Moderne Kirchenarchitektur II

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taddeo
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von taddeo »

Gallus hat geschrieben:Eine Stealth-Kirche, die Radarwellen reflektiert? War das wirklich nötig?
Ja, das paßt so gut zum Patrozinium.

Guerric
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Guerric »

Ach - ich find den "Mariandom" ganz schön. Wenn die Kirche richtig voll ist besonders. War mal zu einer Priesterweihe dort.
Mir fällt gerade das moderne Kirchenfenster im Kölner Dom ein, das ich persöhnl. klasse finde.
Leider habe ich den Eindruck das es hier eigentl. nicht um Architektur, sondern eher um bestimmte persöhnl. Glaubensvorstellungen geht. Darum empfand der Kölner Kardinal dieses Fenster wohl auch als "unpassend".
Guerric

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Juergen
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Juergen »

Gallus hat geschrieben:Eine Stealth-Kirche, die Radarwellen reflektiert?
Wieso soll sie Radarwellen reflektieren? :hmm:
Die Tarnkappentechnologie ist doch gerade dazu da, daß die Radarwellen nicht reflektiert werden.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Gallus
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Gallus »

Juergen hat geschrieben:
Gallus hat geschrieben:Eine Stealth-Kirche, die Radarwellen reflektiert?
Wieso soll sie Radarwellen reflektieren? :hmm:
Die Tarnkappentechnologie ist doch gerade dazu da, daß die Radarwellen nicht reflektiert werden.
Ich dachte immer, sie würden durch die Form so in unterschiedliche Richtungen reflektiert, daß sie nicht mehr zurück zur Radarstation kommen und dort nix auf dem Schirm auftaucht.

Aber laut Wiki ist es eine Kombination aus beidem, zur Form kommt auch noch ein spezieller Lack, der sicher stellt, daß weniger Wellen reflektiert werden. Der Lack fehlt in Velbert offensichtlich noch. :)

Aber genau genommen ist die Stealth-Architektur natürlich tatsächlich perfekt für die Nachkonzilskirche, die sich so perfekt der Gesellschaft anpaßt, daß sie nicht mehr weiter auffällt.

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Moser
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Moser »

Guerric hat geschrieben: Leider habe ich den Eindruck das es hier eigentl. nicht um Architektur, sondern eher um bestimmte persöhnl. Glaubensvorstellungen geht. Darum empfand der Kölner Kardinal dieses Fenster wohl auch als "unpassend".
Guerric
Den Eindruck habe ich auch des öfteren. Modern muss nicht schlecht sein, nur weil es modern ist. Natürlich sind nicht wenige der hier gezeigten Neubau- und Umbaumaßnahmen nicht gerade der Brüller und teilweise eine Beleidigung fürs Auge. Aber es gibt auch Gegenbeispiele. Nur mit der Grundeinstellung "Wenn der Altar nicht im Chor steht ist das keine richtige Kirche mehr" (überspitzt formuliert) kann ich auch nichts anfangen.

Wobei man da ja meines Erachtens schon noch zwischen Neubau und Umbau unterscheiden muss. Ein Neubau darf (und soll) ja durchaus die Architektur und den Geschmack seiner Zeit widerspiegeln, das war ja schon immer so. Ich kann eben heutzutage nicht hergehen und sagen "Ich baue eine Barockkirche", so wie die FSSPX das tut. Heraus kommt dann lediglich eine Kirche, die aussieht wie eine Barockkirche, weil man eben glaubt, dass eine Kirche so und nur so auszusehen habe (diese Einstellung meine ich). Dass diese Bauten ästhetisch dann durchaus ansprechend sein können, steht auf einem anderen Blatt. Aber z.B. die Herz-Jesu-Kirche in München darf doch, als der heutigen Zeit entsprechender Kirchenbau, auch so aussehen wie sie aussehen darf.

Bei Umbauten und Renovierungen ist das dann wieder ein wenig anders. Hier würde ich mir teilweise schon ein behutsameres Vorgehen wünschen - das bekannte Beispiel der Augustinerkirche in Würzburg ist schon ziemlich krass...

Fridericus
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Fridericus »

Moser hat geschrieben:
Guerric hat geschrieben: Leider habe ich den Eindruck das es hier eigentl. nicht um Architektur, sondern eher um bestimmte persöhnl. Glaubensvorstellungen geht. Darum empfand der Kölner Kardinal dieses Fenster wohl auch als "unpassend".
Guerric

Wobei man da ja meines Erachtens schon noch zwischen Neubau und Umbau unterscheiden muss. Ein Neubau darf (und soll) ja durchaus die Architektur und den Geschmack seiner Zeit widerspiegeln, das war ja schon immer so. Ich kann eben heutzutage nicht hergehen und sagen "Ich baue eine Barockkirche", so wie die FSSPX das tut. Heraus kommt dann lediglich eine Kirche, die aussieht wie eine Barockkirche, weil man eben glaubt, dass eine Kirche so und nur so auszusehen habe (diese Einstellung meine ich). Dass diese Bauten ästhetisch dann durchaus ansprechend sein können, steht auf einem anderen Blatt. Aber z.B. die Herz-Jesu-Kirche in München darf doch, als der heutigen Zeit entsprechender Kirchenbau, auch so aussehen wie sie aussehen darf.
Dann hätte man Deiner Meinung nach auch keines der Gebäude im Historismus bauen dürfen?

Grammi
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Grammi »

Moser hat geschrieben:
Guerric hat geschrieben: Leider habe ich den Eindruck das es hier eigentl. nicht um Architektur, sondern eher um bestimmte persöhnl. Glaubensvorstellungen geht. Darum empfand der Kölner Kardinal dieses Fenster wohl auch als "unpassend".
Guerric
Den Eindruck habe ich auch des öfteren. Modern muss nicht schlecht sein, nur weil es modern ist. Natürlich sind nicht wenige der hier gezeigten Neubau- und Umbaumaßnahmen nicht gerade der Brüller und teilweise eine Beleidigung fürs Auge. Aber es gibt auch Gegenbeispiele. Nur mit der Grundeinstellung "Wenn der Altar nicht im Chor steht ist das keine richtige Kirche mehr" (überspitzt formuliert) kann ich auch nichts anfangen.

Wobei man da ja meines Erachtens schon noch zwischen Neubau und Umbau unterscheiden muss. Ein Neubau darf (und soll) ja durchaus die Architektur und den Geschmack seiner Zeit widerspiegeln, das war ja schon immer so. Ich kann eben heutzutage nicht hergehen und sagen "Ich baue eine Barockkirche", so wie die FSSPX das tut. Heraus kommt dann lediglich eine Kirche, die aussieht wie eine Barockkirche, weil man eben glaubt, dass eine Kirche so und nur so auszusehen habe (diese Einstellung meine ich). Dass diese Bauten ästhetisch dann durchaus ansprechend sein können, steht auf einem anderen Blatt. Aber z.B. die Herz-Jesu-Kirche in München darf doch, als der heutigen Zeit entsprechender Kirchenbau, auch so aussehen wie sie aussehen darf.

Bei Umbauten und Renovierungen ist das dann wieder ein wenig anders. Hier würde ich mir teilweise schon ein behutsameres Vorgehen wünschen - das bekannte Beispiel der Augustinerkirche in Würzburg ist schon ziemlich krass...

Tja, ich hätte ja nix gegen moderne Kirchenbauten. Tatsächliche wünsche ich mir oft, dass wieder mehr Kirchen gebaut würden (vor allem, wenn in den bestehenden einfach kein Platz mehr wäre), aber dummerweiße hab ich he
alt schlicht und ergreifend noch kein Bild eines halbwegs anständigen Kirchenneubaus in Deutschland aus den letzten 30 Jahren gesehen. Alles, was ich bisher gesehen habe, ist überteuerter, liturgisch unmöglicher Mist. Und noch dazu dermaßen hässlich, dass es an groben Unfug grenzt.

Neue Kirche ja, aber bitte auch Kirchen. Und nicht irgendwelche Denkmäler für selbstverliebte Architekten und verblendete Ordinariatsmitarbeiter. Es kann doch nicht sein, dass in deutschen Landen nur dann eine schöne Kirche gebaut wird, wenn eine zerbombte Kirche rekonstruiert wird.

Gruß
Grammi

Guerric
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Guerric »

Ich bin wirklich ein Fan von moderner Architektur auch Kirchenarchitektur und bes. monastischer...
muss aber auch zugeben dass ich da wenig finde was ich im ganzheitlichen Sinne "gut" finde.
Vieleicht müssen wir da viel bescheidener werden...und manche Kirche der Zukunft wird in einer Mietswohnung sein. Auch die monastische Architektur meine ich, wird viel bescheidener ausfallen.
Mietswohnungen in den Städten, und umgebaute Gutshöfe auf dem Land, oder einfache Hütten...
Ich jedenfalls, hätte nix dagegen wenn sich die Entwicklung in diese Richtung beschleunigt.
Gruss Guerric

Guerric
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Guerric »

Denn für eine Klosterkirche wie in Novy Dvur beispielsweise, die mir übrigens optisch sehr gefällt, müssen sehr viele Millionen Euro gebettelt werden und Hektoliterweise Trappistenbier von anderen Abteien verkauft werden um so ein Projekt zu verwirklichen. Und das alles in einer rel. armen Gegend. Wahrscheinl. ist sie noch nicht mal ökologisch auf dem neusten Stand, was enorme Heizkosten verursacht. Dies alles kann niemals durch den Verkauf von Senf und einer Landwirtschaft getragen werden. Ich meine vielmehr das der Akzent einer kirchlichen und bes. einer monastischen modernen Architektur heute vielmehr auf ökologische, soziologische, pragmatische...Gesichtspunkte Bezug nehmen sollte. Oder auch auf den Passus in der Benediktsregel das die Mönche von ihrer Hände Arbeit leben sollten. Dann viel ein Klosterneubau mit Sicherheit sehr sehr viel bescheidener und vieleicht auch glaubwürdiger aus.
Guerric

Benedikt

Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Benedikt »

Dann mal ein positives Beispiel moderner Klosterarchitektur. Das Benediktinerinnenkloster in Omberg bei Vadstena, Östergötland, Schweden:
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Bernado
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Bernado »

Guerric hat geschrieben:Mir fällt gerade das moderne Kirchenfenster im Kölner Dom ein, das ich persöhnl. klasse finde.
Leider habe ich den Eindruck das es hier eigentl. nicht um Architektur, sondern eher um bestimmte persöhnl. Glaubensvorstellungen geht. Darum empfand der Kölner Kardinal dieses Fenster wohl auch als "unpassend".
Da sollte man keinen Widerspruch konstruieren - zumindest nicht da, wo Dein "sondern" ihn sieht.

Das Richter-Fenster ist ästhertisch durchaus ansprechend, und da Richter es in der Farbe durch statistische und stochastische Verfahren den durchschnittlichen Farbwerten und -flächen der anderen Fenster des Domes angeglichen hat, wirkt es auch nicht so aggressiv als Fremdkörper, wie oft andere neue Kunst im traditionellen Kirchenbau.

Aber: Im Bau der katholischen Kirche geht es in der Tat um eine bestimmte Glaubensvorstellung - die ist allerdings nicht irgendwie persönlich, sondern katholisch. D. h., sie hat auch einen hohen Grad von Allgemeinverbindlichkeit (für die und innerhalb der Kirche). Christus ist Person, er ist Mensch geworden, er zeigt sich uns nicht (bestenfalls) in den zu abstrakten Mustern gemachten Worten arabischer Kalligraphie oder Ornamantik, sondern er ist Mensch aus Fleisch und Blut mit einer Geschichte und einem Leidensweg, die alles andere als abstrakt sind.

Das heißt nicht, daß in der Kirche nur gegenständlich abschildernde Kunst einen Platz findet. Vieles an der religiösen Kunst der Tradition könnte durchaus als surrealistisch gelten. Anderes ist hochgradig symbolisch, und Symbole können auch nicht-gegenständlich sein.

Aber was symbolisiert das Richter-Fenster? Daß der Zufall regiert? Daß es nicht auf Gestalten, auf Personen, auf das Konkrete ankommt, sondern nur auf das Allgemeine? Daß die Gegenwart keine Kraft dazu hat, Glaubensinhalte in künstlerischer Form auszudrücken?
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Bernado
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Bernado »

Guerric hat geschrieben:Denn für eine Klosterkirche wie in Novy Dvur beispielsweise, die mir übrigens optisch sehr gefällt, müssen sehr viele Millionen Euro gebettelt werden und Hektoliterweise Trappistenbier von anderen Abteien verkauft werden um so ein Projekt zu verwirklichen. Und das alles in einer rel. armen Gegend.
Ja, alles zur höheren Ehre Gottes, dessen Dienst nichts vorgezogen werden soll. Und die Bauarbeiter kamen und kommen aus dieser Gegend, d.h. der Bau schafft Arbeitsplätze. Vermutlich viele sogar auf Dauer. Und die erbettelten Euros kommen zum großen, wahrscheinlich sogar zum allergrößten Teil aus Händen, die sich zwar für ein "Kunstprojekt", aber nie für eine Armenküche geöffnet hätten.
Ich meine vielmehr das der Akzent einer kirchlichen und bes. einer monastischen modernen Architektur heute vielmehr auf ökologische, soziologische, pragmatische...Gesichtspunkte Bezug nehmen sollte. Oder auch auf den Passus in der Benediktsregel das die Mönche von ihrer Hände Arbeit leben sollten. Dann fiel ein Klosterneubau mit Sicherheit sehr sehr viel bescheidener und vieleicht auch glaubwürdiger aus.
Da werden wir mit Unterschieden leben müssen. Die Franciscan Friars of the Revival in der Bronx leben mitten in der Großstadt als noch Ärmere unter den Armen. Und die Karmeliter von Wyominghaben sich vorgenommen, weitab von jedem Alltag ein "geistliches Kraftwerk" (so der Ortsbischof über Nowy Dwur) aufzubauen, in dem alles auf die höhere Ehre Gottes ausgerichtet ist.

Das waren schon immer die beiden Brennpunkte gottgeweihten Lebens. In Deutschland haben wir das Problem, daß im Zuge allgemeiner Verweltlichung diese Spannweite nicht mehr hingenommen wird oder daß man zumindest versucht, das kompromisslerisch zu verbinden.

Mit meistens sehr enttäuschendem Ergebnis.
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Guerric
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Guerric »

Benedikt hat geschrieben:Dann mal ein positives Beispiel moderner Klosterarchitektur. Das Benediktinerinnenkloster in Omberg bei Vadstena, Östergötland, Schweden:
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Gefällt mir auch gut. Ist wohl aber kein Neubau oder?

Guerric
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Guerric »

Zum Richter Fenster:
Ich habe oft sehr viele Menschen im Dom vor diesem Fenster lange, still sitzen gesehen.
Etwas weiter dahinter viele Menschen die vor dem Marienbild bei hunderten Kerzen den Rosenkranz beteten. Das dieses zusammen geht, ist für mich ein Ausdruck heutiger Katholizität.
Zur Kirche in Novy Dvur:
Wie ich ja schrieb, gefällt mir die Kirche sehr gut. Es ist sicher auch ein Prestige Objekt für den Künstler, und noch mehr denke ich eine Demonstration der katholischen Kirche in der Tschechei. Insofern "passt es" vieleicht. Ich meine dennoch, gerade weil ich mich sehr mit monastischer Architektur befasst habe, dass heute andere Bezugspunkte stärker in den Blick genommen werden sollten. Im Grunde denke ich hierbei an eine sehr viel einfachere Bauweise und eher nicht an das Massive der Romanik und das Hochstrebende der Gotik. Vieleicht werden das einige nicht als katholisch empfinden, aber das Gottesbild verändert sich doch und damit z.B. auch die Bauwerke der Gemeinde. Oder?
Gruss Guerric

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Florianklaus
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Florianklaus »

Bernado hat geschrieben:
Guerric hat geschrieben:Mir fällt gerade das moderne Kirchenfenster im Kölner Dom ein, das ich persöhnl. klasse finde.
Leider habe ich den Eindruck das es hier eigentl. nicht um Architektur, sondern eher um bestimmte persöhnl. Glaubensvorstellungen geht. Darum empfand der Kölner Kardinal dieses Fenster wohl auch als "unpassend".
Da sollte man keinen Widerspruch konstruieren - zumindest nicht da, wo Dein "sondern" ihn sieht.

Das Richter-Fenster ist ästhertisch durchaus ansprechend, und da Richter es in der Farbe durch statistische und stochastische Verfahren den durchschnittlichen Farbwerten und -flächen der anderen Fenster des Domes angeglichen hat, wirkt es auch nicht so aggressiv als Fremdkörper, wie oft andere neue Kunst im traditionellen Kirchenbau.

Aber: Im Bau der katholischen Kirche geht es in der Tat um eine bestimmte Glaubensvorstellung - die ist allerdings nicht irgendwie persönlich, sondern katholisch. D. h., sie hat auch einen hohen Grad von Allgemeinverbindlichkeit (für die und innerhalb der Kirche). Christus ist Person, er ist Mensch geworden, er zeigt sich uns nicht (bestenfalls) in den zu abstrakten Mustern gemachten Worten arabischer Kalligraphie oder Ornamantik, sondern er ist Mensch aus Fleisch und Blut mit einer Geschichte und einem Leidensweg, die alles andere als abstrakt sind.

Das heißt nicht, daß in der Kirche nur gegenständlich abschildernde Kunst einen Platz findet. Vieles an der religiösen Kunst der Tradition könnte durchaus als surrealistisch gelten. Anderes ist hochgradig symbolisch, und Symbole können auch nicht-gegenständlich sein.

Aber was symbolisiert das Richter-Fenster? Daß der Zufall regiert? Daß es nicht auf Gestalten, auf Personen, auf das Konkrete ankommt, sondern nur auf das Allgemeine? Daß die Gegenwart keine Kraft dazu hat, Glaubensinhalte in künstlerischer Form auszudrücken?
Muß das Richter-Fenster überhaupt etwas symbolisieren? Es gibt doch eine Vielzahl von Kirchenfenstern, die einfach nur irgendeine Art von Ornamentik zeigen, ohne irgendetwas auszudrücken. Ich verstehe nicht, warum das ausgerechnet in diesem Fall so viel Anstoß erregt.

Germanus
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Germanus »

Hans Urs von Balthasar hat irgendwo geschrieben, dass die Menschen nicht ihre eigene Erbärmlichkeit und Unfähigkeit zum Aufhänger für ihre Sakralkunst machen sollten. Im Grunde ist es egal, ob ich gotisch, romanisch oder in einem anderen Stil baue, ob das Gotteshaus groß oder klein ist. Wichtig bleibt eigentlich nur, dass es das Haus Gottes ist, nicht Selbstverwirklichung und auch nicht Wellnessbereich. Deshalb gehört zum Gotteshaus auch heute alles, was seit Beginn des Christentums notwendig war: der rechte liturgische Rahmen und die Schönheit, die jenseits der Subjetivität ansetzt. "Kalt" dürfte eine Kirche niemals erscheinen. Schwierig, heute umzusetzen, aber nicht unmöglich.
Das "Richter-Fenster" im Kölner Dom ist für mch übrigens Kitsch in Reinform, um boshaft zu sprechen: Da es intentionell seitens des Künstlers (so habe ich ihn verstanden) keine religiöse Symbolik besitzen sollte, ist es ein hervorragendes Kunstwerk, als Kirchenfenster aber meiner Meinung nach ungeeignet.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Bernado
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Bernado »

Florianklaus hat geschrieben: Es gibt doch eine Vielzahl von Kirchenfenstern, die einfach nur irgendeine Art von Ornamentik zeigen, ohne irgendetwas auszudrücken.
Zeig uns mal ein paar aus der Zeit vor den 20er Jahren des 20. Jh. Und dann ruhig auch noch ein paar spätere.
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Florianklaus
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Florianklaus »

Bernado hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben: Es gibt doch eine Vielzahl von Kirchenfenstern, die einfach nur irgendeine Art von Ornamentik zeigen, ohne irgendetwas auszudrücken.
Zeig uns mal ein paar aus der Zeit vor den 2er Jahren des 2. Jh. Und dann ruhig auch noch ein paar spätere.
Elisabethkirche in Marburg:

http://www.myheimat.de/marburg/kultur/k ... html#image

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Bernado
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Bernado »

Florianklaus hat geschrieben: Elisabethkirche in Marburg:

http://www.myheimat.de/marburg/kultur/k ... html#image
Das hab ich mir doch gedacht - von wegen "die einfach nur irgendeine Art von Ornamentik zeigen, ohne irgendetwas auszudrücken."
Bei diesem Beispiel handelt es sich um ornamental auswuchernde Weinstöcke - klingelts? In anderen Fällen sehen wir den Lebensbaum des Paradieses und andere hochgradig symbolisch aufgeladene Gewächse.

Außer verschiedenen (oft aus der Antike übernommenen) Bandmustern, die man vorzugsweise für Rahmungen, Gurtbögen und ähnliche lange und dünne Gegenstände einsetzte, sind abstrakte Motive in der christlichen Kunst zumindest Europas vor dem 2. Jh. extrem selten. Im Orient könnte es unter islamischem Einfluss etwas anders sein - aber nicht sehr.
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Seraphina
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Seraphina »

Da muss ich dann ja tatsächlich die Fenster vom Nevigeser Mariendom verteidigen, sie haben allesamt symbolische Bedeutungen, zum Beispiel Rosen für Maria...etc....und das obwohl die Kirche von 1968 (?) ist...
ansonsten...naja, weiß ich nicht wirklich, was ich vom Mariendom halte...also beeindruckend ist er auf jeden Fall...und schlimmere Kirchen hab ich auch schon gesehen...Man merkt auf jedenfall noch, dass es eine Kirche und kein Seminarraum ist...^^
...und immerhin: er ist ein Neubau und kein Umbau...
(wobei ich mich frage ob modern = Beton heißt... :hmm: )
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Protasius
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Protasius »

Seraphina hat geschrieben:Da muss ich dann ja tatsächlich die Fenster vom Nevigeser Mariendom verteidigen, sie haben allesamt symbolische Bedeutungen, zum Beispiel Rosen für Maria...etc....und das obwohl die Kirche von 1968 (?) ist...
ansonsten...naja, weiß ich nicht wirklich, was ich vom Mariendom halte...also beeindruckend ist er auf jeden Fall...und schlimmere Kirchen hab ich auch schon gesehen...Man merkt auf jedenfall noch, dass es eine Kirche und kein Seminarraum ist...^^
...und immerhin: er ist ein Neubau und kein Umbau...
(wobei ich mich frage ob modern = Beton heißt... :hmm: )
Zum Mariendom in Neviges möchte ich mal anmerken, was einige der älteren Chormitglieder zu dieser Kirche gesagt haben, als unsere jährliche Chorfahrt uns nach Neviges führte:
Das sieht aus wie die Hochbunker, in die wir im Krieg rein mußten.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Seraphina
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Seraphina »

Soviel dann zum Thema Beton...
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Stephen Dedalus
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Stephen Dedalus »

Florianklaus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben: Es gibt doch eine Vielzahl von Kirchenfenstern, die einfach nur irgendeine Art von Ornamentik zeigen, ohne irgendetwas auszudrücken.
Zeig uns mal ein paar aus der Zeit vor den 2er Jahren des 2. Jh. Und dann ruhig auch noch ein paar spätere.
Elisabethkirche in Marburg:

http://www.myheimat.de/marburg/kultur/k ... html#image
In der alten Zisternzienserkirche in Haina (Nordhessen) gibt es eine ganze Reihe davon. :ja:
If only closed minds came with closed mouths.

Benedikt

Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Benedikt »

Guerric hat geschrieben:
Gefällt mir auch gut. Ist wohl aber kein Neubau oder?
Doch. Einweihung war 1997.

civilisation
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von civilisation »

Ein neuer Altar für die Filialkirche St. Margaretha in Ellmosen (Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Bad Aibling):

Bild

Zum Artikel: http://gloria.tv/?media=26731

Vorher sah der Altarraum so aus:

Bild

HeGe
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von HeGe »

civilisation hat geschrieben:Vorher sah der Altarraum so aus:

Bild
Wurde da Bingo gespielt? :hae?:

(Man könnte die Liedanzeige auch an eine etwas dezentere Stelle platzieren. :nein: )
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

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Niels
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Niels »

Hatten wir schon St. Gertraud in Passau?



Eine "Erklärung" zur "Farbgestaltung" (Achtung, Schwafelalarm!) gibt's auch: http://www.pfarrei-innstadt.de/about/farbgestaltung.htm

Daraus:
(...) Das rote Band durchbricht das Gesims, auch bewusst unter Miteinbeziehung dieses Architekturelements. So wird dem Akt der Auferstehung auch räumlich Ausdruck verliehen. Auch um den Bruch und das Aufbrechen von bisher gültigen Regeln und Vorstellungen Gestalt zu verleihen. Der Durchbruch der irdischen in die himmlische Welt wird auch im Wechsel der Farbe an dieser Stelle vom Rot ins leuchtende Gelb deutlich. Das strahlende Gelb in der Kuppel deutet auf Ostern und Auferstehung hin. Die Liebe und Barmherzigkeit Gottes finden darin ihren Ausdruck. Das Goldgelb vermittelt ein Gefühl von Wärme und Wonne, es repräsentiert den milden Abglanz der untergehenden Sonne. Das lichtnahe leuchtende Gelb gilt als Farbe der Erkenntnis. Seine Leuchtkraft erscheint uns angenehm warm und freudig. Als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde begegnet uns das Licht im übertragenen Sinn also Christus als Licht der Welt. (...)
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Seraphina
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Seraphina »

Was bitte soll man sich denn jetzt wieder unter "Bruch und Aufbrechen von bisher gültigen Regeln" vorstellen?!
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Seraphina
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Seraphina »

civilisation hat geschrieben:Ein neuer Altar für die Filialkirche St. Margaretha in Ellmosen (Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Bad Aibling):

Bild

Zum Artikel: http://gloria.tv/?media=26731

Vorher sah der Altarraum so aus:

Bild
Wozu war denn die Aktion nötig? Es gab doch schon einen Volksaltar? War der mal ausnahmsweise zu schön und sah zu sehr aus wie ein Altar oder was?
...in meinen Augen reine Geldverschwendung...
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Niels
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Niels »

Seraphina hat geschrieben:Wozu war denn die Aktion nötig? Es gab doch schon einen Volksaltar? War der mal ausnahmsweise zu schön und sah zu sehr aus wie ein Altar oder was?
...in meinen Augen reine Geldverschwendung...
Der Eindruck drängt sich auch mir auf.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von civilisation »

St. Bonifatius in Herne.

Wer dort die Fußgängerzone kennt, wird sich wundern, daß dort nur ein einzelner Kirchturm steht. Die Kirche wurde 1972 aufgrund von Bergschäden abgerissen, der Turm aus stadtarchitektonischen Gründen stehengelassen.

Bild

Da seinerzeit durch die RAG das Geld noch grenzenlos floss, wurde natürlich eine Kirche (mit Gemeindezentrum) 1973-1974 im "zeitgenössischen Stil" aufgebaut.

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Reinhard
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Re: Moderne Kirchenarchitektur II

Beitrag von Reinhard »

Niels hat geschrieben:Hatten wir schon St. Gertraud in Passau?

Das ist zwar richtig modern gemacht, aber kein Frevel, finde ich. - Es passt im Ganzen !
(nicht der Feuilletontext dazu, den kannste vergessen)

Ganz im Gegensatz zur der Kirche in Herne im "zeitgenössischen" Waschkauen-Stil, den die RAG da hingesetzt hat.

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