Moser hat geschrieben:Nur, warum muss man heutzutage beides mit Gewalt mischen?
Ich habe oben versucht, es anzudeuten: Es entspricht der guten Tradition der Kirche, dass jede Zeit an der Kirche weiterbaut und auch im ganz materiellen Sinne ihre Spuren hinterlässt, auch an den Kirchbauten. So ist es ganz normal, dass eine Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert einen barocken Turmaufsatz aus dem 18. Jahrhundert trägt, der eine Uhr mit Zifferblatt aus dem 20. Jahrhunderg beherbergt, während Orgelprospekt und Kanzel aus dem 19. Jahrhundert stammen. Diese Dinge sind nicht mit Gewalt gemischt, sondern sind organisch gewachsen. Jede Zeit hat ihr Teil beigetragen.
Moser hat geschrieben:Das Verständnis, was Gottesdienst sein soll, hat sich tatsächlich gewandelt.
Mir scheint, das Wort »geweitet« drückt es besser aus. Das Verständnis von Gottesdienst hat sich geweitet. Die Kirche ist aus einer vielleicht etwas einseitigen Engführung hinausgetreten in die Weite, die vom Geiste des Herrn erfüllt ist.
Dabei haben wir uns von verkrusteten Vorstellungen befreit und vertrauensvoll sicherlich auch einen Schritt auf unsere ökumenischen Schwestern und Brüder zu getan, mit denen wir im Glauben an Jesus Christus verbunden sind.
Moser hat geschrieben:Aber das entscheidende an der kath. Messe ist doch der Gedanke des Messopfers. Das war der Stein, an dem Luther sich in der Liturgie gestoßen hat. Wenn Du diesen ablehnst, bist du quasi Luthers Meinung und ich darf Dich herzlich in der ev. Kirche begrüßen
Die Wahrheit ist immer ein Sowohl-als-auch und darf nicht durch fundamentalistische Einseitigkeit verkürzt werden. Über eine lange Zeit wurde innerhalb der Katholischen Kirche einseitig der Opfercharakter der Messe überbetont. Das hat sicherlich auch zu den schmerzlichen Verwundungen beigetragen, die zur Trennung von Katholiken und Protestanten führten. Heute wissen wir, dass der Gottesdienst auch Dankfeier, Mahlfeier ist, im Gedenken an Jesus, an den, der sich selber hingab für uns. Damit sind wir auf einem guten Wege, auch die Hindernisse abzubauen, die die Kirchen noch voneinander trennen.
Moser hat geschrieben:Ich denke auf keinem Feld gibt es einen so grossen Dissens zwischen der Lehre der Kirche einerseits und der kirchlichen Praxis andererseits wie im Verständnis der Liturgie.
Sicherlich gibt es in der Amtskirche noch manche festgefahrene Meinung und viel Beharrungsvermögen. Aber wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen und miteinander die ersten Schritte gehen, kommen wir, das wandernde Gottesvolk, irgendwann -- davon bin ich überzeugt -- bei dem Punkt an, wo wir uns wieder geschwisterlich umarmen können, im Gedenken an die Liebe Jesu, die niemanden zurückgewiesen hat.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«