Der Witz ist ja, dass es bislang auch keinen größeren Kurswechsel gibt, schließlich ist er kaum zwei Jahre im Amt. Die einzige größere Maßnahme war, dass er das Statut für die Pfarrbeauftragten nicht verlängert hat. Allerdings heißt das keineswegs, dass es jetzt keine Pfarrbeauftragten mehr gibt. Bis auf weiteres sind diese weiterhin im Amt, auf der Rechtsgrundlage einer Verwaltungsvorschrift des Generalvikariats. Diese Nuance hat in dem Mediengewitter niemanden interessiert.Juergen hat geschrieben:Oh, er ist ein Konservativer?cantus planus hat geschrieben:So etwas ist abzusehen, und ein konservativer Bischof muss...
Quelle: viewtopic.php?p=186828#p186828cantus planus hat geschrieben:Ich würde ihn als gemäßigt-liberal bezeichnen. Er ist sicherlich kein "Revoluzzer", aber eben auch kein typisch Konservativer. Der von manchen erhoffte große Kurswechsel in Limburg dürfte meiner Meinung nach wohl ausbleiben.
Die Kritikpunkt, denen sich der Bischof gegenübersieht, sind daher gar keine wirklich thematischen oder bistumspolitischen.
Es gibt mehrere Problemfelder:
-Den Sparprozess, den Kamphaus angeleiert hat und der etliche Kirchen aus der Finanzierung hat fallen lassen. Die verschonten Gemeinden fürchten nun weitere Einschnitte. Zudem ist kein Geheimnis, dass die von Kamphaus eingerichteten Pastoralen Räume die Pfarreien von morgen sind. Leider sind die Gläubigen von heute stark provinzialisiert und haben keinen Überblick über andere Ortskirchen. Wenn sie mal nach Aachen, Essen oder Hildesheim gucken würden, dann würden sie schnell ganz anders reden. Ich befürchte, der Katzenjammer wird kommen, wenn Tebartz wirklich irgendwann in Köln landen wird und in Limburg ein Radikalreformer ans Werk gehen wird, der die Gemeinden nichtmal mehr nach ihrer Meinung fragt.
-Tebartz-van Elst hat angeblich verlauten lassen, dass Laientheologen keine Seelsorger seien. Das war unter denen natürlich der Aufreger Nummer eins. Die Predigten des Bischofs zu den Sendungsfeiern lassen indes auf ein wesentlich differenzierteres Wort des Bischofs schließen, nur sowas geht heute im Massenandrang von Informationen unter. In einem Interview im Haus am Dom in Frankfurt hat der Bischof jedenfalls bestritten, das so gesagt zu haben.
-Tebartz-van Elst hat einen Bezirksdekan gefeuert, weil dieser eine Homosexuellen"trauung" mitgeleitet hatte. Tebartz hätte ihn wohl auch von seinem Pfarramt entbunden, hat sich aber umstimmen lassen. Eine solche Sache wäre in jedem Beruf völlig klar: Der Bischof war selber kurz zuvor noch in Wetzlar gewesen, doch der Bezirksdekan hat über die Angelegenheit kein Wort verloren. Zudem hat sich anschließend die protestantische Gemeinde verwundert gezeigt, denn die hatte es abgelehnt, die eigene Kirche dafür zur Verfügung zu stellen. Meine Informationen beruhen ua auf dem was der Bischof im oben erwähnten Interview gesagt hat. Der Bischof hat dort deutlich gemacht, dass er die Bezirksdekane als engste Mitarbeiter in der Fläche sieht und sich daher auf sie hundertprozentig verlassen können muss. Zudem weiß im Apparat jeder, dass Tebartz damit eine Konsequenz bewiesen hat, die Kamphaus mitunter abging. Kamphaus war daher leichter von Priester und anderen Angestellten unter Druck zu setzen. Tebartz hat also schon aus Amtsraison diese Entscheidung treffen müssen. Jetzt weiß jeder Pfarrer, dass der Priestermangel kein hundertprozentiger Schutz vor Disziplinarmaßnahmen ist.
-Tebartz-van Elst hat seinen Generalvikar unlängst durch einen neuen ersetzt. Im Prinzip nichts besonderes, aber zu diesem Zeitpunkt war der Bischof eben schon in die Kritik der Basis geraten, und ab diesem Zeitpunkt ist alles schlecht, auch das, was eigentlich normal oder sogar positiv ist. Dann kam noch dazu, dass der neue Generalvikar 71 Jahre alt ist. Das machte es leicht, ein "Absägen" des alten zu vermuten. Dabei ist das eigentlich nur richtig. Hätte Tebartz vielleicht einen Pfarrer von irgendwo nach Limburg versetzen sollen? Den hätte er ja gar nicht ersetzen können. Mit einem ohnehin in Limburg residierenden Verwaltungsfachmach wie DDr Kaspar ist er allemal besser gefahren. Und der Austausch eines Generalvikars an sich ist ja nun auch nichts besonderes. Man kommt ins Amt und kennt niemanden, also nimmt man erstmal den alten Generalvikar. Dann lernt man die Diözese und das Personal kennen und entscheidet sich nach Bedarf für ein neues "alter ego".
Leider sind solche rational nachvollziehbaren Vorgänge der reflexartigen Empörung der Basis nicht gewachsen. Überhaupt ist die Empörung neben dem Neid ja eine regelrechte Lieblingsemotion geworden. Ich empöre mich, also bin ich.