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Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:03
von lifestylekatholik
Lioba hat geschrieben:
Es bedeutet auch nicht immer: gegen den Willen des Kindes (auch wenn es die Sache mitunter nicht einschätzen kann). Da gibt es doch eine riesige Spannweite. :achselzuck:
Jein- deshalb wird ja auch unterschieden zwischen Blödsinn, den Kids untereinander treiben- wobei aber auch in ungesunder Weise mit Gruppendruck oder dominanz Einzelner zu rechnen ist.
Der Wille des Kindes ist so eine Sache. es ist schon für Erwachsene nicht leicht sich darüber Rechenschaft zu geben, was sie eigentlich wollen- und ob das dann gut für sie ist.
Ein Kind sucht bei einem Erwachsenen oder älteren Jugendlichen wohl zuerst Schutz, Leitung, Anerkennung, Zuwendung. Die eigene Sexualität durchläuft Entwicklungsphasen, die mal von Neugier, mal aber auch von Abwehr- Latenzphase- gekennzeichnet ist. Es ist durchaus nicht ohne, wenn da sexuelle Aktivität gekoppelt wird mit der Erfüllung der ureigentlichen altersgemässen Bedürfnisse.
Ja, natürlich. Ist alles richtig richtig. Ich rede ja auch gar nicht sexuellen Aktivitäten mit Kindern das Wort.

Wichtig scheint mir aber schon, dass man auch wahrnimmt, das »sexueller Missbrauch« nicht immer gleich eine Riesenkatastrophe für die Psyche des Kindes oder des Jugendlichen ist und dass manche Hysterie hier eher schädlich ist, in jeder Hinsicht. Es kommt halt immer auf den Einzelfall an.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:16
von Linus
ar26 hat geschrieben:Ein Tradi kommt mit Schriftprotestantismus. Das Thema hatten wir aber schon. Ich bin einmal geohrfeigt worden, in einer Situation, wo das hätte auch unter Erwachsenen passieren können. War nicht Teil der Erziehung.
Ohrfeigen seitens meines Vaters ziemlich genau im Jahresabstand zwischen meinem 16 und 19 Lebensjahr. Meist knapp vor meinem Geburtstag. Immer aus einer Situation heraus, wo ich, wenn ich mein Vater wäre, genauso gehandelt hätte, weil der Bua ned nur rotzfrech war, sondern auch Grenzen derart überschritten hat, daß selbst die Toleranzzonen deutlich hinter einem gelegen waren.
Ob ich deswegen assozial geworden bin, überlasse ich der Beurteilung anderer. Ich mag allerdings nicht aufräumen und saubermachen.
Ein Messie ist kein asozialer - nicht zwingenderweise

Linus, Teilzeitmessie

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:17
von Raphael
lifestylekatholik hat geschrieben:Ja. Aber »sexueller Missbrauch« heißt doch nicht automatisch gleich »seelische (und körperliche) Katastrophe« für das Kind. Es bedeutet auch nicht immer: gegen den Willen des Kindes (auch wenn es die Sache mitunter nicht einschätzen kann). Da gibt es doch eine riesige Spannweite. :achselzuck:
Zugegegeben, da gibt es eine große Spannweite!

Nichtsdestoweniger ist »sexueller Missbrauch« automatisch eine »seelische (und körperliche) Katastrophe« für das Kind, weil es in einer Phase, die für die Ausbildung der richtigen (christlichen) Lebenshaltung eminent wichtig ist, auf eine völlig falsche Fährte gesetzt wird. Man sollte das menschliche Erinnerungsvermögen nicht unterschätzen.

Man kann ja sogar noch innerhalb des »sexuellen Missbrauchs« weiter differenzieren, indem man zwischen den Fällen unterscheidet, in denen der Täter rohe Gewalt anwendet und den Fällen, wo das Kind/der Jugendliche durch Geschenke/Schmeicheleien/Versprechungen gefügig gemacht wird oder die natürliche Neugier des Heranwachsenden ausgenutzt wird. Die Verarbeitung solcher Erlebnisse wird auch IMHO von dem ebengeschilderten modus operandi des Täters abhängen: Ein gewälttätiger Mißbrauch ist sicherlich schwerer zu verarbeiten als einer, bei dem das Kind/der Jugendliche zumindest scheinbar einwilligt.

Objektiv bleibt jedoch die Schädigung der Seele des Kindes, die es unsichtbar in seinen mehr oder weniger bewußten Erinnerungen mit sich herumschleppt.

Außerdem reagiere ich in diesem Punkt deshalb so empfindlich, weil eine Heilung der beschädigten Seele nur von der Institution vorgenommen werden kann, zu deren "Bodenpersonal" der Täter gehörte. Der Täter begeht also nicht nur eine Straftat, sondern baut als Kollateralschaden gleichzeitig auch noch eine Mauer, die es zu überwinden gilt, wenn man die seelischen Schäden zu beseitigen versucht.
lifestylekatholik hat geschrieben:Es wird auch Fälle von durch Kleriker schwer sexuell missbrauchten Kindern und Jugendlichen geben, die »dennoch« beim katholischen Glauben bleiben. So what?
Das ist mir etwas zu nonchalant!
Gründe: siehe oben.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:55
von Gamaliel
ar26 hat geschrieben:@ Gamliel
Du zitierst vier Stellen aus Gottes Offenbarung an den Alten Bund und versuchst anzudeuten, daß hieraus ipso facto gültige Bestimmungen für den neuen Bund erwachsen. Ob diese Aussagen für den neuen Bund überhaupt relevant sind, hast Du nicht belegt. Derartig wertfreies Zitieren der Schrift nenne ich Bibelprotestantismus.

1. Richtet sich Dein Vorwurf zuerst einmal an den hl. Thomas, denn der hat mir das Zitieren von Bibelstellen vorgemacht.
Im „Sed contra“ (Du weißt sicher, daß Thomas hier gerne ein Autoritätsargument bringt) der von Berolinensis angegeben Stelle, schreibt er übrigens einfach so, ganz wertfrei:
Sed contra est quod dicitur Prov. XIII, 24: Qui parcit virgae, odit filium suum; et infra XXIII,13-14: Noli subtrahere a puero disciplinam. Si enim percusseris eum virga, non morietur, tu virga percuties eum, et animam eius de Inferno liberabis. Et Eccli. XXXIII,28: Dicitur, servo malevolo tortura et compedes.
In diesem Sinne, danke, für Deinen wertvollen Beitrag auch im Hinblick auf die Thomas- und Lutherforschung. Endlich ist es bekannt, daß es schon lange vor Luther, erste „anonyme Protestanten“ bzw. „Bibelprotestanten“ gegeben hat und diese von der Kirche sogar heiliggesprochen wurden!


2. Ich versuche gar nichts anzudeuten, sondern ich habe eine einfache Frage gestellt:
Gamaliel hat geschrieben:Ich möchte wissen, […]
2. wie jene Katholiken, die körperliche Strafen grundsätzlich ausschließen, die Hl. Schrift an z.B. folgenden Stellen "verstehen": [...]
Die Frage knüpfte an die Bedeutung der Inspiration und des Literalsinnes der Hl. Schrift an. Wer die zitierten Stellen für falsch hält oder sie in einem völlig anderen Sinne verstehen, hat für seine These die Beweispflicht; darauf zielte meine Frage ab.

3. Wie kommst Du denn auf die Idee, daß Aussagen, die Gott im Alten Bund gemacht hat, von vorneherein im Neuen Bund nicht mehr gültig sein sollen und ihre Verwendung daher jedes Mal einer vorausgehenden Rechtfertigung bedarf?

4. Anselmus hat im Prinzip die richtige Antwort gegeben:
Anselmus hat geschrieben:Deine Ausführung könnte ich verstehen, wenn es sich bei Gamaliels Zitaten um tatsächliche Gebote Gottes (z.B. aus dem mosaischen Gesetz) handelte. Aber Gamaliel führte keine Gebote auf, sondern vieleher Ratschläge aus der Bibel. Diese Ratschläge haben auch meiner Meinung nach nichts mit dem Bundesschluss Gottes zu tun.
Die Lehre des hl. Thomas (vgl. II-II, q. 100 & 103) lautet kurz zusammengefaßt: Die praecepta moralia des Alten Bundes gelten weiter, da Teil des Naturgesetzes; die praecepta caeremonialia et iudicialia sind im Neuen Bund aufgehoben.

Den Zusammenhang der zitierten Schriftstellen mit den „praecepta moralia“ bzw. dem Naturgesetz kannst Du im „corpus“ der von Berolinensis angegeben Thomas-Stelle nachlesen.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:57
von Gamaliel
Raphael hat geschrieben:Außerdem reagiere ich in diesem Punkt deshalb so empfindlich, weil eine Heilung der beschädigten Seele nur von der Institution vorgenommen werden kann, zu deren "Bodenpersonal" der Täter gehörte. Der Täter begeht also nicht nur eine Straftat, sondern baut als Kollateralschaden gleichzeitig auch noch eine Mauer, die es zu überwinden gilt, wenn man die seelischen Schäden zu beseitigen versucht.
Ein richtiger und wichtiger Gedanke! :daumen-rauf:

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:57
von cantus planus
Sollen wir dem entnehmen, dass jene, die glauben, man könnte Kinder auch ohne einen gelegentlichen Klaps disziplinieren (schon an diesem Wort merkt man, dass ich kein Vertreter der "modernen" Pädagogik bin), nicht katholisch sind?

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 10:57
von cantus planus
Oh, zu langsam.

Meine Aussage bezog sich natürlich auf die vorherigen Beiträge. ;D

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 11:03
von Peti
Anaxagoras hat geschrieben:Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man die 1 bis 2 Jahre kinderliche Erziehung nicht ganz ohne körperliche Züchtigung schafft:
Da kann ich dir widersprechen, Anaxagoras, wir haben unsere Söhne ohne körperliche Züchtigung erzogen
Mein älterer Sohn heiratet dieses Wochenende. Und als wir ihn mal fragten, wie er seine Kinder erziehen will, antwortete er uns:
Sicher so wie ihr das gemacht habt.
Peti hat geschrieben:Ich hab mich über unser Thema mit einigen unserer Altenheimbewohner unterhalten. Bei den meisten war es so, daß ein Elternteil etwas strenger oder überstreng war, der andere, meist die Mutter ausgleichender und verständnisvoller.
"Schimpfen tut nicht weh und Haun geht gleich vorbei", war früher ein weitverbreiteter Spruch in Bayern. Man muß jetzt kein Moralapostel sein und kann darüber auch ein wenig lachen,- das haben wir auch in unseren Gesprächen getan. Aber damit kann man auch nicht alles Negative einfach unter den Teppich kehren.
Einige wenig Altenheimheimbewohner sagten mir auch, daß ihr Vater viel zu streng war. Einige aber auch, "ich wurde nie geschlagen". Und ich hab das Gefühl, daß diese Gruppe noch heute stolz auf ihre Eltern ist.
Aber das alles wurde ja hier schon besprochen
viewtopic.php?f=6&t=8661&hilit=Don+Bosco
Und für Christen gibt es ja das grosse Vorbild Don Bosco.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 11:51
von Linus
[offtopic] Heiraten a) bei diesem Wetter? und b) in der Fastenzeit? :nein: [offtopic]

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 12:00
von cantus planus
Worauf bezieht sich das denn jetzt? :hae?:

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 12:02
von taddeo
cantus planus hat geschrieben:Worauf bezieht sich das denn jetzt? :hae?:
Wohl auf Petis älteren Sohn, wie oben erwähnt.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 12:03
von cantus planus
Ah, danke! Da hatte ich was verpasst. :tuete:

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 13:00
von Peti
Mit Gottes Hilfe muss es weitergehen:
"Im Kloster Ettal bekundeten hunderte ehemaliger und aktueller Schüler, Eltern und Lehrkräfte ihre Solidarität mit der Schule – aber auch mit Missbrauchsopfern.
Der Sonntagsgottesdienst in der Basilika von Ettal im Kreis Garmisch-Partenkirchen war mehr als gut besucht. Über 600 Gläubige – darunter viele ehemalige Schüler, die bis aus Berlin oder London angereist waren – verbanden den Besuch der Messe mit einer Solidaritätsbekundung mit dem Kloster und den Missbrauchsopfern.

Die Predigt hielt Pfarrer Florian Wörner, selbst Altettaler und heute Diözesanjugendpfarrer im Bistum Augsburg. Zweimal wurden seine Ausführungen von langanhaltendem Applaus unterbrochen. „Hier in Ettal ist auch viel Gutes auf den Weg gebracht worden. Das muss auch gesagt werden“, betonte er unter dem Beifall der Gottesdienstbesucher. Ebenso stimmten die Zuhörer die Aussage zu: „Die Mönche sind völlig zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt worden.“ Das Leben in Ettal müsse nach einer Phase der Ruhe, der Läuterung und der Umkehr weitergehen, „mit neuem Mut und neuer Zuversicht und mit Gottes Hilfe“."
Aus Münchner Merkur, 8.März

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 13:01
von cantus planus
Joseph Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Wo immer Beifall für menschliches Machen in der Liturgie aufbricht, ist dies ein sicheres Zeichen, dass man das Wesen der Liturgie gänzlich verloren und sie durch eine Art religiös gemeinter Unterhaltung ersetzt hat.
Bei allem Verständnis ist es doch wieder ein Musterbeispiel.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 13:18
von Peti
Die Predigt hielt Pfarrer Florian Wörner, selbst Altettaler und heute Diözesanjugendpfarrer im Bistum Augsburg. Zweimal wurden seine Ausführungen von langanhaltendem Applaus unterbrochen. „Hier in Ettal ist auch viel Gutes auf den Weg gebracht worden. Das muss auch gesagt werden“, betonte er unter dem Beifall der Gottesdienstbesucher. Ebenso stimmten die Zuhörer die Aussage zu: „Die Mönche sind völlig zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt worden.“ Das Leben in Ettal müsse nach einer Phase der Ruhe, der Läuterung und der Umkehr weitergehen, „mit neuem Mut und neuer Zuversicht und mit Gottes Hilfe“."
cantus planus hat geschrieben:
Joseph Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Wo immer Beifall für menschliches Machen in der Liturgie aufbricht, ist dies ein sicheres Zeichen, dass man das Wesen der Liturgie gänzlich verloren und sie durch eine Art religiös gemeinter Unterhaltung ersetzt hat.
Bei allem Verständnis ist es doch wieder ein Musterbeispiel.
In diesem ganz besonderem Fall würde ich es als Ausnahme durchgehen lassen.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 13:28
von Anaxagoras
Peti hat geschrieben:
Anaxagoras hat geschrieben:Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man die 1 bis 2 Jahre kinderliche Erziehung nicht ganz ohne körperliche Züchtigung schafft:
Da kann ich dir widersprechen, Anaxagoras, wir haben unsere Söhne ohne körperliche Züchtigung erzogen
Also, unsere Kinder bekamen schon mal eins auf den Hintern oder auf die Finger, aber irgendwelche Verletzungen gab es niemals (nicht mal blaue Flecken).
Peti hat geschrieben:Aber das alles wurde ja hier schon besprochen
viewtopic.php?f=6&t=8661&hilit=Don+Bosco
Und für Christen gibt es ja das grosse Vorbild Don Bosco.
Danke für den Link. Ich werde mir den Thread mal in Ruhe durchlesen.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 14:13
von Berolinensis
Zumal es ja hier um die Predigt geht, nicht um die Liturgie i.e.S.
Peti hat geschrieben:Die Predigt hielt Pfarrer Florian Wörner, selbst Altettaler und heute Diözesanjugendpfarrer im Bistum Augsburg. Zweimal wurden seine Ausführungen von langanhaltendem Applaus unterbrochen. „Hier in Ettal ist auch viel Gutes auf den Weg gebracht worden. Das muss auch gesagt werden“, betonte er unter dem Beifall der Gottesdienstbesucher. Ebenso stimmten die Zuhörer die Aussage zu: „Die Mönche sind völlig zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt worden.“ Das Leben in Ettal müsse nach einer Phase der Ruhe, der Läuterung und der Umkehr weitergehen, „mit neuem Mut und neuer Zuversicht und mit Gottes Hilfe“."
cantus planus hat geschrieben:
Joseph Kardinal Ratzinger hat geschrieben:Wo immer Beifall für menschliches Machen in der Liturgie aufbricht, ist dies ein sicheres Zeichen, dass man das Wesen der Liturgie gänzlich verloren und sie durch eine Art religiös gemeinter Unterhaltung ersetzt hat.
Bei allem Verständnis ist es doch wieder ein Musterbeispiel.
In diesem ganz besonderem Fall würde ich es als Ausnahme durchgehen lassen.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 14:37
von Christian
Anaxagoras hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Anaxagoras hat geschrieben:Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man die 10 bis 20 Jahre kinderliche Erziehung nicht ganz ohne körperliche Züchtigung schafft:
Da kann ich dir widersprechen, Anaxagoras, wir haben unsere Söhne ohne körperliche Züchtigung erzogen
Also, unsere Kinder bekamen schon mal eins auf den Hintern oder auf die Finger, aber irgendwelche Verletzungen gab es niemals (nicht mal blaue Flecken).
Meine Eltern haben mich nie geschlagen. einmal habe ich ordentlich Haue von meiner Großmutter erhalten.

gruß,

christian

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 17:15
von Anaxagoras
Christian hat geschrieben:
Anaxagoras hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Anaxagoras hat geschrieben:Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man die 10 bis 20 Jahre kinderliche Erziehung nicht ganz ohne körperliche Züchtigung schafft:
Da kann ich dir widersprechen, Anaxagoras, wir haben unsere Söhne ohne körperliche Züchtigung erzogen
Also, unsere Kinder bekamen schon mal eins auf den Hintern oder auf die Finger, aber irgendwelche Verletzungen gab es niemals (nicht mal blaue Flecken).
Meine Eltern haben mich nie geschlagen. einmal habe ich ordentlich Haue von meiner Großmutter erhalten.
Wenn ich also das Ergebnis dieser (nicht representativen) Meinungen mal zusammenfassen darf...
Es scheint in den letzten 30 Jahren, weder in christlichen noch in säkularen Familien üblich gewesen zu sein, Kinder durch Gewaltanwendung zu massregeln.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 17:54
von Peti
Anaxagoras hat geschrieben: Wenn ich also das Ergebnis dieser (nicht representativen) Meinungen mal zusammenfassen darf...
Es scheint in den letzten 30 Jahren, weder in christlichen noch in säkularen Familien üblich gewesen zu sein, Kinder durch Gewaltanwendung zu massregeln.
In meiner eigenen Schulklasse in den fünfziger-Jahren wird man da nur wenige finden, die solche Massnahmen nicht erlebt haben. Ich hab noch den Tatzenstock in der Schule kennengelernt und auch zu Hause ist der Watschenbaum manchmal umgefallen. Aber Ausnahmen, wie meine Frau z.B., wurden auch damals nie geschlagen. Meine Frau hat das weitergegeben und ich hab sie gerne dabei unterstützt.
Bei unseren Kindern war in den achziger Jahren "Massregelung durch Gewaltanwendung" nicht mehr so üblich, aber noch lange nicht ausgeschlossen. Sie erzählten uns oft von Klassenkameraden, bei denen es zu Hause Prägel gab und sie waren dann immer stolz, dass es bei ihnen nicht so war.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 22:27
von kurtklein
lifestylekatholik hat geschrieben: Aber »sexueller Missbrauch« heißt doch nicht automatisch gleich »seelische (und körperliche) Katastrophe« für das Kind. Es bedeutet auch nicht immer: gegen den Willen des Kindes (auch wenn es die Sache mitunter nicht einschätzen kann). Da gibt es doch eine riesige Spannweite. :achselzuck:
Stimmt - es ist eine große Spannweite denkbar. Dennoch halte ich solche Aussage für verharmlosend bis zynisch. Ich würde sie in die gleiche Schublade geben, wie Spekulationen über vergewaltigte Frauen, denen man nachsagt, sie hätten es gewollt oder sogar Spaß dabei gehabt :nein:

Mit Rücksicht auf die Mißbrauchsopfer würde ich mich hüten so etwas in den Raum zu stellen.

lg kurtklein

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 22:45
von cantus planus
Danke, Kurt. Die Bemerkung verkneife ich mir schon, seit das Posting hier steht.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 22:46
von Peregrin
kurtklein hat geschrieben: Stimmt - es ist eine große Spannweite denkbar. Dennoch halte ich solche Aussage für verharmlosend bis zynisch. Ich würde sie in die gleiche Schublade geben, wie Spekulationen über vergewaltigte Frauen, denen man nachsagt, sie hätten es gewollt oder sogar Spaß dabei gehabt :nein:

Mit Rücksicht auf die Mißbrauchsopfer würde ich mich hüten so etwas in den Raum zu stellen.
Mißbrauchsopfer, die ihre Geschichten in den Raum stellen, werden auch Kommentare dazu aushalten müssen. (Es sind übrigens auch nicht alle Frauen vergewaltigt worden, die solches danach behauptet haben.) Vorgeblichen Opfern nicht alles auf die blauen Augen zu glauben ist auch gute Rechtstradition und keineswegs so zynisch, wie Du hier tust.

Gegen berechtigte Differenzierungsversuche gleich ad hominem zu wüten ist, nebenbei bemerkt, auch kein guter Stil.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 22:59
von Gamaliel
Kothgasser: "Zölibat zur Diskussion stellen"
Er schäme sich sehr für die katholische Kirche, besonders wegen des vielen Leids, das Priester durch sexuellen Missbrauch jungen Menschen angetan hätten. Das sagte Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser im ORF-Interview.

[...]

Die Kirche müsse in ihrer heutigen Lage überlegen, ob der Zölibat eine angemessene Lebensform sei, sagte der Salzburger Erzbischof: "Die Zeiten und die Gesellschaft haben sich verändert. Und deswegen wird die Kirche überlegen müssen, wie sie diese Lebensform weiterpflegen kann, oder was sie verändern muss."
Ich schäme mich mit solchen Hirten in derselben Kirche zu sein!

Wie kann sich ein Erzbischof nur für die Kirche schämen??? Dieses sentimentale Anbiedern an Medien und Zeitgeist wird immer unerträglicher, noch dazu in der aktuellen Phase, wo die Kirche Hirten und nicht Mietlinge dringend bräuchte. Aber vielleicht ist das das Weihrauchkörnchen, das dem säkularen Staat geopfert werden muß, um ohne größere Schäden nocheinmal aus dem Würgegriff entlassen zu werden!?

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Donnerstag 11. März 2010, 23:07
von Gamaliel
Peregrin hat geschrieben:Vorgeblichen Opfern nicht alles auf die blauen Augen zu glauben ist auch gute Rechtstradition und keineswegs so zynisch, wie Du hier tust.
Dazu passend ein Bericht auf kath.net mit dem Titel:

"Missbrauchsopfer wollte 1 Million Euro Schweigegeld"

(Lesenswert sind auch die Lesermeinungen dazu.)

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Freitag 12. März 2010, 07:13
von lifestylekatholik
kurtklein hat geschrieben:Stimmt - es ist eine große Spannweite denkbar. Dennoch halte ich solche Aussage für verharmlosend bis zynisch. Ich würde sie in die gleiche Schublade geben, wie Spekulationen über vergewaltigte Frauen, denen man nachsagt, sie hätten es gewollt oder sogar Spaß dabei gehabt :nein:
Diese Unterstellung, diese Aussage sei zynisch, weise ich ausdrücklich zurück. Das ist Unsinn. Du kannst diesen Vorwurf an nicht einer Stelle in meinem Beitrag festmachen.

Auch die Behauptung, sie sei verharmlosend, weise ich zurück. Es dient keinem Beteiligten, wenn Diskussionsteilnehmer alle Fälle in einen Topf werfen und einen differenzierten Blick verbieten wollen.
kurtklein hat geschrieben:Mit Rücksicht auf die Mißbrauchsopfer würde ich mich hüten so etwas in den Raum zu stellen.
»Mit Rücksicht auf die Missbrauchsopfer« muss vor allem ehrlich diskutiert werden. Ich finde es ärgerlich, dass du dazu nicht bereit bist.

Es ist ein großer Unterschied, ob ein Erwachsener einem Kind einmal mit der Hand über den bekleideten Allerwertesten streichelt oder ob ein Kind regelmäßig anal penetriert wird. Die seelischen und die körperlichen Auswirkungen sind radikal verschieden. Dennoch wird beides unter dem Begriff »sexueller Missbrauch« subsumiert. Eine Differenzierung und eine fallbezogene Betrachtung ist also dringend geboten.

Alles über einen Kamm zu scheren, so wie du es anmahnst, das wäre tatsächlich eine Verhöhnung der Opfer.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Freitag 12. März 2010, 08:02
von Gamaliel
Ganz interessante Informationen enthält der "John Jay-Report"
The Nature and Scope of the Problem
of Sexual Abuse of Minors
by Catholic Priests and Deacons
in the United States
A Research Study Conducted by the
John Jay College of Criminal Justice
In Kapitel 4.2 steht etwa:
The study produced some important findings about the nature of child sexual abuse in
the Catholic Church.
• Unlike in the general population, more males than females were allegedly. In
fact, there was a significant difference between genders, with four out of five
alleged victims being male
.
The majority of alleged victims were post-pubescent, with only a small
percentage of priests receiving allegations of abusing young children.
(genauere Aufschlüsselung in Kapitel 4.3)


Als Laie legt sich mir da der Schluß nahe, daß viele der Vergehen einen homosexuellen Hintergrund hatten/haben und auch insofern nichts mit dem Zölibat* zu tun haben.

(* Hier geistig und geistlich völlig entkernt als bloßes Heiratsverbot verstanden.)

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Freitag 12. März 2010, 08:47
von Bernado
Gamaliel hat geschrieben:Als Laie legt sich mir da der Schluß nahe, daß viele der Vergehen einen homosexuellen Hintergrund hatten/haben und auch insofern nichts mit dem Zölibat* zu tun haben.
Die amerikanischen Ereignisse lassen keinen anderen Schluss zu; die deutschen, soweit man überhaupt schon sehen kann, was sich tatsächlich ereignet hat, legen ihn nahe. Das darf allerdings unter keinen Umständen ausgesprochen werden, da es der herrschenden Glorifizierung der HS widerspricht.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Freitag 12. März 2010, 09:03
von Anselmus
lifestylekatholik hat geschrieben: Es ist ein großer Unterschied, ob ein Erwachsener einem Kind einmal mit der Hand über den bekleideten Allerwertesten streichelt oder ob ein Kind regelmäßig anal penetriert wird. Die seelischen und die körperlichen Auswirkungen sind radikal verschieden. Dennoch wird beides unter dem Begriff »sexueller Missbrauch« subsumiert. Eine Differenzierung und eine fallbezogene Betrachtung ist also dringend geboten.

Alles über einen Kamm zu scheren, so wie du es anmahnst, das wäre tatsächlich eine Verhöhnung der Opfer.
Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.

Gerade dadurch, dass alles über einen Kamm geschoren wird, zeigt, dass es - besonders den Medien - gar nicht um die Opfer geht. Denn das Opfer, als Individuum geht unter, wenn man alle diese Handlungen, die unter dem "sexuellen Missbrauch" subsummiert werden, gleich behandelt. Dies ist reinste Instrumentalisierung der Opfer.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Freitag 12. März 2010, 09:32
von Ewald Mrnka
Die Opfergesellschaft:

http://www.abendblatt.de/vermischtes/ar ... aucht.html

Das Top-Thema wird sich nach und nach bis auf Kaninchen-und Anglervereinsebene durchfressen - und es ist geeignet von richtigen Problemen wundervoll abzulenken.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Freitag 12. März 2010, 09:36
von Gamaliel
Schönborn: Nur die Wahrheit kann läutern
Nur das "schmerzliche Gedenken an die Leiden der Opfer" werde die Kirche läutern und reinigen, sagte der Wiener Erzbischof: "Dann kann es zu einer echten Umkehr in der Kirche führen, in unserem Leben."
Nein, und nochmals nein!

Die Kirche bedarf keiner Läuterung; Läuterung und vor allem Lichtung bedarf es hingegen im verweltlichten Klerus. Dabei wird auch kein "schmerzliches Gedenken" helfen, sondern nur die Rückkehr zur echt priesterlichen Lebensform, wie sie z.B. in Haerent animo dargestellt oder in der Person des hl. Pfarrers von Ars vorgelebt wurde.

Re: Mißbrauchsvorwürfe gegen Priester

Verfasst: Freitag 12. März 2010, 09:38
von Joseph
Ewald Mrnka hat geschrieben:Die Opfergesellschaft:
http://www.abendblatt.de/vermischtes/ar ... aucht.html
Das Top-Thema wird sich nach und nach bis auf Kaninchen-und Anglervereinsebene durchfressen - und es ist geeignet von richtigen Problemen wundervoll abzulenken.
Ewald, sobald bei Euch das warme Wetter ausbricht, wird das Lochness Monster wieder aktuell.... oder das wir alle verkochen werden wegen dem Klobelworming...