Zölibat und Co.

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lutherbeck
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von lutherbeck »

Der deutsche Kardinal Lehmann und der künftige Kardinalstaatssekretär in Rom, Parolin, haben laut über ein Ende des Zölibats nachgedacht.
aus:

http://news.google.de/news/url?sr=1&ct2 ... e-n&ssid=n

8)
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

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Florianklaus
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Florianklaus »

lutherbeck hat geschrieben:
Der deutsche Kardinal Lehmann und der künftige Kardinalstaatssekretär in Rom, Parolin, haben laut über ein Ende des Zölibats nachgedacht.
aus:

http://news.google.de/news/url?sr=1&ct2 ... e-n&ssid=n

8)
:gaehn:

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Pilger
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Pilger »

Hmmm die paulinischen Briefe?

Warum wurden diese über Jahrhunderte nicht so interpretiert als das heute viele (also nicht alle) gerne hätten?

Lk 14,26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.

Na ja viele (also nicht alle) glauben ja sie seien schlauer als alle anderen vor ihnen,....

Fragesteller
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Fragesteller »

In den (auch katholischen) Ostkirchen ist die "progressive" Interpretation die traditionelle und gilt, so lange man historisch sicher zurückschauen kann. Da findet auch keiner was dran. Es wird von niemandem bestritten, dass die Kirche prinzipiell die Vollmacht hat, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen; das haben die Päpste Benedikt und Franz m. W. beide betont. Beim Diakonat ist man diesen Schritt ja bereits gegangen. Das muss noch lange nicht heißen, dass das für das Priesteramt angemessen ist, das hat auch keiner hier im Strang bisher behauptet. Nur spielt sich die Ablehnung auf einer ganz anderen Frage ab als die nach der Frauenordination: Dort geht es um eine Unmöglichkeit, hier um eine (eventuelle) Unangemessenheit. Dort kann nicht diskutiert werden, hier soll (im geeigneten Rahmen). Du wirfst alles in einen Topf, und das ist Mist.

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Hubertus
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Hubertus »

Übrigens sei in diesem Zusammenhang sei dringend verwiesen auf Heid, Klerikerzölibat.
Den Zölibat gibt es bereits seit der Alten Kirche, zunächst als Enhaltsamkeitszölibat für ver-
heiratete Kleriker. Am Zölibat hat die Kirche stets festgehalten. Immerhin ist es die Lebens-
form, die der Herr vorgelebt hat.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Pilger
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Pilger »

Deshalb behaupten einige (also nicht alle) das Jesus verheiratet war, (Klaus Beger; Die Bibelfälscher Seite 262)
....jeder junge jüdischer Mann habe heirtaen müssen.... ach ja Maria war auch keine Jungfrau sondern eine junge Frau ..(Klaus Berger, Die Bibelfälscher Seite 235)

Also man kann sich alles irgendiwie im Sinne der Welt zurecht interpretieren, mann kann natürlich auch katholisch bleiben.
Komm bald Herr Jesu
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach,
der ist mein nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden."

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lutherbeck
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von lutherbeck »

Pilger hat geschrieben:Hmmm die paulinischen Briefe?

Warum wurden diese über Jahrhunderte nicht so interpretiert als das heute viele (also nicht alle) gerne hätten?

Lk 14,26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.

Na ja viele (also nicht alle) glauben ja sie seien schlauer als alle anderen vor ihnen,....
Na, hoffentlich bist auch Du dann ledig und mittellos...

;D
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quasimodo
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von quasimodo »

Pilger hat geschrieben:Also man kann sich alles irgendiwie im Sinne der Welt zurecht interpretieren, mann kann natürlich auch katholisch bleiben.
mn kann auch behaupten, dass man katholisch geblieben ist und sich trotzdem alles im Sinne der Welt zurechtbiegen. :breitgrins:

quasimodo
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von quasimodo »

Florianklaus hat geschrieben: und im 1. Timotheusbrief wird schließlich vom Bischof verlangt, daß er auch ein guter Familienvater ist.
Unsinn.
Verlangt wird gar nichts.
Wer verheiratet ist, der soll ein guter Familienvater sein, was nicht bedeutet, dass ein Bischof verheiratet sein muss(te).

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phylax
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von phylax »

Lehmann hat nicht einfach "am Zölibat gerüttelt", sondern stark einschränkend eine Möglichkeit für (lange) im Amt befindliche ständige -verheiratete- Diakone eröffnet.
Diese Idee gab es ja in Form der Viri probati (was sich primär auch auf Nicht-Theologen erstreckte) schon zu Zeiten des 2. Vatikanums.
Diese Vorstellung schlummert schon seit 50 Jahren unter der Decke
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

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Yeti
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Yeti »

phylax hat geschrieben:Lehmann hat nicht einfach "am Zölibat gerüttelt", sondern stark einschränkend eine Möglichkeit für (lange) im Amt befindliche ständige -verheiratete- Diakone eröffnet.
Diese Idee gab es ja in Form der Viri probati (was sich primär auch auf Nicht-Theologen erstreckte) schon zu Zeiten des 2. Vatikanums.
Diese Vorstellung schlummert schon seit 50 Jahren unter der Decke
Vielleicht denkt er auch strategisch? Da die jüngeren Priester oft nicht mehr so Ho-Chi-Minh-mäßig drauf sind wie seine Generation, lässt er einfach ein paar Konzils-Veteranen "nachweihen", um das Gleichgewicht auszutarieren. Das Reservoir ist aber aus biologischen Gründen arg begrenzt.
#gottmensch statt #gutmensch

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Pilger
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Pilger »

Fragesteller hat geschrieben:In den (auch katholischen) Ostkirchen ist die "progressive" Interpretation die traditionelle und gilt, so lange man historisch sicher zurückschauen kann. Da findet auch keiner was dran. Es wird von niemandem bestritten, dass die Kirche prinzipiell die Vollmacht hat, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen; das haben die Päpste Benedikt und Franz m. W. beide betont. Beim Diakonat ist man diesen Schritt ja bereits gegangen. Das muss noch lange nicht heißen, dass das für das Priesteramt angemessen ist, das hat auch keiner hier im Strang bisher behauptet. Nur spielt sich die Ablehnung auf einer ganz anderen Frage ab als die nach der Frauenordination: Dort geht es um eine Unmöglichkeit, hier um eine (eventuelle) Unangemessenheit. Dort kann nicht diskutiert werden, hier soll (im geeigneten Rahmen). Du wirfst alles in einen Topf, und das ist Mist.
Na ja man kann eine Frage so oft wiederholen und solange (im geeigneten Rahmen) dialogisieren bis man irgendwann sei es auch nur weil die anderen ermüden die erwünschte Antwort erhält. Nur weil etwas von einen anderen gemacht wird ist es ja noch lange nicht richtig. Es gibt schlicht und einfach die kristallklare Weisung:

Lk 14,26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.

Worüber sollen wir (im geeigneten Rahmen) dialogisieren, hier kann der Mensch nur interpretieren. Natürlich kann die Kirche das Pflicht/Zölibat abschaffen das ist dann eben nicht das was Jesus für eine ernsthafte Nachfolge einfordert sondern das was die Welt und die Menschen einfordern. Die Kirche kann selbstverständlich immer mehr Kompromisse mit der Welt schließen und sich so weiterhin der Welt und der Verweltlichung öffnen und an Würze verlieren oder sie bleibt/wird wieder katholisch und salzig. Das ist keine Frage der „Reform“ sondern der ernsthaften Nachfolge.
Komm bald Herr Jesu
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Clemens
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Clemens »

Nicht zu vergessen ist bei dieser ganzen Debatte (was der Großteil der Weltmenschen und -medien wohl nicht weiß), dass selbst bei einer Aufhebung des Pflichtzölibats kein einziger Priester heiraten dürfte. Das darf/durfte man noch in keiner richtigen Kirche.

Venatrix
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Venatrix »

Ich meine der Zölibat ist notwendig, wenn ein Diener Gottes sich im vollen Umfang um seine Gemeinde kümmern will.

Noch bin ich ja evangelisch lutherisch und ich fand es immer sehr unangenehm, wenn man zum Pastor ging um mit ihm einiges zu besprechen.
Vor allen Dingen haben wir hier die dollsten Sachen erlebt.
Ein Pastor in einer Bauernschaft unserer Gemeinde ließ sich vor ca. zwanzig Jahren scheiden.
Er heiratete ein zweites Mal, die Beziehung zu dieser Frau gab er offen zu, lief mehrere Jahre schon während seiner ersten Ehe.

Als dann nach seiner Scheidung er ein Hochzeitspaar kirchlich traute, sagte er nicht:

Bis das der Tod euch scheidet, sondern: Solange es gut geht....

Mir fiel ja alles aus dem Gesicht....unmöglich fand ich das.

Und unsere Pastorin, die für eine andere Bauernschaft zuständig ist, ist zwar unverheiratet, aber hat eine Beziehung zu einem hiesigen Inhaber eines Beerdigungsinstituts. Der ist verheiratet, seine Frau ist seelisch sehr krank gewesen, mittlerweile hat sie sich mit der Situation abgefunden.

Macht ja nix.....ist ja alles egal....oder was?

Nun ja, dann muss ich unbedingt festhalten, wie unser Kind eines Tages aus der Schule heim kam und weinend vor mir stand.
Mama, unsere Religionslehrerin hat uns gefragt, wer an Gott glaubt. Da hab ich mich gemeldet und dann hat sie gesagt, dass sie nicht an Gott glaubt. Stimmt das, Mama? Gibt es keinen Gott?

Ich hatte wirklich eine Menge damit zutun, meinem Kind das Urvertrauen zu unserem Allvater wieder neu zu geben.
Diese Frau ist, nein, war die Frau von unserem Pastor in meiner Bauernschaft. Übrigens, die beiden sind auch nicht mehr zusammen, unser Pastor heiratet nun seine zweite Frau.

So ist das, damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ein Pfarrer, der neben seinem Beruf noch eine Ehe führt oder was auch immer heutzutage so alles modern ist, der hat gar kein Ohr mehr für seine Schäfchen. So erging es mir so oft, dass kann man sich gar nicht vorstellen. Schließlich wollte ich doch immer meine innere Einstellung mit der Kirche verknüpfen können, jedoch bekam ich stets von meinem Pastor zu hören, was ich überhaupt nicht gebrauchen konnte.

Dann fing ich an mich mit der Freimaurerei zu beschäftigen, hatte auch Kontakte zu einer Loge. Mein Weg war eigentlich immer geradlinig gewesen, von da an kam ich vom Weg ab. Für mich gab es keinen Gott mehr, alles ließ sich irgendwie erklären, wie war es noch? Hatte der Pastor nicht zu mir gesagt: Frau Monika, können sie nicht sagen, statt: Und Gott sprach, es werde Licht. - Und Monika sprach, es werde Licht? Lasse ich es..... ich konnte mich selbst nicht mehr verstehen....schwierig, was schreibe ich auch darüber. Sorry
Nun bin ich bei meinem katholischen Pastor gewesen, der hat mir schon beim ersten Mal in aller, aller Ruhe zugehört. Er gab mir wundervolle Ratschläge, ja....ich glaube daran, daher werde ich es schreiben: Der Heilige Geist wirkt und Jesus war unter uns....ach... wer mich kennt, der weiß...dass mir nun die Tränen kommen....oh, oh....

Und noch etwas, ich dachte, wir würden erst im Oktober die ersten Schritte besprechen, mein guter Pastor und ich. Nun wird es schon am Dienstag der Fall sein. Oh, ich bin so glücklich, so sehr.

Es ist, wie es ist.....der Zölibat schenkt dem Diener Gottes mehr, als das er nimmt. Darüber hinaus, schenkt Gott ja durch seine Diener dem Glaubenden etwas.

Niemanden möchte ich verurteilen, das steht mir nicht zu. Aber ich möchte damit sagen: Ein Diener Gottes sollte sich an die Heilige Schrift halten und das im vollen Umfang, dazu gehört der Zölibat. Sünder sind wir zwar, aber dafür gibt es ja die Gebrauchsanweisung ohne nennenswerte Nebenwirkungen.... die Bibel....

Nun ja, es heißt so schön.....: Alles ist dir erlaubt, aber nicht alles dienst zum Guten. Alles ist dir erlaubt, doch nichts soll dich gefangen nehmen.

Wenn es aber nach dem Zitat von Wilhelm Busch geht: Was beliebt ist auch erlaubt....

dann ...

schönen Tag noch

Monika

ps :heul: Bandwurmsätze und viel zu lange Beiträge....ich schaff es einfach nicht....

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Sarandanon
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Sarandanon »

Clemens hat geschrieben:Nicht zu vergessen ist bei dieser ganzen Debatte (was der Großteil der Weltmenschen und -medien wohl nicht weiß), dass selbst bei einer Aufhebung des Pflichtzölibats kein einziger Priester heiraten dürfte. Das darf/durfte man noch in keiner richtigen Kirche.
Gab es denn Deiner Meinung nach erst eine richtige Kirche, seit es den Pflichtzölibat gibt?
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

HeGe
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von HeGe »

Sarandanon hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Nicht zu vergessen ist bei dieser ganzen Debatte (was der Großteil der Weltmenschen und -medien wohl nicht weiß), dass selbst bei einer Aufhebung des Pflichtzölibats kein einziger Priester heiraten dürfte. Das darf/durfte man noch in keiner richtigen Kirche.
Gab es denn Deiner Meinung nach erst eine richtige Kirche, seit es den Pflichtzölibat gibt?
Was Clemens meint ist, dass es vor Einführung des Pflichtzölibats die Möglichkeit gab, Verheiratete zu Priestern zu weihen, nicht aber, dass bereits geweihte Priester heiraten konnten. So wie es auch heute noch in der Orthodoxie der Fall ist.
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Sarandanon
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Sarandanon »

Pilger hat geschrieben:Nur weil etwas von einen anderen gemacht wird ist es ja noch lange nicht richtig. Es gibt schlicht und einfach die kristallklare Weisung:

Lk 14,26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.
Aus meiner Sicht bedeutet dies nur, dass ER, dem man als Geistlicher nachfolgt, an erster Stelle vor der Familie steht und nicht, dass der Priester nicht heiraten darf. Selbst die Frage der Moral erscheint mir im Vergleich dazu nachgeordnet, wenngleich aber natürlich wichtig. Denn die Erfahrungen, die Moni schildert, sind auch aus meiner Sicht indiskutabel.

Der wichtigste Punkt ist für mich nicht die Priesterehe oder Pflichtzölibat sondern, dass der Theologie-/Priesteranwärter sich selbst dahingehend prüfen muss, ob er der Bedeutung der Nachfolge Jesu Christi tatsächlich gewachsen ist.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)

Fragesteller
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Fragesteller »

Pilger hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:In den (auch katholischen) Ostkirchen ist die "progressive" Interpretation die traditionelle und gilt, so lange man historisch sicher zurückschauen kann. Da findet auch keiner was dran. Es wird von niemandem bestritten, dass die Kirche prinzipiell die Vollmacht hat, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen; das haben die Päpste Benedikt und Franz m. W. beide betont. Beim Diakonat ist man diesen Schritt ja bereits gegangen. Das muss noch lange nicht heißen, dass das für das Priesteramt angemessen ist, das hat auch keiner hier im Strang bisher behauptet. Nur spielt sich die Ablehnung auf einer ganz anderen Frage ab als die nach der Frauenordination: Dort geht es um eine Unmöglichkeit, hier um eine (eventuelle) Unangemessenheit. Dort kann nicht diskutiert werden, hier soll (im geeigneten Rahmen). Du wirfst alles in einen Topf, und das ist Mist.
Na ja man kann eine Frage so oft wiederholen und solange (im geeigneten Rahmen) dialogisieren bis man irgendwann sei es auch nur weil die anderen ermüden die erwünschte Antwort erhält. Nur weil etwas von einen anderen gemacht wird ist es ja noch lange nicht richtig. Es gibt schlicht und einfach die kristallklare Weisung:

Lk 14,26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.

Worüber sollen wir (im geeigneten Rahmen) dialogisieren, hier kann der Mensch nur interpretieren. Natürlich kann die Kirche das Pflicht/Zölibat abschaffen das ist dann eben nicht das was Jesus für eine ernsthafte Nachfolge einfordert sondern das was die Welt und die Menschen einfordern. Die Kirche kann selbstverständlich immer mehr Kompromisse mit der Welt schließen und sich so weiterhin der Welt und der Verweltlichung öffnen und an Würze verlieren oder sie bleibt/wird wieder katholisch und salzig. Das ist keine Frage der „Reform“ sondern der ernsthaften Nachfolge.
Nein, die klare Weisung "Wer mir als Priester oder Bischof dienen will, darf nicht verheiratet sein", gibt es nicht. Was du zitierst, schließt eine Ehe nicht aus. Dass wir unser Leben gering achten sollen, heißt ja auch nicht, dass wir nicht essen und trinken sollen. Dass man Vater und Mutter gering achten soll, heißt nicht, dass nur Priester werden darf, wer keine Eltern mehr hat. Die Familie weniger wichtig nehmen als Gott sollen wir alle, ob wir nun verheiratet sind oder nicht. Sicherlich stellt es eine Erleichterung des "gering achtens" dar, wenn ein Priester seine familiäre Einbindung möglichst gering hält (was aber, wenn Mann und Frau opferbereit sind und die Prioritäten zugunsten des priesterlichen Dienstes setzen, auch anders geht). Das ist ein Argument für den Pflichtzölibat. Die Lebensform Jesu ist auch ein Argument für den Zölibat. Aber eine so kristallklare Lehre wie bezüglich der Frauenordination gibt es in dieser Frage nicht. Nur weil Gegner des Zölibats und des Priesteramts nur für Männer beides in einen Topf werfen, sollten Befürworter das nicht auch tun, sonst argumentieren sie spiegelverkehrt genauso dumm.

Und wenn du anderer Meinung bist, dann sollte es dir zu denken geben, dass es seit vierhundert Jahren verheiratete ostkirchliche Priester in voller Gemeinschaft mit dem Papst gibt, dass konvertierte frühere evangelische Pfarrer oft auch mit Frau katholisch geweiht werden, dass das zweite Vatikanum - eine Neuheit im Westen - verheiratete Diakone erlaubt hat und dass der gegenwärtige Papst und auch Benedikt XVI. (!!) den Zölibat klar als menschliches Gesetz bezeichnet haben (mindestens letzterer übrigens, ohne das als "nett formulierte" Forderung nach einer Abschaffung zu begreifen). Da wird dich selbst die Piusbruderschaft auslachen, wenn du die katholische Kirche schon seit dem 16. Jahrhundert auf dem falschen Weg siehst.

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Clemens
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Clemens »

Sarandanon hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Nicht zu vergessen ist bei dieser ganzen Debatte (was der Großteil der Weltmenschen und -medien wohl nicht weiß), dass selbst bei einer Aufhebung des Pflichtzölibats kein einziger Priester heiraten dürfte. Das darf/durfte man noch in keiner richtigen Kirche.
Gab es denn Deiner Meinung nach erst eine richtige Kirche, seit es den Pflichtzölibat gibt?
Ich glaube, du hast meinen Post nicht genau gelesen.
Es durfte noch in keiner (richtigen) Kirche je ein Priester heiraten! Das gab es m.W. noch nie!

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Gamaliel
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Gamaliel »

Burgenland: Pfarrer der Dom- und Stadtpfarre Eisenstadt Josef Prikoszovits zurückgetreten

Daraus:
In seiner Erklärung an die Pfarrgemeinde begründet der scheidende Dompfarrer seinen Schritt mit den Worten: „Es gibt in meinem Leben eine Änderung, die mit meinem Priestersein und dem Zölibatsversprechen nicht vereinbar ist.“

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Sarandanon
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Sarandanon »

Clemens hat geschrieben:Ich glaube, du hast meinen Post nicht genau gelesen.
Es durfte noch in keiner (richtigen) Kirche je ein Priester heiraten! Das gab es m.W. noch nie!
Soweit ich weiß ist dass nicht in letzter Konsequenz bis zur Urkirche zurückverfolgbar. Da streiten sich wohl die Historiker. Der Zölibat hat aber natürlich schon eine sehr lange Tradition, die wohl aus der Antike stammt.

Im übrigen soll es mir auch recht sein, dass die römische (also Deine einzig richtige) Kirche am Pflichtzölibat festhält. Für mich spielt dieses Thema keine entscheidende Rolle.
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Clemens
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Clemens »

Sorry, merke jetzt erst, dass du den Ball zum Thema schon hier aufgenommen hattest.

Es gibt natürlich auch Dinge, die ich nicht weiß. :glubsch:
Daher: solltest du einen wenigstens andeutungsweisen Beleg kennen (klare scheint es nicht zu geben, sonst bräuchten sich "die Historiker" ja nicht zu streiten), dass eine Heirat nach Priesterweihe vorgekommen und zugelassen worden ist, darfst du ihn gerne präsentieren. Dann wäre ich auch bereit, meine obige Aussage zurückzunehmen, bzw. angemessen zu modifizieren.

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Sarandanon
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Sarandanon »

Ich habe natürlich keinen Beweis dafür, dass Priester zB vor 306 (spanische Synode von Elvira - Verbot des ehelichen Verkehrs) oder sogar auch nach dieser Synode nach ihrer Ordination geheiratet haben. Hätte ich die, würden mich besagte Historiker wahrscheinlich sehr beneiden. Die Wahrscheinlichkeit besteht allerdings, da es ja noch keine zentrale Jurisdiktion Roms gab, wie man an besagter Synode erkennt. Und eine richtige Kirche war die Alte Kirche mit ihrem synodalen System allemal.
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Fragesteller »

Sarandanon hat geschrieben:Die Wahrscheinlichkeit besteht allerdings, da es ja noch keine zentrale Jurisdiktion Roms gab, wie man an besagter Synode erkennt. Und eine richtige Kirche war die Alte Kirche mit ihrem synodalen System allemal.
Warum soll die Jurisdiktion Roms für das Heiratsverbot erforderlich sein? Die orthodoxen und altorientalischen Kirchen haben es ja auch. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

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Sarandanon
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Sarandanon »

Eben drum. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit ja auch durchaus gegeben, dass es in der Alten Kirche regional auch Heiraten von Priestern nach der Ordination gab. Es ist aber natürlich nicht belegt.
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von taddeo »

Sarandanon hat geschrieben:Eben drum. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit ja auch durchaus gegeben, dass es in der Alten Kirche regional auch Heiraten von Priestern nach der Ordination gab. Es ist aber natürlich nicht belegt.
Dabei sollte man aber berücksichtigen, daß gerade in der Kirche vor Konstantin, in der die rechtliche Struktur noch nicht so ausgeprägt war wie dann in der "Staatskirchenzeit", die maßgebliche Orientierung die Schriften des Neuen Testaments waren, in denen man den Willen Gottes durch das Wort seiner Apostel niedergelegt sah. Und wenn etwa Paulus schreibt, ein Bischof oder Diakon solle "nur eines Weibes Mann" sein (also nicht etwa ein wiederverheirateter Witwer), dann legt das schon sehr deutlich nahe, daß spätestens mit der Übernahme eines entsprechenden Amtes das Thema Heirat für den Betreffenden als erledigt angesehen wurde.

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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Fragesteller »

Sarandanon hat geschrieben:Eben drum. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit ja auch durchaus gegeben, dass es in der Alten Kirche regional auch Heiraten von Priestern nach der Ordination gab. Es ist aber natürlich nicht belegt.
Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst. Ein Heiratsverbot von Klerikern nach der Weihe gibt es heutzutage in Ost und West, mit und ohne Rom. Inwiefern soll das belegen, dass in der Zeit, als Rom noch schwächer war, Kleriker auch im Westen heiraten durften? Das belegt eher das Gegenteil.

(Aber man könnte anders argumentieren: Klerikern die Heirat nach der Weihe zu gestatten, kann als Übergangsregelung sinnvoll sein, wenn man der Meinung ist, dass eine Kursänderung hin zum milderen Kurs der Ostkirchen angemessen oder notwendig ist. Diese Argumentation greift allerdings nur in solchen Übergangszeiten vom Pflicht- zum Freiwilligkeitszölibat, nicht dann, wenn es wie bei den Altkatholiken um eine Dauerlösung geht.)

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Sarandanon
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Sarandanon »

Ich weiß nicht, was daran nicht zu verstehen ist: Es gibt weder Belege dafür noch dagegen, dass es in früh-chrislticher Zeit, ob es nun schon eine Art oder die Ordination gab oder nicht, das Geistliche nach dieser geheiratet haben. Ich sage nur, dass die Wahrscheinlichkeit besteht. Ein völliger Ausschluss von Priesterheiraten (nicht zu verwechseln mit schon bestandenen Ehen) ist daher mMn unangebracht und ebenso wenig belegbar.
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Fragesteller »

Sarandanon hat geschrieben:IEs gibt weder Belege dafür noch dagegen, dass es in früh-chrislticher Zeit, ob es nun schon eine Art oder die Ordination gab oder nicht, das Geistliche nach dieser geheiratet haben. Ich sage nur, dass die Wahrscheinlichkeit besteht. Ein völliger Ausschluss von Priesterheiraten (nicht zu verwechseln mit schon bestandenen Ehen) ist daher mMn unangebracht und ebenso wenig belegbar.
Ja. Belege gibt es nicht, da hast du Recht. Aber über Wahrscheinlichkeit kann man reden (da hast du auch Recht), und die einzigen Wahrscheinlichkeitsindikatoren, die hier bisher genannt wurden, sprechen gegen die Zulässigkeit der Priesterheirat.

Heute gibt es eine Neuverheiratung von "fertigen" Geistlichen nur dort, wo sie belegtermaßen nach jahrhundertelanger gegenteiliger Praxis neu gestattet wurde (Evangelen, Anglikaner, Altkatholiken); überall dort, wo sich eine solche Kursänderung historisch nicht belegen lässt, gibt sie nicht. Inwiefern macht das die Zulässigkeit einer Neuverheiratung von Priestern in altkirchlicher Zeit wahrscheinlicher? Ich glaube eher, es macht das Gegenteil wahrscheinlicher. Taddeos Hinweis ebenso.

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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Clemens »

Ich erlaube mir, folgendes Zwischenergebnis festzuhalten:

Es gibt nichts, was dafür spricht, dass vor der Reformation in irgendeiner Gegend der Weltchristenheit Priester nach der Weihe heiraten durften.
Es gibt aber viele alte Dokumente, die den Schluss nahelegen, dass das in der frühen Christenheit überhaupt nicht in Frage kam.

Pilgerer
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Pilgerer »

Ein Grund für eine ordentliche Priesterehe findet sich im Timotheusbrief: Demnach soll der ein Bischof werden, "der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat in aller Ehrbarkeit.5 Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er für die Gemeinde Gottes sorgen?" (1. Tim 3,4-5)
Wie soll ein lediger Mann zeigen, dass er die geistliche Familie auf der zwischenmenschlichen Ebene führen kann, wenn er bis dahin ohne vergleichbare Familienerfahrung war?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Fragesteller
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Re: Zölibat und Co.

Beitrag von Fragesteller »

Das ist überhaupt kein Grund. Es geht hier um eine Neuverheiratung nach der Weihe, nicht um eine Weihe verheirateter Männer.

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