RomanesEuntDomus hat geschrieben:
Darum, daß natürlich alles in Ordnung ist, geht es doch gar nicht. (Und darum kann es auch nicht gehen, denn es ist nicht alles in Ordnung. Das wissen hier alle.)
Das aber ist der Knackpunkt der ganzen Diskussion. Wenn nämlich nicht alles in Ordnung ist, gehe ich nicht zur Kommunion. Die Diskussion dreht sich um die tieferliegende Frage, ob jemand, bei dem nicht alles in Ordnung – der in schwerer Sünde lebt – trotzdem zum Tisch des Herrn kann, so als wäre alles in Ordnung. Wenn wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion dürften, dann wäre auch das Gebot, vor der Messe zur Beichte zu gehen, für alle anderen Sünder obsolet.
Was würdest du denn als Pfarrer zum Beispiel jemandem sagen, der "in zweiter Ehe" lebt, aus der vielleicht auch noch Kinder hervorgegangen sind, damit alles in Ordnung kommt?
Wer in zweiter Ehe lebt, muss anerkennen, dass er in einem ersten Versprechen gescheitert ist. Die Eheannullierung ist eine möglich, die Dinge wieder »in Ordnung zu bringen«. Liegen keine Gründe vor, die erste Ehe aufzuheben, ist es Zeit, die Lebensrealität anzuerkennen: Hier kommen wir zu der persönlichen Ebene. Statt von »der Kirche« immer zu fordern, sie müsse eine Lebensrealität anerkennen, sind wir selbst dazu gerufen, unser Scheitern anzuerkennen. Die Forderung nach dem Empfang der Kommunion im Zustand schwerer Sünde ist keine Anerkennung dieses Scheiterns. Es gibt viele Menschen, die am Scheitern ihres Lebenstraumes nagen. Ein guter Freund von mir spielt Klavier, aber leider ist es ihm verwehrt geblieben, eine Karriere als Pianist zu starten. Er würde nie auf die Idee kommen vom nächsten Konzerthaus aus pastoralen Gründen eine Zulassung zum Konzert zu fordern. Er muss damit leben, dass er sein Talent, das ihm Gott gegeben hat, nicht nutzte. Das ist auch ein Unfrieden mit dem Herrn, eine Unordnung. Er darf aber auf die Gnade Gottes hoffen, so wie auch die wiederverheirateten Geschiedenen auf die Gnade Gottes hoffen dürfen. Wenn ein wiederverheirateter Geschiedener ehrlich am einem guten Verhältnis zu Gott interessiert ist, dann wird er nicht die Kommunion haben wollen, sondern seinen Frieden auch so mit dem Herrn machen. Man kann keine Geschenke einfordern.