Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

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ad-fontes
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Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von ad-fontes »

Warum heißt es im deutschen Meßbuch Pauls VI. "Gabenbereitung", wo doch in der lateinischen Ausgabe in den Gebeten zur Aufopferung (falls man das noch so sagen darf) der Hostie und des Kelches offerimus steht?*

Warum ist die deutsche Übersetzung so frei, dies mit "bringen wir vor dein Angesicht" zu übersetzen? Wird dies auch nach Liturgicam authenticam so bleiben?


*Die Bezeichnung Offertorium findet sich nicht als Überschrift. Taucht sie denn in den Rubriken auf? In den 1960er Jahren gab es eine Diskussion, ob man das aus der gallisch-fränkischen Tradition stammende offertorium durch das altrömische oblatio ersetzen sollte.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Kantorin
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von Kantorin »

Warum nennen wir es nicht einfach "Tischdecken"? *duckundwech*
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

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Galilei
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von Galilei »

ad-fontes hat geschrieben:Die Bezeichnung Offertorium findet sich nicht als Überschrift. Taucht sie denn in den Rubriken auf? In den 1960er Jahren gab es eine Diskussion, ob man das aus der gallisch-fränkischen Tradition stammende offertorium durch das altrömische oblatio ersetzen sollte.
In der Institutio generalis Missalis Romani heißt es (kursive Hervorhebungen von mir):
MR 2002 hat geschrieben:72. […]
Proinde Ecclesia totam celebrationem Liturgiæ eucharisticæ partibus hisce Christi verbis et actibus respondentibus ordinavit. Siquidem:
1) In præparatione donorum, ad altare afferuntur panis et vinum cum aqua, ea nempe elementa, quæ Christus in manus suas accepit.
2) In Prece eucharistica Deo pro toto opere salutis gratiæ aguntur, et oblata Christi Corpus et Sanguis fiunt.
3) Per fractionem panis et per Communionem fideles, quamvis multi, ex uno pane accipiunt Corpus et ex uno calice Sanguinem Domini eodem modo ac Apostoli de manibus ipsius Christi.
Præparatio donorum
73. Initio Liturgiæ eucharisticæ dona, quæ Corpus et Sanguis Christi efficientur, ad altare afferuntur. Imprimis altare, seu mensa dominica, quæ centrum est totius liturgiæ eucharisticæ, præparatur, cum corporale, purificatorium, missale et calix, nisi ad abacum paratur, in eo collocantur. Oblationes deinde afferuntur: panis et vinum laudabiliter a fidelibus præsentantur, a sacerdote autem vel a diacono loco opportuno accipiuntur ad altare deferenda. Quamvis fideles panem et vinum ad liturgiam destinata non iam de suis proferant sicut olim, ritus tamen illa deferendi vim et significationem spiritualem servat. Etiam pecunia vel alia dona pro pauperibus vel pro ecclesia a fidelibus allata vel in ecclesia collecta accepta habentur; quapropter loco apto extra mensam eucharisticam collocantur.
74. Processionem, qua dona afferuntur, cantus ad offertorium comitatur (cf. n. 37, b), qui protrahitur saltem usquedum dona super altare deposita sunt. Normæ de modo cantandi eædem sunt ac pro cantu ad introitum (cf. n. 48). Cantus potest semper ritus ad offertorium sociare, etiam sine processione cum donis.
75. Panis et vinum super altare a sacerdote deponuntur comitantibus formulis statutis; sacerdos dona super altare collocata incensare potest, dein crucem et ipsum altare, ut oblatio Ecclesiæ eiusque oratio sicut incensum in conspectum Dei ascendere significentur.
[…]
Im Ordo Missæ heißt es dann:
20. Deinde fit oratio universalis, seu oratio fidelium.

21. His absolutis, incipit cantus ad offertorium. Interim ministri corporale, purificatorium, calicem, pallam et missale super altare collocant.

22. Expedit ut fideles participationem suam oblatione manifestent, afferendo sive panem et vinum ad Eucharistiæ celebrationem, sive alia dona, quibus necessitatibus Ecclesiæ et pauperum subveniatur.
In der Institutio generalis wird als „præparatio donorum“ als Überschrift gebraucht, der Begriff „offertorium“ kommt nur im Zusammenhang mit dem zugehörigen Gesang vor und „oblatio“ wird sowohl im Plural im Sinne von „Opfergaben“ als auch im Singular im Sinne von „Opfergabe“ oder „Opferdarbringung“ gebraucht.

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Juergen
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von Juergen »

Kantorin hat geschrieben:Warum nennen wir es nicht einfach "Tischdecken"? *duckundwech*
Könnte man machen, denn um was andere geht es auch nicht.
Gruß Jürgen

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Protasius
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von Protasius »

Juergen hat geschrieben:
Kantorin hat geschrieben:Warum nennen wir es nicht einfach "Tischdecken"? *duckundwech*
Könnte man machen, denn um was andere geht es auch nicht.
Auf meinem Liedzettel steht fast immer Opferung. Es ist schon mehr als einfaches Tischdecken; es sei denn, du betest darum, dein Essen möge dir Teilnahme an himmlischer Herrlichkeit gewähren, brächtest es Gott dar und beweihräuchertest dein Essen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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ad-fontes
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von ad-fontes »

Kantorin hat geschrieben:Warum nennen wir es nicht einfach "Tischdecken"? *duckundwech*
Schön, mal wieder was von dir zu lesen! :huhu:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

michaelis
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von michaelis »

Juergen hat geschrieben:
Kantorin hat geschrieben:Warum nennen wir es nicht einfach "Tischdecken"? *duckundwech*
Könnte man machen, denn um was andere geht es auch nicht.
Ja und nein.
Letzlich handelt es sich um zwei Handlungen.
Zunächst die "Bereitung des Altares": Die Ministranten bringen alles, was an "Gerätschaften" für den euchatristischen Teil gebraucht wird (Korporale, Kelch, Purifikatorium, Palla und Buch!) zum Altar. Nach der GRM bleibt der Priester währenddessen noch am Sitz. Assistiert ein Diakon, so nimmt er am Altar alles entgegen. Ansonsten machen die Ministranten alles alleine.
Diese Handlung könnte man durchaus als "Tisch decken" umschreiben.

Danach erfolgt dann das Herbeibringen der Gaben und die Entgegennahme derselben (auch der Kollekte) durch den Zelebranten und die anschließende "Opferung" von Brot und Wein auf dem Altar.
Für diese Handlung ist die Bezeichnung von Kantorin falsch.

Leider werden
1. Beide Handlungen meistens vermischt, indem z.B. leerer Kelch und gefüllte Hostienschale gleichzeitig zum Altar gebracht werden.
2. Die Kollekte nicht vom Zelebranten entgegengenommen, wodurch sie für viele Gläubigen gar nicht mehr mit den übrigen Gaben in Verbindung gebracht wird. (Zumal ja oft schon das Gabengebet gesprochen wird, während dieser Teil der Gaben noch eingesammelt wird.)

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Bernado
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von Bernado »

michaelis hat geschrieben:Leider werden
1. Beide Handlungen meistens vermischt, indem z.B. leerer Kelch und gefüllte Hostienschale gleichzeitig zum Altar gebracht werden.
2. Die Kollekte nicht vom Zelebranten entgegengenommen, wodurch sie für viele Gläubigen gar nicht mehr mit den übrigen Gaben in Verbindung gebracht wird. (Zumal ja oft schon das Gabengebet gesprochen wird, während dieser Teil der Gaben noch eingesammelt wird.)
Ja, das sind Mißbräuche, die das "erneuerte Ritual" des NO gar nicht zum Ausdruck kommen lassen, obwohl das hier ja wirklich nicht schwer zu verstehen wäre. Daran sieht man, wie problematisch es ist, neue Riten einzuführen, die zwar in sich ganz in Ordnung wären, aber keine lebendige Tradition haben.

In den USA wird dieser Teil der Neuen Liturgie oft extrem ausgeweitet - am deutlichsten zu sehen bei den (unglücklicherweise) Maßstäbe setzenden Eucharistiefeiern beim Los Angeles Religious Education Congress. http://www.recongress.org/

Da schreiten Damen (es müssen immer Damen sein) in Gymnastik-Bekleidung mit tänzerischen Gesten zum Altar, tragen zu viert mit viel Brimborium ein ausgebreitetes Altertuch wie die Sportler 1936 die Olympische Flagge, bemühen sich gefühlte 5 Minuten lang, es über den Altar auszubreiten und verschwinden dann pirouettendrehend irgendwo im Dunkel - dazu dramatische Musik, und dann die nächste Prozession. Und dann noch eine. Am beeindruckendsten immer die Prozession mit dem Evangelienbuch, das oft auf Laufstegen durch die halbe Halle getragen wird - natürlich auch mit Pirouettendrehungen, Spot on, Trommelwirbel, gelegentlich mit Applaus begrüßt.

Gruselig.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

civilisation
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von civilisation »

Es muß nicht immer Tanz sein. :tanz:

Diese Gabenbereitung hat auch was für sich:
http://www.youtube.com/watch?v=gRU3tIubETk

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ChrisCross
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von ChrisCross »

OT
civilisation hat geschrieben:Es muß nicht immer Tanz sein. :tanz:

Diese Gabenbereitung hat auch was für sich:
http://www.youtube.com/watch?v=gRU3tIubETk
Wieso hat man eigentlich in den Kölner Dom diese scheußliche Volksaltar-Insel eingebaut. Als ich letztes Mal im Dom war, sah es für mich so aus, als lasse sich der Hochaltar ganz gut in beide Richtungen benutzen.

/OT
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Augustinus Conf. I. 1

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Kantorin
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von Kantorin »

Bernado hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:Leider werden
1. Beide Handlungen meistens vermischt, indem z.B. leerer Kelch und gefüllte Hostienschale gleichzeitig zum Altar gebracht werden.
2. Die Kollekte nicht vom Zelebranten entgegengenommen, wodurch sie für viele Gläubigen gar nicht mehr mit den übrigen Gaben in Verbindung gebracht wird. (Zumal ja oft schon das Gabengebet gesprochen wird, während dieser Teil der Gaben noch eingesammelt wird.)
Ja, das sind Mißbräuche, die das "erneuerte Ritual" des NO gar nicht zum Ausdruck kommen lassen, obwohl das hier ja wirklich nicht schwer zu verstehen wäre. Daran sieht man, wie problematisch es ist, neue Riten einzuführen, die zwar in sich ganz in Ordnung wären, aber keine lebendige Tradition haben. ...
Das stört mich jedes Mal, dass während des "Tischdeckens und Tischgebets" ich meine Nase ins GL stecken soll, während vorn ein andere Handlung stattfindet. Das "Tischgebet" ist sehr schön, und ich freue mich, wenn es laut gebetet wird und das bekloppte Lied + Geldgeklimper ausfällt. Der Küster in meiner ehemaligen Gemeinde stellte die Kollektenkörbchen (Peddigrohr-Blumentöpfe mit Plastikfolie) auf den Ambo. :vogel:
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Protasius
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Re: Gabendarbringung oder Gabenbereitung?

Beitrag von Protasius »

Kantorin hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:Leider werden
1. Beide Handlungen meistens vermischt, indem z.B. leerer Kelch und gefüllte Hostienschale gleichzeitig zum Altar gebracht werden.
2. Die Kollekte nicht vom Zelebranten entgegengenommen, wodurch sie für viele Gläubigen gar nicht mehr mit den übrigen Gaben in Verbindung gebracht wird. (Zumal ja oft schon das Gabengebet gesprochen wird, während dieser Teil der Gaben noch eingesammelt wird.)
Ja, das sind Mißbräuche, die das "erneuerte Ritual" des NO gar nicht zum Ausdruck kommen lassen, obwohl das hier ja wirklich nicht schwer zu verstehen wäre. Daran sieht man, wie problematisch es ist, neue Riten einzuführen, die zwar in sich ganz in Ordnung wären, aber keine lebendige Tradition haben. ...
Das stört mich jedes Mal, dass während des "Tischdeckens und Tischgebets" ich meine Nase ins GL stecken soll, während vorn ein andere Handlung stattfindet. Das "Tischgebet" ist sehr schön, und ich freue mich, wenn es laut gebetet wird und das bekloppte Lied + Geldgeklimper ausfällt. Der Küster in meiner ehemaligen Gemeinde stellte die Kollektenkörbchen (Peddigrohr-Blumentöpfe mit Plastikfolie) auf den Ambo. :vogel:
Während der Gabenbereitung war aber immer schon Gesang (Offertorium). Aber das ist natürlich ein gutes Argument für Gregorianik: während der Chor das Offertorium singt, kann man besser dem Ritus der Zurüstung von Altar und Gaben folgen als bei einem Volkslied.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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