Neuevangelisierung

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ad-fontes
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Neuevangelisierung

Beitrag von ad-fontes »

Man hört ja in kirchlichen Kreisen nicht selten dieses Wort als Antwort auf die Säkularisierung Europas.

Aber wie soll das gehen, sehe ich doch einen fundamentalen Unterschied zwischen Missionierung von Ungläubigen einst und anderswo in der Welt und der Zurückholung von Irrgläubigen oder vom Glauben ganz Abgefallenen in der unsrigen?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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ad-fontes
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Neuevangelisierung

Beitrag von ad-fontes »

Eine Antwort sind in der heutigen Zeit Flyer. Einen solchen habe ich neulich aus einem katholischen Gotteshaus mitgebracht. Auf dem hochformatigen Karton sieht man am rechten Rand Kirchenansichten, z.B. vom Erfurter Domberg und der Hedwigskathedrale in Berlin, unten recht eine Pietà. Ich lese dort:
Für uns Christen ist diese Kirche ein Haus Gottes.

Es wurde gebaut, weil wir glauben, dass Gott uns nahe sein will.

Er ist zu uns gekommen in seinem Sohn Jesus von Nazareth.

Weil die Mächtigen seine Botschaft vom Reich Gottes als Bedrohung empfanden, wurde er zum Tod verurteilt und am Kreuz hingerichtet.

Daran erinnert uns das Kreuz. Jesus wurde aber von Gott aus dem Tod auferweckt.

Die Feier seiner Auferstehung ist die Mitte unseres Gottesdienstes.

Wenn wir in der Versammlung der Gemeinde aus der Heiligen Schrift Gottes Wort hören und Mahl feiern zum Gedächtnis Jesu Christi, ist er als unser Herr in unserer Mitte.

Bilder und Statuen erinnern uns an die Heiligen, vor allem an Maria, die Mutter Jesu. Sie sind uns im Glauben Vorbild, Begleiter und Fürsprecher vor Gott.
Copyright: deutsches Liturgisches Institut, Postfach 2628, 54216 Trier, Best.-Nr. 6078.

Wird hier nicht in praktisch jedem Satz die kirchliche Lehre verzeichnet, oder bilde ich mir das nur ein? Ist es nur "moderner" Sprachgebrauch oder sickert in diesen Sätzen, die mich an Ansprachen an Kleinkinder und Senile erinnern, gar Häresie durch, wenn auch nur tröpfenweise?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Bernado
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Re: Neuevangelisierung

Beitrag von Bernado »

ad-fontes hat geschrieben:Wird hier nicht in praktisch jedem Satz die kirchliche Lehre verzeichnet, oder bilde ich mir das nur ein? Ist es nur "moderner" Sprachgebrauch oder sickert in diesen Sätzen, die mich an Ansprachen an Kleinkinder und Senile erinnern, gar Häresie durch, wenn auch nur tröpfenweise?
Wohl nicht nur tröpfchenweise. Aber an erster Stelle bemerkenswert finde ich, wie das liturgische Institut Trier den Wissenstand eines Normalbürgers, der eine katholische Kirche (als Tourist?) betritt, einschätzt: Null, zero, zilch, nada.

"Weil die Mächtigen seine Botschaft vom Reich Gottes als Bedrohung empfanden, wurde er zum Tod verurteilt und am Kreuz hingerichtet. " Darin wird nicht nur das zentrale element des Kreuzestodes, die Erlösung, verschwiegen, sondern auch noch eine falsche fährte gelegt - zu Jesus von der galiläischen Befreiungsfront oder so.

"Jesus wurde aber von Gott aus dem Tod auferweckt." War Jesus nicht Gott? ist er nicht aktiv auferstanden?

"Wenn wir in der Versammlung der Gemeinde aus der Heiligen Schrift Gottes Wort hören und Mahl feiern zum Gedächtnis Jesu Christi, ist er als unser Herr in unserer Mitte." Das ist nun die zwei-Tische-Theorie auf die Spitze getrieben und damit m.E. rundherum falsch.

Ich sehe, was dieses Papier will: eine kurzgefasste Gebrauchsanweisung für den Anblick des Innern einer Kirche, ohne Anstoß zu erregen und ohne schwierig zu sein. Das kann so m.E. in gar keiner Weise funktionieren - dann lieber einen Schwall Kunstgeschichte loslassen.

Das ganze offizielle Nachdenken über "Neuevangelisierung" denkt mir zu sehr in den Kategorien vomn Kampagnen und Werbung - so wird das nichts. Gott ist Person - und die Neuevangelisation wird in Zukunft immer mehr davon ausgehen müssen, es mit Leuten zu tun zu haben, die sich in den unwahrscheinlichsten Lebenssitutionen plötzlich irgendwie von Gott angesprochen sehen.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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lifestylekatholik
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Re: Neuevangelisierung

Beitrag von lifestylekatholik »

Bernado hat geschrieben:Das ganze offizielle Nachdenken über "Neuevangelisierung" denkt mir zu sehr in den Kategorien vomn Kampagnen und Werbung - so wird das nichts. Gott ist Person - und die Neuevangelisation wird in Zukunft immer mehr davon ausgehen müssen, es mit Leuten zu tun zu haben, die sich in den unwahrscheinlichsten Lebenssitutionen plötzlich irgendwie von Gott angesprochen sehen.
:!: :!: :!:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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overkott
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Re: Neuevangelisierung

Beitrag von overkott »

Überzeugt euch selbst.

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