Lesungen in der Messe

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Galilei
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Galilei »

Hubertus hat geschrieben:Wobei ich schon mal anmerken möchte, daß ich das Prinzip der "Bahnlesung" ausgerechnet der Epistel für nicht gelungen halte. Bei drei Lesungen sich von Sonntag zu Sonntag zu merken, was die Kernaussage der "mittleren" war und das gedanklich am nächsten Sonntag wieder aufnehmen zu können, stelle ich mir praktisch als Ding der Unmöglichkeit vor. Auch geht dann oft der Bezug zw. atl. Lesung und Evangelium, ich will nicht sagen, verloren, aber doch ein bißchen "unter", weil dazwischen ein anderer Aspekt hineinkommt, der vllt. nur am Rande zu der "Thematik" (ich weiß, ich weiß :roll: ) paßt. - Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum die ntl. Lesung nicht selten ausgelassen wird.
Vielleicht kommt Dir die hier von Norbert Lohfink beschriebene „Wiener Perikopenordnung“ entgegen. (Auch wenn man nicht allem zustimmen muss, ein lesenswerter Artikel für alle, die sich für die Leseordnung interessieren.)

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Hubertus
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Hubertus »

Lieber Galilei,

vielen Dank für den Hinweis auf Lohfinks Artikel. Die verschiedenen Ansätze zu einer Neugestaltung der Leseordnung waren mir schon bekannt, Lohfinks Beitrag selbst jedoch noch nicht. In der Tat ist einiges an seinem Artikel begrüßenswert, insbesondere das klare Benennen der Mängel, auf die er bei der bestehenden Leseordnung hinweist.

Lohfinks Vorschlag zu einer Reform nach der "Wiener Perikopenordnung" kann ich allerdings überhaupt nicht zustimmen. Kurz zusammengefaßt, besteht sie darin, nunmehr in der Hl. Messe vier (!) biblische Lesungen zu etablieren; zwei alttestamentliche aus Tora (Bahnlesung I), atl. Lesung (v.a. aus der prophetischen Literatur), ntl. Lesung und Evangelium (Bahnlesung II; logischerweise unabhängig von Bahnlesung I). Es bliebe wohl bei drei Lesejahren.

Dagegen ergeben sich auf mehreren Ebenen Kritikpunkte.

In praktischer Hinsicht würde dies im Ergebnis zu einer nochmaligen Verlängerung des Wortgottesdienstes innerhalb der gesamten Eucharistiefeier führen. Nicht nur die längere Lesedauer allein ist hier zu nennen; in der Praxis würde dies sicher auch zu (noch) längeren Homilien führen, da viele Prediger heute meiner Erfahrung nach doch recht ausführlich auf exegetische Details eingehen. Demgegenüber ist zu beklagen, daß der echte geistliche Sinn m.E. zuwenig zum Tragen kommt. Eine Erhöhung der Lesungszahl wäre dem sicher nicht zuträglich. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, daß die besten Predigten an Tagen gehalten werden, an denen Texte gelesen werden, die nicht mehr en detail "besprochen" werden müssen, da sie jedes Jahr gelesen werden, z.B. an den hohen kirchlichen Feiertagen, wenn Johannes gelesen wird*.
Das ist insbesondere im Hinblick auf den eucharistischen Teil der Hl. Messe, der - da lasse ich mir nichts einreden - den eigentlichen Höhepunkt der ganzen Feier darstellt, problematisch, wird doch ein noch stärkerer "Druck" auf diesen erzeugt, da die Gesamtlänge der Hl. Messe ein bestimmtes Maß eben nicht überschreiten sollte.

Damit kommen wir auch schon zu den theologischen Einwänden. Die Bedeutung des eucharistischen Teils der Hl. Messe ist gar nicht hoch genug zu betonen. Leider führt ein immer stärkeres "Aufblähen" des Lesegottesdienstes genau dem entgegen. Um noch einmal kurz von den praktischen Konsequenzen zu berichten: Ich erlebe es im Hinblick gerade auf Kinder immer wieder, daß Unruhe bereits zum Offertorium aufkommt, verbunden mit der Frage, 'wann denn endlich aus sei'. Selbst bei Erwachsenen ist eine gewisse Ungeduld nicht von der Hand zu weisen. Man merkt es nicht selten an der "Gestaltung" der Eucharistiefeier. Dort, wo ich früher zur Hl. Messe (ordentl. Form) ging, gab es nicht weniger als fünf (!!) Kommunionausspender, davon drei, manchmal bis zu vier außerordentliche. Damit soll bezweckt werden, daß die Kommunionausspendung nur ja nicht zu "lang" dauert. Eine solche Praxis verdunkelt zutiefst, daß die Gegenwart Christi in der Feier des Hl. Opfers ganz besonders ("maxime"; SC 7) in den eucharistischen Gestalten Wirklichkeit ist. Der "Schwerpunkt" muß auf der Opferfeier, nicht auf dem Lesegottesdienst liegen.
Zweitens, was die Auswahl der Lesungen betrifft: Bisher sind die atl. Lesungen dem Evangelium nach dem Schema "Verheißung - Erfüllung" zugeordnet. Diese Lesart wird von Lohfink und dem vorliegenden Modell verworfen. Ich glaube nicht, daß eine solche Fehlsicht auf das AT hier einer näheren Erläuterung bedarf. Gerade in der Feier des Hl. Opfers ist der heilsgeschichtliche Aspekt der Offenbarung nicht überdeutlich genug zu betonen.
Wie Lohfink selbst zugibt, bestand bereits in der Einführung einer atl. Lesung ein Traditionsbruch mit dem Römischen Ritus. Zwar kann er sich auf verschiedene Perikopenordnungen des Altertums und später noch für "an den Rand gedrängt[e]" (Lohfink) Gebiete der Christenheit stützen, namentlich bei den "ostsyrischen Kirchen", jedoch ist die (Wieder)einführung schlicht und ergreifend ein Archäologismus, der mittlerweile - zurecht - als falscher Leitstern einer liturgischen Erneuerung erkannt worden ist.
Zu guter letzt ist der vorliegende Aufsatz auch ein erschütterndes Dokument für die Vorstellung, Liturgie sei etwas zu "Machendes". Der am Schreibtisch erarbeiteten Leseordnung des Novus ordo werden weitere, an anderen Schreibtischen erarbeitete Lesordnungen entgegengesetzt. Offen gestanden kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß solche Vorschläge mittlerweile zumindest teilweise als Ausweis einer bestimmten Profilierungssucht gelten können. Der "Macher" einer erneuerten Lesordnung sein - m.E. ist das ein sehr zweifelhafter Ruf. Zu deutlich treten die Mängel der am Reißbrett entworfenen Liturgie hervor. Statt Ruhe in die aufgewühlten Gemeinden zu bringen, hat der Streit über die Liturgie die Gemeinden nur noch weiter entzweit. Es ist ja auch logisch: Je mehr Liturgie als Ergebnis irgendwelcher Kommissionen erscheint, desto mehr fühlen sich viele berufen, ihre eigene Ansicht dazu zu äußern und Änderungen einzufordern. Man erkennt dies übrdeutlich an Lohfinks Aufsatz: Ständig wird betont, daß dieses oder jenes Modell eine erneute Variante zu der bestehenden Lesordnung sein könnte, das bei Bedarf als zusätzliche Auswahlmöglichkeit zur Verfügung stünde. Noch mehr Auswahl? - Die Liturgie wäre noch stärker in ihrem gesamtkirchlichen Charakter entstellt. Sogar eigene "Frauenlesungen" werden in seinem Artikel erwähnt. Natürklich wird von Rom erwartet, all dies zusätzlich zu approbieren.

Kurz gesagt, all diese "Reformvorschläge" verstärken bei mir nur den Reflex, mich der Alten Liturgie zuzuwenden. Ich hoffe, daß Lohfinks Artikel (er erschien ursprünglich 2000) als ein Beitrag zu einer liturgischen Konzeption aufzufassen ist, die spätestens mit dem Amtsbeginn Benedikts XVI. feliciter regnans ihr Ende gefunden hat. Wir brauchen nicht noch mehr Unruhe und ständiges Herumgebastele an der Hl. Liturgie. Wir brauchen endlich wieder eine Besinnung auf ihren wahren Charakter, der nach den Worten des II. Vatikanischen Konzils "vor allem Anbetung der göttlichen Majestät ist" (SC 33).

Viele Grüße,
Hubertus




* Daß das möglicherweise auch damit zusammenhängt, daß die Prediger auf diese ein besonderes Maß an Sorgfalt verwenden, will ich gerne auch zugeben.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Berolinensis
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Berolinensis »

Hubertus: Bild :klatsch:

Eine kleine Ergänzung, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist: dieser panische Eifer, daß die Kommunionausspendung nur ja nicht zu "lang" dauert, verstärkt auch noch eine andere besorgniserregende Entwicklung: nicht nur, daß sich viele auf den Empfang der hl. Kommunion kaum noch vorzubereiten scheinen, auch eine Danksagung gibt es immer weniger. Viele setzen sich direkt nach der Rückkehr von der Kommunionbank wieder an ihren Platz und fangen teils sogar an, mit ihren Nachbarn zu tuscheln. Die Verkürzung führt dazu, daß zu einer sinnvollen Danksagung kaum noch Gelegenheit ist, bzw. umgekehrt, dauert die Kommunionspendung länger an, ist es eher eine Einladung zur Danksagung. Aus diesem Grund finde ich es auch gelinde gesagt unglücklich, wenn noch während der Kommunionspendung ein Lied (vom Volk; gegen eine Motette vom Chor ist natürlich nichts einzuwenden, im Gegenteil) gesungen wird.

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Niels
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Niels »

Berolinensis hat geschrieben:Hubertus: Bild :klatsch:
:daumen-rauf: :klatsch:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

HeGe
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von HeGe »

Auch meine Zustimmung zu dem Beitrag. :daumen-rauf:

M.E. kommt diese Manie, möglichst die gesamte Pastoral in die Sonntagsmesse packen zu müssen, auch daher, dass viel zu wenig Wert darauf gelegt wird, auch außerhalb der Messe geeignete Veranstaltungen anzubieten. Dies fängt an beim Stundengebet, das immerhin noch einmal eine ganz eigene Leseordnung hat. Und wer verbietet es eigentlich, die zusätzlichen Lesungen, die oben gefordert werden, in einer zusätzlichen, katechetischen Veranstaltung vor oder nach der Messe zu lesen?
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Galilei
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Galilei »

Niels hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:Hubertus: Bild :klatsch:
:daumen-rauf: :klatsch:
Nun ja, Huberto gebührt Dank für seine ausführliche Stellungnahme, allerdings möchte ich nicht uneingeschränkt zustimmen.
Zwar sehe ich vieles an Lohfinks Artikel ebenfalls kritisch, dennoch möchte ich ihm die nötige Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Zunächst mal ist darauf hinzuweisen, dass Lohfink keinesfalls für vier Lesungen plädiert, sondern bei drei Lesungen bleiben will. So heißt es in dem Artikel:
Norbert Lohfink hat geschrieben:Die erste Lesung an den Sonntagen im Jahreskreis sollte nicht von überallher im Alten Testament genommen werden, sondern nur aus dem Pentateuch. Sie sollte eine durch alle drei Lesejahre in einer einzigen Linie hindurchlaufende Bahnlesung der Tora sein. Den Pentateuchlesungen sollten, ähnlich wie den Evangelien in den Entwürfen von Nocent und Schürmann, ergänzende Lesungen aus den restlichen Büchern des Alten Testaments thematisch zugeordnet werden. Diese zweite Lesereihe wäre in der konkreten Eucharistiefeier alternativ zu der neutestamentlichen Apostolosreihe, so daß es im ganzen bei drei Lesungen pro Sonntag bliebe.
Damit wird ein Teil der Kritik Huberti hinfällig, allerdings tritt das Problem einer zusätzlichen Wahlmöglichkeit auf.
(Die oft geäußerte Kritik an der angeblichen Aufblähung des Wortgottesdienstes durch eine dritte Lesung finde ich im Übrigen ziemlich lächerlich, da die erste Lesung selten länger als 2 Minuten dauern dürfte.)

Zum Vorwurf des übertriebenen Reformeifers ist zu bemerken, dass Lohfink hier durchaus die nötige Sensibilität an den Tag legt, wenn er schreibt:
Norbert Lohfink hat geschrieben:Bei uns ist das Lektionar jetzt feste Ordnung. Als der Papst Ende der achtziger Jahre entschieden hatte, daß das römische Meßbuch im Jahr 2000 nach etwa 30 Jahren Erfahrung in einer revidierten Ausgabe herauskommen sollte, hat Rom doch relativ früh klargestellt, daß nicht geplant sei, die Leseordnung zu überarbeiten. Diese Entscheidung ist auch verständlich, besonders angesichts der tiefen Verwerfungen, die der Abschied von der tridentinischen Meßgestalt die Kirche schon gekostet hat. Da kann man nur ganz vorsichtig daran gehen, schon wieder die Reform zu reformieren.

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Hubertus
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Hubertus »

Herzlichen Dank für die Korrektur, Galilei, diese Passage hatte ich in der Tat nicht mehr richtig in Erinnerung (habe den Aufsatz noch gestern spätabends gelesen.) Meine Kritik halte ich dennoch grundsätzlich aufrecht. Zudem hoffe ich, daß große Teile der hier vorgestellten Ideen durch die Leitmaxime der "Reform der Reform", so wie sie dem Hl. Vater vorschwebt, obsolet geworden sind.
In diesem Lichte betrachtet, stehen nämlich nicht die bestehenden Lesordnungen (ord. u. außerord. Form) unter Rechtfertigungsdruck, sondern die Neuentwürfe. Eine Weiterentwicklung des Lektionars muß in erster Linie die beiden bestehenden Leseordnungen einander annähern; keinesfalls kann die Lösung darin bestehen, eine dritte, nochmals ganz andere, vorzustellen.
(Wie diese Annäherung praktisch aussehen könnte, wäre m.E. viel spannender zu diskutieren. Aber bei dieser Frage bin ich - Gott sei Dank - in keiner Position, in der ich Verantwortung dafür tragen müßte.)
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Hubertus
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Hubertus »

Berolinensis hat geschrieben:Eine kleine Ergänzung, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist: dieser panische Eifer, daß die Kommunionausspendung nur ja nicht zu "lang" dauert, verstärkt auch noch eine andere besorgniserregende Entwicklung: nicht nur, daß sich viele auf den Empfang der hl. Kommunion kaum noch vorzubereiten scheinen, auch eine Danksagung gibt es immer weniger. Viele setzen sich direkt nach der Rückkehr von der Kommunionbank wieder an ihren Platz und fangen teils sogar an, mit ihren Nachbarn zu tuscheln. Die Verkürzung führt dazu, daß zu einer sinnvollen Danksagung kaum noch Gelegenheit ist, bzw. umgekehrt, dauert die Kommunionspendung länger an, ist es eher eine Einladung zur Danksagung. Aus diesem Grund finde ich es auch gelinde gesagt unglücklich, wenn noch während der Kommunionspendung ein Lied (vom Volk; gegen eine Motette vom Chor ist natürlich nichts einzuwenden, im Gegenteil) gesungen wird.
Nebenbei bemerkt, halte ich die verordnete "Meditationszeit" nach der Predigt für völlig unangemessen, wenn eine solche Zeit der Besinnung nach dem Empfang der Hl. Kommunion fehlt, wie das meiner Erfahrung nach meistens der Fall ist. Nachdem der Priester seine "Reihe" abgearbeitet hat (nicht selten ist dann die Kommunionausspendung durch einen außerordentlichen Kommunionhelfer noch in vollem Gange, was m.E. auch ein ärgerlicher Mißbrauch ist), beginnt er bereits mit der Purifikation. Ich habe es auch schon erlebt, daß der Dankgesang bereits währenddessen begonnen und anschließend nahtlos das Schlußgebet gesprochen wird.
Noch "getoppt" wird diese Praxis durch den Vorschlag, die Purifizierung gar nicht mehr innerhalb der Hl. Messe vorzunehmen, sondern erst danach. Mir sagte ein Münchner Liturgiedozent einmal als Begründung: "Eine Hausfrau wäscht ja nach dem Essen auch nicht am Eßtisch ab."
Einen Kommentar dazu verkneife ich mir mal. Außerdem wäre diese Diskussion besser im "Kommunion"-Strang aufgehoben.
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michaelis
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von michaelis »

Gerade erst gefunden:
Lesezeichen für Lektoren

Daraus:
Erzbistum Köln hat geschrieben:Darf man am Anfang der Lesung statt „Brüder" auch „Brüder und Schwestern" sagen?
Wie lautet der Abschluss der Lesung richtig?
Das sind Fragen, die Frauen und Männer, die eine Lesung im Gottesdienst vortragen, sich immer wieder stellen.

Im Griechischen, der Originalsprache des Neuen Testaments, heißt es in der Anrede „adelphoi". Das meint nicht nur die Brüder, sondern alle Geschwister im Glauben. Daher ist es offiziell erlaubt, anstelle des Wortes „Brüder" am Anfang der Lesung auch die Anrede „Brüder und Schwestern" bzw. „Schwestern und Brüder" zu verwenden.
Der Ruf nach der Lesung lautet: „Wort des lebendigen Gottes", und die Gemeinde antwortet: „Dank sei Gott." Denn wir Katholiken glauben, dass Gott selbst in der gottesdienstlichen Verkündigung der Heiligen Schrift zu uns spricht. Er ist nicht stumm, sondern wendet sein Wort an uns – das Wort, von dem wir glauben, dass es in Jesus Christus sogar Fleisch geworden ist, wie es im Johannesevangelium heißt. Formulierungen wie „soweit die Worte der heutigen Lesung" o.ä. bringen dies nicht adäquat zum Ausdruck.
Wer diese Informationen im Lektionar griffbereit haben möchte, dem bietet das Erzbistum Köln sie übersichtlich auf einem Lesezeichen an (7 x 29 cm).
Und hier sind die angesprochenen Lesezeichen:



(Kann ich Bilder eigentlich irgendwie nebeneinander plazieren?)

Raimund J.
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Raimund J. »

Warum wird von den Lektoren eigentlich nicht einfach "Verbum Domini" als "Wort Gottes" übersetzt?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

michaelis
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von michaelis »

Weil die Lektoren nicht zu übersetzen, sondern zu lesen haben, sonst hießen sie ja Traducerer (oder so ähnlich).

Raimund J.
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Raimund J. »

michaelis hat geschrieben:Weil die Lektoren nicht zu übersetzen, sondern zu lesen haben, sonst hießen sie ja Traducerer (oder so ähnlich).
Das leuchtet ein. Ich sollte meine Frage anders formulieren:

Wer schreibt den Lektoren vor, welches Schlusswort sie bei der Lesung zu gebrauchen haben?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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taddeo
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von taddeo »

Hubertus hat geschrieben:Noch "getoppt" wird diese Praxis durch den Vorschlag, die Purifizierung gar nicht mehr innerhalb der Hl. Messe vorzunehmen, sondern erst danach. Mir sagte ein Münchner Liturgiedozent einmal als Begründung: "Eine Hausfrau wäscht ja nach dem Essen auch nicht am Eßtisch ab."
Da spielt wohl die Praxis der Ostkirchen herein, auch wenn das im Römischen Ritus Unfug ist.
Im byzantinischen Ritus werden Diskos und Kelch normalerweise vom Diakon oder Konzelebranten purifiziert, während der Zelebrant nach der Kommunionausteilung mit der Liturgie fortfährt.
Ist nur ein einziger Zelebrant da, tut er es selber, aber erst nach Abschluß der Liturgie. Das hängt aber damit zusammen, daß er normalerweise die übriggebliebenen Heiligen Gestalten konsumieren muß, die ja im Kelch gemischt sind und nicht aufbewahrt werden können. Das geht oft nicht so schnell, daß man es ohne Verlust an Ehrfurcht noch während der Liturgie tun könnte.

michaelis
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von michaelis »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Wer schreibt den Lektoren vor, welches Schlusswort sie bei der Lesung zu gebrauchen haben?
Die Bischofskonferenzen und Bischöfe des deutschen Sprachraums.

Zum einen im Lektionar:
Pastorale Einführung ins Messlektionar hat geschrieben:125. Am Ende jeder Lesung soll für den Vorlesenden die Formel "Verbum Domini" abgedruckt sein bzw. die entsprechende Formel je nach den örtlichen Gewohnheiten - deutsch: "Wort des lebendigen Gottes" bzw. "Evangelium unseres Herrn Jesus Christus" , um so den Antwortruf der Gemeinde zu erleichtern.
Zum anderen im entsprechendem Direktorium:
Die Feier der Gemeindemesse hat geschrieben:Erste Lesung und erster Zwischengesang
38 Der Lektor geht zum Ambo und trägt die erste Lesung vor. Alle hören sitzend zu.
39 Wo nach der Lesung ein Zuruf der Gemeinde üblich ist, fügt der Lektor folgenden Ruf an.
Wort des lebendigen Gottes.
Die Gemeinde antwortet: Dank sei Gott.
"Demnächst" aber:
GRM hat geschrieben:128. Ist das Tagesgebet beendet, setzen sich alle. Der Priester kann mit ganz kurzen Worten die Gläubigen in die Liturgie des Wortes einführen. Der Lektor aber geht zum Ambo und trägt aus dem schon vor der Messe dort niedergelegten Lektionar die erste Lesung vor; alle hören sie an. Am Ende spricht der Lektor die Akklamation: Wort des Herrn (Verbum Domini) und alle antworten: Dank sei Gott (Deo gratias).
Danach kann gegebenenfalls eine kurze Stille gehalten werden, damit alle das Gehörte bedenken.

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ad-fontes
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von ad-fontes »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:Weil die Lektoren nicht zu übersetzen, sondern zu lesen haben, sonst hießen sie ja Traducerer (oder so ähnlich).
Das leuchtet ein. Ich sollte meine Frage anders formulieren:

Wer schreibt den Lektoren vor, welches Schlusswort sie bei der Lesung zu gebrauchen haben?
Der Herr jedenfalls nicht.

Überflüssig.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Galilei
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Galilei »

michaelis hat geschrieben:(Kann ich Bilder eigentlich irgendwie nebeneinander plazieren?)
Ja, indem Du den Zeilenumbruch zwischen den Bildbefehlen weglässt:


michaelis hat geschrieben:Weil die Lektoren nicht zu übersetzen, sondern zu lesen haben, sonst hießen sie ja Traducerer (oder so ähnlich).
Wenn, dann „Traduktoren“, eher aber „Translatoren“ oder „Interpreten“.

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marcus-cgn
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Leseordnung und Lesungen im NOM

Beitrag von marcus-cgn »

Welche Erfahrungen werden mit der Anzahl der Sonntagslesungen gemacht?

Im deutschen Sprachraum werden für gewöhnlich nur eine Lesung und das Evangelium genommen. Bei Messfeiern wo tatsächlich alle drei Lesungen vorgetragen werden spüre ich manchmal eine verbale Überfrachtung. Das ist auch für den Gottesdienstbesucher schwierig, dessen vornehmste Pflicht schließlich das andächtige Zuhören ist.

Es ist zu hören, dass für die Neuauflage des Messbuchs beabsichtigt ist, die Auswahlmöglichkeit zwischen Erster und Zweiter Lesung abzuschaffen. Ich halte das, insbesondere hinsichtlich der Kurz- und Langfassungen und der unterschiedlich langen Hochgebete für einen Fehler. Sollten drei biblische Lesungen verpflichtend werden ist zu erwarten, dass im übrigen Gottesdienst immer nur der kürzeste Text bzw. das kürzeste Gebet gewählt wird. Zwar mag das auch jetzt schon auf den ein oder anderen zutreffen, aber es dürfte künftig auch die Zelebranten dazu greifen, die bisher nicht nur das Zweite Hochgebet und die Kurzfassungen genommen haben.
Zuletzt geändert von marcus-cgn am Montag 4. August 2014, 22:04, insgesamt 1-mal geändert.

heiliger_raphael
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Re: Leseordnung und Lesungen im NOM

Beitrag von heiliger_raphael »

Immer 2 Lesungen und das Evangelium.

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Protasius
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Re: Leseordnung und Lesungen im NOM

Beitrag von Protasius »

Hängt von der Gemeinde ab; die meisten Gemeinden haben eine Lesung vor dem Evangelium, in mindestens einer Gemeinde gibt es immer beide Lesungen. Einmal habe ich es auch erlebt, daß in den Ferien beide Lesungen vorgetragen wurde und dafür die Predigt entfiel.

Gibt es bei euch eigentlich diese kurzen Einführungen vor den Lesungen? In der Gemeinde mit beiden Lesungen gibt der Propst, wenn er zelebriert, eine mehr oder weniger kurze Einführung, bevor der Lektor anfängt; die anderen Priester tun das nicht.

Ich würde gerne wissen, ob in den Gemeinden, in denen überwiegend oder ausschließlich beide Lesungen vorgetragen werden, eigentlich in der Predigt auch auf die Lesungen eingegangen wird.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

heiliger_raphael
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Re: Leseordnung und Lesungen im NOM

Beitrag von heiliger_raphael »

Einführung habe ich in Berlin noch nicht erlebt. Nach dem Tagesgebet liest ein Laie die Erste Lesung, die Gemeinde antwortet mit einem Antwortpsalm, dann die zweite Lesung. Anschließend der Halleluja-Ruf und anschließend liest der Priester das Evangelium. Bei den Erläuterungen zum Evangelium habe ich es oft erlebt, dass der Zelebrant auch noch einmal Bezug zu den Lesungen nimmt und sich darum bemüht, Zusammenhänge und Bedeutungen aufzuzeigen.

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marcus-cgn
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Re: Leseordnung und Lesungen im NOM

Beitrag von marcus-cgn »

Protasius hat geschrieben:
Gibt es bei euch eigentlich diese kurzen Einführungen vor den Lesungen? In der Gemeinde mit beiden Lesungen gibt der Propst, wenn er zelebriert, eine mehr oder weniger kurze Einführung, bevor der Lektor anfängt; die anderen Priester tun das nicht.

Ich würde gerne wissen, ob in den Gemeinden, in denen überwiegend oder ausschließlich beide Lesungen vorgetragen werden, eigentlich in der Predigt auch auf die Lesungen eingegangen wird.
Ich trage mittlerweile auch immer öfters eine Einführung zur Lesung vor, die gelegentlich einem Volksmessbuch entnommen wird.

Meistens handelt es sich aber um einen Zelebranten, der nur eine Lesung wählt. Insgesamt ist das mit den Einführungen wohl ein Modetrend.

Bei unserem alten Pfarrer gab es auch immer nur eine Lesung, meistens die aus dem Apostelbrief. Da würde eine Einführung durchaus passen, weil nie ein Bezug zum Ev besteht, aber wie gesagt, eher ein neuer Trend der letzten Jahre. In den 90er Jahren ist mir das allerdings schonmal Werktags begegnet wenn es keine Kurzpredigt gab.

Das Weglassen der Predigt im Sommer ist ja auch so eine neuere Erscheinung. Ist das eigentlich rubrizistisch abgesichert?

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Peter Ernst
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Peter Ernst »

Das mit den Erklärungen und Einführungen macht die Messe leicht zu text- und kopflastig. Manche Priester erklären die Lesungstexte vom Einführungs- bis zum Schlusswort, so nach dem Motto : "habt ihr Dummies es jetzt endlich begriffen?".
"Ich hoffe auf das Unverdiente"

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Florianklaus
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Re: Leseordnung und Lesungen im NOM

Beitrag von Florianklaus »

Protasius hat geschrieben: Ich würde gerne wissen, ob in den Gemeinden, in denen überwiegend oder ausschließlich beide Lesungen vorgetragen werden, eigentlich in der Predigt auch auf die Lesungen eingegangen wird.
In den zwei Pfarreien, in denen ich die Messe häufig mitfeiere, werden immer beide Lesungen vorgetragen. In der Predigt wird allerdings regelmäßig nur auf die Evangelien Bezug genommen.

CIC_Fan

Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von CIC_Fan »

Wie man hört dürfte sich die DBK in Rom durchgesetzt haben es bleibt im Messbuch alles wie es ist

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Sarandanon
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Re: Leseordnung und Lesungen im NOM

Beitrag von Sarandanon »

Protasius hat geschrieben:Ich würde gerne wissen, ob in den Gemeinden, in denen überwiegend oder ausschließlich beide Lesungen vorgetragen werden, eigentlich in der Predigt auch auf die Lesungen eingegangen wird.
Falls es interessiert, wie es bei uns abläuft: Grundsätzlich werden beide Lesungen durch Lektoren vorgetragen und das Evangelium durch den Priester. Bisher habe ich es noch nicht anders erlebt, als dass der Priester in der Predigt primär das Evangelium deutet. Dabei werden aber durchaus die Lesungen mit betrachtet, jedoch nicht generell. Eine Einführung kenne ich in der Form nicht, auch aus meinen rk Gemeinden nicht. Aber vielleicht habe ich das auch nicht immer so registriert.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

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Florianklaus
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Florianklaus »

CIC_Fan hat geschrieben:Wie man hört dürfte sich die DBK in Rom durchgesetzt haben es bleibt im Messbuch alles wie es ist
Was bleibt wie es ist?

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Protasius
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Protasius »

Florianklaus hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:Wie man hört dürfte sich die DBK in Rom durchgesetzt haben es bleibt im Messbuch alles wie es ist
Was bleibt wie es ist?
Das soll wohl heißen, daß man auch weiterhin aus pastoralen Gründen an Sonntagen und Hochfesten eine Lesung vor dem Evangelium weglassen kann.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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marcus-cgn
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von marcus-cgn »

CIC_Fan hat geschrieben:Wie man hört dürfte sich die DBK in Rom durchgesetzt haben es bleibt im Messbuch alles wie es ist
Schoen wenn es so waere,
obwohl das Draengen auf drei Lesungen aus der liturgischen Praxis innerhalb Deutschlands entstanden sein duerfte. Rom spielte dabei wohl keine Hauptrolle.

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Juergen
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Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von Juergen »

Vielfach wird „aus pastoralen Gründen“ eine Lesung ausfallen lassen. Man sollten diesen ach so tollen und modernen Priestern sagen, daß sie das II. Vatikanum mißachten, das den „Tisch des Wortes“ durch Einführung der zweiten Lesung reicher gedeckt hat. So wie sie das handhaben ist das ja fast schon vorkonziliär.
Peter Ernst hat geschrieben:Das mit den Erklärungen und Einführungen macht die Messe leicht zu text- und kopflastig. Manche Priester erklären die Lesungstexte vom Einführungs- bis zum Schlusswort, so nach dem Motto : "habt ihr Dummies es jetzt endlich begriffen?".
Richtig!
  • Begrüßung der Gemeinde mit eigenen Worten
  • Einführung zu Beginn
  • Einführung zur Lesung (bei einer 2. Lesung nochmal eine Einführung)
  • Predigt
  • "bepredigen" der Gläubigen in den Fürbitten
  • Längere Einladung zum Friedensgruß mit Rückgriff auf das in der Predigt gesagte
  • Verabschiedung mit Zusammenfassung, was so alles in der Messe gesagt wurde
Dieser Priorität der menschlichen Wort vor dem göttlichen Wort und dem Sakrament war der Hauptgrund, warum ich seit Januar diesen Jahres den Dom zum Behufe des Messbesuchs nicht mehr betreten habe. — Ich gehe nun in die Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus. Da gibt es das Gesabbel nicht.

Zu dem Thema hat Dr. Benjamin Leven im Editorial der Zeitschrift Gottesdienst (16/213 v. 19. August 213) sehr schön geschrieben:
Stellen Sie sich vor, sie seien zum Geburtstag einer Freundin eingeladen. Der Gatte Ihrer Freundin würde eine Weile warten, bis alle angekommen sind, und dann die Gäste mit einer Ansprache begrüßen. Er freue sich, dass alle der Einladung gefolgt seien. Der Geburtstag sei der Jahrestag der Geburt eines Menschen. Es sei üblich, den Geburtstag alljährlich gemeinsam mit Freunden und Verwandten zu begehen. Vielerorts sei es Sitte, den Jubilar zu beschenken. Außerdem werde der Brauch gepflegt, der feiernden Person freundlich zu gratulieren. Viele der Gäste hätten das ja auch schon getan. Bei einem Fest werde gegessen und getrunken, so würde der Ehemann weiter erklären. Man habe deswegen auch einige Speisen und Getränke vorbereitet. Er werde später noch auf die Zusammensetzung der Gerichte und die verschiedenen Weinsorten eingehen. Um die feierliche Stimmung zu unterstreichen, habe er auf der Terrasse einige Lampions in unterschiedlichen Farben angebracht. Diese kämen jedoch bislang noch nicht richtig zur Geltung, da die Sonne noch scheine. Am späteren Abend werde sich die gewünschte Stimmung aber sicher einstellen. Die gemeinsame Tochter, so würde er erläutern, werde im Anschluss ein Gedicht aufsagen, dessen Inhalt er jetzt schon kurz zusammenfassen wolle. Die Kleine werde in Versform auf die vergangenen Lebensjahre seiner Frau zurückblicken und ihr noch viele weitere erfüllte Jahre im Kreise ihrer Lieben wünschen. – Spätestens jetzt würden Sie sich wahrscheinlich fragen, ob Sie sich für den Abend nicht etwas anderes hätten vornehmen sollen. Jeder Gottesdienst ist ein Fest. Das darf man nicht zerreden.

Ich empfehle mal die Videos im Youtubekanal "KlosterundKHGSB"
Hier mal Teil drei: https://www.youtube.com/watch?v=WA-t5Rld5gc#t=18
Dort geht es am Anfang auch um die "Begrüßungen" in der Messe.

Es ist ratsam sich alle Teile der Reihe „Nachdenkliches zur katholischen Identität: Aus Ritus Form Gestalt des Gottesdienstes“ anzusehen!
Playlist: https://www.youtube.com/watch?v=VueQR7D ... kgtMCZLMLX
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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kleine_therese
Beiträge: 188
Registriert: Mittwoch 6. August 2014, 15:32

Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von kleine_therese »

In 200 Ländern der Welt können die Katholiken die alttestamentliche Lesung (in der glorreichen Pentekoste die Acta Apostolorum), den Psalm (oder vereinzelt ein Canticum), die neutestamentliche Epistel und das seligmachende Evangelium hören, nur im deutschen Sprachraum soll das unzumutbar und überfordernd sein?

Ich bin dafür, den deutschen Sonderweg abzuschaffen und die Einheit mit Rom und der Weltkirche wiederherzustellen.

...meint forsch die kleine_therese

musicus
Beiträge: 22
Registriert: Dienstag 29. November 2011, 23:49

Re: Lesungen in der Messe

Beitrag von musicus »

Grüß Gott zusammen,

ich habe eine Frage betreffend der sonntäglichen Leseordnung.
Immer mal wieder, wenn ich mich mit einem Freund über die sonntäglichen Lesetexte austauschen möchte tritt immer wieder zutage, dass in seiner süddeutschen (katholischen) Gemeinde andere Stellen gelesen werden (nicht jeden Sonntag, aber immer mal wieder) als im Schott vorgesehen und in meiner Gemeinde praktiziert. Dass das z.B. am Patrozinium Sinn macht kann ich verstehen ... aber grundsätzlich?

Wie viele Freiheiten hat ein Priester überhaupt die Leseordnung zu variieren? Ist die Leseordnung generell verpflichtend (wo von ich immer ausging)?

Wie kann darf ich den Usus in der betreffenden Gemeinde einordnen?

Danke für fachkundige Antworten...

Mit freundlichen Grüßen.

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