Kirchliches Arbeitsrecht

Allgemein Katholisches.
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Apollonia
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Apollonia »

Ich entschuldige mich für meine Frage, falls das schon an anderer Stelle besprochen wurde. Aber ich verstehe eigentlich nicht, warum die Kirche überhaupt so viel Arbeitnehmer beschäftigt. Was ist z. B. der Sinn eines katholischen Krankenhauses? Warum unterhält die Kirche das? Will sie damit Gewinne erzielen? Als Patient will ich von fachlich guten Ärzten und Pflegepersonal betreut werden. Deren Glauben und Lebenswandel spielt doch für den Patienten keine Rolle. Ähnliches gilt doch für viele andere Einrichtungen auch.

Lacrimosa
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Lacrimosa »

Erstaunlich, dass der Zusammenhang nicht klar zu sein scheint: Weil der Geist, der bei einer Unternehmung weht, eine Wirkung in die eine oder andere Richtung hat. – Nicht umsonst erarbeiten Firmen Leitlinien und Firmenphilosophien. Nicht umsonst gibt es Diskussionen um Mitarbeiterführung oder Führungsethik. Und: Hat Jesus etwa nicht Kranke geheilt? Ist Heilung etwa eine rein fachliche, somit körperliche Angelegenheit? Geht es in katholischen Krankenhäusern nicht um einen Mehrwert, der Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe heißen sollte?
Lasst in eurem Miteinander Platz, dass der Hauch des Himmels zwischen euch spielen kann. (Khalil Gibran)

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cantus planus
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von cantus planus »

Lacrimosa hat geschrieben:Geht es in katholischen Krankenhäusern nicht um einen Mehrwert, der Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe heißen sollte?
Nein. Dafür ist überhaupt keine Zeit vorgesehen. Weder in kirchlichen, noch in Einrichtungen anderer Träger. Seitdem immer weniger Ordensschwestern und -brüder in der Pflege arbeiten (können), müssen die Träger Personal einstellen und bezahlen - und da wird der Zeit- und Personalrahmen aus Kostengründen so eng gesteckt, wie irgend möglich. Nicht umsonst sind in den letzten 20 Jahren zahlreiche kleine Krankenhäuser auf dem Land verschwunden: unter den aktuellen Umständen waren sie nicht mehr rentabel.
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Ralf

Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Ralf »

Lacrimosa hat geschrieben:Geht es in katholischen Krankenhäusern nicht um einen Mehrwert, der Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe heißen sollte?
In der Theorie ja (Wunsch des Trägers), in der Realität nein (Wunsch des Geschäftsführers). Das ist meine Erfahrung in drei katholischen Häusern.

Lacrimosa
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Lacrimosa »

cantus planus hat geschrieben:
Lacrimosa hat geschrieben:Geht es in katholischen Krankenhäusern nicht um einen Mehrwert, der Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe heißen sollte?
Nein. Dafür ist überhaupt keine Zeit vorgesehen. Weder in kirchlichen, noch in Einrichtungen anderer Träger. Seitdem immer weniger Ordensschwestern und -brüder in der Pflege arbeiten (können), müssen die Träger Personal einstellen und bezahlen - und da wird der Zeit- und Personalrahmen aus Kostengründen so eng gesteckt, wie irgend möglich. Nicht umsonst sind in den letzten 20 Jahren zahlreiche kleine Krankenhäuser auf dem Land verschwunden: unter den aktuellen Umständen waren sie nicht mehr rentabel.
Dass das bei den gewinnmaximierten Einrichtungen so läuft, ist grundsätzlich schon klar. Jedoch wurde nach dem Sinn katholischer Krankenhäuser gefragt, und den habe ich mit der Hineinnahme des Heiligen Geists beantwortet. Dass sich dabei Ordensleute in profitorientierten Systemen auf dem Rückzug aus der Pflege befinden, ist nur ein weiteres, trauriges Symptom für den allgemeinen Werteverfall, der ja aber auch nicht vor katholischen Einrichtungen halt gemacht hat. Aber der Zerfall ist konsequent und gibt Jesus Christus recht: Man kann nicht Gott und dem Mammon dienen.
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mtoto
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von mtoto »

Mal grob was zur Krankenhausfinanzierung:

Wir haben die duale Finanzierung für Krankenhäuser, d. h. es gibt vom Staat Geld für Investitionen und die laufenden Betriebskosten werden über die Kranenkassen bezahlt, durch die Abrechnung der behandelten Patienten.

In Deutschland gibt es privat geführte Kliniken, als reine Privatklinik oder auch mit vertraglichen Vereinbarungen mit den Krankenkassen und öffentliche Krankenhäuser, z.B. städtische Kliniken. Diese Häuser arbeiten gewinnorientiert.
Die dritte Form von Kliniken sind freigemeinnützliche Häuser, hierzu zählen vorallem die kirchlichen Häuser. Freigemeinnützlich heißt, dass diese Häuser keinen Gewinn machen dürfen. Rote Zahlen sind ebenso zu vermeiden.

Die christliche Ausrichtung findet sich dann im Leitbild der Häuser, was nicht heißt, dass der einzelne Mitarbeiter das auch umsetzt, umsetzen kann. Am deutlichsten wird es, dass man als Mitarbeiter nicht geschieden und dann wiederverheiratet sein darf oder aus der Kirche austreten kann ohne seinen Job zu verlieren. Es werden keine Abtreibungen durchgeführt und auch keine Sterilisationen zur reinen Empfängnisverhütung gemacht.

Mal soweit.

LG mtoto :)

Ralf

Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Ralf »

Ob ein kirchliches Haus Abtreibungen durchführt oder nicht, hat ja mit dem Arbeitsrecht erst einmal gar nichts zu tun. Und ehrlich gesagt, haben mir die Arbeitgeber am besten gefallen, die kein Leitbild nötig hatten (Leitbilder sind für mich mittlerweile ein Grund zur Skepsis, denn offensichtlich läuft da so viel schief, daß man eines braucht).

Summasummarum zeichnen sich nach meiner Erfahrung kirchliche Häuser dadurch aus, daß sie nur katholische(!) Mitarbeiter aufgrund deren Privatleben negativ diskriminieren können - und das auch tun - und das in der katholischen Soziallehre genehmigte Streikrecht vorenthalten.

Ansonsten sind sie wie alle anderen Arbeitgeber auch - sprich im sozialen Bereich meistens mies (arbeite jetzt in der Industrie - die Erfahrung, daß Mitarbeiter als Potential und wichtigstes Gut nicht nur als Worthülse geschätzt werden, habe ich erst in der Industrie gemacht).

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Yeti
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Yeti »

Apollonia hat geschrieben:Deren Glauben und Lebenswandel spielt doch für den Patienten keine Rolle.
Ich weiß ja nicht, wie's dir geht, aber ich find's beruhigend, dass die Ärztehände, die mich als Patienten berühren, nicht vorher in der Besenkammer an irgendeiner Schwester herumgeschraubt haben. :breitgrins: Nein, im Ernst: Man sollte bei kirchlichen Trägern davon ausgehen können, dass man als Patient etwas menschlicher behandelt wird. Viele Patienten sehen das auch so und ziehen die Einweisung in ein Krankenhaus mit kirchlicher Trägerschaft derjenigen in eines mit kommunaler Trägerschaft vor. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass das dann auch so ist. Umgekehrt glaube ich allerdings auch nicht, dass die Wahrscheinlichkeit für ein vom christlichen Geist bzw. Menschbild bestimmten Umgang mit dem Patienten bei einem Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft höher ist.
Ralf hat geschrieben:Ob ein kirchliches Haus Abtreibungen durchführt oder nicht, hat ja mit dem Arbeitsrecht erst einmal gar nichts zu tun. Und ehrlich gesagt, haben mir die Arbeitgeber am besten gefallen, die kein Leitbild nötig hatten (Leitbilder sind für mich mittlerweile ein Grund zur Skepsis, denn offensichtlich läuft da so viel schief, daß man eines braucht).
Dass eine Einrichtung ein Leitbild braucht, bedeutet m.E. nicht unbedingt, dass etwas in der Einrichtung schief liefe, eher bedeutet es, dass diejenigen Werte, die du und ich als selbstverständlich betrachten, es gesamtgesellschaftlich nicht mehr sind.
Ralf hat geschrieben:Summasummarum zeichnen sich nach meiner Erfahrung kirchliche Häuser dadurch aus, daß sie nur katholische(!) Mitarbeiter aufgrund deren Privatleben negativ diskriminieren können - und das auch tun - und das in der katholischen Soziallehre genehmigte Streikrecht vorenthalten.
Das ist ein Malus, da stimme ich dir voll zu. Es untergräbt die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Verkündigung - wo sie zumindest noch stattfindet.
Ralf hat geschrieben:Ansonsten sind sie wie alle anderen Arbeitgeber auch - sprich im sozialen Bereich meistens mies (arbeite jetzt in der Industrie - die Erfahrung, daß Mitarbeiter als Potential und wichtigstes Gut nicht nur als Worthülse geschätzt werden, habe ich erst in der Industrie gemacht).
Auch hier stimme ich dir in vielen Fällen zu. Die Kirche als Arbeitgeber bedeutet nicht grundsätzlich, dass man als Arbeitnehmer sozial behandelt werden würde. Im Bistum Trier (und anderswo) tritt diese Heuchelei ja derzeit offen zutage. Allerdings gibt es Ausnahmen im oberen Hierarchiebereich in den Ordinariaten; man wird es nicht erleben, dass ein unfähiger Kirchenbeamter, Ordinariatsrat etc. versetzt oder gar entlassen wird. In diesen Bereichen des "höheren Kirchendienstes" gibt es wahrscheinlich mehr leistungsunwillige schwarze Schafe als sonst irgendwo. Zu deinen Erfahrungen in der Industrie kann ich dich nur beglückwünschen, aber auch nicht bestätigen, dass dies die Regel sei. Im Gegenteil.
Lacrimosa hat geschrieben:Erstaunlich, dass der Zusammenhang nicht klar zu sein scheint: Weil der Geist, der bei einer Unternehmung weht, eine Wirkung in die eine oder andere Richtung hat. – Nicht umsonst erarbeiten Firmen Leitlinien und Firmenphilosophien. Nicht umsonst gibt es Diskussionen um Mitarbeiterführung oder Führungsethik. Und: Hat Jesus etwa nicht Kranke geheilt? Ist Heilung etwa eine rein fachliche, somit körperliche Angelegenheit? Geht es in katholischen Krankenhäusern nicht um einen Mehrwert, der Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe heißen sollte?
Na ja, da geht es auch um eine medizinische Grundversorgung der Bevölkerung (Aspekte der Grundversorgung gibt es auch im Post- und Bahnbereich, leider mittlerweile alles privatisiert), welche die Kirche als Träger solcher Einrichtungen nicht aus lauter Nächstenliebe übernimmt. Sie bekommt dafür auch Geld vom Staat, insofern kann sie nicht so tun, als würde sie das ganz alleine stemmen.
Ralf hat geschrieben:Aber wenn's ums Geld geht, war den Bischöfen die missionarische Konsequenz (siehe Kirchensteuer) schon immer egal.
Richtig.
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Apollonia
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Apollonia »

Yeti hat geschrieben:
Apollonia hat geschrieben:Deren Glauben und Lebenswandel spielt doch für den Patienten keine Rolle.
Ich weiß ja nicht, wie's dir geht, aber ich find's beruhigend, dass die Ärztehände, die mich als Patienten berühren, nicht vorher in der Besenkammer an irgendeiner Schwester herumgeschraubt haben.


Ich glaub ja nicht so recht, dass das Etikett "katholisch" vor Besenkammern schützt. Ebenso denke ich nicht, dass nicht katholische Ärzte sich häufiger in Besenkammern aufzuhalten pflegen. Davon abgesehen: Es dürfte als Patient empfehlenswert sein, die eigene Phantasie zu zügeln und nicht näher darüber nachzudenken, wo der behandelnde Arzt zuvor seine Finger gehabt haben könnte...

Vir Probatus
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Vir Probatus »

Apollonia hat geschrieben:
Yeti hat geschrieben:
Apollonia hat geschrieben:Deren Glauben und Lebenswandel spielt doch für den Patienten keine Rolle.
Ich weiß ja nicht, wie's dir geht, aber ich find's beruhigend, dass die Ärztehände, die mich als Patienten berühren, nicht vorher in der Besenkammer an irgendeiner Schwester herumgeschraubt haben.


Ich glaub ja nicht so recht, dass das Etikett "katholisch" vor Besenkammern schützt. Ebenso denke ich nicht, dass nicht katholische Ärzte sich häufiger in Besenkammern aufzuhalten pflegen. Davon abgesehen: Es dürfte als Patient empfehlenswert sein, die eigene Phantasie zu zügeln und nicht näher darüber nachzudenken, wo der behandelnde Arzt zuvor seine Finger gehabt haben könnte...
In diesem Zusammenhang: Boris Becker ist katholisch.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Edi
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Edi »

Lacrimosa hat geschrieben:Geht es in katholischen Krankenhäusern nicht um einen Mehrwert, der Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe heißen sollte?

Vielleicht bin ich mit meiner Aussage auch nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber ich kannte noch vor zehn Jahren etliche Leute, die die Möglichkeit hatten als bei ihnen eine planbare Operation anstand in ein katholisches Krankenhaus oder in ein Krankenhaus, das dem Landkreis gehörte zu gehen und die sagten sie gingen lieber in kath.Haus und in einem Fall, den ich genauer kannte, wurde das auch gemacht und hernach gesagt, man sei dort in besseren Händen gewesen, was den Umgang des Personals mit den Patienten angehe.
Offenbar kannten manche Leute auch die Umgangsformen im oben genannten öffentlichen Haus, die ich vor 14 Jahren auch kennenlernen durfte, was allerdings nicht heisst, daß das gesamte Personal so war, durchaus aber einige Krankenschwestern, die die Kranken echt schikanierten. Gewiss wird es das auch in kath.Häusern geben, keine Frage, aber vermutlich doch nicht in dem Maß. Wie kämen sonst nicht wenige Leute zu dieser Einschätzung besser in ein kath. oder auch in ein ev. Haus zu gehen. Das spricht sich doch herum, daß es im Durchschnitt dort besser ist oder zumindestens einmal war.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Apollonia
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Apollonia »

Ich kenne es eigentlich nicht mehr anders, als dass man das Krankenhaus nach dem Ruf und Können der Ärzte auswählt. Freundliches, fürsorgliches Pflegepersonal wird natürlich auch gewünscht, spielt aber bei der Wahl des Krankenhauses für Patienten nicht die entscheidende Rolle. Dazu passt, dass die Erfahrungen bei gleichem Krankenhaus je nach Station völlig unterschiedlich sein können. Sowohl bei katholischen als auch bei anderen Häusern.

Tinius
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Tinius »

Ich habe Verwandte, die seit vielen Jahren in einem katholischen Krankenhaus in Berlin arbeiten.

Es ist KATHASTROPHAL [Punkt]

Vir Probatus
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Vir Probatus »

Apollonia hat geschrieben:Ich kenne es eigentlich nicht mehr anders, als dass man das Krankenhaus nach dem Ruf und Können der Ärzte auswählt. Freundliches, fürsorgliches Pflegepersonal wird natürlich auch gewünscht, spielt aber bei der Wahl des Krankenhauses für Patienten nicht die entscheidende Rolle. Dazu passt, dass die Erfahrungen bei gleichem Krankenhaus je nach Station völlig unterschiedlich sein können. Sowohl bei katholischen als auch bei anderen Häusern.
Wahrscheinlich nicht nur je nach Station, sondern auch noch je nach aktuellem Schichtplan.
Eine "Schwester Rabiata" gibt es überall mal.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

Lacrimosa
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Lacrimosa »

Tinius hat geschrieben:Ich habe Verwandte, die seit vielen Jahren in einem katholischen Krankenhaus in Berlin arbeiten.

Es ist KATHASTROPHAL [Punkt]
Na hoffentlich tragen deine Verwandten nicht auch noch zur Katastrophe bei! ;)

Der ausschlaggebende Punkt ist, dass es jeder Einzelne in der Hand hat, ob er sich (täglich und überall) in Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe übt oder ob er sich in die Reihen derer Jammerlappen einreiht, die sich lediglich über schlecht geführte Krankenhäuser oder sonstige Einrichtungen beklagen und die Verantwortung den Geschäftsführern überlassen. Ich habe Respekt vor Ordensleuten, Geistlichen und auch weltlichem (Pflege-)personal, die trotz der beklagenswerten Umstände allerorten das christliche Menschenbild (mehr oder weniger bewusst) weitertragen. Abgesehen davon wäre ich so „old school“, dass ich mir ein Krankenhaus sehr wohl nach dem Geist aussuchen würde, der darin ja durchaus wehen könnte. Der stoischen und vereinzelten Idealisten zuliebe, die es zum Glück noch überall gibt. (Richtig ist, dass es dazu kein Etikett braucht, auf dem katholisch steht. Leider.)
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Ralf

Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Ralf »

Lacrimosa, ich kann Dir aus Binnensicht sagen: das Geschäftsgebahren eines Krankenhauses, genauso ein Wirtschaftsunternehmen wie andere auch (politisch so gewollt) wird natürlich in erster Linie vom Geschäftsführer bestimmt. Und das "Produkt" des Krankenhauses ist die möglich effiziente Behandlung Erkrankter, d.h. mit möglichst systemadäquaten kurzen Verweildauern im Krankenhaus (Stichwort DRG-System).

Menschlichkeit hat da keinen Platz. Als Pfleger oder Arzt ist man dem ausgeliefert (auch als Chefarzt übrigens), und das ist in allen(!) Häusern gleich.

Das hat mit "Verantwortung überlasen" nichts zu tun - und da Du offensichtlich keine Ahnung vom leben als Angestellte in einem katholischen Krankenhaus hast, ist zudem eine Terminologie wie "Reihe der Jammerlappen" auch äußerst fehl am Platz.

Ein katholischer Laie hat überall katholisch zu wirken, egal in welchem Umfeld. Es ist in einem nichtkatholischen Krankenhaus genauso einfach oder schwierig wie in einem katholischen. Leider.

Lacrimosa
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Lacrimosa »

Ralf hat geschrieben:Ein katholischer Laie hat überall katholisch zu wirken, egal in welchem Umfeld. Es ist in einem nichtkatholischen Krankenhaus genauso einfach oder schwierig wie in einem katholischen. Leider.
Eben, auf nichts anderes wollte ich hinaus. (Einfach noch einmal in Ruhe lesen.)
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Apollonia
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Apollonia »

Zuwendung, Mitgefühl und Nächstenliebe findet man aber doch nicht nur bei katholischem Pflegepersonal. In den meisten Krankenhäusern leistet das Pflegepersonal unter den gegebenen Umständen großartige Arbeit auch in dieser Hinsicht. Bei der Schwere der Arbeit und dem Hungerlohn, den man dafür bekommt, muss man schon eine Menge Idealismus als Voraussetzung für diesen Beruf mitbringen. Vielleicht hält der Gläubige ein wenig länger durch. Denn man braucht für die Umsetzung auch ein Mindestmaß an Zeit, und die wird gerade in der Pflege eben immer mehr verkürzt. In katholischen Häusern genauso wie in anderen.

Lacrimosa
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Lacrimosa »

Wo katholisch drauf steht, müsste eigentlich auch katholisch drin sein. Wie wir ja festgestellt haben, (Ralf hat das beeindruckend geschildert,) ist das aber leider nicht so. Unter diesem Aspekt sind katholische Arbeitgeber und somit das kirchliche Arbeitsrecht tatsächlich in Frage zu stellen. Jedoch bin ich mir unschlüssig, welche gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen es hat, wenn sich die Kirche aus ihren originären Betätigungsfeldern (Kranke heilen) zurückzieht. Das gleicht der Kapitulation vor dem Kapital.
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Apollonia
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Apollonia »

Oh, da bliebe doch noch genug! Sich um Kranke kümmern, z. B. ! Die Verweildauer von Patienten im Krankenhaus ist inzwischen auf ein Mindestmaß verkürzt worden. Dann werden die Leute heimgeschickt, auch wenn sie sich noch lange nicht um sich selbst kümmern können. Da gibt es gar nicht selten sehr große Probleme. Oder zusätzliche Hilfen für Familien mit Behinderten und Pflegefällen. Da kommt Kirche aber nur, wenn es auch etwas zu Verdienen gibt.

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Protasius
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Protasius »

Apollonia hat geschrieben:Oh, da bliebe doch noch genug! Sich um Kranke kümmern, z. B. ! Die Verweildauer von Patienten im Krankenhaus ist inzwischen auf ein Mindestmaß verkürzt worden. Dann werden die Leute heimgeschickt, auch wenn sie sich noch lange nicht um sich selbst kümmern können. Da gibt es gar nicht selten sehr große Probleme. Oder zusätzliche Hilfen für Familien mit Behinderten und Pflegefällen. Da kommt Kirche aber nur, wenn es auch etwas zu Verdienen gibt.
Nun ja, Krankenbesuche sind etwas, was über kfd-Gruppen etc. organisierbar ist. Krankenpflege, die wirklich Pflegekräfte erfordert, ist auch ambulant nicht billig; und irgendwie muß man die Kräfte ja auch entlohnen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Peti
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Peti »

Apollonia hat geschrieben: Da kommt Kirche aber nur, wenn es auch etwas zu Verdienen gibt.
Die 590 000 Mitarbeiter der Caritas in unserem Land werden aber auch von rund 500.000 Ehrenamtlichen bei der Caritas unterstützt.
Sie kommen z.B. auch um nicht mehr gehfähige Bewohner in den Altenheimen in die Gottesdienste zu bringen und zu vielem anderen mehr.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Apollonia
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Apollonia »

Alten- und Pflegeheime und Hospize: Das halte ich für viel geeignetere Bereiche für katholisches Engagement als Krankenhäuser. Da könnte es auch spürbare Unterschiede zu anderen geben. Ich kann hier aber nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, nur auf Hörensagen über ein Altenheim. Danach wird diese Chance, mehr bieten zu können als andere Trägerschaften, wohl eher nicht oder nur wenig genutzt. Ob der Grund im Personalschlüssel liegt, weiß ich nicht. Aber angeblich hat auch dort niemand wirklich Zeit für den Nächsten.

Ralf

Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Ralf »

Lacrimosa hat geschrieben:Wo katholisch drauf steht, müsste eigentlich auch katholisch drin sein. Wie wir ja festgestellt haben, (Ralf hat das beeindruckend geschildert,) ist das aber leider nicht so. Unter diesem Aspekt sind katholische Arbeitgeber und somit das kirchliche Arbeitsrecht tatsächlich in Frage zu stellen. Jedoch bin ich mir unschlüssig, welche gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen es hat, wenn sich die Kirche aus ihren originären Betätigungsfeldern (Kranke heilen) zurückzieht. Das gleicht der Kapitulation vor dem Kapital.
Ich sehe nicht, warum der Verzicht auf ein kirchliches Eigenrecht den Rückzug implizieren würde. In nahezu allen Ländern der Welt gibt es, wo es die Kirche gibt, katholische Krankenhäuser. Das hat mit einem eigenen Arbeitsrecht nichts zu tun.
Derzeit haben die kirchlichen Träger vor dem Kapital kapituliert, weil sie ihr Betätigungsfeld ausschließlich nach Marktregeln vollziehen. Ein katholisches Alleinstellungsmerkmal gegen den Markt gibt es in Deutschland nur als Worthülsen von Amtsträgern.

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Gallus
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Gallus »

Ralf hat geschrieben:Ich sehe nicht, warum der Verzicht auf ein kirchliches Eigenrecht den Rückzug implizieren würde. In nahezu allen Ländern der Welt gibt es, wo es die Kirche gibt, katholische Krankenhäuser. Das hat mit einem eigenen Arbeitsrecht nichts zu tun.
Derzeit haben die kirchlichen Träger vor dem Kapital kapituliert, weil sie ihr Betätigungsfeld ausschließlich nach Marktregeln vollziehen. Ein katholisches Alleinstellungsmerkmal gegen den Markt gibt es in Deutschland nur als Worthülsen von Amtsträgern.
Wir weichen jetzt vom Thema ab, aber mit dem Markt hat das alles herzlich wenig zu tun. Das merkt man spätestens, wenn man mal das Pech hatte, als Notfall ein paar Tage in einem – vollstaatlichen – englischen NHS-Krankenhaus zu verbringen. Und auch in Deutschland ist das Problem ja nicht der böse Krankenhaus-Geschäftsführer, der darauf achtet, keine Verluste zu machen, sondern das Nadelöhr ist schlicht und einfach die Politik gemeinsam mit den gesetzlichen Krankenkassen, die letztlich entscheidet, wie viele Ressourcen ins Krankenhaussystem fließen. Solange diese Ressourcen zu knapp sind, ist es doch völlig egal, ob im Krankenhaus ein GmbH-Geschäftsführer oder ein öffentlicher Bürokrat für die wirtschaftliche Seite des Krankenhausbetriebs verantwortlich ist. So, und dann haben wir halt kein Marktproblem, sondern demokratische Verfahren. Mit niedrigeren Krankenkassenbeiträgen kann man wohl besser Wahlen gewinnen als mit großzügigeren Personalausstattungen in Krankenhäusern.

Ralf

Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Ralf »

Gallus hat geschrieben:Wir weichen jetzt vom Thema ab, aber mit dem Markt hat das alles herzlich wenig zu tun. Das merkt man spätestens, wenn man mal das Pech hatte, als Notfall ein paar Tage in einem – vollstaatlichen – englischen NHS-Krankenhaus zu verbringen. Und auch in Deutschland ist das Problem ja nicht der böse Krankenhaus-Geschäftsführer, der darauf achtet, keine Verluste zu machen, sondern das Nadelöhr ist schlicht und einfach die Politik gemeinsam mit den gesetzlichen Krankenkassen, die letztlich entscheidet, wie viele Ressourcen ins Krankenhaussystem fließen. Solange diese Ressourcen zu knapp sind, ist es doch völlig egal, ob im Krankenhaus ein GmbH-Geschäftsführer oder ein öffentlicher Bürokrat für die wirtschaftliche Seite des Krankenhausbetriebs verantwortlich ist. So, und dann haben wir halt kein Marktproblem, sondern demokratische Verfahren. Mit niedrigeren Krankenkassenbeiträgen kann man wohl besser Wahlen gewinnen als mit großzügigeren Personalausstattungen in Krankenhäusern.
Gallus, Du irrst. Eindeutig. Natürlich hat es viel mit Markt zu tun. Ich sprach nicht davon, daß dieser komplett dereguliert sei oder ein rein staatliches System automatisch besser sei (auch wenn ich das frühere marktferne bis zur Mitte der 90er Jahre für besser hielt). Die Engländer machen einiges falsch, aber das wäre ein anderes Thema.
Die Ressourcen für die Krankenhäuser sind nicht einfach zu knapp. Diese Rechnung ist zu einfach. Warum ein Krankenhaus was anbietet, welchen Anspruch es selbst an sich stellt, was im Vordergund steht - das alles hängt zum Großteil am Geschäftsführer. Ich habe schon Geschäftsführer kennengelernt, die sehr kleine Häuser sehr ordentlich betreiben, und solche, die große fast in den Ruin trieben (eines davon wurde privatisiert und das andere erlebte einen Trägerwechsel). Die Qualität war überall gleich gut oder schlecht.
Meine besten Erfahrungen habe ich in einem sehr kleinen Haus gemacht - vor großen kann ich als potentiellen Arbeitgeber nur warnen.

HeGe
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von HeGe »

Endlich wird alles gut:
kath.net hat geschrieben:Gewerkschaften ante portas

Katholische Bischöfe reformieren kirchliches Arbeitsrecht. Mehrere Bischöfe, darunter auch der DBK-Vorsitzende Kardinal Marx, hatten sich in den vergangenen Monaten für eine Liberalisierung stark gemacht. Von Christoph Arens (KNA) [...]
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Apollonia
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von Apollonia »

Ist ein katholisches Krankenhaus katholisch, und wenn ja, wie sehr? http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 81273.html

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mensch
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Re: Kirchliches Arbeitsrecht

Beitrag von mensch »

Ein spannender Ansatz. Mir fällt die vom Papst angesprochene Entweltlichung ein. Das könnte beides Hand in Hand geben. Eine kritische Prüfung, wieviel Kirche noch in dem steckt, was sich als kirchlich verkauft, ist angebracht. Wenn die formal kirchlichen Einrichtungen tatsächlich in ihrem Wesen her nicht mehr katholisch sind, könnte hier der Gesetzgeber entscheiden, dass das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen nicht mehr greife, auf der anderen Seite auch diese Betriebe von der Kirche abgestoßen werden, wenn sie mehr nach weltlichen Prinzipien agierten. Es gibt bereits Entwicklungen, die das andeuten: Mir sind Fälle bekannt geworden, wo ein kirchlicher Arbeitgeber eigenständige Firmen gründete, um Gehaltsabsenkungen realisieren zu können. Da diese Betriebe nicht mehr in die AVR zurückkehrten, wurde ihnen die Kirchlichkeit abgesprochen und ihnen lediglich eine gewisse Kirchennähe zugesprochen. Hier könnte der Ansatz des Artikels dazu führen, dass das kirchliche Arbeitsrecht auch nicht mehr durchsetzbar ist. Was passiert nun, wenn diese Firmen aber noch Dienstleistung in Firmen erbringen, die als kirchliche Betrieben gelten, greift dann kirchliches Recht im Sinne der Verantwortung gegenüber dem Kunden trotzdem...oder müssen sich diese Firmen nun auch auf dem Markt nichtkirchlichen Einrichtungen anbieten, da bestimmte Mitarbeiter nicht mehr beim kirchlichen Kunden eingesetzt werden können, aber keine Kündigungsmöglichkeit besteht, da in der Firma keine Kirchlichkeit festgestellt werden konnte. Der ganze Ansatz hat ja gerade auch vor dem Hintergrund der Entwicklungen in kirchlichen Einrichtungen weitreichende Konsequenzen, die weit über die Klage hinausgehen.

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overkott
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Re: Krankenhäuser

Beitrag von overkott »

Wie sieht das in den Bundesländern aus?

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Yeti
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Re: Krankenhäuser

Beitrag von Yeti »

overkott hat geschrieben:Wie sieht das in den Bundesländern aus?
In BW ähnlich. Eine muslimische Freundin von uns arbeitet in einem Altenpflegeheim, welches von der evangelischen Landeskirche unterhalten wird; ein Kopftuch ist dort verboten. Sie ist zwar gläubig, käme aber nie auf die Idee, ihr Kopftuch außerhalb der Moschee anzuziehen. Insofern gab es noch nie einen Konflikt.
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Lilaimmerdieselbe
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Re: Krankenhäuser

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Das hat wenig mit Bundesländern und noch nicht mal was mit Bistümern zu tun sondern ausschließlich mit den örtlichen Träger, wenn er einem größerem Verband angehört, dann auch noch mit dem.
Unser Lieblingskrankenhaus ist zum Beispiel ein katholisches ohne Kopftuchverbot. Die meisten muslimischen Frauen tragen kein Kopftuch, weil sie es auch sonst nur in der Moschee tragen. In derselben Stadt gibt es ein Bergmannsheil, da dürfen lediglich die Putzfrauen und Küchenhilfen, Medizinstudentinnen, Arztinnen im Praktikum und sonstigen Ausbildungen Kopftuch tragen. Ein evangelischer Krankenhausträger hat gerade das Kopftuchverbot gerichtlich durchgesetzt, kann sich aber schon als Universitätskrankenhaus bei den nächsten Verhandlungen mit der medizinischen Fakultät auf erheblichen Widerstand gefaßt machen.
Sinn macht die ganze Kopftuchfrage nur, wenn das Krankenhaus nicht nur negativ sondern auch positiv ein eigenes Profil hat. Da ist sich der lokale katholische Träger aber derartig sicher, dass man sich dort glaubt zwei Ärztinnen und ein paar Krankenschwestern mit Kopftuch leisten zu können.

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