zu integrieren versucht. Orthodoxe Juden sind uebrigens oftmals (m.M. nach voellig zu Recht) veraergert ueber die folkloristisch anmutende Adaption von seiten vieler dieser Gruppierungen.

Viele Mitglieder aus diesen Gruppen, soweit ich sie kennenlernen durfte, wiesen auch einige auffallende gemeinsame Merkmale auf, die ich durch weiterfuehrende empirische Untersuchungen waehrend eines themenbezogenen Seminares bestaetigt sah. Falls erwuenscht, werde ich die Daten hier mit Nachweis praesentieren, sobald ich wieder zu Hause bin. Diese Daten (letztlich resultierend aus Befragungen u. Protokollen von gemeinsamen Veranstaltungen, Wortmeldungen etc.) erlaubten es, eine einigermassen grobe Skizzierung der "typischen" Klientel solcher Gruppen vorzunehmen, z.T. sah ich darin auch meine eigenen Begruendungen widergespiegelt, welche ich wohl damals selbst als Grund fuer den "Eintritt" bzw. festere Bindung an eine solche Gruppierung gegeben haette.

Die meisten gaben auf die Frage, warum sie nicht die gemeindliche Jugendarbeit derjenigen der CE-Gruppe vorzoegen, die Antwort, dass die Jugendarbeit der Gemeinde sie nicht ansprechen wuerde. Oft wurden auch Gruende genannt, die der Lebenswelt Jugendlicher zuwidersprachen (z.B. zu autoritaer vom Pfarrer geleitet), gleichzeitig aber sind die Strukturen in vielen einzelnen Untergruppen dieser Gemeinschaften selbst recht autoritaer, so werden zumindest die Gruppenleiter gehalten, bei zwischengeschlechtlichen Partnerschaften (auffaellig haufig befinden sich die Partner in derselben Gruppe vor Ort) die voreheliche Enthaltsamkeit zu pflegen (was an sich begruessenswert erscheint, falls lebbar), was allerdings mitunter zu einer Art Doppelmoral fuehrt, wenn der Gruppendruck und die mitunter dort vorhandene gegenseitige Kontrolle (z.B. bei Gruppentreffen) wegfaellt.

I.d.R. wird die katholische Lehre unverkuerzt widergegeben, das fest integrierte "Mitglied" hat einen Beichtvater und nimmt an regelmaessigen Exerzitien ebenso teil wie an Katechesen. Im Grunde wird das pfarreiliche Territorialprinzip (welches de iure ja noch existiert und mit ihm das Lehramt des Bischofs, auch wenn die Absicht dazu fehlt) umgangen bzw. "simuliert", der Primat des Ortes weicht dem der Person, was nicht selten bei noch nicht "fest im Leben stehenden" Mitgliedern auch in eine gewisse Fixierung muendet, zumal vom Durchschnitt her recht viele jugendliche Mitglieder, was ihre ganz persoenliche Entwicklung und Reife betrifft, noch auf der Suche nach sich selbst sind und damit recht formbar.

Es kann vorkommen, dass beim jungen Menschen ein "phrasenhafter" und unreflektierter Glaube eingeuebt wird (ohne damit die Moeglichkeit kategorisch auszuschliessen, dass dies nicht auch beim Gemeindepriester als Beichtvater geschehen koennte). (Das geht jetzt in Richtung Religionspsychologie, wer das nicht mag sollte aufhoeren zu lesen). Dies koennte ich am Beispiel eines mir bekannten Mitgliedes einer CE-Gruppe im Zusammenhang mit der Verehrung eines von dieser Gruppe verehrten Heiligen vereinfacht und verkuerzt demonstrieren. Dabei muss betont werden, um Missverstaendnisse zu vermeiden, dass "das Heilige" immer "tremendum et fascinosum" ist (Rudolf Otto), d.h. schoen und schauerlich zugleich, es koennen sich also Dinge abspielen, die z.T. gar nicht beeinflussbar sind durch den Menschen, andererseits aber u.U. auch durch ihn verfaelscht, bzw. manipuliert werden koennen.

A. hat viel vom Werl einer von der Kirche heilig gesprochenen Person gehoert. A. ist von sich aus eher schuechtern, meidet es, Anstoss zu erregen und hat ein grosses Potential an Selbstreflexion. Vom Glauben in der Gruppe ergriffen (von Natur aus vom Typ her eher in sich gekehrt, unsicher) und vom Erlebnis des gemeinsam gelebten Glaubens mitbestimmt, hat A. von Natur aus Angst, etwas falsch zu machen. Durch unreflektierte Phrasen aus dem Werk des o. der Heiligen, die er von B. (z.B. dem Gruppenleiter) gelernt hat, waechst seine natuerliche "Gewissensaengstlichkeit" (aus dem Kopf: B. Grohm SJ) zum Dilemma an: Statt Probleme offen anzusprechen und sie dadurch, auch im Konflikt, zu bewaeltigen, glaubt er fuer viele Dinge im alltaeglichen Leben alleinverantwortlich zu sein, eine groessere Gelassenheit (nicht Gleichgueltigkeit!) fehlt ihm. Diese Last der "Alleinverantwortlichkeit" ist ihm lieber als das zur Sprache bringen (oder gar offene Austragung) von Konflikten. Selbst als er aelter wird, schafft A. es nicht aus dieser Schleife auszutreten und haelt diesbezuegliche Hilfsversuche fuer zu psychologisch orientiert (Persoenlichkeit steht im Verhaeltnis zur je eigenen Religiositaet, d.h. Formen krankmachender Religiositaet - nicht "kranke Religiositaet"! - sind oft Persoenlichkeitsstoerungen, d.h. sie sind haeufig biographisch in der Fruehzeit des Lebens anzusiedeln)H.-J. Fraas.

Es sind sicherlich nicht alle katholischen CE-Bewegungen bzw. ihre Untergruppen in der geschilderten Art, aber dennoch glaube ich, dass es gilt die Augen offen zu halten; z.T. und sicher im Einzelfall sind jedoch sektenartige Strukturen zu erkennen, speziell dann, wenn die Gruppe auch raeumlich sich abgrenzt von der Gemeinde. Oft wuerde es schon genuegen, einen gestandenen jungen Priester der CE-Gemeinschaft als Leitung anzubieten, moeglichst vielleicht auch ein Kollegium, damit eine Fixierung auf die Person (diejenige auf das Amt ist natuerlich und glaubensimmanent) gar nicht erst aufkommt.
Gruss, Yeti

Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Wer - oder was - ist evangelikal ?

Beitrag von Pilgerer »

Wäre eine evangelikale Bewegung in der katholischen Kirche möglich (abgesehen von der CE)?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema