Im römisch-katholischen Kirchenrecht erlaubt das die "Trennung von Tisch und Bett" bei bleibendem Eheband nach can. 1152 CIC, sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind, u. a. das, daß man nicht auch selber Ehebruch begangen hat. Dazu gab's heut nen Artikel bei kath.net, der zumindest die rechtlichen Dinge ganz passabel erklärt: http://kath.net/news/45391Maurus hat geschrieben:In der Kirche: Nein. Das Eheband kann nur durch den Tod gelöst werden.iustus hat geschrieben:Stimmt das? Wenn nein, warum nicht?umusungu hat geschrieben:springt die Frau mit einem anderen ins Bett, kann ich mich doch scheiden lassen und eine andere heiraten .........Heinrich II hat geschrieben:Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.
In der Orthodoxie: Ja. Ehebruch erlaubt das Entlassen aus der Ehe und Eingehen einer neuen (Mt 5,32; 19,9). Die erste Ehe geht aber nicht einfach unter, die Wiederheirat ist eine Konzession an die menschliche Schwäche, die mit einer Bußzeit vergolten wird.
Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Ja, aber wie kommt die Kirche zu dieser Erkenntnis - wo doch Jesus die Fälle von Unzucht ausdrücklich ausnimmt?Maurus hat geschrieben:In der Kirche: Nein. Das Eheband kann nur durch den Tod gelöst werden.iustus hat geschrieben:Stimmt das? Wenn nein, warum nicht?umusungu hat geschrieben:springt die Frau mit einem anderen ins Bett, kann ich mich doch scheiden lassen und eine andere heiraten .........Heinrich II hat geschrieben:Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Die Authentizität dieses Einschubs in diesem Satz ist exegetisch seit jeher heiß umstritten, u. a. weil er nur bei Matthäus vorkommt, bei den Parallelstellen in Mk und Lk aber nicht.iustus hat geschrieben:Ja, aber wie kommt die Kirche zu dieser Erkenntnis - wo doch Jesus die Fälle von Unzucht ausdrücklich ausnimmt?Maurus hat geschrieben:In der Kirche: Nein. Das Eheband kann nur durch den Tod gelöst werden.iustus hat geschrieben:Stimmt das? Wenn nein, warum nicht?umusungu hat geschrieben:springt die Frau mit einem anderen ins Bett, kann ich mich doch scheiden lassen und eine andere heiraten .........Heinrich II hat geschrieben:Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
So ausdrücklich ist das nicht. Rein logisch wäre es nicht mit den anderen Aussagen Jesu in Einklang zu bringen, die auf eine Revision der mosaischen Position von der Entlassbarkeit der Frau aus der Ehe zielen. Jesus erklärt ja weiter, dass die Heirat einer entlassenen Frau (aus welchen Gründen auch immer) Ehebruch sei. "Entlassung" kann damit in vertretbarer Weise im Sinne der kanonischen Möglichkeit einer Trennung von Tisch und Bett verstanden werden.iustus hat geschrieben:Ja, aber wie kommt die Kirche zu dieser Erkenntnis - wo doch Jesus die Fälle von Unzucht ausdrücklich ausnimmt?Maurus hat geschrieben:In der Kirche: Nein. Das Eheband kann nur durch den Tod gelöst werden.iustus hat geschrieben:Stimmt das? Wenn nein, warum nicht?umusungu hat geschrieben:springt die Frau mit einem anderen ins Bett, kann ich mich doch scheiden lassen und eine andere heiraten .........Heinrich II hat geschrieben:Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Hallo, gibt es den ganzen Kasper - Vortrag inzwischen schon irgendwo online? Oder muss man dem Herder - Verlag eine goldene Nase verschaffen. Ich finde das ein Unding mit diesem "Buch".
"Für jedes Problem gibt es eine einfache Lösung – klar, einleuchtend und falsch." (Henry Louis Mencken)
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
"Bibbia, eros e famiglia" [PDF]kreuzzeichen hat geschrieben:Hallo, gibt es den ganzen Kasper - Vortrag inzwischen schon irgendwo online? Oder muss man dem Herder - Verlag eine goldene Nase verschaffen. Ich finde das ein Unding mit diesem "Buch".
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
#kreuzzeichen hat geschrieben:Hallo, gibt es den ganzen Kasper - Vortrag inzwischen schon irgendwo online? Oder muss man dem Herder - Verlag eine goldene Nase verschaffen. Ich finde das ein Unding mit diesem "Buch".
Werden Menschen wohl auch von der Firma sagen, die dir dein Gehalt monatlich überweist.
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Was immer mir dieses rätselhafte "dunkle" Wort jetzt sagen soll.
"Für jedes Problem gibt es eine einfache Lösung – klar, einleuchtend und falsch." (Henry Louis Mencken)
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Ein Hauptproblem der Ehekrisen ist der mangelnde christliche Glaube. Zwar gibt es einen verbreiteten bürgerlichen Glauben, der im Gottesdienst herunter geleiert werden kann, aber dieser ist doch selten so tief, dass er das Herz verwandeln kann. Solange das Herz nicht vom Glauben verändert wird, bleibt die Neigung zur Sünde da, die wiederum Ursache der Ehekrisen ist. Eine wesentliche Sünde in der Ehe ist ein Mangel an tätiger Liebe. Wenn die Liebe in der Ehe unsichtbar bleibt, sucht der Ehepartner woanders nach der Liebe, nach der er/sie sich sehnt. Die kurzfristige Verliebtheit einer Affäre oder neuen "Ehe" kann scheinbar dieses Bedürfnis befriedigen. Darum gibt es so viele Ehebrüche und neue "Ehen".Maurus hat geschrieben:So ausdrücklich ist das nicht. Rein logisch wäre es nicht mit den anderen Aussagen Jesu in Einklang zu bringen, die auf eine Revision der mosaischen Position von der Entlassbarkeit der Frau aus der Ehe zielen. Jesus erklärt ja weiter, dass die Heirat einer entlassenen Frau (aus welchen Gründen auch immer) Ehebruch sei. "Entlassung" kann damit in vertretbarer Weise im Sinne der kanonischen Möglichkeit einer Trennung von Tisch und Bett verstanden werden.iustus hat geschrieben:Ja, aber wie kommt die Kirche zu dieser Erkenntnis - wo doch Jesus die Fälle von Unzucht ausdrücklich ausnimmt?Maurus hat geschrieben:In der Kirche: Nein. Das Eheband kann nur durch den Tod gelöst werden.iustus hat geschrieben:Stimmt das? Wenn nein, warum nicht?umusungu hat geschrieben:springt die Frau mit einem anderen ins Bett, kann ich mich doch scheiden lassen und eine andere heiraten .........Heinrich II hat geschrieben:Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.
Eigentlich müsste es vor der Ehe und der Eucharistie den Schritt zum christlichen Glauben geben, der die Überwindung der Sünde möglich macht. Denn bezüglich der Sünde gilt: "Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein." (Matthäus 17,20) Oft ist es solch ein Berg an Sünde, der uns zur aktiven Liebe unfähig macht. Es ist dann kaum möglich, diesen aus eigener Kraft zu beseitigen. Aber mit Gottes Kraft ist das möglich.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Hier ist schon lange nichts mehr passiert. Deshalb:
http://www.katholisches.info/214/4/12 ... benslehre/
Es ist wohl so, dass die Zeit herangekommen ist, wo die Einhaltung der katholischen Lehre von denjenigen Katholiken angemahnt wird, die dieser Lehre die Treue halten. Auch dann, wenn dadurch Papst Franziskus und Kardinal Kasper als falsche Interpreten sich gemassregelt fühlen könnten.
Gruß, ad_hoc
Es lohnt sich, den ganzen Artikel zu lesen, unter:Welche Rolle spielt Papst Franziskus?
Am meisten beschäftigt die Unsicherheit, welche Haltung Papst Franziskus in der Frage einnimmt und welche Rolle er bei der Bischofssynode zu spielen gedenkt. Die Tatsache, daß die Haltung eines Papstes unklar ist, stellt ein ungewöhnliches Novum in der Kirchengeschichte dar, die in jüngerer Zeit nur mit der Konzils- und unmittelbaren Nachkonzilszeit vergleichbar scheint. Tatsächlich suchen die „Veränderer“ krampfhaft die Rückkoppelung an ein „virtuelles“ Konzil (Benedikt XVI.), dessen Wiederauferstehung sie geradezu mantrahaft beschwören.
Die bisherigen Signale von Papst Franziskus in der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen sind objektiv betrachtet wenig beruhigend. Zur Frage nahm der Papst bisher inhaltlich nicht Stellung. Einige führende Kirchenmänner, wie der nordamerikanische Vertreter im C8-Kardinalsrat Kardinal O’Malley sind zwar der Meinung, daß es unter Papst Franziskus keine Zulassung öffentlicher Sünder zu den Sakramenten geben werde. Andere Kirchenvertreter blicken unter genau umgekehrten Vorzeichen zuversichtlich auf die nahenden Bischofssynoden.
http://www.katholisches.info/214/4/12 ... benslehre/
Es ist wohl so, dass die Zeit herangekommen ist, wo die Einhaltung der katholischen Lehre von denjenigen Katholiken angemahnt wird, die dieser Lehre die Treue halten. Auch dann, wenn dadurch Papst Franziskus und Kardinal Kasper als falsche Interpreten sich gemassregelt fühlen könnten.
Gruß, ad_hoc
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Ist das nicht gegen die Lehren der römisch-katholischen Kirche? Es ist doch nicht möglich, dass der Papst die katholische Lehre NICHT einhält. Er bestimmt doch autokratisch, was die Lehre ist, oder?ad_hoc hat geschrieben: Es ist wohl so, dass die Zeit herangekommen ist, wo die Einhaltung der katholischen Lehre von denjenigen Katholiken angemahnt wird, die dieser Lehre die Treue halten. Auch dann, wenn dadurch Papst Franziskus und Kardinal Kasper als falsche Interpreten sich gemassregelt fühlen könnten.
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Kurz und bündig: NEIN.Bibelleser hat geschrieben:Ist das nicht gegen die Lehren der römisch-katholischen Kirche? Es ist doch nicht möglich, dass der Papst die katholische Lehre NICHT einhält. Er bestimmt doch autokratisch, was die Lehre ist, oder?ad_hoc hat geschrieben: Es ist wohl so, dass die Zeit herangekommen ist, wo die Einhaltung der katholischen Lehre von denjenigen Katholiken angemahnt wird, die dieser Lehre die Treue halten. Auch dann, wenn dadurch Papst Franziskus und Kardinal Kasper als falsche Interpreten sich gemassregelt fühlen könnten.
Der Papst an die Lehre der Kirche gebunden, nicht umgekehrt. Selbst dort, wo er autoritativ (nicht autokratisch!) die Lehre der Kirche definiert, kann er das nicht GEGEN den Glauben der Kirche tun, er kann nur etwas als verbindlich zu glauben vorlegen, was (in weniger verbindlicher Form) bereits im Glauben der Kirche vorhanden ist.
Das einzige, woran er nicht gebunden ist, ist das positive (menschliche, nicht göttliche) Kirchenrecht, soweit es nicht Glaubensfragen betrifft.
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Danke taddeo.
Es ist die Aufgabe des Papstes, die überkommene Lehre zu verkünden und zu lehren.
Änderungen dürfen nicht vorgenommen werden.
Gruß, ad_hoc
Es ist die Aufgabe des Papstes, die überkommene Lehre zu verkünden und zu lehren.
Änderungen dürfen nicht vorgenommen werden.
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Beruhigend. Da kenne ich mich natürlich nicht so aus. Danke für die Hinweise.ad_hoc hat geschrieben:Danke taddeo.
Es ist die Aufgabe des Papstes, die überkommene Lehre zu verkünden und zu lehren.
Änderungen dürfen nicht vorgenommen werden.
Gruß, ad_hoc
Gibt es eigentlich eine gute Dogmatik der katholischen Lehre?
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Die Dogmatik von Ott. Einfach bei Amazon nachsehen und evtl. woanders im Antiquariat kaufen.
Gruß, ad_hoc
Gruß, ad_hoc
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
http://www.katholisches.info/214/4/12 ... er-kasper/Erklärung von Mgr. Bernard Fellay, Generaloberer der Bruderschaft St. Pius X., über die neue Pastoral der Ehe gemäß Kardinal Walter Kasper
Wer weiß, wozu es gut war, dass es nicht zur Einigung zwischen Vatikan und Priesterbruderschaft St. Pius X, gekommen ist. Jetzt wäre mit Sicherheit wiederum die Trennung vollzogen worden.
Man muss sich Sorgen machen. Dieser Papst führt eindeutig in die Irre, und ich habe keine Zweifel daran, dass es einige unter den Kardinälen und Bischöfen gibt, die darum wissen.
Ich weiß, taddeo, dass ich Dich wieder nervös mache. Tut mir auch leid. Nur: schweigen kann man da nicht mehr. Aber lies selbst.
Gruß, ad_hoc
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Du wirst es mir nachsehen, daß ich weder diese Website noch Bischof Fellay für besonders vertrauenserweckende Quellen halte, wenn es um Papst Franziskus geht.ad_hoc hat geschrieben:Ich weiß, taddeo, dass ich Dich wieder nervös mache. Tut mir auch leid. Nur: schweigen kann man da nicht mehr. Aber lies selbst.
Gruß, ad_hoc
Außerdem muß man auch mal feststellen, daß
1. bisher noch nirgends offiziell irgendwelche "Neuerungen" in der Ehepastoral eingeführt wurden, und daß
2. VOR den dafür anberaumten Bischofssynoden auch nichts Entsprechendes zu erwarten ist, und daß
3. es keineswegs gesagt ist, daß die Bischofssynoden irgendwelchen weitgehenden Neuerungen überhaupt zustimmen werden, gerade weil sie so international besetzt sind, und daß
4. die tatsächliche Praxis der Ehepastoral alle etwaigen Neuerungskonzepte schon seit Jahrzehnten links überholt.
Hauptproblem ist, daß es seit langem - mindestens seit 50 Jahren, bei genauerem Hinsehen eigentlich seit 500 Jahren - de facto keine funktionierende Ehepastoral gibt. Es gibt die Vorschriften, die von der Kirche mehr oder weniger halbherzig gepredigt werden, und es gibt die Menschen, die sich zu einem kleinen Bruchteil daran halten, und zur großen Mehrheit versuchen, aus ihrer konkreten Ehesituation mit allen zwischenmenschlichen Unwägbarkeiten das Beste zu machen, und zu einem wachsenden Teil an dieser Aufgabe scheitern. Die Ehe als katholische Lebensform mit all ihren moralischen Ansprüchen jedenfalls hat in ihrer Gesamtheit noch nie flächendeckend funktioniert. Das ist meine Beobachtung in 25 Jahren wissenschaftlichem Quellenstudium.
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Mit flächendeckend meinst Du wohl die gesamte Gesellschaft. Wenn man das allein auf die Gläubigen überträgt, wird es aber vermutlich ähnlich aussehen. In früheren Zeiten wurde wohl eher der äußere Schein bemüht, um die eigene Ehe als intakte Institution darzustellen.
Ich bin aber nicht der Meinung, dass das ein tragendes Argument sein darf, um sich hinsichtlich der rk Lehre um Änderungen zu bemühen.
Ich bin aber nicht der Meinung, dass das ein tragendes Argument sein darf, um sich hinsichtlich der rk Lehre um Änderungen zu bemühen.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
(Augustinus Aurelius)
(Augustinus Aurelius)
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Nein, mit flächendeckend meine ich zunächst nur die Katholiken "aller Zeiten".Sarandanon hat geschrieben:Mit flächendeckend meinst Du wohl die gesamte Gesellschaft. Wenn man das allein auf die Gläubigen überträgt, wird es aber vermutlich ähnlich aussehen. In früheren Zeiten wurde wohl eher der äußere Schein bemüht, um die eigene Ehe als intakte Institution darzustellen.
Ich bin aber nicht der Meinung, dass das ein tragendes Argument sein darf, um sich hinsichtlich der rk Lehre um Änderungen zu bemühen.
Freilich, gesellschaftlich und oberflächlich betrachtet gab es schon kurze "goldene Epochen" der katholischen Ehe ... aber das waren dann auch sehr oft nicht Ehen im heutigen Verständnis als ganzheitliche Lebens- und Liebesgemeinschaft, sondern gut funktionierende Zweckarrangements mit ausgeklügelten Eheverträgen. Ein wunderbares Indiz dafür sind immer die alten Taufbücher, in denen je nach Zeitverhältnissen die Zahl derjenigen Täuflinge ablesbar ist, die "Kinder der Leidenschaft" waren und nicht "Kinder der Gewohnheit", wie es ein Berufskollege mal so schön formuliert hat.
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Ablesbar? Bitte um nähere Info zu dieser Unterscheidung und deren Verifizierbarkeit anhand der Taufbücher. Davon habe ich noch nicht gelesen und das interessiert mich sehr. Danke!taddeo hat geschrieben:...
Freilich, gesellschaftlich und oberflächlich betrachtet gab es schon kurze "goldene Epochen" der katholischen Ehe ... aber das waren dann auch sehr oft nicht Ehen im heutigen Verständnis als ganzheitliche Lebens- und Liebesgemeinschaft, sondern gut funktionierende Zweckarrangements mit ausgeklügelten Eheverträgen. Ein wunderbares Indiz dafür sind immer die alten Taufbücher, in denen je nach Zeitverhältnissen die Zahl derjenigen Täuflinge ablesbar ist, die "Kinder der Leidenschaft" waren und nicht "Kinder der Gewohnheit", wie es ein Berufskollege mal so schön formuliert hat.
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
"Kinder der Gewohnheit" sind nach dieser Lesart die, die ehelich zur Welt kommen, während die früher oft sehr häufigen unehelichen Kinder eben "Kinder der Leidenschaft" waren. Wenn ein verheiratetes Paar innerhalb von 20, 25 Jahren zehn oder mehr Kinder hat, ist da durchaus eine gewisse "Gewohnheit" zu vermuten. Andererseits gab es Gegenden und Zeiten, in denen über Jahrzehnte hinweg bis zu einem Drittel aller Kinder eines Ortes unehelich geboren wurden, weil die äußeren Lebensumstände ( die natürlich auch von der kirchlichen Obrigkeit mitbestimmt waren!) eine Eheschließung der Eltern nicht erlaubten.proetcontra hat geschrieben:Ablesbar? Bitte um nähere Info zu dieser Unterscheidung und deren Verifizierbarkeit anhand der Taufbücher. Davon habe ich noch nicht gelesen und das interessiert mich sehr. Danke!taddeo hat geschrieben:...
Freilich, gesellschaftlich und oberflächlich betrachtet gab es schon kurze "goldene Epochen" der katholischen Ehe ... aber das waren dann auch sehr oft nicht Ehen im heutigen Verständnis als ganzheitliche Lebens- und Liebesgemeinschaft, sondern gut funktionierende Zweckarrangements mit ausgeklügelten Eheverträgen. Ein wunderbares Indiz dafür sind immer die alten Taufbücher, in denen je nach Zeitverhältnissen die Zahl derjenigen Täuflinge ablesbar ist, die "Kinder der Leidenschaft" waren und nicht "Kinder der Gewohnheit", wie es ein Berufskollege mal so schön formuliert hat.
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
In München gibt es zu diesem Thema zur Zeit eine interessante Ausstellung:
„Leben Lieben Sterben“: 45 Jahre Pfarrmatrikeln:
http://www.erzbistum-muenchen.de/Page6352_2649.aspx
„Leben Lieben Sterben“: 45 Jahre Pfarrmatrikeln:
http://www.erzbistum-muenchen.de/Page6352_2649.aspx
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Und das wird ja von Katholiken gerne und genau nachberevhmeztaddeo hat geschrieben:"Kinder der Gewohnheit" sind nach dieser Lesart die, die ehelich zur Welt kommen, während die früher oft sehr häufigen unehelichen Kinder eben "Kinder der Leidenschaft" waren. Wenn ein verheiratetes Paar innerhalb von 20, 25 Jahren zehn oder mehr Kinder hat, ist da durchaus eine gewisse "Gewohnheit" zu vermuten. Andererseits gab es Gegenden und Zeiten, in denen über Jahrzehnte hinweg bis zu einem Drittel aller Kinder eines Ortes unehelich geboren wurden, weil die äußeren Lebensumstände ( die natürlich auch von der kirchlichen Obrigkeit mitbestimmt waren!) eine Eheschließung der Eltern nicht erlaubten.proetcontra hat geschrieben:Ablesbar? Bitte um nähere Info zu dieser Unterscheidung und deren Verifizierbarkeit anhand der Taufbücher. Davon habe ich noch nicht gelesen und das interessiert mich sehr. Danke!taddeo hat geschrieben:...
Freilich, gesellschaftlich und oberflächlich betrachtet gab es schon kurze "goldene Epochen" der katholischen Ehe ... aber das waren dann auch sehr oft nicht Ehen im heutigen Verständnis als ganzheitliche Lebens- und Liebesgemeinschaft, sondern gut funktionierende Zweckarrangements mit ausgeklügelten Eheverträgen. Ein wunderbares Indiz dafür sind immer die alten Taufbücher, in denen je nach Zeitverhältnissen die Zahl derjenigen Täuflinge ablesbar ist, die "Kinder der Leidenschaft" waren und nicht "Kinder der Gewohnheit", wie es ein Berufskollege mal so schön formuliert hat.
Als mein Sohn unseren Enkel taufen liess, wurde ich auch gefragt ob das ein 7- Monatskind sei.
Wie predigt der Pfarrer: Hochzeit, hohe Zeit, höchste Zeit ...
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Na, bei diesen Kindern wird ja ohnehin Ehelichkeit vermutet:Vir Probatus hat geschrieben:Als mein Sohn unseren Enkel taufen liess, wurde ich auch gefragt ob das ein 7- Monatskind sei.
Das entspricht genau sechs Monaten.CIC/1983 hat geschrieben:c. 1138 § 2. Als ehelich vermutet werden jene Kinder, die mindestens 180 Tage nach dem Tag der Eheschließung oder innerhalb von 300 Tagen nach dem Tag der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft geboren sind.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Naja, ich hab eher die gegenteilige Erfahrung gemacht: In den katholischen Taufmatrikeln spielt das praktisch keine Rolle, das wird eigentlich nie erwähnt, daß die Eltern erst vor wenigen Monaten geheiratet haben und die Braut schon mit deutlichem Babybauch vor dem Altar stand; höchstens, daß deswegen von den vorgeschriebenen drei Verkündigungen der Ehe dispensiert wurde, damit die "Schande" nicht gleich allen im Dorf bekannt wurde (also eigentlich zum Schutz der Brautleute).Vir Probatus hat geschrieben:Und das wird ja von Katholiken gerne und genau nachberevhmeztaddeo hat geschrieben:"Kinder der Gewohnheit" sind nach dieser Lesart die, die ehelich zur Welt kommen, während die früher oft sehr häufigen unehelichen Kinder eben "Kinder der Leidenschaft" waren. Wenn ein verheiratetes Paar innerhalb von 20, 25 Jahren zehn oder mehr Kinder hat, ist da durchaus eine gewisse "Gewohnheit" zu vermuten. Andererseits gab es Gegenden und Zeiten, in denen über Jahrzehnte hinweg bis zu einem Drittel aller Kinder eines Ortes unehelich geboren wurden, weil die äußeren Lebensumstände ( die natürlich auch von der kirchlichen Obrigkeit mitbestimmt waren!) eine Eheschließung der Eltern nicht erlaubten.
Als mein Sohn unseren Enkel taufen liess, wurde ich auch gefragt ob das ein 7- Monatskind sei.
Wie predigt der Pfarrer: Hochzeit, hohe Zeit, höchste Zeit ...
Ganz anders hingegen in calvinischen Taufbüchern des späten 16. Jahrhunderts: Dort habe ich schon reihenweise Taufeinträge gelesen, in denen der Pastor extra das genaue Heiratsdatum der Eltern hinzugesetzt hat, um damit deren vorehelichen "Sündenfall" für alle Ewigkeit schriftlich zu dokumentieren. Sowas gab es bei den Katholiken nicht.
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Was natürlich für die gesamte Morallehre gilt. Deswegen können wir aber nicht die Bergpredigt abschaffen (auch wenn sie - trotz höheren Anspruches - selten eingefordert wird)taddeo hat geschrieben:Die Ehe als katholische Lebensform mit all ihren moralischen Ansprüchen jedenfalls hat in ihrer Gesamtheit noch nie flächendeckend funktioniert.
Das Problem ist der falsche Blickwinkel.
Das Tun kommt aus einem Sein, und solange der Christ sich seiner Natur (als geliebtes Ebenbild Gottes trotz aller Konkupiszenz) nicht bewußt ist, hat das Tun als Pflichterfüllung wenig Wert.
Zudem geht es nicht darum, ob ich mich an eine Lehre halte.
Es geht darum, besonders in der Ehe (um zum Funktionieren müssen beide diese Sichtweise haben), daß Er mich in der Ehe hält. Erst aus dieser Kraft, die man zulassen muß und erbeten sollte, kann ich mich an die Lehre halten.
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
@Taddeo: Danke für die Erläuterung. Da hatte ich jetzt irgendwo einen "Hänger" (...und die unehelich Geborenen volkkommen aus dem Blick gehabt).
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Danke.ad_hoc hat geschrieben:Die Dogmatik von Ott. Einfach bei Amazon nachsehen und evtl. woanders im Antiquariat kaufen.
Gruß, ad_hoc
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Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Ralf: Zudem geht es nicht darum, ob ich mich an eine Lehre halte.
Es geht darum, besonders in der Ehe (...), daß Er mich in der Ehe hält. Erst aus dieser Kraft, die man zulassen muß und erbeten sollte, kann ich mich an die Lehre halten.
Gute und wichtige Gedanken. Doch bedarf es meinem eigenen Zutun im gleichen Maße, dies scheint mir in Deiner Formulierung etwas zu gering betont. Aber vielleicht ist es ohnedies mitgedacht ...
Es geht darum, besonders in der Ehe (...), daß Er mich in der Ehe hält. Erst aus dieser Kraft, die man zulassen muß und erbeten sollte, kann ich mich an die Lehre halten.
Gute und wichtige Gedanken. Doch bedarf es meinem eigenen Zutun im gleichen Maße, dies scheint mir in Deiner Formulierung etwas zu gering betont. Aber vielleicht ist es ohnedies mitgedacht ...
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Ich kann an dieser Stelle nur wiederholen, was ich schon x-mal gesagt habe:proetcontra hat geschrieben:Ralf: Zudem geht es nicht darum, ob ich mich an eine Lehre halte.
Es geht darum, besonders in der Ehe (...), daß Er mich in der Ehe hält. Erst aus dieser Kraft, die man zulassen muß und erbeten sollte, kann ich mich an die Lehre halten.
Gute und wichtige Gedanken. Doch bedarf es meinem eigenen Zutun im gleichen Maße, dies scheint mir in Deiner Formulierung etwas zu gering betont. Aber vielleicht ist es ohnedies mitgedacht ...
ICH allein kann in der Ehe gar nix, nicht einmal diese "Kraft zulassen und erbeten", geschweige denn "mich an die Lehre halten".
Alles das - einfach gesagt: verheiratet sein - kann man nur zu zweit. Genau das meint auch das Schlagwort "ganzheitliche Lebensgemeinschaft".
Und genau daran scheitern heute soviele Ehen, daß immer mehr Menschen unfähig sind, zu zweit verheiratet zu sein. Viele wollen gern einen Partner, eine Familie, aber letztlich ist ihnen ihre Selbstverwirklichung wichtiger als der Partner. "Geht es mir gut damit?" ist heute die wichtigste Frage in jeder Beziehung. Eine Ehe funktioniert nur, wenn die wichtigste Frage heißt "geht es IHM/IHR gut damit?". "Gattenwohl" nennt das das Kirchenrecht. Wenn beide Partner diese Frage als die wichtigste ansehen, dann kriegt jeder von beiden mehr, als er sich erträumen kann. Wenn nicht, dann gute Nacht ...
Re: Wiederverheiratete, Eucharistie und Eheverständnis
Die aktuelle Debatte um die Ehe ermöglicht der Kirche, sich selbst, den Gläubigen und Fernstehenden die Moral-, als auch die Sakramententheologie erneut vor Augen zu führen und ihr theologisches Verständnis klarer zu formen.
Dabei kann man nicht die Ehe als ein Element aus dem theologischen Gesamtzusammenhang herausbrechen und auf die Problematik Geschiedener reduzieren. Die Fixierung auf das Scheitern einer Ehe wäre ohnehin eine negative Sichtweise, die der eigentlichen Intention der Moral- und Sakramententheologie zuwider läuft.
Sowohl die Moral-, als auch die Sakramententheologie ergeben sich aus den beiden Hauptgeboten der Gottes- und Nächstenliebe. Dabei erklärt die Moraltheologie, wie Gottes- und Nächstenliebe gelebt werden können, und die Sakramententheologie, welche Mittel zu einem Gott gefälligen Leben führen.
Moraltheologisch zeigt sich, dass Gottesliebe und Nächstenliebe auf verschiedene Weise gelebt werden können. Es gibt also weder eine Pflicht, das zölibatäre Leben der Jugend für immer fortzusetzen, noch eine Pflicht, zu heiraten. Während das zölibatäre Leben als christliches Ideal gilt, das nicht durch ein Sakrament begründet wird, begründet das Sakrament der Ehe die geschlechtliche Gemeinschaft von Mann und Frau als Gott gefällig. Das Sakrament spenden sich die Eheleute durch feierliche Erklärung vor dem Traualtar und Vollzug im Ehebett. Geordneter Sex in der Ehe führt als Sakrament zum himmlischen Frieden nicht nur der Eheleute, sondern als sanktioniertes sexuelles Zusammenleben auch in der Gemeinde. Zur christlichen Ordnung sexuellen Zusammenlebens gehört die monogame Beschränkung auf einen Ehepartner in lebenslanger Treue. Im Unterschied zu anderen Lebensformen ist für das eheliche Zusammenleben die regelmäßige sexuelle Gemeinschaft konstitutiv. Wer das nicht will oder nicht dazu in der Lage ist, sollte nicht heiraten. Darüber hinaus schulden die Ehegatten die christliche Liebe einander immer.
Schon Jesus kennt Abweichungen vom christlichen Ideal der Ehe. Pastoral drängt er auf Wiederherstellung des Idealzustandes. Die Versöhnung zerstrittener Gläubiger stellt er über den Sakramentenempfang vor dem Altar. Das Sakrament stiftet also nicht diese Versöhnung, sondern besiegelt sie. Die Versöhnung kann also nicht durch das Sakrament ersetzt werden. Gott ist nur dort barmherzig, wo Gläubige barmherzig sind. Unbarmherzige Gläubige können also nicht mit Gottes Barmherzigkeit rechnen.
Eine wichtige theologische Frage stellt sich nach Sondersituationen. Besteht eine Ehe, wo ein Ehegatte sich auf Dauer der sexuellen Gemeinschaft entzieht - durch eine anderweitige Beziehung oder anders begründete Abstinenz - und damit seiner ehelichen Selbstverpflichtung nicht nachkommt? Besteht eine Ehe, wo die potenziellen Sakramentenspender ihre Beziehung einvernehmlich öffentlich annulliert haben? Darf die Kirche das Sexualleben eines Gläubigen entgegen der Idee der monogamen Ehe durch pastorale Zwangsmaßnahmen auf Null reduzieren? Darf die Kirche das sakramentale Leben eines Gläubigen, der sonstigen Verpflichtungen einfach nicht nachkommen kann, auf Null reduzieren? Christliche Barmherzigkeit zeigt sich hier sicherlich darin, von den Brüdern und Schwestern im Glauben nicht mehr zu verlangen, als sie leisten können, weil dies der Gesundheit der Seele und dem Frieden in der Gemeinde nicht dienlich ist.
Dabei kann man nicht die Ehe als ein Element aus dem theologischen Gesamtzusammenhang herausbrechen und auf die Problematik Geschiedener reduzieren. Die Fixierung auf das Scheitern einer Ehe wäre ohnehin eine negative Sichtweise, die der eigentlichen Intention der Moral- und Sakramententheologie zuwider läuft.
Sowohl die Moral-, als auch die Sakramententheologie ergeben sich aus den beiden Hauptgeboten der Gottes- und Nächstenliebe. Dabei erklärt die Moraltheologie, wie Gottes- und Nächstenliebe gelebt werden können, und die Sakramententheologie, welche Mittel zu einem Gott gefälligen Leben führen.
Moraltheologisch zeigt sich, dass Gottesliebe und Nächstenliebe auf verschiedene Weise gelebt werden können. Es gibt also weder eine Pflicht, das zölibatäre Leben der Jugend für immer fortzusetzen, noch eine Pflicht, zu heiraten. Während das zölibatäre Leben als christliches Ideal gilt, das nicht durch ein Sakrament begründet wird, begründet das Sakrament der Ehe die geschlechtliche Gemeinschaft von Mann und Frau als Gott gefällig. Das Sakrament spenden sich die Eheleute durch feierliche Erklärung vor dem Traualtar und Vollzug im Ehebett. Geordneter Sex in der Ehe führt als Sakrament zum himmlischen Frieden nicht nur der Eheleute, sondern als sanktioniertes sexuelles Zusammenleben auch in der Gemeinde. Zur christlichen Ordnung sexuellen Zusammenlebens gehört die monogame Beschränkung auf einen Ehepartner in lebenslanger Treue. Im Unterschied zu anderen Lebensformen ist für das eheliche Zusammenleben die regelmäßige sexuelle Gemeinschaft konstitutiv. Wer das nicht will oder nicht dazu in der Lage ist, sollte nicht heiraten. Darüber hinaus schulden die Ehegatten die christliche Liebe einander immer.
Schon Jesus kennt Abweichungen vom christlichen Ideal der Ehe. Pastoral drängt er auf Wiederherstellung des Idealzustandes. Die Versöhnung zerstrittener Gläubiger stellt er über den Sakramentenempfang vor dem Altar. Das Sakrament stiftet also nicht diese Versöhnung, sondern besiegelt sie. Die Versöhnung kann also nicht durch das Sakrament ersetzt werden. Gott ist nur dort barmherzig, wo Gläubige barmherzig sind. Unbarmherzige Gläubige können also nicht mit Gottes Barmherzigkeit rechnen.
Eine wichtige theologische Frage stellt sich nach Sondersituationen. Besteht eine Ehe, wo ein Ehegatte sich auf Dauer der sexuellen Gemeinschaft entzieht - durch eine anderweitige Beziehung oder anders begründete Abstinenz - und damit seiner ehelichen Selbstverpflichtung nicht nachkommt? Besteht eine Ehe, wo die potenziellen Sakramentenspender ihre Beziehung einvernehmlich öffentlich annulliert haben? Darf die Kirche das Sexualleben eines Gläubigen entgegen der Idee der monogamen Ehe durch pastorale Zwangsmaßnahmen auf Null reduzieren? Darf die Kirche das sakramentale Leben eines Gläubigen, der sonstigen Verpflichtungen einfach nicht nachkommen kann, auf Null reduzieren? Christliche Barmherzigkeit zeigt sich hier sicherlich darin, von den Brüdern und Schwestern im Glauben nicht mehr zu verlangen, als sie leisten können, weil dies der Gesundheit der Seele und dem Frieden in der Gemeinde nicht dienlich ist.
Zuletzt geändert von overkott am Dienstag 15. April 2014, 19:54, insgesamt 1-mal geändert.