Lehrerausbildung (kath. Religion)

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Juergen
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Lehrerausbildung (kath. Religion)

Beitrag von Juergen »

Ich hatte heute nachmittag eine "hübsche" Lehrveranstaltung an der Uni. Es war ein Seminar zur Vorbereitung auf ein Schulpraktikum. Anwesend waren Studenten/-innen der Primarstufe (Grundschule) und Sekundarstufe I bzw II (Haupt-/Realschule; Gymnasium).

Zuersteinmal sollte jeder aufschreiben, wozu (Ziele/Inhalte) er Religionslehrer werden möchte.
Die Zettel wurden (ohne Namensnennung) eingesammelt und dann verlesen und der Dozent kommentierte dies auch gleich.

Nun gab es dort jemanden der etwas geschrieben hatte von der "Vermittlung von Glaubensinhalten".

Nun fragte der Dozent, was denn "Glaubensinhalte" seine. Wenn man in der Bibel lese, daß Jesus über das Wasser gegangen sei, ob man dann den Schülern vermitteln müsse, daß Jesus über das Wasser gehen konnte. Die wissenschaftliche Forschung würde doch klar sagen, daß dies unmöglich wörtlich zu nehmen sei. Sein Pfarrer würde so etwas vielleicht noch Kindern erzählen wollen, doch das sei alles nicht stand der wiss. Forschung und hätte im Religionsunterricht nichts verloren.
Es ginge im Religionsunterricht nicht darum irgendwelche Positionen oder die Positionen der Amtskirche zu vertreten, sondern darum den Schülern wissenschaftliche Erkenntnisse mitzuteilen und zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Glauben anzuregen.

Auf meine dezente Nachfrage, ob er diese Aussage auch z.B. vor dem Generalvikar wiederholen würde, fing er an sich hinter irgendwelchen Richtlinien zu verstecken und eierte nur noch rum.

Die Stunde ging weiter und immer mal wieder kamen so Aussagen wie jene, daß der Religionsunterricht nichts mit Katechese oder Glaubenslehre zu tun hätte.

Auch das neue Liturgiepapier wurde erwähnt. Es gäbe heute die Möglichkeit bis in die 10. Klasse "ökumenischen Religionsunterricht" zu machen. Wenn die Schüler schon alles zusammen machen würden, dann wäre es wohl nicht vermittelbar, daß es bei der Feier des Abendmahls nicht ginge. Da wäre es dann schwierig wie man sich entscheiden sollte und es gäbe eine "Reibung".

Auf das Thema "Vermittlung christl. Werte", welches von einem Student/-in genannt wurde, fragte er, was denn "christliche Werte" seien. Da müsse sich jeder kritisch mit den Äußerungen der Kirche auseinandersetzen und diese für sich selbst finden. Wenn ihn eine Schüler z.B. fragen würde, ob er beim letzten ökum. Kirchentag zum "ökumenischen Abendmahl" gegangen wäre, so würde er natürlich "Ja" sagen, das wär doch keine Frage. Es wäre eh' nicht aus der Schrift zu begründen, daß so etwas verboten sei.

Gotlob, war dies gegen Ende der Seminarsitzung. Ich hoffe ich bekomme keine große Rechnung, denn der Tisch an dem ich saß weist erhebliche Bißspuren auf. Gut das es ein Stuhl mit Lehne war, sonst wäre ich glatt heruntergefallen.....

-----------------------

Soweit, so schlecht.

Ich habe nichts gegen einen wissenschaftlichen Diskurs und Disput über diese oder jene Glaubensaussage oder auch röm Verlautbarung.

Aber ein Lehrer, der vor einer Klasse steht, vertritt m.E. auch immer die Kirche in deren Auftrag er Religionsunterricht erteilt.
Da kann der Lehrer m.E. nicht einfach hingehen und sagen "Klar würde ich zum 'ökumenischen Abenmahl' gehen."
Er hat auch eine "Vorbildfunktion". Wenn der Lehrer dann noch einen drauf setzt und sagt, daß schon im Studium die Lehrenden dasselbe gesagt haben, ja wie bitte soll da noch den Schülern klar gemacht werden, daß es einen Unterschied zwischen ev. Abendmahl und Eucharistie gibt?

Wenn solche Positionen schon in der Lehrerausbildung vertreten werden, dann wundert es mich nicht, wenn die Schüler heute an nix mehr glauben.

:motz:

(Es gäbe noch mehr zu berichten, aber das Posting ist ja schon überlang.)
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Cicero
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Beitrag von Cicero »

Thema einer Prüfung (nicht meines) in systematischer Theologie (Studiengang Leeramt Sek II) an einer deutschen Universität:

"Die Eucharistie - diskriminierendes Mahl der Trennung"

Noch Fragen?
Fünf Jahre Theologiestudium für das Leeramt Sek II. und immer noch katholisch, toi toi toi

nein, es ist kein Schreibfehler

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Edi
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Beitrag von Edi »

Ist doch nichts Neues, dass an den Unis weitgehend der Glaube aberzogen wird, falls er überhaupt da war. Ich kannte einige ev. Theologiestudenten, die von Haus aus einen echten Glauben hatten, aber selber einräumten, dass man diesen beim Studium ohne weiteres verlieren könne, wenn man nicht gefestigt sei.

Frag sich nur, warum es die Verantwortlichen haben soweit kommen lassen. Jede Firma würde jene entlassen und zwar flott, die gegen ihre Firmenphilosophie oder ihr Firmeninteresse verstossen.
Übrigens machen das Freikirchen auch flott, falls jemand mit deren Glaubensart - und form nicht einig ist.
Zuletzt geändert von Edi am Dienstag 27. April 2004, 20:52, insgesamt 1-mal geändert.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Cicero hat geschrieben:Thema einer Prüfung (nicht meines) in systematischer Theologie (Studiengang Leeramt Sek II) an einer deutschen Universität: "Die Eucharistie - diskriminierendes Mahl der Trennung"
Da war bestimmt ein Fragezeichen dahinter. Bzw. stand da: "Nimm Stellung zu folgender Aussage:..."

Zu dem, was Jürgen geschrieben hat, möchte ich als Religionslehrer natürlich Stellung nehmen, aber lasst mir bitte ein wenig Zeit.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Mir geht es im Religionsunterricht nicht primär darum, den Schülern Wissen zu vermitteln, sondern ich möchte sie dazu befähigen, sich ihren Standpunkt zu konstruieren. Dabei geht es mir natürlich auch um Vermittlung von Glaubensinhalten. Ich sehe mich schon als jemanden, der für den christlichen Glauben "wirbt", indem ich aufzeige, dass, wer glaubt, mehr vom Leben hat und es nicht unvernünftig ist, zu glauben - ohne dabei jedoch indoktrinieren zu wollen. Ich biete ihnen meine Überzeugungen an, ohne sie zu imposieren, und sehe deshalb das Ziel meines Unterrichts nicht als gescheitert an, wenn einer sich aufgrund dessen, was er bei mir gehört hat, sich gegen die ganze Sache entscheidet. Um die Vermittlung von zentralen Glaubensinhalten geht es mir schon. Zentrale Glaubensinhalte wären für mich: Wir sind zur Auferstehung berufen, Gott ist Schöpfer und Träger der Welt, Jesus hat die Welt verändert und ruft uns in seine Nachfolge, das Leid in der Welt widerspricht nicht der Existenz Gottes usw. Sehr Grundsätzliches halt. Ganz wichtig ist mir auch, dass es mehr als die wissenschaftliche Wahrheit gibt. Deshalb finde ich es auch absolut unproduktiv und unnötig, im RU biblische Texte auf die Weise zu behandeln, wie es in Jürgens Seminar vorgeschlagen wurde. Auf die Aussageintention der höchst theologischen biblischen Texte kommt es mir an, und diese möchte ich mit den Schülern herausarbeiten.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich könne mich in allen Punkten mit der offiziellen Position der Kirche identifizieren. Stossen wir im Unterricht auf so eine Frage, wo ich selber nicht so recht weiss, bin ich den Schülern gegenüber immer sehr ehrlich und sage ihnen meine Position (bzw. dass ich in dieser Frage noch nicht so recht weiss, was ich denken soll) - die Schüler mögen es überhaupt nicht, wenn man sich hinter einer Institution verbirgt -, ich bin jedoch immer loyal gegenüber der Kirche, stelle den Schülern die Position der Kirche auch immer vor und versuche, so gut es mir gelingt, diese Position positiv zu begründen und irgendwie glaubhaft zu machen. Im Übrigen sind alle diese Fragen wie Zölibat, Pille usw. nicht mehr die Themen, die den Schülern oben liegen. Eine kirchen- oder papstkritische Show abzuziehen, das kommt heute gar nicht mehr an.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Auf meine dezente Nachfrage, ob er diese Aussage auch z.B. vor dem Generalvikar wiederholen würde, fing er an sich hinter irgendwelchen Richtlinien zu verstecken und eierte nur noch rum.
:argue:

Klasse, Dein Beitrag 8)
Und dafür biste so früh aufgestanden? :mrgreen:

Laura

Beitrag von Laura »

Ich habe im Moment keine Zeit, die ganzen Vorwürfe im Einzelnen zu kommentieren, kann aber nur sagen, dass mir solche Dinge in 12 Semestern Lehramtsstudium, 2 Jahren Referendariat und inzwischen 7 Jahren Schuldienst (z.B. bei Fortbildungen) noch nicht passiert werden.
Normalerweise werden solche Themen überhaupt nicht diskutiert.

Kann es sein, dass der Dozent ein kleiner Kirchenfrusti (verhinderter Priester?) war? Oder wollte er nur provozieren? Das könnte nämlich auch sein ... Oder sich Sympathien sichern?

Meiner Wahrnehmung nach werden die Theologiestudentinnen und -studenten eher "braver" und konservativer als in meinem Studium vor etwa 10 Jahren. Damals, zur Zeit des Kirchenvolksbegehrens war der Wille zur bewussten Provokation viel größer.

Und ich freue mich auf Deine Schüler, die nach Deinem Religionsunterricht sicher viel mehr glauben werden als vorher ...
Zur Zielsetzung des Religionsunterrichts empfehle ich die Lektüre des Synodenbeschlusses, auch zu den Anforderungen an den Religionslehrer - dort ist zum Beispiel auch die Rede von "kritischer Distanz" zur Kirche in Kombination mit "Treue".


Laura

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Juergen, mich würde noch in Bezug auf diese anonymen Zettel interessieren: Was stand denn da noch alles so drauf? Wozu möchten deine deutschen KollegInnen ReligionslehrerInnen werden?
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Laura

Beitrag von Laura »

Thierry, Deinen Beitrag könnte ich voll unterschreiben.
Mir geht es im Unterricht auch primär um eine Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben und zur Befähigung zu einer reflektierten eigenen Entscheidung für oder gegen die christlichen Glauben.

Und dabei möchte ich schon, dass sie in mir einen Menschen erleben, der kritisch nachfragen kann, der sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden gibt, der aber auch aus seinem Glauben kein Geheimnis macht.

Kritische Distanz und Zugehörigkeit zur Kirche schließen einander nicht aus. Ich kann im Unterricht durchaus deutlich machen, dass ich nicht jedes
Dokument, das aus Rom kommt gutheiße, dass ich Anfragen habe. Aber ich sollte meine Meinung nicht zur Wahrheit erklären...
Ich würde hier sagen: Ich kann im Unterricht alles behandeln, was in der theologischen Diskussion an den Unis diskutiert wird ... z.B. könnte ich in der Oberstufe durchaus zum Ökumenischen Abendmahl verschiedene Dokumente lesen, Aussagen von Theologen, die sich dafür aussprechen genauso wie die kirchlichen Äußerungen dagegen und dann die Schüler anhalten, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Laura

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

In Luxemburg haben wir - in Anlehung an Belgien - grundsätzlich ein andere Zielsetzung und Auffassung vom RU als in Deutschland. Geht es in Deutschland eher um Wissensvermittlung, haben wir eher eine konstruktivistische Vision. Und damit ist noch gar nichts über die Kirchlichkeit und Glaubenstreue des Ganzen gesagt, denn Wissensvermittlung bedeutet nicht unbedingt Katechismusunterricht.
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Das Schönste am Beruf des Religionslehrers finde ich sowieso, ist immer noch die Gespräche mit den Lehrern in der Lehrerkonferenz. Ich habe das Glück, in einem Schule zu unterrichten, die erst diesen Herbst eröffnet wurde. Deshalb sind die meisten LehrerInnen in meinem Alter (25-30 Jahre), und meist religiös höchst unmusikalisch und ungebildet, aber sehr interessiert. Die Zeiten, wo sich die Religionslehrer gegenüber den kirchenkritischen und atheistischen Lehrern immer wieder behaupten und ihre Existenz rechtfertigen mussten, sind auch so langsam weit vorbei. Die neue Lehrergeneration ist hier anders, viel aufgeschlossener und sehen einen als Vertreter eines ganz "normalen" Fachs an.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Laura hat geschrieben:Kann es sein, dass der Dozent ein kleiner Kirchenfrusti (verhinderter Priester?) war? Oder wollte er nur provozieren? Das könnte nämlich auch sein ... Oder sich Sympathien sichern?
Da der Dozent die Aussagen öffentlich und nicht im privaten gemacht hat, mag ein Verweise auf seine Hompage an der Uni in diesem Fall erlaubt sein.
Gruß Jürgen

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ich werde Euch über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten. Die nächste Seminarsitzung findet nicht in der Uni statt, sondern im "Konrad Martin Haus". Dann spricht ein Vertreter des Generalvikariats über die Bedingungen zur Erlangung der missio canonica. Mal schauen, ob und was der über Ziele im Religionsunterricht sagt. Notfalls muß ich da mal unschuldig nachfragen :)
Zuletzt geändert von Juergen am Dienstag 27. April 2004, 22:11, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Laura hat geschrieben:»Zur Zielsetzung des Religionsunterrichts empfehle ich die Lektüre des Synodenbeschlusses, auch zu den Anforderungen an den Religionslehrer - dort ist zum Beispiel auch die Rede von "kritischer Distanz" zur Kirche in Kombination mit "Treue".«
Hast du mal eben den griechischen Originaltext zur Hand? Danke schön! :)
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Petra
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Beitrag von Petra »

Synodenbeschlüsse erscheinen im Original in griechisch? :kratz:

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Petra hat geschrieben:Synodenbeschlüsse erscheinen im Original in griechisch? :kratz:
Klar!
Auf gut Griechisch: Synodos beschlussos! :D :D :D
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Petra hat geschrieben:Synodenbeschlüsse erscheinen im Original in griechisch? :kratz:
Na ja, irgendwann ist man auf Latein umgestiegen. – Um welche ging’s denn nun eigentlich?
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Vielleicht erschien ja der Originaltext der Würzburger Synode auf fränkisch...

Stefan

Beitrag von Stefan »

Wie wärs mit schwäbisch?
11. Synod vo Toledo (672-676) hat geschrieben:Die göddliche Dreifaldigkeid

(1) Mir bekenne und glaube, daß d heilig und unausschbrechliche Dreifaldigkeid, dr Vadr und dr Sohn und dr Heilig Geisch, ihrr Nadur no oi Godd isch, vo oir Subschdanz, oir Nadur, au oir Erhendheid und Krafd.

(2) Und mir bekenne, daß dr Vadr nedd gzeigd und nedd gschaffe, sonderet ungezeigd <ischd>. Er leided sai Urschbrung nämlich vo niemandem hr, r, aus dem sowohl dr Sohn d Geburd als au dr Heilig Geisch des Hervorgehe embfing. Er isch also d Quelle und dr Urschbrung dr ganze Godtheid. (3) Er isch au dr Vadr sois Wesens, r, dr vo sainr unausschbrechlichet Subschdanz auf unausschbrechliche Weise den Sohn zeigde und nohoch nix anders, als was r selbsch isch, zeigde [Er, dr Vadr, nämlich sai unausschbrechlichs Wese, zeigde au auf unausschbrechliche Weise den Sohn sainr Subschdanz und zeigde nohoch nix anders, als was r selbsch ischd]: Godd <zeigde> Godd, Lichd des Lichd; vo ihm also isch „jed Vaderschafd im Himml und auf Erden"

(4) Mir bekenne au, daß dr Sohn vo dr Subschdanz vom Vaders ohne Anfang vor den Zeide gebore, jedoch nedd gmachd wurde: noh wedr war dr Vadr irgendwann ohne den Sohn, no dr Sohn ohne den Vadr. (5) Und nohoch <ischd> nedd, wie dr Sohn vom Vadr, so dr Vadr vom Sohn, weil nedd dr Vadr vom Sohn, sonderet dr Sohn vom Vadr d Zeigung embfing. Dr Sohn isch also Godd vom Vadr, dr Vadr abr Godd, jedoch nedd vom Sohn; <r ischd> nämlich Vadr vom Sohns, nedd Godd vom Sohn: jenr abr isch Sohn vom Vaders und Godd vom Vadr. Dennoch isch dr Sohn in allem Godd, dem Vadr, gleich; noh wedr begann sai Geburd irgendwann, no hörde sie auf.

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Ich habe den Synodenbeschluss gerade mal nicht zur Hand und wäre daher erfreut, wenn mir mal jemand den Begriff der "kritischen Distanz" mit Inhalt füllen könnte und wie er sich praktisch mit der "Treue" vereinbaren lässt.

Mir klingt das eher wie "Liebling, Du siehst nicht nur heute ziemlich daneben aus und Pickel hast du nicht nur im Gesicht, sondern auch auf der Seele, und überhaupt weiß ich eigentlich gar nicht mehr, warum ich dich geheiratet habe - aber sei sicher: Fremd werde ich nie gehen." [Und der mißgünstige Kirchensteuerzahler ergänzt: "Schon weil er ja von ihrem Geldbeutel finanziert wird..."]

In einem anderen Thread war die Rede von der heiligen Kirche und davon, wie die Sündigkeit der Glieder mit der Makellosigkeit der Braut zusammengeht. Wozu geht dann so ein Religions- oder Theologielehrer auf Distanz? Zur Sündigkeit der Glieder? Zur Braut? Wie lässt er das im Unterricht merken?

Positiv: Ich meine, statt von der "kritischen Distanz" sollte man eher von dem Paulus-Satz her denken: "Ich weiß, wem ich geglaubt habe." Denn der nimmt meine Rationalität und meine Treue zum Glauben gleichermaßen in die Pflicht.
Zuletzt geändert von lancelot am Mittwoch 28. April 2004, 07:56, insgesamt 1-mal geändert.

Edith
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Beitrag von Edith »

Verstehe ich das richtig: wenn ich in katholischen Religionsunterricht gehe, ist es völlig falsch, zu erwarten, daß man lernt, was die Kirche denn lehrt?


Und wieso wundern wir uns dann so, daß die Leut keine Ahnung haben?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Edith hat geschrieben:Verstehe ich das richtig: wenn ich in katholischen Religionsunterricht gehe, ist es völlig falsch, zu erwarten, daß man lernt, was die Kirche denn lehrt?
So habe ich den Dozenten auch verstanden.
Er meinte, der Religionsunterricht sei vor allem auch Religionswissenschaft und handele über die Religionen. In keinster Weise sei er jedoch als Katechese mißzuverstehen.
Zuletzt geändert von Juergen am Mittwoch 28. April 2004, 07:56, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß Jürgen

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Edith
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Beitrag von Edith »

Juergen hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:Verstehe ich das richtig: wenn ich in katholischen Religionsunterricht gehe, ist es völlig falsch, zu erwarten, daß man lernt, was die Kirche denn lehrt?
So habe ich den Dozenten auch verstanden.
Er meinte, der Religionsunterricht sei vor allem auch Religionswissenschaft und handele über die Religionen. In keinster Weise sei er jedoch als Katechese mißzuverstehen.
aha. Und bei welcher Gelegenheit stellt sich der Dozent vor, sollte Katechese stattfinden? Beim Ehevorbereitungsseminar? :motz: Oder erst kurz vor der kirchlichen Beerdigung?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Wenn ich ihn richtig verstanden habe: überall, nur nicht im Religionsunterricht.


Nebenbei.
Ich hatte vor einigen Wochen ein Gespräch mit einem Vertreter der "Hauptabteilung Schule" des Generalvikariats.
Dort hörte es sich ganz anders an. Der meinte, es müsse ein konfessioneller Religionsunterricht stattfinden in dem von den Lehrern klar die Positionen der Kirche (in dessen Anstellung sie ja auch stehen) vertreten werden.
Das Fach Religion dürfe - so meinte er weiter - nicht zu einem Fach werden, in dem nur noch über soziale Fragen usw. gesprochen werde und dann genausogut von einem Soziologen abgehalten werden könnte.
Gruß Jürgen

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Aus dem St.-Josef-Newsletter (gibt eine Meldung von Radio Vatikan wieder):
Johannes Paul II. rief die Lehrenden an den katholischen Universitäten aber auch zur Ordnung. "Die Bedrohungen durch Individualismus, Pragmatismus und Rationalismus breiten sich auch in den Bildungseinrichtungen aus. Hier werden sich die kirchlichen Institutionen bemühen, die Treue zum Glauben mit der Mut der Vernunft zu verbinden. Die Lehrer müssen sich darüber im klaren sein, dass die Interpretation der Offenbarung einzig dem 'lebendigen Lehramt der Kirche' anvertraut ist, das seine Aufgabe im Namen Jesu Christi ausübt."
Gruß Jürgen

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Da gab es auch mal '"Ex Corde Ecclesiae", die "Apostolische Konstitution Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. über die katholischen Universitäten" - aber die ist wahrscheinlich qua Nicht-Rezeption durch den Sensus (In)Fidelium ungültig oder wertlos geworden? Und gilt für theologische Fakultäten an staatlichen Univ sowieso nicht?

Stefan

Beitrag von Stefan »

Wie wird eigentlich im heutigen Religionsunterricht Glaubensverteidigung gelehrt? Bei uns war es so, daß wir am Beispiel unseres Religionslehrers, der sich gegen die komplette Klasse verteidigen mußte (und es auch mit beachtlichem Erfolg getan hat) am besten lernen konnten.

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Edi
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Beitrag von Edi »

Eine der Lehrveranstaltungen desselbigen Dozenten:

"Wundergeschichten in den Sekundarstufen unterrichten
S 2: Fr 9 - 11 N 1.101 Garske
Beginn: 23. 04. 2004
An den ntl. Wundergeschichten kommt der RU nicht vorbei. Doch wie erschließt man methodisch angemessen Erzählungen, von denen die Exegese heute die meisten für reine Poesie halten, deren historischer Wahrheitsgehalt also gegen Null geht? Und wie nähert man sich jenen Geschichten, die mit großer Wahrscheinlichkeit dem historischen Jesus zugeschrieben werden können? Auf der Grundlage exegetischer Aussagen und Deutungen werden diverse Methoden der Annäherung geplant, erprobt und reflektiert. Eine persönliche Anmeldung in meinem Büro ist auf Grund der begrenzten Teilnehmerzahl notwendig."

Hier der Link dazu:

http://www-fakkw.upb.de/institute/kathReligion/Lehre/

Scheinbar habe ich doch vor kurzem doch recht gehabt als ich geschrieben habe, gewisse Theologen sollten sich mal aus ihrer Schreibstube herausbewegen ins normale Leben, z.B. mal nach Lourdes oder so gehen,wo manche Wunder selbst medinisch belegt sind, auch wenn einige mir das übel genommen haben. Heute wird doch alles immer mehr infrage gestellt, nur nicht die Theorien solcher Leute.
Zuletzt geändert von Edi am Mittwoch 28. April 2004, 09:09, insgesamt 3-mal geändert.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Also bei uns (meine Erfahrungen mit dem Reliunterricht sind allerdings auch schon mehr als 15 Jahre her - habe Religion irgendwann abgewählt) ging es jahrein jahraus immer nur um ein Thema, nämlich "Freundschaft und Liebe". Der Lehrer hat zwar die Posititon der Kirche verteidigt, sogar wenn es um Themen wie Selbstbefriedigung etc. ging, aber überzeugend fand ich das nicht.

Eigentlich zweifle ich stark daran, dass man mit Diskussionen jemandem den Glauben vermitteln kann (Ausnahmen mag es geben). Wer Probleme hat zu glauben, der wird niemals die Position der Kirche zu vielen Themen annehmen können.

Ich finde Ansätze gut, wo den Schülern z.B. Gebetspraxis beigebracht wird. Das schafft eine viel bessere Grundlage für Glaubensvermittlung und Glaubensverteidigung. Allerdings muss man mit viel Widerstand von Seiten der Eltern rechnen, während die Schüler wesentlich offener dafür sind und selbst erfahren können, dass Gebet alles andere als langweilig ist.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Dirk hat geschrieben:Ich finde Ansätze gut, wo den Schülern z.B. Gebetspraxis beigebracht wird. Das schafft eine viel bessere Grundlage für Glaubensvermittlung und Glaubensverteidigung.
Sorry, aber ich frage mich manchmal, wie naiv ihr seid. Wenn wir so anfangen, dann fliegen wir hochkantig aus dem staatlichen Schulsystem raus.
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Beitrag von cathol01 »

Edi hat geschrieben:Eine der Lehrveranstaltungen desselbigen Dozenten:
"Wundergeschichten in den Sekundarstufen unterrichten
Wie würdet ihr denn zum Beispiel eine solche Unterrichtseinheit zum Thema Wundergeschichten gestalten - ganz konkret?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

»… Würzburger Synode …«
Ach Herrje. Dieses Würzburger Meeting von vor fast einem halben Jahrhundert war gemeint? Was trägt das denn zur Sache bei? Was auf diesem Meeting, das in der Verfassung der Kirche überhaupt keinen Platz hat und für den Glauben absolut irrelevant ist, dieser oder jener gemeint, gewollt oder beschlossen hat, das interessiert doch heute keine Sau mehr.
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