Geht es bei der Frage der Priesterweihe ausschliesslich für Männer in der eigentlichen Begründung neben der Tradition nicht vor allem um eine naturrechtliche Frage? Das Naturrecht ist zum Teil "aus der Mode gekommen" und hat im aufgeklärten Weltbild nur noch schwindende Bedeutung. Aber ist nicht die Schöpfung auch ein Teil der göttlichen Offenbarung?
Das Thema ist in unseren Tagen nicht ohne weiteres diskutierbar, da die Grenze des sogenannten "politisch Korrekten" leicht überschritten werden kann. Ausserdem ist das Thema historisch durch die Erbschuld belastet. Die in Gen 16 verhiessene Männerherrschaft (was nichts anderes als die Diskriminierung der Frau ist) ist bis heute als Folge der Sünde sowohl in Männern als auch in Frauen wirksam.
Die Auffassung, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen anthropologisch vernachlässigbar und imgrunde nur kulturell sei, entspringt einem geistesgeschichtlich materialistischen Erbe. Christlich und biblisch ist diese Prämisse wohl nicht. Denn Frauen und Männer unterscheiden sich nicht "nur" dem Leibe nach. Beide sind zwar Mensch, aber sie sind es jeweils auf spezifische Weise. Das Leibliche ist dabei nicht nur etwas Äusseres, sondern drückt das Wesen aus und zwar in Leib und Seele
zugleich. Es ist bemerkenswert, wie die Leiblichkeit von Frauen und Männern zum Teil geringgeschätzt wird. Das mutet ziemlich platonisch an.
Hilfreich ist in diesem Zusammenhang die Lektüre des
Schreibens an die Bischöfe über die Zusammenarbeit von Mann und Frau in Kirche und Gesellschaft. Ohne die Anerkennung der anthropologischen Verschiedenheit von Mann und Frau ist die katholische Position in der Frage der Priesterweihe nicht verstehbar. Das kann man diesem Text entnehmen.
Vor diesem Hintergrund stellen sich mir einige Fragen:
Warum offenbart sich Gott als Vater und nicht als Mutter?
Warum wird Gott als Mann und nicht als Frau Mensch?
Warum können wir uns eine gekreuzigte Frau kaum vorstellen?
Warum verführt die Schlange die Frau und erst die den Mann?
Warum ist Maria als Frau das Urbild der Kirche?
Ist nicht Maria geradezu "der Prototyp des neuen Menschen"?
Warum ist die Kirche weiblich (Mutter)?
Ist es nicht plausibel, dass der Mann der Frau in besonderer Weise dient und nicht umgekehrt?
Die Geschlechtlichkeit des Lebendigen ist offenbar ein Strukturprinzip der Schöpfung. Auch der neuen Schöpfung?
Gehört das Mann- oder Frausein zur Identität auch des auferstandenen Menschen?
Verständlich sind die Kontroversen um die Priesterweihe vor dem Hintergrund männlicher Herrschaft. Sklaverei und Unterdrückung zahlen sich jedoch nicht aus. Über die Macht der Frau sollten jedoch nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer nachdenken. Maria ist jedenfalls der mächtigste Mensch, den Gott erschaffen hat: Die "Königin des Himmels und der Erde". Das wird ein geschaffener Mann niemals von sich sagen können.
Gruezi!
Sven
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Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.