Seite 1 von 6

Suizid

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 21:16
von Raimund J.
In diesen Tagen musste ich leider um eine schlimme Erfahrung "reicher" werden. Ein guter Freund zu dem zwar in den letzten Jahren der Kontakt abgerissen war, mit dem ich aber in der Vergangenheit (hauptsächlich so im jungen Erwachsenenalter) sehr viel unterwegs war, wurde heute nachmittag begraben. Er hat sich vor wenigen Tagen umgebracht. Auf der Trauerfeier, die der evangelische Pfarrer leitete wurden (natürlich in Absprache mit den Eltern) einzelne Zeilen aus einem Abschiedsbrief zitiert. Es war erschütternd zu hören, wie eine depressive Erkrankung jemanden so in die Enge treiben kann, daß er - bei ansonsten klarem Verstand - absolut keinen anderen Ausweg mehr sieht. Trotz des Schmerzes den er den Angehörigen und Freunden zufügen werde, sah er sich eigentlich über Monate hinweg schon nicht mehr am Leben und hoffte nun endlich auf Frieden und Wohlbefinden bei Gott. Er könne es sich selbst nicht erklären, aber es gehe nicht mehr anders. So seine Worte.

Muss man in so einem Fall nicht sagen, daß es sich letztlich um eine tödliche Krankheit gehandelt hat? Findet er Heil und Erlösung bei Gott? Ich hoffe es so sehr.

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 21:35
von anneke6
Wir dürfen Hoffnung für jemanden haben, der Selbstmord begangen hat. Nur Gott weiß, was für Faktoren da mitspielten, und in wieweit der Entschluß, das Leben eigenmächtig zu beenden, frei war.

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 21:39
von Petra
anneke6 hat geschrieben:Wir dürfen Hoffnung für jemanden haben, der Selbstmord begangen hat. Nur Gott weiß, was für Faktoren da mitspielten, und in wieweit der Entschluß, das Leben eigenmächtig zu beenden, frei war.
So isses :ja:

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 22:17
von regina 32
Ich bin absolut davon überzeugt, dass Gott nicht negativ über Suizidopfer urteilt, welche aufgrund ihrer depressiven Erkrankung nicht mehr können.

Sonst wäre er wirklich wahnsinnig ungerecht!

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 22:40
von incarnata
Nicht zuletzt die Erkenntnis,daß der sogenannte Freitod in den wenigsten Fällen aus freiem Willen,sondern unter dem Zwang einer Schizophrenen Psychose oder einer Depression,die zum Krankheitsbild der cyclotymie(früher manisch-depressives Irresein genannt)gehört- vorgenommen wird, hat ja zu der Aufhebung des Verbots,Selbstmörder kirchlich zu beerdigen geführt.Cyclotyme Depressive sind vor allem dann gefährdet,wenn sie sich gerade auf dem Wege der Besserung aus ihrem tiefen Loch der-Losigkeit(Antriebs-Freud-Sinn-Interesse-Hoffnungslosigkeit) befinden:der Antrieb ist schon wieder da,aber das Leben wird noch als absolut unerträglich empfunden.
Eine andere Quelle der Auslösung tiefer Depressionen ist hormoneller Natur: hierzu gehört die Wochenbettpsychose,in der manchmal Mütter ihre Kinder und/oder sich selbst umbringen,der pubertäre Selbstmord z.B. bei Schulversagen und nicht zuletzt die klimakterischen Depressionen,die gerade bei Männern häufig zu spät erkannt werden,da Männer sich mehr gegenüber ihren Angehörigen verschliessen und seltener Ärzte aufsuchen.

Ein fester Glaube bietet einen gewissen Schutz,kann aber auch versagen.Ein Beispiel hierfür ist Jochen Klepper,der wunderbare christliche Gedichte schrieb,dann aber von den Nazis in eine Zwangslage getrieben wurde(sie wollten seine jüdische Ehefrau nach Auschwitz abtransportieren) und es vorzog mit ihr gemeinsam durch Suicid aus dem Leben zu gehen.Franz Werfel wiederum brachte sich um,obwohl er in USA in Sicherheit war und gerade das Lied von Bernadette geschrieben hatte.Er verzweifelte an der Emigrantensituation und überschätzte die Dauer der Naziherrschaft;vermutlich ist er auchdem Hormondämon zum Opfer gefallen
Jedenfalls lohnt es sich für alle diese armen Menschen zu beten !

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 22:48
von incarnata
Man sollte sich auch klar sein,daß niemand sich sicher sein kann,daß ihm nicht irgendwann ein paar Transmitter aus den Hirnsynapsen fallen !Leider stimmt auch der Spruch nicht,daß die Erinnerung das einzige Paradies sei,aus dem wir nicht vertrieben werden können,wenn man die Zunahme der Demenzen-oft schon in mittlerem Lebensalter sieht.da hilft nur psalm 91 und das Vertrauen darauf,nicht tiefer zu fallen als in Gottes Hand.

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 22:54
von anneke6
Vor einigen Jahren hieß es, ein Professor habe sich umgebracht. Er war noch nicht alt, und er galt als verständnisvoll und nett. Ich war erschrocken darüber, sowohl über seinen Tod als auch über die Umstände.
Ich habe seinen Namen gleich auf eine "wypominki"-Liste geschrieben. Dies ist ein polnischer Brauch — vielleicht gibt es das auch anderso — Namen von Verstorbenen auf Zettel zu schreiben, die während einer Messe vorgelesen werden.
Ich wußte damals nicht über die genaue Art des Selbstmordes. Ich vermutete, er habe sich erhängt oder erschossen, die populären Selbstmordarten eben.
Irgendwann erzählte mir eine Kommilitonin, er sei vom Dach seines Appartmentblocks gesprungen. Sie bestätigte, daß der Prof Depressionen gehabt hatte, aber sie meinte, er habe wohl auch Drogen konsumiert.
Als ich von Fällen hörte, wo Männer nach dem Konsum von Absinth glaubten, sie seien ein Vögelchen (mindestens einer ist aus dem Fenster gesprungen, zum Glück aber aus dem Erdgeschoß) könnte ich mir vorstellen, daß es kein Selbstmord war, sondern ein Unfall.

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 22:57
von Raimund J.
incarnata hat geschrieben:da hilft nur psalm 91 und das Vertrauen darauf,nicht tiefer zu fallen als in Gottes Hand.
"Denn dies hat Gott uns zugesagt: Wer an mich glaubt sei unverzagt,
weil jeder meinen Schutz erfährt; und wer mich anruft wird erhört.
Ich will mich zeigen als sein Gott, ich bin ihm nah in jeder Not;
des Lebens Fülle ist sein Teil, und schauen wird er einst mein Heil."

GL: 291/3

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 23:15
von maliems
Depression ist offensichtlich (das sage ich als nicht-mediziner) eine krankheit, und insofern ist selbstmord eines depressiven sicher nicht sünde wider den hl. geist.

ansonsten wurde selbstmord (soweit ich mich eingelesen habe) in der tradition als (unvergebbare) sünde wider den hl geist gesehen.

dies ist sicher sachlich berechtigt, weil es die aufgabe der christl. tugend der hoffnung ist.

(ich selbst habe einen lieben freund verloren, der sich aus liebeskummer umgebracht hat).

soweit ich sehe, hat die kirche das verbot des kirchl. begräbnisses eines selbstmörders deshalb aufgegeben, weil sie damit rechnet, dass der selbstmörder noch in den letzten augenblicken seines lebens vollkommene reue (contritio im gegensatz zur attritio) empfinden kann, die sündentilgend ist.

Verfasst: Donnerstag 28. August 2008, 23:23
von anneke6
Es ist wohl möglich, noch vollkommene Reue zu erwecken, wenn man langsam an tödlichem Gift stirbt oder mit aufgeschnittenen Pulsadern verblutet. Wenn man sich erhängt oder erschossen hat, geht das wohl nicht mehr.
Ich glaube eher, daß ein schwer depressiver wahrscheinlich nicht die volle Freiheit zum Begehen einer schweren Sünde hat.

Verfasst: Freitag 29. August 2008, 10:55
von regina 32
Andere These (ist mir grad gekommen)

Ein Depressiver hat (oft Jahrelang vor seinem Suizid) sowieso schon die "Höllle auf Erden" - vielleicht geht es dann sogar mehr oder weniger direkt in den Himmel

Kompliment

Verfasst: Freitag 29. August 2008, 16:52
von sofaklecks
Kompliment, Incanata. Chapeau!

Den Satz:

Cyclotyme Depressive sind vor allem dann gefährdet,wenn sie sich gerade auf dem Wege der Besserung aus ihrem tiefen Loch der-Losigkeit(Antriebs-Freud-Sinn-Interesse-Hoffnungslosigkeit) befinden:der Antrieb ist schon wieder da,aber das Leben wird noch als absolut unerträglich empfunden

sollte sich jeder vor Augen halten, der Gefahr läuft, sich von der Depression des Partners anstecken zu lassen.

Ich habe das selbst einmal erlebt: Als ich gerade aus meinem Tal der Tränen aufbrechen wollte, bekam ich nochmals einen kleinen Schubs. Ich hatte das Gefühl, das Napoleon gehabt haben muss, als er sah, dass die Truppen, die am Nachmittag der Schlacht bei Waterloo am Horizont auftauchten nicht seine sehnlichst erhoffte zweite Armee, sondern Blüchers Preussen waren. Gegen das Loch, in das ich da gefallen bin, war meine ursprüngliche Depression eine gemütliche Kuschelgrube.

sofaklecks

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Freitag 1. Januar 2010, 15:10
von martin v. tours
Die folgenden Beiträge stammen ursprünglich aus diesem Thread: viewtopic.php?f=1&t=1414
Niels, mod.


ich poste den artikel mal hier, weil es auch um fr. käßmann geht,ich finde den artikel aber grundsätzlich interesant:

http://ef-magazin.de/29/12/26/1758-ei ... -des-todes

zitat daraus:
Luther stünde heute sicher auf der Seite des katholischen Papstes, wenn er nicht bereits zur Orthodoxie konvertiert wäre.

martin v. tours
p.s. die leserkommentare zu dem artikel sind auch nicht ohne

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Freitag 1. Januar 2010, 16:30
von Lutheraner
martin v. tours hat geschrieben:ich poste den artikel mal hier, weil es auch um fr. käßmann geht,ich finde den artikel aber grundsätzlich interesant:

http://ef-magazin.de/29/12/26/1758-ei ... -des-todes

zitat daraus:
Luther stünde heute sicher auf der Seite des katholischen Papstes, wenn er nicht bereits zur Orthodoxie konvertiert wäre.
Der Artikel ist Müll. Enke war Katholik und die kirchliche Trauerfeier fand als ökumenischer Gottesdienst statt.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Freitag 1. Januar 2010, 16:33
von cantus planus
Ich halte den Artikel auch für relativ ungare Polemik. Einige Tendenzen werden zwar richtig aufgezeigt, aber hier geht es insgesamt offenkundig eher um Kritik um der Kritik willen. Dass die Trauerfeierlichkeiten und die mediale Inszenierung einen denkenden Menschen ziemlich befremden mussten, steht auf einem anderen Blatt.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Samstag 2. Januar 2010, 17:42
von lutherbeck
"Ab nun ist Selbstmord eine durch die EKD abgesegnete Form des Lebensentwurfs und macht Schule."

Also, das ist nun doch wirklich Polemik auf niederster Ebene - unserer Kirche unwürdig...

Lutherbeck :patsch:

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 00:23
von Lutheraner
cantus planus hat geschrieben:Dass die Trauerfeierlichkeiten und die mediale Inszenierung einen denkenden Menschen ziemlich befremden mussten, steht auf einem anderen Blatt.
:daumen-rauf:

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 00:47
von cantus planus
Vor allem fiel mir auf, dass kein Mensch darüber sprach, was ein Selbstmörder den Hinterbliebenen antut, insbesondere den Kindern, denen jetzt ihr Vater fehlt. Es wurde nicht darüber gesprochen, dass ein Selbstmord keine Probleme löst - sondern man sich damit feige aus der Verantwortung zieht und seine Probleme auf andere abwälzt, die diese übernehmen und verarbeiten müssen. Man gibt ihnen keine Gelegenheit, sich dagegen zu verwahren.

Was dort - gerade auch medial - gelaufen ist, ist für mein Empfinden untragbar. Der Selbstmord als Ausweg ist damit zu einer quasi ehrenvollen "Lösung" geworden. Dass man Depression und Selbstmord heute anders einschätzt, als noch vor wenigen Jahren, ist gut und war überfällig. Was aber nun passiert, ist eine Pervertierung.

Aber das haben wir in den letzten Jahrzehnten bei vielen gesellschaftlichen Tabus erlebt: ein notwendiger Wechsel im Umgang mit bestimmten Themen ist schlagartig ins genaue Gegenteil verkehrt worden. Und die Medien immer mittenmang dabei.

Und in diesem Fall auch der DFB. Wo war das vielgepriesene "Vorbild des Sports" und der Sportler in diesem Fall? Eine übertraf den anderen mit Gejammer. Viele beurteilten mit ihren küchenpsychologischen Grundkenntnissen die Motive. Aber die Wirkung wurde ignoriert. Vermutlich sogar bewusst verschwiegen.

Pfui Deibel!

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 00:51
von obsculta
Nein Cantus,Selbstmord ist nicht feige.Er ist verzweifelt und entschlossen,
Aber feige ganz und gar nicht.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 00:52
von cantus planus
Der Akt des Selbstmordes nicht. Die Hoffnung auf "Selbsterlösung" dabei aber sehr wohl.
Selbstmord ist Flucht. Und Flucht ist im Gegensatz zum Rückzug niemals mutig.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 00:55
von obsculta
cantus planus hat geschrieben:Der Akt des Selbstmordes nicht. Die Hoffnung auf "Selbsterlösung" dabei aber sehr wohl.
[/rechts

Man möchte einfach nur "weg".
Hoffnung auf Selbserlösung käme mir
dabei nicht in den Sinn.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 01:06
von cantus planus
Nein. Hoffnung ist das auch nicht. Wohl eher Selbstbetrug.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 01:10
von obsculta
cantus planus hat geschrieben:Nein. Hoffnung ist das auch nicht. Wohl eher Selbstbetrug.

Das nennt sich Verzweiflung.Depressionen sind ein Krankheitsbild.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 01:16
von Nassos
es wurde mir sogar gesagt, dass die Hinterbliebenen egoistisch seien, da diese um etwas trauern, was aus IHREM Leben rausgerissen wurde.
Ich fand das nicht in Ordnung. Man muss hier anfügen, dass dies von jemandem gesagt wurde, der unter diesem Krankheitsbild (bzw. der Versuchung) leidet.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 01:21
von obsculta
Nassos hat geschrieben:es wurde mir sogar gesagt, dass die Hinterbliebenen egoistisch seien, da diese um etwas trauern, was aus IHREM Leben rausgerissen wurde.
Ich fand das nicht in Ordnung. Man muss hier anfügen, dass dies von jemandem gesagt wurde, der unter diesem Krankheitsbild (bzw. der Versuchung) leidet.
Depressionen haben oft einen Serotoninmangel zur Ursache.
Nichts mystisches,nix vage greifbres,sondern eine manifestibare
Ursache.
Als Frau kann ich Dir Einblicke darüber geben,was Hormone bewirken.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 01:24
von Nassos
obsculta hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:es wurde mir sogar gesagt, dass die Hinterbliebenen egoistisch seien, da diese um etwas trauern, was aus IHREM Leben rausgerissen wurde.
Ich fand das nicht in Ordnung. Man muss hier anfügen, dass dies von jemandem gesagt wurde, der unter diesem Krankheitsbild (bzw. der Versuchung) leidet.
Depressionen haben oft einen Serotoninmangel zur Ursache.
Nichts mystisches,nix vage greifbres,sondern eine manifestibare
Ursache.
Als Frau kann ich Dir Einblicke darüber geben,was Hormone bewirken.
Das könnten wir in der Woche nach Ostern von Angesicht zu Angesicht bequatschen.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 01:27
von obsculta
Nassos hat geschrieben:
obsculta hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:es wurde mir sogar gesagt, dass die Hinterbliebenen egoistisch seien, da diese um etwas trauern, was aus IHREM Leben rausgerissen wurde.
Ich fand das nicht in Ordnung. Man muss hier anfügen, dass dies von jemandem gesagt wurde, der unter diesem Krankheitsbild (bzw. der Versuchung) leidet.
Depressionen haben oft einen Serotoninmangel zur Ursache.
Nichts mystisches,nix vage greifbres,sondern eine manifestibare
Ursache.
Als Frau kann ich Dir Einblicke darüber geben,was Hormone bewirken.
Das könnten wir in der Woche nach Ostern von Angesicht zu Angesicht bequatschen.

Entschuldige bitte meine Rechtschreibfehler und für den Moment
eine

Gute Nacht

Schlaf gut

Obsculta

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 01:41
von Maurus
cantus planus hat geschrieben:Vor allem fiel mir auf, dass kein Mensch darüber sprach, was ein Selbstmörder den Hinterbliebenen antut,
Frau Enke hat doch am Tag danach vor der Presse Stellung genommen. In meinen Augen wäre es unpassend bis respektlos gewesen, wenn anschließend ein Journalist oder sonstwer dazu etwas gesagt hätte, was der Selbstmörder den Hinterbliebenen antut. Das wird Frau Enke besser beurteilen können.
Es wurde nicht darüber gesprochen, dass ein Selbstmord keine Probleme löst - sondern man sich damit feige aus der Verantwortung zieht und seine Probleme auf andere abwälzt, die diese übernehmen und verarbeiten müssen. Man gibt ihnen keine Gelegenheit, sich dagegen zu verwahren.
Das sind in meinen Augen rationale Erwägungen, die bei einem Kranken nicht mehr durchdringen können. Ein - wie man hört - liebender Vater und erfolgreicher Sportler wird sich sicher nicht aus einer Laune heraus zur Flucht entschieden haben. Er hat auch versucht, gegen die Depression anzukämpfen, hat es aber nicht geschafft. Dieses Verhalten hat mE ein differenziertes Urteil verdient.
Was dort - gerade auch medial - gelaufen ist, ist für mein Empfinden untragbar. Der Selbstmord als Ausweg ist damit zu einer quasi ehrenvollen "Lösung" geworden.
Das habe ich nicht so empfunden. Ich habe eher ein Entsetzen der Umgebung ausgemacht und hatte den Eindruck, dass sich jeder aus Enkes beruflichem Umfeld gewisse Vorwürfe gemacht hat. Der Bundestrainer soll regelrecht erleichtert gewesen sein, dass Enkes Vater in einem persönlichen Telefonat solchen Gedanken die Grundlage entzogen hat.
Aber das haben wir in den letzten Jahrzehnten bei vielen gesellschaftlichen Tabus erlebt: ein notwendiger Wechsel im Umgang mit bestimmten Themen ist schlagartig ins genaue Gegenteil verkehrt worden. Und die Medien immer mittenmang dabei.
Da ist wohl etwas dran. Allerdings ist das ja nichts neues. Eine Gelegenheit jüngerer Zeit, die man als Sternstunde der Medien bezeichnen könnte fällt mir ad hoc nicht ein.
Und in diesem Fall auch der DFB. Wo war das vielgepriesene "Vorbild des Sports" und der Sportler in diesem Fall? Eine übertraf den anderen mit Gejammer. Viele beurteilten mit ihren küchenpsychologischen Grundkenntnissen die Motive. Aber die Wirkung wurde ignoriert. Vermutlich sogar bewusst verschwiegen.
Mein Eindruck war eher, dass zumindest der DFB-Präsident Lehren aus der Sache ziehen will. Zwanziger traue ich auch zu, dass es das wirklich tut. Für einen Funktionär hat er ja noch ein vergleichsweise beachtliches Format.

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 09:02
von Linus
cantus planus hat geschrieben:Nein. Hoffnung ist das auch nicht. Wohl eher Selbstbetrug.

[quote=""G.K. Chesterton: Orthodoxie"]Selbstmord ist nicht einfach nur eine Sünde, es ist die Sünde schlechthin. Selbstmord ist das äußerste, absolute Übel, ist die Weigerung, Interesse am Dasein zu nehmen, die Weigerung, den Treueid auf das Leben zu leisten. Wer einen Menschen tötet, tötet einen Menschen; wer sich selbst tötet, tötet alle Menschen; im Rahmen seiner Möglichkeiten löscht er die Welt aus. Symbolisch betrachtet, ist seine Tat schlimmer als jede Vergewaltigung oder jeder Sprengstoffanschlag. Denn sie zerstört alle Gebäude, kränkt alle Frauen. Der Dieb gibt sich zufrieden mit Juwelen, der Selbstmörder tut das nicht - genau das ist sein Verbrechen. Er lässt sich nicht bestechen, nicht einmal durch das funkelnde Geschmeide des Himmlischen Jerusalem. Der Dieb huldigt den Dingen, die er stiehlt, wenn auch nicht ihrem Besitzer. Der Selbstmörder hingegen beleidigt alles auf der Welt, weil er es nicht stiehlt. Er tritt jede Blume in den Staub, weil er sich weigert, um ihretwillen am Leben zu bleiben. Es gibt kein noch so winziges Geschöpf auf Erden, das er durch seinen Tod nicht verhöhnt. Wenn jemand sich an einem Baum erhängt, müßten eigentlich die Blätter vor Zorn abfallen und die Vögel vor Wut davonfliegen, weil der Betreffende sie alle persönlich beleidigt hat. Natürlich kann es für die Tat rührende emotionale Entschuldigungen geben. Auch für Notzuchtverbrechen gibt es sie oft, und fast immer lassen sie sich bei Sprengstoffanschlägen geltend machen. [...] Den Selbstmörder abseits zu beerdigen hat seinen guten Sinn. Das Verbrechen des Selbstmörders unterscheidet sich von anderen Verbrechen - es lässt sogar Verbrechen unmöglich werden.
Etwa um die gleiche Zeit las ich das frivole Geschwätz eines Freidenkers, der salbaderte, der Selbstmörder sei nichts weiter als ein Märtyrer. Der offenkundige Trugschluß, der darin lag, half mir bei der Klärung des Problems. Dass ein Selbstmörder das genaue Gegenteil eines Märtyrers ist, liegt auf der Hand. Ein Märtyrer ist jemand, dem so viel an etwas außerhalb seiner selbst liegt, dass er darüber sein eigenes Leben vergißt. Ein Selbstmörder ist jemand, dem so wenig an den Dingen draußen liegt, dass er von alledem nichts mehr sehen und hören will. Der eine will, dass etwas anfängt; der andere will, dass alles aufhört. Mit anderen Worten, der Märtyer ist großartig, eben weil er sich (mag er auch noch so sehr der Welt entsagen und die Menschheit verwünschen) zu dieser letzten Bindung ans Leben bekennt; er hat sein Herz an etwas anderes verloren, er stirbt, damit etwas anderes lebe. Der Selbstmörder dagegen ist armselig, weil er diese Bindung ans Sein nicht hat: er ist ein bloßer Zerstörer; spirituell gesehen, zerstört er die ganze Welt.[/quote]

Re: Moskau bricht Kontakte zur EKD wegen Frau Käßmann ab

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 12:11
von Nassos
Linus hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Nein. Hoffnung ist das auch nicht. Wohl eher Selbstbetrug.

[quote=""G.K. Chesterton: Orthodoxie"]Selbstmord ist nicht einfach nur eine Sünde, es ist die Sünde schlechthin. Selbstmord ist das äußerste, absolute Übel, ist die Weigerung, Interesse am Dasein zu nehmen, die Weigerung, den Treueid auf das Leben zu leisten. Wer einen Menschen tötet, tötet einen Menschen; wer sich selbst tötet, tötet alle Menschen; im Rahmen seiner Möglichkeiten löscht er die Welt aus. Symbolisch betrachtet, ist seine Tat schlimmer als jede Vergewaltigung oder jeder Sprengstoffanschlag. Denn sie zerstört alle Gebäude, kränkt alle Frauen. Der Dieb gibt sich zufrieden mit Juwelen, der Selbstmörder tut das nicht - genau das ist sein Verbrechen. Er lässt sich nicht bestechen, nicht einmal durch das funkelnde Geschmeide des Himmlischen Jerusalem. Der Dieb huldigt den Dingen, die er stiehlt, wenn auch nicht ihrem Besitzer. Der Selbstmörder hingegen beleidigt alles auf der Welt, weil er es nicht stiehlt. Er tritt jede Blume in den Staub, weil er sich weigert, um ihretwillen am Leben zu bleiben. Es gibt kein noch so winziges Geschöpf auf Erden, das er durch seinen Tod nicht verhöhnt. Wenn jemand sich an einem Baum erhängt, müßten eigentlich die Blätter vor Zorn abfallen und die Vögel vor Wut davonfliegen, weil der Betreffende sie alle persönlich beleidigt hat. Natürlich kann es für die Tat rührende emotionale Entschuldigungen geben. Auch für Notzuchtverbrechen gibt es sie oft, und fast immer lassen sie sich bei Sprengstoffanschlägen geltend machen. [...] Den Selbstmörder abseits zu beerdigen hat seinen guten Sinn. Das Verbrechen des Selbstmörders unterscheidet sich von anderen Verbrechen - es lässt sogar Verbrechen unmöglich werden.
Etwa um die gleiche Zeit las ich das frivole Geschwätz eines Freidenkers, der salbaderte, der Selbstmörder sei nichts weiter als ein Märtyrer. Der offenkundige Trugschluß, der darin lag, half mir bei der Klärung des Problems. Dass ein Selbstmörder das genaue Gegenteil eines Märtyrers ist, liegt auf der Hand. Ein Märtyrer ist jemand, dem so viel an etwas außerhalb seiner selbst liegt, dass er darüber sein eigenes Leben vergißt. Ein Selbstmörder ist jemand, dem so wenig an den Dingen draußen liegt, dass er von alledem nichts mehr sehen und hören will. Der eine will, dass etwas anfängt; der andere will, dass alles aufhört. Mit anderen Worten, der Märtyer ist großartig, eben weil er sich (mag er auch noch so sehr der Welt entsagen und die Menschheit verwünschen) zu dieser letzten Bindung ans Leben bekennt; er hat sein Herz an etwas anderes verloren, er stirbt, damit etwas anderes lebe. Der Selbstmörder dagegen ist armselig, weil er diese Bindung ans Sein nicht hat: er ist ein bloßer Zerstörer; spirituell gesehen, zerstört er die ganze Welt.
[/quote]Bravo, Linus!

Re: Suizid

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 12:47
von cantus planus
Den Text kannte ich noch gar nicht. Ich muss wohl unbedingt mal Chesterton lesen. Besser hätte ich es nicht formulieren können!

Re: Suizid

Verfasst: Montag 4. Januar 2010, 13:14
von ifugao
Lieber Cantus,
wann warst du das letzte Mal in einer psychatrischen Klinik und hast dich mit den Menschen dort beschäftigt, dich mit ihnen unterhalten, mit den Schwestern und Ärzten gesprochen?