Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Allgemein Katholisches.
Vir Probatus
Beiträge: 4050
Registriert: Freitag 28. Januar 2011, 19:45
Wohnort: EB PB

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Vir Probatus »

Juergen hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:Der gute Herr Müller kann ja mal ein vierwöchiges Praktikum in einer Deutschen Pfarrei absolvieren, dannn lernt er den Unterschied zwischen Theorie und Praxis kennen.
Also gibt es praktische und theoretische Glaubenssätze?

Sind die einen praktisch zu glauben und die anderen theoretisch zu glauben;
oder praktisch zu leben und theoretisch zu glauben
oder praktisch zu glauben und theoretisch zu leben
oder praktisch zu leben und theoretisch zu leben.

Oder kurz: Mach doch wasse wills
Ich meinte den Unterschied zwischen dem, was gelehrt wird und dem, was praktiziert wird.
Und was willst du damit audrücken?
Daß die Lehre falsch ist oder daß die Praxis falsch ist?
Dass die Praxis sich nicht um die Lehre schert.
Dann sollte
1. das geändert werden.
2. diejenigen, die sich nicht an die Lehre halten, disziplinarisch zurechtgewiesen werden und notfalls achtkantig rausgeschmissen werden
Den Pfarrer möchte ich in unser beider Erzbistum sehen, der das wagt. (Und anschliessend würde er vermutlich noch von oben gerüffelt)
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Juergen »

Vir Probatus hat geschrieben:Den Pfarrer möchte ich in unser beider Erzbistum sehen, der das wagt. (Und anschliessend würde er vermutlich noch von oben gerüffelt)
In 99% der Fälle sind die Übeltäter die Pfarrer selbst.
In wie weit die Diözesanleitung richtig reagiert natürlich auch so eine Frage…
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Pit »

@ Juergen

Ich höre von älteren,"liberalen" und "offenen" bzw. "zeitgemässen" katholiken (jene, die mit 70 + an der VHS "Kirchengeschichte" studieren und den "Geist des Konzils" hochhalten) recht häufi auf meinen Hinweis,dass dieser oder jener liturgische "Brauch" zu Recht verboten sei:
"Wieso verboten,in unserer Gemeinde machen wir das schon seit Jahren so."
Das ist ein "Virus",den sich die (noch) katholische Kirche in der Bundesrepublik im Laufe der "nachkonziliaren" Kirchengeschichte eingehandelt hat.
carpe diem - Nutze den Tag !

Vir Probatus
Beiträge: 4050
Registriert: Freitag 28. Januar 2011, 19:45
Wohnort: EB PB

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Vir Probatus »

Juergen hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:Den Pfarrer möchte ich in unser beider Erzbistum sehen, der das wagt. (Und anschliessend würde er vermutlich noch von oben gerüffelt)
In 99% der Fälle sind die Übeltäter die Pfarrer selbst.
In wie weit die Diözesanleitung richtig reagiert natürlich auch so eine Frage…
Ich kannte einen, der hat sich unseren Ex-Bürgermeister in der Sakristei richtig vorgenommen, weil der zur Kommunion gegangen war. (Der ist evangelisch)

Der Priester hat aber jetzt 2 Kinder, hat also bestimmte Dinge für sich selbst auch nicht so eng gesehen.
Die sind doch selber schuld, daß sie niemand ernst nimmt.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von taddeo »

Vir Probatus hat geschrieben:Der gute Herr Müller kann ja mal ein vierwöchiges Praktikum in einer Deutschen Pfarrei absolvieren, dannn lernt er den Unterschied zwischen Theorie und Praxis kennen.
Diese Äußerungen - so sie denn tatsächlich in dieser Form gefallen sind - sind mal wieder ein "typischer Müller". Nicht ganz falsch, aber durch Auslassungen auch nicht ganz richtig.

Wer eine sakramentale und unauflösliche Ehe eingegangen ist, ist daran gebunden bis zum Tod eines der beiden Partner, und daran kann die Kirche nix ändern, selbst wenn sie wollte. Soweit stimmt alles.

ABER. Wer nach einer zivilrechtlichen Scheidung standesamtlich wieder heiratet, tut dies zunächst nur vor dem weltlichen Recht, das die Kirche nicht unmittelbar interessiert. Die reine Ziviltrauung als solche ist ausdrücklich KEIN Grund, jemandem die Kommunion zu verweigern! Wer nämlich mit seinem standesamtlich angetrauten Partner "wie Bruder und Schwester" zusammenlebt, erfüllt keinen Tatbestand, der einen Ausschluß vom Kommunionempfang erfordern würde.

Nun ist allerdings die Erfahrung so, daß diese Bedingung unter normalen Umständen so gut wie nie eingehalten werden dürfte. Deshalb gibt es sowas wie eine "Rechtsvermutung", daß ein Männlein und ein Weiblein, die durch die Ziviltrauung den Anschein einer Ehe erwecken, auch im stillen Kämmerlein sich wie Eheleute verhalten. Wenn aber ein Priester von einem Paar mit moralischer Gewißheit weiß, daß dem nicht so ist, dann dürfte er diesem Paar auch die Kommunion geben - wegen des äußeren Anscheins jedoch nicht unbedingt "coram publico", sondern in geeigneter Form, um kein Ärgernis bei denen zu erregen, die nur den Trauschein sehen.

Man möge mich korrigieren, wenn ich irre, aber soviel hab ich, glaub ich, aus dem Eherecht noch im Kopf.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Linus »

taddeo hat geschrieben:Wer eine sakramentale und unauflösliche Ehe eingegangen ist, ist daran gebunden bis zum Tod eines der beiden Partner, und daran kann die Kirche nix ändern, selbst wenn sie wollte. Soweit stimmt alles.
Gott sei Dank gibts eine Scheidung auf katholisch. Der Pfarrer braucht nur eine schwere Bratpfanne dazu. :tuete:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Protasius »

Linus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Wer eine sakramentale und unauflösliche Ehe eingegangen ist, ist daran gebunden bis zum Tod eines der beiden Partner, und daran kann die Kirche nix ändern, selbst wenn sie wollte. Soweit stimmt alles.
Gott sei Dank gibts eine Scheidung auf katholisch. Der Pfarrer braucht nur eine schwere Bratpfanne dazu. :tuete:
War das der Witz, wo der Pfarrer so lange auf die Scheidungswilligen einprügelt, bis die sich wieder vertragen?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Linus »

Ja.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Lord Mouton
Beiträge: 122
Registriert: Donnerstag 18. Februar 2010, 15:49
Wohnort: Dortmund

Ehe

Beitrag von Lord Mouton »

in diesen Zypfel verschoben

Guten Tag, hätte da mal 'ne rechtliche Frage zur Ehe.

Angenommen, ein Mann und eine Frau sind nur standesamtlich verheiratet. Diese Ehe wird nun geschieden und die Frau heiratet einen anderen Mann, zunächst auch nur Standesamtlich. Aus dieser zweiten Ehe geht dann ein Kind hervor.
Kann die zweite Ehe kirchlich geschlossen werden, da ja davor keine kirchliche Ehe geschlossen wurde? Oder muss auch eine rein standesamtliche Ehe annuliert werden, bevor eine kirchliche Hochzeit erfolgt?
Und wird das Kind durch die nachträgliche kirchliche Ehe legitim, oder bleibt es illigitim?
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Gamaliel »

Lord Mouton hat geschrieben:Angenommen, ein Mann und eine Frau sind nur standesamtlich verheiratet.
Was für ein Mann/eine Frau? Heiden, Protestanten, Katholiken,... :detektiv:

Benutzeravatar
Lord Mouton
Beiträge: 122
Registriert: Donnerstag 18. Februar 2010, 15:49
Wohnort: Dortmund

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Lord Mouton »

Frau katholisch, erster Mann atheistischer Moslem [es gab aber keine muslimische Trauzeremonie] , zweiter Mann ex-katholisch (ausgetreten)

das Kind ist katholisch erzogen worden


[edit: Ergänzung]
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Ehe

Beitrag von Gamaliel »

Lord Mouton hat geschrieben:Und wird das Kind durch die nachträgliche kirchliche Ehe legitim, oder bleibt es illigitim?
CIC/1983 hat geschrieben:Can. 1139 — Nichteheliche Kinder werden legitimiert durch nachfolgende Eheschließung der Eltern...

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Ehe

Beitrag von Maurus »

Lord Mouton hat geschrieben:in diesen Zypfel verschoben

Guten Tag, hätte da mal 'ne rechtliche Frage zur Ehe.

Angenommen, ein Mann und eine Frau sind nur standesamtlich verheiratet. Diese Ehe wird nun geschieden und die Frau heiratet einen anderen Mann, zunächst auch nur Standesamtlich. Aus dieser zweiten Ehe geht dann ein Kind hervor.
Kann die zweite Ehe kirchlich geschlossen werden, da ja davor keine kirchliche Ehe geschlossen wurde? Oder muss auch eine rein standesamtliche Ehe annuliert werden, bevor eine kirchliche Hochzeit erfolgt?
Und wird das Kind durch die nachträgliche kirchliche Ehe legitim, oder bleibt es illigitim?
Es kommt in dieser Frage darauf an, welcher Konfession bzw. Kirche die Ehepartner angehört haben. Wenn einer der Partner katholisch war, ist die Eheschließung auf dem Standesamt wegen Nichteinhalten der Formpflicht unbeachtlich, da ungültig. Wenn die Partner nicht katholisch sind, aber getauft, dann haben sie auf dem Standesamt eine gültige Ehe geschlossen. Waren beiden Ehepartner ungetauft, dann kann die Ehe aufgrund des Paulinischen Privilegs aufgelöst werden, wenn ein Partner katholisch wird und eine neue Ehe eingehen will, wenn sich der andere von dem Neugetauften trennt.

Benutzeravatar
Lord Mouton
Beiträge: 122
Registriert: Donnerstag 18. Februar 2010, 15:49
Wohnort: Dortmund

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Lord Mouton »

Also muss die erste Ehe in diesem Fall nicht annuliert werden?

Mensch ist das kompliziert^^ :D
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

Benutzeravatar
Melody
Beiträge: 4263
Registriert: Mittwoch 22. März 2006, 16:05
Wohnort: in der schönsten Stadt am Rhein... ;-)

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Melody »

So wie Du es schilderst, war die Ehe mangels Erfüllung der Formpflicht ungültig.

Dies muss aber trotzdem meines Wissens offiziell festgestellt werden. Ist allerdings wohl eine reine Formsache.

Nachtrag: Hier guck mal da: http://offizialat.bistum-eichstaett.de/ ... ormmangel/
Ewa Kopacz: «Für mich ist Demokratie die Herrschaft der Mehrheit bei Achtung der Minderheitenrechte, aber nicht die Diktatur der Minderheit»

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7881
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von holzi »

Melody hat geschrieben:So wie Du es schilderst, war die Ehe mangels Erfüllung der Formpflicht ungültig.

Dies muss aber trotzdem meines Wissens offiziell festgestellt werden. Ist allerdings wohl eine reine Formsache.
Stimmt. In dieser Konstellation sogar extrem einfach. Macht das Offizialat.

Benutzeravatar
Lord Mouton
Beiträge: 122
Registriert: Donnerstag 18. Februar 2010, 15:49
Wohnort: Dortmund

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Lord Mouton »

Müsste der Ehemann dafür wieder in die Kirche eintreten (also für die Möglichkeit der Eheschließung und für die Legitimität des Kindes; das er es eigentlich sowieso sollte ist klar :D )

Schonmal einen herzlichsten Dank an unsere ganzen Rechtsspezialisten hier :)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Maurus »

Lord Mouton hat geschrieben:Müsste der Ehemann dafür wieder in die Kirche eintreten (also für die Möglichkeit der Eheschließung und für die Legitimität des Kindes; das er es eigentlich sowieso sollte ist klar :D )
Nein, muss er nicht. Er wird so oder so als Katholik behandelt. Semel catholicus, semper catholicus.

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7881
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von holzi »

Lord Mouton hat geschrieben:Müsste der Ehemann dafür wieder in die Kirche eintreten (also für die Möglichkeit der Eheschließung und für die Legitimität des Kindes; das er es eigentlich sowieso sollte ist klar :D )

Schonmal einen herzlichsten Dank an unsere ganzen Rechtsspezialisten hier :)
Müssen tut er nicht, aber eine gute Gelegenheit wäre es schon.

Benutzeravatar
Kai
Beiträge: 965
Registriert: Montag 14. November 2005, 13:39

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Kai »

Aus dem aktuellen Flugzeuginterview des Papstes (Quelle: NCR):

Divorced and remarried Catholics

"This theme always comes up ... I believe this is a time of mercy, a change of epoch. It's a kairos moment for mercy ... In terms of Communion for those who have divorced and remarried, it has to be seen within the larger pastoral context of marriage. When the council of eight cardinals meets Oct. 1-3, one of the things they'll consider is how to move forward with the pastoral care of marriage. Also, just 15 days ago or so, I met the secretary of the Synod of Bishops, and maybe it will also focus on the pastoral care of marriage. It's complicated."
"We have feminized the Church so much that it is not attractive to men."
(Eric Sammons)

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von overkott »

Es gibt keinen pastoralen Handlungsbedarf für alle Christen, die sich vor dem Eucharistieempfang geprüft haben. Wer beichtet und die Absolution hat, braucht keine pastorale Sonderlösung. Die Bischöfe bleiben der Schrift und der Tradition verpflichtet.

Lilaimmerdieselbe
Beiträge: 2466
Registriert: Dienstag 4. Dezember 2012, 11:16

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Es ist aber den Wiederverheirateten in der Regel nicht möglich, ihre zweite Beziehung, insbesondere wenn daraus Kinder erwachsen sind, zu bereuen. Damit kann dann nicht sinnvoll gebeichtet werden, genauso wenig ist es in den meisten Fällen realistisch, zum Ehepartner zurückzukehren, der das ja auch noch wollen müßte. Die Sünde der Wiederverheiratung ist schon ein Spezialfall mit langfristigen Folgen, mehreren Betroffenen, von denen zumindest die Kinder daran völlig unschuldig sind.
Wie man da einen pastoralen Weg findet, der an der Unauflöslichkeit der Ehe festhält, und ohne Unauflöslichkeit halte ich die Ehe nicht nur für sinnlos, sondern auch nicht für lebbar, ich kann es mir nicht vorstellen. Schön wäre es schon.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von overkott »

Alleine der Ausdruck Wiederverheiratete entspricht in der Regel nicht katholischer Lehre. Denn es gibt kirchlich gesehen keine andere Ehe als die sakramental gültige. Alle anderen Beziehungen und ihr ziviler Status sind für die Kirche nur insoweit relevant, soweit sie das Zivilrecht respektiert.

Was nun die Kinder aus sakramental nicht abgesegneten Beziehungen anbelangt, ist von ihnen durch die Taufe ohnehin jede Erbschuld abgewaschen.

Bei der Eucharistie gilt gemäß der Schrift und der Tradition, was ich oben geschrieben habe. Und es gibt keinen Gläubigen, der damit nicht ewig leben könnte.

Tritonus
Beiträge: 1451
Registriert: Samstag 25. Juni 2011, 03:03

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Tritonus »

In der Praxis finde ich (als sogenannter "Wiederverheirateter") es inzwischen oft ziemlich schwierig, die Kommunion nicht zu empfangen.

Folgende Situation kommt bei mir relativ häufig vor:

Ich befinde mich während der Messe (als Chorsänger und gelegentlich auch als Dirigent) auf der Empore irgendeiner Kirche in der Umgebung. Während der Kommunionsausteilung -- der Chor bewegt sich nicht vom Fleck, da andernfalls das Gepolter auf teilweise überlaut knarrenden Dielen durch die ganze Kirche zu hören ist -- kommt ein Kommunionshelfer die Treppe hoch, baut sich direkt auch vor mir auf und bietet mir den Leib Christi an. Es ist für mich jedesmal die Frage, was genau ich in dieser Situation tun soll. Sage ich besser laut "nein danke" oder versuche ich dem Kommunionshelfer mit einer "abweisenden" Handbewegung klarzumachen, dass ich nicht bereit bin? (Das sieht aus, als wenn ich ihn mitsamt dem Leib Christi verscheuchen wollte ...) Egal was ich tue, es erscheint mir immer unpassend und missverständlich.

(Abgesehen davon bekomme ich fast regelmäßig Predigten und väterliche Ratschläge von meinen altgedienten Kirchenchor-Mitsängern, dass man das "heute nicht mehr so eng sieht" und dass ich mich doch um Gottes Willen nicht "so anstellen" soll ...)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Protasius »

Tritonus hat geschrieben:In der Praxis finde ich (als sogenannter "Wiederverheirateter") es inzwischen oft ziemlich schwierig, die Kommunion nicht zu empfangen.

Folgende Situation kommt bei mir relativ häufig vor:

Ich befinde mich während der Messe (als Chorsänger und gelegentlich auch als Dirigent) auf der Empore irgendeiner Kirche in der Umgebung. Während der Kommunionsausteilung -- der Chor bewegt sich nicht vom Fleck, da andernfalls das Gepolter auf teilweise überlaut knarrenden Dielen durch die ganze Kirche zu hören ist -- kommt ein Kommunionshelfer die Treppe hoch, baut sich direkt auch vor mir auf und bietet mir den Leib Christi an. Es ist für mich jedesmal die Frage, was genau ich in dieser Situation tun soll. Sage ich besser laut "nein danke" oder versuche ich dem Kommunionshelfer mit einer "abweisenden" Handbewegung klarzumachen, dass ich nicht bereit bin? (Das sieht aus, als wenn ich ihn mitsamt dem Leib Christi verscheuchen wollte ...) Egal was ich tue, es erscheint mir immer unpassend und missverständlich.

(Abgesehen davon bekomme ich fast regelmäßig Predigten und väterliche Ratschläge von meinen altgedienten Kirchenchor-Mitsängern, dass man das "heute nicht mehr so eng sieht" und dass ich mich doch um Gottes Willen nicht "so anstellen" soll ...)
Wenn ich als Ministrant aus irgendwelchen Gründen die Kommunion nicht empfangen kann (bei einer Werktagsmesse macht sich mangelnde Nüchternheit sogar bei der geforderten einen Stunde bemerkbar), schüttele ich kurz den Kopf, wenn der Priester auf mich zu kommt, oder teile ihm ggf. vorher mit, daß ich nicht die Kommunion empfangen werde. In deinem Falle könnte man ja vllt. den Kommunionhelfer vor der Messe in der Sakristei darauf aufmerksam machen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Pilgerer »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Es ist aber den Wiederverheirateten in der Regel nicht möglich, ihre zweite Beziehung, insbesondere wenn daraus Kinder erwachsen sind, zu bereuen. Damit kann dann nicht sinnvoll gebeichtet werden, genauso wenig ist es in den meisten Fällen realistisch, zum Ehepartner zurückzukehren, der das ja auch noch wollen müßte. Die Sünde der Wiederverheiratung ist schon ein Spezialfall mit langfristigen Folgen, mehreren Betroffenen, von denen zumindest die Kinder daran völlig unschuldig sind.
Wie man da einen pastoralen Weg findet, der an der Unauflöslichkeit der Ehe festhält, und ohne Unauflöslichkeit halte ich die Ehe nicht nur für sinnlos, sondern auch nicht für lebbar, ich kann es mir nicht vorstellen. Schön wäre es schon.
Ist die Wiederverheiratung überhaupt gültig, wenn sie bloß zivilrechtlich vollzogen wurde? Handelt es sich dabei evtl. kirchenrechtlich eher um eine wilde Ehe?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Protasius »

Die Kirchenrechtler können das bestimmt besser erklären, aber meines Wissens ist eine zweite Ehe - falls der erste Ehepartner nicht verstorben ist - ein Ehebruch, weil das Eheband zwischen den ersten Ehepartner nicht zerrissen werden kann. Der Wiederverheiratete ist also immer noch mit dem ersten Ehepartner verheiratet, solange ein Kirchengericht nicht feststellt, daß die erste Ehe (z.B. wg. Formfehler) ungültig und nichtig war.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von overkott »

Die Kirche hat in ihren besten Tagen zwischen Sünde und Sünder unterschieden. Sie hat die Sünde beim Namen genannt, ohne die Sünder zu richten. Jesus hat nicht die Sünde in der Theorie abgeschafft, sondern am Kreuz genug getan, damit die Sünder aus Wasser und Geist durch Buße und Umkehr zu einem neuen Leben aufstehen und in die himmlische Stadt einziehen dürfen .

Benutzeravatar
Athanasius0570
Beiträge: 1109
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 18:41
Wohnort: Einsiedelei St. Athanasius

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Athanasius0570 »

Pilgerer hat geschrieben:Ist die Wiederverheiratung überhaupt gültig, wenn sie bloß zivilrechtlich vollzogen wurde? Handelt es sich dabei evtl. kirchenrechtlich eher um eine wilde Ehe?
Der Tatbestand der standesamtlichen Wiederheirat ist kirchenrechtlich, wenn ich es noch richtig im Kopf habe, ein "hartnäckiges Festhalten am Konkubinat", während das "einfache" Zusammenleben in "wilder Ehe", eben "nur" ein Konkubinat darstellt.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Vir Probatus
Beiträge: 4050
Registriert: Freitag 28. Januar 2011, 19:45
Wohnort: EB PB

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Vir Probatus »

overkott hat geschrieben:Die Kirche hat in ihren besten Tagen zwischen Sünde und Sünder unterschieden. Sie hat die Sünde beim Namen genannt, ohne die Sünder zu richten.
Wann soll das denn gewesen sein ?
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7124
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Protasius »

Vir Probatus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Kirche hat in ihren besten Tagen zwischen Sünde und Sünder unterschieden. Sie hat die Sünde beim Namen genannt, ohne die Sünder zu richten.
Wann soll das denn gewesen sein ?
Schon mal das Augustinuszitat Interficite errores, diligite homines gehört (etwa: Die Fehler töten, die Menschen lieben)?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Pilgerer
Beiträge: 2697
Registriert: Freitag 3. Juni 2011, 00:45

Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis

Beitrag von Pilgerer »

overkott hat geschrieben:Die Kirche hat in ihren besten Tagen zwischen Sünde und Sünder unterschieden.
Sünde ist die Entfremdung und Entfernung von Gott (und der Wahrheit). Der Sünder lebt eigentlich als Gefangener der Illusion, dass Sünde, Böses etc. möglich wäre. Trotzdem ist aus der Sicht der Wahrheit eigentlich keine Sünde möglich - und daher auch kein Grund, jemandem die Liebe zu verweigern, die ihm als Geschöpf Gottes gebührt.
Athanasius0570 hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:Ist die Wiederverheiratung überhaupt gültig, wenn sie bloß zivilrechtlich vollzogen wurde? Handelt es sich dabei evtl. kirchenrechtlich eher um eine wilde Ehe?
Der Tatbestand der standesamtlichen Wiederheirat ist kirchenrechtlich, wenn ich es noch richtig im Kopf habe, ein "hartnäckiges Festhalten am Konkubinat", während das "einfache" Zusammenleben in "wilder Ehe", eben "nur" ein Konkubinat darstellt.
Was ist die Ursache dafür, dass Katholiken das Kirchenrecht ignorieren? Könnte diese Ursache vielleicht sogar noch schwerwiegender sein als die bloße Wiederheirat (oder das Konkubinat)?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema